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My Way

Alles musste anders werden...

Teil 4 - Chaos in meinem Leben

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Chaos in meinem Leben

Viel hatte sich in den letzten Wochen nicht geändert, meine Eltern bewiesen wie eng Hass und Liebe nebeneinander liegen. Ich hatte meinen Eltern nahegelegt die Situation durch eine Scheidung zu klären und auch mein Bruder gab seinen Kommentar dazu ab und stimmte mir zu. Einzig meine Eltern zogen diese Variante nicht in Betracht, so resignierte ich und erwartete einfach jeden Abend einen Elternteil vom anderen erschlagen im Flur vorzufinden…..

Mein Hinterteil war wieder in Ordnung und alles gut verheilt.

In der Tanzschule war die Stimmung immer noch schlecht, allerdings beschränkte sich mein Einsatz auf das Notwendige. Früher konnte ich mich gar nicht loseisen, heute fiel mir das leicht. Außerhalb der Arbeitszeit traf man mich, im Gegensatz zu früher, nicht mehr in der Tanzschule an, das hatte sich meine Chefin selbst zuzuschreiben.

Thomas wohnte immer noch bei seiner Schwester und die Wochenenden verbrachte ich meist auch dort. Was mich wunderte war, dass Martina noch keinen Verdacht geschöpft hatte, aber wahrscheinlich kam sie überhaupt nicht auf den Gedanken, dass Thomas schwul sein könnte, da Thomas ja mit einer Frau zusammengelebt hatte.

Allerdings arbeitete Thomas jetzt in Heilbronn und war somit nicht mehr in meiner Nähe, musste aber auch nicht mehr so weit zur Arbeit fahren. Jedoch sahen wir uns unter der Woche kaum noch. Bei mir daheim war die Stimmung miserabel, da wollte Thomas nicht auftauchen. In der Tanzschule hatte er es sich auch verscherzt. Aber er hatte ja recht gehabt. Diese blöde Martina saß an der Bar und trank mit meiner Chefin Sekt. Als Thomas reinkam schaute sie ihn an und meinte: „ Mein Gott, können Sie sich nicht mal anständige Schuhe leisten?“ Thomas trug etwas ausgelatschte Cowboystiefel, darauf meinte er nur: „Waschen Sie sich erst mal ihre fettigen Haare“.

Mich hatte es fast umgehauen, ich glaube das Lachen stand mir im Gesicht, was das Verhältnis weder von mir, noch von Thomas zu meiner Chefin verbesserte. Thomas verließ danach die Tanzschule und kam nun auch nur noch sehr selten vorbei.

Mit meinen ehemaligen Klassenkameraden hatte ich keinen Kontakt mehr und auch Andi sah ich so gut wie nicht mehr, da er mit dem Formationstanzen aufgehört hatte.

Alles war einfach kompliziert und schwierig, wieder einmal dachte ich: Alles musste anders werden, ganz anders, aber wenn ich mit meinem Schatz zusammen war, konnte ich das alles vergessen, das war einfach nur schön und wir genossen die Zeit, die wir zusammen verbringen konnten in vollen Zügen.

Was sich verändert hatte waren meine Zukunftspläne, ich hatte eine Tanzschule aufgetan, 20 Minuten von Heilbronn entfernt. Diese Tanzschule stand zum Verkauf, ich hatte sie mir schon angesehen und entschieden, das Wagnis einzugehen. Die Finanzierung stand und ich hatte den Kaufvertrag gerade unterschrieben. Gleichzeitig hatte ich mit Thomas zusammen eine Wohnung gesucht und auch gefunden. Wir würden in ein paar Tagen in eine kleine 2 Zimmer Wohnung umziehen. Die Gegend war zwar nicht berauschend, aber das war uns egal. Meine Eltern hatten ziemlich schockiert darauf reagiert, vor allem meine Mutter, aber ich wollte nur weg. Weg und endlich mein Leben leben, so wie ich das wollte. Endlich die Tür schließen, mit Thomas in unserer Wohnung sein und tun zu was wir Lust hatten.

Endlich war es soweit, wir hatten uns einen Transporter geliehen und waren zuerst zu mir gefahren, um meine Habseligkeiten zu holen. Auf dem Hinweg fuhren wir noch bei meiner Chefin vorbei, die ich bereits vor 2 Tagen darüber informiert hatte, dass ich weg wollte, von meiner eigenen Tanzschule hatte ich nichts gesagt, nur von unserem zerrütteten Arbeitsverhältnis.

In der Tanzschule hatte meine Chefin zu meinem Erstaunen schon den Aufhebungsvertrag vorbereitet. Sogar mit sofortiger Freistellung. Ich musste heimlich lachen, sie könne nicht mehr mit mir zusammen arbeiten. Einen größeren Gefallen konnte sie mir gar nicht machen. Ich unterschrieb, packte meine persönlichen Sachen und verließ die Tanzschule, die ich vor vielen Jahren das erste Mal betreten hatte und in der ich so viele glückliche Stunden verbracht hatte und war erleichtert, dass der Horror der letzten Monate nun ein Ende hatte.

Dann fuhren wir zu mir nach Hause. Meine Mutter war zu Hause und sah sehr unglücklich aus. Ich war froh, dass sie sich gerade auf dem Weg ins Geschäft befand. So waren Thomas und ich dann alleine und konnten mein Zimmer ausräumen. Es war ja nicht viel, was ich mitzunehmen hatte, aber da wir unsere Wohnung möbliert übernommen hatten, brauchten wir auch nicht viel.

Als nächstes fuhren wir zu Martina nach Heilbronn, holten Thomas' sieben Sachen, um dann nach dem Ausladen in unserer Wohnung die Tür ins Schloss fallen zu hören.

Wir schauten uns an, fielen uns in die Arme und dann erschöpft im Schlafzimmer aufs Bett. Das erste Doppelbett, das erste Mal Platz, aber den brauchten wir gar nicht, da wir uns eng umschlungen und die Finger nicht voneinander lassen konnten. Wir zogen uns gegenseitig aus und begannen uns gegenseitig überall zu streicheln. Nach einem endlosen Kuss zog mich Thomas auf sich drauf und flüsterte mir ins Ohr: „Fick mich, ich will dich in mir spüren.“

Was dann geschah war unglaublich. Nicht, dass das unser erster Sex gewesen wäre, aber in der eigenen Wohnung, ohne Angst zu haben jemand stört oder kommt herein, das war ein riesiger Unterschied. Ich weiß nicht genau wie lange wir uns unserer Liebe hingaben, irgendwann fielen wir in einen tiefen Schlaf, aus dem wir erst am nächsten Morgen eng umschlungen aufwachten.

Die nächsten Monate gehörten zu den glücklichsten meines Lebens. Wir hatten eine wunderschöne Zeit. Ich hatte meine Tanzschule und genoss meine Selbstständigkeit, Thomas begleitete mich so oft es ging abends in die Tanzschule und half mir. Wir hatten einfach eine tolle Zeit.

Meine Eltern hatten sich schlussendlich mit der Situation arrangiert und sahen aber unser Zusammenwohnen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit und des Geld-Sparens. Ich habe mir oft Gedanken darüber gemacht, ob sie sich das nur einredeten und im Grunde genau wussten, was los war, es sich aber nicht eingestehen konnten, geschweige denn darüber reden konnten. Wie gerne wäre ich mit dem Thema offen umgegangen. Aber auch Thomas selber konnte nicht offen zugeben, dass er schwul war. In der Szene, wenn wir am Samstag in die Gay-Disco fuhren oder bei unseren schwulen Freuden, war das kein Problem. Aber bei allen anderen in der Öffentlichkeit wurde das vehement abgestritten. Ich hätte da gar kein Problem damit gehabt, aber Thomas konnte das nicht.

Trotzdem genossen wir beide die Zeit und fühlten uns sehr wohl.

Aber die Zeit der Veränderung ließ nicht lange auf sich warten.

Ungefähr ein Jahr war vergangen…

Irgendwie war es ein seltsamer Zufall. Thomas bekam auf der Baustelle immer mehr gesundheitliche Probleme und wurde immer öfters krankgeschrieben. Die Gelenke und vor allem der Rücken machten ihm Probleme. Irgendwann schickte ihn die Berufsgenossenschaft zum Vertrauensarzt mit dem Ergebnis,, dass er berufsunfähig geschrieben wurde und er sollte eine Umschulung machen.

Genau in dieser Zeit bekam ich mit meinem rechten Knie immer mehr Probleme und musste sogar teilweise den Unterricht abbrechen oder ausfallen lassen. Mein Orthopäde schickte mich ins Krankenhaus zur Arthroskopie. Mit einem mulmigen Gefühl lag ich in der Klinik und wartete auf meine OP. Als ich aus der Narkose aufwachte und wieder klar war, kam der Doc und setzte sich an mein Bett.

Ich hatte einen Meniskuseinriss der behoben worden ist und einen irreparablen Knorpelschaden. Der Arzt stotterte etwas herum, bis ich sagte, er solle mir bitte erklären, was das bedeutet.

„Sie sollten sich dringend eine andere Arbeit suchen“, meinte er, „die Belastung durch das Tanzen auf Dauer wird zu schweren weiteren irreparablen Schädigungen des Knies führen.“

Bums….diese Worte trafen mich wie ein Hammerschlag. Damit hatte ich nicht gerechnet, was sollte nun aus meiner Tanzschule werden ? Ich hatte Schulden, was würde aus mir, in diesem Moment stürzte eine Welt für mich zusammen. Der Arzt klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und meinte: „Wird schon, nicht den Kopf hängenlassen.“ Dann verließ er das Zimmer. Ich starrte an die Decke und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Was sollte nun werden, ich hatte keine Ahnung. Als Thomas freudestrahlend in mein Krankenzimmer kam, nahm ich ihn gar nicht wahr, ich konnte nur an die Decke starren und konnte nicht verstehen was Thomas mir erzählte. Irgendwie war ich wie auf einem fremden Planeten. Es dauerte zwei Tage bis ich die Situation einigermaßen realisiert hatte. Thomas saß an meinem Bett und schaute mich mit fragendem Blick an, ich sah ihn an, dann öffneten sich alle Schleusen. Thomas nahm mich in den Arm und ich bekam einen Heulkrampf nach dem anderen. Nachdem ich mich richtig ausgeheult hatte, sagte Thomas: „Keine Angst, wir schaffen das, wir finden einen Weg.“

Anscheinend hatte eine Krankenschwester die er kannte, ihm gesagt was los sei. Ich erfuhr, dass Thomas beim Arbeitsamt seine Umschulung genehmigt bekommen hatte und nun bereits im Herbst in Heidelberg eine Umschulung zum Bauzeichner machen konnte.

Er meinte, ich müsste unbedingt versuchen auch eine Umschulung zu bekommen.

Die ersten Wochen nach dem Krankenhaus war ich erst einmal damit beschäftigt, meine Tanzschule abzuwickeln. Ich beendete die noch laufenden Kurse, was mir unendlich schwer fiel. Dann suchte ich vergeblich einen Käufer, aber letztendlich konnte ich durch die fehlenden Umsätze die Miete nicht mehr bezahlen und musste meinen Traum mit Schulden am Hals aufgeben.

In der Zwischenzeit hatte ich auch den Weg zum Arbeitsamt gefunden und über eine wirklich tolle Arbeitsberaterin das Angebot bekommen, ebenfalls in Heidelberg, über eine Reha-Maßnahme ein Studium zum Diplom Betriebswirt zu absolvieren.

Ich war begeistert, zwar hatte ich das Trauma meinen Traumjob nicht mehr ausüben zu können noch nicht überwunden, aber immerhin tat sich am Ende des Horizonts wieder ein Licht auf, wenn auch in weiter Ferne.

So kam es, das Thomas und ich im Herbst unsere Umschulungen in Heidelberg im selben Umschulungszentrum begannen.

Thomas war schon drei Wochen vor mir dran und zog in dieser Zeit ein paar Fäden, so dass ich, als ich auf dem Campus ankam, sogar bei ihm im Wohnheim im selben Zimmer einziehen konnte.

Es war eine schöne Zeit, wir fanden viele neue Bekannte in unseren Kursen und verbrachten viele schöne Abende mit ihnen, vor allem aber viele schöne Nächte zu zweit. Thomas achtete streng darauf, dass niemand Verdacht schöpfte und keiner merkte, dass wir nicht nur einfach Freunde waren, aber das war ich ja schon gewohnt.

Nach einem Jahr trat dann eine Veränderung ein. Mein Studium zog an und ich brauchte einfach mehr Ruhe um mich aufs Studium zu konzentrieren. Das ständige Raus und Rein der Besucher ging mir auf die Nerven und so kam es, dass Thomas aus dem Zimmer auszog und ebenfalls alleine in ein anderes Zimmer umzog. Mit dieser Veränderungen kamen aber noch ganz andere Veränderungen, was ich zu diesem Zeitpunkt niemals gedacht hätte.

Wir sahen uns immer weniger, auch am Wochenende kam es immer öfter vor, dass einer von uns wegen Prüfungsvorbereitungen auch am Wochenende im Zentrum bleiben musste, während der andere in unsere Wohnung nach Heilbronn heimfuhr. Es war nicht schön, mir fehlten unsere gemeinsamen Abende, unsere Kuschelrunden und das gemeinsame Frühstücken.

Dann waren endlich Sommerferien, ganze 4 Wochen hatten wir frei und freuten uns beide darauf, aber diese Ferien sollten der Anfang einer ganz großen Veränderung sein.

Wir waren gerade eine Woche wieder zu Hause, als Thomas abends bei seiner Schwester vorbeischauen wollte und ich zu Hause blieb. Ich wartete bis Mitternacht, dann ging ich ins Bett und schlief, obwohl ich mir Sorgen machte, bald ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben mir leer und unbenutzt. Ich erschrak und machte mir richtig Sorgen. Anrufen konnte ich nicht, weil seine Schwester gerade erst umgezogen war und noch kein Telefon hatte.

Ich saß wie auf heißen Kohlen und als ich endlich gegen Mittag die Eingangstür hörte, stürzte ich mich auf Thomas.

„Gott bin ich froh, ich hab schon gedacht dir wäre was passiert“, sagte ich und hängte mich an seinen Hals.

Thomas schob mich ziemlich barsch zur Seite und meinte nur, was ich eigentlich für einen Aufstand mache ?

„Na hör mal, du bleibst einfach über Nacht weg, meldest dich nicht und ich hab mir Sorgen gemacht, wo warst du denn?“, fragte ich jetzt schon in einem härteren Ton.

Sein kurzer Kommentar war: „Ich hab zuviel getrunken und bin bei Martina geblieben.“ Damit schmiss er sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein.

Ich war sprachlos und schaute ihn nur ungläubig an, auch später war er auf diese Geschichte nicht mehr ansprechbar.

Am nächsten Abend wurde es noch seltsamer, wir lagen im Bett und Thomas zog mich zu sich herüber, er begann mich ziemlich wild und ungestüm zu küssen, setzte sich dann auf meine Brust und schob mir seinen Schwanz ziemlich ungestüm in meinen Hals, dann begann er mich in den Mund zu ficken bis ich anfing zu würgen.

Er sagte nur dreh dich um und dann nahm er mich von hinten, wie er es noch nie getan hatte, aber es war dermaßen grob, fast schon brutal, dass ich ihn gar nicht wiedererkennen konnte.

Er hat mir dermaßen weh getan, dass ich vor Schmerzen kein Auge zubekommen hatte, als er am nächsten Morgen einfach eine kleine Sporttasche packte und zu Tür ging.

„Ich fahr zu Martina und bleibe über Nacht da.“ Mit diesen Worten verließ er die Wohnung und ließ mich mit offenen Mund zurück.

Ich verstand die Welt nicht mehr, auch die restliche Ferienwoche verlief ähnlich, es war nicht mit ihm zu reden, manchmal war er über Nacht da, manchmal nicht und ansprechbar war er überhaupt nicht. Ich habe so oft versucht mit ihm zu reden, aber er blockte immer ab. Irgendwie wurde er mir immer fremder und ich entfernte mich immer weiter von ihm.

So war ich ehrlich gesagt froh, als die Ferien rum waren und wir wieder nach Heidelberg mussten. Für Thomas begann das letzte halbe Jahr, ich hatte noch ein Jahr vor mir.

Solange wir in Heidelberg waren, war alles wieder besser, Thomas schwieg zwar entschlossen zu dem, was in den Ferien passiert war, aber wir verstanden uns sonst wenigsten wieder ganz gut.

Ein halbes Jahr später war Thomas mit der Umschulung fertig und musste Heidelberg verlassen. Er hatte schnell in Heilbronn eine Anstellung gefunden und es gefiel im scheinbar recht gut.

Nun sahen wir uns nur noch am Wochenende und das auch nicht immer, da ich in den Vorbereitungen zur Diplomprüfung war.

Es war an einem Samstagmorgen, mir fiel in meinem Zimmer in Heidelberg die Decke auf den Kopf und ich beschloss spontan nach Hause zu fahren. Es war noch früh am Morgen, die Autobahn war leer und ich brauchte nur 40 Minuten und dann ging ich die Treppe in den dritten Stock hoch, wo ich den Schlüssel in das Schloss steckte und unsere Wohnungstür öffnen wollte. Der Schlüssel ließ sich nicht drehen und die Tür blieb verschlossen. Ich war ziemlich geschockt und klingelte. Nach einem zweiten klingeln tat sich etwas in der Wohnung und Thomas öffnete die Tür einen Spalt weit und schaute mich total konsterniert an. „Was machst du denn hier?“, zischte er mich an.

Ich zischte genauso zurück: „Ich wohne hier.“

Im Hintergrund nahm ich eine Bewegung war, konnte zwar durch die Milchglasscheibe nicht sehen was es war, aber ich ahnte etwas.

„Wer ist bei dir?“, fragte ich Thomas.

„Jetzt nicht“, flüsterte er, als ich aus der Wohnung eine weibliche Stimme hörte: „Thomas?“

Von einer Minute auf die andere sah ich rot und lief in der gleichen Farbe an, Thomas schaute mich mit großen Augen an, als ich lospolterte.

„Das ist immer noch genauso meine Wohnung wie deine, ich gebe euch genau 30 Minuten, dann komme ich wieder und DIE ist weg.“

Damit drehte ich mich um und stürzte die Treppe hinunter. Ich setzte mich ins Auto und fuhr los. Zwei Straßen weiter fuhr ich rechts ran und brach heulend über dem Lenkrad zusammen. Es tat unendlich weh. Wäre es ein Typ gewesen, hätte ich kämpfen können, aber gegen eine Frau hatte ich keine Chancen. Vor meinen Augen tauchte wieder Thomas' Auto mit den Initialen seiner Ex auf. 6 Jahre lang hatte ich das verdrängt, jetzt holte mich das im verflixten siebten Jahr wieder ein.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte, mir war kotzübel und ich entschloss mich wieder zurück nach Heidelberg zu fahren. Ich konnte jetzt einfach nicht mit Thomas reden, ich wollte einfach nur weg.

Zurück in Heidelberg schmiss ich mich auf mein Bett und versuchte eine Runde zu schlafen, aber ich konnte keine Ruhe finden. Immer wieder kam das Bild der Wohnungstür und Thomas der durch den Türspalt herausschaute in mir hoch, als es an meiner Türe klopfte. Ich öffnete die Tür und davor stand Thomas.

„Was willst du?“, herrschte ich ihn an. „Reden“, kam es leise von ihm.

Ich zögerte kurz und gab widerwillig die Tür frei. Dann klemmte ich mich in die Ecke meines Bettes, zog die Knie an und umfasste sie mit beiden Armen. Thomas schaute mich besorgt an und fragte:

„Geht's dir gut?“

„Blendend, du Arschloch, was glaubst du eigentlich, ich stehe vor unserer Wohnung, komme nicht rein und mein Freund liegt mit 'ner Tussi in unserem Bett, klar mir geht es blendend….“

„Es tut mir leid, ich wollte das nicht….“

„Willst du mich verarschen?“, fragte ich ihn. „Warum hast du das dann gemacht? Seit wann geht das eigentlich schon und wer ist das?“

„Als ich damals über Nacht bei Martina geblieben bin hab ich Bettina kennengelernt..“

Ich lachte laut auf, „Wie passend, schon wieder Bettina, der Name verfolgt mich scheinbar…“

„Jetzt hör aber auf“, fiel er mir ins Wort, „Das ist doch nur Zufall, das ist die Mitbewohnerin von Martina, irgendwie hat es sofort gefunkt…“

„Ah ja und ihr seid dann gleich in die Kiste und am nächsten Tag wolltest du dich an mir abreagieren und hast mir den Arsch aufgerissen und so getan als wäre nichts. Weißt du eigentlich was du mir antust?“

„Ich habe dir immer gesagt, dass ich bi bin und dir nie was vorgemacht“, flüsterte er mehr zu sich selber als zu mir.

Ich spürte, dass ich ihn verloren hatte, die Vergangenheit hatte uns eingeholt und die Tränen schossen aus meinen Augen. „Verschwinde“, sagte ich nur.

Es wäre besser gewesen, wenn er das wirklich gemacht hätte, stattdessen setzte er sich neben, mich nahm mich in den Arm und streichelte über meine Wangen.

„Das geht nicht, ich liebe dich immer noch und will dich nicht verlieren.“

Ich schaute ihn mit großen Augen an, was sollte das denn jetzt, meinte er das ernst? Sollte ich ihm das glauben?

„Bitte glaub mir“, fuhr Thomas fort, „für mich ist das auch nicht einfach, ich bin hin und hergerissen zwischen euch beiden, aber ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen.“

Ich konnte gar nicht mehr klar denken, Thomas hielt mich fest und kam mir mit seinen Lippen immer näher, dann legt er seine Lippen sanft auf meine Lippen und fuhr mit der Zungen den Spalt zwischen Ober- und Unterlippe nach, bis ich meine Lippen öffnete und den größten Fehler begann, den ich begehen konnte. Anstatt ihn rauszuwerfen, ließ ich mich darauf ein. Ich klammerte mich an ihn und wir wälzten uns wild im Bett. Längst hatten wir keine Klamotten mehr an und Thomas lag auf mir. Dann plötzlich drückte er meine Beine auseinander und sein harter Schwanz rieb zwischen meinen Pobacken. Vorsichtig drang er in mich ein und begann mich erst vorsichtig, dann immer wilder zu ficken. Aber diesmal war er wesentlich vorsichtiger und darauf bedacht mir nicht wehzutun.

Schon da hätte mir auffallen müssen, dass normalerweise immer ich der Aktive gewesen war. Thomas hatte nun das zweite Mal einfach den Spieß umgedreht. Wahrscheinlich wollte er wohl vergleichen was besser sei, einen Typen oder eine Frau zu vögeln. Aber ich wollte ihn einfach nicht verlieren. Ich hatte Angst alleine zu sein, ihn zu vermissen, alles aufzugeben, ich konnte einfach nicht mehr klar denken.

Als wir anschließend erschöpft nebeneinanderlagen, fragte ich ihn: „Und nun?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete er, „ich muss mir erst über meine Gefühle klar werden.“

Dann sagte ich das einzig richtige: „Dann geh jetzt und komm erst wieder, wenn du dir darüber im Klaren bist.“

Schweigend zog sich Thomas an, beugte sich über mich, gab mir einen Kuss auf die Stirn. Eine Träne löste sich aus seinem Auge und fiel auf meine Wange. Liebevoll wischte er sie mit dem Daumen weg. Dann drehte er sich um und verließ mein Zimmer.

Da lag ich dann, unfähig die Situation einordnen zu können. Mir schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf, aber ich war nicht in der Lage sie zu sortieren oder einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwann machte ich eine Flasche Wein auf und fiel, nachdem die leer war, in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst am späten Vormittag mit einem reichlich dicken Kopf durch das Klingeln meines Telefons herausgerissen wurde. Am anderen Ende war Thomas, der wissen wollte wie es mir geht. Mürrisch antwortete ich nur: „Wie wohl, bist du dir schon über deine Gefühle im Klaren?“ Thomas verneinte und ich schmiss den Hörer wortlos auf die Gabel.

Die nächsten Wochen waren die Hölle, ich hatte jede Menge zu lernen, konnte keinen klaren Gedanken fassen und Thomas rief ständig an. Na wenigstens dachte er an mich, während ich nicht zu Hause war. Aber es machte mich wahnsinnig, nicht zu wissen wo er gerade war oder mit wem er zusammen war. Er beteuerte zwar immer Bettina nicht gesehen zu haben, aber ich glaubte ihm nicht. Ich konnte nicht mehr richtig essen und fühlte mich einfach krank.

Dann fragte mich Thomas, ob ich nicht am Wochenende heim kommen wollte. Na ja, es wurde eh wieder Zeit, ich hatte fast keine sauberen Klamotten mehr und so sagt ich zu.

Mit klopfenden Herzen ging ich am Samstag die Treppe hoch, das erste Mal seit diesem furchtbaren Tag. Tausend Gedanken jagten durch meinen Kopf als ich den Schlüssel in das Schloss steckte. Aber Gott sei Dank, die Tür ließ sich öffnen.

Allerdings war die Wohnung leer. Thomas war nicht da, die Wohnung war aufgeräumt.

Ich schmiss meine Tasche ins Bad und ging ins Schlafzimmer und schaute mich um. Die Betten waren frisch bezogen, was mich sofort wieder misstrauisch machte, er wird doch nicht…..

Da ging die Tür auf und Thomas kam mit einer Tüte frischer Brötchen ins Schlafzimmer, nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss.

„Schön, dass du da bist“, meinte er, „Lust auf Frühstück?“, fragte er und wedelte mit der Brötchentüte vor meiner Nase herum.

Ich nickte und ging hinter ihm her in die Küche.

Das Wochenende war dann einfach nur schön, fast wie früher. Ich genoss es einfach und fragte auch nichts. Thomas machte auch keine Anstalten irgendwas zur Situation zu sagen. Wir hatten guten Sex und als ich am Sonntagabend aufbrach, flüsterte er mir ins Ohr: „Komm bald wieder heim!“

Gedankenverloren fuhr ich nach Heidelberg zurück. Im Wohnheim angekommen, griff ich zum Telefon und wollte Thomas Bescheid sagen, dass ich gut angekommen bin, aber es war niemand zu Hause. Sofort wurde ich wieder misstrauisch und malte mir Gott weiß was aus. Nach einer Weile beruhigte ich mich wieder, das Wochenende war so schön, wir hatten Sex, ich war sogar wieder der aktive Part gewesen, vielleicht schlief er schon oder war Zigaretten holen gegangen, wahrscheinlich machte ich mit meinem blöden Misstrauen nur alles kaputt.

Am nächsten Tag meldete sich Thomas dann am Abend und meinte er wäre eingeschlafen und hätte das Telefon nicht gehört. Na also, dachte ich, ich musste einfach wieder Vertrauen fassen, dann würde sicher alles wieder gut.

Dachte ich.

Am folgenden Wochenende fuhr ich unangemeldet heim und fand eine leere Wohnung vor. Im Schlafzimmer fiel mir auf, dass das Bild von mir nicht an der Wand hing, sondern umgedreht auf der Kommode lag. Mir drehte sich der Magen um, auf dem Weg ins Wohnzimmer, sah ich, dass der Anrufbeantworter blinkte. Eine Nachricht, von irgend einem Immobilienbüro, die um Rückruf baten. Ich musste mich erst mal setzen, dann sah ich das da noch andere Nachrichten drauf waren. Was ich da hörte konnte ich erst gar nicht zuordnen, doch dann begriff ich. Jemand hatte von unserem Telefon aus eine Makler angerufen und ihn beauftragt eine Wohnung zu suchen und das Gespräch aufzuzeichnen. Und dieser jemand war eine Frau. Auf dem Tisch im Wohnzimmer stand eine Vase mit einer einzelnen Rose und im Spülbecken standen 2 Sektgläser. Ich stürzte zur Toilette und übergab mich aufs übelste.

Wie konnte ich nur so bescheuert sein, warum habe ich mich nur noch mal auf ihn eingelassen damit er mir ein zweites Mal so weh tun konnte.

Das Schlimmste war, es war aus, vorbei, es gab kein zurück, das war mir jetzt klar, aber ich war nicht in der Lage in die Zukunft zu schauen. Es war, als wenn es ohne Thomas keine Zukunft geben würde. Natürlich war das Blödsinn, aber ich konnte mir ein Leben ohne Thomas einfach nicht vorstellen.

Aber es musste ja weitergehen und wir mussten reden.

Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, versuchte ich ihn telefonisch zu erreichen. Den einzigen, den ich allerdings an die Strippe bekam, war Thomas Vater und was der mir erzählte, verschlug mir die Sprache. Thomas sei mit Bettina im Schwarzwald, um die Mütter in der Kur zu besuchen. Ja, die Mütter, das heißt Thomas Mutter und Bettinas Mutter, die wohl in derselben Einrichtung zur gleichen Zeit in Kur waren. Das verschlug mir nun komplett die Sprache. Wie lange musste das mit den beiden schon gehen, wenn jetzt die Mütter gemeinsam in Kur waren. Und das hieß auch, das es nie aufgehört hatte, die letzten Wochen, wo Thomas mir beteuert hatte er hätte Bettina nicht gesehen – alles eine einzige Lüge !

Meine Trauer schlug nun in Wut um. Das erste was ich machte war, spontan den Schlüsseldienst anzurufen und das Schloss auswechseln zu lassen. Ich wollte auch nicht mehr reden. Sollte er doch schauen wie er an seine Sachen kommt, die letzten Monate hatte eh ich die Miete gezahlt weil er wie immer knapp bei Kasse war.

Dann saß ich den ganzen Nachmittag auf dem Sofa und versuchte meine Gedanken zu sortieren, in meinem Kopf tobte ein regelrechtes Gewitter, aber ich konnte so richtig keinen klaren Gedanken fassen.

Irgendwann machte ich mich dann auf den Weg zurück nach Heidelberg, ich konnte einfach nicht alleine in der Wohnung bleiben, noch nicht. Außerdem hatte ich in der übernächsten Woche mündliche Prüfungen und danach würde ich sowieso wieder zurück müssen.

Als ich dann kurz vor Heidelberg an einem bekannten Autobahnparkplatz vorbeikam, fuhr ich spontan ab und parkte meinen Wagen. Ich stieg aus und schlüpfte durch das Loch im Zaun, um dem Trampelpfad in den anliegenden Wald zu folgen. Trotz allem was geschehen war oder vielleicht auch gerade deshalb, war ich ziemlich geil und es dauerte nicht lange, als ich auf einen echt hübschen Typen traf. Ich ging auf ihn zu und fackelte nicht lange rum. Er lehnte an einem Baum und ich stellte mich vor ihn und griff ohne Vorwarnung in den Schritt. Er stöhnte laut auf, ich war wohl etwas grob, aber ich konnte mich kaum zügeln. Wir küssten uns wild und obwohl ich's mir eigentlich lieber besorgen ließ, wollte ich diesen Kerl nehmen.

„Dreh dich um, ich will dich ficken“, sagte ich dem Typen und der grinste nur und drehte sich bereitwillig um, ließ seine Hose runter und beugte sich nach vorne, wobei er sich mit den Händen an dem Baum, an den er eben noch angelehnt stand, abstützte.

Ich zog rasch ein Kondom über meine harte Latte und fackelte nicht lange rum. Im Nachhinein hat mir der Kerl fast leidgetan, aber ich glaube es hat ihm sogar ein wenig gefallen. Jedenfalls habe ich meine ganze Wut an ihm rausgelassen, während ich ihn ziemlich brutal durchgevögelt hatte.

Mir ging es danach jedenfalls besser, ich hatte einen Wahnsinns Orgasmus und konnte mich endlich ein wenig entspannen.

Später in Heidelberg angekommen, legte mich ins Bett und fiel sofort in einen wenig erholsamen Schlaf. Ich durchlebte in dieser Nacht das ganze Fiasko noch einmal in meinen Träumen und wachte am nächsten Vormittag ziemlich gerädert auf.

Den Tag verbrachte ich dann mit Prüfungsvorbereitungen, soweit das möglich war, denn immer wieder schweiften meine Gedanken ab.

Es war so gegen 19 Uhr, als es an der Tür klopfte.

„JA“, brüllte ich und was dann kam, verschlug mir den Atem. Vor mir stand Thomas und schaute mich mit rot verheulten Augen an.

„Was willst du hier“, herrschte ich ihn an? „Ich habe geträumt du hättest jemand anderen und musste herkommen“, antwortete er und wollte mich umarmen.

Ja hatte der denn noch alle Nudeln im Sieb? Das konnte doch nicht wahr sein. Noch einmal würde ich den Fehler, den ich beim letzten Besuch von ihm gemacht hatte, sicher nicht machen.

Ich stieß ihn von mir weg und herrschte ihn an: „Lass das, fass mich ja nicht an. Das kannst du mit deiner Bettina machen.“

Jetzt schaute er mich mit großen Augen an und sagte gar nichts. Ich vermutete er war noch gar nicht zu Hause gewesen und hatte das ausgewechselte Schloss noch gar nicht gemerkt.

„Wie meinst du das… wie Bettina…“, stammelte er.

„Ich weiß alles“, schrie ich ihn an, dann haute ich ihm all die Dinge, die ich wusste, um die Ohren. Er schaute mich nur mit großen Augen an und stammelte: „Das wollte ich nicht, es tut mir leid.“

„Ha“, antwortete ich, „das kannst du dir sparen, ich habe das Schloss in der Wohnung auswechseln lassen. Überleg dir, wann du deine Sachen holen willst und gib mir Bescheid und jetzt verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen.“

Er starrte mich voller Panik an. „Nein, das kannst du doch nicht machen, ich brauch dich doch…“

Ich packte ihn einfach an den Schultern, schob ihn raus und knallte die Tür zu. Dann ließ ich mich auf das Bett fallen und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich fühlte mich leer und hundeelend, aber ich wusste, ich hatte das richtige getan. Jetzt war es endgültig, es war vorbei – endgültig.

Meine mündliche Prüfung hatte ich so einigermaßen hinter mich gebracht. Aber meinen Notendurchschnitt doch mit einer 3,4 ziemlich versaut. Eigentlich wollte ich mit 1,5 und einem Preis abschließen, aber so wurde es gerade noch ne 1,6 ohne Preis. Mir ging es immer noch schlecht und ich konnte mich nicht so richtig freuen. Aber nun war die Umschulung vorbei und ich verließ mit sehr gemischten Gefühlen und dem Diplom zum Betriebswirt Heidelberg und kehrte zurück nach Heilbronn, ohne zu wissen, wie es jetzt eigentlich weitergehen soll.

Ich wusste nur mal wieder „Alles musste anders werden, ganz anders“.

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