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Er gehört zu mir

Teil 2

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Nun war ich gespannt, was passieren würde, doch plötzlich sah ich, dass der Mann vor uns seine rechte Hand zur Faust ballte. Meine Nerven lagen blank, das konnte doch wohl nicht sein, der Arm wanderte hoch, um dann nach hinten zu gehen. Er will doch nicht etwa zuschlagen, ging es mir durch den Kopf, doch im selben Moment kam die Faust immer näher. Nein, das lasse ich nicht zu, dachte ich. Im selben Moment schnellte meine Hand nach oben. Ich packte seinen Vater am Handgelenk, um so den Schlag zu stoppen, dabei drückte ich so fest zu, wie ich nur konnte …

„Sie werden Jahn nicht schlagen“, fauchte ich Jochen wütend an und schaute grimmig in seine Augen. Ich hatte die herannahende Faust erfolgreich abgefangen und hielt sein Handgelenk jetzt fest wie ein dickes Starkstromkabel. In mir kochte es, zumal ich für gewöhnlich kein Mensch war, der sich mit den Händen verteidigte, ich zog den verbalen Kampf vor.

Plötzlich drehte sich Jahn zu mir, nahm mich zärtlich in den Arm, um mir einen Kuss aufzudrücken. „Lass ihn bitte los mein Schatz, er wollte mich nicht schlagen, das hat mein Vater noch nie getan. Papa hat eine komische Angewohnheit: Wenn ihm mal die Worte fehlen, dann deutet er einen freundschaftlichen Kinnhaken an. Ich glaube mein Vater hat mich verstanden und auch gesehen, was du mir bedeutest“, sagte er darauf ruhig zu mir. Das musste ich erst mal verarbeiten, es schien wohl alles klar zu sein zwischen den beiden, worauf meine Hand sich wie von selber löste. Dann konnte ich nicht mehr an mich halten, nahm meinen Sonnenschein in den Arm und tauschte mit ihm einen Zungenkuss.

Nach dem wir uns getrennt hatten, schaute ich Jahns Vater in die Augen. Er lächelte mir freundlich entgegen, also tat ich das selbe und sagte: „Entschuldigung bitte Herr Wagner, ich konnte ja nicht ahnen, das sie so reagieren würden.“

Er legte mir die Hand auf die Schulter und meinte ruhig: „Ist schon gut mein Sohn... Marco, ich heiße Jochen, sage ruhig du zu mir, schließlich gehörst du ja jetzt zur Familie.“

„Hoppla, was war das denn“, dachte ich bei mir, hatte ich da grade „mein Sohn“ gehört? Demnach schien man wohl unsere Liebe und mich zu akzeptieren.

Jochen drehte sich dann zu Jahn, nahm ihn fest in den Arm und sagte mit ruhiger Stimme: „Mein Junge, denkst du wirklich ich würde dich verstoßen, nur weil du einen Mann liebst? Du bist doch schließlich mein Sohn. Ich habe seit einigen Jahren den Verdacht, das du dir nichts aus Mädchen machst, na und?! Deine Mutter und ich, wir müssen uns halt damit abfinden, dass wir nie ein Enkelkind auf dem Arm haben werden. Damit können wir aber leben, weil wir wissen, dass du glücklich bist und wie ich gesehen habe, seid ihr das beide. Ich wünsche dir und deinem Schatz alles Gute und hoffe, das eure Liebe niemals stirbt.“

Oh man, diese Worte hatten sogar auf mich gewirkt, denn mir lief eine Träne an der Wange herunter, doch Jochen war noch nicht fertig.

Jochen gab seinem Sohn einen Kuss auf die Wange, dann drehte er sich zu mir, um mich in seine Arme zu schließen. Sofort machte sich ein Gefühl von Geborgenheit in mir breit, was ich bisher nur bei meinem Vater, oder bei Jahn verspürt hatte. Ja, ich fühlte mich richtig wohl und wartete förmlich darauf, das Jochen etwas Liebes zu mir sagen würde. Es dauerte aber einen Augenblick, bis ich seine ruhige Stimme hören konnte: „Marco, das du Jahn über alles liebst, hast du mir vor ein paar Minuten bewiesen, deshalb habe ich dich als meinen Sohn bezeichnet. Das werde ich auch weiterhin tun, denn du bist mir schon jetzt ans Herz gewachsen. Vor uns braucht ihr euch nicht mehr zu verstecken, Evi, Monika, Klaus und ich, wir akzeptieren eure Liebe. Eines muss ich dir aber lassen, du hast Mut und kannst kräftig zupacken, das hätte ich dir nicht zugetraut.“

Jochen sah lächelnd in meine Augen, drückte mir ein Küsschen auf die Wange und gab mir anschließend einen freundschaftlichen Kinnhaken. Das ließ ich aber nicht auf mir sitzen und verpasste ihm einen leichten Schlag aufs Kinn. Es folgte ein allgemeiner Heiterkeitsausbruch, danach wurde ich erst mal allen vorgestellt. Wir sagten jetzt du zueinander, wobei mir Monika noch ihren Mann Klaus vorstellte und bekannt gab, dass sie lieber Moni genannt wird.

Nachdem uns nun jeder in den Arm genommen und geknuddelt hatte, nahmen wir auf der Terrasse Platz. Wir beide setzten uns natürlich dicht an dicht auf die Hollywoodschaukel, da nur vier Stühle vorhanden waren. Das ließ ich mir gefallen, denn für mich gab es nichts schöneres, als meinen Schatz neben mir zu haben. Moni fragte nach unseren Getränkewünschen, worauf wir uns sofort für einen starken Mokka entschieden. Jahn erwähnte beiläufig, dass wir seit gestern früh noch nicht geschlafen hatten, weil es Krach zwischen uns gab. Das wusste ja nur Evi, also mussten wir erst mal erzählen, was passiert war. Das fiel Jahn und mir natürlich etwas schwer. Kunststück, das Ganze war einfach noch zu frisch, doch als wir dann geendet hatten, gab es erst mal einen Kuss.

Im Anschluss wurden wir aus vier Gesichtern angelächelt, dann fragte Klaus: „Wie lange seid ihr denn schon zusammen und wo habt ihr euch kennen gelernt?“

Jahn erklärte darauf, dass wir uns bei Sven in Berlin begegnet sind, im März 2005. Moni schaute etwas verdutzt und fragte plötzlich: „Was denn, dann weiß also unser Sohn das du... Na ja, ich meine, das du auf, na du kannst dir schon denken was ich sagen will.“

Jahn sah sie etwas trotzig an und erwiderte: „Also Tante Moni, du kannst ruhig schwul oder homosexuell sagen, das sind keine Schimpfwörter, damit tust du uns nicht weh. Ich will dir aber auch ehrlich antworten: Ja, Sven weiß es schon seit einigen Jahren und er hatte nie ein Problem damit. Mein Cousin war der einzige aus der Familie, dem ich mich anvertrauen konnte.“

„Na gut“, warf Jochen ein, „jetzt wissen wir es auch, und wie du siehst, haben wir auch kein Problem damit... Sagt mal Jungs, mich würde interessieren, wie das unter Männern geht, ich meine, wie ihr euch kennen gelernt habt. Das ihr beide ineinander verliebt seid ist nicht zu übersehen, aber wie kommt es bei euch dazu. Gibt es da auch so was wie kribbeln im Bauch, wie erkennt ihr euch, wie geht man aufeinander zu. Würdet ihr mir den Gefallen tun und es erzählen, ich kann mir das nun mal nicht vorstellen. Natürlich will ich euch nicht dazu zwingen, aber wir haben vorhin schon alle gerätselt, wie das sein könnte.“

„Ja, seid doch bitte so gut, mich interessiert das auch, schließlich waren wir alle mal verliebt“, setzte Moni hinterher.

„Wollen wir es erzählen?“, fragte mich Jahn, wobei er mir sanft über den Rücken streichelte, was mich in diesem Moment richtig nervös machte. Er schaute mich nämlich wieder mit seinem süßen Dackelblick an, in dem ich mich am ersten Abend verliebt hatte.

„Ja, mein Sonnenschein“, meinte ich, „das erzähle ich gerne. Wir werden uns abwechseln, jeder erklärt wie es war und was er gefühlt hat. Darüber haben wir nämlich noch nie gesprochen, ich glaube das könnte auch für uns beide interessant werden.“

Moni versorgte uns alle mit Getränken, während ich mit Jahn absprach, wie wir beginnen sollten. Nach dem sich jeder bequem hingesetzt hatte und uns gespannt ansah, begann ich zu erzählen:

„Ich möchte erst mal kurz ausschweifen, damit ihr die Zusammenhänge versteht. Während meiner Ausbildung lernte ich Nicole kennen, sie wurde meine beste Freundin und wusste alles über mich. Nach einiger Zeit lernte sie einen Studenten kennen, den Sohn von Monika und Klaus, mit dem ich mich vom ersten Tag an, gut verstand. Sven wurde durch Nicole einer meiner besten Freunde, dem ich mich jeder Zeit anvertrauen konnte.

Etwa zwei Jahre später stand sein 24ster Geburtstag ins Haus, er fragte mich, ob ich ihm bei den Vorbereitungen zu seiner Party helfe. Ich sagte natürlich zu, denn er war nun mal wie ein Bruder für mich, also kümmerte ich mich um das Essen, weil mir das am besten lag. Am Freitagabend, also am 18.03.05 sollte die Party in einem angemieteten Raum in Berlin Kreuzberg stattfinden... So Jahn, erzähl du doch mal, wie du zu der Party gekommen bist, denn das ist das einzige was ich weiß.“

Mein Schatz lächelte mich an, denn ich wusste ja genau was nun kommen würde: „Na ja, Sven hatte zwei Wochen vor seiner Party angerufen und mich eingeladen. Ich behielt mir aber vor, dass ich mir das überlegen wollte, da ich mich einige Wochen vorher von meinem Partner getrennt hatte. Mir war einfach nicht nach feiern, doch als mein Cousin mir mitteilte, das auch ein paar Schwule zu der Party kommen, sagte ich erst mal zu.

Ein paar Tage später bekam ich einen Moralischen, es ging mir richtig schlecht, deswegen sagte ich mein kommen ab.

Zum Geburtstag habe ich Sven natürlich angerufen, um ihm zu gratulieren. Er fragte mich, ob wir uns am Freitag sehen. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, also sagte ich, dass ich vielleicht erscheine.

Freitag früh hatte ich so ein komisches Gefühl. Es sagte mir, dass ich einen süßen Jungen kennen lernen würde, deshalb machte ich mich auf den Weg nach Berlin. Dort angekommen fuhr ich zu Sven, der mir genau erklärte wo seine Fete stattfindet, doch mein Mut war schon wieder dahin. Um 17 Uhr sollte es losgehen, ich bin aber erst um 19 Uhr erschienen... Schatzi, ich glaube jetzt machst du mal weiter, denn du warst ja vor mir da.“

„Nun ja, die Party war am rollen“, erzählte ich gleich weiter, „die Stimmung war gut, nur ich fühlte mich nicht so wohl, weil ich schon längere Zeit allein war. Ich sehnte mich nach einem Boy der mich beschützt und mir Geborgenheit gibt, na was man sich halt so wünscht.

Um 19 Uhr erschien Jahn, da ich zu tun hatte bemerkte ich ihn gar nicht. Sven erhob plötzlich die Stimme und rief in den Raum: ‚Leute, mal herhören, der junge Mann hier ist mein Cousin Jahn, ihr könnt euch ja untereinander bekannt machen’, worauf ich mich umdrehte.

Als ich ihn sah fiel mir als erstes die Kinnlade runter und meine Augen standen mindestens zehn Zentimeter weit heraus, er gefiel mir sofort. Ich schaute wie gebannt auf seine wild gestylten blonden Haare, danach tastete ich mit den Augen sein wunderschönes Gesicht ab. Der perfekte Oberkörper steckte in einem ärmellosen gelben Shirt, das sich hauteng anschmiegte und mir so jedes Detail zeigte.

„Hey Marco“, wurde ich plötzlich aus meinen Träumen gerissen, vor mir standen Mark und Alex, wie immer Arm in Arm. Sie waren schon fast zwei Jahren zusammen. ‚Na, hast du was im Auge, oder warum gaffst du so durch die Gegend’, fragte mich Alex, worauf ich mit dem Kopf auf Jahn deutete.

‚Süüüß’, entfuhr es Mark, in seiner leicht tuntigen Art, ‚ist mir bloß zu groß, da braucht man ja ne Leiter zum knutschen, aber süß sieht er trotzdem aus’, fügte er leise dazu.

Dieses laute ‚Süüüß’ hatte mein Traummann wohl mitbekommen, denn sein Blick wandte sich kurz zu uns. Wir laberten noch ein bisschen herum, doch ich konnte die Augen nicht von Jahn lassen... Du Schatz, hast du mich da schon bemerkt?“

Er schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein, erzähle mal weiter bis ich dich nach dem Wein fragte. Es ist richtig schön dir zuzuhören, ich hätte nicht gedacht, das ich dir gleich aufgefallen bin.“

Alle Augen waren wieder auf mich gerichtet, es schien wohl nicht nur Jahn zu gefallen, wie ich von ihm schwärmte. Ich trank noch schnell einen Schluck Mokka, um dann meine Erzählung fortzusetzen: „Die Musik wurde mittlerweile lauter, denn der DJ fuhr langsam seine Anlage hoch. Ich sorgte zwischendurch für die Getränke, damit immer alles für die Gäste bereit stand, denn die Kühlung befand sich im Keller.

Jedes mal wenn ich etwas Zeit hatte, schaute ich nach meinem Schwarm, übersehen konnte man ihn ja nicht. Jahn war der größte im Saal und dann sein gelbes Shirt, das fiel einfach auf. Ich überlegte immer wieder, ob er sich für Jungs interessierte, doch ich erkannte keinerlei Anzeichen dafür. Die meiste Zeit stand er alleine da und wenn er sich mal unterhielt, dann nur mit Nicole oder seinem Cousin.

Nach einiger Zeit ging ich zu Sven und fragte ihn leise: ‚Sag mal, weißt du auf was dein Cousin steht, ich meine Frauen oder Männer’? Der sagte aber nichts, zuckte nur mit den Achseln, doch sein überaus schelmisches Grinsen machte mir ein wenig Hoffnung.

Wieder sah ich auf diesen süßen Riesen, der mich total nervös machte, doch wenn sein Blick auf mich fiel, drehte ich mich schnell zur Seite. Dann überlegte ich, soll ich Jahn ansprechen, würde er mich überhaupt beachten, wäre ich sein Typ, ich kam aber zu keinem Ergebnis.

Als ich einen Kasten Bier aus dem Keller geholt hatte, passierte es dann, es tippte mir jemand auf die Schulter. ‚Hallo, ich bin Jahn, bist du hier für die Getränke zuständig’, fragte mich eine Stimme, die absolut jedes Wort zu einer Melodie werden ließ.

Ich drehte mich um und traute meinen Augen nicht, mein Traumprinz stand vor mir, doch dann sah ich seinen süßen Dackelblick. Als ich in seine mandelbraunen Augen sah, wurden meine Beine weich wie Butter. Man, so was hatte ich noch nie erlebt. Mein Verstand war dahin, ich wusste nicht was ich machen sollte, aber er wartete doch auf eine Antwort von mir.

‚Ha, Hallo, ich, ich bin der Mar... Marco’, stotterte ich vor mich hin, ‚was, was möchtest du denn haben?’ Mein Traum lächelte mir zu und schaute mich ganz lieb an, nein, diese Augen, ich konnte mich nicht daran satt sehen.

Wie durch Watte hörte ich: ‚Hast du vielleicht einen lieblichen Rotwein, denn ich habe nichts dergleichen gefunden?’

Ich war zwar nicht fürs Ausschenken zuständig, sondern füllte mal ab und zu auf, aber ich sagte, ‚Äää, ja, ich glaube da hab ich was für dich. Was hältst du von einem spanischen Landwein, den trinke ich selber gern. Warte bitte einen Augenblick, ich hole mal ne Flasche aus dem Keller’.

So schnell ich konnte rannte ich nach unten, wobei ich fast gefallen wäre, so nervös wie ich war. Sven hatte extra für mich zwei Flaschen gekauft, weil sonst keiner Rotwein mochte, doch mit diesem Schnuckel wollte ich ihn gerne teilen. Oben angekommen öffnete ich ruhig die Flasche und schenkte zwei Gläser ein, um dann mit ihm anzustoßen: ‚Zum Wohl Jahn’, ‚Prost Marco’... So, Großer jetzt bist du dran, ich bin mal gespannt was ich zu hören bekomme.“

Die Eltern von Jahn saßen mittlerweile Händchen haltend am Tisch und sahen gespannt auf uns. Mein Schatz forderte mich auf, dass ich zwischen seinen Beinen Platz nehmen sollte. Das tat ich natürlich sehr gerne, da er mich dann immer so beschützend festhielt. Das war ein wunderbares Gefühl, ich fühlte mich richtig geborgen, doch ich war auch gespannt was nun kommen würde. Nachdem ich einen Kuss auf den Nacken bekommen hatte, begann Jahn mit seinem Vortrag:

„Ich fühlte mich auf dieser Fete irgendwie fehl am Platz, denn außer Nicole und Sven kannte ich ja keinen. Normalerweise bin ich absolut kontaktfreudig, doch das stellte sich an diesem Abend nicht ein. Die Anwesenden wurden von mir nur beiläufig beobachtet, es war auch der ein oder andere Boy dabei, der mir gefiel. Nun bin ich aber auch nicht der Typ, der auf eine schnelle Nummer aus ist, da muss schon ein wenig Gefühl dabei sein. Mit anderen Worten, ich fühlte mich unwohl und stand gelangweilt mit meiner Cola herum.

Dieser tuntige Ausruf ‚Süüüß’ war mir zwar aufgefallen, doch das ist nicht so meine Welt. Irgendwie hatte ich aber auch das Gefühl, das ich beobachtet werde, nur konnte ich nicht entdecken, wer es war. Ich machte mir Gedanken, dass, wenn ich überhaupt jemand kennen lernen würde, es ja nichts werden könnte, weil ich nun mal in Hamburg wohne. Meine Laune hatte einen Tiefpunkt erreicht, also wollte ich mich langsam verabschieden und ging zu Nicole.

Die sprach mir natürlich Mut zu und meinte, dass ich mich unters Volk mischen sollte, um ein bisschen Spaß zu haben. Dann fragte ich, ob sie vielleicht einen Rotwein für mich hat, weil ich keinen gefunden hatte. Nicole schaute sich suchend um, worauf sie auf Marco zeigte und sagte, dass ich ihn fragen sollte, seinen Namen kannte ich natürlich noch nicht. Dieser stellte grade einen Bierkasten ab, also tippte ich ihn an, stellte mich vor und fragte, ob er für die Getränke zuständig ist.

Der junge Mann drehte sich darauf zu mir und wir sahen uns direkt in die Augen. Nein, was war das denn, war der süüüß. Mein Herz rutschte in die Hose, meine lange eingeprobte coole Art war total verflogen, man sah der süß aus. Ich sah ein wunderschönes Gesicht, seine dunkelblonden Haare hatte er zur Igelfrisur gestylt und dann seine strahlend blauen Augen. Ich bewunderte auch die sinnlichen Lippen und seinen perfekten Körper, der in einem engen blauen T-Shirt steckte. An den weit abstehenden Nippeln konnte ich erkennen das er erregt war, ‚Etwa wegen mir?’, kam es mir in den Sinn.

Ich kann nicht sagen, wie lange wir uns angesehen haben, war es eine Sekunde, war es eine Minute, oder war es vielleicht eine Stunde. Zu allem Überfluss hatte der DJ grade ein Lied von Marianne Rosenberg aufgelegt, was zu meinen Lieblingsliedern gehört. Wie durch Watte hörte ich den Refrain, ‚Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür’, das sprach genau das aus, was ich grade fühlte. Wenn er doch bloß zu mir gehören würde, ja, genau das wünschte ich mir. Die Zeit stand einfach still für mich, bis sich dieser süße Kerl unsicher bei mir vorstellte und fragte, ‚was möchtest du denn haben?’.

Mein Gehirn sagte, ‚Nimm mich bitte in den Arm und küss mich’, doch mein Mund sprach im selben Augenblick, das ich einen lieblichen Rotwein möchte. Nun hörte ich etwas von einem spanischen Landwein und das er ihn selber mag, doch plötzlich war dieser süße Boy verschwunden.

‚Wach ich, oder träum ich?’, dachte ich bei mir, was war das jetzt gewesen, eine Fatahmorgana oder etwas Ähnliches? Wie aus dem Nichts tauchte er wieder auf und öffnete die Weinflasche, um dann zwei Gläser einzuschenken. Wir prosteten uns zu, tranken einen Schluck, wobei ich feststellen musste, dass dieser Wein exzellent schmeckte. Aber nicht nur das, ich konnte ihn in seiner Gesellschaft genießen, die mir sehr angenehm war.

Wir standen uns längere Zeit gegenüber, genossen den Wein und schauten uns nur an. Das Schweigen störte mich gewaltig, nur wusste ich absolut nicht, was ich jetzt sagen sollte. Dann holte ich meine Zigaretten aus der Tasche, hielt Marco die Schachtel hin und fragte ob er raucht. Ein sehr freundliches ‚Danke ja’ sprang mir entgegen, er nahm sich eine Lulle, worauf ich das Feuerzeug zückte. Zitternd gab ich ihm Feuer, wobei sich unsere Hände nur kurz berührten, es durchfuhr mich aber wie ein Schlag. Man, dieser Boy hatte eine Ausstrahlung, dass es mir am ganzen Körper kribbelte. Ich nahm mir dann auch eine Zigarette, doch bevor ich sie in den Mund stecken konnte, hielt mir Marco sein brennendes Feuerzeug entgegen. Er sah mich dabei freundlich an und ich zerschmolz förmlich unter seinen Blicken... So Kleiner, ich glaube jetzt machst du mal weiter, denn die erste Reaktion kam von dir. Ich meine das mit deinen Freunden, von dem Moment an war ich mir sicher, das du dich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlst.“

Ich wollte zwar gleich weiterreden, doch Evi fragte ob wir was zu trinken haben wollen, worauf wir uns für Cola entschieden. Die beiden Frauen waren von unserem Bericht angetan, aber auch die Männer zeigten großes Interesse. Wir unterhielten uns zwanglos, bis dann die Getränke kamen. Ich musste mir erst die Schuhe ausziehen, meine Verletzung drückte doch ein wenig. Jetzt fühlte ich mich wohler und erzählte weiter:

„Na ja, das Schweigen war mir auch unangenehm, denn mir fiel absolut nichts ein, was ich in dieser Situation hätte sagen sollte. Als Jahn mir dann eine Zigarette anbot, hatte ich eigentlich nur einen Gedanken. ‚Oh Gott, jetzt kommt der auch noch mit diesem alten abgegriffenen Trick’. Gleichzeitig dachte ich etwas nach und kam zu dem Ergebnis ‚na gut, wenn dadurch ein Gespräch in Gange komm, warum nicht’.

Dann gab Jahn mir Feuer, dabei legte ich es auf eine Berührung an, um ihn gleichzeitig zu beobachten. Es klappte, denn in solchen Situationen achte ich sehr auf die Körpersprache des anderen. Nachdem wir uns nur flüchtig berührt hatten, war mir eines vollkommen klar. Mein Gegenüber schien mich zu mögen und das wichtigste überhaupt, er fühlte sich zu Männern hingezogen.“

„Wie hast du denn das erkannt“, warf plötzlich Evi ein, also sah ich sie an und antwortete.

„Ganz einfach: Zum einen, er zitterte, als er mir Feuer gab, also war er nervös, das ist ein Zeichen für Interesse. Zum anderen, eine erste Berührung erweckt nun mal Emotionen, das ist auch bei euch so, egal ob beim Mann oder bei der Frau. Fühlt man sich zu seinem Gegenüber hingezogen, werden Körperreaktionen ausgelöst, das Herz schlägt schneller und der Blutdruck steigt. In diesem Fall geschieht dasselbe wie beim Vorspiel zum Sex, die Brustnippel schwellen an und im Gesicht sieht man eine leichte Rötung. Da Jahn genau wie ich ein enges Shirt anhatte, war ersteres nicht zu übersehen. Ist damit deine Frage beantwortet?“

„Ja“, gab sie zurück, „das stimmt, jedenfalls bei uns Frauen, das es beim Mann auch so ist, habe ich nicht gewusst. Ich staune aber, das du so offen darüber redest, ist dir das nicht unangenehm?“

Mein lächeln sagte eigentlich alles, doch ich gab Evi die passende Antwort: „Nein, warum soll mir das peinlich sein, hier sitzen doch sechs erwachsene Leute am Tisch. Jeder von uns war schon mal verliebt, denn sonst währt ihr allein. Zum Schluss das wichtigste, Sex haben wir alle schon mal gehabt. Nicht das ihr mich jetzt falsch versteht, ein Beweis sitzt hinter mir, der andere ist mein bester Kumpel in Berlin.“

Bei diesen Worten hatte ich die jeweiligen Ehepartner angesehen, die danach mit leicht roten Köpfen am Tisch saßen. Da jetzt alle still waren fragte ich: „Soll ich weiter erzählen, oder wollen wir uns lieber über das Wetter unterhalten?“

Der Spruch sorgte erst mal für lautes Gelächter, doch danach bekam ich meine Zustimmung, dass ich weiter erzählen konnte. „So, euch scheint das ja richtig zu interessieren wie wir uns gefunden haben, dann werde ich mal weiter berichten...

Nun wusste ich, was ich wissen wollte, also fragte ich Jahn, ob wir uns hinsetzen wollen, denn in einer ruhigen Ecke war ein Tisch frei. Mit unseren Weingläsern und der Flasche machten wir uns auf den Weg, um uns dort zu setzen. Es kam tatsächlich ein Gespräch zu Stande. Wir unterhielten uns zwar nur über belangloses Zeug, doch ich hörte Jahn sehr gerne zu, seine Stimme faszinierte mich. Jedes Wort das er sagte, hörte sich an wie eine kleine Melodie.

Nebenbei gesagt, dieses Gefühl habe ich auch heute noch.

Wir saßen uns an dem Tisch gegenüber, so konnten wir uns ständig ansehen, doch ich hätte gerne etwas mehr gehabt. Die Unterhaltung war trotz allem sehr kurzweilig, konnte ich doch auf diese Weise meinem süßen Traumprinzen nahe sein. Plötzlich wurden wir aber gestört.

Mark und Alex erschienen bei uns am Tisch, sie wollten sich von mir verabschieden, doch zuerst machte ich alle miteinander bekannt. Es wurden ein paar liebe Worte gewechselt, worauf Alex fragte ob ich nachher mit Jahn in unsere Bar komme, wo wir ja zum Stamm gehörten. Als ich verneinte, kam das bei uns übliche Ritual, das man bei der Begrüßung oder beim Abschied nun mal benutzt. Man nimmt sich in den Arm, Küsschen rechts, Küsschen links und eines auf den Mund, danach eine kurze aber innige Umarmung. ‚Nun muss Jahn wissen, wo ich hingehöre’, dachte ich bei mir, denn er hatte uns aufmerksam zugesehen.

Die beiden verließen uns mit den Gruß: ,Tschüß und RAB’, ‚Ja, bye und RAB’, gab ich zurück, was bei meinem Schwarm ein überaus fragendes Gesicht auslöste...“

An dieser Stelle stockte ich, meine Augen wurden feucht, wobei mich Jahn fest an sich drückte. Die vier Großen sahen mich betreten an, doch im Moment konnte ich nicht weiter reden, mir saß ein Kloß im Hals. Evi war es dann, die nach einigen Minuten das Schweigen brach und nach dem Grund meiner Laune fragte. Da ich nichts sagte, übernahm Jahn das Reden: „Einer der beiden, von dem Marco grade sprach, ist in dieser Nacht tödlich verunglückt. Mark ist von einem Auto angefahren worden, dessen Fahrer einen Herzinfarkt bekommen hatte. Dieser ist dabei auch ums Leben gekommen, es war also eine Verstrickung unglücklicher Umstände. Mark ist noch an der Unfallstelle verstorben, in den Armen von seinem Partner. Marco hat es erst nach einer Woche erfahren und mir erzählt, dass Alex seine erste große Jugendliebe war. Die beiden verstehen sich immer noch sehr gut, was ich verstehen kann, Alex ist mittlerweile auch mein Freund... Na mein Kleiner, geht es wieder? Lass bitte die traurigen Gedanken, erinnere dich lieber an die schönen Seiten im Leben und erzähl weiter.“

Mein Schatz streichelte mich liebevoll, bis wieder Ruhe in mir eingekehrt war. Er trocknete die Tränen, küsste meinen Nacken und baute mich schnell wieder auf, bis ich dann weiter erzählen konnte.

„Nach dem ich mich gesetzt hatte, fragte Jahn freundlich: ‚Du sag mal, was heißt denn RAB’?

Ich wurde rot, lächelte verlegen und sagte: ‚Ich weiß nicht ob ich dir das erklären soll, mir ist das etwas peinlich, willst du das wirklich wissen?’ Jahn sah mich verschmitzt an und meinte dann zu mir, dass ich ruhig offen mit ihm reden kann, egal über welches Thema. Mir war gar nicht wohl in meiner Haut, also erklärte ich erst mal, das es bei uns in der Clique die Abkürzung für etwas Bestimmtes war.

‚Und, nun sag mir schon für was dieses Kürzel steht, ich bin dir bestimmt nicht böse’, flötete er mir mit einem lieben lächeln zu.

‚Na gut, RAB heißt red and black, also rot und schwarz. Rot steht bekanntlich für die Liebe, schwarz ist die Farbe der Nacht. Das bedeutet, dass man einem Pärchen eine Nacht mit sehr viel Liebe wünscht. Ich hoffe du bist darüber nicht böse?’ Jahn sah mich danach mit einem süßen schelmischen lächeln an und schüttelte den Kopf, also war es für mich an der Zeit etwas zu tun.

Ich überlegte einen Augenblick, doch dann zeigte ich meine erste Reaktion, die uns einen Schritt näher zusammen brachte. Mit der Ausrede, dass die Musik zu laut ist, setzte ich mich neben ihn hin, denn ich wollte Kontakt aufnehmen. Wir unterhielten uns über den Wein, den wir auf dem Tisch zu stehen hatten, doch dabei kam es zu den ersten Berührungen. Wenn ich redete, sprach ich jetzt auch mit den Händen, wobei ich ihn des Öfteren wie durch Zufall berührte, doch auch Jahn ging auf dieses Spielchen ein... Du Großer, ich glaube das du jetzt weitermachen solltest, denn der erste Annäherungsversuch kam von dir.“

Mein Schnuckel drückte mich fest an sich, was mir total gut gefiel, doch er wurde nun von acht Augen neugierig angesehen, so begann er zu erzählen. „Ich mach mal ungefähr an der Stelle weiter: Marco hat ein großes Fachwissen über Weine, das hatte ich schnell festgestellt und so das Gespräch darauf gelenkt. Natürlich wusste ich auch einiges und konnte ein wenig mitreden, wir kamen also schnell auf einen Nenner.

Das er sich nicht wegen der lauten Musik zu mir gesetzt hatte, war mir an diesem Abend schon klar, ich genoss sogar seine Nähe. Ihr werdet ja wohl selber wissen, das es nicht so einfach ist, dem oder der Angebeteten zu sagen was man fühlt, mir ging es natürlich genauso. Das wir uns wie durch Zufall berührten, ist ja die Vorstufe zu dem, was man dem anderen mitteilen will, doch mir ging das einfach zu langsam.

Marco wollte dann nachsehen, ob er Getränke nachfüllen muss und teilte mir das mit, worauf ich erst mal freundlich nickte. Doch ich wollte ihn an meiner Seite haben, also legte ich ihm meine Hand auf den Oberschenkel.

Er sah mich sofort ganz lieb an, also sagte ich, ‚Du Kleiner, ich komm mit und helfe dir, dann brauch ich nicht alleine hier zu sitzen, oder hast du was dagegen?’ Sein freundliches Nicken sagte mir, das er das auch wollte, ihn störte es nicht mal, das ich Kleiner zu ihm gesagt hatte.

Na gut, Marco hat eine normale Größe von 1,79 m, aber ich bin 19 cm größer, also kann ich schon mal Kleiner sagen.

Wir mussten dann in den Keller um einiges zu holen, doch als er einen Kasten mit Limoflaschen füllte, war ich es der ihn anmachte. Hier im hellen Licht der Leuchtstofflampen, konnte ich seinen Oberkörper genau sehen. Zumal sein T-Shirt mir mehr zeigte als es verbarg, denn jeder Muskel von ihm war dezent zu erkennen, was mich total anmachte. Vor allen Dingen gefiel mir sein Waschbrettbauch, über den ich kurz streichelte und sagte: ‚Marco, du gefällst mir’.

Der Kleine vor mir wurde jetzt aber ganz nervös, also nahm ich mir die Getränkekiste und trug sie nach oben... Du Schnuckel, ich glaube jetzt musst du mal weiter erzählen, denn du kannst das einfach besser.“

„Na gut. Diese Berührung hatte mich wirklich nervös gemacht, obwohl ich es ja wollte, doch als er mit dem Kasten verschwand, wurde ich sofort traurig. Dann musste ich überlegen, was hatte Jahn zu mir gesagt, ‚Du gefällst mir’, er schien ernsthafte Absichten zu haben, mich näher kennen zu lernen. So schnappte ich mir einen Bierkasten und lief ihm hinterher, denn ich wollte nicht alleine sein. Als ich oben ankam, stand er mit einem etwas traurigen Gesichtsausdruck da, was mir richtig leid tat. Jetzt war ich wohl dran den nächsten Schritt zu gehen, doch was sollte ich nur tun, mir fielen dabei aber die leeren Flaschen auf.

Nun grübelte ich, wie ich Jahn zeigen konnte, das ich ihn auch verehre, dann kam mir eine teuflische Idee, das musste einfach klappen.

Ich ging langsam auf ihn zu, streichelte sanft über seine Brust und erwähnte eher beiläufig, dass er mir auch gefällt, denn der Plan in mir war ausgereift. ‚Hilfst du mir bitte das Leergut runter zu bringen, danach setzen wir uns wieder zusammen und genießen unseren Wein’, sagte ich scheinheilig, worauf mir Jahn mit einem breiten Grinsen zunickte. In Windeseile packten wir die leeren Flaschen in Kästen und gingen in den Keller, um sie dort abzustellen.

Als wir dann nach oben gehen wollten passierte es, ich verfehlte die erste Stufe, das war von mir so geplant, dann ließ mich nach hinten fallen. Jahn stand ja direkt hinter mir, so fiel ich genau in seine Arme, er hielt mich natürlich sofort fest.

Mich durchströmte ein Gefühl von Geborgenheit, ja, das war der Mann meiner Träume, nur ihm wollte ich gehören. Obwohl ich das gar nicht sagen wollte, entfuhren mir die Worte: ‚Jahn, halte mich bitte ganz fest und lass mich nie wieder los’.

Was dann geschah war wie ein Traum, er zog mich hoch und baute sich vor mir auf, wir sahen uns einige Minuten sehr intensiv in die Augen. Wie auf ein Kommando schlossen wir uns zärtlich in die Arme und unsere Lippen kamen langsam aufeinander zu.

Sie trafen sich erst kurz, dann leidenschaftlich, bis unsere Zungen miteinander zu spielen begannen. Dabei verschmolzen zwei Körper zu einem, jede Hand streichelte liebevoll den Rücken des anderen und ein warmes Hochgefühl der Liebe machte sich in uns breit.

Nach einem ewig langen Kuss sah Jahn mir in die Augen und sagte: ‚Ich lasse dich nie wieder los, das verspreche ich dir. Mein Kleiner Sonnenschein, ich liebe dich mehr als alles auf der Welt.’

Mir liefen vor lauter Glück die Tränen an den Wangen herunter, doch ich brauchte einen Moment, bis ich mich gesammelt hatte, um dann zu sagen. ‚Jahn, du bist mein Glücksstern, an deiner Seite will ich durchs Leben gehen. Ich liebe dich von ganzem Herzen und möchte dich immer an meiner Seite haben’.

Nach einem leidenschaftlichen Zungenkuss, sahen wir beide auf unsere Armbanduhren, um für immer zu wissen wann es uns erwischt hat. Am 19.03.2005 hat jeder dem anderen die Liebe geschworen, um 0.17 Uhr, im Keller von einem Jugendclub, dort hat alles angefangen.“

Bei den letzten Sätzen hatte ich meine Augen geschlossen, diese Minuten würde ich nie vergessen, denn sie hatten unser Leben total verändert. Als ich dann in die Runde schaute, sah ich in verheulte Gesichter, Jahns Eltern, seine Tante und sein Onkel waren zutiefst bewegt.

Jochen war der erste der die Sprache wieder fand und sagte: „Also Jungs, ganz ehrlich, das hat mich richtig getroffen, es war wunderschön euch beiden zuzuhören, danke. Ich habe dabei die Antwort auf meine Frage erhalten, ihr fühlt genauso wie wir es tun.“

Es entstand eine Unterhaltung, bei der wir unter anderem erfuhren, dass Jahn seine Eltern drei Tage in Pinneberg bleiben wollten, natürlich bei Monika und Klaus. Jahn erzählte daraufhin, dass wir in den nächsten zwei Wochen Urlaub haben und ein paar Tage nach Berlin, zu meinem Vater wollten. Es wurde dann ein wenig darüber gesprochen, was wir grade über unsere Liebe erzählt hatten, bis dann Klaus zu uns sah und sagte: „Ihr habt uns ja erzählt wie ihr zusammengefunden habt, ich musste dabei daran denken, wie ich Moni kennen gelernt habe, es war so romantisch wie bei euch. Mich würde aber interessieren, wie ging es mit euch beiden am Anfang weiter und was habt ihr getan um richtig zueinander zu finden. Jahn lebte ja in Hamburg und wenn ich alles richtig verstanden habe, dann hat Marco in Berlin gewohnt. Das muss doch für euch schwer gewesen sein, wie habt ihr das alles unter einen Hut gebracht? Ich glaube das würden wir alle gerne wissen wollen, außerdem ist es schön euch zuzuhören, wie ihr voneinander redet.“

„Ja Jungs, das würde ich auch gerne erfahren“, gab nun Evi ihren Senf dazu, worauf sich Moni zu Wort meldete.

„Ich würde das auch gerne hören, deshalb mach ich mal einen Vorschlag. Dass unsere Verliebten müde sind wissen wir alle, weil sie es uns erzählt haben. Ich mach uns allen ein vernünftiges Abendbrot, danach können sie bei einem Glas Rotwein noch etwas erzählen, ich habe sogar einen lieblichen für euch da. Marco, Jahn, ich kann euch anbieten, das ihr dort hinten in der Gartenlaube übernachten könnt. Mein Neffe kennt sie ja, es ist ein großes frisch bezogenes Bett und auch eine Dusche vorhanden. Dort hat sich früher unser Sohn gerne aufgehalten, das war sein Lieblingsplatz. Wenn er jetzt mal mit Nicole nach hause kommt, dann ziehen sie sich abends lieber in die Laube zurück, obwohl Sven immer noch sein Zimmer hat. Also, ich mach Abendbrot und unsere Jungs hätten einen Platz für die Nacht, was haltet ihr von meinem Vorschlag?“

Jahn erklärte mir erst mal, dass es in der Laube sehr gemütlich ist und dass er gerne hier mit mir übernachten würde, denn er hatte schon öfter dort geschlafen. Der Weg zu mir nach Hause war mir eigentlich schon zu weit, die Fittesten waren wir nun wirklich nicht mehr, also sagte ich zu.

Da Jahn und ich noch keinen großen Hunger hatten, gab er bekannt, dass wir zuerst erzählen wollten. Dann kam aber plötzlich ein großer Auftritt von Jochen: „Moni, dein Vorschlag gefällt mir nicht so ganz, jedenfalls in einem Punkt. Ich meine das mit dem Abendbrot, denn ich möchte euch alle gerne zum Essen einladen, zur Feier des Tages. Nicht das jemand dumme Fragen stellt, meine Evi und ich, wir haben heute schließlich etwas zu feiern.“

Wir schauten ihn alle fragend an, selbst seine Frau konnte nicht glauben was sie grade gehört hatte, worauf sie lächelnd sagte: „Also Klaus, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen du hast ne Buddel Rum getrunken. Unser Hochzeitstag war vor sechs Wochen und der nächste Geburtstag ist erst in gut zwei Monaten. Nun sag mir bitte mal, was du unbedingt mit uns feiern willst?“

Jochen schaute in die Runde, stand auf, kam zu uns und reichte mir die Hand. Mir schwante etwas, doch sicher war ich mir nicht, also streckte ich meine Hand zögerlich der seinen entgegen. Als ich einschlug zog er mich hoch und nahm mich in den Arm, um dann zu verkünden. „Wir haben heute endlich unseren Schwiegersohn kennen gelernt, ich glaube das ist Grund genug zum feiern, oder seid ihr anderer Meinung?“

Ich war gerührt, aber jetzt passierte etwas, das ich von mir selber kaum kannte, mir fehlten einfach die Worte, doch dann fiel mir etwas ein. Jochen bekam von mir einen leichten Knuff auf das Kinn, worauf ich mir einen freundschaftlichen Klaps von ihm einfing. Das trug natürlich zur allgemeinen Belustigung bei. Ich wurde noch kurz von ihm geknuddelt, dann setze sich jeder wieder auf seinen Platz.

Die beiden Frauen waren verschwunden, um ein paar Schnittchen zu machen, da Jahns Verwandtschaft erst mal ne Kleinigkeit essen wollte. Wir vier unterhielten uns angeregt, wobei ich jetzt richtig spüren konnte, dass die Liebe zwischen Jahn und mir kein Thema mehr war. Wir redeten miteinander wie in einer normalen Männerrunde, die bei einem Bier am Stammtisch zusammen steht. Mein Schatz hielt mich zwar immer noch in den Armen und ich hatte mich an seine Brust gekuschelt, das störte aber keinen.

Etwas später erschien Evi und stellte Getränke, sowie Gläser auf den Tisch. Eine Flasche Sekt für die Frauen und ein paar Bier für die Männer. Als sie uns eine Flasche Rotwein hinstellte, bekam ich feuchte Augen, denn es war ein besonderer Wein.

Evi bekam meine Reaktion natürlich mit und fragte nach dem Grund, worauf Jahn sie dann aufklärte: „Mama, mein Schatz hat doch vorhin erzählt, wie wir uns kennen gelernt haben, dieser edle Tropfen hat maßgeblich daran mitgewirkt. Wir beide haben immer ein paar Flaschen davon zu hause, der Wein ist gut und weckt jedes mal schöne Erinnerungen in uns, wie du dir ja wohl denken kannst.“

Diese Worte bekam auch Moni mit, die grade den Teller mit den Schnittchen brachte. Sie war gerührt und freute sich, dass sie uns damit eine große Freude bereiten konnte.

Die Getränke waren verteilt, also prosteten wir uns zu, wobei uns jeder für sich noch einmal Glück für unsere Liebe wünschte. Jahn und ich waren sichtlich angetan von dieser Szene, denn wir konnten uns nicht gegen die Tränen wehren, die sich in unseren Augen ansammelten. Die wischten wir uns anschließend gegenseitig weg, um dann wieder lächelnd in die Runde zu schauen. Nach ein paar kurzen Worten von Klaus, sollten wir dann erzählen, wie es mit uns weiter ging, also begann ich zu reden.

„So Leute, dann muss ich noch etwas ausschweifen, danach kann mein Schatz erzählen, wie es weiterging. Ich wusste ja von Sven, dass sein Cousin zur Party kommen wollte, was mich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht interessierte. Durch seinen Hinweis bekam ich aber mit, dass Jahn nicht in Berlin lebt, doch wo er wohnt erfuhr ich natürlich nicht. Ich ging eigentlich davon aus, dass er aus dem Umland ist, doch dann kamen wir nun mal zusammen. Da mein Schatz ein sauberes Hochdeutsch sprach, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, dass er ein Nordlicht ist, das erfuhr ich erst am Sonntag... Du Schatz, ich möchte das du zunächst doch ein wenig von unsern Anfängen erzählst, wie ich nach Hamburg kam, werde ich erzählen, einverstanden?“

„Ja mein Kleiner“, antwortete er und drückte mich kurz, um dann zu beginnen. „Ich muss auch vorher noch was sagen, was ja schon vorhin leicht angeklungen ist. Ich hatte nämlich keinen Bock auf eine Wochenendbeziehung. Zumal ich durch meinen Job im Krankenhaus Schichtdienst hatte und auch mal an den Wochenenden arbeiten musste.

Nun aber zu den schönen Seiten des Lebens, ich mach mal da weiter, wo mein Schatz stehen geblieben ist. Darüber haben wir schon oft gesprochen, also weiß ich auch im Einzelnen, wie sich Marco gefühlt hat.

Wir beide hatten uns ja nun die Liebe geschworen, doch im Rausch der Gefühle dachte ich beiweiten nicht daran, das wir rund 290 km auseinander wohnten. Um 0.17 Uhr hatten wir auf unsere Uhren geblickt, um uns danach noch einmal heiß und innig zu küssen. Nach diesem Kuss gingen wir eng umschlungen die Treppe nach oben, um wieder an unseren Tisch zu gelangen, dabei liefen uns Nicole und Sven über den Weg. Was grade zwischen uns geschehen ist, muss wohl in unseren Gesichtern gestanden haben, denn die beiden lächelten uns sofort an. Sie schlossen uns abwechselnd in die Arme, wobei Nicole fragte, ob wir uns endlich gefunden haben. Ihr war der Gemütszustand von Marco nicht verborgen geblieben, was sie uns nach ihrem Glückwunsch mitteilte, doch auch Sven gratulierte. Er war total happy, dass wir zusammen waren und forderte den DJ auf, eine Schmuserunde einzulegen.

Wir beide waren nicht das einzige männliche Paar, das auf der Tanzfläche eng umschlungen seine Runden zog. Man konnte aber sehen, wie glücklich wir waren, deshalb wurde diese Party für uns noch richtig schön. Es war einfach himmlisch, denn wir unterhielten uns mit einigen Leuten und waren auch mal allein, also ein gelungenes Fest.

Marco hatte mir mittlerweile mitgeteilt, dass wir im Anschluss in die Stadtwohnung seines Vaters gehen wollten, da er weit draußen wohnte. Mir war das recht, denn bei meinem Cousin hätten wir wohl nicht so viel Ruhe gehabt, außerdem hatten wir die beiden Flaschen Wein getrunken. Es wollte keiner mehr Auto fahren und ein Taxi bis zum Stadtrand wäre wohl zu teuer geworden.

Gegen sechs Uhr früh verabschiedeten wir uns von den Gastgebern, natürlich nicht ohne mitzuteilen, wo wir übernachten werden. Marco hatte eine Tasche mit Klamotten im Keller zu stehen, meine Sachen waren bei Sven. Also ging es zum Taxistand und ab zu meinem Cousin nach Hause, um dann in den Nachbarbezirk Neukölln zu fahren. Dort blieb das Fahrzeug vor einem gepflegten Altbau stehen, Marco bezahlte die Rechnung, danach holten wir unsere Taschen aus dem Kofferraum.

Durch einen großen Flur ging es auf den Hof, wo wir einen Fahrstuhl betraten, der uns schnell ins Dachgeschoss brachte. Wir hatten beide ein mulmiges Gefühl, wir kannten uns erst ein paar Stunden und waren nun zum ersten Mal allein. Als Marco die Wohnungstür aufschloss, meinte er leise: ‚Schatz, wie mir scheint hast du jetzt genau wie ich ein wenig Angst, wir werden nichts miteinander tun, was der andere nicht will, ist das Ok?’

Ich nickte ihm zu, doch als er die Tür geschlossen hatte, musste ich den Kleinen einfach in den Arm nehmen. Nach einem leidenschaftlichen Kuss, wollte ich mir die Jacke ausziehen, doch Marco meinte, dass wir erst mal auf die Dachterrasse gehen. Auf meinen fragenden Blick sagte er, dass wir dort eine rauchen wollen, da sein Vater es nicht mochte, wenn die Wohnung eingenebelt wird.

Draußen bot sich ein herrlicher Ausblick über die Dächer der langsam erwachenden Stadt. Dabei hatte ich einen Gedanken, den ich meinem Schatz gleich mitteilen musste. ‚Du Marco, ich stell mir grade vor, wie wir beide hier nackt in der Sonne liegen und einfach nur unsere Nähe genießen.’

Er lächelte mich sofort an und entgegnete: ‚Dafür ist es jetzt wohl ein bisschen zu kalt, aber das können wir auf dem Bett ausprobieren. Ich würde gerne deine Nähe spüren, auch wenn wir schlafen, du hast mir vorhin schließlich versprochen, mich niemals loszulassen’.

Mich durchströmte ein wahnsinniges Glücksgefühl, das ich so noch nie erlebt hatte, worauf ich meinen Schatz in die Arme schloss. Nach einem sanften Kuss hauchte ich ihm ins Ohr: ‚Dieses Versprechen werde ich niemals brechen, ich liebe dich mein kleiner Sonnenschein’.

Marco lächelte mich verliebt an, um dann zu sagen: ‚Ich liebe dich auch, komm wir gehen rein, ich kann auf die Lulle gut und gerne verzichten. Ich möchte jetzt mit meinem großen Schatz zusammen duschen gehen und danach ein bisschen schmusen, willst du das auch?’ Ja, das wollte ich, also nickte ich ihm nur zu, worauf wir ins Zimmer verschwanden.

Die nächsten zwei Stunden waren wie ein Traum, wir schmusten erst auf dem Sofa, wobei einer den anderen langsam auszog. Danach ging es unter die Dusche, wo wir uns gegenseitig abseiften, dabei wurde keine Stelle am Körper des anderen ausgelassen. Das wechselseitige abtrocknen brachte uns jede Menge Spaß, zumal wir uns ständig küssten.

Dann ging es ins Bett, dort wurde lange Zeit geschmust, bis wir dann gegen neun Uhr müde wurden. Marco legte die Decke über unsere nackten Körper, wir kuschelten uns dicht aneinander und fielen nach ein paar Küssen ins Land der Träume...

So, ich glaube an dieser Stelle werde ich enden, jedoch nicht ohne erwähnt zu haben, dass wir bis zum Sonntagmittag eine schöne Zeit hatten. Schatz, ich glaube jetzt solltest du weitererzählen, du kannst einfach besser reden.“

„Na gut, dann will ich es mal versuchen, aber ich glaube das wird ein etwas längerer Vortrag...

Bis Sonntagmittag war die Welt in Ordnung, doch plötzlich wurde Jahn immer stiller und seine Laune verschlechterte sich zusehends. Ich machte mir Vorwürfe, denn ich hatte uns dazu gebracht, dass wir am Morgen Sex miteinander hatten. Deshalb fragte ich natürlich nach, ob ich was verkehrt gemacht habe, doch dann fing mein Schatz an zu weinen. Das konnte ich nun gar nicht sehen, ich tröstete ihn, wobei ich merkte, das er mir gegenüber nicht ablehnend war. Jahn freute sich über jede Berührung von mir, also konnte ich nicht der Grund sein, das er jetzt so eine Stimmung hatte. Nach einiger Zeit kam mein Großer dann endlich damit heraus, dass er in Hamburg wohnt, das traf mich wie ein Stich ins Herz. Nun heulten wir beide und versuchten uns gegenseitig aufzubauen, was aber keinem so richtig gelang.

Etwas später machte ich mir dann Gedanken, Jahn hatte mir gesagt, dass er sich in Hamburg wohl fühlt, aber mit mir würde er zu gerne zusammen sein. Gut, das war auch in meinem Sinne, doch ich spielte seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, mich aus Berlin abzuseilen. Jahn liebte ich wirklich über alles, also schlug ich vor, dass er sich in Hamburg wegen Arbeit umhören sollte. Das war für mich das A und O, dann würde ich auch in eine andere Stadt gehen. Wir redeten bis zum Nachmittag, doch dann kam der Augenblick, an dem ich dachte, dass ich sterben würde. Mit langen Gesichtern standen wir voreinander, um uns voneinander zu verabschieden, es war für uns beide schwer, aber wir schafften es. Für mich stand danach fest, wenn ich dort Arbeit finde verlasse ich Berlin, denn meinen Schatz wollte ich nicht verlieren.

Nachdem ich Jahn zu seinem Auto gebracht hatte, ging ich noch mal hoch, um die Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen. Meine Gedanken waren dabei natürlich bei meinem Liebsten, den ich jetzt nur über das Telefon erreichen konnte. Irgendwann war ich fertig, die Wohnung war wieder sauber, also machte ich mich auf den langen Weg nach Kladow, wo ich bei meinem Vater wohnte. Diesmal kam mir die Strecke endlos lang vor, doch dann kam ich doch zu Hause an. Ich war an diesem Nachmittag froh, dass mein Dad für ein paar Tage in Paris war. Er hätte sofort gesehen wie ich mich fühle, aber ein Gespräch könnte ich jetzt nicht mit ihm führen.

Mein erster Weg führte an den PC, um ihn hochzufahren, dann zog ich mich aus und setzte mich nackt an den Schreibtisch. Ich schaute erst mal nach meinen E-Mails, außer Reklame war nichts Wichtiges drin, dann fing ich an zu schreiben. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich fast sieben Seiten für Jahn geschrieben, um meine Seele zu entlasten. In meiner Geldbörse war ein kleiner Zettel, den nahm ich zur Hand, übertrug die Adresse und schickte die Mail unter Tränen ab.

Nach einiger Zeit schaute ich im Netz nach Arbeitsstellen, in der Region Hamburg, ich fand sogar einiges, was in meinen erlernten Beruf passte. Dort wo ich eine E-Mail Adresse vorfand, schickte ich eine Bewerbung hin, ansonsten schrieb ich mir die Adressen oder Telefonnummern auf. Danach fuhr ich den PC runter und nahm mir mein Handy zur Hand, ich wollte meinen Schatz sehen, der mir auf dem Display entgegenstrahlte. Am Samstagabend waren wir noch kurz in meiner Bar, dort hatten wir uns mehrmals gegenseitig fotografiert. Im Moment tat mir dieses Bild aber weh, wie gerne hätte ich ihn jetzt in den Arm genommen, doch dann huschte ein kleines Lächeln über meine Lippen. Kurz bevor ich Jahn zu seinem Auto gebracht hatte, ging er noch schnell auf die Toilette. In der Zeit habe ich ihm mein blaues T-Shirt in die Tasche gesteckt, das ich am ersten Abend getragen hatte. ‚Darüber würde er sich bestimmt freuen’, dachte ich und wünschte mir, das ich sein Gesicht dabei sehen könnte.

Es war erst 20 Uhr, als ich mich nach dem duschen ins Bett legte, ich war todmüde und musste ja am nächsten Morgen früh raus. Meine Gedanken kreisten natürlich nur um Jahn, doch plötzlich schreckte ich hoch. Mein Telefon klingelte, also nahm ich ab und meldete mich, es war mein Schatz, der grade zu Hause angekommen war. Wir redeten fast eine Stunde, wobei er sagte, dass er mir morgen einige Adressen schicken würde, wo ich Arbeit finden kann. Er hatte wohl auch als erstes seinen PC hochgefahren und las beim telefonieren seine E-Mails. Als er dann auf meine stieß, war erst mal nichts von ihm zu hören, ich fragte natürlich warum er so still ist, worauf er sagte, das er eine lange Mail von seinem Liebsten bekommen hat. Nun musste ich lachen, doch plötzlich fragte er, ob ich meine Tasche schon ausgepackt habe. Als ich verneinte, forderte Jahn mich auf, das ich sie öffnen sollte, was ich dann auch tat. Mir leuchtete sein gelbes Shirt entgegen, was ich sofort auf das Bett packte, um dann meinen Kopf drauf zu legen. ‚Danke mein Schatz, jetzt habe ich wenigstens das Gefühl das du bei mir bist. Schau mal in deiner Tasche nach, da ist auch was drin’, rief ich freudig ins Telefon. Mein Schatz freute sich nach dem Fund wie ein kleiner Junge, der zu Weihnachten seinen größten Wunsch erfüllt bekommen hat. Wir redeten dann noch ein bisschen und verabschiedeten uns, was Jahn aber auch mich, sehr traurig stimmte. Dann legte ich mich ins Bett, kuschelte mich an sein Shirt und versuchte zu schlafen, was aber gar nicht so einfach war.

Montag früh riss mich mein Radiowecker aus dem Schlaf, ich war total fertig, denn ich war erst nach 2 Uhr eingeschlafen. Duschen, rasieren, anziehen, frühstücken und dann zur Arbeit, das fiel mir an diesem Tag besonders schwer. Als ich dann in der Werkstatt ankam, war Hektik angesagt, die drei Gesellen und der Lehrling mussten auf einen Neubau. Mein Meister kam dann zu mir und sagte, dass wir einen Schaltschrank in einem Schwimmbad reparieren müssen, in dem es gebrannt hatte. Da ich wusste was wir alles brauchen, belud ich meinen VW Bus den ich in der Firma fuhr, damit mein Chef schnell mit mir raus konnte.

Dabei musste ich lächeln, ein vorwitziger Kollege hatte einen Spruch auf die dreckige Rückscheibe geschrieben, >Testwagen, bitte nicht waschen< war dort zu lesen. Ich nahm mir einen Handfeger, um den gröbsten Winterdreck zu entfernen, doch dann musste ich lachen. Ich sah auf den Schriftzug, >G. Schmidt< dabei fiel mir ein, wie sich mein Chef meistens vorstellte, wenn wir eine neue Baustelle hatten. ‚Mein Name ist Schmidt, hinten mit d t, wie Damentoilette’, das sorgte jedes Mal für großes Gelächter. Bis ich den Wagen sauber hatte, überlegte ich, wie ich Herrn Schmidt beibringen sollte, dass ich weg wollte. Ich mochte meinen Meister, denn er war wie ein Vater für mich, deshalb war das eine schwere Entscheidung für mich. Schließlich hatte er aus mir einen guten Gesellen gemacht und mich auch übernommen.

Herr Schmidt kam dann zu mir, doch er bemerkte wohl, dass es mir nicht so gut ging, also fuhr er den Bus und gab mir unterwegs noch einige wichtige Instruktionen. Dann ging es an die Arbeit, es war einiges zu tun, doch wir bekamen alles in Griff. Innerhalb vor vier Stunden hatten wir alles wieder in Ordnung und die Pumpanlage vom Schwimmbad lief wieder an.

Bei der Arbeit hatte ich mit meinem Chef kaum geredet, was sonst nie passierte, worauf er mich beim Frühstück dann ansprach. Da ich zu ihm Vertrauen hatte, erzählte ich ihm, das ich mich verliebt habe, wobei ich natürlich offen ließ, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Er verstand mich sogar, als ich ihm erzählte, dass ich nach Hamburg gehen will, obwohl er immer sagte, dass ich sein bester Geselle bin. Zu meinem Erstaunen bot er mir sogar seine Hilfe an, da sein Schwager in Hamburg einen größeren Elektrobetrieb hatte. Ich lehnte aber dankend ab, denn ich wollte das alleine schaffen, was mein Meister dann auch verstand. Im Anschluss fragte ich, ob ich die letzten beiden Tage der Woche Urlaub haben kann, um mich in Hamburg zu bewerben, was ich genehmigt bekam. Er teilte mir dann mit, dass ich am Mittwoch von ihm ein Zeugnis bekomme, was ich ja eventuell brauchen würde.

Zum Feierabend fuhr ich schnell nach Hause, ausziehen, duschen und den PC hochfahren, das war an diesem Tag fast eins. Zu meiner Enttäuschung war noch keine Mail von Jahn angekommen, aber ich wusste ja, dass er noch zwei Stunden arbeiten musste. Eine Mail war aber dabei, von einem Elektrobetrieb, bei dem ich mich am Vortag beworben hatte. Da man Interesse zeigte, rief ich dort an, nach einem längeren Gespräch, machte der Meister mit mir einen Termin zum Donnerstag aus. Danach suchte ich mir erst mal weitere Stellenangebote raus, die ich zum Teil anschrieb, oder mir die Adressen abspeicherte.

Einige Zeit später sah ich, dass eine neue E-Mail angekommen ist, also rief ich sie auf und musste sofort lächeln. Sie war von Jahn, es stand 100-mal hintereinander ‚Ich liebe dich’ auf dem Bildschirm, doch ganz am Ende stand eine kleine Zeile. ‚Ps: Mein kleiner Sonnenschein, ich vermisse dich so sehr, hoffentlich sehen wir uns bald wieder, ich liebe dich’.

Ich fand diese Mail unheimlich lieb, also griff ich zum Telefon und wählte die Nummer von meinem Schatz. Als er sich meldete, rief ich in den Hörer, ‚Ich dich auch’, worauf mir sein Lachen entgegen schlug. Wir laberten ein wenig herum, während bei mir eine E-Mail nach der anderen ankam. Ich rief sie natürlich auf, doch dann musste ich auch lachen, Jahn hatte die Mail, die er schon geschickt hatte, noch einige male gesendet. Ich freute mich darüber und änderte die letzte Zeile in ‚Mein großer Sonnenschein’, um sie dann zehnmal an ihn zu versenden. Das löste bei uns natürlich Gelächter aus, wir waren beide froh, dass es uns so ging. Wir sagten dann erst mal tschüß, weil er für mich noch Stellenangebote raussuchen wollte. Diesmal staunte ich über mich selbst, ich hatte ihm nicht gesagt, dass ich in drei Tagen nach Hamburg komme. Ich wusste nämlich von ihm, das er am Donnerstag und Freitag frei hatte, ich wollte ihn überraschen.

Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug, in der Zwischenzeit hatten wir uns etliche Mails oder SMS geschickt, aber auch immer wieder telefoniert. Wenn man ins Bett ging, war immer das Shirt vom anderen dabei, wir sprachen sogar darüber, dass damit gekuschelt wurde. Am Mittwochabend hätte ich mich beim telefonieren beinahe verplappert, ich konnte den Satz grade noch so umdrehen. Ich freute mich einfach auf das Wiedersehen mit Jahn und war gespannt, was er dazu sagen würde.

Am Morgen holte mich mein Radiowecker mit einer lieblichen Melodie aus dem Schlaf, es war halb fünf und ich musste sofort an Jahn denken. Berauscht durch die Musik, kuschelte ich mein Gesicht auf sein Shirt, dabei hatte ich das Gefühl ihn zu spüren. Ein paar Minuten später ging ich gut gelaunt ins Bad, um mich in Ruhe frisch zu machen. Im Anschluss machte ich mir mein Frühstück, das ich an diesem Morgen etwas ausdehnte, weil ich ja Zeit hatte.

Als ich meine Zigarette rauchte, klingelte das Telefon, es war mein Schatz, der ja wusste, dass ich um 5 Uhr früh aufstehe. Wir wechselten ein paar liebe Worte, bis er dann sagte, dass er mich sehr vermisst. Ich überlegte etwas und fragte, was er denn sagen würde, wenn ich plötzlich vor ihm stehen würde.

‚Du Schatz, darüber würde ich mich riesig freuen, wenn ich dich einfach nur in den Arm nehmen und dich küssen könnte. Leider musst du ja gleich zur Arbeit, also bleibt mir nichts anderes übrig, als von dir zu träumen’, antwortete er mit einem traurigen Unterton in der Stimme.

Seine Worte lagen mir wie ein Klos im Hals, doch mein Gesicht strahlte, weil ich ihn in ein paar Stunden sehen würde. ‚Du Schatzi, bist du so zwischen neun und halb zehn zu hause’, fragte ich, worauf er nach dem Grund fragte.

‚Ganz einfach’, begann ich mit meiner Antwort, ‚ich habe gestern mit einer Firma telefoniert, die mich eventuell einstellen möchte. Die rufen mich nachher noch mal an, sie wollen meine Unterlagen haben, doch es ist keine E-Mailadresse vorhanden. Ich kann dir die drei Seiten ja zusenden, dann druckst du das aus und bringst es hin. Würdest du das für mich machen.’

Jahn wollte das natürlich gern für mich erledigen, also gab ich zurück, dass ich mich dann melden werde, wenn es soweit ist. Damit war mein Schatz einverstanden, er sagte mir dann, dass er erst mal etwas schlafen geht und auf meinen Anruf wartet. Wir verabschiedeten uns dann, weil ich ja zur Arbeit musste, das dachte jedenfalls mein Schnuckel, doch ich freute mich schon richtig auf ihn. Darauf schickte ich ihm die E-Mail zu und machte die Kiste aus, denn ich musste mich ja auch noch vernünftig anziehen.

Mein Gefühl sagte mir, das dieser Tag erfolgreich sein würde, also zog ich mich an und packte meine Tasche. Danach griff ich mir die vier vorbereiteten Bewerbungsmappen, denn ich musste ja noch zu einigen Gesprächen. Kurz vor sechs fuhr ich dann los, um erst mal eine Tankstelle aufzusuchen, danach ging es Richtung Hamburg.

Das endlose Band der Autobahn kam mir an diesem Tag gar nicht so langweilig vor, da ich mir am Vorabend eine CD zusammengestellt hatte. Mein Player im Autoradio erkannte auch MP3 Files, so konnte ich für Stunden die Musik hören die mir gefiel. Oldies und Schlager, das war meine Welt, so was konnte ich den ganzen Tag hören. Dass Jahn den gleichen Musikgeschmack hatte, wusste ich zu dieser Zeit noch nicht, aber das sollte ich bald rausbekommen.

Gegen 8.30 Uhr erreichte ich Hamburg, doch hier musste ich ja noch ein ganzes Stück fahren, zum Glück war ich schon ein paar Mal in dieser Stadt. Ich fuhr erst mal Richtung Zentrum, bis ich die Ausfahrt erreichte, um dann - in den Berufsverkehr zu kommen. Na ja, das war wie in Berlin, doch hier kannte ich mich nicht so gut aus, doch ich kam ganz gut durch. Es ging schleppend weiter Richtung Landungsbrücken, bis ich dann endlich in der Nähe vom Hafen war.

Hier musste ich aufpassen, denn irgendwo ging es nach rechts ab, da Jahn in Eimsbüttel wohnte. Neben mir lag mein Navi, na ja, es war nur ein Blatt Papier, auf dem ich das Kartenstück ausgedruckt hatte, das mich zu meinem Schatz führte. Dann war ich endlich dort, wo ich hin wollte und sagte zu mir selber, ‚Sie haben ihr Ziel erreicht’. Die Suche nach einem Parkplatz war für mich kein Thema, ich weiß nicht warum, aber ich finde immer einen.

Nach etwa zweihundert Metern zu Fuß, stand ich aufgeregt vor dem Haus in dem mein Sonnenschein wohnte. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich mein Handy nahm, um ihn anzurufen. Beim dritten Klingelzeichen war er dran und meldete sich freundlich, worauf ich aufgeregt sagte: ‚Hallo Schatz, ich habe grade meinen Anruf bekommen, es sieht gut aus mit dem Job. Ich habe denen mitgeteilt, dass ein Bekannter von mir die Unterlagen vorbei bringt, sie waren damit einverstanden. Die Adresse steht ja drauf, da wirst du wohl hinfinden, ach so, noch ein kleiner Tipp von mir, zieh dir bitte was Schönes an.’

Das gefiel meinem Schatz, so konnte er mir doch ein wenig helfen und er versprach: ‚Du Schatz, ich werde mich ein wenig rausputzen, dann bringe ich deine Unterlagen dort hin. Ich beeil mich auch, nicht das ein anderer vor mir da ist, ich drück dir auf jeden Fall die Daumen’.

Wir wechselten noch ein paar liebe Worte, um dann schnell tschüß zu sagen, da er mich danach anrufen wollte. Als ich mein Handy ausgedrückt hatte, hieß es erst mal tief durchatmen, denn ich musste mir ständig das Lachen verkneifen. Dann steckte ich mir eine Zigarette an, um mich etwas zu beruhigen, ich war nämlich total aufgeregt.

Das Warten zermürbte mich ein wenig, doch schon nach 15 Minuten hörte ich Schritte im Flur, deshalb stellte ich mich etwas abseits hin, um ihm nicht gleich in die Arme zu laufen. Die Tür öffnete sich und Jahn trat heraus, mit einem Ordner in der linken Hand, er schaute aber nicht in meine Richtung. Na ja, mein Schnuckel konnte ja nicht wissen das ich hier stehe, deshalb sah ich ihn erst mal an.

Was meine Augen erblickten gefiel mir, dieser Boy machte mich an, denn er sah zum anbeißen aus. Ich wollte ihn ein wenig ärgern, verstellte meine Stimme und hauchte ihm ein tuntiges ‚Süüüß’ in den Rücken.

Jahn war grade im Begriff loszulaufen, hielt aber kurz inne, um dann nach hinten abzuwinken, danach hörte ich eine böse Stimme. ‚Lasst mich alle in Ruhe, ich habe einen festen Freund’, fauchte er ohne sich umzudrehen und lief langsam los.

‚Hoppla, was war denn das’, dachte ich, worauf ich im normalen Ton sagte, ‚Hey Großer, dein Schatz ist hier’.

Was ich jetzt zu sehen bekam, brachte mich fast zum lachen, er blieb so abrupt stehen, als wenn jemand gegen eine Laterne gelaufen wäre. Einen Augenblick später drehte Jahn sich langsam um, sah mich an und schüttelte sich, um dann ganz ruhig auf mich zuzugehen. Seine Augen wurden immer größer, bis er mich erreicht hatte und vorsichtig auf meine Schulter tippte.

Ich sah ihn an und sagte leise, ‚Hey du süßer Träumer, du kannst aufwachen, ich stehe wirklich vor dir.’

Seine fragenden Gesichtszüge gingen in ein liebes Lächeln über und die Arme legten sich zärtlich um meinen Körper. Nun hatte mein Großer endlich geschnallt, dass ich vor ihm stand, worauf sich unsere Lippen langsam näher kamen. Als sie sich dann berührten, tauschten wir einen endlos langen Zungenkuss, der von liebevollem Streicheln begleitet wurde.

Die Überraschung war mir gelungen, mein Schatz hatte sich von dem Schreck erholt, also schlug ich vor: ‚Du Jahn, wollen wir erst mal was frühstücken gehen? Nachher muss ich dann zu einigen Firmen, um Bewerbungsgespräche zu führen, der erste Termin ist um 11 Uhr.’ Er war natürlich einverstanden und sagte, dass er mich begleiten würde, weil ich mich ja nicht so gut auskannte.

Wir saßen in einem kleinen Café, wo uns ein wunderschönes Frühstück serviert wurde. Beim Essen saßen wir uns gegenüber, so, dass einer den anderen anhimmeln konnte, es war einfach wie ein Traum. Danach liefen wir zu meinem Auto, um dann zu meinem ersten Termin zu fahren.

Hier ging es relativ schnell, doch ich hatte das Gefühl, das man mich nicht einstellen würde. Am Ende des Gespräches kam dann der übliche Spruch, ‚Wir melden uns bei ihnen’. Ich ließ mir den Mut nicht nehmen, denn ich hatte ja noch meine drei Ordner, sowie die Bewerbung, die ich Jahn geschickt hatte.

Das zweite Gespräch verlief ähnlich wie das erste, doch auch hier hörte ich zum Schluss diesen dummen Spruch. Da ich nun schon etwas unruhig war, fuhr Jahn mein Auto, um die nächste Firma anzusteuern. Als wir die erreichten, schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen, hier sah es aus wie bei Hempels unter dem Sofa. Das gefiel mir nun ganz und gar nicht, also bat ich meinen Schatz, die nächste Adresse anzufahren. Als wir dort ankamen, ging ich schon mit gemischten Gefühlen durch die Tür, was sich nach wenigen Minuten bewahrheitete. ‚Die Stelle ist leider schon besetzt’, bekam ich zu hören und verließ das Haus mit hängenden Schultern.

Bis zu meinem letzten Termin hatte ich noch fast zwei Stunden Zeit, da mir der Meister am Telefon mitgeteilt hatte, das ich erst um 16 Uhr erscheinen soll. Jahn schlug deshalb vor: ‚Pass mal auf Kleiner, wir gehen was anständiges Essen, damit du für deine letzte Schlacht genug Reserven hast.’ Nach seiner Ausführung musste ich zwar lächeln, doch meine Laune verschlechterte sich zusehends.

Beim Essen hatten wir unseren Spaß, denn Jahn hatte mich nach St. Georg, in ein kleines Lokal geführt, wo wir unsere Liebe auch offen zeigen konnten. Hier fühlten wir uns beide sauwohl, es war urgemütlich und der tuntige Kellner, sorgte für den ein oder anderen Lacher. Das ich mit meinem Schatz hier saß war wunderschön, zumal einer dem anderen auch mal ein Häppchen in den Mund schob. Nur eines störte mich, ich hätte zum Essen lieber einen Wein oder ein Bier getrunken, doch mir stand ja noch ein Gespräch bevor. Ich wollte gar nicht daran denken, doch es fiel mir immer wieder ein, wobei die gute Laune langsam wieder abklang. Mein Schatz bekam das natürlich mit, er versuchte mich aufzubauen, was ihm aber nicht so recht gelang.“

An dieser Stelle machte ich erst mal eine kurze Pause, um einen Schluck Rotwein zu trinken. Da mich aber alle gespannt ansagen, redete ich gleich weiter:

„Auf dem Weg zum Auto ging es mir richtig schlecht, selbst Jahn sein liebevolles Streicheln auf meinem Rücken, konnte daran nichts ändern. Wie gerädert ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen, ich hatte richtige Angstgefühle, warum konnte ich aber nicht sagen. Da ich nichts sagte, nahm Mein Schatz den letzten Hefter, um auf die Adresse zu sehen. Dabei meinte er beiläufig, dass ihm der Name irgendwie bekannt vorkommt. Dann spuckte er dreimal auf die Mappe, und flüsterte: ‚Ich wünsche meinem Glücksstern viel Erfolg’, worauf er mir ein Luftküsschen zuwarf. Während der Fahrt versuchte ich mich zu beruhigen und überlegte, wie ich mich im Gespräch verhalten sollte.

‚Na los Kleiner, aussteigen, wir müssen noch ein Stückchen laufen, denn vor der Firma kann ich nicht parken’, hörte ich plötzlich Jahns warme Stimme. So stieg ich aus, nahm mir meine Mappe und dackelte gedankenverloren, neben meinem Schatz her.

Nach etwa 400 Metern erreichten wir unser Ziel, das kurz vor einer Kreuzung war. Jahn lief mit mir um die Ecke, nahm mich dann in den Arm und legte seine Stirn an meine. Dann sprach er mich ganz ruhig an: ‚So, mein Kleiner Schatz, Kopf hoch, lächeln, Augen zu und durch. Du bist ein starker Löwe, zeige deine Krallen und beiß dich an deinem Gegenüber fest. Ich wünsche dir viel Glück und komm gar nicht ohne einen Arbeitsvertrag zurück, du schaffst das’.

Er drückte mir ein Küsschen auf den Mund, doch siehe da, mein Lächeln kehrte zurück. Dann konnte ich einfach nicht anders, mir war alles egal, ich nahm meinen Schatz in den Arm, um mit ihm einen langen Zungenkuss zu tauschen. Ich hauchte ihm ein ‚Danke Großer’ entgegen, drehte mich um und ging erhobenen Hauptes auf das Büro zu.

Ohne Scheu klingelte ich, eine etwa 40 jährige Frau öffnete und bat mich herein. Da ich eine halbe Stunde zu früh da war, musste ich mich ins Büro setzen, wo noch zwei andere Bewerber warteten, also wünschte ich einen ‚Guten Tag’. Von diesem Büro gingen noch zwei Türen ab, auf er einen stand >Lager<, auf der anderen war in großen Lettern >BOSS< zu lesen. Das brachte mich zum schmunzeln, welches aber im nächsten Augenblick zu Eis erstarrte. Aus dieser Türe kam ein Mann in meinem Alter, an seinem Gesicht konnte ich erkennen, das er wohl eine Absage bekommen hatte.

Darüber dachte ich aber nicht weiter nach, denn die Frau bat den neben mir sitzenden Mann in das Zimmer. Der nach wenigen Minuten den Raum, mit einem ebenso zerknirschten Gesicht verließ. Nun war der nächste dran, der auf mich sehr unsicher wirkte.

Mich baute das komischer weise auf, schließlich hatte ich ein gutes Zeugnis, sowie einen Gesellenbrief, auf dem zwei Zweier standen. Der zweite Mann verließ nach etwa zehn Minuten das Chefzimmer, auch er sah nicht grade glücklich aus, doch dann wurde ich aufgerufen.

Mir fielen jetzt plötzlich die Worte von meinem Meister ein, der mir am Vortag erklärt hatte, wie ich mich beim Vorstellungsgespräch zu verhalten habe. Nach einem tiefen Atemzug, stellte ich mich grade hin, wobei ich das Gefühl hatte, größer wie Jahn zu sein, dann betrat ich die Höhle des Löwen.

Vor mir stand ein Mann, der Ähnlichkeit mit einem Schrank hatte, doch er lächelte mich väterlich an. Seine überaus kräftige Statur flößte mir jedoch Vertrauen ein, also stellte ich mich vor ihm auf, um ihn vernünftig anzusprechen. ‚Guten Tag Herr Büttner, mein Name ist Marco Renz, ich möchte mich bei ihnen für die Stelle als Anlagenmonteur bewerben.’

Er bat mich Platz zu nehmen und setzte sich ebenfalls, dabei sah ich, dass ihm das Gehen schwer fiel, er humpelte. Wir unterhielten uns kurz über den Arbeitsplatz, ich merkte, dass mir das Sprechen in seiner Gegenwart sehr leicht fiel. Nur eines wunderte mich, dieser Mann sprach mich nur mit „Du“ an

Danach führte er mich in einen Nebenraum, wo sich ein offener Schaltkasten befand, der für jeden Laien kompliziert aussah. Dort sollte ich mit einem Prüfgerät und einem Duspol©, drei eingebaute Fehler aufspüren, dafür hatte ich 10 Minuten Zeit. Herr Büttner teilte mir noch mit, dass diese Anlage für Prüfungen gedacht ist und das 24 Volt angelegt sind. Sofort musste ich an meinen Lehrmeister denken, der mir innerhalb kürzester Zeit beigebracht hat, worauf man bei solchen Schaltungen achten musste.

Diese Aufgabe machte mir keine Angst, denn schon nach 3 Minuten hatte ich alles gefunden, doch mir fiel noch einiges auf, was so nicht hätte sein dürfen. Mit einem lächeln im Gesicht drehte ich mich zu dem Meister, worauf ich zuerst die drei Fehler beschrieb, um ihm dann zu sagen, was mir noch aufgefallen war. Dabei ließ ich natürlich anhand der Fachausdrücke durchblicken, das ich über ein gutes fachliches Wissen verfügte. Der Meister war beeindruckt, er hatte ein freudiges Lächeln im Gesicht, aber er schüttelte auch ein wenig mit dem Kopf. Mit dieser Reaktion konnte ich nichts anfangen, also schaute ich mich ein wenig um, doch plötzlich bekam ich einen Schreck. Genau vor dem Fenster stand Jahn, an dem Platz, wo ich ihn vor einer guten halben Stunde geküsst hatte. Nun machte ich mir Sorgen, hoffentlich hat das der Meister nicht gesehen, dann bin ich wohl unten durch bei ihm. ‚Sag mal Marco, wo hast du denn gelernt, ich kenne nur einen der so arbeitet wie du’, hörte ich ihn fragen, während er in meiner Mappe blätterte. Ich wollte grade antworten, als er zu mir sagte: ‚Geh dir mal die Hände waschen und komm dann in mein Büro.’ Natürlich erklärte er mir auch den Weg, worauf ich erst mal im Waschraum verschwand.

Beim Hände waschen machte ich mir Gedanken, ob mich Herr Büttner wohl einstellen würde, denn ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl. Ich lief dann zu seinem Büro, doch ich hörte, dass er telefoniert, so blieb ich vor dem Durchgang stehen. Natürlich bekam ich einige Gesprächsfetzen mit: ‚Ja Günter, das werde ich tun... Du, das ist ein guter Geselle... Natürlich werde ich das machen... Ja, das gefällt mir... Er bekommt gleich seinen Arbeitsvertrag von mir... Gut Günter, ich melde mich wieder, tschüß’.

Mein Herz war in die Hose gerutscht, ich hatte aus diesen Worten verstanden, dass ich wohl nicht der richtige bin, in mir machte sich ein Gefühl der Trauer breit. ‚Komm ruhig rein Marco’, ließ er freundlich verlauten. Was hatte denn das jetzt zu bedeuten? Mir war gar nicht wohl in meiner Haut, doch als ich auf den Meister schaute, sah ich ein freundliches Gesicht.

Mit etwas gemischten Gefühlen setzte ich mich, doch was dann kam konnte ich kaum glauben. Er erklärte, dass wir überwiegend im Hafen arbeiten und dass dort ein rauer Ton herrscht. Deshalb sollte ich ihn mit Uwe und du anreden, so ging er auch mit seinen anderen Gesellen um. In mir keimte ein Fünkchen Hoffnung, sollte das etwas heißen, dass er mich einstellen würde. Zu diesem Punkt kam Uwe aber erst nach einem gewaltigen Redeschwall, wobei ich erfuhr, dass mein Meister, sein Schwager ist. Nun konnte ich endlich das Telefonat deuten, das ich erst als negativ abgestempelt hatte.

Nach einiger Zeit kam Uwe endlich mit der Sprache heraus und sagte, dass ich eingestellt werde, sogar mit einem höheren Lohn, wie ich ihn bei Herrn Schmidt hatte. Ich freute mich riesig. Vor Glück lief mir sogar eine Träne an der Wange herunter, was meinem Gegenüber nicht verborgen blieb.

Er sprach mich mit einem sehr netten Ton an und sagte: ‚Na Marco, dich scheint es ja wirklich zu freuen, das du bei mir arbeiten kannst. Durch Günter habe ich den Grund erfahren, warum du nach Hamburg willst, darum wünsche ich dir viel Glück. Hast du denn schon eine Möglichkeit, wo du wohnen kannst?’

Die hatte ich natürlich nicht, bei Jahn könnte ich mal übernachten, aber nicht einziehen, weil er in einem möblierten Zimmer wohnte. So gab ich ihm zur Antwort, dass ich erst mal in ein günstiges Hotel ziehen werde, bis ich eine Wohnung gefunden habe. Uwe gefiel das scheinbar nicht, er bot mir sogar eine Wohnung an, doch ich bestand darauf, mir selber eine zu suchen, was er einsah.

Der Meister bot mir an, dass ich in einer Arbeiterpension wohnen könnte, womit ich einverstanden war, doch dann verpasste er mir einen Schock. Uwe lächelte etwas schelmisch, als er zu mir sagte: ‚Bis du eine Wohnung gefunden hast, übernehme ich die Kosten für die Pension. Du bekommst ein großes Zimmer mit Doppelbett, Dusche sowie einer Kochnische. Das Haus gehört nämlich meiner Frau. Dort kannst du dich dann auch mit deinem Freund zurückziehen, damit ihr mal alleine sein könnt.’

Mir wurde es heiß und kalt zugleich, ich spürte genau wie sich mein Gesicht rot färbte, das war mir regelrecht peinlich. Was sollte ich in dieser Situation bloß sagen, er muss uns wohl vor dem Fenster gesehen haben. Am liebsten wäre ich sofort im Erdboden versunken, doch Uwe setzte seine Schocktherapie fort: ‚Es sieht niedlich aus wenn du rot wirst, du brauchst dich deiner Gefühle aber nicht zu schämen. Ich habe nichts dagegen, drei meiner vierzehn Gesellen sind homosexuell, zwei davon sind schon über 10 Jahre zusammen... So, nun beruhig dich mal ein bisschen, dann gehst du raus und holst deinen Freund her, ich kenne ihn nämlich. In der Zwischenzeit wird dein Arbeitsvertrag von meiner Sekretärin fertig gemacht.’

Jahn stand wartend an der Ecke, doch als er mich erblickte zog ein Lächeln in sein Gesicht. ‚Hey kleiner Schatz, warum siehst du denn wie eine Tomate aus’, hörte ich ihn sagen, wobei seine Mundwinkel noch weiter nach oben gingen. Ich erklärte ihm nur kurz, das alles klar ist und das mein neuer Chef ihn sehen wollte. Mein Schatz sah mich fragend an, also nahm ihn einfach in den Arm und lief ohne etwas zu sagen ins Büro.

Die beiden begrüßten sich wie alte Freunde, bis ich dann erfuhr, dass Uwe sechs Wochen mit einem komplizierten Beinbruch in der Klinik gelegen hatte. Jahn hatte ihn während der ganzen Zeit gepflegt und war sogar an seinen freien Tagen mal da gewesen. Sie hatten sich gegenseitig aufgebaut, weil mein Schatz sich von seinem Partner getrennt hatte und Uwe halt nichts machen konnte.

Nach dem ich meinen Arbeitsvertrag hatte, verabschiedeten wir uns, um danach gleich zur Pension zu laufen, die nicht sehr weit entfernt war. Dort angekommen, wurden wir beide herzlich von Frau Büttner begrüßt, auch sie bot mir gleich das du an und sagte das sie Marina heißt. Mit Jahn duzte sie sich gleich, denn die beiden kannten sich aus dem Krankenhaus. Dann ging es in die zweite Etage, wo mir mein Zimmer gezeigt wurde, es war hell und gemütlich.

Marina zeigte mir alles und sagte dann: ‚Marco das ist jetzt erst mal dein, oder besser gesagt euer neues zu Hause, dies ist eigentlich ein Zimmer für ein Paar und das seid ihr ja. Mein Mann hat mich schon angerufen, ich weiß also bescheid über euch. Jahn, ich bin froh, dass du einen so netten jungen Mann kennen gelernt hast, das hast du nämlich verdient. Ihr seid hier auf der Etage allein, also habt ihr auch eure Ruhe, jeder von euch bekommt einen Schlüssel und ihr dürft auch beide den Parkplatz benutzen. Gibt es noch irgendwelche Fragen?’

Ich war nach diesen Worten gerührt, worauf ich sagte: ‚Marina, wir haben keine Fragen mehr, aber entschuldige, das muss jetzt einfach sein’.

Ich nahm sie einfach in den Arm und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange, worauf ich einfach nur ‚Danke’ sagte. Marina sah mich lächelnd an und meinte verlegen: ‚Entschuldigung angenommen, das dürft ihr ruhig öfters machen, Uwe wird da bestimmt nichts zu sagen.’ Danach drückte Jahn ihr auch ein Küsschen auf, doch dann wünschte sie uns viel Glück und verließ lächelnd das Zimmer.

Mein Schatz sah mich etwas besorgt an, weil ich für mich überlegte, er fragte mich dann was mit mir los sei. Es dauerte einen Augenblick bis ich zu Jahn aufblickte und es ihm erklärte: ‚Ich weiß eigentlich gar nicht was ich sagen soll, denn ich bin einfach von meinen Gefühlen überwältigt. Am Freitag war ich noch allein, doch dann lernte ich am Abend meinen Traumprinzen kennen. Wir kamen zusammen und haben uns am Samstag die Liebe geschworen, nun hatte ich den liebsten Menschen der Welt an meiner Seite. Am Montag habe ich mit meinem Chef darüber gesprochen, dass ich ihn verlassen will, er hatte nichts dagegen. Heute bekam ich einen Job und sogar ein schönes zu Hause, ist denn soviel Glück überhaupt möglich’?

Jahn drückte mich an sich und antwortete: ‚Ja mein kleiner Glücksstern, so viel Glück ist möglich, weil ich es dir gewünscht habe. Ich habe den schönsten Boy an meiner Seite, den ich liebe und den ich immer festhalten werde, deshalb soll er einfach Glück haben. Und...’

‚Was, und’, fragte ich, worauf ich einen Kuss bekam, bis mir Jahn dann ins Ohr flüsterte: ‚Heute Abend werde ich meinen süßen kleinen Boy noch glücklicher machen und ich hoffe, das seine Glückssträhne niemals reißt... Ich liebe dich mein Schatz und will heut Nacht dir gehören, dir nur ganz allein’.

Wir tauschten einen nicht enden wollenden Zungenkuss, der von liebevollen Streicheleien begleitet wurde... An dieser Stelle will ich enden, denn was dann geschah, geht euch nichts an. Wir beide hatten nur noch ein Problem zu bewältigen, das soll euch aber Jahn erzählen und dann können wir Essen gehen.“

Nun bekam ich sogar Applaus für meine Erzählung, was mich sichtlich rührte, denn meine Augen wurden feucht. Evi kam aber sofort zu mir, trocknete meine Tränen und meinte, „Marco mein Sohn, ich wünsche dir und Jahn nur eines, das euer Glück ewig anhält.“ Im Anschluss drückt sie uns je einen Kuss auf den Mund und sorgte dafür, dass genug Wein in unseren Gläsern war. Als uns dann alle wieder gespannt ansahen, begann Jahn zu sprechen, wobei er mich richtig fest in seinen Armen hielt.

„Die zwei Tage mit Marco waren himmlisch, wir genossen beide das wir zusammen waren. Mein Schatz hatte gesagt, dass er Samstagmittag, wenn ich zur Arbeit muss, nach Hause fährt. Er wollte am Montag wieder in Hamburg sein, um in der folgenden Woche mit seiner Arbeit zu beginnen. Marco hatte auch gefragt, ob ich etwas machen kann, das wir mehr zusammen sein können, da ich ja Schichtdienst hatte. Ich versprach ihm, dass ich mich darum kümmern werde, denn ich wollte ohnehin als Pfleger in eine Reha-Station gehen.

Samstag saßen wir beim Frühstück, als Marco sein Handy ging, an seinem Gesicht konnte ich erkennen, das etwas passiert war. Er wurde kreideweiß und Tränen liefen an seinen Wangen herunter, was mich selbst auch traurig stimmte. Nach dem Anruf erfuhr ich den Grund, Mark war vor einer Woche bei einem Unfall verstorben. Ich erfuhr auch, dass am Dienstag die Beisetzung sein sollte, als forderte ich Marco auf, er solle dort hingehen. Es war schließlich ein guter Freund von ihm, deshalb würde ich gerne für die Zeit auf meinen Schatz verzichten. Mein Kleiner sah das ein und versprach mir, dass er spätestens am Mittwoch in Hamburg ist, was er auch einhielt.

Diese Tage nutzte ich dann aus, um für unsere Beziehung auch etwas beizusteuern, sogar mit Erfolg. Am Sonntag und Montag hatte ich mich um Wohnungen gekümmert, wobei ich auch schon Termine für Marco ausmachte. Das erfuhr er natürlich am Telefon, weil wir in jeder freien Minute miteinander sprachen. Am Dienstag vor der Arbeit, bewarb ich mich in einer ambulanten Reha-Station, mit dem Erfolg, dass ich zum nächsten ersten anfangen konnte. Meine Arbeitszeit war dann fast identisch mit der von Marco, darüber war ich sehr zufrieden und mehr Geld bekam ich auch. Am Dienstagabend teilte ich das meinem Schatz mit, der vor Freude einen Luftsprung machte.

Am Mittwoch früh kam mein Kleiner, mit einem geliehenen Transporter, zurück nach Hamburg. Ich hatte mit einem Kollegen den Dienst getauscht und half ihm beim ausladen seiner Sachen. Dieser Tag war für uns beide stressig, denn im Anschluss schauten wir uns Wohnungen an, bei der vierten hatte er Glück. Sie war schon bis auf das Bad saniert, das sollte noch drei bis vier Wochen dauern, aber er hatte ja seine Pension. Nach dem Mittagessen fuhren wir zusammen nach Berlin, um den Transporter abzugeben und dann mit seinem Auto zurückzufahren. Am späten Abend waren wir fix und fertig, aber auch unheimlich glücklich, dass wir nun endlich zusammen waren.

Wir hatten es in nur zehn Tagen geschafft, aus einem Flirt, eine richtige Partnerschaft aufzubauen. Marco hat dafür sogar seine Heimatstadt verlassen, und das nur, weil wir uns über alles lieben... So Leute, ich glaube ihr habt nun alles gehört, was ihr wissen wolltet, jetzt könnten wir eigentlich Essen gehen.“

Dass unsere Ausführungen gut angekommen waren, konnte ich an den lächelnden Gesichtern erkennen, also löste ich mich aus den Armen von Jahn. Nach dem ich mich aufgerichtet und gedreht hatte, sah ich in sein hübsches Gesicht, was mir liebevoll entgegen lächelte. Mir fiel dabei auf, dass der blaue Fleck total verschwunden war und seine Lippe wieder normal aussah. Das wunderte mich, also streichelte ich über die beiden Stellen, wobei ich leise sagte: „Du Schatz, es ist kaum zu glauben, dein Gesicht sieht wieder vollkommen normal aus, wie ist das möglich? Als wir hier angekommen sind, waren die beiden Stellen noch so, wie heute Vormittag.“

Jahn sah mich fragend an, hob kurz die Schultern und entgegnete: „Ich kenne Gabi ja nun schon einige Jahre und sie hat mir mehrmals geholfen, wenn ich eine Verletzung hatte. Sie hat scheinbar ein gutes Händchen und immer die richtigen Arzneien parat, aber erklären kann ich mir das auch nicht.“ Darauf konnte ich nur nicken, dann tauschte ich mit Jahn einen innigen Zungenkuss, wobei ich ins staunen kam. Meine Augen waren nicht ganz geschlossen, deshalb konnte ich sehen, dass sich auch die älteren in den Armen lagen. Etwas später zog ich mir meine Schuhe an, worauf wir zu einem griechischen Restaurant aufbrachen.

Jahn und ich liefen normalerweise sehr selten Arm in Arm auf der Straße, um nicht irgendwo anzuecken. Nun war aber mal ein Moment gekommen, wo ich das einfach brauchte, denn der vergangene Tag ging mir nicht aus dem Kopf. Mein Gewissen redete mir ein, das ich etwas Falsches getan und Jahn nicht vertraut hatte. Mir fiel plötzlich mein Fuß ein, ich begann zu humpeln, obwohl ich keine Schmerzen empfand. Jahn bekam das mit und legte mir den Arm um die Hüfte, also legte ich meinen über seine Schulter, damit war ich vollauf zufrieden. Es sah für jeden so aus, als ob er mich beim Laufen unterstützen würde, das hatte ich jedenfalls gedacht.

Im Restaurant lächelten mich die vier älteren Herrschaften etwas schelmisch an, was ich nicht so ganz verstand. Nach dem uns ein Kellner die Karten gebracht hatte, fragte ich dann nach, was es mit den grinsen auf sich hat. Evi lachte laut und meinte: „Ich weiß ja das ihr verliebt seid, ich kann mir auch denken, das ihr euch in der Öffentlichkeit etwas zurückhaltet. Nur ist uns etwas aufgefallen. Du hast auf der rechten Seite gehumpelt, ich denke das dein linker Fuß verletzt ist.“

Das war zu viel, man hätte jetzt das Licht im Laden löschen können, mein Leuchten war wohl hell genug. Das sorgte für einen allgemeinen Heiterkeitsausbruch, wobei alle so laut lachten, dass sich andere Gäste zu uns umdrehten. Es war uns aber egal, denn wir waren alle zufrieden, dass sich solch eine gute Laune entwickelt hatte.

Als unsere Getränke kamen und die Bestellungen aufgenommen wurden, sorgte Jahn für das nächste Gelächter, denn er war total abwesend. Nach dem ich ihn einen Knuff in die Seite verpasst hatte, äußerte er irritiert seinen Wunsch, danach schaute er wieder durch den Raum. Da wir über Eck nebeneinander saßen, drehte ich mich um, denn ich wollte sehen, was er mit den Augen fixierte. Ich musste erst mal lächeln, denn in einer Nische stand eine fast Lebensgroße Figur aus Stein. Es handelte sich um einen nackten jungen Mann mit einem traumhaften Körper, der sogar mich in seinen Bann zog. Mit einem breiten grinsen drehte ich mich wieder um und sagte: „Hallo, Erde an Jahn, hör auf zu träumen, oder gefalle ich dir nicht mehr?“

Nun saß mein Schatz mit einem hochroten Kopf am Tisch, doch er meinte cool: „Marco, du gefällst mir besser, denn du bist nicht aus Stein, aber schau dir doch mal diesen Körper an, der hat doch was, oder?“

Es wurde wieder etwas lauter am Tisch, doch plötzlich waren vier Augenpaare auf die Figur gerichtet. Evi und Moni schauten sich auch diese Schönheit an. Nun war es endlich vorbei mit der Ruhe, denn Klaus lachte los und meinte: „Komm Jochen, ich glaube wir gehen an den Tresen ein Bier trinken, bis sich die vier wieder beruhigt haben.“

Wir drehten uns alle zum Tisch, worauf die nächste laute Lachsalve abgefeuert wurde. So ging es weiter, bis wir gegen 21 Uhr den Laden verließen, um ganz in Ruhe zu Moni und Klaus zu laufen.

Auf dem Weg zurück, hatten wir uns wieder in die Arme genommen, doch diesmal achtete ich darauf, dass ich den linken Fuß etwas weniger belastete. Trotz allem sorgte das Ganze für Gelächter, was uns beide aber nicht störte.

Als wir am Haus ankamen, öffnete ich den Kofferraum von meinem Auto und holte eine Reisetasche hervor, wobei mich Evi etwas fragend ansah. „Sagt mal Jungs, habt ihr das etwa geplant, das ihr hier übernachtet“, fragte sie neugierig und lächelte uns an.

Jahn fing an zu lachen, worauf er sagte: „Nee, das war eigentlich nicht geplant. Wir beide sind an den Wochenenden des Öfteren unterwegs, denn ich muss Marco doch ein wenig von meiner Heimat zeigen. In unseren Fahrzeugen befindet sich je eine Tasche, in der sich für uns beide ein paar Klamotten, sowie Wasch und Rasierzeug befinden. Es kommt öfter mal vor, das wir bei einem Kumpel oder in einer Pension übernachten, deswegen haben wir immer was dabei.“

Evi lächelte nur verschmitzt und entgegnete, „Dann seid ihr ja auf alle Eventualitäten vorbereitet... Sagt mal, wollt ihr schon schlafen gehen, oder wollen wir noch ein bisschen zusammen sitzen und Gläschen trinken?“

Eigentlich waren wir müde, doch nach ein paar Blicken stimmte ich dann doch zu, schließlich war es ein schöner Abend gewesen.

Wir saßen zusammen im Wohnzimmer, die Stimmung war gut und ließ mich meine Müdigkeit vergessen. Mir ging es allerdings nicht so gut, da ich immer noch ein schlechtes Gewissen wegen unserem Streit hatte. Jahn blieb das natürlich nicht verborgen, er legte seinen Arm auf meine Schulter und fragte was ich habe. Natürlich erzählte ich ihm was mich bedrückt, doch er legte mir nur den Zeigefinger auf die Lippen und meinte: „Mein kleiner Glücksstern, das ist vergessen und vergeben, ich glaube ich hätte nicht anders reagiert. So, nun zieh bitte keinen Flunsch mehr, wir machen dort weiter wo wir am Wochenende aufgehört haben, Ok?“

„Ja, Schatz“, entgegnete ich und legte meinen Kopf an seine Brust. „Du Jahn, ich liebe dich mehr als alles auf der Welt, ich will dich einfach nicht verlieren.“ Mein Großer drückte mich fest an sich, wobei ich ganz ruhig wurde, dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich.

Einige Zeit später meinte Jahn, dass er mit den beiden Frauen etwas Wichtiges besprechen wollte, was ich nicht so ganz verstand. Ich ließ ihn natürlich gehen, worauf er mit der holden Weiblichkeit in die Küche ging. Nun saß ich mit Jochen und Klaus zusammen, die das Ganze genauso wenig verstanden wie ich, doch wir unterhielten uns angeregt weiter. Während wir redeten, hörte ich aus der Küche nur leises Flüstern, sowie das klappern von Geschirr oder Gläsern. Dann sah ich aus dem Augenwinkel, dass Monika das Haus verließ, was hatte das nun zu bedeuten. Den anwesenden Herren war mein Blick nicht verborgen geblieben, auch sie wunderten sich darüber, mich beschlich derweil ein mulmiges Gefühl. Was war hier los, solche Geheimnistuerei kannte ich von Jahn nicht, wir redeten immer über alles.

Nachdem die drei schon fünfzehn Minuten in der Küche hockten, rief Jochen seine Frau: „Evi, was macht ihr denn so lange da draußen?“

Dieselbe schaute kurz ins Wohnzimmer und entgegnete: „Bleib mal ganz ruhig, wir sind gleich wieder bei euch, wir müssen kurz was besprechen.“

So ließ sich Jochen aber nicht abspeisen, seine Stimme wurde leicht böse, als er seinen Kommentar abließ. „Wir sind eine Familie, zu der Marko auch gehört, also lasst diese dämlichen Privatgespräche, man kann alles zusammen besprechen.“

Evi legte ein freundliches Lächeln auf und gab zurück: „Ihr werdet sicher gleich erfahren, was wir hier besprochen haben, lasst euch mal überraschen.“ Nach diesem kurzen aber energischen Statement drehte sie sich um und ging wieder in die Küche. Mir wurde das zu viel, also ging ich auf die Terrasse um dort eine zu rauchen, da das im Haus nicht erwünscht war.

Draußen war es schon dunkel, als ich mich auf die Hollywoodschaukel setzte und mir meine Zigarette anzündete. ‚Was ist denn plötzlich hier los?’, kam es mir in den Sinn, wobei sich meine Laune um einiges verschlechterte. Ich hatte zu Jahn gesagt, dass ich ihn über alles liebe und ihn niemals verlieren möchte, er hatte mich nur fest an sich gedrückt. Ja, das Gefühl war schön gewesen, doch mein Schatz hat auf meine Worte nichts erwidert, doch ich habe gespürt, dass er zitterte. Dann bat er plötzlich die Frauen, dass sie ihn in die Küche begleiten, weil er etwas besprechen wollte. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten. Mir war gar nicht wohl bei der Sache, ich inhalierte tief den Rauch meiner Lulle und wurde zusehends unruhiger. An den Geräuschen im Zimmer konnte ich geschäftiges Treiben erkennen, zwischenzeitlich hörte ich das ein oder andere Flüstern. Dann erklang plötzlich die Stimme von Jahn, sie hörte sich sehr ernst an, was mir eine Gänsehaut bescherte: „Marco, kannst du bitte mal zu mir kommen.“

In diesem Moment befürchtete ich eine Katastrophe, denn mit solch einem Ton hatte mich Jahn noch nie angesprochen. Ich riss mich zusammen, drückte meine Kippe aus und lief langsam auf die Terrassentür zu. Meine Laune hatte einen Tiefpunkt erreicht und mir liefen die Tränen, was war jetzt los? Als ich ins Zimmer schaute, sah ich in fünf lächelnde Gesichter, doch alle standen im Raum verteilt. Jahn hatte die Hände auf dem Rücken und kam auf mich zu, dabei griff seine rechte Hand in die Hose, um ein Taschentuch heraus zu holen. Mit den Worten „Du brauchst nicht zu weinen“, trocknete er meine Tränen, worauf er mir einen flüchtigen Kuss verpasste.

Was dann geschah, brachte mich fast um den Verstand, denn Jahn kniete sich vor mir hin. Er legte seinen treuesten Dackelblick auf, holte hinter dem Rücken drei rote Rosen hervor und hielt sie mir entgegen. Dann atmete er tief durch und sagte lächelnd: „Mein kleiner Glücksstern, ich liebe dich mehr als alle Schätze auf dieser Welt... Es ist mein größter Wunsch, das aus dem ich und du, ein wir wird, also das wir ein richtiges Paar werden. Deshalb lege ich dir jetzt mein Herz zu Füßen und frage dich hier vor Zeugen...“ In dem Augenblick wurde sein Gesicht sehr ernst und er fragte mit fester Stimme: „Marco, willst du mein Mann werden?“

Nachwort

Au man, ich glaub jetzt wird’s schmalzig, oder vielleicht auch nicht. Na mal sehen wie es weiter geht, das werdet Ihr in der nächsten Geschichte erfahren.

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