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Shadowy - Episode 0
Teil 3
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Informationen
- Story: Shadowy - Episode 0
- Autor: Torben
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 14 - Faust - oder der Pakt mit dem Teufel
- 15 - Friends will be Friends
- 16. - A Kind of Magic
- 17 - All i need is a Miracle
- 18. - Against all odds
- 19. - More than words
Vorwort
Hallo, hier ist nun der Dritte von sechs Teilen von 'Shadowy Episode 0'. Wie immer gilt, über ein paar Kommentare würde ich mich freuen. Denn manchmal ist eine Reaktion, egal ob positiv oder negativ besser als überhaupt keine.
Mail an: mike@shadowy.de
14 - Faust - oder der Pakt mit dem Teufel
Julians und Mikes Wohneinheit, Freitag 03.08.2035
Ein sanftes Kribbeln ließ mich diesen Morgen erwachen und ich benötigte einige Sekunden, bevor ich realisierte, wo ich war. Es war Julians Hand die ich, mit dem vertrauten Reiki-Kribbeln, zwischen meinen Beinen spürte. Mir wurde klar, dass ich inzwischen über 14 Tage hier in diesem Labor war. Genauso langsam wurde mir bewusst, was Julian da wieder für mich tat und so zog ich vorsichtig seine Hand zurück.
Julian sah mich etwas erstaunt an, und ich fühlte mich genötigt, seine stumme Frage zu beantworten: »Julian, du musst auch mal an dich denken! Mit meiner jetzigen Größe bin ich wirklich sehr zufrieden, noch mehr und es wird für dich unangenehm werden. Wenn du wirklich willst, dann werde ich auch 'aktiv' mit dir schlafen. Ich bin sicher, dass es jetzt von meiner Seite keine Probleme mehr gibt.«
Julians Augen leuchteten regelrecht auf und ich gab zu bedenken: »Du weißt, dass ich so wie es bis jetzt lief, glücklicher bin, als je zuvor in meinem Leben, und ich weiß, dass du eigentlich gar nicht so wild darauf bist das ich dich...« ich ging ganz dicht an sein Ohr und suchte ein passendes Wort, das nicht mit 'F' anfängt. Um dann leise zu sagen: »dass ich 'aktiv' mit dir schlafe. Aber wenn du es jetzt unbedingt willst, dann werden wir uns heute Abend sehr viel Zeit nehmen - OK?«, ich sah ihm dabei ganz lieb in die Augen. Denn so wie ihn, hatte ich noch nie zuvor einen Menschen geliebt.
»Glaubst du, dass es so bleiben wird zwischen uns?« Ich sah ihn, wegen des abrupten Themenwechsels, erstaunt an. Und er ergänzte: »Ich meine, dass wir auch in Zukunft so viel Rücksicht aufeinander nehmen?« Nachdenklich vertiefte ich mich in sein Gesicht.
»Ja - ich denke, dass, wenn man sich so sehr liebt, wie wir es tun, das einfach dazu gehört. Zumal wir als Telepathen nicht auf verbale Äußerungen und Andeutungen angewiesen sind. Die meisten Probleme entstehen doch dadurch, dass man versuchen muss, seine Gedanken und Gefühle in unzulängliche Sprache zu packen.«
Er sah mich an und sagte ernst: »Ich will es trotzdem, auch weil ich es aus eigener Anschauung erleben will, wie es ist.«, ich gab auf und lächelte etwas gequält.- OK - wenn es sein Wunsch ist, dachte ich. Ich meine, ich war sicher, dass es mir auch gefallen würde, doch es störte mich ein wenig, dass ich wusste, dass er nicht wirklich gefickt werden wollte, sondern es nur für mich tat.
»Dann werden wir es heute Nacht probieren und ich hoffe, ich kann es dir nur halb so schön machen, wie du mir. Von Lukas weiß ich, dass er nach seinem 'ersten Mal' mit Tom nicht gerade begeistert war. Und das, obwohl Tom sich auch viel Zeit genommen hatte.«
Er strahlte mich jetzt richtig an: »Ich vertraue dir, es wird schön für uns beide.- Glaube mir.«
Mit diesen Worten schob er sich auf mich und wir begannen uns wild zu küssen. Und bald darauf bewies er mir erneut, wie phantastisch Sex mit ihm sein konnte. Ich wollte natürlich sagen, wir testeten, ob es bei uns zu telekinetischen Ereignissen nach einer mentalen Überbelastung kommen kann. Durch dieses hochwissenschaftliche Experiment waren wir etwas spät dran, als wir frisch geduscht zu Lukas und Tom in die Küche kamen.
Schon als wir noch vor der Tür standen spürte ich, dass etwas nicht stimmte, aber ich war noch in Gedanken mit Julian beschäftigt. Erst als wir mitten im Raum standen, bemerkten wir das betretene Schweigen von Lukas und Tom, sowie unseren Besucher.
»Da hätte ich aber mehr von ihren gesteigerten Fähigkeiten erwartet.«, sagte Dr. Brunner, der mit einer Kaffeetasse in der Hand an der Theke lehnte. »Guten Morgen übrigens.«, fügte er süffisant hinzu.
Wir beide ignorierten ihn einfach, als hätten wir das so abgesprochen. Ich wandte mich an Tom und Lukas: »Morgen Jungs, wie geht's - und gibt's was Neues?«, so als hätten wir ihn noch immer nicht wahrgenommen.
Dr. Brunner lachte, verstummte aber auch gleich wieder, ihn konnte ich wahrscheinlich mit nichts provozieren: »Ich habe mit euch etwas zu besprechen, es geht um euer Training - aber bitte an einem etwas gemütlicheren Ort.«
OK, er hatte es mal wieder geschafft, ich war neugierig und wollte wissen, was er jetzt schon wieder vor hatte. Mit dem gemütlicheren Ort konnte er ja nur eines von unseren Zimmern meinen. »Okay - wir können ja in unser Zimmer gehen, da gibt es auch noch bequemere Stühle, wir warten nur noch auf unser Menü. Sie kennen ja den Weg. - Oder?«
Er nickte, wartete aber dennoch zusammen mit Lukas und Tom, bis auch wir unser Frühstück in der Ausgabe entgegennehmen konnten. Als wir unser Zimmer betraten, schnüffelte Lukas und grinste breit. »Schein für euch wirklich ein guter Morgen gewesen zu sein - es riecht nach Sex.«
Alle lachten, selbst Dr. Brunner konnte es sich nicht ganz verkneifen, doch als er zu Julian sah, wurde er wieder sehr nachdenklich. Was hatte er mit Julian? - Was wusste Dr. Brunner? Hatte Julian vielleicht doch, wie Mirco, etwas abbekommen?
Dr. Brunner schien, bei aller Distanziertheit, doch ein wirklich gutes Gespür zu haben, denn als er mich jetzt anblickte, da sah er etwas traurig aus, machte aber eine beruhigende Geste mit der Hand. Die anderen hatten davon nichts mitbekommen, nur Julians Augen blitzten kurz fragend auf.
Kaum hatten wir uns gesetzt, begann Dr. Brunner zu reden. »Der gesamte Wohnbereich wird so gut wie nicht überwacht, nur der Hauptcomputer protokolliert, wie lange und wo ihr euch gerade aufhaltet. Das sind lediglich Informationen für die gruppendynamische Forschung, so war sofort zu erfassen, dass sich euer Verhalten untereinander stark veränderte, seit Mike zu euch gekommen ist.
Der Trainings-Bereich und die PSI-Räume werden optisch und akustisch überwacht, das war eine Anforderung der Mediziner, aber natürlich hat jeder Projektleiter Zugriff auf die Überwachungsdaten.«
Er sah uns der Reihe nach an und fuhr fort: »Gespräche sollten also entweder telepathisch oder eben im Wohnbereich stattfinden. Aber das nur so zur Information, mit meinem Besuch bei euch hat es nichts zu tun.
Dass ihr Fortschritte gemacht habt, konnte ich beobachten, hauptsächlich aber von deinen Mike, also den telepathischen, war ich sehr überrascht. Doch das bringt uns alles nicht weiter. Wir haben ein Problem - und wenn ich von 'WIR' rede - dann meine ich euch und mich!«
Woher wusste er von unseren telepathischen Fortschritten, das musste ich unbedingt wissen.
Doch er erklärte weiter: »Ich habe Mike schon einmal gesagt, dass ich den Verlust menschlichen Lebens, und dazu zähle ich euch alle, bedauere und bedauern würde.« Er machte eine Pause, um seine Gedanken zu sammeln, ihm schien ganz offensichtlich nicht wohl zu sein bei dem, was er da sagte. Mich beunruhigte, wie er das ' ...und dazu zähle ich euch alle, ...' betont hatte und dabei mit seinem Blick unbeabsichtigt bei Julian hängen geblieben war.
Seine Stimme riss mich wieder aus den Gedanken »Eigentlich war vereinbart, dass ihr noch eine Woche übt, bevor es mit der 'Behandlung' weiter gehen sollte, doch es sind einige Dinge geschehen, die eine Korrektur erforderlich machen. Bitte hört zu, bevor ihr jetzt schimpft!«
Tom, der gerade los poltern wollte, schluckte seinen Protest erst einmal hinunter.
»Also Prof. von Stein ist zur Berichterstattung in die Zentrale gerufen worden, nicht ausschließlich, aber auch, weil ich einige kritische Berichte zu seinem Vorgehen verfasst hatte. Er wird bis Mitte Oktober im Erholungsurlaub sein und danach noch für zwei Wochen in der Zentrale bleiben. Bis dahin müsst ihr fit sein, um hier herauszukommen, sonst werdet ihr nach und nach in Experimenten verheizt!«
Wir alle waren erst einmal einige Sekunden geplättet! Was Dr. Brunner sagte, bedeutete, dass 'Junior' uns nach seiner Rückkehr töten wollte, oder von mir aus seinen irren Methoden wegen opfern wollte, und Dr. Brunner wollte, dass wir fliehen?
Als hätte er unsere Gedanken gelesen, sagte er: »Ja - ich spreche von Flucht, das ist eure einzige Chance! Ihr müsst eure Fähigkeiten entwickeln, wir sind hier 400 Meter unter der Erde. Die ganze Anlage erreicht eine Tiefe von über 2000 Metern. Auf normalem Weg kommt ihr hier nicht heraus. Es gibt hier mehr als 80 'Mark 13' Roboter und eine starke Wachmannschaft.«
»Wie sollen wir mit Telepathie und - und etwas Telekinese hier herauskommen.«, fragte Tom.
Dr. Brunner lachte, aber überhaupt nicht fröhlich »Das ist der Punkt! Das wird euer Pakt mit mir, ein 'Mephisto-Pakt', wenn ihr so wollt. Die Telekinese, die du erwähnst, ist ein Seiteneffekt der Breitband-Modulation, das hatte ich Mike schon einmal erklärt.
Für 'unser' Projekt ist dies ausdrücklich unerwünscht, da Fähigkeiten entstehen könnten, die weder von 'uns' noch von euch zu kontrollieren sind, so wenigstens die offizielle Begründung. Diesen Seiteneffekt will ich nutzen, um bei euch neue Fähigkeiten zu aktivieren, mit deren Hilfe ihr dann vielleicht in der Lage seid, zu fliehen.«
Wir sahen ihn mehr oder weniger entsetzt an, er hatte es treffend einen 'Mephisto-Pakt' genannt - einen Pakt mit dem Teufel. »Dass wir hier heraus wollen ist klar, aber warum wollen sie uns wirklich helfen? Nur aus plötzlich erwachter Humanität?«, fragte ich ihn direkt.
»Und welche Fähigkeiten wollen sie bei uns aktivieren?«, fragte Lukas nun auch noch.
»Beide Fragen haben mehr miteinander zu tun, als ihr denkt, 'Junior' ist meiner Meinung nach inzwischen schon wahnsinnig oder sehr nahe daran. Es ist kaum noch möglich, ihn von immer riskanteren Versuchen abzuhalten, deren Nutzen überhaupt nicht zu erkennen ist. Ich halte es einfach nicht mehr aus, unter solchen Bedingungen zu forschen.
Ja ich spreche noch immer vom 'Forschen', für euch mag es zynisch klingen, aber ich habe anfangs wirklich an das geglaubt, was wir hier machen. Es hätte wirklich ein Schritt zu einer besseren Menschheit werden können, und dafür war ich bereit auch Opfer zu bringen. Oder eben, andere dafür zu opfern.«, fügte er bitter hinzu.
»Doch inzwischen stehen die möglichen Opfer in keinem Verhältnis zum wissenschaftlichen Ertrag. Professor Stein ist schlicht nicht mehr fähig, rationale Überlegungen durchzuführen. Anfang November sollen die nächsten 4 'Gäste' kommen. Ohne, dass ein neuer Plan erstellt wurde, wie und womit sie 'behandelt' werden sollen. Das alleine fand ich schon sehr beunruhigend.«, wieder lachte er traurig und ließ seinen Blick über unsere teils entsetzten Gesichter schweifen.
»Gestern habe ich aber nun erfahren, dass für Dezember sogar 8 'Neuzugänge' vorgesehen sind. Hier sind aber nur Quartiere für 8 vorgesehen. Das heißt, innerhalb eines Monats sollen die 4 Neuen und ihr hier 'verheizt' werden. Denn spätestens bis Dezember wäre eure Anwesenheit und die der 4 Neuen störend. Störungen werden aber beseitigt, so funktioniert das System!«
Das sagte er mit sehr bewegter Stimme und ich glaubte ihm sogar, dass er damit massive Probleme hatte. Wenn er wirklich alles was bisher geschah, so vor sich rechtfertigte, dann mussten diese Neuigkeiten ihn einfach verstören.
Nach einigen Sekunden fasste er sich und wirkte jetzt wieder etwas unpersönlich, wie mir schien. »Und außerdem ist da auch noch mein wissenschaftliches Interesse, ich finde den Breitband-Effekt sehr interessant und denke, dass man über die Erforschung dieses Effektes viel mehr über das gesamte Verfahren lernen kann.« Das glaubte ich ihm nun wieder nicht mehr, damit wollte er nur verhindern, sich einzugestehen, versagt zu haben.
»Aber dessen ungeachtet habe ich dafür gesorgt, dass es diese 'Einrichtung' Anfang November nicht mehr geben wird. Ihr solltet euch also bis dahin nicht mehr innerhalb der Anlage und einem Umkreis von einigen Kilometern aufhalten.«
Eben wie ich es mir gedacht hatte, was würde es nützen, im Bereich des 'Breitband-Effekts' zu forschen, wenn man alles zerstören will? Und genau das hatte er ja wohl vor.
»Sie wollen die Anlage sprengen?«, fragte Julian erstaunt.
»Der Zeitzünder läuft, und niemand kommt an ihn heran - dafür habe ich gesorgt!« war Dr. Brunners einziger Kommentar, jetzt aber mit völlig emotionsloser Stimme.
»Ups!« war alles, was Lukas dazu einfiel. Das war immerhin schon mehr, als ich dazu sagen konnte.
»Und was machen sie?«, war nun Julian ruhige Stimme zu vernehmen.
»Ich?«, Dr. Brunner lächelte kalt »Ich bleibe bis zum Ende, das will und kann ich mir nicht entgehen lassen! Unter anderem hatte Mike es auch schon mal angedeutet. Kein Gericht der Welt würde Verständnis für das haben, was ich getan habe. Und selbst wenn ich entkommen könnte, die Leute, die hinter diesem Projekt stehen, würden mich finden.«
Ich sah ihm in die Augen »Sie haben zwar gesagt, dass dies kein B-Movie sei, und sie nicht lang und breit erklären würden, was sie tun, aber ich würde doch gerne wissen, wer hinter all dem steckt. Alleine schon um, falls wir entkommen, uns vor diesen Leuten schützen können.« Dr. Brunner zögerte verdächtig kurz, was er jetzt sagte, wollte er sowieso sagen.
»Kennt einer das Zitat 'Alles was dem Menschen möglich ist, wird er irgendwann tun! Also warum warten?'?«, fragte Dr. Brunner uns alle.
Ich kannte das Zitat und mochte es nicht, aber ich wusste auch, von wem es stammte: »Das ist ein Zitat von Dr. Joseph Tyrell, dem Gründer des Darwinianischen Konvents! Soweit ich mich erinnern kann, ging es dabei um das Klonen von Menschen.« Dr. Brunner nickte und sah mich vielsagend an. Jetzt war klar, wer hinter diesem Projekt steckte, nur eine Organisation wie die Darwinianer war einerseits so mächtig und andererseits so skrupellos, so etwas durchzuziehen.
»Das bedeutet aber auch, dass wir selbst nach der Flucht, sollte sie gelingen, einen mächtigen Gegner haben.«
»Einen übermächtigen Gegner!«, verbesserte ich Tom.
»Euch wird nichts anderes übrig bleiben, als euch mit diesem 'Pascal Schneider' von der Abwehr, den du auf der Beerdigung deiner Eltern kennen gelernt hast, in Verbindung zu setzen. Er wird dir deine Entführung glauben. Offiziell wurde behauptet, dass du dich mit einer vorgetäuschten Lebensmittelvergiftung auf dem Transport ins Krankenhaus abgesetzt hast. Er wird dir glauben, weil du jetzt ein Telepath bist und vorher keiner warst.«
Julian blickte Dr. Brunner misstrauisch an: »Und woher soll dieser 'Pascal' wissen, dass Mike nicht schon vorher einer war?« Wir wussten es natürlich, aber wie viel wussten die Darwinianer?
Dr. Brunner blieb völlig ruhig: »Pascal Schneider ist, soweit wir wissen, der einzige Telepath der Abwehr, kein besonders guter, aber er ist einer. Und zur Zeit ist er übrigens in Afrika im Einsatz, dafür haben die Darwinianer gesorgt.«
Mir wurde schlecht, was wussten 'Sie' den noch alles? Dr. Brunner erklärte weiter: »Der Typ, der die Patenschaft für dich übernehmen sollte, dieser Oberst Schmidt, schien aber nicht unglücklich zu sein, dass du es vorgezogen hast, dich abzusetzen. Es gab nur wenige Nachforschungen, und dann war die Sache schon nach drei Tagen erledigt.«
Alles wussten also auch die Darwinianer nicht, denn dass Onkel Stefan so schnell aufgab, konnte ich mir nicht vorstellen, obwohl ich ihn nicht kannte. Julian blieb misstrauisch »Warum hatte er dann den Telepathen geschickt, wenn ihm Mike nicht wichtig war?«
»Nach unseren stets gut informierten Quellen war Hauptmann Schneider mehr oder weniger zufällig in der Gegend. Da die beiden sehr gute Freunde sind, hat er sich darum gekümmert. In der Zentrale befürchtete man auch schon, dass da mehr dahinter stecken könnte, aber da war nichts.«
Wenn Dr. Brunner bemerkte, dass uns das, was er sagte eher beruhigte, als aufregte, so ließ er es sich nicht anmerken. - Obwohl, ganz kurz sah ich etwas Misstrauen in seinen Augen aufblitzen.
»Die Frage nach den Fähigkeiten, die haben Sie noch nicht beantwortet!«, erinnerte Lukas.
»Ja stimmt, das Problem ist, und dies macht die Sache für mich so interessant, dass ich es nicht weiß. Wir wissen ungefähr, in welchem Bandbereich die Telepathie ist, aber wie die PSI-Energie moduliert sein muss, um zum Beispiel Telekinese zu aktivieren, das wissen wir nicht. Das ist auch der Bereich, den ich erforschen will, mit eurer Unterstützung natürlich«, dabei lächelte Dr. Brunner spöttisch.
Tom sah Dr. Brunner an, als habe er gerade auf eine Zitrone gebissen: »Für wie verrückt halten sie uns eigentlich?« Eine gute Frage, wie verrückt waren wir inzwischen?
Dr. Brunner lachte trocken: »Ich halte euch alle eigentlich für sehr gesund und vernünftig, nur was habt ihr noch zu verlieren? In knapp drei Monaten müsst ihr so weit sein, hier ausbrechen zu können. - Telekinese, und andere psychokinetische Fähigkeiten wären da schon sehr hilfreich.«, fügte er etwas ironisch noch hinzu.
»Dass sich bei Tom auch telekinetische Fähigkeiten manifestieren, habe ich schon vor einer Woche festgestellt. Bei Kai und Ingo, die, soweit ich weiß in eine andere Einrichtung gebracht wurden, zeigten sich Ansätze von Teleportation und Elektrokinese, weshalb sie auch abtransportiert wurden.«
Jetzt blickte er Julian direkt an: »Du hast die beiden noch gekannt, aber ich denke nicht, dass sie von ihren Möglichkeiten gewusst hatten.« Julian schüttelte den Kopf, ihm hatten sie jedenfalls nichts gesagt.
»Auch bei Ralf und Mirco zeigte sich mehr als nur Telepathie… Nein Julian, auch ich bedauere, dass die beiden gestorben sind.«, beeilte er sich Dr. Brunner zu sagen.
Bei der Erwähnung der beiden war Julian sichtlich zusammengezuckt. Immerhin hatten sie über fünf Wochen hier zusammen verbracht. Wenn ich daran dachte, wie vertraut mir Tom und Lukas inzwischen waren, dann musste Julian unter ihrem Tod wirklich sehr gelitten haben.
Dr. Brunner sah uns wieder eindringlich an: »Seht in dem, was ich euch da gesagt habe, ein Angebot. Ein 'Angebot' von mir, für euch. Ich gebe euch Zeit bis Montag, es euch zu überlegen, aber ich fürchte, eine bessere Chance werdet ihr nicht bekommen.«
Mir geisterte dabei eine Don Corleone Stimme durch den Kopf 'Ich mach Ihnen ein Angebot, dass Sie nicht ablehnen können...' und ein eisiger Schauer fuhr mir den Rücken hinab.
Ohne auf meine Ahnungen Rücksicht zu nehmen, sprach Dr. Brunner weiter: »Wenn ihr darauf eingeht, wird am Montag die 'Behandlung' mit Tom beginnen, Dienstags Julian, Mittwochs Lukas und Donnerstags ist Mike dran. Die Dosierung wird schwächer sein, als das, was 'Junior' in letzter Zeit auf euch einwirken ließ. Die Bandbreite werde ich nur geringfügig auffächern, denn ich denke, eure Möglichkeit, dies zu regulieren, ist jetzt wesentlich besser, als alles was wir mit 'der Maschine' können.«
»Wer hat diese Maschine eigentlich gebaut, dass sie so wenig darüber wissen?«, wunderte sich Lukas.
Dr. Brunner lachte wieder, diesmal fast hysterisch: »Dies ist eines der größten Geheimnisse der Darwinianer! Es gibt nur diverse Theorien, die unter den Technikern im Umlauf sind. Wobei eine haarsträubender und irrwitziger ist, als die Andere. Angefangen beim versunkenen Atlantis bis zu Alien-Technologie ist alles dabei. Ich jedenfalls weiß es nicht.« Ich sah ihm wieder in die Augen und mir schien es, als würde er die Wahrheit sagen.
»Die Sensoren in den PSI-Räumen sind jetzt so manipuliert, dass sie nur noch auf telepathische Energiemuster ansprechen, alle anderen werden schlicht ignoriert. Die optischen Systeme werden ausschließlich auf meine Konsole geschaltet und gesichert. In den anderen Räumen und dem Wohnbereich müsst ihr bei euren PSI-Aktivitäten vorsichtig sein. Das bedeutet, ihr müsst euer Training in die PSI-Räume verlegen. Ich werde mich aber bemühen, die anderen Räume auch noch entsprechend zu modifizieren.
Wie gesagt, es ist ein Angebot, mehr nicht. Wenn ihr nicht darauf eingeht, wird es auch keine 'Behandlung' geben, aber Anfang November kommt Professor Stein, und das Ende.«
Mit diesen Worten stand er einfach auf und verließ grußlos den Raum.
Wir saßen Minuten lang nur da und gingen das Gespräch in Gedanken noch einmal durch. Die wichtigste Frage war doch - konnten wir ihm trauen? Und die einfachste Antwort lautet - Ja, denn er könnte uns dazu zwingen, wenigstens in 'die Maschine' zu gehen, wie bisher auch.
»Kommt jemand mit - ich will eine Runde schwimmen? - Mike?« Julian war aufgestanden und zog seine Sportkleidung an. Ich nickte, das war wohl das Beste, was wir im Moment tun konnten, alleine schon mal, um einen freien Kopf zu bekommen. Lukas und Tom schlossen sich uns auch an, und wenig später waren wir im Wasser.
Wir kamen den ganzen Tag über nicht so recht in Schwung. Gerade einmal zwei Stunden lang übten wir Qi Gong, die restliche Zeit verbrachten wir mit Schwimmen, Kraftsport, Ausruhen und sehr ausgedehnten Diskussionen. Wobei wir diese natürlich telepathisch führten.
Julians und Mikes Wohneinheit, Freitag 03.08.2035
Relativ früh zogen Julian und ich uns zurück, denn wir hatten uns noch etwas vorgenommen. Ich hatte, während Julian noch in der Dusche war, die Beleuchtung herunter gedimmt und sanfte Musik eingeschaltet.
Als Julian, nur mit dem Handtuch über der Schulter, den Raum betrat, wurden meine frischen Shorts, die ich noch an hatte, plötzlich sehr eng. Julian mein Traumprinz, mein 'Elbenkrieger', war einfach unbeschreiblich, überirdisch schön. Seine muskulöse schlanke Figur, die eleganten Bewegungen, einfach alles an ihm war faszinierend. Es fehlten nur noch die spitzen Ohren. So hatte ich mir immer einen 'Elben' aus Tolkiens Mittelerde vorgestellt. Ich muss ihn total versunken angestarrt haben, denn plötzlich stand er direkt vor mir und hob mit der rechten Hand meinen Kopf leicht an und flüsterte: »So in Gedanken?«
»Du bist so unglaublich, ich könnte dich stundenlang ansehen, ohne je genug zu bekommen.« Seine Augen leuchteten auf und er küsste mich zärtlich und ausdauernd, während wir uns auf das Bett zu bewegten. Langsam ließ er sich auf den Rücken fallen und zog mich mit.
»Das wäre mir aber auf Dauer etwas zu wenig, ich möchte schon, dass du mehr machst, als mich nur anzusehen.«, lächelte er, und streichelte mir über den Rücken.
So lagen wir da, küssten und streichelten uns, konnten einfach nicht voneinander lassen. Ich versank in Julians Augen und sah die Liebe in ihnen. Vorsichtig tastete ich mich zu seinem Wachbewusstsein, so wie er es mir beigebracht hatte, und spürte, dass er es noch immer wollte. Er lächelte mich einfach nur an und ich flüsterte: »Ist doch einfacher als endlose Fragen.«
Zur Belohnung wälzte er sich mit mir herum, bis er auf mir zu liegen kam und begann meinen ganzen Körper mit Küssen zu übersäen. Dabei verlor ich dann auch irgendwie meine Shorts. Als er begann in tiefere Regionen vorzustoßen, griff ich ihm in sein volles braunes Haar und zog ihn zu mir hoch. Wieder küssten wir uns endlos, unsere Zungen tanzten einen wilden Tango und ich dachte schon, ich würde bald keine Luft mehr bekommen, als er sich endlich von mir löste.
Wieder küssten und wälzten wir uns über unsere Spielwiese, bis es mir endlich gelang ihn, beide Arme über dem Kopf festhaltend, auf den Rücken zu legen. »Ich liebe dich Julian.«, flüsterte ich ihm zärtlich zu, ließ seine Arme los und griff mir das Massageöl. Völlig ruhig und entspannt blieb er auf dem Rücken liegen, und ich genoss jeden Augenblick, den ich benötigte, seinen perfekten Körper zu massieren.
Alles an ihm war so perfekt, so wohl moduliert, glatt und haarlos. Er stöhnte leicht, als ich schließlich immer tiefer glitt und begann, auch seine intimsten Stellen mit dem Massageöl zu behandeln. Es war auch für mich unheimlich sinnlich und erregend, ihn so da liegen zu haben und seine Reaktion auf meine Liebkosungen zu beobachten.
»Dreh dich jetzt um, wenn du dich traust.« flüsterte ich ihm wieder neckisch ins Ohr, und schneller als ich reagieren konnte, zuckte sein Arm nach oben und zog mich dicht an sich. Lüsternd blickte er mir in die Augen und ich war bereit, ihm heute das zu geben, was er wollte. Nach einigen weiteren Liebkosungen und Küssen ließ er von mir ab und drehte sich willig auf den Bauch.
So setzte ich mich zwischen seine Beine und begann auf dem Rücken mit der Massage. Langsam massierte ich ihn mit kreisförmigen Bewegungen und ließ meine Hände seinen Rücken hinunter wandern. Schließlich gelangte ich zu seinem wohlgeformten Hintern, der mich so unglaublich reizte. Julian hier zu verwöhnen, ihn zu massieren, zu streicheln oder einfach nur zu berühren, brachte mir genauso viel Lust, wie ihm. Unser lustvolles Stöhnen übertönte immer mehr die sanfte Musik.
Er war nun völlig entspannt und mehr als nur bereit, so dass ich langsam in ihn eindringen konnte. Wieder einmal schaffte er es, mich zu überraschen. Denn beim vorsichtigen Sondieren stellte ich fest, dass er wirklich keinerlei Schmerzen empfand. Erst später hat er mir gestanden, dass er einfach alle Schmerzimpulse mittels seiner Reiki-Fähigkeit unterdrücken konnte.
Für mich selbst war es ebenfalls ein unglaublich schöner Moment, alleine diese Verbundenheit mit ihm, ihn so zu spüren, war einfach unbeschreiblich. Ihn weiterhin sondierend gaben wir uns unseren Gefühlen hin. Wir hatten zwar nicht viel Erfahrung, doch das machte unsere Leidenschaft und die Liebe, die wir füreinander empfanden, locker wieder wett.
In dieser Nacht hatten wir so viel Sex wie nie zuvor, und wieder war es die schönste Nacht, die ich je erlebt hatte. Das wurde langsam zu einer wirklich angenehmen Gewohnheit. Eng aneinander gekuschelt schliefen wir schließlich so gegen 4 Uhr ein.
15 - Friends will be Friends
It´s not easy love but you've got friends you can trust, - friends will be friends,
when you´re in need of love they give you care and attention. - Friends will be friends,
when you're through with life and all hope is lost, hold out your hand cos
friends will be friends right till the end.
Julians und Mikes Wohneinheit, Samstag 04.08.2035
Kaffeeduft weckte uns, und wir sahen als erstes Lukas grinsendes Gesicht, wie er sich bei uns auf dem Bett lümmelte und uns den Kaffeeduft mit der Hand zufächelte. Es war schon kurz vor 11 Uhr und ich lag noch immer nackt, mit dem Rücken ganz dicht bei Julian, der einen Arm um meine Taille gelegt hatte. Lukas lachte leise, als er meine Morgenlatte sah: »Mann ist der gewachsen, mit was fütterst du den?«
»Äh - Blondinen?«, versuchte ich einen alten Witz, was mir aber nur einen heftigen Knuff von Julian einbrachte. Ich blickte vielsagend zu dem Quälgeist, was man allerdings auch anders interpretieren konnte, aber Lukas wusste ja von Julians Fähigkeiten. Er legte den Kopf etwas schief und sah mich nachdenklich an. »Du hattest Probleme damit - mit deiner Größe?«
»Mit der nicht vorhandenen - Ja.«, sagte ich leicht errötend.
Er überlegte wieder einen Moment. »Hattest du deshalb so lange gezögert, mit Julian zu schlafen?«
»Ihr wisst davon?«, ich war etwas erstaunt.
»Nur ein paar Andeutungen, die ich aufgeschnappt habe, wenn ihr euch unterhalten habt.«, lächelte er.
»Ich weiß, es klingt vielleicht doof, aber als ich euch so sah, und das was ihr so zu bieten hattet, da bekam ich wirklich Angst, ich könnte Julian nicht richtig befriedigen.« Er sah mich an, legte sich neben mich und streichelt mir die Schulter, »He - ich glaube nicht, dass es ein Problem gewesen wäre, ich habe 'ihn' ja auch im Originalzustand gesehen. Zugegeben, jetzt ist er wirklich beeindruckend, und durch die Rasur kommt er noch viel mehr zu Geltung.«
Dabei griff er mir vorsichtig zwischen die Beine, die ich bereitwillig spreizte. He - ich war einfach stolz auf das, was Julian für mich gemacht hatte, und wenn Lukas es auch schön fand, dann sollte er es auch 'begreifen' dürfen.
Julian begann sich jetzt zu rühren, krabbelte halb über mich und streichelt Lukas ein wenig, was bei dem aber auch eine heftige Reaktion auslöste. Vorsichtig nahm ich dem erstaunten Lukas den Kaffee aus der Hand und überließ ihn den fordernden Händen von Julian, der jetzt ganz über mich geklettert war. Schneller, als er denken konnte, lag Lukas ohne Shorts auf dem Rücken
Gemeinsam untersuchten wir unsere 'Beute'. Lukas war in der Intimzone stark behaart, auch sein Hintern war mit einem schwarzen Flaum bedeckt. »Weißt du Lukas - rasiert bin ich eigentlich nicht, Julian hat mir die Haare einfach - äh, ausfallen lassen.«
Julian lächelte Lukas an und begann mit ihm zu tuscheln. Tom, der unter der Tür gestanden und dem Ganzen schweigend zugesehen hatte, kam jetzt auch zu uns und setzte sich, nachdem er sich seiner Shorts entledigt hatte. Er war total rasiert und ich konnte die nachgewachsenen Haare deutlich spüren. »Erst gestern habe ich mich rasiert und schon wieder alles stachelig.«, grummelte er.
Ich führte seine Hand zu meinem Schambereich, der jetzt ebenfalls völlig haarlos und glatt war, und er grinste mich an. Es war schon eine seltsame Situation, aber doch irgendwie schön.
»Julian hat die Haare entfernt, da wächst auch nichts mehr nach.«, erklärte ich ihm. Toms Augen leuchteten auf und er kam mir immer näher, mein Schwanz reagierte inzwischen auch auf sein Streicheln. »Oh, das fühlt sich wirklich unheimlich glatt an.«, lächelte Tom, als er mich so streichelte.
»Ich denke, wir sollten da wirklich mal mit Julian reden - oder was meinst du Lukas...?«, dabei drehte er den Kopf zu Lukas und sah diesen etwas erstaunt an.
»Nicht mehr nötig!«, kicherte Lukas.
Wir alle lachten, weil gerade in dem Moment Julian letzte Hand an Lukas anlegte. Nur eine leichte Röte und ein paar wenige Haare, die sich noch nicht vollständig gelöst hatten, waren in seinem Intimbereich übrig geblieben. Er hatte sich für die Totalrasur entschieden, auch an Armen, Beinen, Rücken und Po war kein Haar mehr übrig.
»Kann ich schnell bei euch duschen?«, fragte Lukas völlig unnötigerweise, um auch gleich darauf in unserem Sanitärbereich zu verschwinden.
»Und wie wünschen der Herr seine Haare zu tragen?«, wandte sich Julian, dem das offensichtlich viel Freude bereitete, nun an Tom.
»Och, wie mein Vorgänger, das hat mir sehr gefallen.«, antwortete Tom und lächelte etwas verlegen, was ja sonst nicht so seine Art war.
Auch Tom war innerhalb kürzester Zeit seine Haare los und ich muss zugeben, die beiden sahen wirklich sehr schnuckelig aus. Während Tom loszog, um Lukas beim Duschen zu 'helfen', kümmerte ich mich wieder um meinen Julian. Zuvor allerdings entsorgten wir die ganzen Haare, die auf der Decke zurückgeblieben waren.
Ich war gerade so richtig schön in Julian vertieft, als die beiden dann aus der Dusche kamen, und sich zu uns aufs Bett legten. Erst nach einer Weile realisierte ich so richtig, dass sie uns einfach nur beim Sex zuschauten, anstatt sich gegenseitig zu erkunden und ihre neue 'Freiheit' zu genießen.
Julian hatte dies auch bemerkt und rief: »He ihr Spanner, habt ihr nichts zu tun?« Was aber von den beiden etwas missverstanden wurde, denn plötzlich war ich nicht mehr der einzige, der Julian verwöhnte. Anfangs etwas irritiert fand ich es dann auch ganz schön, zumal es Julian offensichtlich sehr gefiel.
Nachdem wir unseren Höhepunkt hatten, brauchte ich einige Zeit, bis mir langsam klar wurde, was da gerade geschehen war; und den Anderen ging es offensichtlich nicht anders. Wir hatten uns aufgesetzt und blickten ein wenig verlegen hin und her, und wichen gegenseitig unseren Blicken aus. Aber warum? Im Grunde war nichts geschehen, was wir nicht gewollt hatten, und ein schlechtes Gewissen hatte ich eigentlich auch nicht. Gut, es war vielleicht nicht üblich, aber was an unserer gesamten Situation war schon normal?
Als ich mit meinen Überlegungen endlich soweit gekommen war, zog ich Julian zu mir und küsste ihn. Nicht etwa, um meinen 'Besitzanspruch' auf ihn zu dokumentieren, sondern einfach nur, um zu zeigen 'He ist doch alles Okay'. Ich reichte Julian und Tom auffordernd meine Hand, und wie schon beim Training, bildeten wir nun, mit Lukas zusammen, einen telepathischen Block.
Auf diese Weise waren wir am Stärksten und die Verbindung untereinander am Besten. Da alle noch ein wenig befangen schienen, öffnete ich mich ihnen und zeigte ihnen, was ich empfunden hatte. Nach und nach taten sie es mir nach, und eigentlich hatte jeder nur etwas Angst vor der Reaktion der Anderen oder des Partners gehabt.
Klar war jedem, dass der Partner vorgehen würde. Andererseits hatten sich jetzt nur die Gefühle entladen, die sich schon die ganze Woche in uns aufgestaut hatten. Wir empfanden inzwischen für einander weit mehr, als nur Freundschaft, es war eine Art von Liebe. Nicht so tief, wie die Liebe zwischen mir und Julian, oder zwischen Tom und Lukas. Aber es war doch viel mehr, als nur Freundschaft oder der Wunsch nach Sex.
Als wir den telepathischen Block aufhoben, waren wir uns näher, als je zuvor. Den ganzen Tag blieben wir zusammen, Schwimmen, Fitness, Sauna und Essen, aber nicht nur so, wie zuvor im Training, nein jetzt suchten wir auch ständig untereinander die Nähe und den körperlichen Kontakt zueinander.
Am Abend wollten wir uns gerade wie üblich trennen, als ich einen telepathischen Impuls von Julian aufnahm und, obwohl er keine Frage stellte, wusste ich sofort was er meinte, und ich dachte genauso. Julian im Arm haltend fragte ich Tom und Lukas, ob sie nicht noch ein 'wenig' zu uns kommen wollten.
Auch ihnen war sofort klar, was wir meinten, und an ihren Augen sah ich, dass sie es auch wollten. Ohne jede weitere Unterhaltung gingen wir in unser Zimmer und machten bald darauf da weiter, wo wir mittags aufgehört hatten. Wir gingen es jetzt auch wieder langsam an, in dieser Nacht geschah nicht viel, jeder blieb bei seinem Partner und nur ab und zu streichelten oder küssten wir uns gegenseitig.
Julians und Mikes Wohneinheit, Sonntag 05.08.2035
Am nächsten Morgen wachte ich neben Julian auf, der in meinen Armen lag und mich mit einem verträumten Lächeln ansah. »So nahe waren wir uns noch nie!«, dabei streichelte seine Hand sanft meinen nackten Rücken.
Vorsichtig blickte ich mich um, Lukas und Tom lagen eng aneinander geschmiegt, sich fest umklammernd, neben uns und schliefen scheinbar noch. Mein Blick schweifte rüber zur Uhr. 7:03 und das an einem Sonntagmorgen, sofort kuschelte ich mich wieder an Julian und versank in seinen braunen Augen.
Sonntags wollte ich immer lang schlafen, doch diesmal gönnte mir Julian die Ruhe nicht. »Wie sollen wir uns entscheiden? Hast du dich schon entschieden?« Leise stöhnte ich auf und an dem Rascheln neben mir erkannte ich, dass Lukas und Tom doch nicht mehr schliefen.
Ich drehte mich jetzt ganz auf den Rücken und sah mit leerem Blick zur Decke. Hatte ich mich schon entschieden? - Hatten wir denn wirklich eine Wahl? Gut, wir konnten wie die Lämmer weiter unbehelligt auf unserer Wiese grasen, aber der Schlächter würde auf jeden Fall kommen. Entweder Dr. Brunners Bombe, oder was auch immer er geplant hatte, oder eben in Form von Professor von Stein. Ich musste leise Lachen, da mir bei 'Lämmer' wieder ein alter Spruch eingefallen war, den ich mal gelesen hatte. Auf Julians fragenden Blick, den ich mehr spürte als sah, zitierte ich etwas bitter:
»Jede Sorge Freund, vermeide
jedes Weh sollst du verachten.
Sie die Lämmer auf der Weide
Sie sind fröhlich vor dem Schlachten!
Ahnst du nicht wie dumm es wär,
wären Sie's erst hinterher?«
Als alle noch immer ruhig blieben, fuhr ich fort: »Wir sind wie diese Lämmer, wir können uns jetzt noch eine schöne Zeit machen, aber im Gegensatz zu ihnen wissen wir von dem nahen Ende. - Und im Gegensatz zu ihnen, haben wir möglicherweise eine Chance, wenn auch eine geringe, dieses Ende von uns abzuwenden! Nicht völlig, denn letztlich gilt immer 'Mors certa, hora incerta - Der Tod ist sicher, nur die Stunde ist ungewiss', aber es muss nicht die Stunde sein, die Dr. Brunner für sich gewählt hat!«
Lukas hatte sich leicht aufgesetzt und fragte: »Du glaubst also dem Doc?«
»Ja - frage mich nicht warum, aber ich bin fest überzeugt, dass er uns helfen will, nicht aus den Gründen, die er genannt hat, oder jedenfalls nicht ausschließlich, aber er will es! Davon bin ich absolut überzeugt.«, ich sah noch immer an die Decke, und grübelte, warum ich mir so sicher war.
Zu meiner Verwunderung sagte Julian scheinbar völlig emotionslos »Ja- das denke ich auch. Er hat noch andere Gründe, Gründe die ihm wichtig sind, und er will uns eigentlich keine Wahl lassen.«
»Was meinst du damit?«, fragte Tom besorgt.
»Er will, davon bin ich absolut überzeugt, dass wir überleben, dass wir als 'seine' Transmutanten hier entkommen, und dass das Labor - die ganze Anlage vernichtet wird. Aber er will es nicht, oder nur sehr eingeschränkt, weil er Mitgefühl für uns oder die Neuen hat. Der Einzige, für den er wirklich etwas empfindet, ist Mike.« Lächelnd streichelte mir Julian dabei noch immer die Brust.
Ich wusste, dass er im Prinzip Recht hatte, etwas war zwischen mir und Dr. Brunner, zu mir war er anders, als zu den anderen.
»Die Frage ist doch«, meldete sich jetzt Lukas zu Wort, »Haben wir wirklich eine Wahl? Alles was wir bis jetzt hoffen konnten, war, dass wir vielleicht von Pascal oder Frank gefunden werden könnten. Ersterer ist in Afrika und von Frank wissen wir nicht einmal, ob er uns überhaupt helfen will.«, er machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Dr. Brunner bietet uns eine Chance, aus welchen Gründen auch immer, und wenn wir wirklich nicht warten wollen, wie Mikes Lämmer, dann bleibt uns wohl keine Wahl.«
»Du willst also das Spiel nach seinen Regeln spielen?«, fragte Tom überrascht.
»Lieber nach seinen Regeln, als überhaupt kein Spiel! - Ich sehe keine andere Chance, und ich habe auch das Gefühl, wie Mike und Julian, dass das, was er sagt, auch das ist, was er meint. Interessant wäre auf jeden Fall aber auch das, was er nicht gesagt hat! Warum können wir seine Gedanken eigentlich nicht lesen?«
Ja, das hatte ich mich auch schon gefragt, aber selbst Julian, bei dem die telepathischen Fähigkeiten am weitesten entwickelt waren, konnte ihn lediglich spüren, jedoch nicht sondieren. Deshalb sagte er auch nur: »Die haben alle eine Art von Abschirmung, ich spüre 'Sie' nur - mehr nicht.«
Ich stand auf: »Ich habe jetzt jedenfalls Hunger und will frühstücken. Kommt jemand mit?«, dabei blickte ich Julian ganz lieb an, bis dieser nickte. »Ich denke, jeder überlegt es sich noch einmal, und wir machen heute unser Programm normal weiter. Heute Abend können wir ja noch einmal darüber reden.«
Zustimmendes Nicken, doch im Prinzip wussten wir alle auch jetzt schon, wie wir uns entscheiden würden. Denn eine wirkliche Wahl hatten wir nicht. Der Tag verlief auch wieder relativ normal, gemeinsam zogen wir unser Trainingsprogramm durch und verbrachten auch die Pausen, wie inzwischen üblich, zusammen. Neue Argumente fand keiner mehr und so beschlossen wir, auf Dr. Brunners 'Pakt' einzugehen.
16. - A Kind of Magic
1. Woche Brunnerbehandlung, 06 bis 12.08
Am Montag hatte die neue 'Behandlung' mit Tom begonnen, nach drei Stunden kam er dann relativ fit wieder zurück. Er war nur etwas müde, brauchte also eigentlich keine Reiki Anwendung, doch wir wollten sicher gehen, dass mit ihm wirklich alles in Ordnung war. Soweit man bei dem, was hier geschah, dies überhaupt einschätzen konnte.
Veränderungen, wie bei Mirco damals, waren bei ihm nicht festzustellen, allerdings spürte Julian, dass diese 'Behandlung' anders war, als die anderen. Wir konnten nur hoffen und uns auf unser Gefühl verlassen, dass Dr. Brunner uns nicht schaden wollte.
Zusammen mit Julian und Lukas arbeitete ich an der Telepathie. Tom machte nur 'ein wenig' mit, da er trotz allem ziemlich müde von der Behandlung war. Aber er bestätigte auch, dass es ihm gelungen war, den Energiefluss mit Qi Gong zu beeinflussen.
Als am Dienstag Julian nach drei Stunden von der 'Behandlung' zurückkam, brauchte er nur eine halbe Stunde, um sich wieder fit zu fühlen. Auch er bestätigte, dass Dr. Brunner sich scheinbar an die Zusage einer schwächeren Dosis gehalten hatte und dass das Qi Gong wirksam in der Maschine war.
Wir hatten inzwischen das Training in den 'großen' PSI-Trainings-Raum verlegt, damit Tom seine telekinetischen Kräfte üben konnte, ohne dass es auffiel. Auch in diesem Punkt vertrauten wir der Aussage von Dr. Brunner, dass er die entsprechenden Sensoren manipuliert hatte.
Tom gelang es nun schon einen Tennisball frei schwebend im Raum zu bewegen, doch musste er sich dabei noch mächtig anstrengen. Er dirigierte ihn mit einer Hand, wobei dies mehr seine Vorstellungskraft unterstützte, als dass es tatsächlich notwendig war. Außerdem sah es einfach 'cooler' aus, einen Ball mit der Hand dirigierend in der Luft tanzen zu lassen.
Lukas und ich hatten mit dem gestern begonnen telepathischen Aufspüren oder auch Schnüffeln weiter gemacht. Wir versuchten, alle Personen innerhalb dieser Anlage aufzuspüren und uns ihre Signatur zu merken. Einerseits war dies eine gute telepathische Übung, andererseits könnte es bei der Flucht hilfreich sein.
Julian hatte aber jetzt plötzlich Probleme mit seiner Telepathie, er war seit der 'Behandlung' schwächer als noch am Morgen. Wir dachten anfangs, er wäre eben durch die 'Behandlung' doch stärker mitgenommen, als er dachte, doch am Mittwoch, Lukas war nun in 'Behandlung', hatten Julians telepathischen Kräfte noch immer nicht den alten Level erreicht.
Julian war ziemlich frustriert und als Tom seinen Tennisball über Julian rotieren ließ, um ihn ein wenig zu necken, schoss dieser plötzlich mit sehr hoher Geschwindigkeit in eine Ecke, um danach, durch die Kraft des Aufpralls, wild durch die Gegend zu hüpfen.
»He, das war ich aber nicht! Ich habe ihn nur kreisen lassen.«, Tom war blass geworden und war ganz offensichtlich verunsichert.
»Und ich habe mir vorgestellt, ihn in diese Ecke zu klatschen!«, grummelte Julian, ebenfalls etwas verunsichert. Mein Blick pendelte zwischen den beiden hin und her, dann legte ich Julian einen anderen Ball auf den Tisch. Tom hatte natürlich sofort verstanden, denn das war es ja, was Dr. Brunner erreichen wollte, und so erklärte er Julian, wie er den Ball beeinflussen konnte.
Julian konzentrierte sich auf den Ball, doch der Ball machte alles andere, nur nicht das was Julian wollte. Immerhin war zu sehen, dass der Ball auf Julian reagierte. Ich konnte ihn keinen Millimeter bewegen, als ich es versuchte.
Nach den inzwischen üblichen drei Stunden kam auch Lukas wieder zurück. Auch er hatte die 'Behandlung' gut überstanden, wie Julian schnell feststellte. Lukas Telepathie hatte nicht gelitten, er schien sogar etwas stärker zu sein. Nun übte ich mit ihm ein wenig, nachdem auch er keinen Erfolg mit der Telekinese hatte. Während Tom und Julian sich bemühten Tennisbälle zu dressieren, sich also auf das Telekinese-Training stürzten.
Als ich am Donnerstag zur 'Behandlung' musste, hatte ich keine Angst, denn ich wusste, was mir bevorstand. Außerdem vertraute ich inzwischen Dr. Brunner so weit, dass ich sicher war, dass er sich an den Pakt halten würde. Das Gespräch mit ihm war kurz und die 'Behandlung' verlief normal.
Ich spürte, als 'die Maschine' zu arbeiten begann, wie die Energie in mich strömte, und es gelang mir nun, die PSI-Energie in mein Gehirn zu leiten. Es war nur ein Prickeln zu spüren, mehr eigentlich nicht, kein Zeitstillstand und auch keine ausserkörperliche Erfahrung. Leider aber auch kein Kontakt mit Frank, die Zeit in der 'Maschine' ging so schnell vorbei, dass ich regelrecht erstaunt war, als ich sie wieder verlassen konnte. Aber wie bei den anderen hatte die 'Behandlung' auch bei mir drei Stunden gedauert.
Ohne größere Probleme konnte ich zum Aufzug gehen und wurde dort von Julian in Empfang genommen. Bei mir war ebenfalls alles gut gegangen, wie Julian schnell feststellte, etwas müde sah ich den Jungs bei ihrem Training zu.
Julian hatte inzwischen seine ursprüngliche telepathische Stärke wieder erreicht. Die Telekinese klappte inzwischen bei ihm soweit, dass er den Ball für einige Sekunden schweben lassen konnte.
Tom gelang es inzwischen, ein Gewicht von 1,5 Kilogramm durch die Luft schweben zu lassen, oder den Ball gezielt, mit hoher Geschwindigkeit, durch die Luft zu schießen. Ebenso hatte Lukas Fortschritte gemacht und Julian, was die telepathische Stärke betraf, inzwischen eingeholt.
Für die erste Woche war das Ergebnis wirklich nicht schlecht, wenn wir auch nicht so recht verstanden, warum Julians telepathische Fähigkeiten kurzzeitig nachgelassen hatten. Noch müde von der 'Behandlung' war ich schließlich doch froh, als wir endlich schlafen gingen. Inzwischen schliefen Lukas und Tom jede Nacht bei uns im Zimmer.
Es war natürlich mehr, als nur ein Übernachten, wir mochten einander immer mehr und es war einfach schön, die beiden bei uns zu haben. Wir sahen uns nicht nur gegenseitig beim Sex zu, wir beteiligten uns auch ein wenig. Richtigen Partnertausch machten wir allerdings nicht, es blieb beim Streicheln, Küssen und Zungenspielen.
Uns gefiel dabei besonders die Nähe und Vertrautheit, die wir so aufbauten und intensivierten. Außerdem machte es mich und auch Julian ziemlich geil, den beiden beim Sex zuzusehen und uns neue Anregungen zu holen. Ich hatte mich inzwischen von Julian zu einem ausgeglichenen aktiv / passiv Verhältnis 'überreden' lassen. Wozu zugegebenermaßen nicht mehr viel Überredungskunst nötig war. Aber eigentlich bevorzugte ich es noch immer, beim Sex passiv zu sein.
Am Freitag waren wir wieder, wie bisher, gegen 7 Uhr aufgestanden und hatten um 8 das Training begonnen. Schon beim Frühstück sah mich Julian etwas seltsam an und im PSI-Raum testeten wir uns gleich wieder, wie wir das jeden Tag machten, um Schwankungen in unseren Kräften festzustellen. Telekinese beherrschte ich noch immer nicht, dafür waren meine telepathischen Fähigkeiten weiter gestiegen und ich erreichte fast den Stand von Lukas und Julian.
Tom war inzwischen mit der Telepathie etwas im Rückstand, aber seine Telekinese wurde dafür immer besser. Lukas und ich trainierten dann erstmal wieder zusammen, während Julian und Tom die Bälle und andere Dinge durch die Luft sausen ließen. Zusammen mit Lukas sondierte ich weiter die Anlage und stellte wirklich fest, dass meine Reichweite, aber auch die Sensibilität, sich erheblich gesteigert hatte.
Je mehr wir uns damit befassten, desto feinere Unterschiede machten wir bei den einzelnen Personen aus. Ihre Gedanken konnten wir zwar noch immer nicht lesen, doch wir begannen ihre Empfindungen zu spüren. Sehr schnell wurde uns so klar, wer wen nicht leiden konnte, wer vor wem Angst hatte und so weiter. Nur kannten wir die Personen nicht, die zu der Signatur gehörten, denn sehen konnten wir sie natürlich nicht. Aber auch die steigende Besorgnis von Dr. Brunner konnten wir ausmachen. Er hatte andauernd Besuch von Mitarbeitern, die bald darauf sein Büro verärgert verließen.
Das ganze Wochenende verlief ähnlich, da das PSI-Training unheimliche Konzentration erforderte, machten wir auch ausgiebig Pausen, um uns im 'Fitnesscenter' etwas Ausgleich zu verschaffen. Auch hier hatten wir ein regelrechtes Programm zusammengestellt und legten auch in diesem Bereich, diesmal jedoch an Muskelmasse, zu.
2. Woche Brunnerbehandlung, 13 bis 19.08.
Die zweite Woche der 'Brunner-Behandlung' lief bis Mittwoch genauso, wie die erste Woche. Tom und Julian konnten nochmals zulegen und ließen jetzt über 5 kg schwere Gegenstände wild durch die Luft jagen. Als jedoch Lukas aus der 'Behandlung' zurück war, spürten wir sofort, dass seine telepathischen Fähigkeiten nachgelassen hatten. Auch telekinetische Fähigkeiten konnten wir bei ihm nicht entdecken. Da es jedoch bei Julian nur eine vorübergehende Erscheinung war, hofften wir, dass es bei Lukas ähnlich sein würde.
Am Donnerstag war ich wieder an der Reihe, und mir ging es diesmal nach der 'Behandlung' richtig gut. Keine Kopfschmerzen, keine Müdigkeit, ich fühlte mich frisch und erholt. Als ich von Julian empfangen wurde, sah der jedoch etwas bedrückt aus. Lukas Fähigkeiten hatten sich noch immer nicht regeneriert, aber es war nicht so wie bei Mirco, und so hofften wir natürlich, dass er sich bald erholen würde.
Frisch und munter wie ich war, gingen wir auch gleich in den PSI-Raum, wo Tom und Lukas, der wirklich mehr bedrückt als besorgt erschien, schon auf uns warteten. Diesmal waren aber auch meine telepathischen Kräfte etwas schwächer als am Morgen, aber dem schenkte ich keine so große Bedeutung. Bei Lukas war die Abschwächung wesentlich stärker.
Als ich mich zu Tom an den Tisch setzte, legte er den Ball vor mich auf die Platte, um mich auf Telekinese zu testen. Ich begann wie bisher auch, mich auf ihn zu konzentrieren, doch das verfluchte Teil wollte sich einfach nicht bewegen. Ich spürte ihn zwar, so wie es Tom und Julian beschrieben hatten, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Ich wurde ein wenig wütend, weil ich wusste, wenn ich ihn spürte, dann war auch die Fähigkeit da, ihn zu bewegen.
Als ich diesen verfluchten Filzball wütend in die nächste Ecke wünschte, schoss er plötzlich mit unglaublicher Beschleunigung auf diese Ecke zu. Nur - Lukas war ihm im Weg. Mit erschreckten Gesichtern sahen wir den Ball auf Lukas zurasen, der sich, auf den Ball starrend, nicht rühren konnte. Ich sah ihn schon mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen, denn ein Ball mit so einer Geschwindigkeit muss einfach höllisch wehtun.
Der Ball traf Lukas genau in Höhe des Magens, ich konnte genau sehen wie er einschlug, das T-Shirt beulte sich nach innen und schien sich um den Ball zu wickeln. Der Ball durchschlug Lukas offensichtlich und setzte seinen Flug kaum gebremst fort! Er war jetzt komplett von Lukas T-Shirt verhüllt und - flog einfach weiter, klatschte an die Wand und blieb mitsamt T-Shirt liegen.
Wir alle sahen völlig verstört zu Lukas, dessen Jeans nun einfach zu Boden sank. Da Lukas wieder einmal keine Unterwäsche trug, stand er jetzt nackt mitten im Raum. Seine Haare breiteten sich aus, da sie von dem Band befreit waren, welches sie normalerweise hinter dem Kopf zusammenhielt. Er selbst war ebenfalls völlig geschockt, konnte offensichtlich nicht begreifen, was da gerade geschah.
Langsam ging ich auf Lukas zu, der noch immer völlig regungslos im Raum stand. Jetzt erst bemerkte ich, dass er seltsam matt, halb transparent, wie die holographische Animation unseres Qi Gong Trainers, erschien. Ich streckte meine Hand aus und sie durchdrang, nur einen leichten Widerstand spürend, den Körper von Lukas. Es kribbelte ein wenig, so als ob ein kleiner Strom fließen würde, aber ansonsten war es, als sei Lukas nur ein Hologramm.
Tom und Julian standen neben mir, auch sie fuhren ungläubig mit ihren Händen durch Lukas Körper, oder der Projektion davon. »»Was ist denn passiert?«« vernahm ich Lukas telepathische Frage, ich hörte seine Stimme nicht, obwohl sich seine Lippen bewegten. Auch er konnte unsere Körper durchdringen, als wären wir nur eine Projektion.
»Und was jetzt?«, fragte Tom, der sich mit dem Gedanken, Lukas nur noch als Geist zu sehen, offensichtlich nicht anfreunden konnte. Wir natürlich auch nicht, aber für Tom musste das im Moment besonders schlimm sein.
Lukas ging zu dem Tisch und setzte sich auf ihn, er konnte also sitzen, dann stand er wieder auf und fasste mit der Hand durch die Tischplatte. Er sah uns erstaunt an. »Wenn ich will, durchdringe ich die Platte, aber ich kann sie auch ganz leicht spüren und ertasten. Was ist das für ein Effekt?«
»Wie fühlst du dich denn im Moment?«, fragte Julian.
»Normal - wie sonst auch, ihr klingt akustisch etwas gedämpft, nur telepathisch kommt ihr klar rüber.«
»Wir können dich überhaupt nur telepathisch verstehen. He, wie hast du das gemacht? Ich meine, was wolltest du machen, als der Ball kam?«, fragte Tom verzweifelt.
»Hm - ich sah ihn kommen, wollte eigentlich zur Seite springen, war jedoch wie gelähmt. Danach, als der Ball immer näher kam, wollte ich - hm, einfach ausweichen, einfach weg.«
Er sah uns nachdenklich an, »Dann spürte ich ein seltsame Wärme, wie bei der 'Behandlung'. Eine Wärmewelle, die durch meinen Körper raste, Bruchteile von Sekunden später schlug der Ball in mich ein. Ich habe ihn noch etwas gespürt, nur eine Berührung, kein Schlag. Schließlich sah ich nur noch meine Hose rutschen. Und eure erstaunten Gesichter.«
Jetzt grinste er auch schon wieder, selbst in so einer Situation.
»Mach einmal die Augen zu und entspanne dich, so wie wir es geübt haben.«, sagte ich zu Lukas, der jetzt wieder vor uns stand. Er schloss die Augen, atmete ruhig und tief ein und entspannte sich.
»Jetzt konzentriere dich auf deine PSI-Energie. Kannst du spüren, wie sie strömt?«
»Äh, Ja! - Es gibt da einen Fluss, zwar schwach, aber da strömt PSI-Energie aus mir heraus.«
»Versuche den Fluss, aber bitte ganz vorsichtig, zu drosseln - Okay?«
»Ja - ich denke, ich habe ihn unter Kontrolle. Ja - es geht.« vernahmen wir seine Stimme, jetzt sogar sehr gedämpft akustisch.
»Ich habe ihn jetzt fest im Griff.«
Vorsichtig versuchte ich wieder Lukas zu berühren, der Widerstand war jetzt spürbar stärker geworden. »OK - reduziere den Energiefluß noch mehr!«
Jetzt wurde Lukas deutlicher und ich konnte ihn berühren, spürte aber noch immer das Kribbeln.
»OK - Lukas, jetzt stoppe den Fluss komplett.« Das Kribbeln war weg und Lukas voll da. Der Geist war wieder Materie. Ich konnte nicht anders und umarmte und küsste ihn ab. Auch Tom und Julian, die bis jetzt geschwiegen hatten, fielen Lukas um den Hals.
Julian legte mir dann den Arm auf die Schulter und sah mir in die Augen: »Na du Geisterbeschwörer, woher wusstest du das?«
Etwas verlegen musste ich zugeben: »Ich war mir auch nicht ganz sicher, zumindest am Anfang nicht, doch bei allem, was wir hier machen, ist doch PSI-Energie im Spiel. Da sein derzeitiger Zustand nicht 'Normal' war, musste dieser Zustand mit PSI-Energie stabilisiert werden, wie ihr es macht, wenn ihr einen Ball schweben lassen wollt. So wie ihr PSI-Energie aufwendet, um den Ball aus seiner Ruhelage anzuheben, so benötigt Lukas Energie, um sich selbst in diesem Zustand zu halten. Ist doch im Prinzip ganz normale Physik, nur eben mit 'etwas' anderen Kräften.«, erklärte ich ihm und grinste etwas unsicher.
Tom und Lukas hatten zugehört und wir alle überlegten, ob das so richtig war oder nicht, ich war mir ja auch nicht so sicher, aber bis jetzt schien es mir eine brauchbare Theorie zu sein. Doch noch etwas Seltsames war mit Lukas geschehen, seine telepathischen Fähigkeiten waren jetzt wieder etwas stärker, als vor dem Zwischenfall.
Lukas zog nun wieder seine Jeans an, wobei ich sagen muss, als ich ihm dabei zusah, wurde ich richtig geil auf ihn. Ich drehte mich schnell weg, weil ich dabei nicht nur an unsere bisherigen Spielchen gedacht hatte, sondern mir wirklich vorstellte, wie es wohl sei, ihn zu poppen.
Als ich aufsah, blickte ich direkt in die belustigt funkelnden rehbraunen Augen von Julian, der mich angrinste und flüsterte: »Ich hätte nichts dagegen.« Ich wurde wahrscheinlich knall rot im Gesicht und spürte plötzlich Tom. Er sondierte mich sehr vorsichtig und behutsam, aber inzwischen hatte ich so viel mit Lukas geübt, dass ich sofort erkannte, das es Tom war.
Scheinbar hatte er mein plötzliches Abwenden von Lukas und Julians Flüstern bemerkt und sich seinen Teil gedacht. Als ich ihn ansah, flüsterte er gerade Lukas etwas zu. Der drehte sich grinsend zu mir um, ich hatte jetzt wirklich ein wenig Angst, zu weit gegangen zu sein. Wenn auch nur in Gedanken.
Doch Lukas schritt auf seine katzenhafte Weise, mit noch immer offenem schulterlangem Haar, auf mich zu. Ich blickte in seine grünen Augen, als er mich zu sich zog und mir einen ziemlich heftigen und ausdauernden Kuss gab. »Mike - was du denkst, ist ganz und gar deine private Angelegenheit, aber eigentlich wollte ich schon lange mal mit dir schlafen. - Ich meine richtigen Sex haben.«, dabei lächelte er mich natürlich wieder auf seine ganz besondere Art an.
Mich am Nacken kraulend fuhr er fort: »Wir wissen doch alle, was wir füreinander empfinden, und dass wir, Tom und ich, wie auch Julian und du, eine noch viel stärkere Beziehung haben. Gerade deswegen habe ich keinerlei Bedenken, wenn Tom mit dir oder Julian Sex hätte. Ich weiß genau, wirklich lieben wird er immer nur mich. Seit wir Telepathen sind, weiß ich das noch viel mehr als zuvor.«
Ich brauchte ihn nicht zu sondieren, ein Blick in seine leuchtenden grünen Augen sagte alles, er meinte genau das, was er sagte. Als ich dann Julians Blick suchte, hatte der den Arm um Tom gelegt und beide grinsten mich an.
»Eigentlich wollten wir schon seit ein paar Tagen mehr, aber wir merkten einfach, dass du noch nicht dazu bereit warst.«, sagte Lukas und suchte wieder Blickkontakt. Ich hielt ihn noch immer fest im Arm. Ja, ich war schon ziemlich erregt, wenn ich daran dachte, dass der halbnackte Kerl vor mir, er hatte ja nur eine Jeans an, wirklich scharf auf mich war.
Dass ich von dem nichts mitbekommen hatte, machte mich etwas verlegen, aber es stimmt eben auch, ich war unheimlich auf Julian fixiert. Auch wenn wir alle zusammen waren, orientierte ich mich immer an Julian.
»He Mike, - ich will nicht, dass du etwas nur wegen mir machst.«, sagte Julian eindringlich zu mir. »Ich habe vorhin nur gespürt, dass du Lukas plötzlich mit anderen Augen gesehen hast, und alleine schon über den Gedanken erschreckt warst. Dazu besteht aber wirklich kein Grund. Tom und Lukas waren schon lange bereit, weiter zu gehen und ich eigentlich auch. Aber bei allem kommt es darauf an, was wir alle wollen.«
Ich drückte Lukas jetzt noch fester an mich und konnte deutlich seine Erektion spüren, er griff mir zuerst vorsichtig, dann ziemlich kräftig, zwischen die Beine. Als ich lustvoll aufstöhnte, schob er seine Hand in meine Hose und berührte meine Erektion mit seinen Fingern.
»Mike, ich will dich spüren!« Ich schaute ihn ein wenig unsicher an, und dachte an Dr. Brunners Kameras. Und nur wenige Augenblicke später rasten einige kleine Stahlkugeln durch die Gegend und zertrümmerten die Überwachungseinrichtung. Da hatte also nicht nur Lukas seine Hand in meiner Hose, sondern Tom auch noch seine telepathischen Lauscher in meinem Kopf.
Während Tom, Julian noch immer im Arm haltend, breit grinste, hatte Lukas seine Hose schon wieder ausgezogen. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er mich zum Tisch, während er gleichzeitig meine Hose öffnete, und dabei flüsterte. »Nur ein Quickie - OK? Ich brauche es jetzt einfach und du willst es doch auch.« Ja, ich wollte ihn, jetzt und sofort. Ich mochte, - ja liebte ihn wirklich, doch das war jetzt einfach nur noch die pure Geilheit.
Anstatt zu antworten packte ich ihn an seinem geilen Hintern und hob ihn auf den Tisch. Lächelnd ließ sich Lukas nach hinten sinken, und reckte seine Beine in die Höhe. Ich war wirklich geil ohne Ende, und bekam gerade noch mit, wie Tom mich ordentlich mit Creme versorgte. Woher hatte er die jetzt schon wieder, oder gehört so was zur 'Notfallausrüstung' eines Mutanten?
Was dann geschah, kann sich jeder denken. Lukas war nun der zweite, mit dem ich aktiv Sex hatte. Es war zwar nur ein Quickie, aber für uns alle dann doch eine Art Befreiung, von nun an war wirklich alles zwischen uns möglich.
Während der ganzen 'Nummer' hielt ich ständig Kontakt zu Lukas, da ich befürchtete, es könnte ihm zu heftig werden. Aber eher das Gegenteil war der Fall. So wie wir uns danach ansahen, hätten wir übergangslos weiter machen können, auch Julian und Tom waren mehr als nur ein wenig erregt.
Aber nach einem Blick auf die Uhr, setzte sich bei Tom der Verstand durch: »Wir sollten aber noch ein wenig üben, und du Lukas, solltest es noch einmal probieren. Damit du dich in Zukunft diesem zudringlichen Wolf im Schafspelz entziehen kannst.«, wobei er mir lässig den Arm auf die Schulter legte.
»Du willst ja nur, dass ich so schnell wie möglich wieder meine Hose verliere.« erwiderte Lukas, der sich gerade wieder die Jeans hochzog.
»Klar - ohne siehst du noch mal so gut aus!«, lachte Tom und drückte sich an Lukas Rücken, um ihm sanft die Brust zu streicheln.
Letztlich siegte aber doch die Vernunft und wir konzentrierten uns zuerst einmal auf Lukas, dem es auch tatsächlich, nach etlichen Versuchen gelang, wieder in die 'Ghost-Phase' überzugehen und natürlich wieder zurück. Wenn er in 'Phase' war, konnte er jede beliebige Materie durchdringen. Auch den Kopf im Boden versenken, oder sich in die Luft zu erheben, war nach einiger Zeit kein Problem. Allerdings nur wenn, er eben in 'Phase' war.
Wenn er, in einem Meter Höhe, aus der 'Phase' ging, stürzte er sofort zu Boden. Doch wenn er in einem Gegenstand steckte, wie dem Tisch und er aus der 'Phase' ging, was er natürlich erst sehr vorsichtig probierte, wurde sein Körper aus diesem Gegenstand gedrückt.
Ich hatte einmal von einem US-Amerikanischen Experiment gelesen, dem 'Philadelphia Experiment', bei dem ein ganzes Schiff in einem ähnlichen Effekt verschwunden und dann wieder aufgetaucht sein soll. Bei Beendigung des Experimentes wurde die Materie jedoch angeblich nicht wieder korrekt rematerialisiert. Menschliche Körper und andere Gegenstände sollen mit dem Schiffsrumpf verschmolzen gewesen sein.
Deshalb riet ich Lukas auch zur äußersten Vorsicht, obwohl rein physikalisch nie zwei Gegenstände zur gleichen Zeit am gleichen Ort existieren können sollten. Aber war das in 'Phase' gehen nicht ebenfalls nach physikalischen Gesetzen gar nicht möglich?
Auch das Kleidungsproblem hatte sich inzwischen, zu unserem Bedauern, geklärt. Er musste sich nur darauf konzentrieren, diese eben auch mit in 'Phase' zu nehmen.
Während Lukas also als 'Ghost-Cat' durch die Gegend schlich, und er bewegte sich wirklich fast wie eine Katze, versuchte ich mich als Tennisball Hypnotiseur. Na ja, eigentlich wollte ich den verflixten Ball telekinetisch bewegen, aber so wie ich ihn anstarrte, könnte eher der Eindruck entstehen, ich wolle ihn hypnotisieren. Das war jedenfalls Julians Meinung.
Da ich von Tom wusste ,wie das im Prinzip zu bewerkstelligen war - habe ich schon einmal die Vorteile von Telepathie erwähnt? - begann ich also mit meiner Übung.
Zuerst eine Entspannungsübung, nun konzentrierte ich mich auf den PSI-Energiefluß. Ich ließ Energie zusammenfließen, sich sammeln. Anschließend konzentrierte ich mich auf den Ball. Ich stellte mir vor, wie er vor mir auf dem Tisch lag, plötzlich begann ich ihn zu spüren, zu ertasten - aber alles rein mental. In der Gewissheit ihn jetzt zu haben, ließ ich die Energie frei, um ihn einen Meter anzuheben.
Ein extrem lauter Knall ließ mich die Augen aufreißen, alle hatten sich total erschrocken zum Tisch umgedreht. Der Ball war total zerfetzt.
»Da hat wohl jemand ein klein wenig zu viel Energie freigegeben.«, feixte Tom, war aber doch über die Stärke etwas überrascht.
Da ich mich von so kleinen Niederlagen nicht beirren lasse, wiederholte ich das Ganze mit dem nächsten, und dem übernächsten, und dem... nächsten Ball. So beendeten ein halbes Dutzend Tennisbälle ihr völlig sinnloses Dasein. - Wir hatte ja keine Möglichkeit Tennis zu spielen, für was also brauchten wir dann die Bälle? - Schließlich gelang es mir doch noch, einen der wenigen 'Überlebenden' schweben zu lassen. Natürlich mit der Unterstützung einer Hand, was ja einfach wesentlich cooler und nach 'ein wenig Magie' aussah.
Diese Woche war für uns sehr erfolgreich gewesen. Jeder beherrschte inzwischen die Telepathie, wenn auch unterschiedlich gut. Alle außer Lukas konnten nun auch mit telekinetischen Kräften aufwarten. Dafür schlich der als 'Ghost-Cat' durch unsere Ebene.
Wahrscheinlich wäre es ihm als Einzigem derzeit möglich, aus dem Labor zu fliehen, wer konnte schon einen Geist aufhalten? Doch darüber wollte er nicht einmal diskutieren, 'einer für alle, alle für einen!' auch ein nicht all zu neues Motto, das hier wiederbelebt wurde. Witzigerweise waren wir auch zu viert.
»Entweder wir kommen alle frei, oder sterben bei dem Versuch, es zu schaffen!« Und diesmal lächelte er nicht, als er das sagte.
Mich hatte unterdessen der Ehrgeiz gepackt und ich wollte es noch schaffen, diesen verflixten Ball, der sich immer mal wieder meiner Kontrolle entzog, völlig zu beherrschen. Zusammen mit Tom übte ich noch bis 20 Uhr. Endlich war ich einigermaßen zufrieden und Tom mittelprächtig frustriert.
Erst da begriff ich, dass ich innerhalb eines Tages so weit gekommen war, wie er in 4 oder 5. Ich war aber nicht stärker als Tom. Ich setzte nur das Qi Gong und das, was ich daraus ableiten konnte, konsequenter um. Das mussten wir morgen unbedingt mal durchsprechen, denn unbewußt war es mir ja schon aufgefallen, als Lukas nicht aus der 'Phase' kam.
Wir waren jedenfalls psychisch schon ziemlich ausgelaugt, als Tom noch schwimmen gehen wollte. Julian und Lukas waren schon in den Wohnbereich gegangen. Da Tom so geduldig mit mir gewesen und ich eine Wasserratte war, konnte ich da auch nicht nein sagen.
Kaum im Fitnessbereich, zogen wir gleich unsere Klamotten aus. Wir gingen sowieso immer nackt schwimmen, alles andere hätte ja keinen Sinn gemacht, wo wir doch jede Nacht in einem Bett schliefen.
Doch heute war es anders, zum ersten Mal musterte ich Tom wirklich genau. Obwohl wir doch schon einiges zusammen gemacht hatten, und ich auch früher schon Toms Körper bewundert hatte, jetzt sah ich den 1 Meter 78 großen, breitschultrigen, muskulösen, Typen mit anderen Augen an.
Tom hatte das sofort bemerkt und drehte sich demonstrativ mir zu, als er sich auszog. »Nimmst du mich jetzt auch mal wahr?«, brummte er, aber seine bernsteinfarbenen Augen funkelten spöttisch.
»Ich hab dich schon immer beachtet, OK in der ersten Woche vielleicht nicht.« Er winkte ab, das war längst vergessen. »Ich fand auch immer, dass du gut aussiehst. Ich bin eben nur sehr auf Julian fixiert und erst heute Mittag, als Lukas so da stand, habe ich in euch mehr gesehen, als nur sehr gute Freunde.«
Tom blickte mich noch einen Moment nachdenklich an und sagte: »Irgendwie habe ich das auch immer so gesehen. Komm mach schon, wir wollen noch schwimmen!«, lachte kurz auf und sprang ins Wasser.
Nachdenklich zog ich auch noch den Rest aus und folgte ihm. Wir schwammen noch ca. 30 Minuten bei mittlerer Strömung, bis wir auch davon genug hatten. Tom schnellte mit einer eleganten Bewegung aus dem Wasser und setzte sich an den Rand, die Beine noch im Wasser.
Langsam schwamm ich auf ihn zu, als er begann das Wasser wild mit den Beinen zu treten, so dass mir fast die Sicht genommen wurde. Schließlich bekam ich ein Bein zu fassen, gleich darauf auch noch das andere und zog mich zu ihm hin. Wir sahen uns an, ich hielt mich noch immer an seinem Oberschenkel fest. Und da war plötzlich wieder so eine Spannung in der Luft, wie nachmittags, als Lukas so dicht bei mir stand.
Unwillkürlich sah ich auf seine Erektion, die wirklich sehr beeindruckend war. Ich blickte wieder in seine Augen und konnte da ein kleines Funkeln sehen. Ihn noch immer fixierend begann ich, ihn zärtlich zu streicheln. Toms Augen leuchteten jetzt noch stärker, und vorsichtig sondierte ich ihn, nicht heimlich, sondern eben so, dass es ihn nicht störte. Er wollte es und ich wollte es auch, also näherte ich mich seinem Schoß und bald darauf begann Tom lustvoll zu stöhnen.
Doch plötzlich entzog er sich meinen Liebkosungen und sagte mit heiserer Stimme: »Mike - Denk an die Überwachung!« Er meinte das absolut ernst, ein Scherz in dieser Situation hätte auch nicht zu ihm gepasst. Kurzentschlossen stemmte ich mich aus dem Wasser, kniete mich zwischen seine Beine und machte da weiter, wo er mich unterbrochen hatte. Was interessierten mich die blöden Kameras. Sollten sie doch ihre Show bekommen.
Denn ich wollte ihn wirklich verwöhnen, und da ich auch meine Abschirmung 'unten' hatte, wusste er dies auch. So ließ er sich nur noch zurücksinken und genoss mein Zungenspiel. Lange hielt Tom nicht durch und er kam lustvoll stöhnend zu einem Höhepunkt.
Er wollte mich jetzt auch verwöhnen, aber ich war wirklich einfach zu müde, nur kurz fühlte ich, wie er mich telepathisch sondierte und sich danach mit streicheln und küssen zufrieden gab. Telepathie konnte wirklich vieles leichter machen.
Es war dann schon 22 Uhr 30 als wir frisch geduscht und mehr oder weniger munter, letzteres traf auf mich zu, in unserem Zimmer Julian und Lukas beim Liebesspiel überraschten. Wir legten uns ins Bett und genossen die Show, die die beiden uns gaben.
Später kuschelten Julian und ich noch ein wenig, bevor ich in neben ihm einschlief. Erst jetzt merkte ich, oder gestand es mir ein, dass mich die 'Behandlung' und das Training doch viel mehr belastet hatte, als ich eingestehen wollte.
Kurz vor dem Einschlafen kreisten meine Gedanken nur noch darum, dass es jetzt nur noch 73 Tage bis Anfang November waren. Wie würde es weitergehen, würden wir stark genug sein? Würde Dr. Brunner seinen Teil des 'Paktes' einhalten? Ich schlief unruhig und hatte wohl auch Albträume, bis mich in der Nacht Julian fest in den Arm nahm, und beruhigende Gedanken an mich sandte.
Einigermaßen frisch und erholt wachte ich auf und musste mich vorsichtig aus Julians Umklammerung lösen. Mir fiel wieder ein, dass ich schlecht geträumt und Julian beruhigend auf mich eingewirkt hatte.
Entsprechend müde war auch Julian, als ich ihn wach küsste, und er mich grummelnd in seine Arme schloss. Umso aktiver waren Lukas und Tom, letzterer war gerade mit Lukas beschäftigt, wobei mir dann auch auffiel, dass Lukas, soweit ich dies bis jetzt mitbekommen hatte, häufig den passiven Part übernahm.
Er ließ sich einfach fallen und gab sich Tom völlig hin, und der tat wirklich alles, damit Lukas mit ihm zusammen zum Höhepunkt kam. Da Julian noch etwas schlafen wollte, 'opferte' ich mich gerne, um Lukas jetzt auch noch ein wenig zu verwöhnen.
17 - All i need is a Miracle
All I need is a miracle, all I need is you!
4. Woche Brunnerbehandlung, 27.08 bis 02.09.
Die folgenden Tage brachten keine besonderen Überraschungen mehr. Lukas geisterte durch das PSI-Labor und beherrschte seine Fähigkeit immer besser. Anfangs hatte er ja sogar Probleme, seine Kleidung mit in 'Phase' zu nehmen, inzwischen schaffte er es sogar, einen von uns mit in die 'Phase' zu nehmen, selbstverständlich mit Bekleidung. Doch selbst nach der dritten 'Dr. Brunner-Behandlung', wie wir es inzwischen spöttisch nannten, zeigte sich bei ihm keine Telekinese.
Wir trainierten jeden Tag mindestens 6 bis 8 Stunden alleine im PSI-Raum, zusätzlich und als Ergänzung hatten wir auch das Sportprogramm noch einmal erweitert.
Telepathisch und telekinetisch machten wir weitere Fortschritte. Inzwischen beherrschten wir ohne größere Probleme eine Masse bis 15 kg. Gerade Tom war auf diesem Gebiet der Telekinese kaum zu schlagen.
Auch untereinander wurde unsere 'Beziehung' immer harmonischer. Durch das häufige telepathische Training kannten wir uns inzwischen so gut, dass wir in vielen Situationen ohne Telepathie und Worte auskamen. Wir wussten einfach, was der andere jeweils dachte. Doch gab es trotzdem auch noch viele Punkte, bei denen sich Missverständnisse anhäuften, ohne dass wir es zunächst merkten.
Es kam auch immer öfters vor, dass wir regelrechten Partnertausch machten und so einander noch viel besser kennen lernten. Obwohl ich im Hinterkopf gewisse Bedenken hatte, störte es unser Beziehung zu dem festen Partner nicht, ich fühlte mich inzwischen mit Julian noch viel stärker verbunden, als je zuvor.
PSI-Labor, Donnerstag 30.08.2035
Durch das Arbeitspensum, das wir uns auferlegt hatten, ging die Zeit für uns sehr schnell vorbei. In meiner 6. Woche hier, und nach Lukas vierter 'Dr. Brunner-Behandlung', zeigte sich auch bei ihm endlich die Telekinese. Meine vierte 'Behandlung' endete für mich ebenfalls mit einer Überraschung.
Ich war gerade mit dem Aufzug in unserer Ebene angekommen und sogleich von Julian 'untersucht' worden. Schon sein nachdenklicher Blick wollte mir nicht so recht gefallen. »Deine Ausstrahlung ist wieder etwas schwächer, hast du das bemerkt?«
Ich nickte, natürlich hatte ich 'etwas' bemerkt. Wir konnten bei uns selbst die Änderung der Ausstrahlung nicht spüren. Jedoch spürten wir, wenn sich die Telepathie wieder etwas abschwächte. Aber es kam schon einige Male vor, dass wir nach einer 'Behandlung' etwas schwächer waren, als zuvor.
»Aber da ist noch etwas, das ich nicht so ganz ausmachen kann. Deine Signatur hat sich etwas verschoben, es könnte sein, dass bei dir bald eine neue Fähigkeit in Erscheinung tritt. Bei Lukas war es jedenfalls so, nur habe ich am Anfang nicht so auf die Signatur sondern auf die Abschwächung geachtet.«
»So viel schwächer fühle ich mich nicht!«, lachte ich, als wir inzwischen im PSI-Raum angekommen waren. Um es ihm und mir zu beweisen, konzentrierte ich mich auf eine Stahlkugel, die Tom gerade durch die Luft bewegte. Es war ein Spiel zwischen uns, dass jeder versuchte, die Kontrolle über diese 15 kg Kugel zu gewinnen.
Eigentlich war Tom dabei nicht zu schlagen und er grinste schon wieder sehr selbstbewusst: »Wenn du mir die Kontrolle über die Kugel entreißt, dann... dann gehört mein Arsch heute dir.«, war dann auch sein selbstbewusstes, aber auch verlockendes Angebot, denn meistens war Tom nur beim Blasen nicht aktiv.
Lukas lachte jetzt auch und meinte, »Ich glaub, ich muss Mike mal ein wenig helfen, du bist in letzter Zeit ein wenig größenwahnsinnig geworden.«
»Nein, nur wenn er es alleine schafft, ich verlange ja auch keine Gegenleistung, wenn er es nicht packt.« Tom wollte mich offensichtlich etwas provozieren. Er wusste, dass er damit meinen Ehrgeiz anstacheln konnte. Doch er tat es, dessen war ich mir sicher, bestimmt nicht, um mich zu ärgern.
Ich war mir sicher, dass ich es kaum schaffen konnte, gerade jetzt, wo ich nach Julians Meinung etwas geschwächt war. Aber ich wollte ihm wenigstens einen guten Kampf liefern. Tom ließ die 15 cm Kugel völlig ruhig ca. 1,5 Meter über dem Boden, genau zwischen zwei Markierungen, schweben. Wenn ich es überhaupt schaffen konnte, die Kugel auf meine Seite der Markierung zu bewegen, dann nur durch einen plötzlichen Kraftakt.
Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf meine Energie, fühlte sie in mir fließen, sich sammeln. Nun öffnete ich die Augen und fixierte die Kugel, und ließ die PSI-Energie schlagartig gegen die Kugel schießen. Die Kugel zuckte nicht einen Millimeter in meine Richtung!
Stattdessen verpuffte sie regelrecht in einer Staubwolke, welche nun, da sie jetzt nichts mehr an ihrer bisherigen Position hielt, zu Boden sank.
Im ersten Moment herrschte absolute Stille, doch es war dann Lukas, der versuchte die Situation aufzulockern: »Tom, ich fürchte, Mike hat gewonnen. - Er hat dir offensichtlich die Kontrolle über die Kugel entrissen.« Dabei sah er, genau wie wir, ziemlich fassungslos auf die Staubwolke, die mal eine Stahlkugel war.
»Was war denn jetzt das bitte?« Julians Stimme klang wie üblich ruhig und klar, aber das änderte nichts daran, dass er eine Frage stellte, die keiner beantworten konnte.
»War das noch Telekinese? Du hast die Kugel regelrecht vaporisiert!«, Tom fand es nicht sonderlich lustig, auf diese Weise verloren zu haben.
»He Tom, du hast Telekinese nicht zur Bedingung gemacht!«, lachte ich ein wenig unsicher und wollte auf die Staubwolke zugehen.
Was Julian aber verhinderte, in dem er mich bei der Schulter packte und zurück riss. »Nicht hingehen, und keinesfalls einatmen! Wenn du die Kugel wirklich so zerpulvert hast, dann ist das, was da zu Boden schwebt, feinster Schwermetall-Staub - Eisen, Kohlenstoff, Mangan, und was weiß ich noch alles. Das sollte man nicht einatmen!«
OK - da hatte er wohl Recht. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier an einer Schwermetallvergiftung starben, wesentlich geringer war, als bei einer der 'Behandlungen' unseres 'guten' Doktors. Trotzdem verließen wir den Raum und aktivierten einen Reinigungsroboter.
Noch immer etwas geschockt von der unerwarteten Wirkung beschlossen wir, erst einmal noch eine Runde zu schwimmen. Im Wasser schwamm ich nun ganz dicht an Tom heran, der sich am Kopfende des Kanals an einer Stange festhielt und von Wasser umspülen ließ.
Ihn an der Schulter haltend drückte ich mein Becken fest gegen seinen strammen Hintern. »Wie war das jetzt noch mal mit deinem Arsch?«, fragte ich lüsternd.
Tom stöhnte leicht auf und grinste verschmitzt: »Irgendwie muss ich dich doch mal dazu bringen, mich zu ficken!«
Ich sah ihn überrascht an, so gut, wie ich gedacht hatte, kannte ich ihn offensichtlich doch nicht. Er war eigentlich bei uns, Julian und mir, immer 'Top' gewesen. Soweit ich weiß, war es bei Julian nur einmal anders gewesen; und Lukas, nun gut, die beiden waren ja ein Paar und Lukas war ja selbst auch lieber aktiv, wenn auch nicht so ausgeprägt wie Tom.
Ich ließ Tom an meinen Gedanken teilhaben und er grinste spöttisch: »Ist dir eigentlich nie aufgefallen, dass es etwas verwirrend für uns ist, dass du mehr passiv bist?«
Ich war jetzt wirklich verwundert: »Wieso verwirrend? Jeder hat doch seine Vorlieben, aktiv zu sein macht mir ja auch Spaß, aber meistens lasse ich mich lieber fallen. Mit euch ist es unheimlich schön, ich weiß, dass ihr nie etwas tun würdet, was mir nicht gefällt. Wenn mich die Geilheit überkommt, bin ich ja auch gern mal aktiv.«
»Aber du bist hier das 'Alpha-Männchen' oder,« er zögerte und sah in mein Gesicht, um mich sogleich zu sondieren, » - Du hast es nie bemerkt? Wir alle orientieren uns nach dir, Dr. Brunner und alle sehen in dir die Leitfigur!«
Ich war wirklich überrascht, so hatte ich das nie gesehen, klar Dr. Brunner unterhielt sich meist mit mir, oder sprach mich direkt an, aber sollte ich deshalb den 'Leitwolf', oder das 'Alpha-Männchen' spielen, wie Tom es nannte? »Willst du dich etwa von mir ficken lassen, um dich mir unterzuordnen? Tom, das kann doch jetzt wirklich nicht dein Ernst sein.«, ich versuchte ernst zu bleiben, obwohl ich es ziemlich absurd fand.
Jetzt musste sogar er Lachen: »Nein - das war jetzt etwas aus dem Zusammenhang. Es ist nur - eine gewisse Erwartungshaltung. Vom 'Leitwolf', um es mal so zu sagen, erwartet man eben eine Dominanz auf allen Gebieten.« Nicht nur ihm war es jetzt wirklich etwas peinlich.
»Und ich dachte, ich kenne euch! Ich sehe mich nicht als 'Leitwolf', und da es mir sowohl aktiv als auch passiv Spaß macht, warum sollte ich dann etwas erzwingen?« versuchte ich so nüchtern wie möglich zu sagen, ähnliche Diskussionen hatte ich ja schon mit Julian hinter mich gebracht.
»Erstens bist du für uns einer, also ein 'Leitwolf', und zweitens wieso erzwingen?« Tom klang jetzt ein wenig herausfordernd.
Weiterhin ruhig versuchte ich es ihm klar zu machen, während ich unbewußt seine Brust streichelte. »Wenn ich nicht alles völlig falsch verstanden habe bist du doch wesentlich lieber aktiv als passiv.« Tom nickte zustimmend »Und bei mir hält es sich so ziemlich die Waage, wobei eigentlich, also auf jeden Fall mit euch, bin ich lieber passiv. Warum sollte ich dich dann zu etwas drängen!«
»Weil ich mich vielleicht auch gerne mal - dir hingeben will.«, den letzten Teil hatte er fast nur noch geflüstert. Ich fand das unheimlich süß. Es war ja auch irgendwie komisch, wir waren Telepathen und konnten wirklich bis in die tiefsten Tiefen des Gehirns vordringen, aber wir beschränkten uns selbst nur auf die Oberfläche.
Ich denke, wir hatten dabei dann doch etwas Angst wirklich tief zu bohren und auf Dinge zu stoßen, die man nicht finden wollte, weder bei sich noch bei einem Freund. Ich öffnete meine Abschirmung und ließ Tom an meinen Gedanken teilhaben. Es war einfach nicht zu fassen, dass wir nach so langem Training und so viel gegenseitigem Sondieren noch immer über solche Dinge stolperten.
Ich mochte Tom unheimlich, und ich hatte mir öfters gewünscht, bei ihm auch mal 'aktiv' zu sein und genau das war wohl auch das Problem. Als Telepath konnte ich solche Wünsche, von denen ich ausging, sie könnte andere Telepathen vielleicht kränken oder auch nur bedrängen, einfach 'vergraben', wie wir es später nannten. Möglicherweise hatte ich auch unbewußt das Gefühl gehabt, dass, wenn ich den Wunsch äußern würde, Tom sich dann gedrängt fühlte, mir nachzugeben?
Bisher hatten wir auch nie mit Gewalt sondiert, also wirklich den letzten Winkel des Bewusstseins und des Gehirns durchforstet, deshalb waren wir auf solche 'vergrabene' Wünsche auch nie gestoßen. Wir dachten, wir würden uns kennen, eigentlich taten wir das ja auch, und trotzdem blieben solche Wünsche vor den Anderen verborgen.
»Hast du es schon mal im Wasser gemacht?« fragte ich Tom, denn jetzt wo ich wusste, dass er es sich wünschte, und durch das ständige Reiben an seinem Hintern, hatte ich eine richtige Erektion bekommen.
»Einmal ist immer das erste Mal.«, lächelte Tom. Doch die ständige Strömung brachte uns und hauptsächlich ihn dazu, sich beim Festhalten zu verkrampfen. So konnte es einfach nichts werden.
»Bett oder Pool?«, fragte ich ihn lächelnd, denn aufgeben wollte ich wirklich nicht.
»Ich bin für Bett, außerdem will sich das Lukas bestimmt nicht entgehen lassen.«, lachte er frech.
»Julian bestimmt auch nicht, warum hast du ihn eigentlich nur so selten...«, er wusste, was ich meinte und lächelte verlegen.
»Schon wieder so ein blödsinniger Einfall, da du so darauf stehst, dich von ihm poppen zu lassen, er aber auch ganz gern mal passiv ist - da habe ich im Prinzip deinen aktiven Part bei ihm übernommen.«
Schnell fügte er erklärend hinzu »Das war aber mehr unterbewusst es ist mir nur jetzt erst so richtig klar geworden.« Wir beide mussten lachen und als wir aus dem Wasser stiegen, hatte ich noch immer eine volle Erektion.
Julian und Lukas kamen nun auch aus dem Wasser und wollten natürlich wissen, was los war. Auch das war wieder so eine seltsame Sache bei uns. Obwohl wir alle Telepathen waren und jederzeit solche Informationen schnell 'abgreifen' konnten, fragten wir in der Regel, weil es einfach höflicher war.
Wir waren inzwischen in unserem Zimmer angekommen, und Tom und ich vertieften uns ineinander. Es machte mich offen gestanden tierisch an, dass ich Tom noch nie gehabt hatte, und verschärfend kam noch hinzu, dass er für mich eben der dominante Typ war, der sich mir jetzt hingab.
Für mich und auch für ihn, das wusste ich dank meiner Sondierung, war es unheimlich schön. Ich ging voll auf ihn ein, spürte, wie er es wollte, was er wollte und gab es ihm auch. Wir ließen uns Zeit und ich wollte es jetzt auch wirklich voll auskosten. Schließlich konnten wir es dann aber nicht mehr herauszögern und nach einer kleinen Ewigkeit kamen wir gemeinsam zu einem gewaltigen Höhepunkt.
Etwas erschöpft zog ich mich aus ihm zurück und ließ mich neben ihm auf den Rücken fallen. Doch völlig unverhofft für Tom nahm Julian jetzt meinen Platz ein, ich bin nicht sicher, ob er so schnell wirklich noch einmal wollte. Aber Julian war geiler, als ich ihn bis jetzt je gesehen hatte. Trotzdem war er sehr zärtlich zu Tom, verwöhnte ihn mit Küssen und sanfter Massage, bis der wieder so richtig auf Touren kam.
Aber auch beim eigentlichen Akt war Julian trotz seiner Geilheit vorsichtig und unheimlich geduldig. Tom bettelte regelrecht nach Erlösung, als Julian ihn schon das dritte Mal bis kurz vor den Orgasmus trieb und ihn dann wieder zur Ruhe kommen ließ.
Lukas schien diese Show außerordentlich gut zu gefallen, und ich befürchtete schon, der arme Tom müsste nach Julian noch eine dritte Runde überstehen. Doch, auf meinen besorgten Blick hin, schüttelte Lukas nur grinsend den Kopf und sendete telepathisch: »»Das wäre jetzt doch zu viel, aber spätestens Morgen früh ist er fällig.««, ich nickte und machte einladend meine Beine breit und Lukas kam dieser Einladung gerne nach. Er war ein wirklich phantasievoller und zärtlicher Liebhaber. Während Tom auch gern etwas härter zur Sache ging, was ich aber inzwischen ab und zu auch ganz gerne hatte.
Wir liebten uns noch die ganze Nacht und schließlich war jeder wieder mit 'seinem' Partner zusammen. Angeregt von der Aktion, die Julian mit Tom durchgezogen hatte, Tom wurde letztlich erst nach dem fünften Fast-Höhepunkt von Julian erlöst, liebte ich Julian auf die gleiche Weise. Nur, dass ich mich schon bei Julians drittem Fast-Höhepunkt nicht mehr beherrschen konnte. Etwas ausgepowert, aber sehr zufrieden, schlief ich endlich in Julians Armen ein.
18. - Against all odds
Physiklabor, Freitag 31.08.2035
Der nächste Morgen begann, wie der Abend aufgehört hatte, ich wurde von Toms lustvollem Stöhnen wach, und konnte die Show, die Lukas und Tom uns boten, einige Zeit genießen. Dann aber wurde Julian aktiv und ich genoss wieder jede seiner liebevollen Zuwendungen. Von mir aus könnte jeder Morgen so beginnen.
Bald darauf, wir saßen gerade beim Frühstück, erklang wieder einmal der Pfeifton des Videofons, doch anstatt einer Durchsage erschien das Bild von Dr. Brunner.
»Guten Morgen Jungs, ich hoffe es geht euch gut? Mike - ich würde mich freuen, wenn du mich in einer Stunde im physikalischen Labor besuchen würdest. Und äh - das ist nur eine Bitte!« Er nickte uns allen noch einmal zu und schaltete ab. Ich war noch nicht einmal dazu gekommen, selbst etwas zu sagen.
»Na - immerhin war das jetzt keine 'in 5 Minuten im Aufzug 1 erscheinen!'- Anweisung.«, versuchte Lukas die jetzt doch etwas gedrückte Stimmung wieder anzuheben.
»Wirst du gehen?« Julian sah mich fragend an.
»Wenn der Meister 'bittet' - bleibt mir dann eine andere Wahl?« dann versuchte ich die Don Corleone Stimme zu imitieren: »Ich mach Ihnen ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können...«, nachdem sich alle wieder etwas beruhigt hatten, denn so witzig war es dann doch nicht, führte ich noch weiter aus, »Außerdem bin ich ziemlich neugierig.«
Julian und Tom waren da nicht so ganz derselben Meinung, aber im Prinzip, wenn Dr. Brunner gewollt hätte, dann hätte er es auch befehlen können.
Gemütlich frühstückten wir noch zu Ende, um uns auf den Weg zu machen. Lukas, Tom und Julian wollten ins PSI-Labor und ich musste mit dem Aufzug zu dem Physik-Labor. Ich war schon gespannt, was oder wer mich dort wohl erwarten würde. Der Aufzug fuhr wieder abwärts, aber nur ein kurzes Stück. Durch telepathische Peilung mit Julian konnten wir abschätzen, dass es nur ca. 200 m unter unserer Ebene war. Das große Labor mit den drei 'Maschinen' lag nach unserer Peilung mindestens 1400 Meter unter unserer Ebene.
Als die Tür des Aufzugs sich öffnete, wartete auf mich nur ein normaler S2-Wachroboter, wie sie auch in vielen Bürogebäuden eingesetzt werden. Die Dinger waren ca. 1,60 Meter hoch, kegelförmig mit abgeflachter Spitze. Sie bewegten sich auf kleinen Rollen und waren nur mit einem Taser und einem Elektroschocker bewaffnet. Als ich das sah, musste ich kurz grinsen.
Wenn ich mir überlegte, vor 2 Monaten hätte ich vor so einer S2-ET Einheit gehörigen Respekt gehabt. Inzwischen wäre so ein Robot für mich keine Herausforderung mehr, davon war ich überzeugt. Die Taser hatten eine Reichweite von ca. 12 Metern und verschossen bekanntlich kleine Metallpfeile mit einem sehr dünnen Kabel, um dann den Getroffenen mit einer Elektroladung von 50.000 V kurzzeitig zu lähmen.
Mittels Telekinese wäre es mir jederzeit möglich, diese Pfeile abzuwehren. Die Elektroschocker funktionierten nur bei Berührung, mit Telekinese konnte ich den S2 jederzeit auf Abstand halten, denn so stark waren die Servomotoren solcher Einheiten nicht. Ich war auch überzeugt, dass Dr. Brunner dies wusste. Wollte er mich in Sicherheit wiegen?
Inzwischen, ich war dem Robot hinterher getrottet, hatten wir das Labor erreicht. Die Tür öffnete sich automatisch bei Annäherung und ich stand gleich darauf in einem ca. 20 x 8 Meter großen Raum. Dr. Brunner war alleine, oder eigentlich nicht ganz, denn ganz am Ende des Raumes, vor einer nackten Betonwand, stand ein 'Mark 13'. Vor denen hatte ich noch immer gehörigen Respekt.
»Guten Morgen Mike! Freut mich, dass du gekommen bist.« Dr. Brunner war offensichtlich guter Stimmung. Ich versuchte den 'Mark 13' zu ignorieren und mich ganz auf Dr. Brunner zu konzentrieren.
»Morgen Doc, auf den zweiten hätten sie aber wirklich verzichten können.« Dr. Brunner wusste natürlich sofort, von was ich sprach und lächelte spöttisch. »Der S2-ET dürfte für keinen von euch ein Problem sein. Oder?«
»Den meinte ich ja auch nicht«, grummelte ich.
Er lachte: »Tja und den 'Mark 13' brauche ich für dich.« Seine Stimme klang noch immer ruhig und freundlich, trotzdem bekam ich ein flaues Gefühl im Magen.
Er deutete auf einen Tisch, der etwas abseits von der Tür stand »Keine Angst, ich halte mich an unsere Abmachungen, setze dich erst mal hin, dann wirst du gleich verstehen.« Ich konnte zwar seine Gedanken nicht lesen, jedoch die Impulse, die so von ihm ausgingen, empfand ich eher als beruhigend. Allerdings hatte ich auf dem Gebiet der Empathie keinerlei Erfahrung.
Kaum hatten wir uns gesetzt, da schob er mir einen kleinen Stapel mit DIN-A3 Folien zu. Es waren Übersichtszeichnungen über den Aufbau von 'Mark 13' Robotern, wie ich mit einem Blick erkannte. Nun begann er zu erklären: »Ich bin kein Ingenieur, also erwarte nicht zu viel. Die Zeichnungen kannst du nachher mitnehmen und auch den anderen zeigen. Die rot markierten Bereiche sind die Schwachstellen dieser Monster, und die Angriffspunkte bei der Robotbekämpfung.« Ich schluckte, als er sagte, er würde uns helfen, hatte keiner von uns mit so was gerechnet.
Ungerührt fuhr Dr. Brunner fort »Die Dinger haben drei unabhängige Energieversorgungen, System 1 für den Bewegungsapparat, System 2 für die Waffen, die bleiben auch dann noch voll beweglich und einsatzfähig, wenn System 1 ausgefallen ist, und System 3 ist ein Reservesystem für 1 und 2. Es gibt keine zentrale Blackbox sondern nur verteilte Systeme, selbst beim Ausfall von 75 % der Mikrocontroller und Neuro-Prozessoren ist der Robot noch zu 85% einsatzfähig.
Bis gestern hatte ich keine Ahnung, wie ihr mit diesen Monstern fertig werden könntet. Selbst wenn ihr probiert hättet, ihn mit voller Telekinese gegen eine Wand zu schleudern, das Ding wiegt übrigens über 250 kg, dann wäre er noch immer so reaktionsschnell, dass er seine Waffen gegen euch abfeuern könnte.
Wenn er einen Angreifer ausmacht, handelt er sofort und ohne jede Verzögerung. Leider haben die KI-Systeme der hiesigen Einheiten allgemeine Informationen über PSI-Kräfte.«
Ich sah ihn geschockt an »Wieso?«
Er lachte zynisch, »He, das hier ist ein Labor in dem 'Transmutanten' erzeugt werden, die Leute hier rechnen damit, dass es Seiteneffekte gibt! Deshalb wurde der künstlichen Intelligenz dieser Monster Informationen über Art und Wirkung von PSI-Kräften eingegeben.«
»Und sie glauben, nur weil ich gestern, übrigens eher zufällig und ohne Absicht, eine Stahlkugel vaporisiert habe, soll ich jetzt mit einem 'Mark 13' fertig werden?«, mir war klar, dass er mit der Anspielung 'bis gestern' genau diesen Vorfall meinte.
»Es war keine 'Vaporisation', also eine Art von telekinetischem Zermahlen, dazu hast du noch nicht das Potenzial. Ich habe den Staub, den die Roboter aufgesaugt haben, untersuchen lassen. Die Auswertungseinheit sagte eindeutig, der Staub war molekular!« Er sah mich an, als sollte mir das etwas sagen, doch mir war nicht klar was.
»Du hast mit deiner Kraft, die Bindungskräfte des kristallinen Metallgefüges aufgehoben. Das ist so, als würdest du einen Körper aus lauter kleinen Elektromagneten aufbauen und dann einfach den Strom aller Magneten auf einmal abstellen. Das ganze Gebilde fällt auseinander.
So etwas bezeichnet man als 'desintegrieren'. Auf Luft oder andere Gase hat deine Kraft keinerlei oder nur sehr geringe Wirkung. Aber praktisch jeden Festkörper müsstest du so zerstören können, selbst wenn er zu 100 % aus einem Element bestehen würde. Weil jeder Körper durch solche Bindungskräfte zusammengehalten wird.« Er sah mich ernst an, als wolle er sicher gehen, dass ich es jetzt begriffen hatte.
»Wo aber ist jetzt der Unterschied, ob ich desintegriere oder vaporisiere. Nur die Energie?« So ganz hatte ich nicht verstanden, wo der Unterschied lag.
»Wenn du eine Stahlkugel wie die von gestern vaporisieren wolltest, dann müsstest du eine Telekinetische-Kraft von etlichen hundert Tonnen innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde freisetzen! Kannst du das?« Er lächelte noch immer und ich wurde blass.
»Etliche 100 Tonnen?«, fragte ich verunsichert. - Er lachte jetzt wirklich.
»Mike - das war keine Gipskugel sondern massiver Stahl! Was hattest denn du gedacht? Oder wart ihr mal wieder so miteinander beschäftigt, dass ihr gar nicht mehr gedacht habt?«, fragte er anzüglich.
»Ich dachte der Wohnbereich wird nicht überwacht?«, sagte ich etwas rot werdend.
»Weder optisch noch akustisch, dass hatte ich euch gesagt, aber dass ihr jetzt zu viert in einem Zimmer wohnt, gab mir schon zu denken. Außerdem ist ja auch die Annäherung zwischen euch, wenn ihr Sport macht oder trainiert, nicht zu übersehen.«, dabei grinste er anzüglich. Da hatte uns jemand also doch beobachtet, als ich mit Tom interagierte. Doch Dr. Brunner blieb völlig locker: »Es spricht ja auch nichts dagegen, je stärker ihr zusammen haltet, desto besser für euch. So lange eure 'Partner' keine Probleme damit haben, kann es nur gut für euch sein.«
Da er jetzt gerade so gesprächig war, nutzte ich die Gelegenheit: »Was sollen eigentlich die Anspielungen auf Julian?« Zuerst war er nur überrascht, dann verdüsterte sich sein Gesicht etwas. Aber er blieb weiterhin ruhig und beherrscht.
»Welche Anspielungen?«, fragte er mit Pokerface.
He - was soll den das jetzt, ich war sicher, dass er wusste, von was ich sprach, also erklärte ich: »Anspielungen der Art wie, dass wir alle Menschen wären, und die Art wie sie ihn immer ansehen. Ihr warnender Blick, als wir über 'Nummer 6' sprachen, etc. Was ist los mit Julian - was wissen Sie über seine Vergangenheit?« Er lachte trocken, irgendwie klang es bitter, doch gleich darauf hatte er sich wieder im Griff.
»Liebst du Julian? - Ich meine jetzt mehr als nur körperlich?«
»Ich würde jederzeit für ihn sterben, er bedeutet mir mehr, als jeder andere Mensch.« Ich fühlte, dass es ihm wichtig war, auch wenn ich es nicht so ganz verstand, warum.
»Wenn Julian ein Alien wäre - würdest du ihn dennoch lieben?« Was soll denn das jetzt?
»Dass wir keine Kinder haben werden, damit habe ich mich schon abgefunden.«, sagte ich sarkastisch. Um dann, als ich sein Gesicht sah, wieder ernst zu werden »Ich sagte doch, ich liebe ihn, wer oder was auch immer er ist.«
»Leidet er sehr darunter, dass er nichts von sich weiß?«, langsam wurde ich jetzt wirklich ungeduldig.
»Was glauben sie denn? Als wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben, wusste er nicht einmal, ob es auch für ihn 'das Erste Mal' ist!« Ich war jetzt wirklich ein wenig heftig geworden. Julian zeigte es zwar nicht, doch er hatte wirklich manchmal Angst, was passieren würde, wenn er sein Gedächtnis wieder erlangte.
»Vorerst letzte Frage! Wenn du es für richtig erachten würdest, könntest du es vor Julian geheim halten. Ich meine so, dass er es auch telepathisch nicht erfahren könnte?«
»Ich wüsste zwar wirklich nicht, was schlimmer für ihn sein könnte, als die Ungewissheit! Aber ja, es gibt Möglichkeiten, auch vor einem Telepathen Informationen zu verbergen. Wir nennen es 'vergraben'. Er müsste schon ganz massiv gegen mich vorgehen und dabei würde er mich wahrscheinlich eher schädigen, als dass er an die Informationen heran käme. So etwas würde er nie tun!« Dr. Brunner dachte noch einige Zeit stumm nach, bevor zu sprechen begann:
»Bei den ganzen Verbrechen, von denen ich inzwischen weiß, die die Darwinianer begangen haben, ist es wahrscheinlich das, nach ethischen Gesichtspunkten, schlimmste und sogar auf lange Sicht gefährlichste. Bist du sicher, dass du es wirklich wissen willst? Julian könnte für dich plötzlich wirklich so fremd wie ein Alien sein.«
Ich sah ihm in die Augen und sagte fest und mit voller Überzeugung »Und wenn er einer wäre, für mich würde es nichts ändern!«
»OK - also Julian ist eigentlich erst 4 Jahre alt, und er kann sich an nichts erinnern, weil er keine Vergangenheit hat!« Peng - die Bombe ist geplatzt. Ich sah Dr. Brunner an, als hätte er gerade behauptet, die Erde wäre eine Scheibe und würde von vier Elefanten getragen, die auf dem Rücken einer Schildkröte ... :-)
Ungerührt von meiner Ungläubigkeit fuhr er fort: »Julian ist ein 'Invitro', das bedeutet, er hatte nie biologische Eltern. Die In-Vitro-Fertilisation war früher nur als künstliche Befruchtung außerhalb des Mutterleibs bekannt, anschließend wurde der Embryo im Zwei- bis 16-Zellstadium in die entsprechend vorbereitete Gebärmutter eingepflanzt. Das Kind hatte also eine leibliche Mutter.
Doch den Darwinianern war das nicht genug, sie träumen von einem 'Homo Sapiens Superium', einem Übermenschen, einer neue Evolutionsstufe des Menschen - nur eben ohne Evolution. Dafür hatten sie keine Zeit! Um später ihre Ziele auch wirklich durchsetzen zu können, begannen sie an der Weiterentwicklung des Invitro-Verfahrens zu arbeiten. Die befruchtete Eizelle oder der Embryo, aus dem sich Julian später entwickelte, ist in einer Brutkammer herangereift und zwar in einer Zeit von 48 Monaten. Er ist als ca. 18 Jähriger sozusagen geboren worden.«
Dr. Brunner atmete tief durch, offensichtlich machte ihm schwer zu schaffen, was er mir da sagte. Doch seltsamerweise war ich jetzt nicht mehr geschockt, mir tat Julian nur leid um die ganzen Erfahrungen, die Liebe und Zuneigung, all das, was er ohne Kindheit verpasst hatte.
Dr. Brunner erzählte weiter »Das Wissen, das er besitzt wurde ihm während der 'Reifezeit' eingepflanzt. Erst wenige Wochen vor der 'Aktivierung' wurde festgestellt, dass er homosexuell veranlagt sein wird.«, er lachte völlig humorlos auf.
»Das war wahrscheinlich ein schwerer Schlag für deren Projekt, ausgerechnet ein möglicher 'Homo Sapiens Superium', die Krönung 'ihrer Schöpfung', war schwul. Deshalb wurde er an unser Projekt überstellt, zusammen mit Nummer 6, für den das gleiche galt.
Der hat aber die erste 'Behandlung' nicht überlebt und Nummer 5 bekam von uns den Namen Julian verpasst. Es war zwar schon August, aber so wollten wir ihn dann doch nicht nennen, und Freitag wäre ja auch ein blöder Name gewesen.« Jetzt wurde er wieder zynisch.
»OK - so viel zur Geschichte, jetzt will ich aber noch etwas von dir sehen.«, brach er völlig abrupt das Gespräch ab. Ich hatte das alles noch immer nicht ganz verarbeitet und noch tausend Fragen. Aber Dr. Brunners Stimme und Gesicht machten mir klar, dass ich heute nichts mehr erfahren würde.
»Was wollen Sie jetzt von mir?«, ich war ein wenig verunsichert und die Geschichte hatte mich doch mehr mitgenommen, als ich gedacht hatte.
»Ich dachte, das wäre klar! Du sollst den Schrotthaufen da hinten in seine molekularen Bestandteile zerlegen - was denn sonst? Dr. Brunner sprach, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Klar - ich lege mich ja jeden Tag mit einer Hightech-Mordmaschine an.
»Und wer verhindert, dass er mich nicht in meine Bestandteile zerlegt?«, fragte ich leicht ironisch.
Dr. Brunner lachte, er war jetzt wieder völlig entspannt »Gute Frage - OK da drüben ist eine Panzerplastwand, und der Roboter hat natürlich nur Übungsmunition geladen. Die ist zwar auch nicht ganz ungefährlich, aber die Schutzwand kann davon nicht beschädigt werden.« Ich war mir da zwar nicht so sicher, aber da Dr. Brunner offensichtlich bei mir bleiben wollte, schien er sich zumindest sicher zu sein.
Wir gingen also hinter die Schutzwand, und in ca. 15 Meter Entfernung stand der 2 Meter 20 hohe Metallkoloss auf seinen zwei wuchtigen Beinen. Der Roboter bestand praktisch nur aus dem massigen lang gezogenen Kopf, an dem seitlich die Waffenaufhängung befestigt war, und den angewinkelten Beinen. Einen richtigen Rumpf, oder gar menschenähnliche Gestalt, hatte er nicht. Wenn überhaupt, dann erinnerte er eher an einen Frosch.
Es war doch immer wieder faszinierend, wie viele Ingenieure sich von SF-Filmen inspirieren ließen. Dieser Robot hatte schon verblüffende Ähnlichkeit mit einem ED-209 Kampfroboter aus dem ersten RoboCop Film. Das waren die Dinger, die immer versucht hatten, den Cyborg-Polizisten zu eliminieren. Das machte sie mir aber auch nicht sympathischer, denn der Cyborg war doch der 'Gute' in diesem Film.
Nun jedenfalls sollte ich den 'Mark 13' in seine molekularen Bestandteile zerlegen. Ich stellte mich wie bei Qi Gong üblich hin, schloss die Augen und machte eine Atemübung. Als ich mich soweit unter Kontrolle hatte, ließ ich meine Energie fließen, ich spürte die PSI-Energie in mir, ließ sie zusammenströmen und sich sammeln. Langsam öffnete ich die Augen und fixierte den Roboter, der noch völlig passiv dastand und nichts von dem kommenden Unheil ahnte.
Jetzt spürte ich ihn, wie ich schon früher Gegenstände spürte, die ich telekinetisch bewegen wollte. Ich spürte ihn, ich erfasste ihn und dann ließ ich mit einem Schlag die Energie frei. Ohne jede eigene Reaktion zerfiel der Robot von einer Sekunde zur anderen, einfach so.
Dr. Brunner lächelt böse, »Ich denke jetzt habt ihr wirklich eine reelle Chance! Natürlich musst du weiter üben! Das Ganze muss sehr viel schneller gehen und du musst es auch mehrmals hintereinander machen können. Aber für den Anfang war es verdammt gut.« Er war wirklich begeistert. - Ich kannte zwar nicht alle seine Gründe, aber jetzt war ich mir absolut sicher, dass er uns helfen wollte, hier heraus zu kommen.
»Was ist eigentlich aus deiner Telekinese geworden?«, fragte er mehr beiläufig, ihm war das 'Destruieren' viel wichtiger, zumal es ja noch drei Andere mit telekinetischen Fähigkeiten gab.
»Die Telekinese ist noch da, nur das Aktivieren hat sich - ich weiß nicht wie ich sagen soll, die Frequenz hat sich geändert. Ich muss die PSI-Energie anders - 'modulieren?'«, ich versuchte ein Lächeln.
Er sah mich kurz an und überlegte einen Moment. »Wenn du etwas bewegen willst, dann peilst du das Ziel an und gibst danach die Energie, die du einsetzen willst, frei?«
»Ja so ungefähr, bei Telekinese und nun auch beim Destruieren erfasse ich das Ziel - 'irgendwie telekinetisch' würde ich sagen. Ich spüre das Ziel, ich denke ich muss es gar nicht sehen. Ich spüre da eine Verbindung zwischen mir und dem Ziel, ähnlich wie bei einem Taser und über diese 'Verbindung' schicke ich dann die Energie.«
»Du kannst telekinetisch Sehen?« Dr. Brunner war erstaunt.
»Es ist kein 'Sehen' im eigentlichen Sinn, ich sehe einen Gegenstand oder eine Person, und wenn ich mich darauf konzentriere dann spüre ich das Ziel. Es ist also mehr ein ertasten.«
Dr. Brunner dachte kurz nach: »Es soll Mutanten geben, die auch in absoluter Dunkelheit sehen können, die sollen angeblich wie eine Fledermaus Signale aussenden und so sehen können. - Eine Art telekinetisches Sonar. Könnte für euch ja als Übung interessant sein«
»Und was soll das bringen?«
»Deine Augen können dich täuschen Mike, vertraue ihnen nicht.«, sagte er mit mühsam ernster Miene. Ich verstand nicht, was er daran so lustig fand.
»OK - jetzt zu etwas Anderem. Ihr kommt mit der geänderten 'Behandlung' ganz gut zurecht. Ich würde gern den Modus umstellen. Montags Tom und Lukas, Dienstag Julian und du, Mittwoch frei, Donnerstag Tom und Lukas und Freitag wieder Julian und du, Samstag und Sonntag wie gehabt frei. Das ist ein Vorschlag und nur wenn ihr es akzeptiert, wird der Plan umgestellt.« Auf mein doch etwas sehr überraschtes Gesicht hin fügte er erklärend hinzu.
»Ich hatte einige Probleme mit ein paar Mitarbeitern, habe die Sache aber im Griff. Es wäre nur ganz gut, wenn ihr so schnell als möglich eure Fähigkeiten entfaltet.« Er sah mich etwas nachdenklich an, aber sonderlich besorgt schien er nicht zu sein.
»Ich werde den Jungs ihren Vorschlag unterbreiten. Wann brauchen sie eine Antwort?«
»Wenn Tom am Montag zur regulären 'Behandlung' erscheint, kann er mir Bescheid sagen.« Ich nickte, so besonders gefiel mir der Gedanke nicht, jedoch hatten sich unsere Fähigkeiten in den letzten Wochen wirklich gut entwickelt.
»Ich denke wir sollten Schluß machen, das hat jetzt doch länger gedauert als ich gedacht habe.« Ein Blick auf die Uhr, und ich stellte erstaunt fest, dass es schon nach zwölf war.
Noch ganz in Gedanken verabschiedete ich mich von ihm, nahm die Folien an mich und folgte nachdenklich der S2 Einheit zum Aufzug. Was sollte ich Julian sagen? Sollten es gleich alle oder zuerst nur Julian erfahren?
19. - More than words
Saying I love you Is not the words I want to hear from you
It's not that I want you Not to say
But if you only knew How easy It would be to Show me how you feel
More than words - Is all you have to do To make it real
Then you wouldn't Have to say That you love me Cause I'd already know ...
aus More than Words - Westlife
Wohnbereich, Freitag 31.08.2035
Als sich die Türen des Aufzugs wieder öffneten, warteten schon alle auf mich. Ich blickte Julian in die Augen und wusste, dass er etwas ahnte, auch Tom und Lukas musterten mich so seltsam. Da erst wurde mir bewusst, dass ich mich telepathisch abgeschirmt hatte, seit Dr. Brunner mit der Geschichte von Julian angefangen hatte.
Ich ging auf Julian zu und schloss ihn in die Arme. Niemals könnte ich aufhören, ihn zu lieben, egal wie und warum er 'gezeugt' wurde. Wir standen da und hielten uns fest, einfach nur so, ohne etwas zu sagen. Schließlich brach Julian das Schweigen »Ist es so schlimm?« Und als ihm klar wurde, dass ich nicht genau wusste, was er meinte »War das, was Dr. Brunner dir über mich erzählt hat, so schlimm?«
»Für mich nicht, ich liebe dich jetzt und immer! Ich weiß nur nicht genau, wie du es aufnimmst?« Julian sah wieder in meine Augen, die Angst, die ich in ihnen sah, bereitete mir schon regelrecht körperliche Schmerzen. Ich drückte ihn nur noch fester an mich, ich wollte ihn nicht loslassen - ich wollte ihn halten - jetzt und für immer.
»Ich hatte nie eine Vergangenheit - oder?« Julians Frage machte mir klar, dass er inzwischen etwas ahnte. Aber ahnte er das Richtige, oder dachte er sich noch etwas viel Schlimmeres aus. Steigerte er sich nun in etwas hinein, das ihn irgendwann zerbrechen würde? Er musste die Wahrheit erfahren, es muss Schluß sein mit der Ungewissheit, und schließlich hatte er einfach ein Recht darauf.
Alle spürten sofort, dass ich mich entschlossen hatte. »Willst du mit Julian alleine sein?«, fragte Lukas in die Stille.
»Nein - wir gehören zusammen, hoffe ich zumindest.«, die entschiedene, aber auch etwas trotzige Antwort kam von Julian, von dem ich mich noch immer nicht lösen wollte. Er sollte spüren, dass, egal was auch passieren würde, ich immer zu ihm stand.
»Dann lasst uns in unser Zimmer gehen!«, sagte ich und zog Julian mit; dass Lukas und Tom uns folgten, war klar.
Bei uns angekommen legte ich mich auf unser Bett und ließ auch jetzt Julian nicht los, der sich nun an meine Brust lehnte. Allen war klar, was ich damit zeigen wollte. Lukas und Tom legten sich rechts und links von uns hin und jeder schnappte sich eine Hand von Julian.
Ich war jetzt sogar froh, dass Tom und Lukas hier waren, denn ich war überzeugt, dass sich ihre Einstellung zu Julian nicht ändern würde. Ich sorgte mich nur um Julian. Da war es wahrscheinlich besser, wenn wir drei im zeigen konnten, dass wir ihn, so wie er ist, liebten.
Nun begann ich zu erzählen, zuerst und für alle im Moment am Wichtigsten, das, was ich von Dr. Brunner über Julians Herkunft erfahren hatte. Als ich geendet hatte herrschte bedrücktes Schweigen, weniger wegen dem, was Julian war, viel mehr wegen dem, was sich die Darwinianer erlaubt hatten.
Ich dachte aber auch schon an die Konsequenzen, die es haben könnte, wenn entweder die Darwinianer Erfolg hätten, oder es vorher herauskommen würde. Letzteres konnte für Julian gefährlich werden, hatten die Menschen schon mit Mutanten ihre Probleme, wie würden sie dann erst auf Invitro gezüchtete 'Homo Sapiens Superium' reagieren?
Ich war nie ein Kirchengänger gewesen. Jedoch nicht, weil ich mit dem, was ich über die Lehre Christi wusste, Probleme hatte. Sondern weil ich mit der Kirche, besonders der, die für sich den Alleinvertretungsanspruch erhob, nicht klar kam. Für mich bedeutet Christentum zu allererst Toleranz, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Für 'die Kirche' fing Nächstenliebe aber bei sich selber an und ging dann auch nicht viel weiter.
Aber das, was die Darwinianer da beabsichtigten zu tun, oder schon getan hatten, ging über alles hinaus, was ich mir je hätte vorstellen können. Alptraumhaft sah ich schon Armeen gezüchteter Übermenschen mit PSI-Fähigkeiten aufmarschieren, und alles was bis jetzt für Menschlichkeit stand, zu Staub zertreten. Eine ganze Division 'Mark 13' Roboter wäre ein lächerlicher Wind, im Vergleich zu dem Sturm, der da entfesselt werden konnte.
Julian zitterte am ganzen Körper, ich hielt ihn fest und sprach beruhigend auf ihn ein, doch so richtig kam ich nicht zu ihm durch. »Ich bin nur ein 'Produkt' der Darwinianer, erzeugt um sie an die Macht zu bringen...«, schluchzte er und steigerte sich immer mehr hinein.
Ich packte ihn jetzt fest an der Schulter und riss ihn zu mir herum, zwang ihn, mir ins Gesicht zu sehen. »Genau das bist du nicht! Sie haben versagt! Sie wollten ein kaltes gefühlloses Monster schaffen, dass sie an die Macht bringt! Du bist weder kalt noch gefühllos, und schon gar kein Monster. Du bist der sanftmütigste und liebste Mensch, den ich kenne.«
Julian hatte einen Moment aufgehört und sah mich noch immer mit Tränen in den Augen an. »Julian - Du bist nicht ihr Werkzeug! Du wirst es nie sein, wenn wir hier herauskommen, und daran zweifle ich jetzt nicht mehr, dann werden wir zum schlimmsten Albtraum der Darwinianer. Wir sind die Geister, die sie riefen und nun nicht mehr loswerden. Wir werden wie Racheengel über sie kommen, sie bekämpfen, ihre Laboratorien zerstören und zuschlagen, wo immer wir können.«
Tom fasste Julian unter das Kinn und drehte dessen Kopf zu sich, um ihn dann zu küssen. »Wir gehören zusammen, wir sind nicht nur 'Schicksalsbrüder', wir werden Waffenbrüder im Kampf gegen diese Leute und alle ihre Anhänger sein. Wir sind Brüder und das werden wir sein, bis ans Ende unserer Tage.«
Jetzt zog Lukas Julian an sich und nahm ihn in den Arm. »Wir brauchen dich Julian - Mike braucht dich und nichts, was wir heute erfahren haben, kann unsere Gefühle zu dir ändern. Sieh es mal so - Sie wollten einen gefühlslosen Übermenschen und herausgekommen bist du, einer der besten Menschen, die ich kenne. Und es könnte eben unser Schicksal sein, dass wir zu einem ihrer mächtigsten Feinde werden.«
Julian hatte sich inzwischen etwas beruhigt und als wir anschließend auch noch einen telepathischen Block bildeten, und jeder seine Gefühle Julian gegenüber offen legte, da wusste er endgültig, dass das, was wir gesagt hatten, mehr als nur Worte waren.
Als Julian sich etwas beruhigt hatte, wirklich darüber hinwegkommen wird er wahrscheinlich nie, und sich ganz eng an mich kuschelte, berichtete ich den Rest. Ich gab Tom nun noch die Folien und zusammen mit Lukas ging er sie noch einmal durch. Um etwas später erstaunt durch die Zähne zu Pfeifen.
»Da sind auch Unterlagen über die Anlage!« Mich wunderte so langsam nichts mehr. Aber ein Gedanke bohrte immer weiter in meinem Unterbewusstsein. Wollte Dr. Brunner uns nicht nur so stark machen, um uns zu helfen, sondern um sich letztlich, unsere Reaktion vorausberechnend, an den Darwinianern zu rächen? Sollten wir sein Werkzeug der Rache sein? Aber Rache wofür, dafür, dass er sich von ihnen hat einwickeln lassen? Ich verstand einfach seine Motivation nicht so recht.
Auch den Rest des Tages machten wir kein Training mehr, nur etwas Schwimmen, wobei Planschen eher zutreffen würde. Auch sonst versuchten wir alles, um Julian vom Grübeln abzulenken. Er hatte dies natürlich auch bemerkt, war aber selbst wohl auch froh darüber und so wurde es wirklich ein kleiner Wellness-Tag für uns alle. Auch nachts kümmerten wir uns alle sehr um Julian und sein Wohlergehen, bis es ihm schon fast zu viel wurde. Müde schlief er letztlich in meinen Armen ein.
Samstag trainierten wir wieder, wobei wir gleich am Morgen entdeckten, dass Dr. Brunner Stahlkugeln von 15 bis 1000 Kg in den Trainingsraum geschafft hatte. Außerdem etliche andere Gerätschaften, die uns beim Training nützlich sein konnten. Darunter über 50 Tischtennisbälle mit der Anweisung, das einer von uns sie telekinetisch im Raum schweben lassen sollte, während ich versuchte, sie zu zerstören.
Gerade Tom machte es mir dabei sehr schwer, weil er sie immer wieder, kurz vor dem Freisetzen der Energie, meinem Zugriff entzog. Aber genau das war der Sinn der Sache. Wenn das Ziel nicht mehr da war, durfte ich meine Energie nicht loslassen. Sonst könnte der Falsche plötzlich unter 'Feuer' geraten.
Am Sonntag hatten wir uns dazu entschlossen, auf Dr. Brunners Vorschlag mit den Doppelbehandlungen einzugehen. Die Fortschritte, die wir bisher erzielt hatten, waren zwar bemerkenswert, aber wir hatten inzwischen nur noch knapp 57 Tage bis Ende Oktober.
Die nächste Woche verlief nicht viel anders, außer das unsere Stärke und Sicherheit insbesondere bei der Telekinese stark anstieg. Auch das telekinetische Orten, wir nannten es dann nur noch TK-Ortung oder Teleorten, hatten wir inzwischen ausprobiert. Nach anfänglichen, teils massiven Problemen, bekamen wir es auch so weit in den Griff. Wir konnten uns in einem absolut dunklen Raum, in dem wir Stühle und andere Gegenstände platziert hatten, ohne größere Probleme bewegen. Außerdem wirkte es sich auch wieder positiv auf meine 'Destruktivkraft' aus. So richtig wussten wir nicht, wie wir es nennen sollten, aber 'destruktiv' passte auf jeden Fall.
Durch die Folien, die Dr. Brunner uns überlassen hatte, bekamen wir auch einen Überblick über die Anlage. Diese wurde auf den Unterlagen als 'Labor 23' bezeichnet. Da 'Psi' aber auch der 23. Buchstabe im griechischen Alphabet war, musste dies nicht bedeuten, dass die Darwinianer 23 Geheimlaboratorien unterhielten. Labor 23 selbst war auch nicht so gigantisch, wie wir zuerst dachten. Die Anlage war scheinbar in einem ehemaligen Bergwerk untergebracht und zwischen den einzelnen Ebenen waren teilweise mehrere 100 m Gestein.
Nach den Unterlagen schien 'Labor 23' aus 10 Hauptebenen zu bestehen. Auf der untersten waren alle schweren Maschinen, Pumpen und Generatoren untergebracht. Dann kam das Hauptlabor mit 'den Maschinen'. Darüber etliche Ebenen, deren Funktionen in unseren Unterlagen nicht beschrieben wurden. In einer davon lag auf jeden Fall auch das physikalische Labor, in dem ich mich mit Dr. Brunner getroffen hatte. Noch weiter oben waren dann die Unterkünfte für die Mitarbeiter.
Insgesamt brachten uns die Unterlagen nicht so viel weiter, wie wir zuerst gedacht hatten, aber wir konnten uns so immerhin einen Überblick über die Anlage verschaffen.
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