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Shadowy - Episode 0
Teil 5
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Informationen
- Story: Shadowy - Episode 0
- Autor: Torben
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1
- 27 - Headlong
- 28 - A groovy kind of Love
- 29 - The Show must go on
- 30 - It is a hard life
- 31 - In the air tonight
Hallo, hier ist nun der Fünfte von sechs Teilen von 'Shadowy Episode 0'. Wie immer gilt, über ein paar Kommentare würde ich mich wirklich freuen. Denn manchmal ist eine Reaktion, egal ob positiv oder negativ besser als überhaupt keine. Bitte benutzt dafür einfach das Feedback Formular ganz unten.
Bei Fragen zu der Geschichte könnt ihr auch auf meiner Homepage www.shadowy.de vorbeischauen. Das Lexikon zu der Geschichte befindet sich allerdings noch in einem sehr frühen Stadium. Aber ein paar Bilder zu den Handlungsorten könnt ihr dort jetzt schon finden.
Alle Rechte an den Personen, soweit möglich, liegen bei mir. Fragen und Anregungen sind jederzeit nicht nur erlaubt sondern ausdrücklich erwünscht!.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, existierende und nicht mehr existierenden Organisationen, Glaubensgemeinschaften so wie Staaten und Behörden sind weder wirklich zufällig noch völlig unbeabsichtigt sondern manchmal einfach unvermeidbar. Sie stellen aber immer die subjektive Meinung des Autors über diese Personen, Organisationen, Glaubensgemeinschaften, Staaten und Behörden dar.
Ich möchte allen Lesern etwas bieten, und es gibt Zeitgenossen, die es lieben nach Fehlern bei Anderen zu suchen. Auch an diese Menschen habe ich gedacht und wünsche nun viel Spaß mit dieser Geschichte! (Wer etwas findet, kann sich ja melden. - Feedback!)
27 - Headlong
'Labor 23', Donnerstag 25.10.2035
Nun also befanden wir uns endlich auf dem Weg nach oben. Tom hielt ständig Kontakt zu Pascal und Frank. Stefan und Arnes 'Einsatzteam' hatten die oberste Ebene inzwischen fest unter Kontrolle. Stefan hatte sich auch wieder etwas beruhigt, nachdem Tom alles so undramatisch wie möglich berichtete.
Als sich dann endlich die Türen öffneten konnten wir es fast nicht glauben, dass wir es doch noch geschafft hatten. Aber wir waren tatsächlich oben angekommen. Wir betraten nun in einer großen kreisrunden Halle mit Kuppeldach. Neben einem Kontrollbunker dessen Tür offen stand, konnte ich Pascal ausmachen. Und neben ihm einen dunkelblonden 1 Meter 90 Typen, der wirklich wie eine 10 Jahre jüngere Ausgabe meines Vaters aussah.
Zusammen gingen wir auf die beiden zu, und nur um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, legte ich meinen Arm um Eric. Nicht das der letztlich doch noch hier sterben musste, weil einer etwas vorschnell reagierte. Denn immerhin trug er noch immer den, stark lädierten Kampfanzug der Wachmannschaft.
Als wir uns so gegenüberstanden wusste ich einfach nicht was ich sagen sollte. Jetzt wo die Anspannung vorbei war, fühlte ich mich Stefan gegenüber plötzlich so gehemmt, als wäre er wirklich mein Vater. Der hatte nie viel Wert auf das Zeigen von körperlicher Zuneigung gelegt. Doch Stefan schlug auch in diesem Punkt aus der 'Art'. Er umarmte mich so fest, als wolle er mich nicht mehr los lassen.
Nur ganz nebenbei bekam ich mit, das Eric auf eine Anzeige, auf einer Kontrolltafel innerhalb des Bunkers deutete und mit Julian und Pascal tuschelte. Aber ein innerer Instinkt oder was auch immer ließ mich zusammenzucken. Ich spürte Gefahr kommen, sie kam aus der Tiefe und ich wusste wir mussten hier weg.
Plötzlich wurde Tom ganz blass und sagte »Ich habe gerade eine Nachricht von Dr. Brunner empfangen, sie kam über Funk! Er spricht darin von einer 'letzten Warnung' und dass wir nur noch 20 Minuten Zeit hätten uns aus dem Gefahrenbereich zu entfernen.«
Steffan ließ mich los und schaute mich fragend an. Doch es war Lukas der dann sprach: »Die Bombe von Dr. Brunner!«
»Aber die sollte doch erst in ein paar Tagen... Und Dr. Brunner ist tot!«, grübelte Julian.
»Die Anzeige sagt, dass die Reaktoren auf Höchstleistung gehen. Da stimmt etwas nicht, die geraten außer Kontrolle!« in Erics Stimme schwang Panik. Mit bleichem Gesicht sah er mich an: »Die Eingeschlossenen! Die Wissenschaftler die bei dem Alarm in ihren Abteilungen eingeschlossen wurden - sie können nicht fliehen!«
Ein eisiger Schauer fuhr mir über den Rücken - doch gleichzeitig verspürte ich so etwas wie Genugtuung. Jetzt würden sie ihre Strafe für das was sie hier getan hatten bekommen. Selbst wenn wir wollten, könnten wir ihnen nicht helfen.
»Alle Mann zurückziehen, schnell in die Flugschrauber wir müssen weg!« Stefan war es egal, was da passierte. Die Information, dass etwas geschah was gefährlich werden konnte genügte ihm. Ein anderer Typ, den ich bis jetzt nicht so richtig wahrgenommen hatte, sprach in ein Headset und gab laufend Anweisungen. Während wir uns zum Ausgang zurückzogen realisierte ich, dass dies wohl Arne war.
Draußen wurde es bereits dunkel, und ich war zum ersten Mal seit rund 100 Tagen wieder an der frischen Luft. Wir waren auf dem Gelände einer Industrieruine. Rings um standen ehemals große Hallen, die nun aber größtenteils eingestürzt waren. Dazwischen wucherten Pflanzen und in Mulden hatte sich brackiges Wasser angesammelt.
Dann zwei landende schwere Flugschrauber. So schnell es ging bestiegen wir zusammen mit Stefan, Pascal, und 2 Leuten des Einsatzteams den einen und die 10 Restlichen des Einsatzteams den Anderen. Arne, der Typ mit dem Headset, stieg dann als letzter noch bei uns ein und gab das Signal für den Abflug.
Irgendetwas irritierte mich bei der Sache und erst als ich mir das Bild der Flugschrauber noch einmal vergegenwärtigte wusste ich was es war. Die Leute des Einsatzteams trugen auf ihren Kombinationen ein Symbol, das ich unbewußt auch wieder auf dem Flugschrauber erkannt hatte. Es war der allseits bekannte stilisierte blaue Diamant. Das Symbol eines der größten Industrieunternehmen Europas. Das Symbol von NeckTech.
Ich schickte ein telepathisches Alarmsignal zu Lukas, Tom und Julian. Eric der dicht neben mir saß bemerkte meine plötzliche Anspannung und war nun ebenfalls alarmiert. Ich warf einen Hilfesuchenden Blick zu Pascal, doch der war zusammen mit Stefan in ein Gespräch mit Arne vertieft. Arne jedoch war ebenfalls einer dieser NeckTech Typen. Die Flugschrauber beschleunigten derweil mit unglaublichen Werten und das noch im Steigflug. Offenbar war man bestrebt so viel Distanz wie nur Möglich zwischen uns und dem Labor zu bekommen.
Wir vier unterhielten uns unterdessen auf telepathischer Basis und versuchten so unbeteiligt wie nur möglich zu erscheinen.
»»Warum hat uns niemand gesagt, dass Arne von NeckTech ist. Und wo zur Hölle steckt Frank?««, brummte Tom wütend und tastete vorsichtig nach den beiden Typen des Einsatzteams.
»»Wir sind nicht den Darwinianern aus dem Labor entkommen, um nun bei NeckTech in einem Labor zu verschwinden!««, sprach Lukas aus, was wir alle dachten.
»»Erstmal ruhig bleiben, wir müssen Kräfte sammeln. Außerdem will ich noch zuerst Pascal und Stefan sprechen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die uns so verarschen wollen.««
Julian nickte unmerklich mit dem Kopf: »»Hier im Flugschrauber, können wir auch nicht all zu viel machen. Notfalls müssen wir sie zu einer Landung zwingen.««
»»Aber wo? Außerdem wüsste ich gern wieso Stefan mit diesen NeckTech Leuten zusammen arbeitet. Pascal hat von Stefans 'Freunden' und 'ehemaligen Kameraden' berichtet. Da war kein Wort von NeckTech dabei.«« Ich war wirklich ein wenig enttäuscht, hatte aber noch immer die Hoffnung das es eine Vernünftige Erklärung dafür gab.
»»Wenn dann können wir uns nur nach 'Sektor 20' oder einer anderen Sektor-Stadt absetzen. Überall sonst benötigen wir offizielle ID's.««, Tom klang jetzt wieder wesentlich ruhiger.
Auch ich bemühte mich wieder Energie zu sammeln um so bald als möglich reagieren zu können. Doch wir wussten alle, dass es jetzt wirklich kritisch war. Wir hatten einfach zu viel Energie 'verbraucht' aber auch Körperlich waren wir schon sehr ausgelaugt.
Noch während wir am überlegen waren, hörte ich plötzlich ein Lachen. Ein vertrautes Lachen, das ich bisher aber nur auf PSI-Ebene kannte. Laut sagte die Stimme, die ich noch nie akustisch gehört hatte: »Oh Mann! Manche Leute vergessen einfach wie gefährlich es sein kann, sich in der Nähe von Mutanten zu bewegen, die um ihr Leben kämpfen mussten. Nur weil sie glauben den 'sanftmütigen' Pascal zu kennen. Nicht war Mike?«
Alle blickten in die Ecke aus der die Stimme kam. Fast alle, denn einer vom Einsatzteam wollte, durch die Worte alarmiert, zur Waffe greifen. Er sah in derselben Sekunde in die Mündung von Erics Waffe. Eric war schnell, sogar verdammt schnell und sein Blick war jetzt wieder eiskalt als er brummte: »Nur fürs Protokoll: Das ist ne total bescheuerte Idee! Also lass sie stecken.«
Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, denn es wäre Eric gegenüber nicht fair gewesen. Natürlich hatten auch Tom und Lukas die Bewegung registriert und der Typ wäre nie dazu gekommen seine Waffe zu ziehen. Aber es war für uns eine weitere Bestätigung dafür, wie sehr sich Eric zu uns gehörend fühlte - nein, wie sehr er zu uns gehörte.
»Ups - Hätte ich das jetzt nicht sagen sollen?«, war wieder die spöttische Stimme zu hören, die unzweifelhaft Frank gehörte. Ohne auf die Anderen zu achten stand ich auf und ging auf Frank zu, der mit einem etwas gequälten Lächeln in der Ecke - in einem Rollstuhl saß.
»Hallo Mike, schön dich mal in Natura zu sehen, siehst wirklich verdammt gut aus.« Ich brauchte einige Sekunden bevor ich meinen Schock überwinden konnte. Frank erwähnte nie, dass er Querschnittsgelähmt war, er hatte immer nur von Transportproblem gesprochen. Vor mir saß ein ca. 22 Jahre alter, blonder Junge, mit grünen Augen und einem spöttischen Lächeln.
»Hallo Frank, es freut mich gleichfalls dich zu sehen, du hättest mich aber ruhig etwas vorwarnen können!«, sagte ich etwas gepresst und noch immer um meine Beherrschung kämpfend. Er sagte zwar immer wieder mal etwas von seiner 'eingeschränkten Mobilität', doch wer rechnet dann mit so etwas?
»Vielleicht macht es mir einfach Spaß Leute zu überraschen.«, sagte er etwas spöttisch. Und dann ironisch fortzufahren: »Meinst du nicht dein neustes Teammitglied sollte seine Waffe wieder herunternehmen? Es soll Leute geben die es nicht mögen in durchgeladene Waffen zu sehen.«
Ich drehte mich zu Eric um und nickte ihm zu, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern steckte er die Waffe wieder weg. Meine Güte, wenn ich mir selbst nur halb so weit vertrauen würde, wie Eric mir. Wieder kicherte Frank, der meinen letzten Gedanken mitverfolgt hatte.
Danach drehte ich mich zu Stefan und Pascal herum, die das ganze bisher, staunend und schweigend, verfolgt hatten: »Wie wäre es mal mit einer Erklärung von euch beiden? Wir sind nicht aus einem Labor geflohen um in einem Anderen zu landen!«
Erst in diesem Moment schien Stefan zu begreifen, was da gerade Vorgegangen war. Ziemlich betroffen sah er auf die angespannten Gesichter von Tom, Julian und Lukas. Die interessanteste Reaktion zeigte aber Pascal, er sah mich an als habe er gerade eine Ohrfeige bekommen.
Von Frank erfuhr ich hinterher das es für Pascal auch so ähnlich war, nicht etwa weil wir damit sagten das wir auch ihm Misstrauten. Sondern weil er es nicht bemerkt hat, wie sich die Spannung in uns aufgebaut hatte. Frank sagte, die ersten 'negativen Schwingungen' hätte er bei mir festgestellt noch bevor ich den Flugschrauber bestiegen hätte.
Stefan sah noch einmal in die Runde und lächelte ein wenig gequält. Arne schien nur minimal irritiert gewesen zu sein. Plötzlich aber, deutete er aufgeregt nach draußen. Wir hatten eine Flughöhe von ungefähr 10.000 Meter erreicht und uns schon ein gutes Stück von der Anlage entfernt, als ein blauweißer Blitz die Dunkelheit zerriss.
Danach wölbte sich an der Stelle, an der die Anlage gewesen war der Boden meterhoch zu einem gigantischen 'Maulwurfhügel' auf. Dabei stürzten nun auch die letzten Oberflächengebäude ein und alles Brennbare ging in Flammen auf. Nach ein paar weiteren Augenblicken, in denen Blitze und Flammen aus dem 'Maulwurfhügel' schossen, sank dieser wieder kraftlos in sich zusammen. Ein tiefer Krater war dann alles was von der Anlage übrig blieb, 'Labor 23' hatte aufgehört zu existieren. Doch 'die Büchse der Pandora' war da schon geöffnet worden, wir waren entkommen!
Nur wenig berührt von dem Schauspiel, beobachteten wir Stefan weiter, von dem wir jetzt einfach eine Erklärung erwarteten. Der schloss kurz die Augen und konzentrierte sich bevor er anfing. Zuerst deutete er auf Mr. Headset und sagte: »Das ist Arne Koch ein sehr guter Freund und ehemaliger Kamerad von mir. Er ist jetzt Leiter des Sicherheitsdienstes der Neckler Technologie Gruppe kurz NeckTech.« Leicht spöttisch nickte dieser in die Runde und winkte mit der rechte Hand. OK - auf den Namen waren wir auch alleine gekommen, aber der Rest?
»Ich hatte einige Probleme die Abwehr für diesen Fall einzusetzen, da es nach einer normalen Entführung aussah. Ja, wir wussten von Anfang an, dass du den Zug nicht freiwillig verlassen hast. Die Leute die dich entführten, hatten noch nicht oft mit Geheimdiensten zu tun. Sonst wären sie wesentlich vorsichtiger gewesen. Wir fanden spuren der Substanz, welche dir ins Essen gemixt wurde und die deine Magenkrämpfe auslöste.
Genau diese 'Unprofessionalität' war aber der Grund, warum sich die Abwehr nicht so recht entscheiden konnte. Es sah viel zu sehr danach aus, als wolle ich aus 'persönlichen' Gründen die Abwehr einschalten. Was im Prinzip auch stimmte!
Also konnte ich nur auf Freunde zurückgreifen. Doch so viele hat man als Abwehr-Mann nicht, wenigstens keine wirklichen Freunde.« Das klang jetzt doch ziemlich ernüchtert.
Pascal musste ausgerechnet jetzt auch noch in einen Einsatz nach Afrika, der sich als völliger Fehlschlag erwies.«
Tom lachte kurz humorlos auf und knurrte: »Ist ja auch kein Wunder, den Einsatz haben die Darwinianer veranlasst!«
Er nickte nur stumm, also hatten sie das inzwischen selbst auch herausbekommen. So fuhr er fort: »Ich wandte mich dann an Arne, und der holte sich die Erlaubnis von seinem Chef - Dr. Neckler. So war nun, Ausrüstung und Finanzierung kein Problem mehr.
Durch die Kontakte von NeckTech stießen wir auch bald auf Verbindungen zu den Darwinianern. Aber es war eben nichts dabei, was uns konkret zu deinem Aufenthaltsort führen konnte.
Völlig überraschend meldete sich Pascal bei mir und nannte mir eine Adresse, an der jemand mit Informationen warten würde. Es war eine Adresse im 'Sektor 20'. Meine Leute trafen dort auf so einen jungen, blonden, Zyniker, der Dinge über dich und Pascal wusste, die kein Außenstehender wissen konnte.
Er war bereit dir zu helfen. Aber es war sehr mühsam ihn dann auch davon zu 'überzeugen', dass er dazu mit uns zusammen Arbeiten musste. Das Einsatzteam gehört zum Werkschutz von NeckTech, wie du dir sicher inzwischen denken kannst. Und keiner hat vor euch in ein Labor zu stecken.«
Plötzlich runzelte Arne die Stirn »Äh - eigentlich schon, aber nur falls die Jungs das mitmachen würden, was ich im Moment für sehr unwahrscheinlich halte. Dabei grinste er breit, was sich aber sehr schnell wieder legte als er Lukas Augen und dessen Körperhaltung sah. Von einem bösen Blick zu sprechen, wäre absolut untertrieben.
Er hatte offensichtlich nicht die geringste Ahnung wie es im Moment in uns aussah. Frank meinte nur mit vor Zynismus triefender Stimme: »Manche können es einfach nicht lassen in der Feuerwerksfabrik mit Streichhölzern zu spielen. Und so jemand ist für 'Sicherheit' zuständig!«, seufzend fuhr er plötzlich sehr sachlich fort. »Gebt ihnen einfach ein paar Tage Zeit, damit sie zur Ruhe kommen, da ist einfach zu viel passiert.«
Stefan sah uns der Reihe nach an: »Eigentlich sollte der Flug zu einer Forschungseinrichtung der Neckler Gruppe nördlich Europolis gehen.« Schnell fügte er hinzu: »Es handelt sich um den 'Hawkins-Campus', eine großflächiges Areal mit vielen kleinen und mittleren Gebäuden, in einer Park ähnlichen Anlage. Natürlich ist man dort auch an PSI interessiert aber keiner wird euch zu etwas zwingen.«
Mit einem hämischen lachen rief Frank: »Das dürfte auch verdammt schwierig sein, denke ich!«
Arne sah mich an »Du bist Telepath also kannst du mich sondieren ich kenne die gesamten Sicherheitssysteme der Anlage, niemand kann und will euch dort gefangen halten.«
Gerade als ich es tun wollte, traf mich ein heftiger Impuls von Frank »»Nein Mike, nicht - Du bist viel zu angespannt, mit dieser Stärke könntest du ihn schädigen.««
Ich sah Frank betroffen an, tatsächlich wollte ich mir nur schnell die Informationen besorgen, obwohl ich doch eigentlich spürte das Stefan und Arne die Wahrheit sagten.
Stattdessen mischte sich Julian ein, der schon die ganze Zeit über ruhig geblieben war: »Mike, es ist OK - irgendwo müssen wir ja hin.« Sofort wurde ich auch ruhiger. Allein Julians Worte und sein Blick reichten aus, damit ich mich wieder besser fühlte. Entsprechend beruhigt setzte ich mich auch bald wieder neben Eric, dem dies offensichtlich auch sehr recht war.
'Hawkins-Campus', Donnerstag 25.10.2035
Der Flug dauerte noch mehr als eine Stunde und wir überflogen dabei in großer Höhe ganz Europolis. Das bunte Lichtermeer der Reklame, die geschwungenen Leuchtbänder der Hochbahn und die beleuchteten Tower der Innenstadt sahen von hier oben einfach fantastisch aus. Bald nachdem wir auch die Randzone der Stadt mit den Giga-Towern hinter uns hatten, gingen wir tiefer und wir näherten uns einer Ansammlung von Gebäuden.
Stefan schien plötzlich leicht irritiert und Arne machte sogleich eine beschwichtigende Bewegung mit der Hand. »Ich denke es ist besser wenn wir die Jungs hier auf dem 'Denkerhügel' unterbringen, der liegt ziemlich weit ab von allen Störquellen und wissenschaftlichen Labors. Normalerweise werden hier hochrangige Wissenschaftler untergebracht, die irgendwas Neues ausknobeln wollen oder sollen.«
Als der Flugschrauber seine Rotoren wieder in die Horizontale gekippt hatte und zur Hubschrauberlandung ansetzte fühlte ich mich gleich wieder sicherer. Ich hatte keine Flugangst aber ich fühlte mich in der Luft so hilflos.
Die Anspannungen des ganzen Tages hatte uns dann doch mehr zugesetzt als ich ursprünglich gedacht hatte. Ich spürte die Müdigkeit der Anderen aber auch meine eigene. Wir brauchten jetzt endlich ein wenig Ruhe.
Beim aussteigen zögerte Eric einen Moment, doch es war Tom, der noch hinter ihm stand und sagte: »Komm schon, du gehörst jetzt natürlich zu uns.« Das kurze Aufleuchten in Erics Augen war mehr als nur ein 'Danke'. Wie musste er sich erst fühlen, nachdem was da innerhalb weniger Stunden über ihn hereingebrochen war.
Außer den Leuten des Werkschutzes waren alle ausgestiegen, der zweite Flugschrauber war schon zuvor, in eine andere Richtung verschwunden. So standen wir fünf mit Arne, Pascal, Stefan und Frank zusammen während Arne auf die einzelnen Gebäude deutete: »Wenn ich nicht wüsste das bei euch das Wort 'Gäste' so negativ belegt ist, - aber es fällt mir einfach kein besseres ein. Also jedenfalls ihr seid eingeladen hier zu bleiben so lange ihr wollt. Es wird weder eine Gegenleistung erwartet noch gefordert. Geht einfach mal davon aus, dass Dr. Neckler manchmal sehr großzügig ist, denn das ist er wirklich.«
Er deutete danach mit seiner Hand auf die Gebäude: »Es gibt hier mehrere unterschiedliche Bungalows und Villen, aber wie ich von Pascal erfahren habe seid ihr in letzter Zeit lieber alle zusammen?« Ich bestätigte es ihm, denn ich brauchte nicht erst die Anderen zu fragen. Es war eine ausgemachte Sache, dass wir auf jeden Fall die erste Zeit, wie bisher zusammenbleiben wollten.
»OK - Das dort drüben ist die größte Villa mit 5 Schlafzimmern und allem was man so braucht.« Mit diesen Worten führte er uns zu dem Gebäude, das wirklich beeindruckend war. Ausgestattet mit allem nur denkbaren Komfort, eigentlich schon Luxus, sollte diese Villa die nächsten Tage oder Wochen unser neues Domizil werden.
Wir waren ziemlich müde und wollten eigentlich nur noch duschen und dann schlafen. Dennoch mussten wir erst Frank dazu überreden, hier bei uns zu bleiben. Wenigstens die nächsten Tage. Er wollte eigentlich sofort zurück nach 'Sektor 20' gebracht werden, wie es ihm Arne versprochen hatte. Nach einigem Zögern ließ er sich letztlich doch überreden. Sein Wunsch nach einem Einzelzimmer, war bei der Größe des Hauses, nun wirklich kein Problem. Eric hingegen wollte wirklich bei uns bleiben, traute sich aber nicht so recht dies auch offen zu sagen.
Diesmal war es Lukas der ihm einfach den Arm um die Schulter legte und sagte, »He Eric, ist doch alles OK - Tom, der ja mein Freund ist,«, dabei grinste er spöttisch »hat dir doch schon gesagt das du zu uns gehörst - da gibt es auch jetzt keine Diskussionen mehr. Außerdem hat dich Mike eh schon ins Herz geschlossen.«
Lukas zeigte endlich wieder sein fröhliches Grinsen und Eric ließ sich durch die ständigen 'schwulen' Anspielungen einfach nicht mehr verunsichern.
Arne stellte uns dann noch einen seiner Mitarbeiter - Martin van Stein vor. Dieser würde sich in den nächsten Tagen um uns kümmern und alles organisieren was wir benötigten. Trainingsanzüge und passende Schuhe hatte er für uns gleich mitgebracht. Hygieneartikel und anderes gehörten sowieso zur Grundausstattung in den Häusern.
Martins Befürchtungen, sein Name könne bei uns schlechte Erinnerungen wecken, waren völlig unbegründet. Es war eher schon wieder komisch, dass manche Leute da am vorsichtigsten waren, wo es uns am wenigsten etwas ausmachte. Da er aber auch in unserem Alter war sollten wir ihn einfach nur Martin nennen. Denn hier auf dem Campus, duzten sich sowieso alle.
Morgen wollte er sich dann um richtige Kleidung, Geld, Papiere und dem ganzen anderen Kram kümmern, da wir ja nichts mehr hatten, als dass was wir am Körper trugen. Und nicht nur die Kleidung von Eric war schon reichlich lädiert.
Auch Stefan und Pascal würden die nächste Zeit hier bleiben um uns etwas näher kennen zu lernen und mit uns zu beraten, wie es nun weitergehen würde. Es war dann schon 22 Uhr und wir waren wirklich müde als wir in unser Zimmer gingen.
Kaum waren wir in dem wirklich riesigen Zimmer angekommen, stellten Tom und Lukas, natürlich telekinetisch, erst einmal die Betten zusammen. Auf Erics kritischen Blick meinte Lukas nur cool: »He entweder bei Mike oder auf dem Boden.« Doch der sagte nichts mehr und starrte nur auf Julian, der sich gerade seiner wirklich sehr mitgenommen aussehende Bekleidung entledigt hatte.
Langsam ging ich auf Julian zu und umarmte ihn von hinten, so dass er sich gegen meine Brust sinken ließ und wir einfach nur den Moment der Ruhe genossen. Die erste Nacht in Freiheit und doch würden wir heute keinen Sex haben, dazu waren wir nun wirklich zu müde. Ich streifte dann auch noch meine Kleidung ab und wollte mit Julian ins Bad gehen, als mein Blick auf den noch immer erstarrt stehenden Eric viel. Obwohl er doch Hetero war, hatte er eine sichtbare Erektion, aber auch ein ziemlich schmerzverzerrtes Gesicht.
Zusammen mit Julian ging ich auf ihn zu und sondierte ihn vorsichtig, denn so wie es aussah war er kurz vor dem Zusammenbruch. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn und er fing an leise zu wimmern. Alle Muskeln waren total verkrampft und er zitterte am ganzen Körper. Die Schmerzen kamen eindeutig aus dem Unterleib, und wir spürten, dass Eric es nicht mehr lange aushielt. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir ihn ausgezogen und aufs Bett gelegt. Mit Reiki nahm ich ihm den größten Teil der Schmerzen und untersuchte was mit ihm los war.
»Bei einem Arzt würde man wohl von Ärztepfusch sprechen!«, meinte Julian leicht vorwurfsvoll. In der Eile hatte ich bei dem Zusammenwachsen nicht so genau darauf geachtet. Wohl auch deshalb, weil ich da noch gar nicht daran gedacht hatte, ihn wirklich zu retten. Ich wollte ihn halt nur nicht als Kastrat sterben lassen.
Mit Julian zusammen korrigierte ich die Nervenverbindungen, die da offensichtlich nicht richtig zusammen gewachsen waren. Beim Anschwellen waren sie etwas abgedrückt worden. Auch sonst untersuchten wir unseren Patienten sehr gründlich. Da wir aber respektierten, dass er davon überzeugt war, 100% Hetero zu sein, wollte ich nicht zu weit gehen.
Dabei bemerkten wir, dass die Reiki-Energie als eine Art von energetischem Echo in Eric zurückgeblieben war. Fast schien es so als besäße er ebenfalls Reiki-Kräfte, wenigstens nach wenn man nach seiner Signatur ging. Doch da er weder in einer der 'Maschinen' gewesen, noch ein natürlicher Mutant war, mussten das Folgen unserer ersten 'Behandlung' gewesen sein. Wir hatten bei ihm auch sehr viel Energie aufgewandt, mehr als je zuvor. Scheinbar baute sie sich nur sehr langsam ab.
Als wir dann fertig waren sagte ich nur »OK - also da scheint jetzt wirklich alles wieder in Ordnung zu sein.«, und streifte ihm noch ein paar Haare aus der Stirn. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber ich mochte ihn unheimlich gerne.
Er lächelte mich schüchtern und etwas ungläubig an, gab mir dann aber einen geschlossenen Kuss. Für mich war das schönste jedoch, das Leuchten in seinen schwarzen Augen zu sehen, diese Wärme war schöner als jeder Kuss. Es war einfach ein spontanes zeigen seiner Gefühle gewesen. Und es kam von Herzen, auch wenn es sich kitschig anhört.
Zusammen gingen wir dann duschen und er hatte auch keine Berührungsängste mehr. Uns war klar, dass er wirklich unsere Nähe wollte. Innerhalb dieser paar Stunden war eine Vertrautheit aufgekommen, wie ich sie nie für möglich gehalten hätte. Aber Sex mit uns zu haben, stand für ihn wohl nicht zur Debatte. Wobei so ganz sicher war er sich dann doch nicht. OK - ich gebe es zu, da hatte ich dann doch etwas in seinen Gedanken geschnüffelt.
Müde wie wir waren, gingen wir dann auch gleich danach ins Bett. Keiner verspürte noch groß Lust über das Erlebte zu reden und für alles andere waren wir einfach zu ausgelaugt. Bald darauf waren wir alle eingeschlafen und diesen Schlaf hatten wir mehr als nötig.
28 - A groovy kind of Love
'Hawkins-Campus', Freitag 26.10.2035
Ein Geräusch ließ mich aufwachen. Nach einigen Augenblicken hatte ich mich wieder orientiert. Ich lag neben Julian und wir waren nicht mehr im 'Labor 23' sondern in einer Unterkunft von NeckTech. Doch Eric lag nun nicht mehr neben mir.
Mein Blick schweifte durchs Zimmer und da sah ich ihn. Er war gerade dabei sich seinen Trainingsanzug anzuziehen. Mein nächster Blick galt der Uhr es war zehn vor sieben: »Was hast du vor?« flüsterte ich, denn sondieren wollte ich ihn nicht.
Eric zuckte kurz zusammen, kam dann aber leise auf mich zu: »Ich will ein wenig Joggen, jetzt ist die Luft draußen noch frisch und klar.«, flüsterte er zurück.
Joggen? In der Natur? Das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht, eigentlich lief ich nur auf dem Laufband im Fitnesscenter.
»Warte ich komme mit!«, ich zögerte »Oder willst du lieber alleine Laufen?« Ich wusste ja nicht wie er drauf war, und sondieren mochte ich ihn noch immer nicht. Nicht nachdem was ich gestern Nacht noch erfahren hatte, es wäre einfach nicht fair.
»Nein, natürlich kannst du mit, ich wollte nur niemand wecken.« Ich stand vorsichtig auf, doch Julian grummelte trotzdem ein wenig. Zur Sicherheit pflanzte ich die Information, dass wir Joggen wollten in sein Gedächtnis. Sobald er wach wurde, würde er es wissen.
Als ich dann ebenfalls angezogen war gingen wir raus. Die Luft war wirklich unheimlich klar und frisch, eigentlich kein Wunder, da wir uns praktisch in einer Art von Park befanden.
Gestern hatten wir nur einen kleinen Teil gesehen, aber diese Anlage bedeckte wirklich ein riesiges Areal. Das ganze Gelände war leicht hügelig, kleine Wälder waren über dieses riesige Gebiet verstreut und dazwischen gab es Gebäude unterschiedlicher Größe und Ausführung. Die einzelnen Gebäude wurden durch einfache Wege miteinander verbunden.
»Es sieht wirklich unheimlich friedlich aus!«, sagte Eric fast flüsternd um die Stille nicht zu stören. Ja es war wirklich ein sehr beruhigender und friedlicher Ort. Langsam liefen wir los, und da wir uns nicht auskannten ging es einfach mal der Sonne entgegen, in dieser Richtung sahen wir einen kleinen Wald.
Ich fühlte wie mir die Luft gut tat und wie die Energie in mir strömte. Es war ein herrliches Gefühl hier draußen. Vom Hauptweg auf dem wir liefen, führte ein schmaler Weg in den Wald hinein und instinktiv folgten wir diesem Weg. Wir waren schon fast 30 Minuten unterwegs als die Bäume zurückwichen und ein See vor uns sichtbar wurde.
Man könnte fast sagen der See läge innerhalb einer Lichtung, da er ringsum von Bäumen umgeben war. Lang gestreckt und mindestens 125 mal 50 Meter groß mit unregelmäßigem Ufer lag er friedlich in der Morgensonne.
»Ob das Wasser sehr kalt ist?«, fragte Eric, ich zuckte nur mit den Schultern. Wir hatten jetzt Ende Oktober, aber es war trotzdem noch relativ warm. Selbst heute Nacht waren es noch 16 Grad gewesen.
Langsam trabten wir an das flache Ufer, und ich steckte prüfend die Hand in das Wasser. Das Wasser war warm, ca. 28-30 Grad, viel zu warm für diese Jahreszeit. Eric deutete auf ein Schild »Die Abwärme eines Kraftwerks wir hier herein geleitet, auf der anderen Seite soll es Kabinen zum umziehen geben.« Er lächelte weil er wohl auch Lust hatte zu schwimmen.
»Brauchen wir die?«, fragte ich ihn und er schüttelte lachend den Kopf. Einige Meter rechts vom Weg befand sich ein kleiner Grillplatz in einer Einbuchtung, dort gab es auch einige Holzbänke und Tische, wo wir unsere Kleidung ablegten. Von da führte ein schmaler Pfad zu einem Holzsteg im See. Wir rannten los und Sprangen ins Wasser. Anfangs Planschten wir nur etwas herum doch dann schwammen wir zur anderen Seite, da auch Eric ein guter Schwimmer war erreichten wir das andere Seeufer recht schnell.
Nachdenklich sah er mich an, ich spürte das er etwas Fragen wollte sich aber nicht so recht traute. Die Versuchung war groß ihn zu sondieren, aber wieder sagte ich mir das es einfach nicht fair sei, ihn einfach so aus zuhorchen. Gerade nachdem ich wusste wie sehr er uns vertraute, und auch da ich bei ihm eine Sonderstellung einnahm. Wenn Gefahr bestand war das etwas anderes aber jetzt nur um meine Neugier zu befriedigen? Es wäre einfach nicht richtig gewesen.
Plötzlich unterbrach er die Stille mit nur einem Wort: »Danke!« Fragend sah ich ihn an. »Du hast mich nicht sondiert oder wie ihr das nennt - Nicht?«
Ich schüttelte den Kopf und studierte stumm sein Gesicht.
»Kannst du es nur ganz kurz machen? - Nur ein Ping?«
Ich musste lachen, fragte mich natürlich was das sollte aber ich gab ihm seinen 'Ping', einfach nur einen kurzen telepathischen Tastimpuls. Er aber zuckte zusammen und lächelte dann.
»Ich kann euch spüren! Ich spüre wenn ihr mich abtastet. Das ist mir gestern im Flugschrauber aufgefallen als ich die Waffe zog, da haben mich gleich vier Leute abgetastet und du warst nicht dabei!«, er lächelte ein wenig gequält.
»Ich wusste du würdest nichts gegen uns unternehmen also, bestand kein Grund. Das war keine bewusste Entscheidung von mir, so was passiert inzwischen automatisch. Wenn sich die Körperhaltung plötzlich ändert, die Stimme anders klingt alles was ein Signal für Gefahr sein könnte reicht aus, dass wir anfangen zu sondieren.«
Er lächelte mich an, ja im Prinzip hatte ich ihm gerade mein volles Vertrauen ausgesprochen. Einem Menschen der noch vor 16 Stunden auf mich geschossen hatte.
»Ich habe mich gefragt, warum du mich nicht sondiert hast, übrigens Julian auch nicht. Wie konntet ihr nur so sicher sein?«
»Julian? Nun Julian war sich sicher, weil ich mir sicher war. Wir sind seit gestern, als wir nur noch Energie waren, noch viel stärker miteinander verbunden als zuvor. Und warum ich es wusste - das kann ich dir nicht sagen, ich kann es selbst nicht so recht verstehen.«, ich sah ihn dabei nachdenklich an. Nein ich konnte es wirklich nicht so recht verstehen, aber ich wusste er würde immer hinter uns stehen. Ich wusste es einfach.
»Als ihr nur noch Energie wart?«, Eric sah mich erstaunt an. Ich hatte vergessen, dass er ja erst aufgetaucht war, als wir wieder materialisierten.
»Ja - wir waren kurze Zeit nur noch Energiekugeln, Aber das erzählen wir, Julian und ich, euch später, Tom und Lukas kennen diesen Teil der Geschichte auch noch nicht.«, sagte ich lächelnd und studierte noch immer sein Gesicht.
»Komm lass uns zurück schwimmen.«, rief Eric. Mein nachdenklicher Blick schien ihn zu beunruhigen.
»Wie spürst du es, wenn wir dich sondieren?«
Er drehte sich wieder zu mir um und schwamm auf mich zu.
»Hm - es kribbelt, es kribbelt im Hinterkopf. Und es ist unterschiedlich wer von euch mich sondiert. Bei Frank, Pascal und Julian ist es - ich weiß auch nicht, weicher eben, bei Tom ist es hart und unangenehm bei Lukas weniger schlimm aber doch auch unangenehm, wobei das jetzt bei beiden besser wurde.«
Ich sah ihn erstaunt an, es war wirklich seltsam. Wir hatten zwar keine Erfahrung mir normalen Menschen, bisher hatten wir ja nur mit uns selbst geübt. Und das während des Kampfes konnte man so nicht rechnen, da war die emotionale Anspannung bei uns einfach zu groß gewesen. Aber das ein Mensch so deutlich spüren und unterscheiden konnte wer ihn sondierte? Ich hatte Julian am Anfang überhaupt nicht gespürt, selbst dann als die Folgen der 'Behandlung' nachließen. Erst später spürte ich es dann bewusst.
Wir schwammen schließlich doch zurück und legten uns einfach auf den Holztisch. Der inzwischen von der Sonne ein wenig aufgewärmt worden war So war es doch sehr erträglich, obwohl wir nichts hatten um uns abzutrocknen.
Ich dachte noch immer über das Sondieren nach. Als sich Eric aufsetzte und mich betrachtete. Er wurde ein wenig rot als er mir schließlich in die Augen blickte. »Mike, wie ist das eigentlich wenn ihr miteinander..?«
»Was - wenn wir miteinander Sex haben?« Er nickte war aber etwas verlegen.
Ich überlegte laut: »Was interessiert dich denn? Ich finde es schön mit Julian, Lukas und Tom zusammen zu sein. Aber das weißt du ja.«
Eine kurze Pause entstand dann fragte er tapfer: »Ich meinte Sex. Wie ist das wenn du Sex mit einem der Jungs hast?« Ups das klang jetzt wirklich interessiert.
»Hm, und was speziell? Meinst du jetzt blasen und so, oder reden wir von Analsex?«
Er wurde bei meiner direkten Frage jetzt richtig rot und sagte dann: »Analsex, wie ist das so?« Er hatte jetzt schon eine leichte Erektion bekommen und ich musste mich bemühen nicht zu lachen, da es ihm offensichtlich sehr wichtig war. Das wollte er mich wahrscheinlich vorhin schon fragen.
»Eric, ich will dich jetzt nicht aufziehen aber was interessiert dich, wie es ist zu ficken oder gefickt zu werden? Oder anders gesagt passiv oder aktiv wenn dir das lieber ist.«
»Wie es ist zu ficken weiß ich, auch anal. Ich hatte mal eine kurze Bekanntschaft mit einem Mädchen die auf Analsex stand.«
»Also, wie soll ich das beschreiben, ich stehe drauf auch passiv zu sein und ..«, ich stockte und verdrehte die Augen als ich Erics völlig überraschtes Gesicht sah. Nicht schon wieder einer dem ich erklären musste wie schön passiv sein konnte.
»Eric - das hat nichts mit Führungsanspruch, Autorität, oder Macht bzw. Erniedrigung zu tun. Wenigstens nicht so wie wir das bis jetzt gemacht haben. Ich weiß es gibt Leute die ficken andere nur um sie zu erniedrigen, um zu zeigen das sie der Master sind und so. Aber das hat nichts mit der Art von Sex zu tun wie Tom, Lukas, Julian, ich und bestimmt Mehrheit aller Schwulen es machen.
Mir geht es darum mich fallen zu lassen und meinem Partner vertrauen zu können. Wir würden uns nie gegenseitig zu etwas zwingen, oder den anderen zu etwas drängen was der nicht will.«
Eric feixte mich ein wenig an: »So ungewöhnlich scheint mein Reaktion aber nicht zu sein oder?«
Jetzt musste ich auch lachen: »Nein leider nicht, Tom sagte mal etwas in der Art, dass mein Verhalten nicht zu meinem 'Alpha-Männchen' Status passt.«
Eric blickte jetzt wieder ernst, beugte sich zu mir herunter und gab mir einen längeren aber geschlossenen Kuss. »Ja - das kann ich verstehen, so was in der Art hatte ich auch gedacht.«
Ich zog ihn jetzt auf mich, spürte seine Erektion gegen meine Bauch drücken und sah ihm in die Augen: »Wie weit willst du gehen Eric?«
»Ich weiß es nicht Mike. Ich komme mit meinen Gefühlen nicht so ganz klar, wenn ich euch sehe, dann bekomme ich echt Zweifel an meiner sexuellen Orientierung.«
»He, denke nicht so viel darüber nach, die meisten Männer sind bisexuell. Du musst auf deine Gefühle hören und nicht auf das was deine Umgebung von dir erwartet. Wobei …«, ich grinste etwas hinterhältig, »…wenn wir die Umgebung sind, kannst du ruhig darauf hören, was wir von dir erwarten. Ehrlich gesagt hatte Lukas schon von Anfang an Zweifel gehabt.«
»Wie jetzt?« Eric schien wirklich überrascht. Aber nicht so das er sich jetzt von mir abwenden wollte sondern mehr neugierig.
»Er fand es eben nur sehr erstaunlich, wie sehr du dich zu mir hingezogen fühltest. Ich meine es ging mir ja ähnlich, nach dem ersten telepathischen Kontakt mit dir kam ich nicht mehr so richtig los.«, jetzt lächelte Eric mich wieder an.
»Ich bin froh, dass du das jetzt gesagt hast, es kam mir nämlich auch seltsam vor! Ich fühlte mich aber in deiner Nähe so wohl und so sicher. Wobei gerade das ja so irrsinnig war, wenn man bedenkt wie ihr gewütet habt.«, er stockte einen Moment und holte tief Luft.
Dann sprach er weiter: »Versteh das nicht falsch, ich weiß ihr habt euch nur verteidigt, ihr wart nur zu viert und dann gegen so viele zu Kämpfen... Aber auch für mich war es ein Schock die fast unbesiegbaren Roboter vernichtet, und meine Kameraden tot.«
Er hatte jetzt Tränen in den Augen, schniefte kurz und flüsterte fast unhörbar während er den Kopf auf meine Schulter legte »Und trotzdem fühlte ich mich in deiner Nähe sicher.«
»Du hast es ja selbst gesehen, in der Zentralstation blieb dir dann auch nichts anderes übrig. Und letztlich wären ja doch alle Gestorben - durch Dr. Brunners Bombe. Ist zwar keine richtige Entschuldigung aber was sollten wir machen?«
Ich wusste nicht was ich sonst noch sagen sollte und streichelte einfach nur seinen Kopf und den Rücken. Und während wir, so lagen fiel ihm wohl wieder ein wie wir auf dieses Thema gekommen waren.
»Du findest es erregend, Julian und mich zusammen zu sehen?«, wollte ich es dann noch einmal wissen.
Verlegen grinste er mich an: »Das war doch gestern dann auch der Grund für meine Schmerzen. Als ich Julian nackt sah und ihr beide so harmonisch zusammen…ich wusste einfach nicht wo ich hinsehen sollte.«, Ja und langsam rührte sich jetzt auch bei ihm etwas, das während der letzten Minuten in sich zusammen gesunken war.
Er hob wieder den Kopf und dann küssten wir uns wieder und diesmal fand seine Zunge den Weg zu meiner. Er hatte also einen weiteren Schritt gewagt und vom Rücken fuhren jetzt meine Hände zu seinem knackigen Hintern. Mir war gestern gar nicht aufgefallen das er so einen geilen Hintern hatte. Als ich seinen Po langsam durchknetete begann er lustvoll zu stöhnen.
»Wenn es dir zu schnell geht, oder es dir zu viel wird, sag etwas. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mehr willst. Aber ich weiß nicht ob du schon bereit bist.«
Eric sah mich nur ganz verliebt an und ich wusste ich musste noch etwas klarstellen. »Eric ich mag dich unheimlich gerne, ja es ist wie Liebe, aber dass was mich mit Julian verbindet ist viel stärker. Das musst du wissen und verstehen - sonst wird es dich kaputt machen.«
»Ich weiß, ich habe gesehen wie ihr ohne Worte auskommt, und das schließt jetzt auch Telepathie mit ein. Ich glaube, nein ich bin sicher, ich wäre auch im Moment nicht bereit für einen Freund, also einen Geliebten.« Ich streichelte ihn weiter und war beruhigt, das war eine Basis auf der wir unsere Freundschaft aufbauen konnten.
»Aber generell könntest du es dir Vorstellen?«, ich war noch immer ein wenig beunruhigt. Ich wollte nicht, dass er sich plötzlich in einer Situation befand, die er so nie gewollt hatte.
»Ja, ich könnte es mir nicht nur Vorstellen!«, jetzt lächelte er wieder etwas spöttisch. »Es ist schön dich so zu spüren, ich hatte es mir nie vorstellen können, aber es ist wirklich schön.« Ich musste wirklich kein Telepath sein, um zu spüren wie sehr es ihn erregte.
»Wann hattest du den zum letzten mal richtig Sex?«, wollte ich nun wissen.
»Das ist schon ein paar Monate her.«, antwortete er zögernd.
Es machte mich jetzt wirklich an, ich wollte ihn spüren. Nur ob er es auch wollte? Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir herunter. Ein langer und gefühlvoller Kuss folgte.
»Willst du mir Sex haben? Willst du mich?«, fragte ich ihn leise und etwas verführerisch.
Er wurde wieder rot und zögerte verlegen, was ich so unheimlich süß fand. Ja er wollte, dazu brauchte ich keine Telepathie, aber ob er sich traut.
»Komm steh auf und stell dich zwischen meine Beine.« Er reagierte nach kurzem Zögern und sah sich um, aber hier war niemand, wie ich mit einer telepathischen rundum Ortung erkannte. Ich rutschte bis zur Tischkante und legte ihm meine Beine auf die Schulter. Den Rest besorgte er dann selbst, und ja er hatte ganz offensichtlich Ahnung vom Analsex. Sehr viel Ahnung, das muss doch mehr als nur eine Nacht gewesen sein.
Es war eine Freude ihn zu spüren, und fast genauso schön war es das Feuer in seinen Augen zu sehen als er sich in mich drängte. Wie ich es nicht anders erwartet hatte war er dabei sehr vorsichtig und zärtlich. Sein wirklich muskulöser Körper, und vor allem sein tolles Sixpack machten mich zusätzlich unheimlich an.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich meinen ersten Sex in Freiheit nicht mit Julian hätte, aber ich wusste auch dass er es mir gönnen würde. Das zwischen Julian und mir ging weit über Sex hinaus, das wussten wir beide.
Eric wurde nun immer schneller und heftiger und kam dann schließlich in mir. Da ich noch nicht gekommen war, wollte er dass ich jetzt ihn nahm. Aber als ich ihm fest in die Augen sah, da verstand er. In Wirklichkeit war er noch nicht so weit, dass er es wirklich wollte, er war im Moment einfach nur so geil, dass er mich heran lassen würde. Doch mir war seine echte Freundschaft viel mehr Wert, als eine schnelle Nummer.
Aber er fand eine andere Möglichkeit mich zum Höhepunkt zu bringen. Ich konnte kaum glauben, dass dies sein erstes Mal war. Danach wollten wir noch einmal zum Wasser um uns zu waschen, und dabei sah ich ihn dann. Ein blonder Junge, so in meinem Alter stand mit halb heruntergelassener Hose an einem Baum und erholte sich gerade von seinem Orgasmus. Er muss uns die ganze Zeit beobachtet haben, und das obwohl ich ihn nicht spüren konnte!
Ich änderte die Richtung und erst da sah Eric den ungebetenen Gast ebenfalls. Dieser reagierte panisch, wollte wegrennen und stürzte dabei über seine heruntergelassene Hose. Ein kurzer Schrei und er lag auf dem Waldboden, noch bevor er aufstehen konnte waren wir bei ihm.
Als ich sein schmerzverzerrtes Gesicht sah verflog mein anfänglicher Ärger über den Spanner. Ich kniete mich neben den Jungen und Eric begann zu grinsen, weil ihm die Situation ziemlich bekannt vorkam. Nur war die Verletzung des Jungen lächerlich im Vergleich zu denen die Eric gestern hatte. Die Innenseite seines Oberschenkels wies eine Schnittwunde von einem Nagel oder etwas ähnlichem auf.
»Hallo ich heiße Mike und das ist Eric, hab keine Angst wir machen dir nichts.«, sagte ich und hob den Jungen auf. Er war relativ leicht für seine Größe, mehr sehnig als muskulös, und bestimmt kein Gramm Fett zuviel am Körper. Der lächelt etwas verschämt, wozu er auch allen Grund hatte, und legte dann seinen Arm um meinen Hals. So konnte ich ihn relativ bequem tragen.
Wir trugen ihn zurück auf meinem Lieblingstisch. Erics Grinsen wurde immer breiter, da wir ja noch immer nackt waren, und sich bei dem Jungen auch schon wieder etwas regte. So auf dem ersten Blick hatte er ziemlich viel zu bieten, und auch auf den zweiten wurde es nicht weniger.
»Wie heißt du, und wie lange hast du uns schon beobachtet?«, fragte ich ihn, da er sich nach meiner Vorstellung ja noch immer nicht geäußert hatte.
»Chris, eigentlich Christian, aber alle nennen mich Chris. Und leider bin ich erst etwas spät auf euch gestoßen, war echt ne geile Show.« Der Kerl hatte ja wirklich keine Skrupel. Auch Eric sackte im ersten Moment die Kinnlade herunter.
»Also schüchtern bist du ja überhaupt nicht, nur etwas ungeschickt.«, grummelte ich doch Chris lächelte nur.
»Ich war am Joggen, und wollte eine Runde schwimmen wie jeden Morgen, als ich euch hörte.«
»Das haben wir zuvor auch gemacht, nur sagte Mike dass niemand in der Gegend wäre.« Hörte ich da einen leichten Vorwurf von Eric?
Chris Blick wanderte von Eric zu mir dann zu unseren Trainingsanzügen. Plötzlich wurde er etwas bleich um die Nase. »Scheiße, gehört ihr etwa zu den Mutanten.«
»Hat sich das schon herumgesprochen?« wollte Eric, mit drohendem Unterton in der Stimme, wissen obwohl er ja eigentlich keiner war. Aber es schien ihm zu gefallen Chris ein wenig einzuschüchtern. Der war ja geradezu beängstigend selbstsicher, ohne jedoch arrogant zu wirken.
»Äh, ja ich sollte mich eigentlich von euch fernhalten, weil nicht jeder mit meiner etwas direkten Art zurechtkommt. Ihr sollt zurzeit auch etwas angespannt sein.«, grinste er uns an. Etwas direkt und etwas angespannt der Junge konnte wirklich untertreiben.
Ich schüttelte nur lachend den Kopf, entweder werde ich den Kerl bei nächster Gelegenheit im See ersäufen oder wir werden Freunde werden. Wer weiß was auf Dauer schlimmer wäre. Dann sah ich mir sein Verletzung an und Chris spreizte Bereitwillig die Beine, also schüchtern war er wirklich nicht. Die Wunde war doch etwas tiefer als gedacht aber nicht sonderlich schlimm.
»Etwas klammern, ein paar lagen Bioplast und in zweit Tagen ist alles verheilt.«, war denn auch meine Diagnose.
»Also für mich mindestens zwei Wochen kein Schwimmen, ich habe eine Allergie gegen das Wundplasma.«, sagte Chris resignierend.
Eric sah ihn bedauernd an, und sagte: »Na wenn du vielleicht ganz lieb Bitte, Bitte zu Doc. Mike sagst geht es vielleicht etwas schneller.« Ich warf Eric einen wenig begeisterten Blick zu. He der Kerl sah ja wirklich lecker aus, aber er ist nun mal ein Spanner und etwas Strafe hat er verdient.
Doch Chris der nur kurz die hübsche Stirn in Falten gelegt hatte, setzte jetzt einen so unglaublichen Hundeblick auf, dass mir schon ganz anders wurde. »Bitte, Bitte - Mike!«
Wow - ich denke ich sollte ihn doch im See ersäufen, mit dem Blick würde er in Zukunft wohl alles von mir bekommen. Für so was benötigt man doch einen Waffenschein!
Als Eric auch noch ganz fröhlich grinste, legte ich meine Hände, resignierend auf Chris Oberschenkel und ließ die Reiki-Kräfte fliesen. Ich freute mich diebisch als er dabei einen mächtigen Ständer bekam.
Ich war wirklich beeindruckt, so eine heftige Reaktion hatte ich, bei so minimalem Energieeinsatz, nicht erwartet, aber die Wunde war verschlossen. Und Chris - dem war das keine Sekunde peinlich! Als wir dann zu dritt ins Wasser gingen um uns endlich zu säubern überlegte ich es mir noch einmal ernsthaft, ich meine das mit dem ersäufen.
29 - The Show must go on
'Hawkins-Campus', Freitag 26.10.2035
Gegen 10 Uhr waren wir endlich wieder in unserem vorläufigen Domizil. Chris hatte sich schon bei der Weggabelung vor dem Wald von uns verabschiedet und wir hatten wieder eine halbe Stunde für den Rückweg benötigt. Die Jungs saßen noch beim Frühstück, und wir sprangen nur schnell, unter die Dusche, um dann auch noch etwas ab zubekommen.
Julian wusste inzwischen über alles Bescheid und freute sich wirklich für Eric. Er erinnerte mich dann aber auch an ein Versäumnis. Ich hatte vergessen, Chris nach dem Grund zu fragen, weswegen ich ihn telepatisch nicht erfassen konnte.
Während Eric und ich frühstückten, wechselten sich Tom, Lukas und Julian beim erzählen unserer Erlebnisse ab. Immer mal wieder unterbrochen von Stefan und Pascal die bei bestimmten Dingen nachhakten und genaueres erfahren wollten. Anfangs war Stefan, der natürlich durch unsere 'Gespräche' mit Frank während der letzten Wochen schon vieles wusste, betroffen von dem was man mit uns gemacht hatte.
Auch Eric erfuhr so, nun in aller Ausführlichkeit, warum wir so gehandelt hatten wie wir es getan hatten. Für ihn war unser Vorgehen dann nur die logische Konsequenz, ganz nach dem Motto 'wir oder die'. Stefan war da, obwohl er als Abwehrmann doch bestimmt schon schlimmeres erlebt oder zumindest gehört hatte, sehr geschockt. Ihm war es offensichtlich nicht bewusst, aber die Blicke die er mit Pascal wechselte empfand, nicht nur ich, schon fast als Beleidigung.
Eric hatte dies ebenfalls bemerkt und legte seine Hand, beruhigend auf meine Schulter. »Es ist nicht das Vorgehen an sich was sie schockiert sondern eher, dass ihr es machen konntet. Ich denke sie hatten einfach gedacht, wir wären mehr oder weniger unbehelligt, als unangreifbare Halbgötter durch die Hallen zu den Aufzügen gewandelt. Ab und zu ein paar Roboter vernichtet und fertig.«, flüsterte er mir zu.
Natürlich war es dann mal wieder Frank, der sich ein wenig empört auf unsere Seite stellte. »Ich weiß jetzt wirklich nicht was, euch das Recht gibt hier den Moralischen heraushängen zu lassen! Gerade du Stefan, bist ja wohl schon für mehr Tote verantwortlich als jeder andere hier am Tisch. Wer hat sich denn dafür hergegeben eine ganze Industrieanlage aus politischen Gründen zu sprengen? Du wirst doch wohl jetzt nicht jemanden Verurteilen wollen, der für seine Leben und seine Freiheit kämpft.«
Manchmal hatte ich das Gefühl Franks gefährlichste Fähigkeit war sein Mundwerk. Stefan zuckte wie unter einem Tiefschlag zusammen. Mit bleichem Gesicht sah er etwas beschämt in unsere Gesichter.
»Hättest du mich richtig sondiert dann wüstetest du, dass ich mir mehr Sorgen um die Jungs mache als um die die da gestorben sind! Nach meinem ersten Toten ging es mir eine Woche lang so schlecht, das ich nicht mehr aufstehen wollte. Den Tod eines Menschen, sollte man nicht so einfach wegstecken können. Darum mache ich mir sorgen!«
Frank grinste jetzt breit und spöttisch, »Hätte ich dich nicht provoziert, dann wäre diese Klarstellung wahrscheinlich zu spät gekommen. Du vergisst immer wieder es mit Mutanten zu tun zu haben die quasi 'durch die Hölle gegangen sind' jede Veränderung deines Verhaltens wir registriert und bewertet. Lukas stand kurz vor der Explosion, und das nicht nur Mental! Nur das die Jungs dich nicht sondieren, dass kommt erst wenn sie dich als Feind sehen. Doch dann könnte es zu spät sein.«
Stefan wurde blass, und Pascal verdrehte die Augen wieder hatte er nichts bemerkt. Doch dies war mehr Erziehung als mangelnde Fähigkeit. Unter Freunden vermied er es weitgehend seine Fähigkeiten auch nur ansatzweise zu benutzen. Er hatte schon lange nur noch 'nicht PSI-Begabte' als Freunde und die wollte er eben nicht in Verlegenheit bringen.
Uns ging es ähnlich. Wir waren es nicht gewöhnt die Telepathie auf andere Menschen anzuwenden. Im Labor waren alle anderen einfach nicht zu sondieren, wenigstens die, mit denen wir in Kontakt kamen. Im Flugschrauber wäre es auch sonst nie zu diesem Zwischenfall gekommen. Frank kannte da offensichtlich keine Skrupel, für ihn war es eine Sache des Überlebens.
Tom signalisierte mir grinsend, dass er Lukas unter Kontrolle hatte. Julian der neben mir saß, war nur etwas enttäuscht über Stefans Reaktion gewesen. Es hätte mich auch gewundert wenn Julian in so einer Situation die Beherrschung verloren hätte.
Es war dann schon später Nachmittag als Eric sich aufmachte, für uns in der Küche ein Essen zuzubereiten. So erfuhren wir ganz nebenbei, dass kochen ein Hobby von ihm war. Wir waren gerade dabei das Essen in das Speisezimmer zu bringen als ich Eric herumwirbeln sah.
Außer Eric war ganz offensichtlich niemand aufgefallen, dass wir unerwarteten Besuch bekommen hatten. Es war aber nur Martin der da ziemlich bleich, in den Lauf von Erics MikroRak blickte, die er unter dem Trainingsanzug in einem Schulterholster getragen haben musste.
»Ähm - ich bringe die Kleidung, aber wenn es im Moment nicht passt?« Trotz der Waffe vor dem Gesicht schaffte er es ein wenig spöttisch zu lächeln.
Kopfschüttelnd und mir einen vorwurfsvollen Blick zuwerfend steckte Eric die Waffe weg und grummelte: »Hättest mir ja jemand von den 'Herren Telepathen' sagen können, das wir Besuch bekommen.«
Ich schaute zu Frank, doch der schüttelte ebenfalls, verblüfft den Kopf. Also konnte auch der beste Telepath in unserer Runde Martin nicht ausmachen. Gestern war das noch kein Problem gewesen.
»Was ist hier eigentlich los? Seit wann bist du psionisch Taub?«, fragte ich Martin direkt. Auch Tom und Lukas beäugten ihn mit gespannter Erwartung.
»Oh - Ach das!« Martin drehte sich um und zeigte mir seinen Nacken, wo man deutlich, das frisch aufgesprühte Bioplast sah. »Das ist eine von Necklers neuesten Erfindungen, soll uns vor PSI-Spionage schützen.«, dabei wurde er etwas rot im Gesicht. Er beeilte sich sogleich zu ergänzen: »Das geht nicht gegen euch! Wir hatten in letzter Zeit einige ungeklärte Vorfälle die wir auf PSI-Aktivitäten zurückführen. Ich kann es aber auch deaktivieren, es ist nur ein Implantat das die Ausstrahlung meines Gehirns dämpft.«
»Es dämpft nicht sondern es schirmt praktisch total ab!«, fuhr Frank ihn an, »Und da wir es gewohnt sind zu spüren wenn sich jemand uns nähert, kannst du von Glück reden das Eric es war, der dich bemerkt hat. Andere könnten so eine Tarnung als Angriff sehen und da reagieren Mutanten dann ähnlich wie ein 'Mark 13'. Falls du verstehst was ich damit sagen will!«
An der Blässe die Martins Gesicht nun wieder überzog, erkannte man sehr gut, dass er verstand. Ich sondierte ihn jetzt in aller Ruhe und versuchte doch noch etwas aufzunehmen. Dann spürte ich tatsächlich eine Schwingung, es war nichts natürliches, nur ein monotones Brummen, und das auch noch auf einer scheinbar unüblichen 'PSI-Frequenz'.
Ich wies Frank auf die Frequenz ein und er bestätigte grinsend, dass da wirklich etwas war. Martin stellte dann seine Abschirmung kurz ab und das Brummen war weg. Also ganz unsichtbar waren sie jetzt doch nicht mehr für uns. Das genügte mir schon. Und ein kleiner EMP-Impuls von Tom würde uns im Notfall, vollen Zugriff garantieren. Man muss doch gerüstet sein dachte ich noch, und erschrak über die eigene Bitterkeit.
Wir luden Martin natürlich zum Essen ein, und halfen ihm danach beim Ausladen. Er hatte für jeden von uns Kleidung, Schuhe und alles was wir sonst noch brauchen konnten besorgt. Dabei hatte er sich wirklich viel Mühe gegeben, dies alles in so kurzer Zeit zu organisieren.
Als Martin gestern gefragt hatte welche Farben Eric bevorzugte, antwortete der frei nach Henry Ford: »Egal welche Farbe, Hauptsache schwarz.« Wir schlossen uns, ganz solidarisch natürlich, Erics Farben-Wunsch an. Dies erleichterte Martin dann auch die Auswahl der Kleidung ungemein.
Für neue Ausweise benötigte er dann noch 'gewisse Daten' und da tauchten neben einem erwarteten Problem, nämlich Julian und seiner Invitro-Herkunft, die wir bis jetzt verschwiegen hatten, auch noch ein unerwartetes Problem bei Lukas und Tom auf.
Lukas sah mich an: »Brauchen wir denn überhaupt Ausweise? Im 'Sektor 20' ging es selbst als 'Normalos' ohne!« Martin verstand nicht so ganz wo das Problem liegen könnte bis Lukas schließlich sagte.
»Ich habe vor 2 Jahren Toms Vater mit einem Stuhl erschlagen.« Das war auch für Julian und mir neu, also wieder so eine 'vergrabene' Information. Doch da Tom ihn jetzt in den Arm nahm, um ihn zu trösten, war klar das da viel mehr dahinter steckte. Lukas war aber offensichtlich nicht in der Lage darüber zu reden, weshalb Tom dies nun übernahm.
»Schon als ich elf wurde hat mein Vater, der Alkoholiker war, damit begonnen wenn er getrunken hatte mich zu verprügeln. Dies wurde mit den Jahren immer schlimmer, ich versuchte dann ab und zu bei Lukas unter zu kommen. Doch seine Mutter hatte sehr oft wechselnde Partner, und einige von denen standen nicht ausschließlich auf Frauen.
Wir waren mehr oder weniger ständig auf der Flucht. Mal bei ihm wo wir uns der Zudringlichkeit ihrer jeweiligen Partner entziehen und mal bei mir, wo wir uns vor meinem Vater in Sicherheit bringen mussten. Bei ihm ging es ja noch, die Typen waren zwar zudringlich aber wenn wir uns zu zweit gegen sie stellten gaben sie es auf. Da ist nie mehr passiert außer das wir mal betatscht wurden.
Doch dann hatte Lukas Mutter wieder einen Neuen und der ließ einfach nicht locker. Ich wurde in dem Jahr 17 und Lukas war gerade 16 geworden. Es blieb nichts anderes als wieder abzuhauen. Wir waren zu dieser Zeit schon zusammen, und wussten, dass wir beide schwul waren.
In der Wohnung meines Vaters, wurden wir unvorsichtig und Lukas schlief bei mir im Bett. Dann kam mein Vater, wieder einmal völlig besoffen und hat uns erwischt. Er rastete völlig aus, schmiss Lukas raus und verprügelte mich mit allem was er finden konnte.
Lukas hörte nur mein Schreien und brach die Tür auf. Als er sah, dass mein 'Erzeuger' mich mit dem Messer kastrieren wollte griff er nach dem Stuhl und schlug so fest er konnte zu. Mein 'Vater' war auf der Stelle tot. Wir flohen dann aus der Wohnung, weil uns sowieso niemand glauben würde und wir auch nicht in ein Heim wollten.
Er hat mich gepflegt und versorgt bis die Wunden langsam abheilten. Das - Mike, sind die Narben nach denen du mal gefragt hast. Wir lebten seit dem zusammen. In den unkontrollierten Sektoren gibt es genügend leere Wohnungen, die man jederzeit benutzen kann. Da benötigt man keine Ausweise, dort ist man niemand.
Man bekommt jederzeit Essen, oder eben den Syntofraß und ab und zu Kleidung, mehr aber auch nicht. Für alles andere hätten wir einen Ausweis gebraucht, doch dann wäre es gefährlich geworden. Denn Ausweise bringen nur etwas in den kontrollierten Sektoren und dort gibt es dann auch Polizei. Geschnappt wurden wir aber nicht von denen sondern von einem Fängerkommando der Darwinianer. Den Rest kennt ihr ja.«
Obwohl wir uns so nahe standen hatte er diesen Teil seiner Geschichte selbst uns nie erzählt. Julian und ich hatten zwar bemerkt dass da noch 'etwas' war, aber wir wollten sie nie drängen. Es war eben eines jener Dinge, die sie 'vergraben' hatten und über welche sie nicht reden wollten.
Martin der das Ganze sehr betroffen angehört hatte meinte dann mit einem Blick zu Stefan, und dessen zustimmendem Nicken: »Wir werden eine Lösung finden, wir haben Möglichkeiten die andere nicht haben. Seit ihr hier bei uns seid, ist man bei der Abwehr sehr um Kooperation bemüht.«
Als hätte er unsere Reaktion schon vorausgeahnt, beschwichtigte er uns gleich wieder »Bei denen ist es ähnlich wie bei uns. Wir, wie auch die Abwehr, sind an einer Zusammenarbeit mit euch interessiert. Keiner will euch zu etwas zwingen. Die Gefahr euch dabei zu Feinden zu machen, die will keiner eingehen. Glaubt mir, Dr. Neckler ist zwar Wissenschaftler mit Leib und Seele aber er hat auch ein sehr großes Hertz, und er hasst Ungerechtigkeit. Also wir werden uns darum kümmern OK?«
Bei Martin hatte ich auch ein gutes Gefühl, er glaubte auf jeden Fall was er sagte. Wir konnten nur hoffen, dass man ihm und somit uns nicht etwas vormachte. Ich nickte stumm um dann das nächste Problem anzugehen.
Ich sah noch einmal in die Runde und fing an: »Bei Julian brauchen wir aber eine komplette Identität. Fragt bitte nicht warum, es ist einfach so. Über ihn gibt es keine Daten, er wurde nie erfasst und er hat offiziell nie existiert.«
Pascal, Stefan und Martin sahen mich ungläubig an nur Frank war einen Moment zusammengezuckt dann aber sah er Julian nur noch überrascht an. Er hatte offensichtlich keine Probleme mit der Wahrheit auch wenn ich nicht wusste warum Julian sie ihm zugänglich gemacht hatte. Denn nur er durfte es tun, darauf hatten wir uns schon lange geeinigt.
Eric der neben Julian saß hielt nur dessen Hand und drückte sie. Wir hatten mit ihm nicht darüber gesprochen, dazu war ja auch nie Zeit, und trotzdem schien er etwas zu ahnen. Hatte er irgendwelche Gerüchte über Invitros gehört?
Martin versuchte es auf die nüchterne rationale Art: »Aber selbst in den Sektoren, wird doch jede Geburt registriert, alleine schon wegen der Immunisierung, kein Mensch kann heute ohne diese mehr als 2 Jahre überleben.«
Klar aus seiner Sicht hatte er Recht. Seit vor mehr als 20 Jahren ein 'harmloser' Freiland-Genversuch einen etwas unerwarteten Verlauf nahm, war die Basis Immunisierung eine absolute Notwendigkeit geworden. Die Anhänger von Verschwörungstheorien behaupten sogar noch heute, dass die Regierungen verantwortlich war. Da sie so das Volk besser kontrollieren konnte.
»Das spielt in seinem Fall keine Rolle, er wurde entsprechend immunisiert, aber nie registriert, beziehungsweise alle Daten wurden gelöscht, dass ist absolut sicher.«
Tatsächlich hatte mir Dr. Brunner erst vor einer Woche gesagt, dass Julian offiziell an Stelle von Nummer 6 gestorben sei. Er hatte einfach die Unterlagen vertauscht. Warum er das gemacht hat, hatte er mir jedoch verschwiegen.
Das Ergebnis war jedenfalls, dass die Darwinianer, immer um Effizienz bemüht, alle Datensätze von Julian gelöscht hatten. Es war kaum wahrscheinlich, dass sie auf Backups oder ähnliches zugreifen würden, wenn ihnen Julian einmal begegnen würde.
Stefan sah mich an »Tut mir leid Mike, aber wenn wir jetzt nicht anfangen uns zu vertrauen wann dann? Denkst du nicht, dass wir ein Recht darauf haben zu erfahren mit wem wir zusammen sind?«
»Vertrauen ist aber keine Einbahnstraße, wenn du mir vertrauen würdest, dann würdest du nicht danach Fragen. Du würdest warten bis wir dazu bereit sind.«, ich schaltete mal wieder, völlig der Familientradition entsprechend, auf stur.
Stefan funkelte mich ziemlich ärgerlich an und ich drückte Julian fest die Hand. Da mussten wir nun einfach durch.
»Ich will nicht das ihr euch wegen mir streitet, also ich bin ...«
»Halt die Klappe Julian, entweder sie akzeptieren es oder wir suchen uns etwas anderes wo wir bleiben können.« Es war Eric der Julian so ins Wort fuhr und so wie seine schwarzen Augen funkelten, meinte er es todernst.
Das er sich dabei dem Einverständnis von Lukas und Tom nicht erst versichern brauchte, davon ging er nicht aus - er wusste es einfach, genau wie ich auch. Wir würden zusammenbleiben egal was kommt.
»Also - ich will jetzt keinen Familienstreit unterbrechen.«, versuchte Martin die Situation etwas zu entspannen »Für mich ist es kein Problem, ich muss eh nicht alles wissen. Wenn ihr sagt, dass Julian eine komplette Identität benötigt, dann ist das kein Problem! Bestehende zu ändern ist immer schwerer als Neue zu erzeugen. Er kommt dann eben wie Mike aus dem Ausland, Eltern tot, keiner kennt ihn, fertig.«
Stefan, der sich noch immer nicht so recht beruhigt hatte, wollte gerade wieder etwas sagen, als ihn Pascal anfuhr: »Jetzt gib endlich Ruhe, du alter Dickschädel! Du hast schon einmal eine Familie verloren nicht alleine aber eben auch wegen deiner Sturheit. Ich habe nachgehakt, die Geschichte wie sie mir Mike erzählt hat ist ein ganzes Stück näher an der Realität dran als deine Version. Sein Vater hat wirklich mehrmals versucht eine Aussprache herbeizuführen. Nur du warst so stur und wolltest nicht darauf eingehen.«
Als ich dann Stefans halb beleidigt und ein wenig gequältes Gesicht sah musste ich einfach grinsen und Stefan schließlich auch. Meine Mutter hatte schon immer über die Sturheit der 'Torben-Familie' geschimpft. Ab da verstanden wir uns wieder, es war halt typisch für unsere Familie, immer mit dem Kopf durch die Wand.
Martin, dem die Sache doch etwas peinlich war, und der natürlich auch nicht alle Hintergründe kannte, überging dann das Ganze: »Also deine Identität müssten wir bis Morgen hinbekommen, was für ein Name soll es denn sein?«
»An Julian habe ich mich gewöhnt, der Nachahme ist mir ziemlich egal, solange er nicht Stein, Brunner, Tyrel oder sonst etwas mit den Darwinianern zu tun hat.«, dann lächelte er ein wenig verlegen als er daran dachte wie Martin hieß.
Doch der nahm ihm das nicht übel, hatte er doch anfangs schon bedenken gehabt uns seinen Nachnamen zu nennen. »OK das sollte kein Problem sein, dann müsst ihr noch zu einer Untersuchung, Fingerabdrücke, Retina-Scan, Körpermaße, Blutgruppe, etc.« Nach einem kurzen Rundblick in unsere kritischen Gesichter erklärte er seufzend: »Es ist leider notwendig, sonst bringen die Ausweise nichts, schon bei der ersten Kontrolle würdet ihr auffallen.« Ich denke wir wurden ihm langsam ziemlich stressig.
»Ach und Julian - dein Geburtsdatum? Ich brauche noch das Geburtsdatum.« Julian wurde rot und sah mich hilflos an.
»Kann man das bei einer Kontrolle überprüfen? Ich meine, ob eine Person so alt ist wie in den Papieren steht, und wenn ja wie genau?« Eric hatte mal wieder den Knackpunkt herausgearbeitet, er muss schon mehr als nur eine Ahnung haben.
»Nur mit einer Blutprobe soweit ich weiß, und dann natürlich nicht auf den Tag genau. Aber wo ist denn das Problem, was ist an Julians Geburtsdatum geheim?« Jetzt klang er wirklich etwas genervt.
»Mein Geburtsdatum ist so geheim, dass ich es nicht kenne. Das ist das Problem!« Martin sah von mir zu Julian, im stand die Frage im Gesicht geschrieben 'Wollt ihr mich Verarschen?' aber dann merkte er das es Ernst war und sagte nur »Oh - dann soll sich der Arzt damit beschäftigen.«, grinste etwas schief und schaltete sein PDA ab, in den er bisher alles eingegeben hatte.
»OK - ich muss dann los und die Sache in die Wege leiten. Ich schicke nachher jemand Vorbei der euch zum Arzt bringt. Das geht doch in Ordnung?« Fast flehentlich sah er uns an und wir nickten gnädig mit dem Kopf. Mit was auch sonst.
30 - It is a hard life
'Hawkins-Campus', Freitag 26.10.2035
Als Martin gegangen war, wirkte Eric sehr nachdenklich. »He was ist los, willst du auch eine andere Identität?«
»Nein! Ich denke auch nicht, dass Martin noch mehr Sonderwünsche ertragen könnte.«, lachte er. Jetzt bemerkte ich erst, dass er Frank beobachtete der mit Hilfe eines Bionischen-Korsetts im Nebenzimmer lief.
Das Korsett war ein ziemlich altes Model, ich hatte auf jeden Fall schon Modernere gesehen. Es übertrug die Nervenimpulse vom Rückenmark an seine Beine. Dazu waren Rezeptoren entlang der Wirbelsäule in das Korsett eingearbeitet, die diese Signale aufnahmen.
Meist benutzte man heutzutage Implantate die direkt in die Wirbelsäule eingepflanzt wurden. Die unterbrochene Stelle wurde also einfach mit dem Implantat überbrückt. Doch diese Implantate waren sehr teuer und auch die Operation war extrem aufwändig. In der Gesundheits-Basis-Versorgung war so etwas natürlich nicht enthalten.
Frank jedenfalls hatte ein älteres Korsett und das Laufen schien für ihn sehr beschwerlich und auch schmerzhaft zu sein. Weshalb er dann auch meistens den Rollstuhl benutzte. Aber mit dem Korsett wurden seine Muskeln bewegt und so ein völliger Abbau verhindert. Und natürlich gab es Situationen in denen er einen Rollstuhl einfach nicht gebrauchen konnte. Langsam gingen wir zu ihm, ich wusste genau was Eric von Julian und mir erwartete.
»Hallo Frank - darf ich dich etwas Fragen?«, begann Eric als wir uns im Nebenzimmer auf die Couch gesetzt hatten.
Der blieb stehen und drehte sich zu uns um »Warum ich kein neueres habe? Arne will mir eines besorgen oder sogar ein Implantat aber das wird nicht gehen. - Das Implantat meine ich.«
»Das wollte ich eigentlich nicht fragen, ich wollte wissen was passiert ist.«, sagte Eric dann etwas schüchtern.
Frank setzte sich nun ebenfalls: »Die Kurzform ist, ich wurde verfolgt, von einem Fängerkommando leider bin ich aber ein schlechter Teleporter. Ich habe das Ziel verfehlt und bin 9 Meter abgestürzt. Da war dann Schluss mit dem gehen. Zwei 'Normalos' haben mich gefunden und sich um mich gekümmert. Die haben mir dann auch das Bionische-Korsett besorgt, fragt aber nicht woher. Ich war jedenfalls froh dass ich wieder etwas laufen konnte.«
»Aber du bist doch Mutant, und es gibt doch auch Heiler im Sektor, davon habe sogar ich gehört! - Oder sind das nur Gerüchte?«, bohrte Eric weiter, während Julian und ich uns zurück hielten.
Von unserer Reiki-Fähigkeit hatten wir bis jetzt noch niemand erzählt. Darum war ich ja auch nicht so erfreut als Eric wollte, dass ich Chris half. Aber so kaltblütig er im Kampf war, so mitfühlend war er in allen anderen Situationen.
»Es gibt Heiler, ich kenne wenigstens zwei, oder kannte sie wenn man es genau nimmt. Aber ich bin manchmal ein etwas unbequemer und sehr unabhängiger Mensch. Und diese Heiler helfen nur Mutanten die zu einer Gruppe oder zu den 'Freien Mutanten' gehören. Beides trifft auf mich nicht zu.«
»Moment - nur weil du dich keiner Gruppe anschließen willst, verweigern sie dir ihre Hilfe?«, nicht nur Eric war sehr erstaunt.
»Alle Heiler gehören zu den 'Freien Mutanten'. Dies ist eine lose Verbindung von Mutanten, die sich eben keiner Gruppe anschließen wollen. Meist sind es sehr starke Mutanten denn sonst könnten sie ohne Gruppe nicht überleben. Das wäre im Prinzip auch meine Vorstellung. Doch leider haben sie da ein paar Regeln, die diese Gruppenlosigkeit faktisch wieder zu einer Gruppe macht, also zur Gruppe der Gruppenlosen.«
Alle Heiler gehören zu den 'Freien Mutanten'? Wieso denn das? Verwundert sah ich zu Julian natürlich wusste der aber auch nicht mehr.
Doch Frank fuhr fort: »Eigentlich waren die meisten Regeln nicht schlecht und ich hätte damit keine Probleme gehabt. Aber im Laufe der Zeit sind diese Regeln immer mehr umgedeutet und neu interpretiert worden. Eine davon kennt ihr ja schon von Tom. Ursprünglich hieß es, dass die 'Freien Mutanten' sich nicht in Streitereien einmischen sollten. Dabei waren Kämpfe zwischen den einzelnen Mutanten-Gruppen gemeint.
Doch dann wurde daraus das sich Mutanten in keinerlei Streit mehr einmischen sollten, und etwas später galt schon die Hilfe für einen anderen als Einmischung. Es ging schließlich soweit, dass man zusehen sollte wie jemand fertig gemacht wurde. Man durfte nicht eingreifen, egal ob Opfer oder Täter, oder beide, Mutant oder Normalos waren. Keine Einmischung um keinen Preis.
Wurde jemand von Fängerkomandos gejagt, so musste er selbst sehen wie er entkommt. Die Schwachen bleiben auf der Strecke und die Starken beißen sich durch. Könnte fast von den Darwinianern sein - nicht war?«, Franks Augen blitzten wütend.
Wir hatten ja schon von Tom gehört, dass Mutanten sich nicht um 'Normalos' kümmern, aber dass dies auch für Mutanten untereinander galt?
»Den Schwachen bleibt also keine andere Wahl als sich einer Gruppe anzuschließen. Denn innerhalb der Gruppe half man einander, egal ob einer stark oder schwach war. Wobei viele Gruppen aber dann auch dazu übergingen, dass sie die Schwächeren aussortieren oder sie nur als Mutant 'zweiter Klasse' aufnehmen.«
Frank wischte sich eine Träne weg, und ich war versucht ihm gleich zu sagen, dass wir ihm helfen wollten, als er weiter erzählte.
»Anfangs kam ich trotzdem mit den 'Freien Mutanten' sehr gut klar. Es gab sogar einige die mich mehr oder weniger unterstützten wenn ich anderen half. Aber es gab auch ein paar die es überhaupt nicht akzeptieren konnten dass ich auch den 'Normalos' half, wenn es sich ergab. Das war für die ein absolutes Tabu, ein Bruch der 'Großen Konvention'. Es würde alle Mutanten gefährden, wenn wir offen auftreten.
Das jeder, zumindest im Sektor, von uns wusste war ihnen einfach nicht nahe zu bringen, die waren einfach ideologisch so verbohrt. Als der Unfall geschah, kam ihre große Stunde, sie verboten den anderen mir zu helfen.
Es war dann nur natürlich das es 'Normalos' waren die mir halfen und mich pflegten. Von den anderen hielt sich jeder an den 'Bann'.«, die Wut über die 'Freien Mutanten' war im anzusehen.
Damit hatte keiner von uns gerechnet, nicht einmal nachdem was uns Tom und Lukas schon berichtet hatten. Für Pascal der sich inzwischen mit Lukas und Tom zu uns gesellt hatte, muss es noch viel schlimmer sein. Er fühlte sich der 'Alten Tradition' verpflichte 'Wer stark ist, hat Verantwortung für die Schwächeren'.
Eric sah kurz zu mir und bekam mein Einverständnis, wir mussten Frank einfach helfen wenn wir es konnten »Ein Heiler könnte dir Helfen, es ist also eine 'normale' Verletzung?«
»Natürlich hätten sie mir helfen können, aber die sind einfach zu feige. Ein Heiler allein kann nicht überleben. Er braucht immer eine Gruppe die ihn beschützt. Die sind auch die Einzigen, die bei den 'Freien Mutanten' beschützt werden. Die 'Freien Mutanten' garantieren für ihre 'Unabhängigkeit' solange sie sich an ihre Regeln halten. Keine Gruppe würde es wagen, einen Heiler zu etwas zu zwingen.«
»Wieso? - Können die nicht selbst Kämpfen?«, wieder etwas was Eric für uns erfragte. Langsam erstaunte mich auch Franks Geduld, normalerweise hätte er Eric schon lange sondiert. Doch er tat es nicht, was nur bedeuten konnte dass auch er ihn sehr mochte.
»Nein, natürlich nicht! - Kennst du einen Heiler der sich verteidigen kann? Die sind von Grund auf pazifistisch.«, antwortete Frank leicht irritiert. So als habe Eric gefragt, ob man Wasser auch pur trinken könne.
Eric musste jetzt lachen: »Also ich kenne zwei und die würde ich nicht unbedingt als Pazifisten bezeichnen. Nicht nach dem was ich erlebt habe.« Ich boxte ihm leicht in die Seite, da zweifelt der doch glatt an unserer pazifistischen Grundeinstellung.
Frank wurde blass und blickte von einem zum anderen während Eric sich übertrieben die Seite rieb und grummelte: »Oder war dass etwa praktizierter Pazifismus?«
»Das war nur eine erzieherische Maßnahme.«, feixte Tom.
Frank war noch immer sprachlos und sichtlich verwirrt. Julian und ich standen auf und knieten uns neben seinen Sessel. »Wir sind noch nicht besonders gut, aber bei Eric ist die Sache eigentlich ganz gut gelungen. Außer den paar Wahrnehmungsstörungen unserer pazifistischen Grundeinstellung gegenüber. Da werden wir wohl noch etwas nachbessern müssen.«, dann gab ich die Erinnerung wie wir Eric gefunden hatte für ihn frei.
»Das hätte ich nie Gedacht! Wenn das herauskommt, werden die 'Freien Mutanten' durchdrehen. Dies stellt alles auf den Kopf. Es gab noch nie Heiler die auch kämpften. Immer - schon immer gab es Heiler, aber die waren immer Pazifisten! Nie hat einer von denen gekämpft!«, stammelte Frank. Er war wirklich völlig durch den Wind.
Dann faste er sich wieder etwas und erklärte: »Mit euren Fähigkeiten und dem Tempo in dem ihr sie entwickelt habt, könntet ihr auch für die 'Freien Mutanten' eine Bedrohung werden.« Frank versucht das für ihn unfassliche zu begreifen.
Eindringlich sah er mich an: »Du weißt doch was ich über Mutanten und 'Mark 13' zu Martin gesagt habe. Wehe wenn die sich von euch angegriffen fühlen! Ich habe sowieso schon das Gefühl das die mich überwachen. Die wissen schon längst, dass ich mich mit der Abwehr in Verbindung gesetzt habe. Dass ich danach von Arne abgeholt wurde, in einem Fahrzeug der NeckTech, ist ihnen wahrscheinlich auch aufgefallen.«
»Bis jetzt werden die doch wohl eher denken, dass du dich hast kaufen lassen. Zum Beispiel für ein Implantat.«, äußerte Eric eine nicht gerade schmeichelhafte, aber dennoch nicht von der Hand zu weisende Vermutung.
»Ich denke auch nicht, dass es soweit kommen wird!«, mischte sich Pascal ein und ergänzte: »Gerade weil die 'Freien Mutanten' so viel Wert auf Unauffälligkeit legen, können sie sich eine Auseinandersetzung nicht leisten. Sollten sie dich tatsächlich in 'Fernüberwachung' haben, dann haben sie auch das Ende von 'Labor 23' mitbekommen. Das war alles andere als unauffällig. Das Ganze wurde als, illegales Experiment mit 'Thermonectit' an die Öffentlichkeit gebracht. Entsprechende Hintergrundinformationen, die eine Verbindungen zu den Darwinianern herstellten, wurden an die Presse lanciert.«
Betroffen sahen wir uns an und nur Stefan grinste, Natürlich war dies etwas was er eingefädelt hatte.
Pascal fuhr fort: »Doch falls es zu einem Krieg der Mutanten kommen sollte, dann ließe sich das kaum vertuschen. Weshalb die 'Freien Mutanten', meiner Meinung nach alles tun würden, um dies zu verhindern. Etwas Vorsicht wäre allerdings schon angebracht wenn ihr euch in der Öffentlichkeit bewegt.« Der letzte Satz war wohl an uns gerichtet.
»Außerdem können sie im Moment noch gar nicht wissen, woher die vier neuen Mutanten kommen. Das wird sie etwas verunsichern.«, vermutete Eric.
»Kann den dieses 'Thermonectit' so eine Explosion verursachen, das sah doch schon wie eine unterirdische Nuklearexplosion aus.«, fragte ich, ohne zunächst auf Erics Vermutung einzugehen.
Stefan, der die ganze Zeit nur im Türrahmen gestanden hatte, so als wolle er die Mutanten unter sich lassen, erklärte: »In einem Thermaldetonator, dessen Wirkung ihr ja inzwischen kennt, ist nur ein halbes Gramm 'Thermonectit'. Ich denke dies beantwortet deine Frage. Jetzt dürfte euch auch klar sein warum die Produktion und alles was mit Nectec, Nectit und den anderen Abarten zusammenhängt so geheim ist. Dr. Neckler ist kein Spinner der sich eine Privatarmee hält, er hat ganz massive Gründe dazu.«
»Natürlich stellte sich aber auch die Frage, wie viel die Mutanten dabei von unseren Aktivitäten mitbekommen haben. Für einen Außenstehenden Betrachter musste es doch wie ein Überfall der NeckTech auf 'Labor 23' der Darwinianer aussehen.«, gab Lukas zu bedenken.
»Während eurer 'Aktivitäten' in der Anlage, spürte ich einen so extremen psionischen Energieumsatz wie noch nie. Wenn Mutanten in der Nähe waren, und damit meine ich im Umkreis von 50 km, dann wissen sie, dass da etwas Gewaltiges am Toben war.« Frank schaute uns dabei sogar etwas besorgt in die Augen. »Ihr habt dort unten Kräfte entfesselt, die mir wirklich Angst gemacht haben, und dabei wart ihr nicht einmal besonders effektiv.«
Wegen unseres ungläubigen Lachen erklärte er weiter: »Das soll euch jetzt keineswegs abwerten oder schlecht machen. - Ich meinte damit euren Wirkungsgrad! Ein Mutant steigert seine Fähigkeiten mit der Zeit, je mehr man die Kraft, oder Kräfte einsetzt, desto besser wird man. Das habt ihr ja selbst festgestellt. Nur, je mehr Fähigkeiten ihr habt, desto geringer ist der Wirkungsgrad, weil ihr eure Aufmerksamkeit eben auf mehrere verteilen müsst.
Ein Multitalent kann nie so gut sein wie die einzelnen Spezialisten, von Synergieeffekten mal abgesehen. Bei euch ist es aber so, dass ihr vieles durch eure extrem hohe Lerngeschwindigkeit wieder gut machen könnt. Das ist es aber auch was mir solche Angst macht, ich sehe bei euch einfach kein Ende.«
»Aber was ist mit Erics Überlegung, dass wir so plötzlich in Erscheinung getreten sind? Gab es so etwas schon einmal?«, wollte Tom wissen.
»Ich denke der Schlüssel dazu ist Pascal! Im Moment werden sie davon ausgehen, dass ihr vier Mutanten der 'Ersten Generation' seid, die Pascal zur Hilfe gerufen hat. Alleine deswegen werden sich die 'Freien Mutanten' in nächster Zeit zurückhalten. Denn vor denen, hat jeder Mutant Respekt.«, vermutete Frank.
Ups - wieder was gelernt. Doch darüber wollte ich jetzt einfach nicht nachdenken, stattdessen blickte ich Frank fest in die Augen: »Sollen wir es Probieren? Ohne Garantie, aber ich denke es müsste klappen.« Er wusste natürlich, dass wir das Reiki meinten.
Frank nickte und wir gingen in sein Zimmer wo er sich Auszog und auf das Bett legte. Mir viel dann ein, was heute Morgen bei Chris passiert war und warnte ihn vor. Dennoch hatte er nichts dagegen, dass die Anderen dabei waren. Tom und Lukas hatte es ja schon selbst erlebt und bei Eric zugesehen. Sie wussten somit, dass es da nicht all zu viel zu sehen gab. - Besonders da es sich bei Frank ja um eine innere Verletzung handelte. Trotzdem wollten auch sie dabei sein.
Frank lag mit dem Bauch auf dem Bett, und Julian und ich legte ihm je eine Hand auf den verletzten Wirbel. Dann reichte ich Julian meine andere Hand und so schlossen wir den Kreis. Anschließend konzentrierten wir uns, und ließen die Energie fließen. Es war anders als bei Eric, das spürte ich sofort.
Da war eine Kraft, die sich gegen uns stellte. Diese Kraft war stark, sehr stark sogar. Doch wir konnten sie langsam etwas zurückdrängen und dann mit dem Reiki beginnen. Ich fühlte, dass es Frank selbst war, der sich uns da entgegenstellte. Er hatte Angst, aber wovor? Ich überließ Julian die Kontrolle, auch über meine Reiki-Kräfte und tastete mich telepathisch zu Frank durch.
Ich versuchte ihn zu beruhigen und drang vorsichtig tiefer in ihn ein. Er unterstützte dies auch selbst, als er erfuhr um was es ging. Nach einiger Zeit hatte ich endlich herausgefiltert was es war. Er hatte Angst davor was passieren würde, wenn die anderen Mutanten erfuhren, dass er bei einem Heiler war. Oder wenn sie erfuhren das wir auch Heiler waren. Wenn sie erfuhren wie anders wir waren. - Wie anders wir zu unseren Kräften gekommen waren. Er wälzte da alle möglichen Apokalypsen in seinem Gehirn herum und störte so unser Reiki.
Es gelang mir ihn zu beruhigen, sie würden es irgendwann erfahren, doch vorerst hätte er eben ein Implantat bekommen, weil er hier bei NeckTech geholfen habe. Je mehr wir darüber nachdachten desto einfacher war das Problem, niemand musste erfahren was wir konnten so lange wir es nicht wollten.
Je ruhiger er wurde, desto einfacher hatte es Julian. Im Vergleich zu den Verletzungen von Eric war das was wir bei Frank in Ordnung zu bringen hatten noch immer klein. Die Nerven waren abgedrückt worden, konnten von Julian dann aber innerhalb kurzer Zeit regeneriert werden.
Doch da Frank nur noch gewohnt war mit dem bionischen Korsett zu Laufen, würde er einige Probleme beim selbstständigen Laufen bekommen. Er musste es erst wieder lernen. Auch seine Hüftgelenke waren etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, was Julian dann auch noch gleich in Ordnung brachte.
Ich hatte mich inzwischen wieder aus Franks Bewusstsein zurückgezogen und unterstützte Julian noch ein wenig bei 'Schönheitsreparaturen' als Frank leise aufstöhnte und neue Bettwäsche fällig wurde.
Da waren wir aber auch fertig und dies in jeder Hinsicht. Gestern waren wir stärker gewesen, soviel stand für mich fest. Julian und ich waren total verschwitzt, aber es hatte sich gelohnt. Wie wir mit einer Nadel feststellten war bei Frank die Gefühle in die Beine zurückgekehrt. Zum ersten Mal seit ich ihn persönlich kannte, war keine Spur von Bitterkeit oder Zynismus bei ihm zu sehen.
Er Lächelte und es störte ihn auch nicht das wir jetzt, als er sich umdrehte einen Blick auf seinen Halbsteifen werfen konnten. Etwas überrascht stellten wir fest, dass wir mehr als 45 Minuten gebracht hatten. »Ich brauche jetzt erstmal eine Dusche. Frank kommst du mit?«, er nickte und mit sehr unsicheren Bewegungen und von uns gestützt gingen wir Duschen.
Wir waren kaum fertig und im Wohnzimmer angekommen als ich Chris, wie immer fröhlich Lächelnd, in einem der Sessel entdeckte. »Ich dachte du solltest uns fernbleiben?«, begrüßte ich ihn etwas erstaunt.
»Och - die hohen Herren haben ihre Meinung geändert. Da ihr mich heute Morgen so gut verkraftet habt, soll ich euch jetzt zur Untersuchung bringen.« Sein lächeln wirkte echt entwaffnend. Obwohl eigentlich kein Grund dafür vorlag begleiteten Eric und ich unsere Freunde. Unsere Daten waren ja bekannt, und entsprechende ID-Karten mussten nur neu ausgestellt werden.
Mit einem Van fuhren wir dann zu einem Labor in dem dann auch die entsprechenden Untersuchungen durchgeführt wurden. Laut Befund war Julian 18 Jahre Alt und er sollte sich einen Geburtstag Mitte bis Ende Oktober suchen da dies der ungefähre Zeitpunkt sein müsste. In einem Anflug von schwarzem Humor wollte er den 23. Oktober, als Erinnerung an 'Labor 23'. Natürlich versuchte ich ihn von einem anderen Datum zu überzeugen. Da er doch nicht an einem Tag den man feiern wollte an unsere dunkelste Zeit erinnert werden wollte. Lukas schlug daraufhin den 28. vor, damit wir in Zukunft immer zusammen feiern konnten. Damit war dann auch Julian einverstanden und wir hatten wieder etwas gemeinsam.
31 - In the air tonight
'Hawkins-Campus', Freitag 26.10.2035
Zurück in unserem Domizil überraschten uns Arne, Stefan und Pascal mit einem Grillabend auf der Terrasse. Eigentlich war es zwar schon etwas kühl, aber mit dem offenen Feuer und im Windschatten der Terrasse war es doch noch sehr gemütlich. Wir alle waren so richtig entspannt und Pascal hatte sogar zum ersten Mal seit wir hier waren Stefan in den Arm genommen.
Frank unterhielt sich leise mit Eric, ich hatte meinen Julian und Tom seinen Lukas. Nur der arme Arne, als Mitglied der heterosexuellen Minderheit hatte keinen Partner. Nachdem wir gut gegessen und uns fröhlich unterhalten hatten schnitt Stefan dann das wohl eigentliche Thema des Abends an. »Wie denkt ihr, dass es weitergehen soll?«
»Eine wirklich gute Frage! Wir hatten uns da noch keine so großen Gedanken gemacht. Wir wissen nur eins, wir wollen zusammenbleiben. Damit meine ich auch Eric und wenn er sich doch noch bereit finden würde auch Frank.« Frank sah zu mir und nickte nachdenklich.
»Vorerst kann man euch ja nicht alleine lassen, sonst legt ihr noch halb Europa in Schutt und Asche.« Dies war zwar nicht unbedingt das was wir hören wollten, aber vorläufig würde er dann auf jeden Fall bei uns bleiben müssen.
Nach kurzem zögern fuhr ich fort: »Wir haben etwas zusammen durchgemacht was uns wohl für immer verändert hat und nichts wird je wieder so sein wie zuvor. Ich weiß nicht was aus dem Vermögen meiner Eltern wurde, aber ich denke, dass da bestimmt noch eine Möglichkeit besteht, etwas davon zurück zu bekommen.« Stefan nickte zustimmend und so fuhr ich fort.
»Nur eines steht für mich auch fest, so wie es vor meiner Entführung geplant war wird es nicht gehen. Ich kann jetzt nicht mehr einfach bei dir leben und zur Schule gehen als wenn nichts geschehen wäre.« Tom lächelte spöttisch, und sendete zu mir: »»Du bist eben doch unser Minimutantengruppensprecher und Alpha-Männchen, mach weiter so!«« OK erwischt, und was für ein neuer geiler Begriff!
Stefan, der natürlich von unserer stummen Unterhaltung nichts mitbekommen hatte, überlegte einige Sekunden. »Aber die 2. Oberstufe willst du doch noch machen - Oder?«
Das wurde mir jetzt alles zu persönlich, nur auf mich abgestimmt. Ich wusste dass Stefan es gut mit mir meinte aber ich musste jetzt auch an Lukas, Tom und natürlich an Julian denken. Eric war mit 23 Jahren selbst für sich verantwortlich, aber vielleicht wollte er doch noch studieren?
»Du hast gefragt wie es mit 'uns' weitergehen soll, wie du inzwischen weißt sind Tom und Lukas nach dem Ereignis mit Toms Vater auch nicht mehr zur Schule gegangen. Sie haben nur die Mittelstufe abgeschlossen. Bei Julian ist es noch problematischer, er war nie auf einer Schule.«
»Was soll das heißen nie auf einer Schule? Er hat doch wenigstens Hololehrer gehabt?« Stefan war sichtlich verwirrt und ich wusste einfach nicht wie ich Julians Situation erklären sollte. Er hatte doch das Wissen aber ... Julian nahm mir die Entscheidung ab.
»Ich bin nicht normal aufgewachsen, hatte keine Kindheit, und bin deshalb nie auf eine Schule gegangen, weil - weil ich ein Invitro bin.« Nüchtern, ruhig und sachlich hatte er 'unser Geheimnis' vor Stefan aber auch unbedachter weiße vor Arne ausgebreitet.
Der erfasste die Sachlage, scheinbar am schnellsten: »Keine Panik Jungs, das ist uns alles schon bekannt.«
»Was soll das heißen?«, fuhr jetzt Stefan auf.
»Ganz einfach, der Bluttest! - Die Werte waren sehr seltsam, deshalb wurden sie in einem unserer Labors noch einmal genauer überprüft. Wir befürchteten anfangs Nachwirkungen von den Behandlungen im 'Labor 23'. Immerhin war Julian am längsten dieser 'Maschine' ausgesetzt. Dabei kam dann heraus dass er in einem Bruttank herangereift sein muss. Und das auch noch in einer sehr kurzen Zeit. Zwischen 42 bis 56 Monate schätzten unsere Wissenschaftler. Wir wussten, dass die Darwinianer mit der Invitro-Technologie experimentierten, aber keiner hätte geglaubt dass sie soweit gehen würden.
Ich selbst habe daraufhin alle Proben persönlich vernichtet, alle über das Besprochene hinausgehenden Daten wurden gelöscht.«
»Man hat mir gesagt es waren 48 Monate.«, flüsterte Julian, den ich noch immer fest im Arm hielt, mit stockender Stimme. Interessant war besonders die Reaktion von Eric, der hatte bei den ersten Worten von Arne, Blickkontakt und dann PSI-Kontakt über Frank zu Lukas und Tom aufgenommen.
Er stand nun in einer Position von wo er alles im Blick hatte. An der Starre von Lukas erkannte ich, dass dieser die Teleortung übernahm, niemand würde sich dem Haus nähern können ohne von ihm entdeckt zu werden. Auch Tom war abwehrbereit, falls es erforderlich wurde.
Pascal der es diesmal bemerkte, was sich da innerhalb weniger Sekunden anbahnte, versuchte beruhigend auf mich einzuwirken, doch diesmal war ich völlig ruhig. Ich rechnete eigentlich nicht mit einem Verrat, dennoch war auch ich sehr angespannt. Die Vorstellung Julian zu verlieren, oder ihn wieder in den Fängen von irgendwelchen Wissenschaftlern zu wissen, bereitete mir fast schon körperlich Schmerzen. Arne hatte noch nicht einmal zu Ende geredet da waren wir bereit, mit aller Macht für Julians Sicherheit zu kämpfen, sollte es nötig werden.
Arne der Erics Positionswechsel bemerkt und dessen Körperhaltung interpretiert hatte blieb jetzt ganz ruhig. Eindringlich redete er auf uns ein: »Niemand wird Julian etwas tun, ist es denn so schwer zu vertrauen? Wir sind nicht die Darwinianer, natürlich wären unsere Wissenschaftler froh, sie könnten dich, oder eigentlich euch alle untersuchen. Ihr solltet so Intelligent sein dies zu verstehen. Was mit euch geschehen ist, ist für jeden Wissenschaftler der sich mit so etwas beschäftigt eine Sensation. Eure Fähigkeiten faszinieren eigentlich jeden Naturwissenschaftler.
Aber Neckler hat euch durch mich sein Wort gegeben. Er wird nichts gegen euren Willen tun. Und wenn ihr nicht langsam damit beginnt etwas ruhiger zu werden, dann weiß ich wirklich nicht, wie wir überhaupt noch miteinander reden sollen.«
»Wir sind es gewohnt nur uns selbst zu vertrauen, wir vier oder mit Eric inzwischen fünf, haben gelernt einander zu Vertrauen. Auch wenn wir Eric nur ein paar Stunden länger kennen als euch. So haben wir innerhalb dieser Zeit und in diesem verdammten Labor gelernt, dass wir uns auf ihn verlassen können.
Für mich ist er im Moment der einzige 'Normalo' dem ich zu 100% Vertraue. Und ich weiß dass es Lukas, Mike und Julian genauso geht. Wir brauchen einfach Zeit. Es ist jetzt gerade einmal einen Tag her, dass wir aus dem Labor entkommen konnten.«, Tom hatte leise aber sehr betont gesprochen und Arne nickte dann nachdenklich.
»Es ist jedenfalls so, wie ich gesagt habe, alle Beweise für Julians Herkunft habe ich vernichtet, und dabei habe ich mir nicht nur Freunde gemacht.«, er lächelte ein wenig grimmig.
Ich konnte mir gut vorstellen wie die Wissenschaftler reagiert hatten. Die Lage entspannte sich wieder etwas, aber so gelöst wie zuvor war es nicht mehr.
Stefan hatte bis jetzt nichts zu diesem Thema gesagt und uns nur sehr nachdenklich beobachtet. Betont ruhig ergriff er nun das Wort: »Nach allem was ich bisher über Julian von euch erfahren habe, und auch an der Art wie Eric, der ja definitiv kein Mutant ist, sich für ihn einsetzt, sehe ich keinen Grund ihn anders als jeden anderen zu behandeln.
Die Frage war jedoch, wie es weiter gehen soll und da kann ich mich nur Arne anschließen! Zurzeit seid ihr das reinste Dynamit und dabei schließe ich den Nichtmutanten unter euch ausdrücklich mit ein. Es grenzt wirklich schon an Paranoia was ihr hier treibt.
Vielleicht sollten wir uns wirklich erst in ein paar Tagen noch einmal zusammensetzen, in der Zwischenzeit werden dann auch die restlichen Daten über Tom und Lukas eingetroffen sein. Im Moment steht nur fest, das ihr definitiv nicht zur Fahndung ausgeschrieben seid.«
Das war auf jeden Fall mal ein vernünftiger Vorschlag und eine interessante Nachricht für die Beiden. Wir redeten dann noch eine ganze Weile über alles Mögliche, was wir tun könnten, ob es sinnvoll wäre die 2. Oberstufe zu machen um dann zu studieren. Auch das Vermögen meiner Eltern kam dann zur Sprache und es war tatsächlich noch einiges davon da. Meine persönlichen Sachen aus dem Zug und die die ich vorausgeschickt hatte waren von Stefan eingelagert worden.
Der Abend verlief nun wieder entspannter und die Stimmung wurde danach auch wieder wesentlich besser. Für beide Seiten war es sicherlich nicht einfach, aber wir mussten irgendwie darüber hinwegkommen. In dem Punkt hatten Arne und Stefan Recht, wir waren sehr angespannt, ich denke nicht dass wir überreagierten und Paranoid waren wir wohl auch nicht. Aber einfach war es mit uns sicher nicht.
Es war 23 Uhr als sich Arne verabschiedete und wir uns ebenfalls langsam zurückzogen, denn es war nun doch ziemlich kühl geworden. Außerdem hatten wir auch noch ein paar Dinge unter uns zu klären. Frank zog sich gleich darauf in sein Zimmer zurück, er wollte erst mit sich selbst und der neuen Situation klarkommen. Ihm viel es als ewiger Einzelgänger etwas schwer, mit unserem ständigen Kollektivdenken klar zu kommen.
Zu fünft machten wir uns also wieder auf in 'unser' Zimmer um uns auf unsere Art zu entspannen. Was auch einige von uns ziemlich nötig hatten. In dieser Nacht wurde ich dann auch noch von Eric und Julian verwöhnt und auch Julian wurde von mir entsprechend umsorgt.
Anfangs waren Lukas und Tom über Erics Aktivitäten etwas erstaunt, kurz darauf zeigte Lukas sein 'Habe ich es dir nicht Gesagt' Grinsen und bearbeitete Tom weiter. Auch damit dass Eric vorerst nur aktiv sein wollte hatte keiner ein Problem. Ich war fest davon überzeugt, dass da schon bald sehr viel mehr möglich war.
Und Toms Vertrauenserklärung hatte Eric sichtlich gerührt, gerade weil er zu Tom noch immer das kühlste Verhältnis hatte. Lukas war eben immer wesentlich lockerer, Julian musste man einfach gern haben und zu mir hatte er sowieso von Anfang an eine besondere Beziehung. Da war Tom mit seiner eher zurückhaltenden und brummigen Art immer als etwas distanziert erschienen.
'Hawkins-Campus', Samstag 27.10.2035
Ich wurde um 6 Uhr vorsichtig von Eric geweckt: »Kommst du mit Joggen?« Es war mir zwar etwas früh aber andererseits war es dann draußen entsprechend ruhig. So zogen wir uns leise an, denn Julian hatte mir bei Strafe verboten ihn zu so einer Zeit für Sport zu wecken. Andererseits fand ich den Gedanken, an welche Strafe Julian dabei gedacht hatte, sehr verlockend.
Draußen wartete dann Chris mit einem, wie sollte es anders sein, fröhlichen Lächeln. Gott wie konnte man zu so einer Zeit so gut gelaunt sein. - Und was machte er denn überhaupt hier?.
»Wir haben gestern kurz darüber gesprochen, er hat keine Lust immer alleine zu laufen, und da dachte ich er könne ja mitlaufen.«, erklärte Eric nebenbei, der meine Frage geahnt haben musste.
Nun ich hatte natürlich nichts gegen Chris und so liefen wir los. Chris zeigte uns dabei einen schönen Rundkurs, der auch noch am See vorbei führte. Diesmal allerdings von der anderen Seite, so dass wir bei den Kabinen herauskamen.
»Eine Runde schwimmen?«, fragte Chris und musterte mich mit einem lüsternden Blick.
Ein Blick zu Eric, der sich aber schon lachend die Kleidung abstreifte, und ich machte auch mit. Zusammen sprangen wir in das angenehm temperierte Wasser. Die Luft war heute Morgen doch schon etwas kühler als gestern. - Und Handtücher zum Abtrocknen hatten wir wieder keine dabei. So war es doch ganz gut, dass wir heute bei den beheizten Kabinen waren.
Wir schwammen nur 20 Minuten und planschten dann noch ein wenig herum bevor wir das Wasser verließen. In einer der Kabinen setzte sich Eric wieder zu mir und legte sich nach ein paar Minuten, mit dem Kopf in meinem Schoß auf die Bank. Chris der nur ein wenig Distanz gehalten hatte bekam Erics Füße ab.
Wir plauderten anfangs unbekümmert, und so erfuhren wir, dass Chris der Sohn eines bekannten Wissenschaftlers war und hier eine Art von Urlaubspraktikum machte. Wer der Wissenschaftler war, wollte er nicht sagen. »Ich definiere mich nicht über meinen Vater.«, war sein einziger Kommentar.
Dementsprechend muss sein Vater schon ein ziemlich einflussreicher Typ in diesem Laden sein, sonst wäre er damit lockerer umgegangen. Es konnte nur bedeuten, dass viele wenn sie erfuhren wer sein Vater war, anders mit ihm umgingen. Aber mir war das egal. »Ich mag Wissenschaftler nicht besonders, ich kenne eigentlich keinen den ich mag.«, sagte ich dann und er grinste.
»Ja, an deiner Stelle würde es mir wahrscheinlich ähnlich gehen, aber ich denke ihn würdest du mögen. Ist zwar ein etwas kauziger Brummbär, aber er hat ein Herz aus Gold. Manchmal etwas hart aber eigentlich immer gerecht, es braucht meistens nur etwas Zeit bis ich es auch einsehe. Leider ist er aber auch verdammt Stur und dann kann er wirklich unausstehlich werden.«, lachte er und streichelte Eric das Bein zärtlich aufwärts.
»Bist du eigentlich schwul? Ich meine Gestern als du uns zugeschaut hast, da warst Du doch auch mit dir selbst beschäftigt?«, Chris hörte nicht auf, Eric das Bein zu streicheln, fuhr sogar jetzt weiter nach oben und wurde ein wenig rot im Gesicht.
»Genau weiß ich es nicht, aber auf jeden Fall mindestens Bi. Ich hatte schon ein paar Freundinnen, aber es war nie so richtig eine Beziehung. Vielleicht lag es auch daran das mein Vater, ziemlich viel Kohle hat, und einige nur dahinter her sind. Aber bei den meisten empfand ich einfach nichts.«, Chris klang ziemlich traurig dabei.
Eric nahm die Hand von Chris und zog sie noch höher und zur Mitte wo sich schon einiges regte: »Findest du es schön mich da zu streicheln?«
Chris lächelte und massierte dessen Männlichkeit ohne zu zögern. »Ich hab auch schon mal was mit einem Jungen gehabt! Aber das war da dann auch ähnlich, solange ich ihn einlud und ihm immer mal etwas mitbrachte war alles OK. Bis ich dann merkte, dass er nebenher noch weitere 'spendable Freunde' hatte. Da ging dann nichts mehr.«
»Wie Lange ging denn diese 'Beziehung'?«, fragte ich.
»Knapp zwei Wochen, dann war Schluss. Wenn ich einen Callboy wollte, dann hätte ich mir einen nehmen könne, aber was der da abzog ...«, Noch immer streichelte er Erics Genitalien. Und als sich dann auch bei mir etwas regte kümmerte sich Eric auch um mich.
»Hast du mit ihm Geschlafen?«, wollte Eric nun wissen
»Er hat mich 'Entjungfert' falls du das wissen willst. Aber selbst wollte er nicht gefickt werden.« Eric hüstelte ein wenig und wurde rot.
»He, bei dir ist das was Anderes. Setz dich jetzt bloß nicht selbst unter Druck. Ich wollte es gestern so. Das kann man wirklich nicht vergleichen. Außerdem bist du in dieser Hinsicht noch 'Jungfrau'.«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Chris sah ein wenig überrascht zwischen mir und Eric hin und her: »Ich hatte mich schon gewundert, gestern bei der Untersuchung schien es als wärst du mit Julian zusammen.«
Eric kicherte als ich antwortete: »Das ist richtig und doch viel komplizierter. Julian und ich sind fest zusammen genauso wie Tom und Lukas. Außerdem sind wir vier auch noch zusammen, und Eric weiß noch nicht so recht, dachte bisher er sei ein Hetero, fühlt sich aber inzwischen sehr zu uns hingezogen.«
In Chris Kopf arbeitete es, das konnte ich trotz seines Blockadechips feststellen und auch sehen. »Ihr macht Partnertausch und so richtig Gruppensex? Das geht ohne dass einer eifersüchtig wird?«
Eric lachte und sagte: »Hätte ich auch nie gedacht, das so was Funktionieren kann, aber das ist bei denen was Besonderes. Jeder ist Telepath, jeder weiß dass es feste Partner gibt und dass sich daran nichts ändert. Julian weiß natürlich dass ich gestern am See mit Mike Sex hatte. Gestern Abend waren alle dabei und es geht.« Dabei grinste er mich wieder an und sagte noch »Eigentlich hätte ich Lust auf eine Wiederholung.«, ich war ja auch nicht abgeneigt, aber andererseits wäre es ziemlich blöde für Chris gewesen. Denn obwohl ich ihn inzwischen wirklich mochte, für Sex reichte mir 'mögen' nicht aus.
»He wir wollten doch um acht wieder im Haus sein, oder gönnst du mir nur einen Quickie.«, zog ich ihn auf.
Wieder einmal zeigte sich diese seltsame Vertrautheit zwischen uns, er wusste sofort dass ich wegen Chris nicht wollte und spielte mit. »OK - nicht das Julian schon wieder ohne dich Aufwachen muss.«, grinste er und hatte damit sogar Recht. Julian mochte es nicht, wenn ich nicht da war, wenn er wach wurde.
Wir standen dann auf und zogen uns an, was Chris offensichtlich sehr bedauerte. Wir sahen es ihm an, dass er lieber noch ein wenig mit uns zusammen gewesen wäre.
»He - was haltet ihr davon, wenn wir heute etwas in die City zum einkaufen gehen?«
»Ich war noch nie in der City,«, gestand ich und hatte wirklich Interesse, »aber wir haben noch keine ID-Karten.«
Chris überlegte einen Moment: »Aber Lust hättet ihr schon? Julian und anderen vielleicht auch?«
Ich nickte: »Julian bestimmt was mit den anderen ist kann ich nicht sagen. Tom mag die Stadt nicht sonderlich, er und Lukas sind im 'Sektor 20' groß geworden. Für die ist die City nur was für die Reichen.«
Eric stimmte auch zu: »Ich war auch noch nie in der Europolis City, aber sie soll ganz fantastisch sein.«
»OK - Ich werde mal mit Arne reden, ich denke da kann man etwas machen. Ich komme so gegen 12 Uhr bei euch vorbei und sage Bescheid - OK?«
»Klar würde mich echt freuen denn, ich war schon 5 Jahre nicht mehr in Europa, und das einzige was ich seither gesehen habe war das Labor und der Campus hier.« Chris strahlte, er freute sich offensichtlich, dass wir wirklich etwas mit ihm unternehmen wollten. Er musste sich wirklich ziemlich einsam Vorkommen.
Wir verabschiedeten uns von Chris, und ich war gespannt was er da erreichen wollte. Wenn er wirklich etwas bewegen konnte, dann musste sein Vater sehr viel Einfluss haben. Und dass er nur ein 'Praktikum' hier machte fand ich etwas unwahrscheinlich. Warum war er es gewesen, der uns gestern zu der Untersuchung brachte? War es seine Entscheidung, die er durchsetzen konnte, oder steckte da mehr dahinter. Und so unbefangen wie er von Arne sprach, schien er ihn näher zu kennen. Ich war wirklich gespannt.
Kurz vor acht waren wir tatsächlich wieder zurück, und verschwitzt wie ich war, ging ich zu Julian um meinen Traumprinz wach zu küssen. Ich dachte wir könnten gemeinsam Duschen gehen, doch er zog mich zu sich ins Bett. »Du riechst gut.«
»He, ich bin verschwitzt und stinke wie ein Biber.«
Julian lachte: »Dann - glaube ich, dass ich Biber mag.« Er zog mich noch näher auf sich und begann mir das Gesicht abzulenken und mich dabei ständig zu küssen. Wir wälzten uns herum und Eric stand noch immer in der Tür, rieb sich aber inzwischen schon seine Schwellung.
Geradezu stürmisch befreite mich Julian von meiner restlichen Kleidung um mich weiter mit küssen und seiner Zunge zu traktieren. Nur zu gerne ergab ich mich ihm und ließ mich von ihm verwöhnen. Langsam küsste er sich wieder zu mir nach oben, nachdem bei mir wieder alles zum Besten stand. Leise flüsterte er mir ins Ohr »Fick mich, ich will dich jetzt spüren.«
Wir küssten uns noch weiter aber er wurde wirklich immer drängender und natürlich wollte ich ihn glücklich machen. Deshalb ergab ich mich meinem 'Schicksal' und aus unserem Kuscheln wurde dann sehr schnell sehr viel mehr. Eric der durch unser treiben, auch schon wieder ganz heiß geworden war, wurde von Lukas und Tom vereinnahmt. So verbrachten wir dann die nächsten zwei Stunden im Bett..
Da ich gerade von Julian mal wieder in meine aktive Phase gedrängt wurde ließ sich Tom im weiteren Verlauf auch noch beglücken und am liebste hätte ich mir Eric auch noch vorgenommen. Ich war so aufgegeilt wie schon lange nicht mehr. Doch als sein schöner muskulöser Körper unter mir lag und ich in seine schwarzen Augen sah, da spürte ich, dass er noch nicht bereit war.
Und so blieb es beim Küssen und Streicheln. Es hätte wirklich keinen Sinn gehabt jetzt etwas zu erzwingen. Denn obwohl er mich immer wieder aufforderte es doch einmal zu probieren, hätte es keinen Sinn gehabt. Es war nur seine momentane Geilheit und nicht sein wirklicher Wunsch, davon war ich überzeugt. Aber es gab ja noch mehr was wir tun konnten um ihn zum Höhepunkt zu bringen…
Was für ein Morgen, was heißt Morgen als wir geduscht und angezogen nach unten in die Küche gingen war es 11 Uhr. Dort erwartete uns Stefan mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht: »Also ein hellhöriges Haus wäre wirklich nichts für euch.« Er wurde aber sogleich wieder Ernst, eigentlich war er da ähnlich wie Tom, der war auch nur selten Fröhlich oder gar Ausgelassen. Und wenn, dann nur für kurze Zeit oder sogar nur wenige Momente.
»Wo ist den Frank Abgeblieben?«, fragte Eric der sich sehr oft mit ihm unterhielt. Wenn so was bei Frank überhaupt möglich war dann hatte er sich ein wenig mit Eric angefreundet. Sein 'Lonely Wolf' Image ließ das im Moment aber kaum zu.
»Der ist mit Pascal spazieren. Sie wollen auch noch ein wenig gemeinsam üben. Pascal meint, dass Frank um Klassen besser ist als er selbst und hofft noch etwas von ihm zu lernen.«
Das klang aber nicht sehr erfreut. »Und was spricht dagegen?«, fragte ich, weil ich wirklich das Gefühl hatte, es würde Stefan nicht gefallen.
»Ihr habt ihm da in den letzten Tagen, ziemlich deutlich gemacht dass er kein guter Telepath ist.« Das war jetzt wirklich ein Vorwurf, den ich so nicht auf mir sitzen lassen wollte. Ich mochte Pascal sehr, der Grund weswegen er glaubte 'versagt' zu haben war unter anderem Stefan, der immer Angst gehabt hatte Pascal würde ihn aushorchen. So das Pascal am Schluss seine Fähigkeiten in Stefans Anwesenheit fast völlig vernachlässigte.
Das machte ich Stefan dann auch, in sehr ruhiger und sachlicher weise klar. »Es ist bestimmt nicht einfach, mit jemanden zu leben der einem jederzeit die Gedanken lesen kann, aber überlege doch mal wie sich Pascal fühlt! Er muss deine Gedanken nicht lesen um dein Misstrauen zu spüren.«
»Und wo wir gerade dabei sind, ich denke einer der Gründe warum es uns so schwer fällt euch zu vertrauen, ist genau dieses Misstrauen das dich ständig umgibt. Möglich das es zu deinem Job gehört misstrauisch zu sein, aber jetzt denke ich, dass es genau das ist was es uns so schwer macht.«
»Das haben Frank und Pascal heute Morgen auch schon in ähnlicher Form zu mir gesagt! Ich habe überlegt ob es besser wäre, wenn ich auf Arnes Angebot eines Implantats zurückgreifen soll, dachte aber das es das nur noch schlimmer machen würde. Pascal meint ja, Frank sagt nein, was meint ihr.«
»Erstmal Entschuldigung - ich wollte da nicht in eine offene Wunde schlagen.« Er lächelte mich an, »Du hast es wesentlich netter gesagt als Frank.« Das konnte ich mir allerdings gut Vorstellen. War es bei einem Wolf die Zähne so war es bei Frank seine gnadenlose Direktheit die andere von ihm fernhielt.
Ich sah in die Runde und alle nickten zustimmend »Also ich denke, wenn du dich damit besser fühlst, nein eigentlich sogar generell, wäre es besser du holst dir so einen Blockadechip. Wenn Frank mit seiner Vermutung, dass er überwacht wird Recht hat, dann wäre es besser, alle in unserer Umgebung könnten sich abschirmen.« Stefan schien zwar ein wenig überrascht, war aber dann doch offensichtlich erleichtert. Dabei hatte ich ihn kein einziges Mal sondiert.
»Was ist mit dir, Eric?« wollte Stefan noch wissen.
»Ich brauche kein Implantat.«, meinte der nur lakonisch und stellte sich an meine Seite, was von Stefan etwas falsch aufgefasst wurde.
»Mike hat doch gerade gesagt, es könnten auch andere Mutanten versuchen dich zu sondieren. Das dein Vertrauen in die Jungs nahezu unbegrenzt ist, davon bin ich inzwischen völlig überzeugt.«, fügte er ein wenig spöttisch hinzu.
»Das ist es zum einen wirklich, schließlich hatte ich nur noch wenige Minuten zu leben als Mike und Julian mich regenerierten. Also stehe ich mit meinem Leben für die 'Jungs' und zum Zweiten spüre ich wenn mich jemand sondiert. Frank ist davon überzeugt, ich könnte das bis zu einer Abschirmung wie bei den natürlichen Telepathen ausbauen. Er weiß das es Menschen gibt die so was können. Wir haben damit auch schon begonnen und Fortschritte gemacht.«
Auch in dem Umfeld, wie Eric zu uns gestoßen war, waren wir Gestern nicht all zu präzise gewesen. Was nur eine nette Umschreibung dafür war, dass wir alles in diesem Zusammenhang verschwiegen hatten. Denn sonst hätten wir auf unsere Reiki Fähigkeit eingehen müssen. Da das mit Franks Heilung aber jetzt auch hinfällig war erzählten wir Stefan dann auch diesen Teil.
Ab da verstand er zwar Erics Motivation uns zu helfen, wie wir uns aber auf ihn so blind verlassen konnten war ihm ein Rätsel. Er verstand einfach die Konsequenz nicht, die sich aus der Telepathie ergab. Menschen können in der Sprache lügen aber nicht in ihren Gedanken.
»Das heißt also, das ich im Moment hier der einzige bin der noch ein Implantat so einen 'Blockadechip' braucht. Na dann weiß ich ja, was ich heute Nachmittag tun werde.«, sagte Stefan etwas trocken.
Während wir das, von Eric zwischenzeitlich, zubereitete Essen einnahmen erzählte ich von Chris' Einladung. Wie erwartet waren Lukas und Tom nicht so begeistert und wollten lieber mit Frank und Pascal, die nun auch eingetroffen waren, etwas üben. Julian würde auch gerne mitkommen, konnte sich aber nicht vorstellen wie dies ohne passende ID-Karte möglich sein sollte. Wir waren noch am diskutieren als Chris, vor Freude strahlend, bei uns eintraf.
»Ich habe eure ID-Karten von Arne bekommen, die sind erst vor einer Stunde fertig geworden.« Mit diesen Worten verteilte er die 5,5 mal 8,5 Zentimeter großen Kunststoffkarten die mit unserem 3D-Passbild und allen relevanten Daten versehen waren. Stefan war mehr als erstaunt das sogar Julians Karte, er hieß jetzt Julian Arenzo, fertig war.
»He, das sind doch Karten für 'Qualifizierte Bürger' was soll das denn nun?«, rief Tom erstaunt und ich sah das auch Lukas verwundert war. Ich war ja durch meine Eltern schon immer 'Bürger zweiter Ordnung' gewesen und Eric durch seinen Militärdienst wohl auch. Aber für Lukas und Tom die im Sektor 20 gelebt hatten und bisher nur 'einfache Bürger' waren war das jetzt etwas Neues.
»Das geht schon klar, die NeckTech AG wird für die nächsten drei Jahre Bürgschaft für euch übernehmen.«, lachend fügte er noch hinzu: »Da sind ein paar wichtige Leute an eurem Wohlwollen interessiert.«, und wieder einmal grinste er breit.
Tom betrachtete fast ehrfürchtig seine Silberne ID-Karte, durch die Bürgschaft von NeckTech musste er sich auch keine Sorgen um die fällige Kopfsteuer von mindesten 6.000 Euro pro Jahr machen. Was bestimmt seine nächste Sorge gewesen wäre, wie ich ihn kannte.
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