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Heißkalte Bengel

Teil 2

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Leserinformation

Da die Story im Hauptteil ja ein Dialog ist, wird der Erzähler öfters "du" sagen, wenn er damit Edward meint. Dies sei nur als Information gesagt, um eventuelle Irritationen zu vermeiden.

Intermezzo – Teil 2

"Was sollte da jetzt noch kommen, das ich nicht weiß?", meinte Edward und sah Sven fragend an. "Schließlich war ich ja dabei, als du mich nach Strich und Faden ..."

"Hör mir doch erst mal zu, Eddie. Du weißt nur die Hälfte von dem, was alles passiert ist. Und außerdem weißt du nichts darüber, wie es mir dabei gegangen ist."

"Wie es dir gegangen ist?" Edward keuchte und funkelte mich wutentbrannt an. "Das ist so typisch, nur du bist wichtig, was in mir vorgeht, ist scheißegal."

"Nein ist es nicht. Aber du wolltest ja nun mal alles wissen. Und dazu gehört auch meine Sicht der Dinge, weil das, was dir geschehen ist, dir ja bekannt ist."

"Hm, ja okay, du hast Recht. Aber weißt du, als dein Bruder heute bei mir angerufen hat und mir von der Sache erzählt hat, war mein erster Gedanke, dass ich dich abstechen sollte. Ich meine, immerhin hast du mich benutzt, auch wenn du - so wie sich das jetzt angehört hat - weit weniger daran schuld warst, als er mir weismachen wollte."

"Ich hab' dir doch gesagt, dass man ihm nicht glauben darf."

"Stimmt wohl. Also dann erzähl' mir mal, wies weitergeht mit der Wette und ... dem Ganzen." Eddie sah nicht sonderlich glücklich drein, doch ich nahm mir vor, so viel wie möglich von dem Schaden wieder gutzumachen, den ich angerichtet hatte.

"Okay, ich ging also zu dir zurück ...

Die Verführung

... und sah dich gespielt sorgenvoll an.

"Alles klar bei dir?", fragte ich scheinheilig.

"Ja, es geht schon. Du bist gerade rechtzeitig gekommen, sonst wär' noch was weiß ich passiert. Du bist sozusagen mein Lebensretter." Du hattest ein echt süßes Grinsen drauf. Aber ich beschloss das nicht zu beachten, sondern nur stur meinen zigmal erprobten Monolog herunterzuspulen.

"Vielleicht können wir was trinken gehen und du lädst mich ein, sozusagen als Wiedergutmachung." Ich lachte falsch.

"Ja okay, wann hast du denn Zeit?"

"Wie wär's mit sofort?"

"Puh, das ist schlecht. Ich bin eigentlich gerade mit meiner Freundin verabredet. Und sowieso schon spät dran."

"Und wie willst du ihr erklären, dass du zu spät bist?"

"Na ich sag ihr die Wahrheit."

"Die Wahrheit? Ganz schlecht, mein Freund."

"Warum?"

"Na, jede Frau will einen starken Beschützer, einen edlen Ritter an ihrer Seite. Was wird sie wohl dazu sagen, dass du wenig ritterlich am Boden gelegen und beinahe zusammengeschlagen worden bist?"

"Sie wird Verständnis dafür haben."

"Sicher?"

Du zögertest und sahst mich etwas unsicher an. Das Ja lag dir sichtbar auf den Lippen, doch irgendwas hielt dich zurück. Ich wusste genau, dass Bella sicher kein Verständnis dafür haben würde. Sie war einfach zu verwöhnt. Daher fuhr ich fort: "Da wär es doch eine bessere Ausrede, wenn du mit einem guten Freund einen Trinken gehen würdest, oder?"

"Hm, aber ich kenn dich gar nicht."

"Ach komm schon Eddie. Wir haben zusammen Deutsch-Grundkurs", log ich, denn in Wahrheit war das mein Bruder. Aber ich hoffte, dass du den Unterschied nicht bemerken würdest.

"Nein, das ist Jens. Dich kenn' ich nicht?"

Verdammt, woher weiß er das? Und wieso kann er uns auseinanderhalten, wenn er mich nicht kennt?

"Also, warum sollte ich mit jemandem was Trinken gehen, den ich nicht kenne und der mich gleich am Anfang belügt?"

"Weil dir dieser Jemand gerade die Haut gerettet hat, vielleicht?" Ich musste mich beherrschen, um nicht wütend zu klingen. Bei den ganzen Schwuchteln, mit denen ich diese Nummer schon abgezogen hatte, hatte es immer gleich gewirkt und sie waren mir treuherzig in meine Lieblingsbar gefolgt, wo ich sie dann abgefüllt hatte. Der Rest war immer ein Kinderspiel gewesen. Nun, vielleicht liegt das daran, dass sie schwul waren und abgeschleppt werden wollten?, dachte ich mir.

"Ich denke, dass ich lieber zu meiner Freundin gehen werde. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."

"Dann sag ich ihr halt, was für ein Schlappschwanz du bist."

"Willst du mich gerade erpressen?" Deine Augen verengten sich.

"Nein, nein. Ich will nur mit dir was Trinken gehen."

"Willst du was von mir, oder was?"

"Muss man immer gleich an Sex denken, nur wenn man mal gepflegt mit einem Freund einen Trinken gehen will?"

"Wir sind aber keine Freunde! Du hast diese Idioten vertrieben und dafür bin ich dir dankbar. Aber jetzt hier die große Blutsbruderschaft zu beschwören, ist etwas übertrieben."

"Dann gehen wir halt was Trinken, damit wir Freunde werden."

"Lass es doch einfach, Sven. Meinst du, ich hab' nichts über die Geschichte mit Jakob gehört?"

"Wer hat dir davon erzählt?"

"Ist nicht wichtig. Ich weiß es. Und falls du jetzt mit mir auch so 'ne Nummer durchziehen willst, vergiss es!"

"Ich will doch nur was mit dir Trinken, verdammt!"

"Und mich dann wie den armen Jakob betrunken machen und in aller Öffentlichkeit mit mir rumknutschen? Nein danke, kein Bedarf!" Du machtest Anstalten zu gehen und ich wurde langsam panisch. Anscheinend versaute mir diese dämliche Sache mit Jakob gerade meine Wette, das war gar nicht gut. Ich würde Alice fragen, ob sie eine Ahnung hatte, wer meinem Opfer davon erzählt haben konnte. Auch wenn ich eine grobe Ahnung davon hatte, wer es war.

"Jetzt komm schon", meinte ich versöhnlich und hob meine Hand zum Victory-Zeichen. "Ich schwöre, dass ich mit dir nicht so 'ne Sache wie mit Jakob vorhabe." Was ja nicht mal gelogen war. Öffentlich mit dir zu knutschen wollte ich ja wirklich nicht. Das Hauptprogramm sollte erst zu Hause steigen.

"Nein." Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Widerstand geringer war, als es aussah. Also bohrte ich weiter.

"Bitte, ich lad' dich ein."

"Sollte nicht eigentlich ich dir was ausgeben?"

"Ja, wenn du das willst. Von mir aus gerne." Ich setzte mein schelmischstes Grinsen auf und es zeigte Wirkung.

"Na also, ich ... und wenn ... ach was soll's. Gut, ich komm mit."

"Spitze!" Ich klatschte in die Hände. Sven du hast's immer noch drauf. Niemand kann dir widerstehen. Schon gar kein einfältiger Edward Hunter.

"Wo geht's hin?"

"Siehst du dann schon", meinte ich und packte dich an der Hand, um dich hinter mir her zu ziehen.


Später - sehr viel später - an diesem Abend stützte ich dich, als wir bei mir zu Hause ankamen. Wir hatten jede Menge getrunken, wobei ich immer darauf geachtet hatte, dass du stets das höher prozentige Getränk erhalten hattest. Dann hatte ich gemeint, dass ich noch die Zutaten für Caipiriñas gelagert hätte und du den unbedingt probieren müsstest. So betrunken wie du warst, war das kein Problem, dich dazu zu bewegen.

Natürlich hatte ich keineswegs vor, dich noch weiter betrunken zu machen - schließlich wollte ich ja nicht, dass du mir in mein Zimmer kotzt. Stattdessen mischte ich dir in ein alkoholfreies, caipi-ähnliches Getränk Schlafmittel. Wir hatten noch eine Menge Spaß, denn du warst sehr redefreudig. Zumindest so lange bis das Schlafmittel zu wirken begann. Verstärkt durch den Alkohol wirkte es so schnell, dass du dich nicht einmal mehr setzten konntest, sondern einfach im Stehen einschliefst und umfielst. Ich fing dich auf, bevor du dich noch irgendwo verletzt, und legte dich auf mein Bett.

Dann zog ich dich aus - komplett. Schließlich wollte ich sehen, was mich am Ende meines Weges erwarten würde. Was ich sah, gefiel mir ausnehmend gut. Ich konnte verstehen, was Bella an dir fand. Bei einem solch mächtigen Argument hätte ich auch nicht nein sagen können. Dann zog ich mich ebenfalls aus und legte mich zu dir, wobei ich darauf achten musste, dass meine Latte sich nicht verselbstständigte - schließlich wollte ich dich nicht vergewaltigen.

Ich schlang meinen Arm um dich und genoss mal wieder die Berührung fremder Haut. Mir fiel auf, dass ich schon lange nichts so Gutes wie dich im Bett gehabt hatte. Zu schade, dass er nach unserem Sex bestimmt nie wieder was von mir wissen will. Er wird so gedemütigt sein, dass er mir für immer aus dem Weg geht. Denn, wenn mein Plan aufginge, würdest du weit vor dem Ende der Sommerferien mit mir in die Kiste steigen. Ich war überzeugt, diese Wette zu gewinnen.

Willst du das überhaupt?, fragte ich mich in Gedanken. Willst du so weit sinken? Das wäre ein neuer Tiefstpunkt – obwohl, Abgrund traf es besser. Du bist doch bei weitem nicht so verzweifelt, dass du auf so ein Angebot eingehen musst, oder? Ja, das war die Frage. Die Frage, die ich mir stellte, seitdem ich auf die Wette eingegangen war. Konnte ich - oder besser wollte ich - mit meinem Bruder schlafen, nur weil ich mich so geil fand? Ich hatte mich mit Jens immer recht gut verstanden. Würde sich das ändern, wenn wir...? Nein, ich wollte darüber jetzt noch nicht nachdenken. Schließlich stand noch etwas Anderes auf meinem Plan, bevor ich mir über diese unselige Wette Gedanken machen würde.

Ich legte deinen Arm auf meinen Hintern und hoffte, dass er dort - oder in irgendeiner ähnlich verfänglichen Position - bleiben würde. Dann, ganz allmählich schlief ich ein.


"Oh, mein Kopf."

Ich löste langsam meinen Arm von deinem Körper und betrachtete dich, wie du mit zusammengekniffenen Augen versuchtest aufzustehen. Deine Hände massierten deine Schläfen, ehe du sahst, wer neben dir im Bett lag.

"Oh Gott!", keuchtest du und sprangst aus dem Bett. Erst jetzt fiel dir auf, dass du nackt warst. "Oh Gott, oh Gott!"

"Der hilft dir jetzt auch nicht. Guten Morgen übrigens", meinte ich, gähnte und streckte mich ausgiebig.

"Ich kann mich an nichts erinnern. Verdammt du dämlicher Idiot! Blöde Schwuchtel! Ich hätte gleich wissen müssen, dass ..."

"Hey, hey, komm mal wieder runter! Was genau ist dein Problem?"

"Dass ich nicht weiß, was hier passiert ist!"

"Nichts, was wir nicht beide wollten", lächelte ich - und das war ja auch die Wahrheit, denn außer dass du nackt warst, war schließlich wirklich nichts passiert.

"Laber nicht, du Pissnelke! Ich weiß genau, was du mit mir gemacht hast!"

"Und was soll das sein?"

"Na, du ... du hast mich betrunken gemacht und dann vergewaltigt, perverse Sau."

"Hey, mal ganz langsam, ja?! Ich habe nichts getan, und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass du etwas dageg ..."

"Ich hatte aber was dagegen! Verdammt, ich bin mit Bella zusammen. Fuck, was wenn sie das erfährt?"

"Wer sollte ihr das sagen? Du vielleicht?"

"Den Teufel werd' ich tun. Ich will sie ja nicht verlieren."

"Weißt du eigentlich, wie du über sie sprichst?", fragte ich hinterhältig.

"Das tut hier nichts zur Sache!"

"Meinst du? Also ich finde es interessant. Los sag', weißt du's?"

"Fick dich, Sven!"

Hast du eine Ahnung!, kam es mir unmittelbar in den Sinn. Denn wenn man das Ganze von der moralisch bedenklichen Seite betrachtete, kam das, was mich erwartete, auf das Gleiche raus.

"Na komm schon. Ich spiel gern den Seelenklempner." Tat ich wirklich gerne. Das war eine Sache, die ich Jens meilenweit voraus hatte: Menschenkenntnis. Ich wusste, was in einem Menschen vorging, wenn ich ihm in die Augen sah. Ich nahm die unbedeutendsten Aussagen und verwandelte sie in ein komplexes Gedankengebilde, das den Zustand einer Person meist sehr genau wiedergab.

"Wie soll ich schon über sie reden? Sie ist meine Freundin."

"Genau das meine ich", sagte ich triumphierend. "Du redest hier von Freundin, zusammensein, verlieren. Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass du nie gesagt hast, dass du sie liebst?"

"Warum hör ich mir das überhaupt an?" Und damit warst du verschwunden, nachdem du in Windeseile deine Sachen angezogen hattest. Ich blieb zurück und starrte die Tür an. Nicht lange allerdings, weil sie schon bald wieder geöffnet wurde und Jens hereinkam. Sein Gesicht war von einer Mischung aus Erstaunen, Abscheu und Bewunderung gezeichnet.

"Bravo, Bruderherz. Du hast es also schon geschafft, diesen Penner flach zu legen. Alle Achtung. Dass es so schnell geht, hätte ich echt nicht gedacht."

"Laber doch kein Blödsinn. Ich hab ihn noch nicht gefickt, falls du das meinst."

"Wie, du hast ihn betäubt und die Möglichkeit ausgelassen, ihn zu ficken?", meinte Jens und deutete auf die Schlaftablettenpackung. "Kann einer so dumm sein?"

"Er hätte sich ja nicht mehr dran erinnert. Was soll das nützen?"

"Hast du's ihm dann wenigstens eingeredet?"

"Was? Dass wir gefickt haben, obwohl's nicht stimmt? Naja ich hab' sowas angedeutet, mehr nicht. Aber ich glaube, er hat's geschluckt."

"Du glaubst?" Jens beugte sich über mich und funkelte mich wütend an. "Mir scheint, du nimmst unsere Wette nicht ernst genug."

"Und du nimmst sie zu ernst, Jens." Ich schob ihn beiseite. "Du scheinst ja richtig versessen darauf zu sein, mit mir zu ficken. Wirst du am Ende doch schwul?"

Jens imitierte ein Würgen. "Vergiss es, Arschloch!"

"Hey, mal langsam, ja! Wenn du mich weiter so beschimpfst, überleg' ich mir das Ganze vielleicht doch noch mal."

"Wir haben einen ..."

"... Vertrag, ich weiß. Aber vielleicht ist mir das egal. Das ist ein brüderlicher Vertrag, mehr nicht. Er ist sicher nicht bindend, oder warst du beim Notar damit? Wusste ich's doch. Siehste, du hast eigentlich nichts gegen mich in der Hand. Also halt mal den Ball flach und lass mich machen. Du kriegst deine Bella-Schlampe schon noch. Und jetzt hau ab."

Jens kochte vor Wut, als er sich erhob und aus dem Zimmer stapfte. Ich jedoch triumphierte innerlich. Endlich hatte ich meinen Bruder einmal in die Schranken gewiesen. Bisher war er mir stets überlegen gewesen, doch jetzt hatte ich zurückgeschlagen. Zufrieden lehnte ich mich zurück und plante den nächsten Schritt im Unternehmen Eddie flachlegen


Ich wartete eine Woche, in der ich dich ganz genau beobachtete. Ich merkte, dass du dich wirklich an nichts erinnern konntest und daher das schlimmste annahmst. Das war mir natürlich nur allzu recht. Wann immer es mir möglich war, ließ ich kleine Äußerungen in deiner Gegenwart fallen, manchmal auch wenn Bella dabei war.

"Sag' mal Eddie-Bär, seit wann seid ihr beide eigentlich so dicke Freunde?", fragte sie einmal und musterte mich misstrauisch.

"Seit ... nun ja...ähm...is gar nich so einfach zu sagen."

"Ach das ist, seitdem ich ihm mal Nachhilfe gegeben hab", sprang ich bei und grinste, weil ich wusste, dass du ja eigentlich nirgendwo Nachhilfe benötigen würdest.

"Wirklich?" Bella hob ihre Augenbraue. "Worin denn? Eddie kann doch alles."

"Oh, im S..."

"Sozialkundelernen!", hast du hastig dazwischengeplaudert - viel zu schnell, um Bella nicht noch misstrauischer werden zu lassen. Dabei hatte ich ja Saufen sagen wollen, doch ich wusste um die Doppeldeutigkeit, die ich hatte fallen lassen. Wie gesagt, meine Menschenkenntnis war der Hammer. Ich wusste genau, dass du davor Angst haben würdest, dass ich unser - ja gar nicht vorhandenes - Geheimnis ausplaudern würde.

Daher wunderte es mich nicht allzu sehr, als du nach eben einer Woche vor meinem Zimmer standest und mich wütend, aber auch verzweifelt, bedrängt hast.

"Lass gefälligst immer diese ganzen Andeutungen sein, du mieser Vergewaltiger!"

"Wie oft noch? Es ist nichts passiert, was ..."

"Fresse! Hör zu, wenn du nochmal ein Wort über ..."

"Ich glaub jetzt hörst du mir mal zu!" Ich packte dich, zog dich dicht an mich ran und sah dir tief in die Augen. Ich wusste, dass, wenn nur ein bisschen Homosexualität in dir stecken sollte, dir das den Rest geben würde. Dieser Masche hatte noch niemand widerstehen können. Und du würdest sicher keine Ausnahme bilden, da war ich sicher.

"Lass mich los!"

"Erst, wenn du endlich damit aufhörst, von Vergewaltigung zu reden. Das hält ja kein Schwein aus."

"Aber..."

"Kein aber! Wir haben beide getrunken, ja und? Sowas soll vorkommen."

"Aber..."

"Und warum meinst du eigentlich die ganze Zeit, ich würde es überall hinausposaunen? Ich bin keine blöde Klatschtante, wie zum Beispiel Alice."

"Aber..."

"Ich fand den Abend schön und ich fänd's schön, wenn wir Freunde sein könnten, egal was passiert ist."

"Aber..."

"Was ist denn noch? Was willst du eigentlich? Dass ich mich entschuldige, weil du getrunken hast? Da kannst du lange drauf warten. Ich bin ja schließlich..."

"Aber ich weiß ja nicht mal, ob es mir gefallen hat", kam es gepresst von dir. Dein Blick traf mich tief. Er berührte irgendetwas in mir. Für einen Moment wollte ich dich wegstoßen, weil ich mich davor ekelte, was ich jetzt tun würde. Doch der Augenblick verstrich und ich war bald wieder bei Sinnen. Du wolltest wissen, ob es dir gefallen würde? Das war es also, was dir zu schaffen machte. Das war alles? Sven, du hast es immer noch drauf, dachte ich mir und grinste. Jetzt konnte es losgehen. Ich hatte dich weichgekocht, ich hatte dich so weit, wie ich dich haben wollte. Ein Wort und du warst mein.

"Wirklich nicht?"

"Nein."

"Möchtest du es wissen?"

"Weiß nicht." Du bißest auf deiner Lippe herum und sahst mich verwirrt an. "Sven, ich hab' keine Ahnung, was du mit mir angestellt hast. Ich bin nicht schwul - also eigentlich nicht - aber bei dir ... ich weiß nicht. Du machst mich total fertig."

"Das hast du aber schön gesagt", meinte ich strahlend. Innerlich jubelte ich auf. Dass du so schnell einknicken würdest, hätte ich nicht gedacht. Doch natürlich gefiel es mir. Ich beugte mich also ein wenig nach vorne, gerade so, dass sich unsere Lippen berührten. Alles Weitere legte ich in deine Hände. Zuerst dachte ich, dass es vielleicht zu forsch gewesen war. Doch bald spürte ich deine Zunge, die sich ihren Weg in meinen Mund bahnte, langsam, unsicher und zaghaft. Ich half ihr etwas auf die Sprünge und schon bald lagen wir eng umschlungen knutschend auf meinem Bett und begannen langsam, uns auszuziehen.

"Warte", sagtest du leise und vor Erregung und gleichzeitiger Furcht bebend, als ich deine Hose öffnen wollte. "Ich weiß nicht..."

"Lass mich nur machen", versuchte ich dich zu beruhigen. Doch irgendetwas ließ auch mich zögern. Ich sah in deine Augen, die sich mit Tränen gefüllt hatten. Zärtlich strich ich sie heraus und küsste dich. "Keine Angst. Es wird nicht schlimm." Wirklich nicht?, kam es mir in den Sinn. Wenn ich das hier durchziehen würde, dann hatte ich die Wette so gut wie gewonnen. Und das bedeutete... Ich wollte nicht darüber nachdenken - nicht jetzt. Doch einmal in Gang gesetzt ließen sich diese Gedanken nicht stoppen, so sehr ich es auch versuchte.

Derweil hattest du dich zitternd ausgezogen und lagst heftig atmend vor mir. "Was ist los?"

Ich wusste es selbst nicht. Mein Ziel lag zum Greifen nah - du lagst vor mir. Ich konnte Jens' Gesicht vor mir sehen, wenn er erfahren würde, dass ich dich schon so bald gekriegt hatte. Dass er bereits jetzt mit mir...

"Sven?", flüstertest du und deine Wangen verfärbten sich vor Erregung schon zartrosa. Dein Schwanz war steif und schrie mich geradezu an, ihn in meine Hand zu nehmen. Doch ich konnte nicht. Alles in mir verspannte sich auf einmal und mir wurde die Situation unangenehm. Doch da ich nicht wusste, wann du wieder dazu bereit sein würdest - und ob überhaupt -, musste ich jetzt handeln. Also drehte ich dich auf den Bauch, drückte deine Beine etwas unsanft auseinander und drang in dich ein. Dass ich es so machte, lag einzig und allein daran, dass ich den Blick in dein Gesicht nicht ertragen hätte.

Du stöhntest leise und meiner Meinung auch ein bisschen schmerzerfüllt, doch du erhobst keine Einwände gegen mein Vorgehen. Du kamst lange vor mir auf mein Bettlaken. Seltsamerweise kreisten meine Gedanken um solch banale Dinge, anstatt mich auf mein Tun zu konzentrieren. Zu sehr schämte ich mich plötzlich dafür, was ich hier tat.

Du stürzt einen unschuldigen Jungen ins Unglück! Mein Gewissen meldete sich unangenehm zu Wort. Ich zitterte und bebte, was keineswegs etwas mit einem Orgasmus zu tun gehabt hatte. Meine Schuldgefühle wuchsen mit jeder Sekunde, in der ich mich in dir bewegte, während du erschöpft und immer noch erregt zugleich unter mir lagst und weiter stöhntest. Mit jedem Stoß, den ich ausführte, drückte ich mich selber in eine Art von Zweifel, wie ich ihn noch nie verspürt hatte. Was machst du hier eigentlich?, fragte ich mich. Ich kam, rollte von dir herunter und legte mich wortlos neben dich. Ich hörte dich leicht schluchzen, doch ich musste den Impuls unterdrücken, dich zu umarmen. Ich wäre mir wie ein Heuchler vorgekommen.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, um auch ja nicht in diese Versuchung zu kommen. Was war nur los mit mir? Es ging hier um eine harmlose Wette, einfachen Sex, ohne Verpflichtung. Doch während ich dich neben mir weinen hörte, verspürte ich wieder diese nagenden Zweifel. War das richtig gewesen? Wollte ich wirklich dein Leben kaputt machen? Mochte ich dich dazu nicht zu sehr? Oder...

Ich weigerte mich, den letzten Gedanken zu Ende zu denken. Stattdessen drehte ich mich demonstrativ zur Seite. Wenige Minuten später hörte ich, wie du mein Zimmer verließt.

Der Verrat

Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, bis Jens freudestrahlend in mein Zimmer kam. Es hätten wenige Tage, aber auch Wochen oder Monate sein können. Mein Gefühl für die Zeit hatte mich verlassen, als du gegangen warst. Mir war permanent schlecht. Dass mein Bruder jetzt in meinem Zimmer stand und mich angrinste, machte das Gefühl von Übelkeit nicht besser, weil ich genau wusste, was er wollte.

"Weißt du schon das Neuste?"

"Du bist ein Idiot?"

"Haha, sehr witzig. Nein, Bella ist wieder solo."

Ich schluckte schwer. Schließlich wusste ich genau, was das bedeutete.

"Ich hab sie mal angerufen und sie hat sich bei mir ausgeheult. Edward hat ihr erzählt, dass er jetzt auf Jungs steht. Sie ist maßlos enttäuscht. Ich denke, ich werde sie noch diese Woche ficken."

"Toll."

"Du hast also gewonnen." Mein Bruder begann sein Hemd aufzuknöpfen. "Bringen wir's also hinter uns. Ich hoffe, du hast genügend ... Material da?" Er war gerade dabei seinen Gürtel zu lockern.

"Bin nicht in Stimmung."

"Was?" Ein fassungsloser Ausdruck erschien auf Jens' Gesicht.

"Ich hab' jetzt keinen Bock auf dich!", schrie ich gereizt.

"Was'n mit dir los? Bist jetzt wohl auch auf'm Enthaltsamkeitstrip, wie?"

"Ach laber doch nicht, Blödmann."

"Hey hey. Welche Laus is'n dir über die Leber gelaufen, hä? Oh, ja, jetzt versteh' ich." Jens grinste böse. "Du bist verknallt. Doch hoffentlich nicht in diesen Eddi-Spast?"

"Geht dich nichts an!"

"Natürlich! Erstens bin ich dein Bruder, zweitens haben wir eine ABMACHUNG!", schrie Jens.

"Was geht'n bei dir ab? Warum willst du unbedingt mit mir ficken? Biste jetzt pervers geworden, oder was?"

"Darum geht es nicht! Niemand, hörst du, niemand weist mich zurück, klar!"

"Jetzt komm mal wieder runter. So unwiderstehlich, wie du immer tust, bist du nicht. Und außerdem..."

"Halt die Fresse, ja! Was willste überhaupt von diesem Schwächling, hä? Du denkst doch nicht im Ernst, dass der was mit dir anfangen will. Du hast es nie ehrlich mit ihm gemeint, du hast ihn nur gefickt, weil ICH es gesagt hab'! ICH hab es gesagt! Es war MEINE Idee. Du hattest damit gar nichts zu tun. Meinst du ehrlich, dass er was von dir will, wenn er das weiß?"

"Wer sollte es ihm sagen, du vielleicht?" Ich lachte heiser, vor allem aber, um die Tränen zu unterdrücken, die in mir hochstiegen. Denn tief in mir fühlte ich, dass er Recht hatte und das war das Schlimmste an allem. "Willst du sagen: Hör mal Eddie, ich hab meinen Bruder auf dich angesetzt, damit ich an Bella rankomme und hab ihm dafür versprochen mit ihm zu ficken? Das glaubst du doch selbst nicht!"

"Nein, nein. Das wirst nämlich DU tun!"

"Bist du jetzt komplett bescheuert? Ich werd' ihm keinesfalls von der Wette erzählen. Ich kann mir vorstellen mit ihm glücklich zu sein und..."

"Glücklich?", höhnte Jens. "Du wirst mit ihm niemals glücklich, weil alles, was du ihm sagen wirst, auf eine Lüge aufgebaut sein wird! Und du weißt es. Beende die Sache, bevor es noch peinlich für dich wird. Sein Leben, seinen Ruf und seine Ehre hast du bereits ruiniert, willst du das Gleiche jetzt bei dir machen? Stell dir das doch nur mal vor: Sven van Buuren, der jeden rumbekommt, lässt sich ein mit einer Hete, die keinem Vergleich mit den Ex-Fickbekanntschaften standhalten kann. Du wirst eine Lachnummer sein, wenn du dich auf ihn einlässt."

"Das ist nicht wahr. Und wenn ich ihn liebe..."

"Du widerst mich an!" Jens spuckte aus. "Genau so wolltest du doch nie werden, oder? Von Liebe reden nur Idioten. Liebe fesselt unsere Gedanken, sie macht uns blind für alles, was wichtig ist im Leben. Liebe und Vernunft sind so ziemlich die größten Gegenspieler im Menschen. Für all die sentimentalen Deppen dort draußen mag Liebe vielleicht etwas Erstrebenswertes sein, doch wir wissen es doch besser, oder?

Wir beide wissen, dass man ohne Liebe besser fährt. Und sag mir nicht, du hättest dich geändert. Kein Mensch ändert sich über Nacht. Wir sind vom selben Schlag, Sven. Uns ist es egal, wenn wir Menschen benutzen, um Spaß zu haben. Sie dann wegzuwerfen wie Papiertaschentücher. Liebe macht alles unnötig kompliziert. Was ist aus dem bekanntesten Liebespaar der Literatur geworden? Romeo und Julia, beide tot, weil sie in blinder Liebe dem andern in den Tod folgten. Ist das klug? Ist das weise?

Nein! Liebe ist niemals rational, und darum ist sie verachtenswert. Sie ist widerwärtig und unnütz. Und du solltest das auch einsehen. Liebe bringt dich im Leben nicht weiter - Sex vielleicht, aber niemals Liebe. Lass es sein. Komm wieder zu Vernunft."

Er hielt mir seine Hand hin, wie um mir aufzuhelfen. Doch ich spuckte nur darauf und rannte davon. "Vergiss es!"

"Das werden wir ja sehen!", rief er mir noch hinterher, als ich aus dem Haus stürmte.


Ich rannte, bis meine Lungen brannten und ich mein Seitenstechen nicht mehr ignorieren konnte. Ich versuchte mir einzureden, dass die Tränen in meinen Augen vom kühlen Gegenwind stammten, doch es nützte nichts. Ich weinte, weil Jens Recht hatte. Mit allem. Dachte ich zumindest. Ich war es nicht wert, dass du mich liebtest. Ich war die Liebe von niemandem wert, weil die Liebe viel zu kostbar war, wie mir jetzt bewusst wurde.

Ich weinte, weil der Erste, der mir je etwas bedeutete, niemals der meine sein würde. Ich war der festen Überzeugung, dass alles, was ich dir angetan hatte, immer zwischen uns stehen würde. Ich fühlte mich elend und verwünschte Jens und seine Wette. Du hättest nur nicht drauf eingehen müssen, erinnerte mich meine innere Stimme daran, dass ich die Verantwortung für mein Tun nicht auf Jens abwälzen konnte. Es war meine freie Entscheidung gewesen, dich zu verführen und die Konsequenzen waren mir durchaus bewusst gewesen.

Ich weinte, weil ich befürchtete, mich niemals ändern zu können. Dass ich mir durch mein bisheriges Leben jede Chance auf eine glückliche Zukunft verbaut hatte. Dass alles, was passiert war, das bestimmte, was noch kommen würde. Ich war bisher ein einziges Mal verliebt gewesen, mit zehn in ein Mädchen namens Maria. Ziemliche Enttäuschung, und seit damals hatte ich mir geschworen, mich nie wieder zu verlieben. Die Liebe war mir lästig geworden, ehe ich wirklich begriff, was sie wirklich war. Darum waren Jens' Worte bei mir stets auf fruchtbaren Boden gefallen, wenn er die Liebe verteufelt hatte. Dennoch war es noch immer seine Meinung, ich hatte sie nur übernommen, weil sie vieles leichter machte. Keine Verpflichtung, keine Verantwortung. Nur Spaß, so wie es Alice gesagt hatte.

Doch nun, da ich dich getroffen hatte, war mir klar, dass das Ganze nur eine große Lüge war. Liebe und Verstand mochten zwar nicht immer zusammenpassen, doch das war verdammt gut so. Ich war diese Wette aus rationalen Gründen eingegangen - ich wollte wissen, wie es war, mit mir zu ficken - und hatte meine Gefühle ständig unterdrückt. Mein Bauchgefühl hatte mir die ganze Zeit über davon abgeraten, doch ich hatte es immer ausgeblendet. Und nun war es zu spät, um alles rückgängig zu machen. Ich würde dich vor den Kopf stoßen, damit es leichter fallen würde, sich von dir zu trennen.

"Ha...Hallo, Sven", meintest du erschrocken, als ich vor deiner Tür stand. "Komm doch rein."

"Nein danke", sagte ich so schroff, wie es ging, ohne mein Gewissen zu sehr zu strapazieren. "Was ich dir zu sagen habe, kann ich auch hier draußen sagen."

"Wie meinst du...?"

"Falls du dir irgendwelche Hoffnungen machst, muss ich dich enttäuschen", unterbrach ich dich und meine Stimme klang seltsam hohl und wie die eines anderen Menschen. "Zwischen uns wird nie etwas sein. Ich wollte nur wissen, wie du im Bett bist und..." Ich schluckte schwer "...wie groß dein Schwanz ist. Weiß ich jetzt alles, also tschüss."

Ich wollte gehen, um so schnell wie möglich von dir wegzukommen, doch du hieltst mich fest. In deinen Augen glitzerten Tränen. "Das meinst du nicht so! Du zitterst ja, du KANNST es nicht ernst meinen!"

"Doch, Eddie, das war's." Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht loszuheulen, dann riss ich mich los und rannte davon.

"Elender Feigling!"

Ich wollte mich umdrehen, doch ich konnte es nicht. Wenn ich dich noch einmal angesehen hätte, wäre es endgültig vorbei gewesen mit meiner Selbstbeherrschung. Daher rannte ich immer weiter, bis ich außer Sicht war, dann brach ich mitten auf der Straße weinend zusammen.

"Na na na, was soll'n denn die Leute denken?", sagte eine Stimme höhnisch. Ich blickte hoch und sah in Jens' hämisch grinsendes Gesicht. "Dass du so ein Weichei geworden bist, hätte ich ja nie gedacht." Er lachte fies.

"HALT...DIE...FRESSE!", brüllte ich unter Tränen. Jens lachte noch etwas mehr, dann beugte er sich zu mir herunter und flüsterte mir zischend etwas zu.

"Heut' Abend in meinem Zimmer, Punkt 20 Uhr. Ich muss was mit dir besprechen."

"Fick dich!"

"Na, so redet man aber nicht mit seinem Bruder. Bis dann du Bastard!"

Einen Moment lang wollte ich ihm sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht prügeln, doch dann beschloss ich, damit noch zu warten. Ich würde schon noch früh genug die Gelegenheit dazu bekommen.


Ich hatte lange überlegt, ob ich an diesem Abend wirklich zu Jens gehen oder ihn einfach versauern lassen sollte. Ich ging unruhig in meinem Zimmer auf und ab wie ein Tiger in Gefangenschaft. Was wollte er von mir? Ich würde garantiert nicht mit ihm ficken, auch wenn ich die Wette gewonnen hatte. Es wäre mir wie Betrug an dir vorgekommen, obwohl ich mir sicher war, dass wir nie eine gemeinsame Zukunft haben würden. Die Zeiger der Uhr an der Wand schienen wie durch zähen Honig hindurch zu gleiten, so langsam kam mir ihre Bewegung vor.

Noch zehn Minuten.

Was wollte Jens? Sich noch mehr über mich lustig machen, weil ich mich verliebt hatte? Den Triumph auskosten, dass es seine Wette war, deretwegen ich in dieser misslichen Lage war, die mich dazu zwang, meine Liebe wegzuwerfen wie Müll? Ich wollte es gar nicht wissen, denn alles was mir einfiel, war, dass ich gleich dem Menschen gegenüberstehen würde, der daran schuld war, dass ich nicht mit dir zusammen sein konnte. Schließlich war es Jens' Rede über Liebe und Verstand gewesen, die mich dazu veranlasst hatte, mich von dir zu trennen. Weil ich eingesehen hatte, dass du zu gut für mich warst.

Fünf Minuten.

Mir ging noch mal unser gemeinsamer Abend durch den Kopf - nicht der Sex, sondern unsere Sauftour. Eigentlich wollte ich schon damals nur mit dir ins Bett, doch die Idee mit den Schlafmitteln war mir spontan gekommen. Du solltest bei vollem Bewusstsein mit mir ficken, das hätte den Triumph noch vergrößern sollen. Doch mittlerweile hasste ich mich deswegen. Dadurch, dass ich dich mit den ganzen Andeutungen über etwas, das nie stattgefunden hatte, verwirrte und in die Enge trieb, erzwang ich, dass dir eine noch größere Schmach aufgebürdet wurde - nämlich aus freien Stücken mit mir zu schlafen. Zuvor hättest du alles abstreiten können, es mit dem Alkohol begründen können. Du hättest Ausreden gehabt. Doch ich hatte dich zum freiwilligen Sex gezwungen und somit deine Probleme nur vergrößert.

Fünfzig Sekunden.

Doch das alles zählte jetzt nichts mehr, denn ich hatte dich verloren. Ich würde Jens seinen Triumph nicht gönnen. Also kramte ich aus meinem Schrank schnell noch eine Flasche Sekt und zwei Gläser hervor und trat dann vor Jens' Tür. Ich atmete tief durch und klopfte.

"Pünktlich, wie immer. Komm rein."

Ich öffnete die Tür und fand Jens in seinem Lieblingssessel sitzen, beide Arme auf den Lehnen, die Beine überschlagen und ein triumphierendes Grinsen aufgesetzt. Er sah aus wie ein König, der seinen unterlegenen Feind begrüßte. Sein Lächeln gefror etwas, als er die Sektflasche bemerkte.

"Was wird das?", fragte er argwöhnisch.

"Nun ja, ich dachte, dass du mich zu dir bestellt hast, um mit mir zu feiern."

Jens lachte trocken. "So war das zwar nicht geplant, aber bitte, wenn du willst." Er nahm ein Glas, wartete, bis ich den Sekt entkorkt hatte und den schäumenden Sekt einschenkte.

"Auf deinen Sieg über Edward und Bella", meinte ich und kippte mein Glas auf ex hinunter. Jens rührte seines nicht an, sondern kicherte nur diabolisch und grinste wieder.

"Bist du wirklich so naiv? Ich trinke nicht auf den Sieg über Edward, sondern über dich!"

"Bitte was?" Ich sah ihn unsicher an.

"Na komm schon. Weißt du's wirklich nicht?" Jens rollte mit den Augen, als ich den Kopf schüttelte. "Du hast den einzigen Menschen, den du je geliebt hast, verlassen, weil ich dir ein schlechtes Gewissen gemacht habe. Ist das nicht witzig? Ein bisschen philosophisches Geschwafel und du knickst ein wie ein Strohhalm im Wind. Nur weil ich dir gesagt hab', dass aus euch nichts wird, hast du es geglaubt und jetzt hast du bei ihm verschissen. Buhu." Er rieb sich theatralisch die Augen und fuhr dann mit seinem teuflischen Grinsen fort: "Das ist die traurigste Geschichte, die die Welt je gehört hat. Cheers!" Dann trank auch er den Sekt.

Ich starrte ihn für einen Moment hasserfüllt an, dann wurde mir klar, was er mir damit sagen wollte, doch ehe ich etwas erwidern konnte, führte er genau das aus, was ich gedacht hatte.

"Du bist nicht mehr als ein Spielzeug für mich. Es war ganz lustig, aber jetzt ist es vorbei. Ich nehme an, du bist hier um etwas einzufordern", meinte er und sein Grinsen wurde noch breiter. "Aber das tut mir Leid. Ich ficke keine VER-LIE-RER!"

Ich ballte die Faust und drosch sie ihm ins Gesicht, nur damit sein dämliches Lachen endlich verschwand. Blut spritzte aus seiner Nase, als es unangenehm knirschte. Ich nahm an, dass ich sie gebrochen hatte. Jens sah mich jetzt hasserfüllt an. Er wollte etwas sagen, doch es war im nicht möglich - sein Mund war voller Blut. Stattdessen rannte er an mir vorbei und ließ mich stehen. Ich wusste, dass er das natürlich nicht auf sich sitzen lassen würde...

Epilog

...und ich habe mich damit ja wohl nicht getäuscht", endete Sven und sah Edward fragend an. "Was hat er dir erzählt?"

"Dass du nur mit mir geschlafen hast, um ihm zu beweisen, wie toll du bist. Dass du mit ihm gewettet hättest."

"Ja, das sieht ihm ähnlich", ätzte Sven. "Alles mir in die Schuhe schieben. Noch was?", fragte er, als er erkannte, dass Edward noch nicht fertig war.

"Er meinte, dass du ihn überreden wolltest, mit Bella zu vögeln, damit mein Leben vollends zerstört wird. Er hat gesagt, er hätte sich geweigert, deswegen hättest du ihm eine verpasst."

"Oh, sehr geschickt, ich muss schon sagen. Das erklärt natürlich einiges."

"Ja, deswegen war ich ja auch so wütend. Ich meine, ich liebe dich...glaub ich wenigstens. Und dann so was. Das hörte sich so furchtbar an. Da bin ich wohl durchgedreht."

"Und was denkst du jetzt?"

"Weiß nicht." Edward sah nur seine Finger an, nicht Sven. "Immerhin hat er ja nicht ganz unrecht gehabt. Du wolltest eigentlich nichts von mir und..."

"Aber ich will dich jetzt", rief Sven. "Ich weiß, dass ich einen riesigen Fehler gemachte hab'. Ich war ein Idiot, ein Arsch, ich weiß. Aber das ändert nichts daran, dass ich dich auch liebe."

"Woher weiß ich, dass..."

"Es ist mir ernst. Ich hab' dir alles erzählt. Jedes Detail. Und jetzt kann ich nur hoffen, dass du mir verzeihst, dass ich ein egoistisches Arschloch war."

"Hättest du wirklich mit ihm...?"

"...gefickt?" Sven schnaubte. "Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber ich hab mich in dich verliebt und daher hätte ich das eh nicht mehr durchziehen können."

"Und ich dachte..." Edward schniefte.

"Verdammt, Eddie, ich liebe dich! Du bist der überhaupt Erste, der das fertig gebracht hat. Das WILL ICH NICHT AUFGEBEN!"

"Daran hättest du früher denken müssen." Edward stand auf und wollte gehen.

"Sieh dich an, Eddie. Du zitterst", benutzte Sven die gleichen Worte wie Edward. "Du meinst es nicht ernst, du willst..."

"JA, verdammt ich will dich!", schrie Edward. "Aber ich kann dir nicht vertrauen und du weißt das. Also ist es wohl aus."

"Es kann nicht aus sein, wenn du mich liebst, Eddie. Das geht nicht."

"Vielleicht will ich, dass es geht", schluchzte Edward. "Ich will, dass ich dich nicht will, aber es geht nicht. Ach Scheiße!"

Und dann drückte er Sven einen langen Kuss auf den Mund. Dieser war total überrumpelt und tat erst gar nichts.

"Bin ich etwa zu forsch gewesen?", meinte Edward grinsend. Er hatte Svens Erzählung genau gelauscht. Das gefiel diesem.

"Wie kannst du es wagen?!", lachte Sven und schloss Edward endlich voll aufrichtiger Liebe in die Arme.

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