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In Dubio Pro Reo

Teil 1 - Abyssus abyssum invocat

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Informationen

Vorwort

kk…

Das wird jetzt wohl die erste Story von mir auf Nickstories, ich schreibe aber schon etwas länger. Meist nicht unbedingt mit dieser Thematik, also ein wenig Neuland ist es für mich schon.

Ich liebe Feedback und freue mich auf alle Fälle darüber. Gut, gut, dann wünsch ich euch viel Spaß.

Der Hauptchar nimmt nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund, also nicht wegen der Ausdrucksweise wundern *g*

Disclaimer:

Der folgende Text ist frei erfunden und jegliche Übereinstimmungen mit real existierenden Personen und/oder Orten nicht beabsichtigt. Das Recht zur Übersetzung, Vervielfältigung und Veröffentlichung liegt allein beim Autor.

Kapitel 1 – Abyssus abyssum invocat

Entnervt flogen meine Finger über die Tastatur meines Laptops, während draußen übelst gutes Wetter herrschte. Verdammt, ich sollte bei so einem Wetter nicht in meinem Zimmer hocken und meiner Ex beibringen, dass ich nichts mehr von ihr wollte!

Kapier's Sarah, ich will nix mehr von dir! Ich bin bereits anderweitig verliebt!

Der Witz war, dass es nicht einmal gelogen war. Ich war verliebt. Naja, oder so was in der Art. Wenn das Ganze doch nur nicht so schwer wäre!

Ich stand für den kurzen Moment, den Sarah mir Ruhe geben würde, auf und schielte aus dem Fenster. Hm, er lag schon wieder im Garten auf der Sonnenliege, mit Sonnenbrille und Shorts und… verfluchte Scheiße, machte der mich geil! Seit drei Wochen ging das jetzt schon so, wir hatten neue Nachbarn bekommen und die hatten halt auch einen Sohn. Basti – also eigentlich Sebastian – war genauso alt wie ich und sollte nach den Sommerferien auf meine Schule gehen.

Ein nervtötendes Pling riss mich aus meinen Gedanken und forderte mich auf, zurück an den Computer zu klettern.

Aber… Andy, ich liebe dich doch noch… und… und warum ;___;

Sofort tippte ich eine Antwort.

Du sollst mich nicht mehr so nennen! Ich muss noch was erledigen.

Nach einem letzten Druck auf die Enter-Taste war die Nachricht bei Sarah angekommen und ich schaltete sofort den Laptop aus. Ging die mir auf den Zeiger. Ich hatte schon vor zwei Monaten Schluss mit ihr gemacht. Zu der Zeit hatte ich gemerkt, dass ich gar nicht auf Mädchen stand. Pech für sie, ich hatte ihr gesagt, ich könne sie nicht ausstehen und hab deshalb verkündet, es sei aus. Seit dieser Sekunde lief sie mir hinterher.

Ein schneller Blick und – Schrecksekunde! – Basti lag nicht mehr im Garten. Einen Moment später konnte ich wieder aufatmen, er hatte sich nur was zu trinken geholt. Was das wohl war? Nur ne Limo? Irgendein Saft? 'Nen Cocktail? Ne, eher nicht. War ja auch erst siebzehn – obwohl, interessierte den das überhaupt?

Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen. Das konnte ja wohl nicht wahr sein, ich spannte meinem Nachbarn hinterher! Naja, kein Wunder, er war ja auch schon seit drei Wochen das Einzige, woran ich denken konnte, wenn ich es mir selbst besorgte. An seine zart in der Sonne glitzernde Haut… seine Lippen, an denen ich mich am liebsten festhängen würde… sein bezauberndes Lächeln, das ich nur so selten sah… seinen durchtrainierten Oberkörper, bei dem ich mich immer fragte, was er wohl für Sport trieb… und sein harter Schwanz, an dem ich am liebsten ungeniert herumgeleckt hätte…

Ups. Na toll, ich sollte mich wenigstens tagsüber ein wenig mit meinen Schmachtereien zurückhalten. Wie spät war es eigentlich? Halb vier. Ich war schon wieder kurz davor, laut aufzuschreien. Warum hatte ich verflucht noch mal nicht einfach den Mumm, ein wenig zu mit ihm zu plaudern? Wahrscheinlich, weil ich sofort rattig war, wenn ich ihn aus der Nähe sah.

Gut, das beschloss ich jetzt zu ändern. Hastig stolperte ich die Treppe runter und versuchte dann, halbwegs gemächlich ins Wohnzimmer zu spazieren. Meine Eltern saßen da und tranken Kaffee. Mit einem Räuspern machte ich mich bemerkbar. Meine Mutter sah auf.

"Ich wollte fragen, ob ihr was dagegen habt, wenn ich mit ein paar Freunden grillen wollte… Heute Abend…", faselte ich mir zurecht.

"Aber nein, warum sollten wir?", strahlte sie, "Wir sind doch immer froh, wenn du etwas unternehmen willst."

Ich war tatsächlich eher der Einzelgänger. Aber den Kommentar gab ich mir jetzt nicht, sondern ging gleich wieder – langsam natürlich – und stürmte anschließend fast aus dem Haus, rüber zum Nachbarn.

Diebl. Sebastian Diebl. Ich musste nur daran denken, was ich ihm für ordinäre Dinge ins Ohr flüstern könnte, wenn wir… Aaah, Andreas, nicht dran denken, bloß jetzt nicht dran denken!

Hatte ich schon nicht mehr mitgekriegt, dass ich geklingelt hatte? Jedenfalls wurde, kurz nachdem ich energisch den Kopf geschüttelt hatte, die Tür geöffnet und er sah mir entgegen.

"Ähm, hi, ich bin Andreas, von nebenan und wollte fragen, ob…", stotterte ich mir zurecht und war sicher dabei, dümmlich zu grinsen und hochrot zu werden. Entweder war das nicht der Fall, oder er bemerkte es gar nicht.

"Ja? Ob ich was?" Er lächelte. Wusste er nicht, wie verrückt er mich damit machte? Waaah, ich wäre am liebsten an Ort und Stelle über ihn hergefallen!

"Ob… ob du Lust hast, heute Abend rüber zu kommen, wir grillen, und äh… du könntest schon ein paar Leute kennen lernen und äh…" nebenbei bemerkt bin ich scharf auf dich, du nicht zufällig auch? Der Satz lag mir auf der Zunge, aber ich schluckte ihn widerwillig herunter.

"Hm, ich hab noch nichts vor, also, klar warum ich nicht? Wann soll ich rüberkommen?"

Du sollst kommen, hier, jetzt, und in meinem Mund! Brr… Andy, halt dich zurück… "Gegen halb acht? Ist das in Ordnung?"

Er nickte, ein wunderbares "Dann bis nachher" und ich fühlte mich, als wäre ich geschmolzen. Ich hatte mit ihm gesprochen! Und ich würde es wieder tun! Heute noch!

Wie in Trance ging ich mein Zimmer zurück und warf mich aufs Bett. Sekunden später war das Hochgefühl wieder weg. Könnte mich bitte jemand erschlagen? Jetzt? Ich hatte mich doch wie der letzte Vollidiot aufgeführt, so mit dem ganzen Gestottere.

So wie Münchhausen sich selbst aus dem Sumpf gezogen hatte, zog ich mich auch aus meinem Selbstbedauern. Stattdessen griff ich mir den Telefonhörer und rief meine Freunde an. Ein paar Kumpels konnten nicht schaden. Sollte ja keine Zwei-Mann-Party werden.

Ein paar Stunden später war es sieben Uhr. Noch eine Stunde, dann würden meine Freunde kommen. Noch eine halbe Stunde, dann kam Basti. Ich war hypernervös, fummelte die ganze Zeit an meinen Klamotten rum, hatte mich mittlerweile bestimmt drei Mal umgezogen, zitterte permanent und lief alle paar Minuten zum Spiegel. Aaargh, Andreas, krieg dich wieder ein! Tief durchatmen, sei einfach du selbst, das läuft bestimmt!

Haha, ja, klar.

Um mich abzulenken, rannte ich noch einmal hoch in mein Zimmer und war kurz davor, eine weitere, private Modenschau zu veranstalten.

Was sollte so ein Schmächti wie ich auch schon tragen? Ich wollte gut aussehen, aber nicht zu… ordinär… Es sollte ja nicht aussehen, als würde ich mich gleich in die nächstbeste Szenekneipe schmeißen wollen, vor allem, weil außer mir niemand wusste, dass ich schwul war.

Schließlich entschied ich mich für ein enges – verteufelt eng, wie sollte ich mich darin normal bewegen? - T-Shirt, und Jeans-Shorts. Schnell noch Gel in meine blonden Haare hauen, ordentlich verstrubbeln und fertig. So ging's.

Schneller Seitenblick auf die Uhr… Uwaaah, fünf vor halb, gleich war es soweit!

Zum Glück waren meine Eltern weg. Nicht auszudenken, wenn die auch noch um mich rumwuseln würden, dann könnte ich mich ja gleich begraben lassen.

Wenig später klingelte es. Basti! Geh zur Tür, Andy, und grins um Himmelswillen nicht so blöd! Mit einem möglichst gleichgültigen Gesichtsausdruck öffnete ich.

"Hi. Hab gehört, hier steigt 'ne Party", witzelte er, kaum dass ich ihm entgegensah. Am liebsten wäre ich sofort gestorben. Muscleshirt, enge Jeans, schwarze Haare, grüne Augen… Er sah so unglaublich gut aus, warum tat man mir das nur an?

"Ähm, ja. Komm rein. Geh einfach durch, auf die Terrasse", murmelte ich und zwang mich, mich zu bewegen. Er ging an mir vorbei, grinste dabei. "Die anderen kommen nach, die können nicht vor acht Uhr", rief ich ihm hinterher.

"Okay. Hmm, Nudelsalat! Woher weißt du, dass ich den gern esse?", tönte es von der Terrasse.

Ja, rate doch mal… Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich ihn bespannt hatte…

"Echt? So ein Zufall, ich futter den auch so gern!", rief ich. War nicht einmal gelogen. Na gut, nicht besonders. Wenn ich zu viel davon aß, wurde mir total schlecht.

Das lief ja eigentlich ganz gut. Jetzt bloß nichts überstürzen, nichts kaputtmachen und schon gar nicht aufführen wie ein Trottel. Vielleicht sollte ich langsam mal den Grill anschmeißen? Gute Idee. Das lenkte mich wenigstens ein wenig ab.

"Kann ich dir was helfen?", fragte er mich im Vorbeigehen.

"Nene, lass mal. Schaff ich schon allein", gab ich zurück. Er stand trotzdem auf und stellte sich neben mich, während ich mit dem Grill hantierte. Soviel zur Ablenkung! Konnte er nicht einfach sitzenbleiben? Verdammt, ich war schon wieder total nervös… Zum Glück fiel das Zittern meiner Hand nicht weiter auf, musste ja sowieso die Kohle umschütten. Das penetrante Geräusch, das an meine Ohren drang, versuchte ich zu ignorieren.

"Du, ich will dich ja nicht stören, aber ich glaub, euer Telefon klingelt…"

Ach, das war das Geräusch? Na gut, jetzt konnte ich es nicht mehr ignorieren. Bloß weg hier! Ich rannte ins Haus, sah noch aus den Augenwinkeln, wie Basti sich jetzt vor den Grill stellte.

Das Telefon stand im Wohnzimmer und schellte bis zum Gehtnichtmehr. So langsam klingelte nicht nur das Telefon, sondern auch meine Ohren.

"Ja, wer da?", fauchte ich in den Hörer.

"Ruhig Kumpel, Lukas hier. Ich wollt nur fragen, ob ich noch jemanden mitbringen kann."

"Klar, warum nicht. Wen denn?", antwortete ich, leicht besänftigt.

"Ähm… das darf ich nicht sagen."

Böser Verdacht. Ganz böser. "Hör mal, wenn du Sarah mitschleppen willst, bleib lieber gleich zu Hause!", brüllte ich. "Ich will mit der Tussi nichts mehr zu tun haben, weder heute noch irgendwann!"

"Kein Grund mich so anzubrüllen, Andy. Komm, sei doch nicht so, sie liegt mir schon den ganzen Nachmittag damit in den Ohren."

"Schön. Schlepp sie mit. Und verkuppel sie am Besten gleich noch an irgendwen, damit sie mich in Ruhe lässt", gab ich giftig zurück und legte auf. Arschgeige. Und sowas schimpfte sich bester Freund!

Verstimmt trottete ich zurück in den Garten.

"Was'n los, hab deine Stimme bis hierher gehört." Er fing meinen Blick auf, der wohl Tod und Verderben zu versprühen schien. "Oh. Schon klar, Stress mit der Ex, oder was?"

Ich nickte. "Die blöde Schlampe hat mich nach Strich und Faden belogen, betrogen und verarscht", log ich. Basti passte in ihr Beuteschema. Je eher ich Antipathie streuen konnte, desto besser. Ich wollte ihn für mich. Für mich. Für mich ganz allein!

"Aua. Kenn ich irgendwoher."

"Ich hab dann Schluss gemacht, aber sie läuft mir total hinterher."

"Klassischer Fall von Bitte-komm-zurück-ich-liebe-dich-doch-so-sehr, würde ich sagen."

Ich musste lachen. Sein Tonfall war einfach herrlich verachtend. "Und dann hab ich gerade erfahren, dass mein bester Freund sie mit hierhin schleppt, weil sie ihn schon den ganzen Nachmittag damit zumüllt."

"Auweia." Er stocherte ein wenig in der glühenden Kohle herum, dann fing er plötzlich an zu grinsen. "Mir ist da gerade eine geniale Idee gekommen!"

"Ach, und was wäre das?", fragte ich, doch ein wenig neugierig.

"Okay. Ich fang mal ganz harmlos an. Ich hab mal für eine Zeitlang einen Schauspielkurs belegt."

"Äh… schön. Und weiter?"

"Du willst deine Ex wirklich endgültig loswerden, und was wäre da besser, als bereits jemand Neues an deiner Seite?"

Ich stand einen Moment lang auf dem Schlauch. Das musste er wohl gemerkt haben, denn schnell fügte er hinzu:

"Also, ich will echt nur so tun, als wär da was zwischen uns, nicht dass du jetzt denkst, ich wär schwul oder so, aber diese Sarah scheint echt zu nerven und naja, ich wollte nur helfen, wenn du nicht willst, ist das in Ordnung, war nur ein Vorschlag…", redete er vor sich hin, immer schneller und immer zusammenhangloser. Mir hingegen schoss nur noch die Schamesröte in den Kopf.

Ich musste mich wirklich zwingen, etwas zu sagen. "Ne sorry, lass mal lieber… Dadurch reiten wir uns durch nur in Schwierigkeiten hinein, ich mein, da müssen sie ja denken, wir wären beide…" Das dämliche Wort wollte nicht über meine Lippen… "… naja, du weißt schon…", behalf ich mir und senkte den Blick. Dass ich ihn kaum fünf Minuten in meiner unmittelbaren Nähe ertragen hätte, ohne ne Latte zu kriegen, könnte ich ihm ja wohl schlecht sagen. "Ich mein, wir sind das beide ja nicht, also, schwul mein ich." Mir wurde schlecht. Ich hätte ihm jetzt einfach alles gestehen sollen. War doch der ideale Zeitpunkt…

"Nein, natürlich nicht! Du hattest eine Freundin, ich ja auch schon und… naja, egal, lassen wir das Thema lieber", erwiderte er und stocherte wieder in der Kohle herum. Mich sah er nicht mehr an.

"Basti, ich muss mal ganz dringend wohin… wenn die dann kommen… machst du die Tür auf?"

Er nickte und ich verzog mich schleunigst ins Bad. Tür zu und Schlüssel umdrehen. Anschließend ließ ich mich einfach nur noch sacken und schlang die Arme um die Beine.

Das Leben war so unfair. Warum war ich so feige? Er würde es sicher gut aufnehmen, er hatte mir ja sogar angeboten, es vorzuspielen… Das hätte niemand getan, der mich verprügeln oder verstoßen würde, wenn ich es ihm erzählte. Aber diese Angst… diese gottverdammte, lähmende, scheiß Angst!

Ich saß einfach nur noch da. Vergaß völlig die Zeit um mich herum, bis mich irgendwann ein Klopfen hochschrecken ließ.

"Hey Andy, alles in Ordnung da drin? Du bist jetzt schon ne halbe Stunde im Bad und deine Freunde sind alle schon da", drang eine Stimme an mein Ohr. Sebastian. Bildete ich mir das nur ein, oder klang er besorgt?

"Alles in Ordnung…", gab ich zurück. "Ich komm gleich runter."

"Okay. Wenn du in fünf Minuten nicht unten bist, muss ich wohl noch mal nach dir sehen."

"Nicht nötig, komme sofort." Ich hörte, wie seine Schritte sich entfernten. Kurz darauf stapfte er die Treppe runter. Ich rappelte mich auf und verließ dann auch gleich darauf das Bad.

Von links drang ein verhaltenes Kichern an meine Ohren. Es kam also aus meinem Zimmer. Und irgendwie hörte sich das nach Sarah an…

Laut ging ich auf mein Zimmer zu. "Sarah? Bist du da drin?" Ein Rascheln, dann Stille. Ich ging einfach rein. Da saß sie mit völlig unschuldigem Gesichtsausdruck auf meinem Bett und spielte mit einer Strähne ihrer schwarzen Haare.

"Ja, Andi-Schatz?"

"Nenn mich nicht so!", blaffte ich. "Was machst du eigentlich hier? RAUS!" Leicht eingeschüchtert, aber mit einem total komischen Grinsen verließ sie mein Zimmer. Und schon wieder drängte sich mir ein böser Verdacht auf. Hatte sie etwa? Ich schluckte.

Schnell den Karton mit den einschlägigen Magazinen unterm Bett hervorgekramt und… sie hatte… Scheiße. Sie hatte meine Pornos gesehen. Meine Innereien verkrampften.

Langsam ging ich wieder runter, versuchte, irgendwie meine Beine zu beruhigen, die sich wie Wackelpudding anfühlten. Was erwartete mich jetzt?

"Heeey, Andi! Wie geht’s, altes Haus?" Lukas lief auf mich zu, klopfte mir so heftig in den Rücken, dass ich fast das Gleichgewicht verlor und fing sofort an, mir zu erzählen, was er am alles mit seiner neuen Flamme Gabi – hieß seine Freundin nicht letztens noch Sabine? - gemacht hatte.

Sarah hatte wohl noch nicht geplaudert. Ich atmete auf. Basti grinste uns entgegen, schwenkte mit den ersten fertigen Steaks und wir setzten uns alle an den Tisch auf der Terrasse. Sarah direkt ungefragt neben mich, wo ich eigentlich Basti hatte haben wollen. Der saß mir jetzt direkt gegenüber.

Es sah alles ganz ruhig und friedlich aus. Aber das blieb nicht lange so.

Sarah beugte sich zwischendurch zu mir und zischte mir ins Ohr: "Du küsst mich jetzt sofort, oder ich muss eine kleine Rede halten." Fast hätte ich mich verschluckt. Das war doch hinterhältige Erpressung!

Mir blieb keine Wahl. Ich schloss die Augen, versuchte einen möglichst glücklichen Gesichtsausdruck hinzukriegen – insgeheim stellte ich mir Basti vor – und küsste sie. Sie hielt – eher zerquetschte – währenddessen meine Hand. Geschirr klirrte. Ich löste mich von der dämlichen Schlampe und biss sie zum Abschied noch kräftig in die Unterlippe. Leider blutete sie nicht. Ich sah wieder zum Tisch und Sebastian starrte mich nur völlig entgeistert an.

"Aber… ich dachte… ihr… hä?!"

Und da klickte es bei mir. Irgendeine Sicherung war durchgebrannt, keine Ahnung. Bedauerlicherweise konnte ich später nicht alles auf Alkohol schieben, hatte nämlich keinen Tropfen getrunken. "Hey, Luk, reichst du mir mal bitte die Cola?", murmelte ich monoton, schenkte mir ein Glas ein und stand auf. Wobei ich Sarah mit hochzog. Ich hielt sie an der Hand und sie strahlte.

"Ich möchte anstoßen. Auf uns beide." Hob dabei mein Glas höher. Alle starrten mich verwirrt an. "Auf Sarah…" Pause. "… die größte und intriganteste Schlampe auf der nördlichen Halbkugel…", fuhr ich fort und goss dabei über ihr langsam und mit Genuss die Cola aus, wobei sie angewidert aufschrie, "… und mich. Die bedauernswerte kleine Schwuchtel an ihrer Seite, die sich seit drei Wochen gedanklich nach ihrem Hetero-Nachbarn verzehrt." Geschockte Gesichter in der ganzen Runde. Stille. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Basti schien seinen Mund gar nicht mehr schließen zu können.

"Vielen Dank. Der Gastgeber empfiehlt sich jetzt", knirschte ich und rauschte ab. In mein Zimmer, dessen Tür ich direkt verschloss. Warf mich auf mein Bett und fing an zu heulen. Ich hatte es total übertrieben, endgültig und absolut versaut. Keiner von denen würde jemals wieder mit mir reden. Ich heulte so lange, bis ich einfach vor Erschöpfung einschlief…

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