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Das Amulett des schwarzen Drachen

Teil 1

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Mein zweites Werk ... Das ist nun mein zweites "Werk", was ich so "nebenbei" anfange ... Hoffentlich übernehme ich mich nicht mit drei Blogs und davon zwei Bücher *lol* ... Aber Rom wurde ja auch nicht an einem einzigen Tag erbaut ... "Rome wasn't build in a day" *sing* Liebe Grüße und viel Spaß mit meinem "Werk" ... Yozora no mukuo PS: Das Copyright für alle Texte liegt bei mir. Bitte nichts unerlaubt verwenden. Vielen Dank für euer Verständnis.

1. Kapitel, 1. Abschnitt

An einem Freitagabend im Mai wurde Nadja von ihrem Freund Jens nach Hause gebracht, da die Beiden auf einer kurzfristig organisierten Gartenparty gewesen waren.

Die Party kam dadurch zustande, dass es schon sehr mild zu dieser Zeit war.

Obwohl es schon sehr spät war und Nadjas Eltern ausnahmsweise nach Tokyo verreist waren, wollte sie alleine die lange Auffahrt zum Haus hinaufgehen. Ihre Geschwister waren ebenfalls an diesem Abend außer Haus.

Sie verabschiedete sich mit einem kurzen Küsschen von ihrem Freund und meinte entschuldigend zu ihm, dass sie leider sehr müde sei und sie morgen einen anstrengenden Tag vor sich hätte.

Sie sah ihrem Freund hinterher, wie er mit seinem silbernen Golf wegfuhr. Dann öffnete sie das Gartentor zu ihrem Grundstück und schloss es so leise wie möglich wieder hinter sich.

Danach ging sie langsam die lange Auffahrt zum Haus hoch und dachte daran, ihren Bruder endlich darum zu bitten, das furchtbar laut quietschende Gartentor mal zu ölen. Die Nachbarn regten sich eh all zu oft über unnötige Kleinigkeiten auf.

Gerade als sie sich gähnend die Hand vor dem Mund hielt, schlug die Kirchturmuhr in der Nähe 2 Uhr nachts.

Plötzlich sah sie einen Schatten auf sich zukommen und wich erschrocken zurück ...

Doch es war schon zu spät und ihr wurde ein Lappen mit einer undefinierbaren Flüssigkeit ins Gesicht gepresst. Sie verdrehte die Augen und sank lautlos in die Arme der anderen Person.

Die Person trug sie lautlos weg. Die Bekleidung der Person war von oben bis unten schwarz, sogar der Kopf war mit einer schwarzen Maske bedeckt. Das einzig Auffällige an der Person war der humpelnde Gang ...

1. Kapitel, 2. Abschnitt

Am nächsten Morgen wachte Hajime mit einem brummenden Kopf auf. Es war gestern spät geworden und die Drinks waren auch nicht ganz ohne gewesen ...

Sie wollten eigentlich nur ein paar Bier trinken, doch aus den paar Bier wurden dann doch einige Drinks mehr ...

Und leichtsinnig wie er war, ließ er sich dazu überreden, bis 5 Uhr nachts in der Disko noch den einen oder anderen Drink zu sich zu nehmen und erst dann den ersten U-Bahn-Zug nach Hause zu nehmen. Ein halbe bis dreiviertel Stunde nach Verlassen der Diskothek fiel er dann zu Hause todmüde ins Bett.

Jetzt war es zwar schon 12 Uhr mittags aber er fühlte sich trotzdem so, als ob sein Kopf im nächsten Moment zerplatzen würde ...

Gott sei Dank waren seine Eltern nicht da, sonst hätte es wieder stundenlange Diskussionen auf Japanisch gegeben, was man alles als 21-jähriger darf und nicht darf. In Japan war die Volljährigkeit ab dem 20. Lebensjahr zwar auch schon gegeben aber seine Eltern behandelten ihn weiterhin wie ihr kleines Kind vor vielen Jahren ...

So hätte der Vater wieder mal hämisch bemerkt, dass er seinen brummenden Schädel nur von seiner Sturheit bekommen hätte und selber schuld wäre ...

Aber wo war eigentlich seine große Schwester Nadja?

Normalerweise dröhnte um diese Uhrzeit schon Musik durchs Haus und er hätte sich sein Kissen wieder über die Ohren ziehen müssen, um noch ein paar Minuten Schlaf zu kriegen ...

Aber wo konnte sie sonst sein?

Vielleicht war sie ja zu ihrem heiß geliebten Freund Jens mitgefahren, um da zu übernachten ...

Seine kleine Schwester Satomi war glücklicherweise auch nicht zu Hause, sondern für dieses Wochenende bei einer Freundin untergekommen.

Und sein 16-jähriger Bruder Jonathan war dieses Wochenende ebenfalls außer Haus zu seinen Freunden.

Eigentlich war für dieses Wochenende geplant gewesen, einen Familienausflug zu machen. Aber die Großeltern waren plötzlich an einer schweren Sommergrippe erkrankt und mussten versorgt werden.

Seine Eltern flogen natürlich sofort nach Tokyo, weil die anderen Geschwister seines Vaters leider auch über die ganze Welt verteilt lebten und es nun der erste akute Fall war, wo sich die Großeltern nicht selbst sofort versorgen konnten.

Aber das kam Hajime teils auch sehr Recht, es wäre ihm eh ein Grauen gewesen, mit der gesamten Familie irgendeinen Ausflug zu unternehmen.

Lieber wollte er sich vom Alltagsstress erholen und sich mit seinen Freunden treffen.

1. Kapitel, 3. Abschnitt

Nachdem er eine Aspirin und ein Glas Wasser genommen hatte, machte er sich auf den Weg zum Telefon.

Auf dem Anrufbeantworter blinkte das kleine Lämpchen und er drückte auf den Wiedergabeknopf.

Die erste Nachricht war von seinen Eltern, die Bescheid sagen wollten, dass sie gut in Tokyo angekommen waren und dass sie sich später noch einmal melden würden.

Bei der zweiten Nachricht hatte wohl jemand das Piepsignal abgewartet aber danach nicht auf den Anrufbeantworter gesprochen. Die Nachricht war leer.

Nun nahm er das schnurlose Telefon in die Hand und wählte die Nummer von Nadja's Freund Jens.

"Hallo Jens. Is Nadja bei dir?"

"Nein, die habe ich gestern Abend nach Hause gebracht"

"Große Schwestern", Hajime seufzte laut vor sich her.

"Ist sie denn nicht bei Euch angekommen?"

"Nein, ich bin erst um 5 Uhr zu Hause gewesen und da habe ich nicht nachgeguckt, ob sie wieder da war. Wann hast du sie denn hier abgesetzt?", Hajime ließ sich geräuschvoll aufs große Sofa im Wohnzimmer fallen.

"Um 2 Uhr nachts war das. Sie sagte sie wäre zu müde, um noch zu mir mitzukommen und dass sie heute einen harten Tag vor sich hätte.", Jens überlegte kurz. "Sie ging dann zum Gartentor und hat mir zum Abschied noch hinterher gewunken. Mehr habe ich leider nicht gesehen ..."

"Hmm, wo kann sie denn noch sein? Bei einer Freundin? Aber warum hat sie sich dann erst hier zu Hause absetzen lassen? Ich verstehe das nicht ... Wenn meine Eltern das hören, gibt es schon wieder Ärger ..."

"Hmm, ich weiß auch nicht, wo sie sein könnte ... Ihre beste Freundin ist weggefahren. Das weiß ich. Also denke ich mal nicht, dass sie noch woanders hin ist, wo sie doch für die wichtige Prüfung am Montag lernen wollte ...Hoffentlich ist ihr nichts passiert aber auf dem kurzen Stück zum Haus kann ja eigentlich nichts passieren, dachte ich mir ...Ich werde mich mal umhören. Wenn ich was Neues weiß, rufe ich Dich an."

"Ja das wäre nett von Dir. Danke. Bis dann ..."

Hajimes Miene verfinsterte sich ...Wieder einmal leistete sich seine Schwester solche Extravaganzen und er durfte wieder seinen Kopf dafür herhalten ...

Obwohl sie zwei Jahre älter war, hatte sie manchmal mehr Flausen im Kopf, als er mit seinen 21 ...

Große Schwestern halt ...

Hajime knetete an seiner Unterlippe ...Was ein Mist das wieder alles war ...Als ob er nichts Besseres zu tun hätte, als sich um seine große Schwester zu kümmern ...

Wenigstens einen Zettel hätte sie hinterlassen können, dachte er verärgert.

1. Kapitel, 4. Abschnitt

Er fasste sich an die Stirn. Die Kopfschmerzen waren durch die Tablette zwar geringer geworden aber sie waren immer noch vorhanden.

Er kuschelte sich in die weiche Decke, die auf dem Sofa lag und schloss die Augen.

Plötzlich klingelte das Telefon. Wer kann das wohl sein? Hatte Jens endlich seine Freundin irgendwo gefunden?

Er nahm das Telefon in die Hand und drückte auf den Hörer.

"Hallo hier Hajime Okita."

"Hallo hier ist Flo ...Schon ausgeschlafen?"

"Nö, wie man hört, nicht", grummelte Hajime ins Telefon.

"Och komm schon. So schlimm war es doch gestern Abend gar nicht ..."

"Vielleicht für Dich nicht, für mich schon.", grummelte er weiter.

"Ach komm, war doch lustig ...Hast du Lust einen Kaffee in der Stadt trinken zu gehen?"

"Von mir aus ...wo und wann?", er rieb sich müde die Augen.

"In einer Stunde vor unserem Stamm-Starbucks in der City? Ok?"

"Ok, dann bis gleich"

"Bis gleich."

Hajime legte das Telefon auf den Tisch und dehnte und streckte sich erst einmal ordentlich aus.

Dem er diesen Kater zu verdanken hatte, mit dem sollte er heute nun schon wieder unterwegs sein? Wieder so ein Mist, dachte er sich.

Er stand auf und ging die Treppe hoch in sein kleines, vom restlichen Haus abgetrenntes Apartment. Hier hatte er alles, was er brauchte. Ein eigenes Badezimmer, seine zwei eigenen Zimmer und sogar einen Wasserkocher und Senseo Automat.

Ärgerlich sah er auf die Pizza-Schachteln, die immer noch auf dem kleinen Tisch standen. Bisher war er zu faul gewesen, diese wegzuräumen.

Er zog sich schnell seine Sachen an und putzte sich noch eben die Zähne.

Zum ordentlichen Stylen der Haare war er wie immer zu faul, er ging nur einmal kurz mit seiner Bürste durch die Haare.

Vorm Verlassen des Hauses schaltete er die Alarmanlage an. Man konnte ja nie wissen, wer sich so alles auf dem Grundstück in seiner Abwesenheit herumtreiben würde.

Er schloss die große Tür ab und kontrollierte ganz genau, ob die Tür auch wirklich verschlossen war. Diesen Kontrolltick hatte er sich angewöhnt, seitdem er einmal vergessen hatte, die Tür abzuschließen.

Er hing sich seine kleine Tasche um und ging langsam die Einfahrt zum Gartentor hinunter. Irgendetwas glänzte in der Sonne. Er hob es langsam auf und betrachtete es von allen Seiten.

Was es wohl war?

Es war ein kleiner Gegenstand mit einem Drachen vorne drauf, der von asiatischen Schriftzeichen umgeben war. Es hing an einer gold glänzenden Kette und der Gegenstand selber glänzte auch golden, obwohl das Material aus etwas anderem zu sein schien.

An der Seite befand sich eine kleine Öse. Er probierte den Gegenstand mit ihr zu öffnen- vergeblich.

Hmm ein Amulett, was sich nicht öffnen lässt, dachte er nachdenklich.

Er guckte sich die Schriftzeichen noch einmal näher an. Eines davon bedeutete Drache.

Aber warum lag es auf dem Grundstück seiner Familie? Wer konnte es wohl verloren haben?

Er schob es nachdenklich in seine Tasche und verschloss den Reißverschluss seiner Tasche sorgfältig. Das Amulett sollte nicht noch einmal verloren gehen ...

Dann machte er sich auf den Weg in die Stadt.

1. Kapitel, 5. Abschnitt

Hajime nahm wieder die U-Bahn, die in seinem Außenbezirk oberirdisch verlief. Er setzte sich ans Fenster, lehnte den Kopf gegen das Fenster und schaute gedankenverloren nach draußen.

Lange Baumreihen säumten die U-Bahn-Trasse rechts und links. Der Verkehr floss ebenfalls rechts und links vorbei.

Sein MP3 Player dudelte mal wieder dieselbe Musik herunter, die er schon mehrere Monate lang auf ihm abgelegt hatte.

Dadurch, dass der heutige Tag so dunkel und verregnet war, wurde er melancholisch.

Seine bisherigen Beziehungen waren mehr oder weniger reine Katastrophen gewesen.

Wo steckte nur der Mensch, der zu ihm passte? Ob derjenige auch in diesem Moment in einer U-Bahn saß und denselben Gedanken wie er hatte, während er aus dem Fenster guckte?

Es soll ja so etwas wie Gedankenübertragung zwischen zwei Seelenverwandten geben, dachte er traurig.

Er hatte bisher sowohl Gefühle für Mädchen als auch für Jungs gehabt.

Eine schwierige Zeit, obwohl er sich eigentlich eher zu Jungs hingezogen fühlte.

Auch zu seinem Freund Florian, mit dem er sich gleich treffen würde, hatte er ein gespaltenes Verhältnis. Auf der einen Seite war er ein wenig verknallt in ihn, aber auf der anderen Seite wollte er ihre langjährige Freundschaft nicht für so etwas aufs Spiel setzen und er wusste nicht, wie Florian auf sein Eingeständnis reagieren würde ...

Er hatte sich nie mit ihm über solche Sachen wie Liebe und Beziehungen unterhalten und wenn dann ging es nur um irgendwelche Beziehungen, die Florian zu Mädchen hatte.

Mittlerweile war die U-Bahn in den langen Tunnel der Innenstadt eingefahren und es wurde dunkel zu beiden Seiten in der Bahn.

Die elektronische Lautsprecherstimme verkündete die nächste Haltestelle.

Es würden noch vier Haltestellen sein, bis er aussteigen müsste.

1. Kapitel, 6. Abschnitt

Wenige Minuten später stieg er an der U-Bahn-Haltestelle Kampstraße aus und wandte sich in die Richtung der östlichen Fußgängerzone.

Florian wartete schon vor dem Starbucks und hopste nervös wie immer von einem Fuß auf den anderen.

Er begrüßte ihn mit einer kurzen Umarmung. Florian hatte heute ein sehr angenehmes Parfüm an sich und Hajime genoss den Mix aus Parfüm und dem eh schon sehr angenehmen Duft von Florians Kleidung. War Hajime wirklich ein wenig verknallt in ihn?

Eigentlich war er ihm viel zu chaotisch und launisch für eine Beziehung und er wusste ja auch nicht ganz genau, ob Florian eher auf Jungs oder eher auf Mädchen stand.

Sie bestellten sich zwei mittelgroße Cappuccinos und warteten dann vorne an der Bedientheke auf ihre Getränke.

"Siehst du den Typen da drüben sitzen?", fragte Florian Hajime und er verzog seine Miene.

"Ja, wer ist das?", fragte Hajime überrascht.

"Das ist der neue Freund von meiner Schwester. Ein A-loch wie es im Buche steht. Ich habe noch nie so einen widerlichen Typen getroffen."

"Wieso das denn?"

"Weil er einfach ein arroganter und komischer Yuppie ist."

"Komisch bist du auch manchmal", meinte Hajime lachend.

"Ja, aber er ist einfach so ...mir fällt das richtige Wort nicht ein ...seltsam und unnahbar. Vielleicht beschreibt es das passender."

"Ein Cappuccino für Hajime und ein Cappuccino für Florian", ertönte da die Stimme des jungen Verkäufers. Der Verkäufer lächelte die Beiden an, als ob er gerade im Lotto gewonnen hätte oder er ihnen gleich noch mal zwei Cappuccinos verkaufen wollte.

"Dankeschön", sagten beide und gingen zu einem kleinen Tisch, wo der Freund der Schwester von Florian sie nicht sehen konnte.

"Er heißt Tom und kommt aus Hannover," fuhr Florian weiter schnaufend fort. "Ich habe so eine Wut auf diesen Typen. Schon diese fettig gegelten Haare bringen mich auf die Palme. Wenigstens passen sie zu diesem Schnösel."

Florian nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Kaffeebecher und Hajime merkte an Florians schmerzverzerrten Blick, dass der Cappuccino wohl noch sehr heiß sein musste.

"Der kam die Tage zu uns nach Hause und hatte nichts Besseres zu tun, als uns von ihrer Yacht im pazifischen Ozean vorzuschwärmen. Seine Eltern wären ja gerade auf Weltreise damit und er würde ja auch bald wieder hinfahren, um sie zu besuchen. Aber das Beste war ja noch ..."

Florian hatte mittlerweile einen hochroten Kopf und Hajime hatte Angst, dass er gleich vor Wut platzen würde.

"Hey, komm mal wieder runter und atme erstmal tief durch.", probierte Hajime ihn zu beruhigen.

Hajime holte das kleine Amulett aus seiner Tasche hervor und legte es auf den Tisch vor Florian. "Was denkst du ist das?"

Er hoffte, dass Florian sich nun wieder beruhigen würde. Zwar konnte er seinen Ärger über den Freund seiner Schwester verstehen und selber hätte er sich wohl auch über so eine Person aufgeregt aber im Moment hatte er wirklich keinerlei Lust sich über diesen Idioten weiter aufzuregen.

Florian drehte es von allen Seiten hin und her: "Hmm, sieht interessant aus. Soll das eine Fangfrage sein?" Florian lächelte ihn an.

"Nein, soll es nicht. Die Frage ist ernsthaft gemeint", stöhnte Hajime sichtlich genervt von der Antwort.

Wie konnte ein Junge nur so nervig und süß gleichzeitig sein, dachte Hajime sich.

"Hmm ...wenn du mich so fragst", er betrachtete es noch einmal näher. "Es sieht aus wie ein Amulett. Woher hast du das?"

"Das lag bei uns in der Einfahrt zum Haus. Ich weiß leider nicht, wer es verloren haben könnte und auf habe ich es auch nicht gekriegt", gab Hajime zu.

"Hmm, so ein ähnliches Amulett hatte meine Tante auch mal. Da gibt es so einen kleinen Trick, den hat sie mir mal erklärt."

Florian tastete an der Seite entlang und schob den winzig kleinen Riegel des Amuletts vorsichtig nach oben.

"Et voilá, schon ist es offen. Wenn Du mich nicht hättest", grinste Florian ihn breit an.

"Du bist ein Genie Flo!"

"Danke für die Blumen aber Deine Tricks haben mir auch schon oft weitergeholfen."

In dem Amulett hing ein kleiner Zettel, auch wiederum mit asiatischen Schriftzeichen. Hajimes Japanisch war leider zu schlecht, um sie übersetzen zu können und er war sich auch nicht ganz sicher, ob es nicht doch chinesische Schriftzeichen sein konnten.

Nur eins fiel ihm sofort auf: "Flo, siehst Du auch, womit das geschrieben wurde?"

Florian mußte schlucken und flüsterte dann: "Das ist ja Blut."

"Ja, ich denke aber nicht, dass es Tierblut sondern eher Menschenblut ist. Vielleicht hat jemand in seiner Not den Zettel mit Blut geschrieben, weil er keine Tinte oder keinen Kugelschreiber hatte."

"Dann müssen wir so schnell wie möglich das Ganze übersetzen lassen. Kannst du nicht Deinen Onkel fragen? Der hat doch seine Arztpraxis in der City, oder?"

"Ja, lass uns das so schnell wie möglich tun."

Plötzlich hatte Hajime ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch wegen dem seltsamen Verschwinden seiner Schwester. Bisher hatte er das Ganze wieder nur für eine ihrer vielfältigen Launen gehalten aber vielleicht stand das Amulett in direkter Verbindung mit ihrem Verschwinden.

Sie tranken nun hastig ihren Cappuccino aus und machten sich auf den Weg.

1. Kapitel, 7.Abschnitt

Nach ca. zehn Minuten hatte sie die Arztpraxis von Hajimes Onkel erreicht. Da er dieses Wochenende Notdienst hatte, war die Praxis offen.

Als sie die Glastür öffneten, saß hinter der Theke der Anmeldung Hajimes Cousin Toshihiro und grinste sie breit an.

"Hallo Toshi. Was machst du denn hier? Ist dein Vater da?", sagte Hajime überrascht und gab ihm die Hand.

"Der ist gerade unterwegs im Notfalleinsatz, wie so oft. Was führt Euch denn zu uns? Vielleicht kann ich Euch ja auch weiterhelfen. Ich soll hier die Stellung halten, bis er wiederkommt."

Toshi verdrehte die Augen.

"Naja, es gibt bestimmt Schlimmeres als hier samstags rumzusitzen", meinte Hajime mit einem Zwinkern zu seinem Cousin. "Kannst du gut japanisch lesen? Du warst ja zumindest ein Jahr da gewesen."

"Hmm es geht so. Vieles kann ich lesen aber Japanisch lernt man ein Leben lang weiter."

Hajime holte wieder das Amulett aus der Tasche und gab es seinem Cousin Toshi.

"Hmm, die Schrift vorne bedeutet sehr wahrscheinlich: "Der Bund des schwarzen Drachens" Im Chinesischen hat der schwarze Drache eine negative Bedeutung und bringt Tod und Unglück durch Überschwemmungen und Stürme. Im Japanischen kenne ich die Bedeutung eines schwarzen Drachen leider nicht. Aber sie wird wohl ähnlich sein."

Toshi drehte das Amulett von allen Seiten und probierte es -ebenfalls vergeblich - zu öffnen.

Florian nahm es ihm aus der Hand und schob wieder langsam den kleinen Riegel nach oben.

Dann gab er ihm den kleinen beschriebenen Zettel mit den Schriftzeichen drauf.

Toshi runzelte die Stirn. "Es ist sehr kritzelig geschrieben. Also es bedeutet wohl: "Sehr geehrter Finder, gehe mit dem Amulett auf den schnellsten Weg zum Licht der Amaterasu. Es ist lebenswichtig. Mehr kann ich dazu leider nicht schreiben. Das Licht der Gerechtigkeit sei mit Dir." Hmm seltsame Botschaft. Amaterasu ist ja die Sonnengöttin Japans. Und eine japanische Sonnengöttin steht hier in Zusammenhang mit einem chinesischen, schwarzen Drachen? Das macht alles irgendwie keinen Sinn." Er kratzte sich am Kopf.

"Das Licht und die Sonne sind die Merkmale der Amaterasu. Sie steht für Licht und Sonne und ist somit die wichtigste Gottheit im japanischen Shintoismus. Vor allem steht sie für die Begründung des japanischen Kaiserhauses.", meinte Hajime nachdenklich.

"Was ihr nicht alles wisst", stichelte Florian ein wenig beleidigt.

"Tja mein Japanisch ist grottenschlecht aber dafür habe ich viel über die japanische Geschichte gelesen und gehört." Hajime tat so, als ob der den provozierenden Unterton von Florian nicht bemerkt hätte aber innerlich ärgerte er sich wieder einmal darüber.

"Hmm diese Person muss also in Not oder zumindest großer Bedrängnis sein, wenn es sogar um ihr Leben geht. Aber was meint sie mit Licht der Amaterasu?", warf Toshi ein.

"Es scheint fast so, als ob dieses Rätsel unaufklärbar wäre und mir läuft die Zeit davon.", stöhnte Hajime.

"Wieso denn das?", fragte Toshi erstaunt und schaute ihn besorgt an.

"Nadja ist seit gestern Nacht verschwunden und keiner weiß wo sie ist. Und dieses Amulett habe ich heute Morgen in der Auffahrt gefunden, wo ihr Freund sie gestern Nacht abgesetzt hatte." Hajime stöhnte laut vor sich her.

"Hmm, das ist wirklich seltsam", gab Florian zu. "Eigentlich ist deine Schwester ja bekannt für Ihre Unzuverlässigkeit aber es ist seltsam, dass selbst ihr Freund nicht weiß wo sie ist."

Das Handy von Hajime klingelte und er drückte auf die Ruftaste: "Ja hallo, hier Hajime."

"Hallo, hier spricht Jens. Hast du schon etwas Neues erfahren? Ich habe alle unsere Freunde und Bekannten abtelefoniert. Sie scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Keiner weiß etwas." Jens klang sehr besorgt.

"Ach, mach Dir nicht so viele Sorgen. Wir werden sie schon finden. Vielleicht ist sie ja auch nur zu Verwandten gefahren", versuchte Hajime ihn zu beruhigen. "Ich melde mich sofort bei dir, wenn ich etwas Neues weiß."

"Ja mach das bitte. Tschüss."

"Tschüss."

Hajime legte nachdenklich das Handy auf die Theke. "Tja und was machen wir jetzt?"

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