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The whole is more than the sum of its parts

Teil 1

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Inhaltsverzeichnis

 

am anfang war....
nichts.
dann gab's mal etwas licht, dann wasser, später unkraut und sternchen, und irgendwann kamen dann noch die menschen und das ganze nannte man paradies.

aber war das wirklich der anfang? gab's nicht vielleicht auch ein vorher? wie war dieses vorher? nobody knows.
aber: egal wie dieses vorher war, ob gut oder schlecht, schön oder nicht, egal wie es geendet hat: es gab wieder einen anfang.

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langsam öffne ich meine augen. sonnenstrahlen fallen durch das fenster und wärmen meinen körper, blenden mich. ich sehe hinab auf meinen oberkörper, meinen bauch und greife zu meinem t-shirt da ich den anblick nicht ertragen kann.

guten morgen, selbstvertrauen.
guten morgen, selbstwertgefühl.
guten morgen, glück.

wo immer ihr auch seid.

ich erinnere mich an gestern. mein freund hatte mir am abend noch eine sms geschrieben, daß er sich heute gerne mit mir treffen würde weil wir etwas zu besprechen hätten. das kenn ich schon, es heißt nichts gutes. in letzter zeit hatten wir nur negatives zu besprechen. man sollte meinen, eine fast zweijährige beziehung zeugt von liebe, glücklich sein, einer schönen zeit.
ja, es war eine schöne zeit. die wenigen momente wo gedanken und gefühle nicht von liebe, abhängigkeit und pessimismus erdrückt wurden.

unmotiviert stehe ich auf, gehe ins badezimmer, versuche meinem anblick im spiegel zu entgehen, doch es gelingt mir nicht. ich sehe mir selbst in die augen, von denen viele behaupten sie wären schön. ich kann nichts erkennen. ich frage mich: »wer bist du eigentlich? was machst du hier? wozu gibt es dich?«.

klingt das übertrieben?
ja, es klingt so.
für alle, die nie das privileg hatten, von morgens bis abends depressiv zu sein.
selbstmitleid: mein bruder.
selbstverachtung: mein zimmergenosse.
selbstverstümmelung: mein neuer nachbar.

ego-zentrisch? ich muss lächeln.

ich verlasse das badezimmer, ziehe mich an und verlasse die wohnung, auf dem weg zu meinem freund.

es ist nicht samstag, nicht sonntag, kein feiertag, keine ferien. habe ich nichts zu tun?
nein.
doch, ich hätte.
aber meine versuche für die bevorstehende abschlussprüfung zu lernen scheitern kläglich an konzentrationsschwierigkeiten durch innerliche end-zeit-stimmung.

in gedanken versunken fahre ich durch die halbe stadt, ich kenne den weg schon in- und auswendig, ich achte nicht auf die haltestellen und doch weiss ich wann ich aussteigen muss. wie oft bin ich diesen weg schon gefahren... zum ersten mal, zum letzten mal, wieder zum ersten mal, wieder zum letzten mal.
die trennungen und das wieder zusammenkommen sind schon zur routine geworden, dennoch sind die depressionen danach mit jedem mal stärker.
der optimist sagt, wenn man so oft wieder zueinander findet, muss es wahre liebe sein.
der pessimist sagt, wenn man sich so oft trennt, hat es auch keinen sinn.

es hat wohl keinen sinn.

ich läute an seiner tür, er öffnet, aber er lächelt nicht. er küsst mich nicht zur begrüssung, sondern reicht mir die hand. mit gesenktem kopf gehe ich durch die tür und an ihm vorbei, in sein zimmer und setze mich, wie immer auf sein bett. als er nachkommt, sehe ich ihn nicht an, sondern starre auf den boden, ich weiß was er sagen wird, die gleichen worte wie jedesmal.
es würde schon reichen wenn ich ihn fragend ansehe und er nickt, ich will es gar nicht hören, ich will es nur bestätigt haben.
er setzt sich neben mich und fragt:
»wie gehts?«
»geht so.«

-pause-

»und dir?«
»ganz ok.«
»ich kann mir schon denken was du sagen willst.«
»und zwar?«
»ist es mal wieder aus?«

kurze pause, dann nickt er.

warum wird in so einer situation adrenalin ausgeschüttet? ich werde es nie begreifen.
sollte man nicht in tränen aus-, und zusammenbrechen, vermuten daß es einen anderen gibt, sich anschreien? endet so etwas nicht normalerweise in hass- oder anderen starken negativen gefühlen dem anderen gegenüber, wodurch man die sache nach einigen wochen einfach als gegessen ansehen kann, nichts mehr miteinander zu tun haben will und man sich schon bald in einen anderen verlieben kann?

ich weiß nur eines: daß ich versagt habe. daß ich fehler gemacht habe. daß ich schuld bin. daß meine schräge, wirre, chaotische, negative gedankenwelt das alles verursacht hat.

»du weißt, wir haben in letzter zeit viel gestritten. hatten viele meinungsverschiedenheiten. ich hatte depressionen und hab mir den unterarm zerkratzt, dann hattest du welche und hast es mir nach gemacht. das hat keinem von uns etwas gebracht, es war einfach unnötig und ich kann nicht verstehen warum du es getan hast. wolltest du mir etwas beweisen? ich habe meine depressionen nicht unter kontrolle, ich kann nicht beeinflussen was mit mir in so einer situation passiert, aber du kannst es, das hast du selbst gesagt. warum also?«
»das ist meine art dir unmissverständlich zu zeigen wie sehr ich dich liebe. man sagt doch, wenn man sich liebt, teilt man alles. und das will ich. ich will deine schmerzen teilen, deine depressionen, deine gedanken. wenn du krank bist, will ich es auch sein. der höhepunkt wäre, mit dir zusammen zu sterben.«

solche vorstellungen habe ich oft.
mit ihm an einer klippe stehen.
den allerletzten moment zusammen erleben.
sich den letzten kuss geben; sich in die arme nehmen; ein verdammt gutes gefühl haben; wissen, daß ein ganzes leben nicht so viel zu bieten hätte wie dieser augenblick.
in den augen des anderen seine bestimmtheit sehen, beide wissend daß man in dieser welt nicht glücklich werden kann, nicht so, nicht hier.
der tod vereint, mehr als es ein ganzes menschenleben könnte.
die zeit steht still, alle welt hält den atem an, bewundernd daß es zwischen zwei menschen solch grenzenlose liebe geben kann, und zu gleicher zeit neidisch, nie solch einen aussergewöhnlichen, exklusiven moment selbst erleben zu dürfen.

nur schade, daß man am nächsten morgen die zeitung nicht mehr lesen kann.

zurück zur realität.

»aber du hast ein eigenes leben. warum machst du dich von mir so abhängig? du kannst auch mit einem anderen glücklich werden.«
»es geht nicht um können, sondern um wollen.«

er seufzt.

»was soll ich nur mit dir machen, hm?«
»weiß ich doch nicht.«
»kann ich dir irgendwie helfen?«

ironie läßt grüßen.

»du weißt was das einzige ist, das mir helfen würde.«
»hey, lass den kopf nicht hängen. es gibt viele andere mit denen du glücklich werden kannst, glücklicher als wir zwei es waren. du weißt daß wir einfach zu verschieden sind und es nicht funktionieren kann.«
»du verstehst es nicht.«

ich kann mir nicht vorstellen, jemals einen anderen zu lieben. nicht so sehr wie ihn. was ich für ihn empfinde ist vielleicht mehr als liebe, es kommt mir vor als sei er ein teil von mehr, ohne dem ich nicht komplett wäre. ja, ich weiß das wir sehr verschieden sind und es oft alles andere als gut gelaufen ist, aber ... vielleicht muss es einfach so sein? wann immer ich an meine zukunft denke, ist er teil davon. nicht als ein freund, sondern als der freund. als der missing part, die zweite hälfte, das letzte stück im puzzle, wo kein anderes hin passt.
und doch soll es einfach nicht sein.
warum?

an das schicksal:

sag mir, wofür ich bestimmt bin, und ich werde es erfüllen, danach leben. aber treibe keine spielchen mit mir.

ich stehe auf und will gehen, er umarmt mich, lächelt mich an und sagt: »kopf hoch«.

jetzt scheint es ihm wieder gut zu gehen. er scheint befreit, als wäre er eine grosse last los geworden.
mich.

ich verlasse seine wohnung, wie in trance steige ich in die ubahn ein, bekomme nichts mit von dem was rund um mich passiert, höre nichts, fühle nichts, einfach stille und leere. von der ubahn kann ich seine wohnung sehen, schaue ihr nach, bis der zug mit mir in einem tunnel verschwindet und ich aus dem fenster ins schwarze sehe. ich kann nicht beschreiben wie ich mich fühle, ich möchte weinen, heulen, schreien, doch ich kann nicht. ich empfinde keine trauer, keine wut, gar nichts.

als ich zuhause ankomme, öffne ich die tür zu meinem zimmer und ertappe mich dabei wie ich auf mein bett sehe, hoffend er würde da liegen und auf mich warten. gleichzeitig frage ich mich wie ich auf eine so absurde idee komme.
es ist aus. endgültig.
wie jedesmal.
ich weiß nicht was ich tun soll, drehe musik auf und lege mich ins bett. und jetzt? ich möchte ihm sagen daß mir alles leid tut, daß ich ihn liebe, ihn brauche, ohne ihn nicht leben kann. aber wie oft habe ich das schon gesagt? wie oft habe ich mich schon entschuldigt? es ist schon lächerlich, hat keine bedeutung mehr.
es beginnt zu regnen. wie im film. die musik macht noch depressiver. sollte das nicht der moment sein wo es an der tür läutet, ich auf mache, er nass und mit verheulten augen draussen steht, wir uns in die arme fallen, minuten lang weinend da stehen, er mir sagt es tut ihm leid und er liebt mich, und wir uns küssen?
ich warte. aber es läutet nicht. vielleicht sitzt er vor der tür und traut sich nicht? ich stehe auf und gehe zur tür, öffne sie einen spalt und sehe hinaus, aber da ist niemand. ich sehe aus allen fenstern, vielleicht ist er ja irgendwo.

wieso bist du nicht hier? wo bist du? du solltest doch hier sein, bei mir. wieso kommst du nicht?
etliche stunden vergehen mit diesen gedanken, ich schicke mir selbst sms um mich zu vergewissern daß mein handy auch funktioniert, vielleicht wollte er mich ja anrufen und irgendwas hat nicht funktioniert. alle paar minuten rufe ich mails ab, starre im icq auf seinen namen und warte daß er online geht, aber nichts passiert.
meine stimmung fällt tiefer und tiefer, ich kann nicht mehr klar denken, kann mich auf nichts konzentrieren, sitze nur da, seit stunden, und weiß nicht was ich tun soll.
es wird dunkel und kalt, aber es ist mir egal. ich will frieren, ich will leiden.
ob mich jemand sieht? mich die ganze zeit beobachtet, durchs fenster? mit mir fühlt? dem es genauso geht?
mir wird klar wie dumm diese vorstellung ist und ich spüre wie der selbsthass wieder in mir aufkommt. wieso stelle ich mir solch absurde dinge vor? dinge, die nur im film oder im märchen passieren, aber nicht in der realität. nicht in dieser.
ich fühle mich wie jemand von wo anders, nicht von dieser welt. der hier ausgesetzt wurde und nicht zurecht kommt, der mit dieser welt nichts anzufangen weiß. einfach am falschen ort, in der falschen realität, in der er sich nie wohl fühlen wird.
warum also weiter machen? ich habe nichts zu verlieren. nichts bedeutet mir etwas, ausser ihm. aber ihn darf ich nicht haben, darf nicht mit ihm glücklich sein.
ist es eine prüfung? eine prüfung fürs leben?
tja. pech gehabt. diesen test habe ich wohl nicht bestanden. nicht überlebensfähig. hat hier nichts verloren.

auch recht...

wie es wohl ist, zu sterben? wird einfach alles schwarz und bleibt so für immer? man kann nicht sprechen, nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen, sich nicht bewegen. man ist einfach. allein mit seinen gedanken. denken, das einzige was man noch tun kann. oder ist gar nichts? nicht einmal mehr gedanken, einfach... nichts. man ist nicht mehr, es gibt nichts mehr das rückschlüsse auf seine eigene existenz zulassen würde. erinnerungen gelöscht. und man kann sich nicht einmal dabei beobachten, man merkt es nicht, man weiß nicht mal mehr das war ich'.

ich sehe keinen sinn mehr in meinem dasein, ich bin nur einer von millionen, die einfach nur da sind um den planeten etwas zu füllen, damit er nicht so leer ist.
darauf habe ich keine lust, da ist das sterben schon interessanter.

ich wache aus meinen gedanken auf, doch es sind nur zehn minuten vergangen, was mir wie eine ewigkeit vorkam. ein kleiner funken hoffnung lässt mich auf das display meines handys sehen, aber niemand denkt an mich. er ist nicht im icq, er hat mir keine mail geschrieben. ich bin einfach völlig isoliert, allein, verloren. die wohnung ist leer, die strassen sind leer.

der moment ist gekommen, an dem ich endlich das tun kann was ich mir schon lange wünsche, wonach ich mich schon lange sehne. mit einem kleinen messer in der tasche mache ich mich auf den weg, es ist kalt und ich habe absichtlich die jacke zuhause gelassen, ich will daß mein körper leidet, ich will ihm schaden zufügen, ich hasse ihn.
diesen körper, den niemand lieben will, diese unfömige weiche masse aus zuviel fett, zuvielen haaren, tausend kleinen dingen die mich anwidern.

ich weiß nicht wohin ich gehe oder was ich suche, aber als ich an einer kleinen brücke, die über einen schmalen fluss führt, ankomme, weiß ich daß ich mein ziel erreicht habe. rundherum ist alles finster, bäume und büsche verdecken die sicht auf die umliegenden häuser, und weit und breit ist kein mensch zu sehen. ich werde etwas nervös, spüre das adrenalin, und vergesse die kälte. langsam nähere ich mich der brücke und setze mich dann unter sie, auf den nassen, kalten, steinernen boden, nur ein paar zentimeter neben dem wasser, zusammgekauert und an die wand gelehnt.
jetzt ist es also so weit. irgendwie freue ich mich, ich bin neugierig wie es sein wird.

mit zitternden händen hole ich das messer aus der tasche, ich kann mich nicht erinnern woher ich es habe. zuerst vorsichtig, lasse ich es über meinen handrücken gleiten, hin und her. dann drücke ich fester zu, aber es ist zu stumpf, es vermag die gummiartige, weiche haut nicht zu schneiden.
also nehme ich es zwischen daumen und zeigefinger und fange an mit der spitze an meinem unterarm zu ritzen, zwischen den narben, die vom letzten mal übrig sind. damals war es nicht tief genug, es blutete, aber nur oberflächlich, ich wollte noch nicht sterben.
doch diesmal bin ich mir sicher. ich fahre mit dem messer wieder hin und her, und kleine hautfetzen beginnen sich zu lösen, es brennt etwas, tut aber nicht sehr weh. langsam wird es rötlich und es kommt blut, wodurch das messer viel leichter gleitet und ich werde immer schneller und drücke fester zu. mein gesicht verzieht sich, ich beiße die zähne zusammen, werde immer wütender, spanne alle muskeln an, lasse alles raus. viele jahre voll frust, selbstmitleid, enttäuschung, sehnsucht, träumen, ernüchterung und schmerz machen sich jetzt bemerkbar. ich denke nicht mehr, ich starre nur auf meinen arm, auf das messer, das immer weiter ritzt. ich kann es gar nicht mehr steuern, es passiert einfach, ich sehe nur zu.
meine augen verschwimmen, ich fange an zu weinen und lasse meinen blick über das wasser gleiten, das von den schweren regentropfen regelrecht gepeitscht wird.
plötzlich sehe ich sein gesicht, wie er mich anlächelt, und höre seinen namen. ich vergesse alles, mir wird warm und ich fühle mich geborgen; als ich am messer einen leichten, kurzen widerstand spüre und es fallen lasse. warmes blut fließt in strömen aus der wunde, über das handgelenk und auf den boden, wo sich eine kleine lache bildet.
es sieht aus wie im film.
der arm und bald mein ganzer körper beginnen zu zittern, ich kann mich durch die kälte nur schwer bewegen und lege mich hin, zusammengekauert, den blutenden arm über dem wasser ausgestreckt.

langsam weicht wieder die kälte und ich werde müde, schließe meine augen in erwartung dessen was kommen mag. ich höre nur den regen und eine leise melodie, die mir bekannt vorkommt und lauter wird. es ist ein trauriges lied, ich habe es oft gehört und dazu geweint und als ich langsam das bewusstsein verliere, höre ich die frauenstimme singen:

In my hands
A legacy of memories
I can hear you say my name
I can almost see your smile
Feel the warmth of your embrace
But there is nothing but silence now
Around the one I loved
Is this our farewell?

Sweet darling you worry too much, my child
See the sadness in your eyes
You are not alone in life
Although you might think that you are

Never thought
This day would come so soon
We had no time to say goodbye
How can the world just carry on?
I feel so lost when you are not at my side
But there's nothing but silence now
Around the one I loved
Is this our farewell?

So sorry your world is tumbling down
I'll watch you through these nights
Rest your head and go to sleep
Because my child, this not our farewell.
This is not our farewell.

(within temptation our farewell)

Nachwort

wieviel davon wahr ist? einiges. für happy people mag das alles erfunden und übertrieben scheinen, aber so mancher wird sich selbst oder ähnliche gefühle und gedanken wiedererkennen und wissen daß man sich tatsächlich so fühlen kann.

mit diesem ersten kapitel endet aber auch schon alles was mit der realität übereinstimmt, alle weiteren kapitel werden ziemlich frei erfunden sein und daher (?) auch um einiges netter' zu lesen.

jedenfalls freu ich mich schon auf die vielen gut gemeinten mails mit dem rat doch mal zu nem psychiater zu gehen.

ZD

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