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On Tour
Teil 9
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Informationen
- Story: On Tour
- Autor: Björn
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Fan Fiction, Lovestory
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Hallo,
lange habt ihr warten müssen, doch hier ist nun endlich die Fortsetzung von ON TOUR.
Im folgenden Kapitel entwickelt sich etwas, das ursprünglich nicht so geplant war. Doch als ich das Kapitel nach der ersten Rohfassung gelesen habe, da erschien es mir nur folgerichtig. Was sich aus dieser Sache entwickelt, weiß ich nicht.
Es geht um Gefühle, um das Gefühl und die Frage: Was ist eine Beziehung? Was ist Liebe? Diese Fragen beschäftigen mich bereits viele Jahre. In dieser Geschichte wird etwas aufgezeigt, das den allgemeinen Konventionen widerspricht. Nun, allgemeinen Konventionen widerspricht auch die liebevolle und sexuelle Beziehung zweier Jungen.
Warum also müssen sich Menschen, die sich von der einen Konvention befreien, unbedingt und mit aller Kraft an eine andere gebunden fühlen? Wenn wir mit Liebe und Zuneigung etwas freier sein würden, etwas weniger an solche Konventionen gebunden, dann würden wir vielleicht auch eine etwas entspanntere Gesellschaft haben. Gerade ein schwuler Mann oder Junge, der sich mit seiner Sexualität und mit Moralvorstellungen mehr als andere auseinander setzen muss, weil er sich selber neu innerhalb dieser Maßstäbe definieren muss oder vielmehr diese Maßstäbe neu definieren muss, kann über den Tellerrand hinaus schauen, erkennen, dass es mehr gibt, als nur eine Liebe zu einem Menschen.
Wem diese Entwicklung nicht gefällt, der kann mir gerne schreiben, mir seine Meinung kundtun. Doch das ändert nichts. Ich weiß noch nicht, wie sich diese Geschichte letzten Endes weiter entwickeln wird. Anhaltspunkte habe ich genügend. Doch ich hoffe, dass es Leser gibt, die erkennen, dass es oftmals mehr geben kann, als die eine ewig glücklich machende Liebe. Wer diese gefunden hat, dem wünsche ich alles Glück! Den anderen sage ich: Seid offen für Neues, tut, was ihr für richtig haltet, solange es aus aufrichtiger Liebe geschieht.
Und nun viel Vergnügen bei dem nächsten Kapitel von ON TOUR.
Euer Björn
21. Kapitel
Ein seltsames Geräusch weckte mich am nächsten Morgen. Es war ein ziemlich mühsam unterdrücktes Lachen. Ich öffnete die Augen, versuchte mich zu orientieren. Der Wecker hatte noch nicht geklingelt, also war es sehr früh am Morgen. Vor dem Bett standen David Schmidt-Felden, Bo und Garth. Alle drei schienen sehr erheitert.
»Habe ich was verpasst?« fragte ich erschrocken.
Bo schüttelte beruhigend den Kopf. »Nee, alles in Ordnung!« Sein Blick war nicht zu deuten.
»Wird das ein dauerhaftes Arrangement?«, fragte Garth anzüglich.
Ich sah mich um. An meiner linken Seite lag, eng an mich gekuschelt, Justin. Zu meiner Rechten lag JC auf dem Bauch, seine Beine in den meinen verschlungen, den rechten Arm quer über meine Brust, die Hand ruhte auf Justins Kopf.
Es war eine sehr verfängliche Situation. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Die beiden Jungs schliefen tief und fest. Ich gönnte mir einen raschen Blick auf die Uhr. Es war sieben Uhr morgens. Kein Wunder, dass ich müde war. Ich hatte bisher nur sechs Stunden geschlafen. Die Nächte davor weniger.
»Haben wir heute nicht frei?«, fragte ich leise, um die beiden anderen Schläfer nicht zu wecken.
Bo nickte. »Wir wollten euch sprechen!«
»Jetzt?«, fragte ich missmutig. »Es ist früh am Morgen!«
»Ich muss bald zurück fliegen!«, erklärte David. »Und ich hätte diese ganze Angelegenheit trotzdem gerne noch besprochen!«
Ich seufzte. »Dann macht euch auf was gefasst!«, erklärte ich. Schweren Herzens weckte ich die beiden.
JC fuhr aus dem Schlaf hoch, starrte umher. Erst in mein Gesicht überrascht dann in die Gesichter der anderen mit Verwirrung.
Justin schlug die Augen auf. »Was?«, beklagte er sich. »Ich will nicht aufstehen!«
»Tut mir leid, aber wir haben Besuch!«, erklärte ich.
Justin sah auf, entdeckte die drei Besucher am Ende des Bettes. Seine Miene verfinsterte sich. »Was wollt ihr?«
Er richtete sich auf. Überrascht sah er JC an. »Morgen, Josh!«
JC lächelte verlegen. »Hi, Curly! Ich habe es wohl nicht mehr in mein Bett geschafft!«
Justin winkte ab. Er sah die drei am Ende des Bettes an. »Also, was jetzt?«
»Ich wollte mich entschuldigen, Justin!«, begann David Schmidt-Felden. »Ich wollte weder deinen Freund noch dich gestern angreifen!«
Justin nickte. »Okay! Und weiter!«
David seufzte. »Mach es mir nicht noch schwerer, Justin!«
Justin rieb sich die Augen. »Es ist mitten in der Nacht, David. Was erwartest du?«
»Ich habe euch gewarnt!«, gab ich zu bedenken.
David warf mir einen kurzen Blick zu, nickte. »Gut! Was könne wir in dieser Situation machen?«
»Wir wäre es mit schlafen?«, erklärte JC. »Ich kann nämlich noch nicht denken!«
»Solltest du aber!«, entgegnete Garth. »Wir haben uns gestern Abend noch eine ganze Weile unterhalten! David, Felix, Bo und ich! Wir sind alle der Meinung, dass wir sehr aufpassen müssen!«
»Das wissen wir doch schon!«, warf Justin ein. »Das werden wir auch! Aber das wird nichts an der Tatsache ändern!«
»Das ist mir auch klar«, entgegnete David. »Ich will euch das auch nicht verbieten! Aber es ist nun einmal so, dass die Presse daraus eine riesige Story machen würde, wenn sie es erfährt!«
»Erst mal erfährt es meine Mutter«, erklärte Justin. »Die weiß davon nämlich noch nichts! Und das bleibt auch so, bis ich es ihr gesagt habe, verstanden?«
David nickte. »Das ist kein Problem!«
»Gut!«, brummte JC. »Was alles andere angeht, da werden wir schon eine Lösung finden! Allerdings solltet ihr mal überlegen, wie wir die Sache zu unseren Gunsten nutzen könnten, wenn es raus kommt!« Er sah in die Runde. »Wenn es raus kommt, dann sollten wir auch ehrlich genug sein!«
David schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir zurzeit nicht vorstellen! Justin ist der Mädchenschwarm schlechthin! Wenn raus kommt, dass er schwul ist, dann werden wir ziemliche Probleme bekommen!«
»Du hörst dich an wie Felix!«, meinte Justin. »Ich dachte du hättest nichts dagegen?«
»Habe ich auch nicht!«, widersprach David. »Es geht hier auch nicht um meine Meinung, sondern die Meinung der Öffentlichkeit!«
»Her je, dann manipuliert sie eben! Das ist doch euer Job!«, erklärte JC.
David seufzte. »Man kann mit euch nicht reden!«
»Dann lass uns einfach in Ruhe, David! Finde dich damit ab!«, erklärte Justin. »Wir werden nichts daran ändern! Ich werde es niemandem sagen, bis auf meiner Mutter. Erst mal nicht. Alles andere können wir später besprechen!« Damit sank er zurück auf sein Kissen, schloss die Augen.
»Ganz meine Meinung!«, sagte JC. »Machen wir uns nicht verrückt!« Er drehte sich wieder auf den Bauch. »Gute Nacht!«
Ich saß in der Mitte. »Heute ist doch frei, oder?«
Bo nickte zustimmend.
»Na dann! Ich glaube ich brauche den Schlaf!«
»Genau!«, kam es dumpf von Justin.
Ich legte mich wieder hin, zog die Decke zurecht. Justin legte den Arm um mich. Ich schloss die Augen.
So blieben wir liegen, bis wir hörten wie sich die Tür öffnete um sich kurz darauf hinter unseren Besuchern wieder zu schließen.
»Früh am Morgen«, brummte Justin.
»Idioten!«, kam es von Josh.
Ich öffnete die Augen. JC hatte den Kopf auf die Arme gestützt, sah uns beide an.
»Was ist?«, fragte ich ihn.
JC grinste. »Ich will nicht wissen, was sie gedacht haben, als sie uns drei in einem Bett gefunden haben!«
Justin öffnete die Augen. »Nichts, was du nicht schon selber gedacht hast, Josh!«
JC wurde rot. Vor Verlegenheit wusste er nichts zu sagen.
Justin grinste breit. »Glaubst du, ich bin blind?«
JC wurde noch röter.
»Justin, das ist aber nicht nett!«, warf ich ein.
Mein Liebling sah mich frech grinsend an. »Was? Das er meinem Freund hinterher starrt oder mir?«
»Hinter dir?«, fragte ich überrascht.
Justin grinste noch breiter. »Ach, bei dir ist es dir aufgefallen«
Jetzt war ich an der Reihe rot zu werden. Justin lachte leise. »Ihr seid so süß, wenn ihr verlegen seid!«
»Danke auch!«, brummte JC leicht säuerlich.
»Warum, ich finde es nett!« Justin räkelte sich auf dem Bett. Ich sah ihn an, er zwinkerte mir zu.
»Was soll das jetzt werden?«, fragte ich ihn.
»Das fragst du mich?« Er sah mich mit großen, unschuldigen, blauen Augen an.
Ich warf JC einen raschen Blick zu. Er nickte. In kürzester Zeit hatten wir Justin gepackt. Lachend wälzte er sich auf dem Bett.
»Aufhören!«, rief er zuckend. »Bitte«, er keuchte.
»Bist du jetzt lieb?«, fragte ich ihn.
»Ja«, stöhnte er. »Versprochen«
JC und ich ließen von ihm ab. Keuchend richtete er sich auf. »Das war gemein!«
JC und ich grinsten uns an. »Klar!«
Justin sah uns einen Moment an, dann seufzte er gespielt märtyrerhaft. »Ihr seid unmöglich!« Mit diesen Worten gab er mir einen Kuss, dann packte er JC an seinem Hemd, zog ihn heran und küsste ihn ebenfalls. Mit einem schalkhaften Grinsen ließ er ihn los. JC sah irritiert von ihm zu mir.
»Was wird das?«
Justin zuckte mit den Schultern. »Hat es dir nicht gefallen?«
»Doch«
»Hast du was dagegen?«, fragte Justin mich.
Ich lachte. »Ich? Wieso?« Wie konnte ich dagegen sein? Immerhin kannten sich die beiden schon seit Jahren. Zudem mochte ich JC. Er war nicht Justin, natürlich nicht! Aber er war etwas Besonderes. In der Gegenwart von den beiden fühlte ich mich unbeschwert und einfach gut.
JC seufzte. »Ich werde mich nicht zwischen euch stellen!«
»Das tust du doch nicht!«, widersprach ich. »Du bist unser Freund!«
»Das muss ich jetzt nicht verstehen, oder?«, fragte JC.
Justin verdrehte die Augen. »Mann, Josh, du machst aus Dingen ein Drama, die keine sind! Wir mögen dich beide! Also mach dir keinen Kopf!«
JC schien noch immer nicht ganz überzeugt. »Und wie weit geht dieses mögen?«, fragte er gedehnt.
In diesem Moment klopfte es. Genervt sah ich zur Tür.
»Was ist denn?«, rief ich.
Die Tür öffnete sich. Langsam schob sich Lance Kopf durch die Tür. »Störe ich?«
»Willst du eine ehrliche Antwort?«, fragte Justin.
Lance grinste. »Nein danke, nicht von dir!« Er kam herein. »David ist aufgebrochen! Er musste den Flieger erwischen. Bo ist mit Felix los, ein paar Sachen zu organisieren und Garth sitzt in seinem Zimmer und liest.«
»Danke für die Info!«, brummte JC. »Das wollten wir alles wissen, Lance!«
»Freut mich«, lachte der blonde junge Mann. »Was machen wir heute? Wir haben doch den Tag frei?«
»Wie wäre es mit ausschlafen?«, meinte Justin.
»Hey, wir sind in Paris und haben den ganzen Tag für uns!«, gab Lance zu bedenken.
»Wie schön!«, meinte JC. »Dann können wir ja hierbleiben! Ich habe keine Lust wieder stundenlang Autogramme zu schreiben!«
»Wir könnten uns den Eifelturm ansehen!«, meinte Lance.
»Den kenne ich schon!«, gab JC zurück.
»Was anderes?«
Ich nickte. »Gute Idee! Wir könnten in Ruhe frühstücken, auf der Terrasse!« Ich deutete hinaus. Die Sonne schien hell und warm.
JC nickte zustimmend. »Das ist eine gute Idee! Außerdem wird Torsten vor einer Tasse Tee zu keiner Entscheidung bereit sein. Und wenn er nicht sagt, was er will, wirst du Justin auch zu nichts bewegen können!«
Zwei Kissen trafen ihn am Kopf. Gleichzeitig hatten Justin und ich denselben Einfall gehabt. Lachend kletterten wir aus dem Bett.
»Geh mal das Frühstück bestellen!«, schickte ich Lance los. »Und sag ihnen, wir wollen auf der Dachterrasse frühstücken!«
»Warum ich?«, kam es von Lance zurück.
»Weil ich es dir sage!«, erwiderte ich.
Lance sah mich einen Moment lang an, dann nickte er. »Also gut!« Mit diesen Worten zog er ab.
Wir sahen uns an.
»Gehen wir duschen!«, meinte Justin. »Sonst werde ich nie wach heute!«
»Wir?«, fragte ich gedehnt.
JC grinste breit. »Duschen?«
Daraufhin wurde ich rot.
Justin sah uns an. »Habe ich was verpasst?«
Ich schluckte. »So ungefähr?«, brummte ich verlegen.
JC grinste breit.
Justin sah mich an. »Was soll das heißen?«
Ich schluckte erneut. »Das war bevor wir«
»Es ist nichts passiert, Curly!«, erklärte JC. »Torsten und ich sind doch in den Regen geraten, als wir einkaufen waren, in London!«
Justin nickte. »Ihr saht ziemlich gut aus dabei!«
Daraufhin trafen ihn prompt zwei Kissen, woraufhin er verstummte. Lachend brauchten wir einen Moment, bis JC weiter erzählen konnte.
»Also, wir sind unter die Dusche, Torsten und ich!«
»Sie war ein bisschen eng!«, fügte ich hinzu.
Justin verdrehte die Augen. »Ich kenne die Dusche in Garths Wohnung, weiter!«
»Na ja, wir gerieten uns ein bisschen ins Gehege!«, erklärte JC.
»So nennt man das also!«, meinte Justin.
»Es ist nichts passiert!«, sagte JC. »Bevor irgendetwas passieren konnte, hat uns Bo unterbrochen!«
Justin begann zu grinsen. »Und ihr habt nie«
Wir schüttelten den Kopf. »Natürlich nicht!«, erklärte ich. »Ich liebe dich!«
Justin lachte. »Gehen wir duschen!« Er ging auf die Badezimmer Tür zu. »Kommt ihr mit?«
JC und ich sahen uns an, fragend. Wir setzten uns gleichzeitig in Bewegung. An der Tür hatten wir Justin eingeholt. Er lächelte zufrieden.
22. Kapitel
Als wir auf die Dachterrasse traten, erwartete uns ein wunderschön gedeckter Tisch unter einem gelben, großen Sonnenschirm. Tiefe, bequeme Korbstühle mit gelben Polstern luden zum Sitzenbleiben ein. Mit einem verschlafenen Gesichtsausdruck saß Joey in einem der Stühle. Er trug ein weites T-Shirt und Shorts. Eine große Tasse Kaffee in der Hand blickte er uns träge entgegen. Ganz im Gegensatz zu Lance, der sich sehr wach über das dritte Croissant her machte. Der französischen Sitte folgend tunkte er es in eine große Schale Milchkaffee, die vor ihm stand. Er schenkte uns ein freundliches Lächeln.
»Hey, da seid ihr ja!«
»Tatsächlich!«, witzelte JC.
»Sieht ganz so aus!«, grinste Justin. Er ließ sich in einen der Korbstühle sinken. JC zu meiner Linken, Justin zu meiner Rechten fühlte ich mich sehr wohl. Die Dusche hatte uns erfrischt, wach gemacht. Es schien nicht weiter aufgefallen zu sein, dass wir etwas Zeit gebraucht hatten. Um ehrlich zu sein, kümmerte es mich auch nicht, ob einer etwas bemerkt hatte, dazu war es viel zu schön gewesen.
Wir frühstückten entspannt, genossen die Atmosphäre, die Ruhe. Es war ein angenehmer Morgen. Niemand drängelte uns, ich selbst konnte zum ersten Mal in Ruhe in einem Sessel sitzen, ohne regelmäßig auf die Uhr zu schauen und die Jungs zur Eile anzutreiben.
Chris erschien als letzter auf der Terrasse. Er blinzelte schläfrig, gähnte herzhaft. Nachdem er die dritte Tasse Kaffee in sich hinein gekippt hatte, schien er wacher zu werden.
Mein Handy klingelte. An der Nummer erkannte ich, dass es sich um meinen Bruder Tim handelte.
»Hallo Bruderherz!«, begrüßte ich ihn.
»Hi Großer! Wie geht´s dir?«
»Gut, danke! Selber?«
»Mir selbst ganz gut! Aber eurem Konzert in Lyon geht es schlecht!«
»Warum?«
»Die haben die dortige Halle vorübergehend geschlossen wegen baupolizeilicher Bedenken!«
»Das muss ich jetzt nicht verstehen, oder?«
»Beim letzten Konzert ist ein Podest auf der Bühne eingebrochen. Jetzt müssen sie erst mal herausfinden, woran das lag«, erklärte mein Bruder. »Daher haben sie die Halle geschlossen! Wir müssen also das Konzert absagen!«
»Bleib einen Moment dran«, bat ich. »Ich will mir das auf dem Plan ansehen!«
»In Ordnung!«
Ich erhob mich aus meinem Sessel und wanderte, das Handy am Ohr, in unser Zimmer. Mein Laptop befand sich wie immer in der Tasche. Während ich auf dem Tisch versuchte etwas Platz zu finden, schaltete ich ihn ein.
Wie immer, wenn man sofort etwas braucht, ließ sich der Computer Zeit mit dem Hochfahren. Auch das Programm brauchte natürlich länger als sonst, doch dann konnte ich endlich den Terminplaner aufrufen. Ich nahm das Handy wieder auf.
»Tim?«
»Ja?«
»Also, in Lyon fällt das Konzert aus?«
»Genau! Und wir wissen auch nicht, wann es nachgeholt werden kann!«
»Das heißt, wir fahren von Köln direkt nach Frankfurt!«, brummte ich. »Das ist gut! Dann haben wir eine Menge mehr Zeit. Die können wir brauchen!«
»Freut mich, wenn ich helfen konnte!«
»Danke, Bruderherz! Wir sehen uns in München, dann drücke ich dich dafür!«
Er lachte. »Gut! Sag mal, wissen Mama und Papa eigentlich schon von deinem neuen Freund?«
»Bitte?!«
»Also komm, ich telefoniere mit Bo und Caro. Ich weiß alles!«
»Mann, pass bloß auf was du sagst. Die sind hier alle paranoid deswegen!«
»Kann ich mir vorstellen!«, kam er zurück. »Aber trotzdem! Du könntest sie ja mal anrufen und es ihnen sagen!«
»Mach ich!«, versprach ich.
»Soll ich ihnen Karten für das Konzert in München besorgen?«, fragte Tim lachend.
Ich verdrehte die Augen. »Kann mir nicht vorstellen, dass unsere Eltern das Konzert genießen würden!«
»Vielleicht gehen wir dann besser essen, alle zusammen!«
»Plan nicht! Das ist meine Aufgabe!«
»Yes Sir!«, bellte Tim.
»Ich brauche meine Ohren noch! Mach´s gut, Eierkopf!«
»Pass auf dich auf, Nasenbär!«
Damit beendeten wir das Gespräch. Ich starrte auf meinen Plan. Wir hatten Zeit! Vier volle Tage an denen wir bisher nichts weiter zu tun hatten, weil wir an ihnen hätten reisen müssen. Es war ein Geschenk, mit dem wir alle nicht gerechnet hatten.
Ich marschierte zurück auf die Terrasse. Dort saß jedoch nur Garth, die Jungs waren alle samt und sonders verschwunden. Er musterte mich einen Moment. »Du siehst so entspannt aus!«
»Bin ich auch! Gerade wurde unser Zeitplan etwas entlastet, dass Konzert in Lyon wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Sie haben die Halle geschlossen!«
»Wie schön!«, brummte Garth. »Die Fans werden das zwar nicht gut finden, aber wir können das bisschen Ruhe gebrauchen!«
Ich ließ mich in einen der Korbsessel sinken.
»Wissen die Jungs und Bo schon von ihrem Glück?«
Ich schüttelte den Kopf. »Tim hat es mir gerade erst mitgeteilt!«
»Warte ab, Felix wird die Zeit mit genügend Terminen noch füllen!«
»Was werde ich?«, fragte uns die Stimme des Producers.
Ich sah auf. Felix stand in der Terrassentür. Er trug, ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Kleidung, ein T-Shirt und eine lockere, weite Hose.
»Was ist mit dir passiert?«, rutschte es mir heraus.
Er lachte. »Ich habe heute keine Termine!«, erklärte er und setzte sich zu uns. »Glaubst du, es macht mir Spaß, den ganzen Tag im Anzug herum zu rennen?«
Ich zuckte mit den Schultern, bisher hatte ich mich nicht darum gekümmert, was Felix mochte oder nicht. Er war derjenige, der mir das Leben als Assistant Tour Manager schwer machte, zumindest war das bisher meine Meinung gewesen.
Felix nahm sich ein Glas Orangensaft. »Wenn ich mal keinen Termin habe, bin ich froh was Normales tragen zu können! Kommt allerdings nicht oft vor!« Er sah mich an. »Also, welche Termine?«
»Das Konzert in Lyon fällt wegen baupolizeilicher Anordnung aus! Die haben die Halle erst mal geschlossen!«
Felix nickte. »Dann haben wir ein paar Tage Zeit!«
Ich nickte zustimmend. »Sieht so aus!«
»Und, was meinst du?«, fragte Felix mich.
Ich zuckte mit den Schultern. »Was soll ich meinen?«
»Sollen wir die Zeit nutzen?«
Ich überlegte. »Du wolltest doch ein paar Fototermine und Interviews!«, brummte ich.
»Von wollen ist gar keine Rede«, wehrte Felix ab. Er überlegte. »Wir haben doch die Tage zwischen dem Konzert in München und dem in Stockholm, oder?«
Ich nickte. »Da wollten Justin und JC nach Hause fliegen!«
Felix nickte zustimmend, dann überlegte er. »Warum fliegt ihr nicht nach Köln und kommt dann aus den Staaten direkt nach Frankfurt!« schlug er vor. »Dann können wir in den Tagen zwischen München und Stockholm einiges unterbringen. Außerdem hätte ich so etwas mehr Zeit zum planen, könnte die ganze Sache vorbereiten!«
Ich sah ihn an. »Wir?«
Felix lächelte. »Du wirst ja wohl mitfliegen, oder?«
»Mmh!«, brummte ich verlegen. Es war eigentlich ausgemacht, denn ich hatte es Justin versprochen. Nur hatten wir nicht geplant, es an die große Glocke zu hängen.
»Also, dann ist das abgemacht?«, fragte Felix.
»Ich werde es mit Bo besprechen, dann sage ich dir Bescheid!«
»Einverstanden!«, erklärte Felix.
Ich machte mich auf die Suche nach Bo. Dieser saß mit Justin und JC zusammen im Wohnzimmer, die Köpfe zusammen gesteckt. Als ich rein kam, sahen die drei auf.
»Na, so geheimnisvoll?«, fragte ich.
JC schüttelte den Kopf. »Nachdenklich!«
»Um was geht es?«
»Einen neuen Song. Just und ich kommen mit einer Strophe nicht ganz weiter und Bo meinte, er könne sie sich mal ansehen!«
»Bist du unter die Komponisten gegangen?«, fragte ich meinen Kollegen.
Der nickte abwesend. »Genau« und summte leise vor sich hin.
»Er ist ganz gut!« Justin erhob sich und kam auf mich zu. »Er hat schon ein paar Sachen geschrieben, die ganz erfolgreich waren!«
Bo kritzelte plötzlich etwas mit einem Bleistift auf das Papier, summte leise weiter, dann brach er ab. »Warum haben wir kein Klavier, wenn ich eins brauche!«
JC sah lachend auf. »Soll ich eines bestellen?«
»Bei Zimmerservice?«, gab ich fragend zurück.
Bo seufzte. »Nee, lass mal!« Er erhob sich. »Mir fällt noch was ein, aber etwas passt noch nicht so richtig!« Er zuckte mit den Schultern. »Egal! Was gibt’s neues?«
Ich erzählte ihm und den Jungs von den Veränderungen, wovon alle ziemlich begeistert waren.
»Das gibt uns etwas Luft und die können wir brauchen!«, meine JC.
Eine Stunde später hatten Bo und ich einen neuen Plan aufgestellt, der auf alle Belange und Bedürfnisse abgestimmt war. Justin, JC und ich würden nach dem Konzert in Köln sofort in den Flieger steigen und nach Orlando düsen. Bo würde mit Lance, Joey und Chris ins Studio fahren und erste Aufnahmen machen. Zudem würden sie Fotos von den einzelnen Jungs schießen. Die von Justin und JC würden später gemacht werden. Damit war die Zeit effektiv ausgenutzt. In Frankfurt würden wir uns wieder treffen.
»Wunderbar!«, meinte Bo. »Die Zeit dazwischen und die Ruhe wird uns allen gut tun!« Er grinste breit. »Ich bin gespannt, was in München auf uns wartet!«
Ich sah ihn fragend an. »Warum?«
»Weil ich glaube, dass da irgendetwas stattfinden wird, wenn wir da sind! Ich kenne die Company! Die wird sich so etwas nicht entgehen lassen! Ganz besonders Felix und David nicht, die sind viel zu schlau, um so eine Situation nicht zu nutzen!«
»Nur weil der Sitz der Company in München ist?«
»Am einfachsten zu organisieren!«, erklärte Bo. »Das kann man sozusagen vor Ort machen! Vor allem da sie jetzt wissen, dass nach dem Münchner Konzert viel Zeit bis zum nächsten ist!«
»Dann warten wir es doch ab!«, schlug ich vor.
Bo seufzte. »Ich fürchte etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig!« Er lächelte plötzlich wieder. Garth hatte sich zu uns gesellt.
»Na, kommt ihr voran?«
»Wir sind gerade fertig geworden!«, erklärte ich ihm.
»Schön! Was machen wir jetzt mit dem angefangenen Tag?«
»Was haltet ihr davon, Essen zu gehen?«, schlug JC vor. Er stand mit Justin an der Türe. »Ich kenne ein kleines Café, in dem wir sicherlich nicht belästigt werden!«
Garth sah ihn fragend an. »An was hattest du gedacht?«
»Das Petit Café!«
»Kenne ich nicht!«
»Aber ich!«, entgegnete JC lächelnd. »Vertrau mir!«
»Okay«, Garth grinste.
Zehn Minuten später saßen wir im Auto. Die Fahrt dauerte nicht lange. An einer kleinen, relativ unbelebten Straße direkt an einer der vielen Flussbiegungen hielt der Wagen. Wir stiegen aus und folgten JC, der uns eine schmale Gasse entlang führte. Das Kopfsteinpflaster war uneben, kein Auto hätte durch dieses Sträßchen gepasst.
Justin und ich folgten ihm dicht auf. Bo und Garth folgten mit den anderen Jungs, die sich entschieden hatten, uns zu begleiten. JC hatte seinem Cousin versichert, es wäre in Ordnung und sie würde nicht auffallen, also hatten sie die Bodyguards im Hotel gelassen, auch wenn Mike einige Bedenken gehabt hatte.
JC blieb vor einer schmalen Tür stehen, die in ein kleines Café führte. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Drei schmale Stufen führten hinauf zur Tür, die JC hoch ging. Mit einem leisen Klingeln öffnete sich die Türe. Einer nach dem anderen betraten wir das kleine Café. Ein hochgewachsener Mann mit kurzen schwarzen Haaren kam uns entgegen. Er sah uns an, dann blieb sein Blick an JC hängen. Ein breites Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
»Joshua«, begrüßte er JC und zog ihn in eine Umarmung.
»Hi, Onkel Mark!« JC drückte den Mann an sich. »Ich war in der Stadt und dachte ich komme vorbei!«
»Mon dieu! Du hättest anrufen können!«
»Hätte ich, aber dann wäre es keine Überraschung gewesen!« JC wand sich zu uns. »Das sind meine Freunde. Und das ist Onkel Mark, er ist der jüngste Bruder meiner Mutter!«
Garth grinste. »Und ich dachte, ich kenne die Familie!«
JC lachte. Er stellte die beiden Verwandten einander vor. Mark grinste breit, als JC ihm Bo ebenfalls vorstellte, als den Lebensgefährten seines Cousins.
»Es muss an dieser Familie liegen«, lachte er.
Und so erfuhren wir, dass Marks Lebensgefährte zurzeit auf dem Markt einkaufen war. Gemeinsam führten die beiden das kleine Lokal.
Mark bat uns alle, Platz zu nehmen und ich konnte das Café richtig betrachten. Justin saß natürlich an meiner Seite, während JC sich an die Ecke neben uns niederließ.
Es war ein schönes Café, holzgetäfelte Wände, rau verputzte Wände, eine hölzerne Decke. Ein tiefes Fenster ließ Licht herein und gab den Blick auf die Gasse frei.
Mark brachte uns französischen Café und Wasser. »Essen gibt es, wenn Maurice zurück ist!«
Zwei andere junge Männer saßen noch im Café, offensichtlich ein Paar beim späten Frühstück. Sie schenkten uns ein paar neugierige Blicke, bis sich einer der beiden traute Mark quer durch den Raum zu fragen.
Es war JC der antwortete, woraufhin die beiden lachten und uns grinsend zu nickten.
Mark schoss etwas hinterher, was ein erneuter Lacher bewirkte.
»Sie wollten wissen, ob wir wirklich berühmt wären«, erklärte JC.
»Und er hat geantwortet, dass ihr gerne euren Café trinken würdet, ohne das sie euch an die Wäsche gehen«, fügte Mark hinzu.
»Und Mark meinte, er könne hier keine Striptease gebrauchen, der Ruf des Lokals wäre eh schon schlimm genug!«
Wir lachten zusammen.
Lance blätterte in einer englischen Zeitung herum und entdeckte einen Bericht über die Band, den er uns auszugsweise vorlas. Bald darauf lagen wir lachend in unseren Stühlen und auf der Bank. Als er jedoch die erneute Spekulationen zu einer Beziehung zwischen Justin und Brittney Spiers vorlas, kam ein Stöhnen von Justin. Er ließ den Kopf an meine Schulter sinken.
»Wie oft muss ich diesen Müll eigentlich noch hören?«, fragte er.
»Ich fürchte, solange bis du der Presse Torsten zum Fraß vorwirfst!«, entgegnete Chris.
»Nee, danke das muss nicht sein«, wehrte ich ab. »Ich liebe ihn ja wirklich, aber ich kann gut darauf verzichten mein Foto in der Bildzeitung oder der BRAVO zu finden.«
»Kann ich gut verstehen«, meinte Lance. »Ich würde es manchmal auch vorziehen, nicht dort aufzutauchen!«
Justin seufzte, dabei ließ er den Blick durch das Café schweifen.
»Hey!«, rief er freudig und sprang auf. Er hatte das Klavier entdeckt. Es stand an einer Wand in hellem Braun. Justin ließ sich auf der Bank davor nieder, klappte den Deckel hoch und schlug probeweise ein paar Akkorde an. Es war gut gestimmt. Also griff er in die Tasten.
Es dauerte nicht lange, da lauschten wir seinem Spiel. Justin war gut, er spielte, was ihm gerade in den Sinn kam. Mark servierte uns Café und wir ließen uns einfach treiben. Lance las weiter in seiner Zeitung, Chris und Garth hatten ein Backgammon entdeckt und begannen eine Partie. Joey lauschte Justins Spiel, wie Bo, JC und ich, während wir unseren Café schlürften. Das Pärchen am Nachbartisch ließ sich sein Frühstück schmecken und schien es dabei überhaupt nicht eilig zu haben.
Da öffnete sich die Tür zum Café. Ein braun gebrannter junger Mann mit schwarzen Locken kam herein. Er trug mehrere prall gefüllte Tüten in den Händen, ein charmantes Lächeln auf den Lippen und ein schiefes Barett auf dem Kopf.
Er sah wirklich gut aus. Mark eilte ihm entgegen und nahm ihm die Tüten ab, begrüßte ihn mit einem Kuss. Es war Maurice, nahm ich an und ich sollte recht behalten. Mark stellte uns seinen Partner vor. Maurice konnte nicht viel Englisch, doch es reichte aus, um sich zu unterhalten. Bald verschwand er jedoch in die Küche, um uns etwas zu essen zu kochen.
Es ging gegen Nachmittag. Das Pärchen hatte sein Frühstück beendet, gezahlt und das Café verlassen, nicht ohne sich vorher von den Jungs ein Autogramm geben zu lassen. Bo hatte sich zu Justin ans Klavier gesetzt und die beiden brüteten, wie schon heute Morgen über der Zeile, die ihnen fehlte. JC stand an der Tür zur Küche und unterhielt sich mit Maurice und Mark auf Französisch. Garth hatte Chris drei zu zwei Spielen geschlagen. Nun erhob er sich.
»Ich gehe ein bisschen spazieren«, meinte er zu Bo. Dieser nickte während er mit halb geschlossenen Augen das Klavier bearbeitete.
»Bis später«, brummte er.
»Warte!«, rief Lance. »Kann ich mitkommen?«
Garth nickte. »Okay!«
Lance schnappte sich seine Jacke. Ich überlegte und beschloss, die beiden zu begleiten. Ich drückte Justin einen Kuss auf die Wange. Er sah kurz auf, grinste und gab mir einen Kuss auf die Stirn, dann widmete er sich wieder der Strophe.
JC sah mich kurz an, nickte. »Bis später!«
Ich drückte kurz seine Hand, dann war ich an der Tür, vor der Lance und Garth bereits warteten.
Wir liefen schweigend an der Seine entlang. Die Sonne schien nachmittäglich warm, es waren viele Menschen unterwegs, doch es war nicht unangenehm.
Lance wurde kaum Beachtung geschenkt. Er hatte seine grünen Augen hinter der schwarzen Sonnenbrille verborgen und mit uns als Begleitung fiel er kaum auf.
»Du fliegst doch mit Justin nach Hause, oder?«, fragte mich Lance plötzlich.
Ich nickte zustimmend.
»Gut«, meinte er. »Ich weiß nicht wie seine Mutter es aufnehmen wird!«
»Wieso?«, fragte ich.
»Sie wird sich vielleicht eine Menge Vorwürfe machen, fürchte ich.«
Garth nickte zustimmend. »Lynn ist geschieden«, erklärte er mir. »Sie könnte glauben, dass sie keine gute Mutter war!«
»Das ist doch Quatsch!«, widersprach ich.
»Das weißt du, aber sie nicht!«, entgegnete Lance. »Es wird nicht leicht für sie sein!«
»Was kann ich dagegen tun?«
»Nicht viel! Aber es wird helfen, wenn du einfach da bist. Sie wird dich mögen, denke ich!«, gab Garth zur Antwort.
Ich seufzte. »Warum ich?«
Lance begann zu lächeln. »Sieh es mal so. Wenn es nicht du wärst, dann hättest du Justin nie kennen gelernt!«
Ich nickte widerstrebend. »Da hast du recht!«
Wir liefen weiter, genossen die Sonne. Da kam mir ein Gedanke.
»Sag mal Lance«
»Ja?«
»Ich habe da mal eine Frage.«
»Dann stell sie doch einfach!«
»Sie ist, na ja«
Lance sah mich irritiert an. »Du willst mir doch keinen Antrag machen, oder?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Da bin ich aber erleichtert.«, grinste der blonde Sänger. »Denn ich hätte dich enttäuschen müssen!«
Garth schmunzelte, sagte aber nichts.
»Nein, es geht um eure Musik. Ich meine.«, ich holte Luft. »Also, gefällt dir die Musik wirklich?«
Es dauerte einen Moment, dann begann Garth verzweifelt, sich auf die Lippen zu beißen. Er hielt es für ungefähr zehn Sekunden aus, dann begann er schallend zu lachen.
Lance sah mich mit einem seltsamen Blick kopfschüttelnd an. »Das ist wirklich indiskret!« Dann begann er zu grinsen. Er lehnte sich gegen eine schmale Brüstung der Ufer Promenade.
»Vier!«
Ich sah ihn fragend an.
»Auf einer Skala von eins bis zehn gebe ich den meisten unserer Lieder eine vier!«
»Aha!«
Lance nickte. »Es gibt zwei, drei Songs, die ich wirklich ganz gut finde, aber die meisten sind typisches Rumgesinge!«
»Das ist es, was die Fans von euch erwarten.«, warf Garth ein.
»Das stimmt.«, bestätigte Lance. »Aber das heißt ja nicht, dass ich es gut finden muss! Aber es gehört zum Job!« Er lachte. »Und ein paar Songs sind, wie gesagt, ganz gut!«
»Das beruhigt mich!«, sagte ich. »Ich dachte schon, ich hätte keinen Geschmack!«
»Über den lässt sich bekanntlich immer streiten!«, gab Lance zurück.
Wir saßen über eine Stunde auf der Uferpromenade, unterhielten uns über Musik. Garth erzählte uns von verschiedenen Musikveranstaltungen, auf denen er schon war und Lance fügte seinen Teil bei. Die beiden hatten einiges erlebt.
Als es dämmerte, beschlossen wir, zurück zu gehen. Wir schlenderten den Weg entlang, bis wir wieder zum Café kamen. Als wir es betraten, wären wir beinahe rückwärts wieder hinaus gedrängt worden. Die Gäste drückten sich dicht an dicht.
Garth, der die meisten ein Stück überragte, sah über die Köpfe hinweg. Bo saß am Klavier, während die Jungs gerade eines ihrer Lieder zu seinem Spiel zum Besten gaben. Die Gäste waren fasziniert.
Garth sah Lance und mich an, zuckte mit den Schultern. Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus. Bo brach mitten im Spiel ab, die Jungs verstummten. Die Leute wandten sich um, sahen uns an. Bo kletterte auf den Klavierhocker und sah zur Tür.
»Da seid ihr ja!«, rief er über die Gäste hinweg. »Lasst die drei mal durch, die gehören dazu!«
Kurz darauf standen wir beim Klavier.
Garth sah JC kopfschüttelnd an. »Nennst du das unauffällig?«
JC zuckte mit den Schultern. »Immerhin werden wir nicht gemobbt!«
»Genau! Und an die Wäsche sind sie uns auch nicht gegangen!«, sprang Justin ihm zur Seite.
»Wie beruhigend!«, meinte Garth. Er ließ sich auf der Bank nieder.
»Wenigstens sind wir jetzt vollständig!«, meinte Justin. »Komm Scoop, ohne Bass klingt es einfach nicht so gut!« Er zog Lance mit zu den anderen.
Irgendwo begann einer zu klatschen.
»Okay, okay!«, rief JC in die Runde. Er nickte Bo zu, der wieder in die Tasten griff. Die Jungs stimmten ein Lied an und die Gäste klatschten laut.
Es wurde eine lustige Nacht. Die Jungs sangen voller Begeisterung, man merkte, wie sehr es ihnen Spaß machte, Bo hieb in die Tasten was das Zeug hielt und spielte mit Justin sogar vierhändig, was den beiden viel Applaus einbrachte.
Es war spät in der Nacht, als wir uns von Mark und Maurice verabschiedeten. Sie ließen uns ungern gehen, doch wir versprachen wieder zu kommen, sobald wir wieder einmal in Paris sein würden. Die anwesenden Gäste verabschiedeten uns lachend und scherzend. Die Jungs hatten noch einige Autogramme verteilt, dann standen wir vor der Tür.
Am Ende der Gasse wartete unser Wagen auf uns, der uns zurück zum Hotel brachte.
»Und, ich habe doch gesagt, es wird nichts passieren!«, meinte JC lachend.
»Wenn du das »nichts passiert« nennst, dann will ich nicht wissen, was du »passiert« nennst!«, schmunzelte Garth gutmütig. »Aber du hast recht, es war ein netter Abend!«
Der Lift brachte uns direkt von der Tiefgarage vor unsere Suite, vorbei an den Fans in der Hotelhalle, die uns mit Sicherheit niemals so in Ruhe gelassen hätten, wie die Gäste des Petit Café.
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