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David und Tobias
Teil 4
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Informationen
- Story: David und Tobias
- Autor: Chelsea
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out, Lovestory
Inhaltsverzeichnis
16
Wir liegen in Tobis Bett. Er hat mir erlaubt, bei ihm zu übernachten, weil mein Stiefmonster schon wieder stresst. Er war sogar einverstanden, dass ich in seinem Bett schlafe. Natürlich musste ich ihm versprechen, ihn nicht anzumachen und natürlich werde ich das Versprechen nicht einhalten. So eine Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Ich rücke also ein Stück näher...er hat mir den Rücken zugewandt und tut so, als würde er schlafen aber ich weiß, dass er noch wach ist...und beginne sanft sein Schulterblatt zu küssen, arbeite mich hoch zu seinem Nacken und knabbere dort ein bisschen herum.
»Was...was machst du denn da?« fragt Tobi unsicher.
»Findest du das unangenehm?« antworte ich leise und samtig.
»Janein, ich meine...lass das vielleicht besser.«
»Mhh, aber du schmeckst so gut und deine Haut ist so weich.«
Ich mache weiter. Ich kann einfach nicht aufhören, er fühlt sich so verdammt gut an.
»Nicht...nicht so fest«; wispert er.
Wahnsinn, der macht mich total geil. Ich würde alles dafür geben, ihn vögeln zu dürfen. Meine Hand wandert über seine schmale Hüfte, nach vorn und streicht unter seinem Shirt über seine nackte Brust.
»Gefällt dir das?« Ich hab eine Scheißangst vor seiner Antwort.
»Nei-nein...ja, ich weiß nicht. Au...«
Ich tippe an seine kleine harte Brustwarze, Tobis Kopf fällt leicht in den Nacken. Er atmet heftig und zittert am ganzen Leib.
»Schhhh...alles in Ordnung. Lass dich einfach drauf ein, Tobi.« Ganz langsam drehe ich ihn um, er starrt mich total ängstlich an. »Kann...ich möchte dich küssen.«
Er schüttelt den Kopf, doch ich streiche ihm über die Wange und drücke ihm sanft meine Lippen auf den Mund. Meine Zunge schiebt sich durch seine geschlossenen Lippen und stößt an seine. Vor meinen Augen tanzen kleine bunte Sterne.
Tobi schließt seine Augen, öffnet sie aber sofort wieder und ich rücke von ihm ab.
»Tut mir Leid. Soll ich aufhören?«
Er beißt sich auf die Unterlippe, seine Augen glänzen feucht.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht so überrumpeln. Ich...ich lege mich wohl doch besser auf die Couch.«
»Nein«, flüstert er zittrig. »Nicht aufhören. Nicht weggehen.«
Hab ich mich verhört? Ich kann es kaum glauben, doch er schlingt einen Arm um meinen Nacken und küsst mich.
Ich möchte am liebsten sofort alles, doch ich weiß, dass ich ihn jetzt nicht überfordern darf. Dennoch streiche und fasse ich an ihm rum...bin halt auch nur ein Mensch...lutsche an seinen Brustwarzen und spüre, dass er zittert. Er presst die Lippen zusammen und zieht scharf die Luft ein. Ich gehe einen Schritt weiter und küsse seinen Bauch. Wie weich der ist, das macht mich ganz verrückt. Meine Hand schiebt sich vorsichtig in seine Boxershorts.
Sein Schwanz ist so hart wie mein eigener. Tobi stöhnt laut auf, das heißt, es ist mehr ein Schluchzen. Als ich gerade dabei bin, seinen Schwanz in den Mund zu nehmen hält er mich davon ab.
»Was...was hast du vor?« fragt er atemlos.
»Keine Angst. Ich mach's dir so gut, dass du meine Lippen nie wieder woanders haben möchtest.«
Ich hole ihm also langsam einen runter; will anfangen, ihm einen zu blasen, als er plötzlich schon kommt.
Mann, das ging ja fix. Etwas von seinem Sperma ist in meinen Haaren gelandet, was ihm sehr viel peinlicher ist als mir. Er schlägt die Hände vors Gesicht und stammelt lauter Entschuldigungen.
»Halb so wild«, versichere ich ihm und muss aufeinmal total lachen. Tobi vergräbt seinen knallroten Kopf ins Kissen. »Tut mir Leid aber...mit hat noch nie jemand in die Haare gespritzt.«
Nachdem ich aus dem Bad komme, wo ich die Spuren so gut es ging beseitigte, liegt er immer noch zusammengekauert im Bett. Ich kuschel mich an ihn.
»Oh Gott, ist das peinlich.«
»Ach, mach dir bloß keine Gedanken. Ist doch alles okay.«
»Ich meine nicht nur das...mit deinen Haaren. Ich meine, dass ich so...schnell...«
»Das macht nichts, obwohl ich dir gerne einen geblasen hätte. Was soll's wir holen das nach. Lass uns jetzt schlafen, mh?«
Tobi dreht sich zu mir um. »Die anderen haben sich bestimmt nicht so dumm angestellt.«
Er sieht so elend aus, dass es mir beinahe das Herz bricht. Ich muss ihn einfach küssen.
»Es ist okay. Wirklich.«
»David, ich glaube, ich...ich kann das nicht. Ich bin ganz verwirrt.«
»Das sehe ich doch.« Ich ziehe ihn in meine Arme und wusel durch seine Haare. »Hör mal, wir müssen doch nichts machen, was du nicht möchtest. Wenn dir irgendwas zu schnell geht oder zu viel wird, brauchst du es nur zu sagen. Willst du, dass ich dich in Ruhe lasse? Soll ich dich nicht anfassen?«
Er kuschelt sich tiefer in meinen Arm und ich denke schändlicherweise schon wieder an Sex.
»Können wir einfach so...hier liegen?«
»Klar, was du willst.«
Was ich will werde ich wohl heute nicht mehr kriegen. Ist mir völlig egal. Ich hab Tobi bei mir und darf ihn im Arm halten. Das ist mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Alles andere wird sich schon ergeben. Ich bin wahnsinnig verliebt und glücklich.
»Hast du das ernst gemeint?«
»Was denn?«
»Na, dass du mir Zeit lässt, wenn mir was zu viel wird.«
»Nein, das war gelogen. Natürlich mußt du sofort alles machen, was ich will, was dachtest du denn? Dummkopf.«
»Ich hab nur gedacht...ich meine, du erwartest doch sicher von mir, dass ich...«
Ich schüttel den Kopf.
»Und...du fasst mich nicht an?«
Ich rücke von ihm weg und halte meine Hände hoch. »Nicht, wenn du es nicht willst.«
»Ich bin schrecklich müde.«
Tobi dreht mir den Rücken zu. Mann, ich kann ja verstehen, dass er noch nicht so genau weiß, was los ist aber darf ich mich jetzt noch nicht mal ankuscheln?
Als hätte er meinen Gedanken erraten, nimmt er plötzlich meinen Arm und legt ihn um seinen Körper. »Schlaf gut«, murmelt er.
»Du auch«, antworte ich und küsse kurz seinen Nacken...ich hoffe, das ist erlaubt.
Warme Oktobersonnenstrahlen kitzeln meine Nase. Alles was ich höre, ist das Ticken der Uhr und Tobis Atemzüge. Er liegt auf dem Rücken und schläft.
Wahsninn, sieht der schön aus. Seine Haut schimmert wie Sahneeis. Vorsichtig zeichne ich mit dem Finger seine Brauen nach; fahre langsam über seine Nase, die Lippen, als er mir plötzlich in den Finger beißt.
»Au.«
Tobi kichert schlaftrunken und lässt meinen Finger los.
»Ich dachte, du schläfst.«
»Hab ich auch und zwar seit langem mal wieder gut«, erklärt er gähnend und kuschelt sich in meinen Arm. Ich hab schon wieder nur Unanständiges im Kopf und suche mit meiner Hand einen Weg unter sein Shirt. Er schiebt meine Hand weg, ich lege sie zurück, er schiebt sie erneut weg. Na gut. Ich schnappe mir seine Hände, drücke sie auf die Matratze und küsse ihn weich, lasse meine Lippen über seinen Hals wandern. Er seufzt leise, worauf sich meine Hand weiter unter sein Shirt stiehlt und seine weiche Haut berührt. Tobi bekommt seine üblichen Zitterattacken, als meine Lippen über seine Brust gleiten...kann ich jetzt keine Rücksicht drauf nehmen, viel zu lange hab ich auf all das warten müssen. Trotzdem überlege ich, nicht sofort das volle Programm zu starten, bette meinen Kopf auf seine Brust und schiebe meine Hand in seine Boxershorts. Er stöhnt leise, während ich ihm einen runterhole. Diesmal dauert es länger, was nicht das Schlechteste ist. Als ich zu ihm hochsehe, liegt er mit geschlossenen Augen da, ich küsse ihn auf den Mund.
»Alles ok?«
Er nickt matt. Ich kann leider an diesem Morgen sehen, wo ich bleibe.
Nach einem gemeinsamen Frühstück, bestehend aus vier Schokoküssen und einer Pepsi-Light, verabschiede ich mich.
»Warte«, ruft er hektisch, »du musst aufpassen, meine Mutter hat es nicht so gerne, wenn du da bist.«
»Wieso'n das auf einmal?«
»Sie meint, du seist kein guter Umgang für mich...sie hält dich für einen gefährlichen Satanisten.«
Ich stütze meinen Arm an der Wand ab und stecke mir eine Zigarette an. »Meint sie, wir feiern schwarze Messen und so?«
»Keine Ahnung. Vermutlich.«
»Sag ihr doch einfach, ich hätte dir nur einen runtergeholt«, grinse ich.
»Du spinnst wohl.«
»Wir sehen uns.« Ich gebe ihm einen Zungenkuss und schleiche die Treppe hinunter.
Zwei Wochen sind seit unserer ersten Nacht vergangen. Ich weiß echt nicht mehr, was ich machen soll, ich werde verrückt. Tobi ist so schüchtern, das hab ich noch nie bei jemandem erlebt. Wenn wir uns sehen, darf ich ihn küssen, ein bisschen anfassen...allerdings nur oberhalb der Gürtellinie...das war's. Wir können uns eh nur selten treffen, weil er immer noch mit Sandra zusammen ist, er nicht will, dass ich zu ihm komme, wegen seiner durchgeknallten Mutter und bei mir nerven Paps und das Stiefmonster. In der Schule können wir nicht mal in den berüchtigten Fahrradkeller gehen, weil er da mit Sandra abhängt. Ich bin total eifersüchtig, obwohl er schwört, sie nur noch zu küssen und ihre Titten anzufassen aber das reicht ja wohl schon. Er weiß noch immer nicht, was er mit ihr machen soll.
»Trennen«, sage ich ihm, doch davon will er erstmal nichts hören. Ich bin gefrustet, habe Liebeskummer und bin außerdem auf totalem Sexentzug. Lange halt ich das nicht mehr aus. Natürlich will ich ihn zu nichts drängen aber ein wenig fummeln wäre mal was für den Anfang. Manchmal glaube ich, er hat panische Angst davor, mich anzufassen, weiß der Teufel wieso.
Heute ist Freitag und bevor er wieder mit Sandra in düstere Gefilde abtauchen kann, schnappe ich ihn mir.
»Sehen wir uns heute abend? Du kannst zu mir kommen. Paps und die Alte sind nicht da.«
»Geht nicht. Sandra will mit mir ins Kino«, raunt er mir zu.
»Scheiße, sag ihr doch, du musst lernen oder Klavier spielen oder sowas.«
»Ich weiß nicht.«
»Tobi, bin ich dir eigentlich noch wichtig? Ich meine, du tust ja nichts, damit wir zusammen sein können. Wenn du keinen Bock mehr hast, sag's einfach, dann rufe ich Kai an.«
»Was ist das denn für eine bescheuerte Drohung?«
Ich zucke die Achseln.
»Mach doch, was du willst«, zischt er und lässt mich stehen.
So ein Arsch.
Abends warte ich vergeblich auf ihn. Super, hätte ich auch ausgehen und mich amüsieren können. Er macht das ja auch. Ich hasse ihn, könnte ihm das Gesicht blutig schlagen. Soll er doch sagen, dass er lieber Titten knetet. Ich überlege tatsächlich, Kai anzurufen, schaue auf die Uhr - viertelvorzwölf - der ist jetzt bestimmt nicht zuhause, nicht Freitagabend. Um halb eins steht Tobi plötzlich vor der Tür.
»Was willst du denn noch?« frage ich unfreundlich.
»Tut mir Leid«, murmelt er, »das verdammte Kino hat so lange gedauert. Kann ich rein?« Wenn er nicht so verflucht gut aussähe, hätte ich ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen aber so...
Ich nehme ihn mit in mein Zimmer, wo er sich aufs Bett wirft.
»Was habt ihr euch angesehen?« frage ich desinteresiert und setze mich auf den Boden.
»Spiderman.«
»Toll.«
»Willst du nicht herkommen?«
»Nee, ich sitze hier ganz gut.«
»Ach David, ich bin doch gekommen, oder?«
»Ja«, entgegne ich finster, »wahrscheinlich während du mit Sandra im Kino geknutscht hast.«
»So meinte ich das nicht. Außerdem haben wir nicht geknutscht.«
»Phh, kannst mir ja viel erzählen.«
»Jetzt komm endlich.«
»Nein.«
»Wie du willst.« Er steht auf und setzt sich auf meinen Schoß.
»Was soll'n das?«
»Wenn du es unbedingt auf dem Boden machen willst...«
Ich schiebe ihn runter, stehe auf, zünde eine Zigarette an und setze mich halb auf die Kommode. »Was machen? Du willst doch nie irgendwas. Alles was ich darf, ist meine Hand unter dein Shirt schieben.«
»Du hast versprochen, mich nicht zu drängen.«
»Jaja, ich weiß. Und?«
Er kommt auf mich zu und klaut mir die Zigarette, zieht einmal dran, hustet und drückt sie anschließend aus. »Hast du Kai angerufen?«
»Nein aber ich war kurz davor.«
Tobi küsst mich, ich küsse ihn zurück.
»Ich bin froh, dass du's nicht getan hast«, flüstert er und zieht mich aufs Bett. Wenn der jetzt wieder nur knutschen will, flippe ich aus. Überhaupt soll der heute mal zusehen, wie er mich bei Laune hält.
Ein bisschen erstaunt bin ich dann, wie forsch er ist. Er küsst meinen Hals, während seine Finger über meine nackte Brust streichen. Ich höre und fühle ihn schmatzen, lecken und knabbern, in meinem Unterleib brodelt es. Langsam streicht er über den Bund meiner Hose, öffnet die Knöpfe und hält inne. Oh nein, bitte nicht jetzt. Weiter machen!!
»Was...was ist denn?«
»Ich weiß nicht...wie...wie ich dich anfassen soll. Und ich möchte doch, dass es dir gefällt.«
Ich atme geräuschvoll aus. »Tobi, ich liebe dich.«
Er verdreht gequält die Augen. »Ich dich auch aber das löst unser...mein Problem nicht.«
Meine Hand greift nach Tobis und schiebt sie in meine Hose zurück. »Mach's mir einfach so, wie du es dir machst«, sage ich so dreckig, dass ich selber total scharf werde.
Tobi küsst mich wild.
Oha, ich sollte ihm öfter so etwas sagen, offensichtlich steht er drauf. Gut zu wissen. Seine Hand bewegt sich zwischen meinen Schenkeln und für eine wahnsinnige Ewigkeit schwebe ich inmitten eines gleißenden Lichtes, das in unzählige hell funkelnde Sterne explodiert.
Schnaufend und noch immer eingenommen liege ich auf dem Rücken, während Tobi seine Hand abwischt. Den Kopf auf den angewinkelten Arm gestützt sieht er mich an.
»Und?«
»Was denn?« frage ich schwer atmend.
»Hat dir das gefallen?«
»Ganz ok...für's erste Mal«, grinse ich.
»Blödmann«, zischt er und knufft mir in die Seite.
Ich lege ihm den Zeigefinger unters Kinn. »Und was soll ich jetzt mit dir machen, mh?«
17
Seit Freitag bin ich extrem fixiert auf David, kann an nichts anderes mehr denken und möchte am liebsten ständig in seiner Nähe sein. Leider macht mir Sandra immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Die Sache wird zunehmend unangenehmer und schwieriger. Dauernd will sie meine Hand halten, mich küssen und weiß der Teufel was und ich träume dabei nur von Davids Händen, die mich berühren. Ich sollte besser so langsam mal mit der Wahrheit rausrücken. Oder mit der Hälfte. Ich könnte Schluß machen und ihr sagen, ich hätte mich verliebt, doch sie wird wissen wollen, in wen. Schluß machen ohne Grund wird sie mir auch nicht durchgehen lassen. Scheiße, was mache ich denn da? Ich hab sie ja gern und all das aber ich will nicht mehr mit ihr schlafen...küssen geht so gerade noch.
Ich will David, in jeder Sekunde meines Lebens. Mann, am Freitag, da hat er...er hat mir einen geblasen. WOW!! Das war echt unglaublich, ich krieg immer noch eine Gänsehaut, wenn ich dran denke.
Gleich sind wir verabredet und ich bin jetzt schon super aufgeregt.
»Hey, hi. Tobi«, ruft David, stürmt auf mich zu und küsst mich wild. Du meine Güte, was für eine überwältigende Begrüßung. Er will mich sofort ausziehen, doch ich schiebe ihn weg.
»Ich brauche deine Hilfe«, erkläre ich und hole eine Packung Haarfarbe aus meinem Rucksack.
David runzelt die Stirn. »Du willst deine Haare färben...schwarz...bist du sicher?«
Ich nicke, weil ich es mir tatsächlich lange und gut überlegt habe.
»Schade«, seufzt er, »ich finde deine roten Haare süß.«
»Aber nicht mit so'nem dunkelblonden Ansatz. Was ist, hilfst du mir? Ich will hinterher nicht wieder gescheckt aussehen.«
»Klar. Zieh dein Shirt aus. Kuck nicht so, das ist keine Anmache, ich will nur nicht, dass Farbe draufschmockt«, lacht er.
»Ach so«, murmle ich und entledige mich meines Oberteils. Davids Finger gleiten über meine Brust. »Anmachen kann ich dich auch noch danach«, flüstert er.
Dann streift er die Plastikhandschuhe über, verrührt konzentriert die Farbe und verteilt sie gleichmäßig.
»Mach deinen Eltern aber bitte klar, dass ich damit nichts zu tun habe, ja?«
»Die können mich mal«, zische ich. »So lange ich gute Noten habe, sollen die sich aus meinem Leben raushalten. Weiß dein Vater eigentlich, dass du mit mir...?«
»Nee, das geht den auch einen Dreck an. Aber vielleicht sollte ich's ihm erzählen, dann könnte das Stiefmonster endlich aufhören zu behaupten, ich wäre scharf auf sie. Fertig. Eine halbe Stunde, dann kannst du's auswaschen. Willst du Tee?«
Fünfundvierzig Minuten später sehe ich in den Spiegel und bin begeistert. Wirre, blauschwarze, nasse Strähnen tummeln sich auf meinem Kopf. David kommt ins Bad, pfeift anerkennend und schmiegt sich an mich.
»Du siehst ziemlich gut aus.«
Ich drehe mich um und schmolle ein wenig. »Ist das alles? Ziemlich gut?«
Er grinst. »Zu viel Schmeichelei macht eingebildet.« Seine Finger streichen über meine
Brust. »Sag mal, möchtest du heute hier schlafen?«
»Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr fragen.«
»Naja, vielleicht bin ich davon ausgegangen, dass du dich mit Sandra triffst.«
Wir gehen in sein Zimmer zurück.
»Das mit Sandra wird echt langsam zu einem Problem.«
»Wieso?« fragt er und nippt an seinem Tee.
Ich stelle seine Tasse auf den Boden und drücke ihn auf die Matratze. »Weil ich nur noch bei dir sein will.«
Eine Weile küssen wir uns und streichen aneinander rum, ich könnte ewig so weiter machen. »Tobi«, wispert er plötzlich, »ich...ich möchte mit dir schlafen.«
Oh je, das hatte ich befürchtet. Ich schiebe ihn weg und bringe meine Klamotten in Ordnung. David sieht wahnsinnig enttäuscht aus.
»Was ist los? Willst du nicht? Hast du Panik davor? Meinst du, ich würde irgendwas mit dir machen, das du scheiße finden könntest?«
»Nein...«, antworte ich gedehnt.
»Was dann?«
»Keine Ahnung, ich weiß nicht.«
Augenblicklich komme ich mir total bescheuert vor. Wie lange soll ich ihn denn noch vertrösten? Ich hab ihn doch lieb und irgendwie will ich es auch...allerdings nicht unbedingt heute. Vielleicht nächste Woche, dann hätte ich wenigstens noch Zeit, um mich darauf vorzubereiten. Ach, ich hab ja 'nen Knall. Wie soll man sich auf sowas großartig vorbereiten?
David zieht die Vorhänge zu, sein Shirt aus und legt sich auf mich. »Ich kann an nichts anderes mehr denken«, flüstert er und küsst meinen Hals.
Ich ja auch nicht, doch ich glaube, seine Gedanken zu dem Thema unterscheiden sich von meinen vollkommen. Scheiße, ich fange schon wieder an zu zittern, als er mich langsam auszieht.
Das Küssen und anfassen ist unglaublich schön, doch dann dreht er mich plötzlich auf den Bauch. Mir wird übel. Das Display seines Radioweckers zeigt 22.37, ich schließe meine Augen und warte beklommen. David küsst meinen Nacken, doch das entspannt mich jetzt keineswegs...im Gegenteil. Ich spüre, wie sich mein gesamter Körper, alle Muskeln und Sehnen, verkrampfen. David wird sich bedanken, dass er jetzt ein verfluchtes Brett vögeln darf. Mann, das ist noch schlimmer, als das erste Mal mit Sandra.
»Du musst dich entspannen, Tobi«, höre ich seine leise Stimme an meinem Ohr. Das sagt sich so leicht. Ich versuche es ja, wirklich, aber ich krieg's doch nicht hin.Vielleicht stehe ich doch nicht so sehr auf David wie ich dachte? Sonst müßte es doch angenehmer sein. Verdammt, sein Schwanz steckt in meinem Hintern, Gott, tut das weh. Nein, das will ich nicht. Das geht so nicht. Der soll aufhören.
»Komm schon, Tobi, entspann dich«, flüstert David eindringlich.
»Ich...ich kann nicht. Bitte...hör auf«, wimmere ich.
Einen Augenblick später lastet sein Gewicht nicht mehr auf mir aber ich fühle mich ganz und gar nicht erleichtert. Ich bleibe auf dem Bauch liegen und flenne los. Wie peinlich. Er deckt mich zu und kuschelt sich an mich.
»Schon okay«, murmelt er, worauf ich noch heftiger schluchze. »Tobi?«
»Hm?«
»Es...es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht weh tun. Von jetzt an bestimmst du, was passiert und was nicht. Ich werde dich nicht mehr so überfallen, in Ordnung?«
Ich liebe David.
Langsam drehe ich mich zu ihm um. »Entschuldige...immer stelle ich mich so dämlich an.«
Er schlingt seine Arme um mich und küsst meine Stirn. »Blödsinn.«
Am nächsten Morgen mache ich mich relativ früh aus dem Staub. Mir ist diese ganze Sexsache noch immer wahnsinnig unangenehm.
Zuhause lege ich mich gleich wieder hin und schlafe noch ein paar Stunden. Am Nachmittag kommt Sandra.
»Tobi, was hast du denn gemacht?«
Scheiße, hab ich irgendwo Knutschflecke von David, die man sieht? Ich werde panisch. »Mensch, dein David-Fimmel geht mir ganz schön auf die Nerven.«
Himmel...sie weiß es, weiß alles. Ich fange an zu schwitzen.
»Ich weiß ja, dass du ihn anhimmelst, weil du ihn für so cool hältst aber dass du auch noch deine Haare färbst, um ihm ähnlicher zu sein, das geht doch ein bißchen weit, findest du nicht?«
Ich atme erleichtert auf. »Ach so, die Haare...ich konnte das Rot nicht mehr sehen. Was hätte dir denn besser gefallen? Blond vielleicht?«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein, ich will nur keine David-Kopie. Wo warst du eigentlich gestern den ganzen Abend? Hab tausendmal versucht, dich zu erreichen.«
»Bei David. Haare färben und so.«
»Ja, hätte ich mir ja denken können. Ihr hängt ständig zusammen, für mich hast du überhaupt nie mehr Zeit.«
»Wir sind doch jetzt zusammen, oder?«
»Schon aber irgendwie bist du in den letzten Wochen so komisch.«
Ich lege meinen Arm um ihre Schultern. »Ich hatte nur Stress, die Lernerei, du weißt doch, was los ist, wenn ich keine guten Noten bekomme.«
»Sag ganz ehrlich, hast du vielleicht eine Andere?«
»Nein, hab ich nicht.«
Ich hab gestern versucht, mit David zu schlafen und das ist schief gegangen. Ansonsten ist alles in Ordnung. »Aber du bist immer so abweisend. Magst du mich nicht mehr?«
Um ihr zu beweisen, dass ich sie doch noch mag, küsse ich sie und fummel ein bisschen an ihr rum. Das scheint sie zu beruhigen. Ich denke dabei an David, seine Hände, seine Lippen, was mich ziemlich scharf macht und so haben wir beide was von dem Gegrapsche. Auf die Dauer ist mir das allerdings zu anstrengend.
Die Woche über sehe ich David nur in der Schule, Sandra und ich sind wie üblich oft zusammen im Fahrradkeller oder hängen auf dem Schulhof rum. Ich sehe es David an, dass er Sandra am liebsten den Kopf von den Schultern treten würde.
Wegen meiner neuen Haarfarbe gab's erwartungsgemäß heftige Diskussionen mit Mom. Dad hat wenig dazu gesagt. Um die Wogen zu glätten, knalle ich ihr meine Eins in Bio und die Eins in Mathe auf den Tisch. Sie nickt zufrieden.
Am Freitag fahren Mom und Dad zusammen übers Wochenende zu irgendwelchen Verwandten und wollen Beate und mich mitnehmen.
»Wir schreiben Montag Englisch und Dienstag Geschichte«, erkläre ich und bin sofort entschuldigt. Geil, lernen zieht immer. Beate hat leider, bzw. zum Glück, etwas Wichtiges vor und ist somit ebenfalls nicht zuhause.
»Wir sind Sonntagabend wieder da. Dass du keine Dummheiten machst. Keine Party, Tobias«, sagt Mom zum Abschied.
Als der Wagen am späten Nachmittag endlich weg ist, rufe ich David an.
»Hi, ich hab das Haus für mich allein...willst du herkommen?«
»Weiß nicht«, entgegnet er matt.
Ein wenig mehr Freude hätte ich schon erwartet.
»Du kannst hier schlafen, wenn du willst und ich hab jede Menge Schokoküsse«, versuche ich ihn zu locken.
»Frag doch Sandra, die mag die Dinger bestimmt auch.«
Mh, er ist eifersüchtig, was ich verstehen kann. »Ich frage aber dich. Du fehlst mir, ich...ach verdammt, ich will dich endlich wieder küssen und anfassen.«
Ich höre ein lautes Schnaufen, ein Feuerzeug klicken und danach wie langsam Rauch ausgeblasen wird.
»Mach ruhig weiter.«
»Hä? Womit?«
»Du willst mich anfassen...was noch?«
Mir wird warm. Kacke, ich kann sowas nicht am Telefon.
»Ich...äh...mh, also...«, sage ich hilflos.
David lacht heiser, was sich ziemlich geil anhört. »Ist schon gut, lass das Stottern, ich bin gleich da.«
Puh, das ist ja nochmal gut gegangen.
»Ach und Tobi, zieh dir was Scharfes an, ja? Ich meine, sowas, was Spaß macht, dir wieder auszuziehen«, sagt er dreckig.
Als ich auflege, kribbelt mein ganzer Körper, besonders der untere Teil. Bevor ich mich umziehe, schalte ich den Anrufbeantworter ein, ich hab Sandra natürlich gesagt, dass ich mit meinen Eltern wegfahre aber für den Fall, dass sie doch anruft...sicher ist sicher.
Eine halbe Stunde später öffne ich David die Tür. Er sieht super süß aus in seiner schwarzen Cordhose mit dem schmalen Gürtel und dem Strickpulli. Er hat sich ein schwarzes Tuch um den Hals gebunden, was mich überlegen lässt, wo meins abgeblieben ist. Seine Wangen sind ganz rot, genau wie seine Nase, was ich irgendwie niedlich finde.
»Scheiße, ist das kalt«, murmelt er und schließt die Tür.
Zum Beweis schiebt er seine Hände unter meinen Pullover. Ich zucke zusammen.
David grinst. »Lass uns bloß schnell nach oben gehen.«
Ich glaube nicht, dass er es wegen der Kälte so eilig hat.
Die Stufen zu bezwingen dauert eine ganze Weile, weil er mich andauernd festhält und küsst, wir mehr als einmal übereinander stolpern und uns gegenseitig wieder hochziehen müssen.
In meinem Zimmer liegen wir sofort auf dem Bett und knutschen exzessiv. Seinen Pullover, er trägt noch ein T-Shirt darunter, hab ich ihm bereits ausgezogen, jetzt ist das Halstuch dran.
»Sag mal, ist das meins?«
»Ja, warum?«
»Nur so, ich hab das schon gesucht.«
Er nimmt es mir aus den Händen und wirft es auf seine Jacke. »Tut mir leid aber ich muss das behalten. Schließlich brauche ich die ganze Woche über irgendwas von dir, wenn ich dich nicht haben kann.«
Eine Schmetterlingswiese breitet sich in meinem Magen aus. Ich schlinge meine Arme um ihn und sauge an seinem Hals. Als er mir auch einen Knutschfleck verpassen will, halte ich ihn jedoch davon ab. »Nicht...wenn Sandra den sieht.«
David verdreht die Augen. »Dann sagst du ihr, einen schönen Gruß von David, der ist von ihm.«
»Sehr witzig. Die reißt mir den Kopf ab.«
Er öffnet die Knöpfe meiner Hose, küsst meinen Bauch. »Mh, wo könnte den eine Stelle sein, die sie nicht sieht?« Seine Lippen wandern tiefer und stoppen. »Also...ich will doch nur wissen, was du noch alles so mit ihr treibst.«
Ich schiebe ihn weg. »Scheiße, wieso denn?«
»Weil ich eifersüchtig bin und mir überlegen muß, was ich ihr antue. Steche ich ihr nur die Augen aus oder hacke ich ihr gleich die ganze Rübe ab?«
»Ich will jetzt nicht über Sandra reden.«
»Das kann ich mir vorstellen. Immer schön alle Probleme wegschieben, oder?«
»Es gibt überhaupt keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Wenn sie will, dass ich in ihr herum stocher macht mich das nicht gerade besonders scharf.«
»Kommt drauf an, womit du stocherst. Im Ernst, wieso machst du das dann noch?«
»Weiß ich auch nicht. Was soll ich ihr denn sagen? Tut mir leid, ich bin aller Voraussicht nach schwul und hab mich in David verliebt?«
»Klingt doch gut.«
»Was hast du denn Peggy erzählt?«
David kichert verschämt. »Sie wusste es, weil sie meine...ja, was soll's...sie hat meine Pornos unter der Matratze gefunden.«
»Was?«
»Welchen Teil hast du nicht verstanden?«
»Wieso hast du denn...sowas?«
»Ach komm schon, Tobi...warum wohl?« Er macht eine eindeutige Onaniergeste. »Alles klar?«
»Was...was ist denn da so drin und woher hast du das?«
»Soll ich dir mal so'n Heft mitbringen?«
Ich werde rot und schüttle meinen Kopf. »Nein, ich...ich brauche sowas nicht.«
»Stimmt«, flüstert David und umkreist mit dem Zeigefinger meinen Bauchnabel. »Du sollst ja dabei auch an mich denken. Außerdem sehen die Typen in den Magazinen scheiße aus. Würden dir nicht gefallen.«
»Und warum hast du die dann?«
»Weil ich dich noch nicht kannte«, er stützt sein Kinn auf seine Hand, »jetzt brauche ich die auch nicht mehr. Jedenfalls nicht im Moment.«
»Wieso nicht?«
»Weil ich mir vorstelle, dass du es mir machst.«
Oh mein Gott, ich muss ihn sofort zu mir runterziehen und mich an ihm reiben.
»Du kleiner Schleicher«, kichert David, »es macht dich geil, wenn ich dir sowas sage.«
»Gar nicht«, protestiere ich und muss mich schlimm schämen.
»Gib's doch einfach zu...du stehst drauf.«
»Tu ich nicht...höchstens ein bisschen.«
David, der auf mir liegt, stützt sich mit den Händen auf der Matratze ab, seine Haare fallen ihm in die Augen, was sehr hübsch aussieht. »Möchtest du jetzt, dass ich's dir mache?« Unglaublich wie gut er riecht. Irgendwie süß und kuschlig und ganz leicht nach Haarlack und ein kleines bisschen auch nach meinem Jasminöl.
Meine Hände wandern über seinen Rücken, greifen an seinen Hintern, mein Bein schlingt sich um seine Hüfte. »Ja.«
18
Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, dass Tobi meine große Liebe ist. Seit dem letzten Wochenende ist mir das völlig klar. Erst war ich noch etwas angepisst, weil wir in der Schule immer hübsch auf gute Kumpel machen müssen und er Sandra knutscht aber ein ganzes Wochenende allein mit ihm, ohne seine beschränkten Eltern, das konnte ich mir unmöglich entgehen lassen. Mann, wir sind kaum aus'm Bett gekommen, haben alles mögliche miteinander getrieben, ohne wirklich gevögelt zu haben. Ich schätze nach dem ersten misslungenen Versuch hat er noch mehr Panik gekriegt. Ich wollte ihm doch nicht weh tun.
Naja, wir haben uns ja dann auch so ganz gut amüsiert. Das muss jetzt wieder mal reichen bis...keine Ahnung, bis die Gelegenheit irgendwann wieder günstig ist. Leider fahren Tobis Eltern nicht sehr oft übers Wochenende weg und Paps und das Stiefmonster sind auch meist zuhause. Dabei halte ich es kaum aus, ihn andauernd vor der Nase zu haben und nicht küssen zu können. Da fällt mir ein, dass schon nächste Woche diese beknackte Klassenfahrt nach Italien stattfinden soll.
Das kann ja heiter werden...in einem Zimmer mit Tobi schlafen und ich muss mich zurück halten, weil Martin und Patrick mit uns aufs Zimmer gehen. Andererseits weiß man ja, wie das auf so einer Teenieklassenfahrt läuft. Nachts wird sich zu den Mädchen geschlichen und ich wäre mit Tobi allein, weil wir natürlich nicht schleichen.
Heute ist Dienstag und egal, was seine Eltern sagen, ich muß ihn sehen.
Als ich sein Zimmer betrete wird mir erstmal schlecht. Sandra liegt halb auf ihm und leckt an seinem Ohr rum. Ich weiß allerdings aus zuverlässiger Quelle, dass er das absolut nicht haben kann. Knabbern ist ok, lecken dagegen nicht.
»Ach du Scheiße, wer hat dich denn reingelassen?« begrüßt mich Sandra ziemlich gereizt.
»Hi.«
Der arme Tobias sieht einigermaßen überfordert aus.
»Oh...hallo, David. Ich wusste gar nicht, dass du noch herkommen wolltest.«
»Mir war langweilig.«
»Du störst, hast du das noch immer nicht begriffen?« fragt Sandra.
Ich ziehe meinen Mantel aus und setze mich zu den beiden aufs Bett. »Wir wollten doch noch Mathe lernen.«
Tobi schaut einen Moment irritiert aus der Wäsche, dann begreift er endlich. »Ach ja, hätte ich beinahe vergessen.«
»Ich wusste gar nicht, daß du Nachhilfe brauchst«, giftet Sandra.
Ich finde nicht, dass sie eine Antwort verdient und ignoriere sie. Zum Glück hat auch sie endlich begriffen, steht auf und zieht ihre Jacke an.
»Dann will ich mal nicht stören, Tobi, wir sehen uns morgen, ja?«
»Klar«, nickt er.
Die blöde Schnepfe beugt sich zu ihm hinunter und küsst ihn lange auf den Mund. Mir wird wieder schlecht...ich möchte sie augenblicklich schlimm verprügeln. Als sie weg ist, will Tobi mich küssen, doch ich halte ihn davon ab. »Kannst du dir vorher bitte den Mund abwischen? Ich will nicht ihren Speichel an meinen Lippen haben.« Tobi verdreht genervt die Augen und setzt sich auf die Couch, anscheinend ist es ihm nicht sehr wichtig, mich zu küssen.
»Haben meine Eltern dich gesehen?«
»Nee, Beate hat mir aufgemacht.« Ich knabbere an einem Schokokuss. »Hast du dir schonmal überlegt, wie wir das nächste Woche machen?«
»Wie, was denn?«
»Die Klassenfahrt. Glaub bloß nicht, dass ich euch die ganze Zeit beim knutschen zuschaue. Das halte ich nicht aus.«
»Ich vielleicht?«
»Naja, ja, du scheinst keine Probleme zu haben, sonst würdest du ja was unternehmen.«
»Was soll ich denn machen?«
»Mit Sandra Schluss«, schlage ich zum x-ten mal vor.
»Das ist nicht so einfach«, redet er sich heraus.
»Tobi, was zum Teufel willst du eigentlich? Ich meine, du hast nebenbei noch eine Freundin aber wenn ich Kai anrufen will, bist du sauer.«
»Das ist ja wohl auch was ganz anderes.«
»Kann ich nicht finden. Ich hab jedenfalls keinen Bock ständig nur die zweite Besetzung zu spielen. Schließlich hab ich mich deinetwegen von Peggy getrennt.«
»Ich hab dich nicht darum gebeten.«
»Hast du die Lügerei nicht langsam satt? Immer so zu tun, als ob Sandra dich scharf macht... aber vielleicht tust du ja gar nicht so? Vermutlich bist du tatsächlich lieber mit ihr zusammen, mh? Immerhin schläfst du mit ihr und bei mir stellst du dich so an.« Scheiße, das war verdammt gemein von mir und ich bereue, was ich gerade gesagt habe.
Tobi ist zu recht wütend. »Wenn es dir doch nur ums Ficken geht, kannst du dich gleich verpissen.«
»Ich...ich hab das nicht so gemeint.«
»Und wieso sagst du's dann?«
Gute Frage. Weil ich eifersüchtig bin und gefrustet und weil es wehtut, ihn mit ihr zu sehen. Das sage ich ihm allerdings aus irgendeinem Grund nicht.
»Und wenn du deinen Kacktypen anrufen willst, ist mir das scheißegal.«
»Das will ich doch gar nicht«, entgegne ich weich.
»Mach doch, der lässt sich sicher gerne in den Arsch ficken. Der stellt sich bestimmt auch nicht so an.«
»Tobi, jetzt komm mal wieder runter, ja.«
»Du solltest jetzt gehen. Es war schon völlig unnötig herzukommen.«
»Ich dachte, du freust dich, mich zu sehen. War wohl ein Irrtum.«
»Allerdings«, sagt er knapp.
Wortlos ziehe ich meinen Mantel an und schleiche mich hinaus. Super! Der erste Streit. Fabelhaft, worum geht es eigentlich? Ich wollte doch einfach nur bei ihm sein, weil ich ihn so schrecklich vermisse.
Den Rest der Woche geht Tobi mir aus dem Weg, obwohl ich nicht so ganz verstehe warum? So schlimm haben wir uns nicht gestritten. Ich meine auch nicht, dass ich mich besonders abscheulich benommen hätte, er ist da offensichtlich anderer Meinung.
Die ganze Situation macht mich wahnsinnig. Meine Güte, soll er doch mit Sandra Ohrleckereien machen...Hauptsache, er liebt mich.
Am Samstag traue ich mich endlich, ihn anzurufen und frage, ob er mit mir ausgeht, doch er sagt nur kurz, dass er mit Sandra verabredet ist. Na Toll. Ich hab keine Lust, den Abend allein vor mich hin zu heulen, suche Klamotten zusammen, die ich anziehe, als mir plötzlich Kais Telefonnummer in die Hände fällt. Was soll's...Tobi macht ja schließlich auch mit Sandra rum und ich hab irgendwie doch gar nichts mit Kai im Sinn, aber es wäre nett, wenn ich nicht allein ausgehen müsste, also rufe ich ihn an.
»Faber«, meldet sich eine leise Stimme.
»Ähem, hallo...hier ist David. Kai?«
Ich höre ein ziemlich überraschtes Hallo. »Mit dir hab ich ja gar nicht mehr gerechnet.«
»Naja, mh, also, eigentlich wollte ich fragen, ob du heute zufällig im SPIRIT bist.«
»Zufällig, ja.«
»Also...sehen wir uns?«
Er lacht sehr charmant. »Meinst du eher zufällig oder beabsichtigt?«
Mann, der ist echt süß. »Mh, beabsichtigt, glaube ich.«
»Du willst dich also mit mir verabreden, hab ich das richtig verstanden?«
»Ja...äh, ja.«
»Schön, dann lass uns doch so gegen zehn vorm Eingang treffen.«
»Gut um zehn. Bis dann.«
Ich will schon auflegen, da höre ich nochmal seine Stimme.
»Ach, David?«
»Ja?«
»Ich freue mich total, dass du angerufen hast.«
Puh, mir wird ziemlich warm. »Bis dann«, sage ich und lege auf.
Ein schlechtes Gewissen hab ich, als ich um fünf vor zehn vorm SPIRIT stehe und reichlich nervös nach Kai Ausschau halte. Um kurz nach zehn habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass er noch kommt, da legen sich plötzlich zwei warme weiche Hände über meine Augen. Ich nehme sie weg, drehe mich um und sehe ihn grinsen. »Sorry, mein Auto wollte nicht anspringen. Passiert öfter, wenn es kalt wird. Wartest du schon lange?«
»Nee.«
Er legt seine Hände an meine Wangen. »Du siehst ganz durchgefroren aus, wir sollten reingehen, oder...soll ich dich noch ein bisschen aufwärmen?«
Mir wird schwindlig, als er mich vorsichtig küsst.
»Lass uns reingehen.«
Wie selbstverständlich nimmt er meine Hand, während wir uns einen Platz suchen. Kai sieht verdammt gut aus und er riecht dezent nach Patchouli.
»Willst du was trinken?«
In diesem Augenblick dröhnen die ersten Klänge von Love me to the end aus den Boxen.
»Nee, ich muss jetzt tanzen«, rufe ich ihm zu und eile auf die Tanzfläche.
Eine Weile hopse ich so vor mich hin, habe meine Augen geschlossen, als zwei Hände an meinen Hüften rumstreichen. Kai tanzt dicht vor meiner Nase, legt seinen Zeigefinger unter mein Kinn und öffnet seinen Mund, während sein Gesicht immer näher kommt. Ich öffne meine Lippen ebenfalls, unsere Zungenspitzen stoßen aneinander, sein Becken drängt sich an meins. Mein gesamter Körper fängt augenblicklich an zu kribbeln.
Sein Arm liegt locker auf meiner Schulter, der andere streicht vom Hals an mir runter und bleibt auf meiner Hüfte liegen. Kai lächelt lasziv, schleicht um mich herum, bleibt dicht hinter mir stehen, greift in mein Haar, zieht meinen Kopf nach hinten und lässt seine Lippen über meinen Hals gleiten. Ich bin völlig hin und weg. Dann ist auf einmal das Lied zuende. Er streicht mir über die Wange. »Willst du mit zu mir?«
Weiß der Teufel warum ich Ja sage.
Irgendwie hatte ich wohl während der Fahrt über einen Blackout, denn plötzlich finde ich mich knutschenderweise auf seiner Couch wieder. Kai küsst so gut, dass ich kaum noch denken kann, doch als er mir das Shirt ausziehen will, sehe ich Tobis Gesicht vor mir.
»Tut mir Leid, ich kann das nicht.«
Kai lässt mich los. »Was ist denn? Lass mich raten, die komplizierte Geschichte, stimmt's?«
Ich nicke langsam.
»Schade, ich dachte, du hättest angerufen, weil du das geklärt hast.« Er rollt sich kurz auf die andere Seite und zündet zwei Zigaretten an, von denen er mir eine anbietet. Ich nehme sie.
»Du bist echt süß und ich würde gerne...naja, das wirst du gemerkt haben.«
»Scheiße, du bist jetzt bestimmt total sauer, oder?« frage ich zerknirscht.
»Quatsch. Ich finde es, wie schon gesagt, schade.«
»Ich gehe dann wohl besser.«
»Brauchst du nicht«, wehrt er ab. »Ich bin nicht so sexbesessen, wie es dir vielleicht vorkommen mag. Man kann sich auch durchaus mit mir unterhalten.«
»Ja sicher, du hast auch nichts anderes zu tun, als dir meine lächerlichen Probleme anzuhören.«
»Los«, lächelt er, »komplizierte Geschichten sind mein Spezialgebiet.«
Ich erzähle ihm von Tobi und mir und von Sandra und überhaupt alles. Wahnsinn, dass ich sowas einem Typen erzähle, den ich erst zwei Stunden kenne.
»Klingt als wollte sich dein Herzblatt noch ein Hintertürchen offenhalten.«
»Ich weiß nicht, er sagt, er liebt mich, will sich aber partout nicht von Sandra trennen. Das ist doch total verlogen. Entweder er will mich oder sie.«
Kai kratzt sich am Kinn. »Mh, naja, wenn man bedenkt, dass er sich vorher nie für Jungs interessiert hat, ist es doch klar, dass ihn die Sache mit dir ganz schön verwirrt. Du weißt schließlich schon seit längerem. dass du eigentlich mit Mädchen nicht so viel anfangen kannst. Er ist gerade erst dabei, das für sich herauszufinden. Der weiß wahrscheinlich im Moment gar nicht mehr wo oben und unten ist. Überleg doch mal, wie sich sein Leben in ein paar Monaten verändert hat.«
»Das weiß ich ja alles aber ich halte es nicht aus, wenn ich ihn mit Sandra sehe.«
»Tja, irgendwann entscheiden muß er sich wohl aber wenn du ihn jetzt unter Druck setzt, bist du vielleicht am Ende der Dumme.«
»Ich verlange ja gar nicht, dass er sich sofort wer weiß wie outet, ich will mich nur nicht wie ein Gegenstand fühlen, den er hervorkramt, wenn ihm danach ist.«
»Wer will das schon. Du musst halt überlegen, ob er dir das wert ist. Willst du wirklich so lange warten, bis er weiß, was er will? Und du hast ja keinerlei Sicherheit, dass er sich tatsächlich für dich entscheidet.« Er öffnet die oberen Knöpfe seines Hemds und zieht es gespielt aufreizend über seine linke Schulter. »Bedenke, was du dir inzwischen alles durch die Lappen gehen läßt.«
Ich muss hier raus, weil ich sonst Gefahr laufe, Tobi nach Strich und Faden zu betrügen. Aber erst muss ich Kai küssen, es geht nicht anders. Ein bisschen anfassen muss ebenfalls noch erlaubt sein. Er ist einfach zu verführerisch. Als er jedoch seine Hand in meine Hose schieben will, weiß ich, dass ich Tobi liebe und halte seine Hand fest.
Kai seufzt laut. »Dein Herzblatt muß ja wirklich was ganz Besonderes sein.«
»Wenn er nicht wäre...«
»Schon ok. Bleiben wir trotzdem in Kontakt?«
Ich schreibe ihm meine Telefonnummer auf und will gehen.
»Warte. Glaubst du echt, ich lasse dich durch die kalte Nacht zu Fuß nach Hause gehen? Komm schon, ich fahr dich.«
»Danke, das ist nett von dir.«
»Kein Problem.«
Montag morgen, halb neun. Die Koffer und Taschen sind verstaut, der Bus setzt sich langsam in Bewegung. Mir ist jetzt schon schlecht. Ich hasse Klassenfahrten mit dem Bus, war bis jetzt noch immer der Erste, der gekotzt hat. Vorsorglich hab ich mal zwei Reisetabletten genommen und hoffe, dass die Wirkung die zwölf Stunden Fahrt, die vor mir liegen anhält.
Ich schlucke lieber noch eine...sicher ist sicher. Die Plastiktüte hab ich in das Netz an der Rückenlehne des Sitzes vor mir gestopft, es ist Sandras Sitz. Neben ihr sitzt natürlich Tobi, mit dem ich offenbar immer noch Streit habe, denn seit meinem letzten Besuch bei ihm, haben wir nicht oder nur wenig miteinander gesprochen. Neben mir hat sich Bernadette breit gemacht, die, wie ich von Patrick erfahren habe, auf mich steht. Der knutscht übrigens grad ausgiebig mit Lara. Dass auf Klassenfahrten immer so exzessiv geknutscht wird ist mir ein Rätsel. Können die das nicht zuhause oder im Kino machen wie alle normalen Teenies?
Bernadette stopft sich mit Schokoladenkeksen voll, bietet mir netterweise welche an und mir dreht sich schon wieder der Magen um. Nervös friemel ich an meiner Kotztüte.
»Hey, geht's dir nicht gut?«
»Ich vertrage Busfahren nicht.«
Bernadette sieht besorgt aus, packt die Kekse in ihren Rucksack und schaut mich mitleidig an. Tobi und Sandra halten Händchen, das kann ich ganz genau durch den engen Spalt zwischen den Sitzen erkennen.
»Wenn dir schlecht ist, kannst du dich gerne an mich lehnen.«
Herr Braun, unser Mathelehrer, der vorn neben der Englisch-Lorenz sitzt isst ein Ei!! Der faulige Gestank, der an meine Nase weht, macht mich fast wahnsinnig. Ich muss schlimm würgen.
»Hier, trink mal einen Schluck Wasser.« Bernadette hält mir eine Flasche Mineralwasser hin. Ich nehme einen kleinen Schluck. »Danke«, sage ich, obwohl es nicht geholfen hat.
Herr Braun packt eine Frikadelle aus! Scheiße, die Kotze hat sich schon fast bis in den Rachen geschlichen. Der Frikadellengestank vermischt sich mit Chipsgeruch und süßen Erdbeerbonbons. Ich presse die Plastiktüte an meine Brust.
»Warte mal«, ruft Bernadette.
Okay, denke ich und sage der Kotze, dass sie bitte noch drin bleiben soll. Bernadette hievt sich über den Sitz nach vorne. »Tobi, hat deine Mutter dir wieder diese Kotztropfen eingepackt?«
»Wieso ist dir schlecht?« höre ich Sandra.
»Mir nicht aber David.«
Ich lehne meinen Kopf an den Sitz und plötzlich erscheint Tobis Gesicht. »Hey, was'n los? Alles ok?«
»Tobi«, brüllt Bernadette, »sieht das vielleicht so aus? Blödmann.«
»Moment.«
Er verschwindet, taucht wieder auf und reicht ein Fläschchen rüber. »Zehn...mh, zwanzig Tropfen.«
Dette schraubt die Flasche auf und drückt sie mir in die Hand. Zum Glück schmeckt es nach nichts.
»Mann, ist das ein Waschlappen«, höre ich Sandra sagen.
Bernadette tritt entrüstet gegen ihren Sitz. »Halt die Fresse. Sonst erzähle ich allen, wie es dir im Kettenkarussell ergangen ist.«
Irgendwie mag ich meine Sitznachbarin.
Das Schaukeln des Busses lässt meine Eingeweide Polka tanzen, doch die Tropfen wirken. Der Brechreiz ist fast besiegt. Dette macht ihre Runde, ich höre sie kichern und reden. Plötzlich sitzt Tobi neben mir. »Geht's dir besser?«
Ich nicke matt und spüre, wie er für einen ganz kurzen Moment meine Hand drückt. Als ich meinen Kopf drehe und ihn anschaue, sagt mir sein weicher Blick, dass unser Streit beendet ist und er mich immer noch liebt. Dann geht er auf seinen Platz zurück und Bernadette macht das gleiche.
»Stört es dich, wenn ich esse?«
»Nee, solange es weder Eier noch Frikadellen sind.«
Sie schüttelt sich angeekelt. »Das überlasse ich dem Braun. Ich hab übrigens Toastscheiben dabei, vielleicht möchtest du eine versuchen?«
Die ist so fürsorglich, dass ich fast weinen möchte.
Angestrengt kramt sie in ihrem Rucksack, nimmt eine Scheibe aus dem Beutel, bricht ein Stück ab und reicht es mir. Ich nage ein bißchen daran herum und merke, dass die Übelkeit verflogen ist. Ein Hoch auf Tobi und Mamas Reiseapotheke. Bernadette macht es offensichtlich Spaß, mich zu füttern, also lasse ich sie. Tobi turtelt schließlich ebenfalls mit Sandra.
Nach fünf Stunden machen wir die erste Pinkelpause an einer Raststätte gottweißwo. Meine Beine sind taub aber die frische Luft ist wohltuend nach dem Busmief. Ich atme tief durch und schlendere über den Parkplatz.
»Scheint dir besser zu gehen.«
Ich drehe mich um, Tobi sieht angepisst aus.
»Dank der Tropfen.«
»Ich hätte dich kotzen lassen sollen, dann würdest du wenigstens nicht mit Dette schäkern.«
»Eifersüchtig?«
»Muss ich?«
»Ich glaube, wir fahren weiter.«
»Ich hab dich was gefragt.«
»Du bekommst von mir nur noch das, was du mir entgegenbringst«, erkläre ich und gehe zum Bus zurück.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit, aus dem Fenster zu starren und da gibt es eine Menge zu sehen. Berge...wir sind nämlich, glaube ich, schon in der Schweiz oder kurz davor. Jedenfalls bin ich überwältigt von den monströsen Bergen, auf deren Spitzen schon oder immer noch Schnee liegt. Hier und da taucht in der Ferne ein See auf. Dette ist genauso angetan, obwohl sie kaum was sieht, weil sie ihre Kontaktlinsen rausgenommen hat, was für mich bedeutet, dass ich sie in den nächsten Fahrpausen zu den Raststättenklos geleiten muß. Als sie ihre Linsen wieder drin hat, packt sie ein Buch aus und zeichnet superlustige Bilder vom eieressenden Braun und der Lorenz als Domina. Ich piss mir fast in die Hose vor Lachen. Mann, ich wußte gar nicht, dass Dette so cool ist.
Abends um halb elf sind wir endlich da. In irgendeinem puffigen Jugendhotel zwei Autostunden von Venedig. Das Zimmer ist klaustrophobisch klein, ich nehme das Bett am Fenster, Patrick schläft über mir, Tobi gegenüber unter Martin.
Nachdem das alles so weit klar ist, kommen kichernd Sandra, Lara und Dette rein. Sandra fläzt sich sofort in Tobis Bett. Dette, Lara, Patrick und ich quetschen uns in meins. Von Martin sehen wir nur die Füße, die oben runterbaumeln.
Kurze Zeit später kommt der Braun ohne anzuklopfen herein. Ich muss an Dettes Zeichnung denken und bekomme einen Lachanfall, Dette scheint es genauso zu gehen, denn sie prustet mit mir zusammen los.
»Eine halbe Stunde noch, dann sind die jungen Damen verschwunden, ok?«
Er hat gerade die Tür geschlossen, da holt Dette aus ihrem Rucksack eine Flasche Billigwein, die aber schon zur Hälfte leer ist. Deshalb kichern die Mädels also die ganze Zeit.
»Möchte jemand was trinken?«
Ich reiße mir sofort die Flasche unter den Nagel. Patrick entreißt sie mir.
»Ist ja klar, dass David beim Saufen der Erste ist«, grinst er und nimmt einen großzügigen Schluck. Ein Gerangel um die Flasche entsteht. Acht Hände grabbeln, halten sich fest, stoßen sich weg...schließlich bin ich der Sieger.
Ach, ich liebe Klassenfahrten!!
Tobi ist ziemlich still, wirft mir ab und zu verstohlene Blicke zu und plötzlich geht mir der ganze Rummel, so lustig er auch ist, auf den Geist. Ich wäre jetzt lieber allein mit ihm.
Eier-Frikadellen-Braun knallt die Tür auf. »Gute Nacht, Mädels.«
»Nacht, Herr Braun. Schlafen Sie gut«, ruft Dette lachend.
Also die ist wirklich lustig.
»Ab in euer Zimmer.«
Die Weinflasche habe ich schnell unter meinem Bett versteckt. Braun wartet, bis die Mädels gegangen sind und schließt die Tür.
Patrick und Martin haben sich in ihre Betten verkrochen, Tobi zieht sich langsam aus. Ich versuche krampfhaft nicht zu starren, schlüpfe schnell unter die Decke und merke, wie scharf ich auf ihn bin. Am liebsten würde ich, wenn die beiden da oben eingeschlafen sind zu Tobi ins Bett kriechen aber das ist selbst mir zu riskant.
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