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David und Tobias

Teil 5

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Inhaltsverzeichnis

 

19

Ich liege in Italien im Bett und habe eine Erektion bis zum gehtnichtmehr. David ist keine zwei Meter entfernt und es ist doch unmöglich ihn anzufassen. Patrick und Martin schnarchen bereits um die Wette, ich glaube, David ist noch wach.

Ich glaube auch, dass er mich eifersüchtig machen will und zwar mir Dette. Die ganze Fahrt über haben die gekichert und zusammengehangen, sie hat ihn mit Brot gefüttert, nachdem meine MCP-Tropfen seinen Magen beruhigt hatten.

Sandra wollte andauernd meine Hand halten und knutschen, was ja nichts Neues ist. Ich warte jeden Moment darauf, dass die Mädels angeschlichen kommen. Dette hat bestimmt noch eine Flasche Wein.

Der Streit, den ich mit David vor einer Woche hatte, tut mir total leid, ich hoffe, er hat das gespürt, als ich auf der Fahrt kurz neben ihm saß. Trotzdem...auf die Frage, ob ich wegen Dette eifersüchtig sein muss hat er ganz eigenartig geantwortet, dass ich von ihm nur noch das bekommen, was ich ihm entgegen bringe. Was meint der wieder damit?

Durch das einfallende Licht der Straßenlaterne kann ich David sehen, der mit dem Gesicht zur Wand liegt, eine Schulter entblößt. Das Licht zaubert einen milchigen Schimmer auf seine Haut und bildet einen wunderhübschen Kontrast zu seinen schwarzen Haaren, wie Schokolade mit Sahne...wie ein Schokokuss. Ich bin versucht, einfach zu ihm unter die Decke zu schlüpfen, doch das geht natürlich nicht. Wenn die beiden anderen wach werden, oder Sandra mit ihren Kichererbsen reinkommt. Meine untere Körperhälfte brodelt und kocht. Ob David sich auch so sehr danach sehnt, mich zu küssen und im Arm zu halten?


Am nächsten Morgen nach dem Früstück geht es los. Schon wieder Busfahren. Diesesmal dauert es allerdings nur zwei Stunden, dann sind wir auf der Brücke und rechts und links ist nur noch Meer. Der Bus hält auf einem Parkplatz, wir laufen einige Meter - Sandra hält meine, Dette Davids Hand - und besteigen ein Vaporetto, das uns über den Canale Grande schaukelt. Venedig!

Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so schön ist. Die Luft riecht salzig und frisch, dabei meint man ja immer, dass Venedig nach Moder und Verwesung stinkt. Naja, wahrscheinlich passiert das im Sommer. Komisch ist es schon, das alles live zu erleben, was man sonst nur im Fernsehen sieht. Die Palazzi, die Gondeln auf dem Wasser und an den steinernen Ufern, die typischen rot-und blauweiß-gestreiften Holzpfähle.

Am Markusplatz steigen wir aus, gehen in Richtung Dom. Meine Güte ist der gewaltig, die Kuppeln blitzen in der Sonne und ungefähr eine Millionen Tauben hängen auf dem Platz davor rum. Müssen uns endlose Vorträge von der Lorenz anhören, die uns durch enge Gassen schleppt und uns die Sehenswürdigkeiten zeigt. Irgendwann ist auch das überstanden und der Tag gehört uns, weil wir nämlich jetzt auf eigene Faust durch die Lagune streifen dürfen. Sandra, Dette, Lara, Patrick, David und ich tun uns zusammen, doch Patrick und Lara setzen sich nach einigen Minuten bereits ab. Hauptsache Sandra will nicht mit mir Gondel fahren, das ist nämlich sauteuer. Die Typen stehen dann auch an allen Ecken und wollen uns locken, doch Sandra und Dette schleppen uns zu Versace und danach in wahrscheinlich sämtliche kleinen Läden, die es in Venedig gibt. Scheiße, ich möchte gerne Davids Hand halten und mit ihm romantisch durch die schmalen Gassen laufen.

Ich denke, ihm geht es genauso, sein Blick signalisiert so etwas. Die Mädels beratschlagen gerade, ob sie jetzt dieses oder jenes Teil kaufen oder doch lieber nochmal zurück in den anderen Laden gehen, als David plötzlich verschwunden ist.

»Bleibt ihr hier? Ich sehe mal, ob ich ihn irgendwo finde. Weit weg kann er ja nicht sein«, rufe ich den beiden zu, die einstimmig nicken.

Ich mache mich also auf den Weg, laufe durch eine enge Gasse, als mich aufeinmal etwas in eine noch engere Nebengasse zieht und gegen eine kalte Hauswand presst.

»David...?«

Weiter komme ich nicht, weil er seine Hände in mein Shirt krallt und mich so gierig küsst, dass ich Sterne sehe.

»Tut mir Leid«, sagt er atemlos, »ich hab's echt nicht mehr ausgehalten.«

Ich küsse ihn schnell. »Wir müssen zurück, ich hab denen gesagt, dass ich dich suche, die warten da vorne.«

Ich sehe ihm an, dass er hierbleiben will, ich will das auch, aber es geht nicht. »Gestern nacht...oh mann, ich war drauf und dran zu dir ins Bett zu kommen.«

Er küsst mich nochmal.

»Was glaubst du, was ich wollte? Ich konnte an gar nichts anderes denken.«

»Tobi, du denkst doch nicht, dass ich irgendwas von Dette will, oder?«

»Ich weiß nicht, die steht auf dich.«

»Ja aber, ich stehe nur auf dich.«

»Wir...wir müssen zurück.«

»Okay.« Wir lassen noch einmal unsere Zungen miteinander spielen, dann sind wir wieder bei Sandra und Dette, die anscheinend inzwischen mit ihren Einkäufen fertig sind.

»Gib es sofort zu, David«, sagt Dette und stupst ihm den Finger in die Seite, »du bist extra verschütt gegangen. Leugnen ist zwecklos, wir haben euch längst durchschaut.«

Mir bricht der Schweiß aus.

»Ihr wolltet euch vor unserem Klamottenkauf drücken, was?« kichert sie.

Ich atme erleichtert auf, David grinst.

Am Nachmittag sitzen wir auf dem Markusplatz in der Sonne und essen Pizza.

Gegen Abend geht es zurück ins Hotel. Ich freue mich jetzt schon auf eine weitere schlaflose Nacht mit David vor meiner Nase.


Der nächste Tag ist für Verona reserviert, was mich langweilt. Sandra ist ganz hingerissen, will unbedingt unsere Namen an irgendeine beknackte Mauer schreiben...ist mir doch scheißegal. David turtelt ausgiebig mit Dette. Auf mich wirkt das nicht mehr wie Alibiturteln. Der kuckt die auch irgendwie verliebt an. Ich könnte ihr den Schädel abhacken.

Nachdem abends die Mädels in ihr Zimmer verschwunden sind und alles ruhig geworden ist, liege ich mal wieder wach und habe Probleme mit meinem Unterleib. Martin und Patrick antworten sich gegenseitig schnarchenderweise, von David höre ich nichts. Ich drehe mich hin und her und halte es kaum aus. Also schleiche ich mich über den Flur, der von einer trüben Nachtbeleuchtung immerhin so weit erhellt wird, dass man sich nirgendwo die Zehen anstößt, ins Bad, das allerdings so grell ist, dass das Licht von der vermutlich 100000-Watt Birne mir fast die Netzhaut verbrennt. Ich klatsche mir Wasser ins Gesicht und lehne mich matt an die kühle Wand.

Wenn David jetzt hier wäre...die Tatsache, dass er so nah bei mir ist, jede Nacht, bringt mich um den Verstand. Mit Gänsehaut denke ich an unser gemeinsames Wochenende, als meine Eltern nicht da waren und wir kaum aus dem Bett gekommen sind. Denke daran, wir nackt engumschlungen da lagen, uns geküsst haben, aneinander gerieben, bis wir gekommen sind und wirklich überall an uns Sperma klebte. Danach haben wir zusammen geduscht und sind sofort wieder ins Bett gegangen.

Meine Augen sind für Sekunden geschlossen, bis jemand leise die Tür öffnet und wieder schließt. Es ist David, in schwarzer abgeschnittener Jogginghose und schwarzem Shirt, das ihm über die Schulter fällt. Seine Haare sind zerzaust, seine Augen tränen leicht. Er ist schön wie ein Engel!

»Wahnsinn ist das hell hier.« I ch nicke, während er sich vor mich stellt und seine Hände unter mein Shirt schiebt.

»Die schlafen alle«, flüstert er heiser. »Das...das ist unsere Chance.«

»Fass mich an«, stöhne ich leise.

David lächelt sexy. » Ja? Mach ich doch«, sagt er ziemlich geil.

»Ich...ich meine...«

Er küsst meinen Hals. »Ich weiß, was du meinst, Tobi.«

Langsam sinkt er auf die Knie, küsst meinen Bauch, umkreist mit der Zungenspitze meinen Nabel. Mein Kopf drückt sich hart gegen die Wand, meine Hände greifen in sein Haar, während er meine Hose mit einem Ruck ein Stück runterzieht. Als er mir einen bläst - und zwar so gierig und ordinär, dass ich halb ohnmächtig werde - ist mir völlig egal, dass jederzeit jemand ins Bad spazieren könnte.

Meine Beine zittern, ich muss mich an ihm festhalten, als David aufsteht und mich küsst. Ich schmecke mein eigenes Sperma...auch das ist mir egal. Nicht egal ist mir die Tatsache, dass ich Davids harten Schwanz spüre...also das gleiche Spiel, nur knie ich diesesmal. Er kommt schon nach Sekunden und beißt sich in die Hand, um nicht laut aufzuschreien.

Keuchend lehnen wir nebeneinander an der Wand. David dreht seinen Kopf und sieht mich an. »Soll das heißen, du liebst mich noch?«

»Stell nicht so dämliche Fragen.«

Er küsst mich sehr weich. »Geh du zuerst zurück.«

Nach einigen Minuten kommt auch David wieder ins Zimmer und legt sich ins Bett. Ich bin kurz davor loszuheulen, weil ich mir nichts sehnlicher wünsche, als an ihn gekuschelt einzuschlafen.


Am dritten, vierten und fünften Tag sind wir irgendwo unterwegs und dürfen uns die großartigen Sehenswürdigkeiten anschauen. Dank MCP übersteht David die Busfahrten recht gut. Sehr gut, sollte ich sagen, denn er kichert und albert mit Dette, dass ich fast anfange zu kotzen.

»Mann, die sind ja ziemlich verknallt«, raunt Sandra mir zu. »Arme Dette, wenn die wüsste, was David für ein Arschloch ist.«

Wenn Sandra wüsste, dass ich dem Arschloch vorletzte Nacht auf'm Klo einen geblasen habe und nur auf die passende Gelegenheit warte, es wieder zu tun...

»Kannst du nicht endlich vergessen, was David gemacht hat? Warum bist du eigentlich so nachtragend? So viel ich weiß, mochtest du ihn doch vorher ganz gerne, oder nicht?«

»Der hat uns beinahe auseinander gebracht. Wenn du ihm das verzeihen kannst, bitte. Ich nicht.«

Abends hängen Sandra, Lara und Dette bei uns rum, was immer ganz lustig ist. Leider ergibt sich keine Gelegenheit mehr, mit David allein zu sein. Nicht einmal ein winzig kleiner Kuss ist drin.

Der letzte Tag vor der Abreise. Heute ist nochmal Venedig angesagt. Am Bus fällt mir auf, dass David nicht da ist. Ich frage die Lorenz.

»David ist krank und will lieber hierbleiben. Allerdings...so ganz alleine...mh...vielleicht ...«

»Ich kann bei ihm bleiben. Was ist denn mit ihm?«

»Er hat was von Ohrenschmerzen gesagt, ich hoffe nur, es ist nicht so ernst, dass er einen Arzt braucht. Und du würdest wirklich hierbleiben und auf Venedig verzichten?«

»Naja, nee, das macht mir nichts aus.«

Sie greift sich an die Stirn. »Also, so ganz wohl ist mir nicht dabei. Vielleicht sollte ich hierbleiben oder Herr Braun.«

»Das ist echt in Ordnung. Meine Mutter ist schließlich Ärztin, ich glaube, sie hat mir sogar Ohrentropfen eingepackt.«

»Ja, aber wir wissen doch gar nicht genau, was er hat.«

Die soll endlich ihr blödes Maul halten und sich verpissen. »Das sind so Tropfen, die man generell bei allen Schmerzen im Ohr anwenden kann, nichts wirklich Spezielles«, lüge ich, » nur zur Linderung.«

»Ich weiß nicht...«

Na komm schon, du blöde Kotzkuh.

»Also schön, meinetwegen.«

Erleichtert sehe ich wie sie in den Bus steigt, der langsam anfährt. Sandra und Dette glotzen blöd und reden auf die Lorenz ein aber der Bus fährt weiter.

Als ich in unser Zimmer komme, sitzt David auf dem Bett.

»Das hast du dir ja schön ausgedacht.«

»Was denn?« fragt er unschuldig.

»Du hast genausowenig Ohrenschmerzen wie ich Fußpilz.«

»Was soll's. Wenigstens sind wir für ein paar Stunden allein. Ich dachte schon, du hättest die Lorenz nicht rumgekriegt.«

Ich lasse mich neben ihn fallen. »Das war auch gar nicht so einfach aber als ich meine Mutter - die Ärztin - und ihre tollen schmerzlindernden Tropfen ins Spiel brachte, hatte ich sie am Haken. Brauchst du übrigens welche?«

David grinst. »Ich brauche deine Hände auf meiner Haut.«

Mir wird heiß...ich weiß auf einmal ganz genau, was ich brauche und das macht mich total nervös. Was ist, wenn es wieder schiefgeht, wie beim erstenmal, wenn ich wieder so angespannt bin, dass alles wehtut, wenn ich mich wieder so blöd anstelle? Aber während er sich da so unverschämt auf dem Bett räkelt, spüre ich, dass ich ganz dringend mit ihm schlafen will. Das und nichts Anderes. Und wenn er nicht will? Vielleicht hat er ja genug davon und keine Lust, es nochmal mit mir zu versuchen, weil er sich sagt, dass es eh nicht klappt, mit mir? Ich weiß ja selbst nicht, was mit mir los ist, wieso ich so scharf drauf bin.

»Hey, willst du die ganze Zeit da hocken bleiben, oder was?« Er stößt mich leicht mit dem Knie an, was meinen Körper beinahe zum explodieren bringt.

»Komm her«, sagt er leise und zieht mich in seine Arme.

Er fühlt sich so gut an, so weich...ich küsse ihn wie verrückt.

»David.«

»Was?«

»Ich...ich will mit dir schlafen.«

20

Oh Gott, ich glaube, ich hab mich verhört. Tobi liegt halb auf mir und küsst mich leidenschaftlich. Der Trick mit meinen Ohrenschmerzen hat tatsächlich funktioniert. Ich hatte gehofft, Tobi checkt, was ich vorhabe und dass er es irgendwie schafft ebenfalls hier zu bleiben. Tatsächlich daran geglaubt, dass die Lorenz darauf einsteigt hab ich nicht. Tja und jetzt küsst er mich und flüstert mir ins Ohr, dass er mit mir schlafen will. Ich muß zugeben, dass ich doch ziemlich überrascht bin.

»Hier?« frage ich. »Bist du sicher?«

Tobi zieht mir das Shirt aus und küsst meine Brust, nuckelt an meiner Brustwarze, was mich wahnsinnig macht.

Dann sieht er mich an. »Ich will, dass du mich vögelst.«

Mein Schwanz scheint das auch zu wollen, so hart ist er inzwischen geworden. Wie kommt Tobi bloß dazu, solche Sachen zu sagen? Der sagt sowas nie und schon gar nicht so...so geil.

»Ich hab aber keine...ich meine, ich weiß nicht...äh ...«

Ja, so süß verlegen stotternd kenne ich ihn. »Und du bist dir auch wirklich ganz sicher?« Tobi zieht sich langsam aus...ich glaube, der hat das geübt, besonders den lasziven Blick, den er dabei draufhat...und wo er schonmal dabei ist, mich gleich mit.

Er liegt auf dem Bauch, ich beginne, seinen Rücken zu küssen, arbeite mich langsam rauf zum Nacken und beiße sanft hinein. Tobi zittert und ich frage mich, ob das hier wirklich eine gute Idee ist? Ich will ihm nicht nochmal wehtun. Allerdings bin ich viel zu geil, um die ganze Sache sein zu lassen und dringe ganz leicht in ihn ein. Tobis Körper verkrampft sich.

»Ok, entspann dich«, flüstere ich ihm ins Ohr, warte einen Moment und gleite tiefer. Das Zittern wird stärker. »Alles in Ordnung? Sollen wir lieber aufhören?«

Doch er seufzt leise und drängt sich mir entgegen. Ich schätze, das war ein Nein. Seine Finger greifen nach meiner Hand und ziehen sie nach vorne, so dass mein Arm ihn umschlingt. Ich höre ihn heftig atmen, bewege mich in ihm und reibe mein Gesicht an seinem Hals. Verdammt, ich bin fast so weit und weiß gar nicht, was mit ihm ist aber ich kann mich nicht länger zurückhalten. Tobi wirft den Kopf zurück, zieht scharf die Luft ein und stößt sie geräuschvoll wieder aus, ich beiße ihm in den Nacken und...explodiere und... schwebe und...alles zusammen.

Mir ist total schwindlig. Ich meine, ich hab mit Tobi geschlafen und es war...WOW!!

Er liegt noch immer auf dem Bauch, bzw halb auf der Seite und rührt sich nicht. Vorsichtig streiche ich ihm feuchte Haarsträhnen aus der Stirn.

»Was ist los?«

Er dreht sich um und blickt mich verschämt an. Seine Wangen sind gerötet...er sieht unglaublich schön aus.

»Scheiße«, bringt er hervor.

»Hab ich dir wehgetan?«

Er schüttelt den Kopf, beißt sich auf die Lippe; ich denke schon, dass er gleich heult, doch er fängt mit einem mal an zu lachen. Ich verstehe gar nichts mehr.

»Scheiße, ich...ich hab dein Bett vollgewichst. Tut mir Leid.«

»Ihhhh«, mache ich übertrieben und muß ebenfalls lachen. » Naja, wenigstens hast du diesesmal nicht meine Haare genommen.«

»Blödmann«, entgegnet er.

Ich zucke die Achseln und zünde eine Zigarette an, obwohl das Rauchen hier selbsverständlich total und absolut verboten ist. »Was soll's.«

»Mh, aber wenn das einer sieht«, gibt er zu bedenken.

»Egal, ist ja nur noch die eine Nacht. Sag mal, wieviel Zeit haben wir eigentlich noch bis die anderen zurückkommen?«

»Weiß nicht«, antwortet er, »zwei Stunden?«

Ich stütze meinen Ellenbogen auf die Matratze und fahre mit dem Zeigefinger über seine Brust, runter zum Nabel und noch ein kleines Stückchen weiter.

»Wahnsinn, das ist ja noch eine kleine Ewigkeit.«

»Mach aber vorher die Zigarette aus, der Rauch brennt in den Augen.«

Ich stopfe die Kippe also in eine fast leere Pepsi-Light-Dose, beuge mich über ihn und küsse seine weichen Lippen, während er mich mit Armen und Beinen umschlingt.


Als die Teeniemeute ins Hotel zurückkehrt sind Tobi und ich bereits wieder angezogen und sitzen schön weit auseinander, er auf seinem, ich auf meinem Bett.

Die Lorenz kommt rein und erkundigt sich nach meinen Ohren, ich sage ihr, dass Tobis Tropfen mir sehr geholfen haben und sie verpisst sich. Leider tauchen zwei Sekunden später Dette und Sandra auf. Letztere ist sauer, das kann man ihr ansehen. Ich weiß nicht, auf wen mehr? Auf Tobi, weil er bei mir geblieben ist oder auf mich, weil ich ein Arschloch bin und es mir einfiel, krank zu werden. Dette ist wie immer sehr rührend besorgt, fragt sofort, ob's mir besser geht und sie etwas für mich tun kann. Sandra verwickelt den armen Tobi in eine heftige Diskussion, ob es denn nun wirklich nötig war, hierzubleiben und er das vorher nicht mit ihr hätte besprechen können.

»Meine Güte«, schnauft Dette, »jetzt mach doch kein Drama draus.«

»Halt die Klappe, das geht dich gar nichts an«, keift sie zurück. Bei ihrer schrillen Stimme verspüre ich nun doch ein leichtes Klingeln im Ohr.

Tobi sagt sehr wenig, küsst sie und anscheinend wirkt das, denn sie hört auf mit der Keiferei. Dette, die auf meinem Bett sitzt und sich in die Decke und an mich kuscheln will, rutscht plötzlich ein Stück weg und runzelt die Stirn.

»Ihhh, was ist das denn? Das sieht ja aus wie Sperma. David«, grinst sie, »was zum Teufel habt ihr hier getrieben, hä?«

Tobi steht das nackte Entsetzen im Gesicht. Er wird abwechselnd blass und rot. Ich krame einen kleinen Tetrapack hervor. »Ich hab die verfickte Vanillemilch umgekippt. Das ist echt eklig, oder?«

»Schussel«, lacht Dette und wuschelt durch meine Haare.

Tobis Gesichtszüge entspannen sich langsam, meine auch.

»Komm, Sandra, lass uns abhauen, ich will duschen und meine Haare waschen.«

Die beiden verlassen das Zimmer, ich grinse Tobi an, er grinst zurück. Mann, bin ich verschossen.

In der letzten Nacht schleichen sich die Mädchen zu uns und bleiben bis zum Morgengrauen, ich denke an die Busfahrt und schlucke tapfer die Übelkeit runter.

Alles wie gehabt, Tobi und Sandra sitzen vor Dette und mir, ich hab vorsorglich MCP und Reisetabletten geschluckt und versuche so entspannt wie möglich aus dem Fenster zu blicken. Andauernd hab ich Tobis sexy Stimme im Kopf, die sagt Ich will, dass du mich vögelst.

Zum Glück bleiben mir Eier und Frikadellen erspart, also muss ich während der Fahrt erfreulicherweise nicht kotzen. Was mich allerdings fertig macht, ist die Tatsache, dass ich Tobi die nächste Woche wieder kaum sehen werde. Das heißt, sehen schon aber nur in der Schule. Und ich kann mich nicht mal von ihm verabschieden, weil an der Schule bereits seine Mutter auf ihn wartet, die ihn und Sandra abholt. Da auf mich niemand wartet, schleppe ich meine Tasche selber nach Hause, wo das Stiefmonster schon wieder mit irgendeiner Beknacktenscheiße nervt. Ich flüchte in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir ab.

Endlich hab ich meine Ruhe. Tobi fehlt mir schon jetzt so sehr, dass es wehtut. Meine Pornomagazine können mich kein bisschen aufmuntern, auch nicht das kurze Telefonat mit Peggy, die sich freut, dass ich wieder da bin und wissen will, wie Venedig so ist.

Verdammt, wie konnte ich es nur zulassen, dass ich mich so in Tobi verliebe? Ohne ihn weiß ich kaum etwas mit mir anzufangen. Ich vermisse seine großen braunen Augen, sein Lächeln, seine zart geröteten Wangen, vermisse seine weichen Lippen, seine Hände...oh Gott, ich halte das nicht aus. Ich frage mich, wie das alles weitergehen soll? Ich will ihn haben und nicht mit dieser Schnepfe teilen.


So, die ganze Woche über hab ich mich schön brav an die Spielregeln gehalten, hab in der Schule auf locker und lustig gemacht und bin nicht ausgeflippt, weil er nachmittags mit Sandra zusammenhockte. Aber jetzt ist der Spaß vorbei, wenn ich ihn heute nicht sehen kann, bekomme ich einen Nervenzusammenbruch.

Ein Glück, dass Beate noch da ist, die lässt mich nämlich wieder rein. Ich hab das Gefühl, die weiß, was zwischen mir und ihrem Bruder läuft, oder sie ahnt etwas, was sie aber nicht zu stören scheint. Schwestern sind auch nicht das Schlechteste.

Tobi sitzt allein an seinem Schreibtisch und springt mich förmlich an, als ich ins Zimmer komme.

»Mann, wenn du wüsstest, wie scharf ich auf dich bin«, presst er hervor und nestelt sofort an meiner Hose.

»Hey hey, nicht so stürmisch, Süßer. Kriege ich vielleicht erstmal einen Schokokuss? Ich bin echt am Verhungern.«

Tobi scheint einen Moment zu überlegen, dann schenkt er mir ein Grinsen, das ich irgendwie nicht so recht einordnen kann.

»Sicher...alles, was du willst.«

Er greift in die Schokokuss-Schachtel, die auf dem Schreibtisch steht, hält mir einen vor die Nase, doch als ich davon abbeißen will, zieht er ihn weg und stopft ihn sich selbst in den Mund. Anschließend drückt er mir seine klebrigen, mit Resten von Schaumzucker und Schokoladenüberzug benetzten, Lippen auf den Mund und umschlängelt meine Zunge mit seiner. Ich nuckle verzückt an seinen Lippen.

Als er sich von mir löst, schaue ich ihn leicht irritiert an.

»Na du wolltest doch einen SCHOKO-KUSS«, erklärt er und lächelt.

Das ist wohl ungefähr das Süßeste, das ich bis jetzt erlebt habe!!

Tobi schiebt mich von der Tür weg und dreht den Schlüssel zweimal herum. Dann setzt er seinen lasziven Blick auf, der mir fast den Verstand raubt. Er greift an mein Shirt und schubst mich aufs Bett, wo er augenblicklich anfängt, mich auszuziehen.

»Ich will...«, seine Lippen streifen meine Wange, »vögeln«, flüstert er rauh.

Ich höre das Blut in meinem Ohr rauschen, mir wird heiß und schwindlig. Der sagt ja schon wieder sowas...SO. Dafür bin ich doch eigentlich zuständig. Nicht, dass ich mich beschweren will. Aber was ist mit seinen Eltern? Die sind doch irgendwo in der Nähe und Beate ist auch noch da, glaube ich. Ich muss zugeben, dass mich der Gedanke daran ziemlich anmacht.

»Aber deine Eltern und Beate...«

Tobi reißt an den Knöpfen meiner Jeans. »Was glaubst du, warum ich die Tür abgeschlossen habe?« Er küsst mich, dann hält er inne, grinst erst dreckig und sieht mich unschuldig an. »Oder willst du nicht?« Langsam rückt er von mir weg, kniet sich ans Ende des Bettes und streicht sich die Haare hinters Ohr. »Vielleicht bist du gar nicht mehr scharf auf mich.«

Dabei schiebt er eine Hand in seine Hose und bewegt sie aufreizend.

Der schaut sich heimlich Pornos an! Das kann mir keiner erzählen, dass er sich das allein ausgedacht hat. Nie und nimmer!!

»Du kleines Miststück«, grinse ich und sehe ihm eine Weile zu, bevor ich ihn schnappe und auf die Matratze werfe. Er stöhnt auf und umklammert mich. Wir knutschen heftig drauflos.

»Ich bin immer scharf auf dich, das solltest du doch wissen«, sage ich atemlos.

Während wir miteinander schlafen hab ich ständig Panik, dass uns irgendjemand hört, bzw. ihn, denn er hält sich alles andere als zurück und ich muss ihm mehr als einmal die Hand oder den Finger auf die Lippen legen.

»Das...das mach ich nicht nochmal«, sage ich erschöpft, als wir nebeneinander liegen.

Tobi grinst mich an. »Nie wieder? Mhhh...schade.«

»Ich meine hier. Deine Schwester wohnt direkt nebenan, schon vergessen?«

Er zuckt die Schultern und sieht ziemlich gelassen aus. »Beate ist kein Problem.« Irgendwie möchte ich nicht so genau wissen, was er damit meint und so frage ich erst gar nicht nach.

21

Ich bin besessen. Besessen von David. Mann, die Klassenfahrt werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen. Wir haben miteinander geschlafen!!! Wow...das war echt super schön. Dabei hatte ich am Anfang noch totale Panik. Wie auch immer, ich kann ich an nichts anderes mehr denken als an David und Sex. Die Woche nach der Klassenfahrt war schlimm. Ich hab mich so schrecklich nach ihm gesehnt und musste dauernd mit Sandra abhängen.

Donnerstagabend wäre ich beinahe verrückt geworden, da bin ich zu Beate. Sie saß am Schreibtisch und sortierte irgendwelche Fotos, als ich meinen Kopf zur Tür hereinstreckte.

»Hey, hast du vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich?«

Ohne ihre Überraschung zu verbergen sah sie mich an. »Was is'n los?«

»Kann ich rein?«

»Blöde Frage. Sicher.«

Ich hab mich mit Beate eigentlich schon immer total gut verstanden, doch seit sie dem Teenageralter entwachsen ist haben sich unsere Wege einfach ein bisschen getrennt.

Trotzdem, wenn einer von uns beiden ein Problem hat, was meistens bei mir der Fall ist, können wir noch immer miteinander darüber reden und ich hatte und habe ein Problem. Ich wusste nur nicht so genau, wie ich es sagen sollte.

Langsam setzte ich mich auf die Couch, sie drehte sich auf ihrem Stuhl in meine Richtung.

»Also schieß los.«

»Ich...ich weiß nicht, wo ich anfangen soll?«

»Ärger mit deiner Freundin? Brauchst wohl den Rat einer erfahrenen Frau, was?« scherzte sie.

»Mit Sandra hat es zwar was zutun aber eigentlich geht es mehr um...mh, ja also, äh ...«

»Zigarette?«

Ich schüttelte den Kopf, worauf sie sich eine anzündete und sich im Schneidersitz auf ihren flauschigen orangenen Teppich setzte.

»Stress mit den Alten? Hast du nur eine Zwei in Englisch oder was?«

Ich schüttelte abermals den Kopf. »Versprichst du mir, dass du niemandem was sagst?«

»Logisch.«

»Also, die Sache ist die...ich hab mich verliebt und weiß nicht, was ich nun tun soll. Wegen Sandra.«

»Du meinst, du weißt nicht, ob und wie du mit ihr Schluss machen sollst?«

Ich nickte.

»Mh, was ist denn mit der Anderen?«

»Welche Anderen?«

»Das Mädchen...weiß sie, dass du dich in sie verliebt hast und ist sie auch in dich verliebt?«

»Ja aber...das ist wohl das größte Problem.«

»Verstehe ich nicht. Wenn du sie liebst und sie dich ist doch alles klar. Dann musst du's Sandra natürlich sagen.«

»Ich...oh mann, ich bin in kein anderes Mädchen verliebt.«

Beate sah mich irritiert an, verstand offensichtlich kein Wort. »Aber du hast doch gerade gesagt, dass du dich verliebt hast.«

»Hab ich auch...allerdings nicht in ein Mädchen, verstehst du?«

»Nee.«

»Beate...es...«, ich atmete tief ein, »es ist David«, stieß ich schnell hervor.

Eine Minute war es totenstill, bis auf meinen bollernden Herzschlag. Mir war zum Kotzen schlecht.

»Ach du Scheiße«, sagte Beate endlich. »Wissen Mama und Papa davon? Blödsinn, natürlich nicht. Du hast doch nicht etwa vor, es ihnen in den nächsten dreißig Jahren zu sagen, oder?«

»Nee, eigentlich nicht.«

»Das würde ich dir auch nicht raten. Die kriegen eine gemeinschaftliche Herzattacke.«

»Und du?« fragte ich sie vorsichtig.

»Naja, wie du siehst, ich sitze noch. Mal ehrlich, ich bin zwar überrascht, das muss ich zugeben aber...also, im Prinzip ist es mir doch egal, wen du vögelst. Du bleibst mein kleiner Bruder. Auch wenn du jetzt eine Schwuchtel bist...war nur ein Scherz.« Sie streckte ihre Beine aus. »Wahnsinn und du stehst echt auf David? Wie lange denn schon? Seit ihr richtig zusammen? Seit wann weißt du überhaupt, dass du schwul bist und wieso hast du dann eine Freundin?«

»Ich hab keine Ahnung, ob ich schwul bin, ich weiß nur, dass ich mich in David verliebt habe und, ja, wir sind zusammen...so irgendwie.«

»Du kleiner Schleicher«, grinste Beate, »ich find David ja auch süß, hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er auf Jungs steht und dann noch auf meinen Bruder.«

»Was soll ich denn jetzt machen?«

»Auf jeden Fall bei allem, was ihr tut ein Kondom benutzen und wenn ihr miteinander schlafen wollt...«

»Beate«, unterbrach ich sie.

»Ja?«

»Das haben wir schon längst. Ich meinte, was soll ich wegen Sandra machen?«

»Das ist allerdings ein Problem. Wieso hast du dich denn mit ihr eingelassen, wenn du auf David scharf bist?«

»Da wusste ich das doch noch nicht. Das hat sich irgendwie so...eingeschlichen.«

»Und ihr hattet echt schon Sex? Wie war das denn so?«

»Beate, können wir bitte beim Thema bleiben?« fragte ich gequält.

»Entschuldige, bin halt neugierig. Also, mh, Sandra...ja, du musst dich natürlich von ihr trennen allerdings solltest du dir ganz genau überlegen, ob du ihr die Wahrheit sagen willst. Könnte schlimme Folgen haben.«

»Zum Beispiel?«

»Sie könnte es allen erzählen. Das ist bestimmt nicht lustig in der Schule. Und du musst selbstverständlich vorher mit David darüber sprechen, schließlich geht es nicht nur um dich.«

»Er will ja sowieso andauernd, dass ich mich von ihr trenne.«

»Bist du dir ganz sicher, dass diese Sache mit David nicht nur so'n...mh, so'n Ausprobieren ist?«

»Das ist keine Sache. Ich liebe ihn.«

»Ok, dann beende die Freundschaft mit Sandra so schnell wie möglich. Eine Dreiecksbeziehung funktioniert nunmal in der Praxis nicht. Irgendwann wird David sich verarscht vorkommen und nach einen Anderen umsehen...nach jemandem, der frei ist und dann stehst du da und heulst. Und alles nur, weil du zu lange gewartet hast oder zu feige warst, eine Entscheidung zu treffen.«

»Ja, ich weiß«, murmelte ich, »ich wollte es einfach nur mal von einer anderen Person hören. Danke, dass ich mit dir reden kann. Und du sagst es bestimmt nicht weiter?«

»Willst du mich ärgern? Natürlich bleibt das unter uns.«


Einen Tag später liege ich mit David im Bett. Wir hatten gerade ganz fantastischen Sex und jetzt nörgelt er herum, weil ich angeblich so laut war und Beate uns wahrscheinlich gehört hat.

»Beate ist überhaupt kein Problem«, erkläre ich und weil er darauf nichts sagt, erkläre ich noch ein bisschen mehr. Nämlich, dass Beate alles weiß.

»Wie alles?« fragt er mit einem drohenden Unterton.

»Naja, ich musste mit jemandem reden, wollte einen Rat wegen Sandra und allem und da hab ich Beate halt gesagt, dass wir zusammen sind.«

David starrt mich ungläubig an, springt aus dem Bett in seine Hose und kramt eine Zigarette aus der Schachtel.

»Hast du den Verstand verloren? Wie kannst du mit deiner Schwester über uns reden?«

»Aber wieso? Sie hat total cool reagiert. Ihr macht es nichts aus, dass ich auf dich stehe.«

»Mir aber vielleicht.«

»Dir macht es was aus, dass ich auf dich stehe?« frage ich blöd.

Er atmet angestrengt aus, zieht wie irrsinnig an seiner Kippe. »Mir macht es vielleicht etwas aus, dass du herumläufst und jedem auf die Nase bindest, dass ich auf Schwänze stehe.«

»Ich dachte, du hättest kein Problem damit.«

»Hab ich auch nicht. Trotzdem muß es ja nicht jeder wissen. Geht doch keinen was an.«

»Es weiß auch nicht jeder, nur Beate.«

»Toll und wenn die nun zu deinen Eltern rennt?«

»Quatsch, ich kann mich auf sie verlassen.«

David greift sich an die Stirn. »Kein Wunder, dass die mich vorhin so komisch angesehen hat.«

»Kann es sein, dass du unter Verfolgungswahn leidest?«

»Du hättest mich wenigstens vorher fragen können.«

»Tut mir Leid, ich wusste doch nicht, dass es so schlimm für dich ist. Kannst du nicht verstehen, dass ich auch mal jemanden zum reden brauche? Für mich ist das alles schließlich nicht so einfach. Ich hab mir echt nichts Böses dabei gedacht.«

»Und du bist dir wirklich sicher, dass sie die Geschichte für sich behält?«

»Ganz sicher«, nicke ich. »Bist du jetzt echt sauer?«

Er sieht mich einen Moment an und setzt sich dann neben mich. »Nein.«

»Willst du heute hier schlafen?«

»Nee, ich gehe lieber nach Hause.«

»Also bist du doch sauer«, stelle ich fest.

»Nein, bin ich nicht.«

»Bist du wohl, sonst würdest du dir die Gelegenheit, bei mir zu schlafen nicht entgehen lassen.«

»Ich will nur nicht deinen Eltern in die Arme laufen, das ist alles. Jetzt schlafen die bestimmt und ich kann mich rausschleichen.«

»Wenn du meinst...dann musst du wohl gehen. Schade. Aber was soll's. Es ist ja schließlich nicht so, dass wir uns nicht immer sehen könnten, wenn wir wollten.«

»Was allerdings mehr an deiner Freundin liegt, nicht wahr?« kontert er und ich gebe mich geschlagen.

Er küsst mich kurz auf die Wange...noch ein Indiz dafür, dass er sauer ist...und geht. Was hab ich falsch gemacht? Peggy weiß doch auch, dass David und ich zusammen sind. Hab ich mich darüber vielleicht aufgeregt? Hat er sich darüber Gedanken gemacht?


Samstag! David ist immer noch verstimmt. Er will nicht herkommen und ich darf ihn auch nicht besuchen. Dabei vermisse ich ihn und will in seiner Nähe sein. Außerdem will ich ihm sagen, dass ich so bald es geht mit Sandra reden werde, weil ich diese Lügerei nicht mehr aushalte. Ich will ihn, ich hab mich entschieden, glaube ich. Nein, ich bin mir sicher. Ich warte bloß noch auf den richtigen Zeitpunkt, um mit Sandra Schluss zu machen. Im Moment sieht es eher nicht danach aus, sie hat sich tierisch mit Lara verkracht, da will ich sie nicht noch zusätzlich belasten. Also muß ich mich noch eine Weile gedulden.

Sonntag! David ruft mich gar nicht an. Mann, der muss eine ziemliche Wut auf mich haben. Ich verstehe das nicht. Der kann doch nicht wegen dieser blöden Sache so angepisst sein, das ist ja lächerlich. Vielleicht liebt er mich gar nicht mehr? Oh Gott, das halte ich nicht aus. Ich sterbe, wenn er nichts mehr von mir wissen will. Gerade jetzt, wo ich ein bisschen Ordnung in das Chaos bringen möchte, ganz allein ihm gehören will, geht er so auf Distanz. Ich muss mit ihm reden. Er muß mir sagen, dass er mich noch gern hat, dass er noch mit mir zusammen ist.

Montag, Dienstag, Mittwoch...ich habe schlimmen Liebeskummer. Das tut so weh und Sandra heult sich bei mir aus, weil Lara so fies ist und ein hinterhältiges Biest, das sie, Sandra, abserviert hat, um jetzt mit Dette zusammen zu hängen. Mann, was für Kinderkacke. Wenn die wüsste, wie es in mir aussieht, was ich für Probleme habe. Also in der Schule ist ja alles wie immer, das heißt, David ist wie immer distanziert freundlich. Ich will aber seine scheiß distanzierte Freundlichkeit nicht. Ich will, dass er sich genauso nach mir verzehrt wie ich mich nach ihm. Ich will, dass er mich anruft, mir sagt, wie sehr er mich vermisst, verdammt nochmal!

Am Donnerstag rufe ich ihn endlich nochmal an.

»Sag mal, was ist eigentlich los? Bist du etwa immer noch sauer?«

»Wie kommst du denn darauf?«

»Einfach so, Idiot. Du willst mich nicht sehen und behandelst mich in der Schule wie einen von der Deppenclique.«

»Ich weiß nicht, was du meinst. Ich hatte viel zu tun in den letzten Tagen und was die Schule betrifft...du hast eine Freundin, die nichts von uns wissen darf.«

»Ja aber, du rufst mich überhaupt nie mehr an und am Samstag wolltest du mich nicht sehen.«

»Wie schon gesagt, ich hatte keine Zeit. Ist ja bei dir auch so, wenn du mit deiner Freundin verabredet bist.«

»Also warst du verabredet? Mit wem denn?«

»Mit Peggy.«

»Läuft da wieder was?«

»Nee.«

»Können wir uns am Wochenende treffen?«

»Weiß nicht. Ich hab keine Lust, mich ewig bei dir rein und raus zu schleichen.«

»Dann komme ich zu dir.«

»Geht nicht, mein Vater und das Stiefmonster sind da.«

»Na und? Die halten sich doch bestimmt nicht in deinem Zimmer auf, oder?«

»Hör mal, lass uns das morgen oder so besprechen. Ich muss noch Mathe lernen.«

»Viel Spaß«, brülle ich und knalle den Hörer auf die Gabel, weil ich ganz genau weiß, dass das eine blöde Ausrede ist.

Okay...wenn er es unbedingt so haben will...ich hab auch Tricks drauf!! Ich klopfe an Beates Tür und gehe rein. »Du, ich brauche deine Hilfe.«

»Schon wieder Stress in der Liebe?« fragt sie amüsiert, was aber nicht böse gemeint ist.

»Nee, ich brauche dich als Fotografin.«

»Hä?«

»Also was ist, hilfst du mir, oder nicht?«

»Klar, wenn ich weiß, worum es geht.«

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