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Muss das wirklich sein?

Teil 1

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Informationen

Vorwort

Disclaimer : Der Autor heißt zwar auch Chris (genauer Christoph), hat aber mit dem Helden in unserer Geschichte nichts am Hut – dieser heißt schließlich Christian (Chris genannt).

Ansonsten ist diese Geschichte frei erfunden.

Achtung: Dies ist meine allererste Story. Ich weiß ja, dass man von Nickstories einen hohen Qualitätsstandard gewohnt ist, aber ich bitte euch, Rücksicht auf mich zu nehmen – ich kann mich sicher verbessern. Und wenn ihr mir dann noch eine E-Mail mit Feedback, Verbesserungsvorschlägen, Lob oder (konstruktiver) Kritik senden würdet, wäre ich vollends zufrieden.(E-Mail an: crizi-online@web.de)

So, jetzt aber endlich anfangen!

 

»Muss das wirklich sein, Mutti? Ich meine, könnten wir nicht wieder absagen? Ein Jahr!!! Das gibt's doch gar nicht!«

»Aber Chris, was ist denn los? Du warst doch immer mit einem Schüleraustausch einverstanden. Und außerdem musst du doch nicht in die USA, sondern unser Austauschpartner kommt hier her!«

»Aber das ist es ja gerade, aber unter diesen Umständen wäre ich lieber rüber gegangen.«

»Ach. Das ist ja ganz was Neues! Seit wann das denn?«

»Seitdem dieser «blöde» (aus jugendschutzrechtlichen Gründen etwas «zensiert») Ben diesen verdammten Brief geschickt hat. Hast du mal gelesen, was den eigentlich interessiert? Zitat: «Ich züchte für mein Leben gerne Schildkröten und ich hoffe, dass ich das auch bei euch machen kann.». Das ist doch so was von sterbenslangweilig! Und hast du schon mal sein Foto gesehen? So was gehört doch verboten. Und außerdem ...«

Meine Mutter unterbrach mich abrupt und in einem nicht gerade freundlichen Tonfall.

»Christian! So etwas sagt man nicht! Kein Mensch kann etwas für sein Aussehen, und ihr werdet euch sicher arrangieren. Sieh es doch mal positiv: irgendetwas findet ihr schon, das euch beide interessiert. Du kannst ihn sicher zu etwas anderem überreden und ihr werdet euch nach einiger Zeit prächtig verstehen. Komm schon Chrissi! Und außerdem kannst du auf diesem Wege dein ohnehin nicht sehr gutes Englisch perfektionieren.«

Sie strich mir über die Wange.

»Versuch es wenigstens.«

Ich verzog mein Gesicht.

»Pah. Wenn der überhaupt sprechen kann. Aber gut. Auf einen Versuch kommt es an. Vielleicht kann ich ihn zu einem Besuch im Fitnessstudio überreden, da verliert er sicher einige Pfunde ...«

»Chrissi!!«

Meine Mutter gab mir einen freundschaftlichen Klaps. Damit war die Sache ausgestanden, und unser Besuch stand unaufhaltsam ins Haus.

Einige Tage später. Es war ein verregneter Samstagmorgen. Wir standen am Flughafen und warteten auf den Flieger aus Los Angeles. Wie das ja öfters der Fall war, hatte auch dieses Flugzeug Verspätung. Mir war das ganz Recht. Das verlängerte noch die Wartezeit auf den ungeliebten Gast aus den Staaten. Wir sollten tatsächlich dieses Monstrum aufnehmen. Da hätten wir auch einen hübscheren Typen nehmen können. So wäre ich auch auf meine Kosten gekommen. Auch wenn er nicht schwul ist. Ach ja, das habe ich ja ganz vergessen - vielleicht sollte ich mich mal vorstellen: Mein Name ist Chris (eigentlich Christian, aber ich bevorzuge die Kurzversion), ich bin 17 Jahre alt, 189cm groß und - schwul. Nebenbei habe ich noch eine ganz gute Figur (Ich bin zwar nicht der Bodybuilder-Typ - zum Glück - aber trotzdem recht gut durchtrainiert) und sehe (glaube ich) ganz gut aus.

Ja, da standen wir nun und warteten. Ich überlegte, was ich mit Ben unternehmen sollte. Am besten wäre es wohl ihn in seinem Zimmer versauern und mit Chips vollstopfen zu lassen - das machen die Amis doch so, oder? Wenn nicht, dann er ganz bestimmt. So sah er nämlich aus.

Naja.

In der Zwischenzeit suchte ich mit meinen müden Augen den Flughafen nach süßen Typen ab, um mir meine Gnadenfrist wenigstens noch etwas zu versüßen ... Der da hinten sieht ja ganz schnuckelig aus - oh Mist, der hat ‘ne Freundin. Egal.

Oder der da hinten?

Nach einigen Minuten kam ein echter Cutie aus dem Ausgang heraus. Ich war ganz hingerissen, so süß sah der aus ... Soviel ich aus der Entfernung erkennen konnte, hatte er ein recht schmales Gesicht, eine süße Stubsnase und blondierte Haare, die er als Mittelscheitel trug. Er war nur mit einem T-Shirt bekleidet (Neeeein!! Natürlich hatte er auch noch eine Hose an!!!!!), obwohl es bei uns ziemlich kalt war. Naja, vielleicht war es eben heiß dort wo er herkam.

Dieses T-Shirt hatte es allerdings in sich - es lag dicht an der Haut an, so dass man jeden Muskel sehen konnte ... Herrlich. Denkt jetzt aber nicht, dass er so ein Bodybuilder-Typ war - nein, er war nur recht gut durchtrainiert und das sah man eben. Sehr schade ... Der würde jetzt wahrscheinlich gleich von seiner Freundin oder so (?) in Empfang genommen werden und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Ich drehte mich um, um weiter in meinem Geiste nach männlicher Beute zu jagen ...

»Hallo!! Du musst Ben sein. Das ist je eine Überraschung. Schön dich zu sehen. Wie geht es dir? Das war sicher ein anstrengender Flug, nicht wahr?«

Oh nein, das musste er sein. Schon da? Verdammt, das lange Jahr fing jetzt also an. Aber halt - was war das? Schwang da nicht eine gewisse Verblüffung in der Stimme meiner Mutter?

»Guten Tag Frau Hudelmayer. Ja, ich bin es. Sie haben ja dieses fabelhafte Schild in der Hand, da konnte ja gar nichts schiefgehen. Und der Flug war auch nicht sonderlich anstrengend. Ich hatte genug Unterhaltung an Bord, so ließ es sich aushalten.«

Also gut. ‚Reiß dich zusammen, Chris‘, sagte ich zu mir selbst. Ich drehte mich zu meiner Mutter und dem Gast aus Amerika um.

»Hallo Ben, schön dich hier in Deutschland begrüßen z................«

Das gab es doch gar nicht! Ich starrte diesen Typen vor mir mit aufgerissenen Augen an. Meine Kinnlade klappte nach unten. Nach einigen Schrecksekunden kam mir die Sprache wieder.

»Wie siehst du denn aus?«

Ben war sichtlich verwirrt.

»Ähm hallo erst mal. Was ist denn mit mir los? Sind meine Haare nicht gekämmt oder habe ich noch von der tollen Pilzsauce, die es als Mittagessen im Flieger gab, im Gesicht?«

»Nein, das ist es nicht. Du siehst nur so anders aus.«

»Anders? Wie soll ich das verstehen?«

Dem armen Jungen wich die Farbe aus dem Gesicht. Meine Mutter griff ein.

»Chris spielt wahrscheinlich auf das Foto an, das du uns geschickt hast. Er hat nämlich recht. Du siehst sehr verändert gegenüber deiner Photographie aus. Entweder hast du dich radikal verändert, oder die Person auf dem Foto ist gar nicht du.«

»Darf ich das Foto mal sehen?«

Langsam kam die Farbe wieder zurück in Bens Gesicht. Und ich konnte endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. Das sollte wirklich Ben sein? War heute mein Glückstag? Dieser wunderschöne Boy, der eben aus dem Ausgang kam, stand jetzt vor uns. Das kann doch nicht wahr sein!! Ich konnte mein Glück nicht fassen. Wahrscheinlich wäre ich ihm vor lauter Freude noch um den Hals gefallen, wenn nicht meine Mutter wieder das Wort ergriffen hätte. Aber wie kann das sein? Sollte nicht dieses Monster kommen? Diese Frage sollte sich so schnell auch nicht aufklären.

»Puh, das geht leider nicht. Dein Foto liegt bei uns zu Hause auf der Kommode. Naja, wir können es sicher noch bis dahin abwarten, nicht wahr?«

»Aber klar.« Diese Stimme! So was von süß!

Ich packte zwei der zahlreichen (eigentlich nur drei) Koffer, und marschierte mit den anderen gen Ausgang. Ben lächelte mich dankbar an. Ohh dieses Lächeln ... Dafür würde ich sterben ...

Inzwischen waren wir auf dem Bahnsteig angelangt. Ja, wir mussten noch eine kurze Strecke mit der Bahn zurücklegen. Wir hatten Glück, denn der bereitgestellte Triebwagen fuhr sofort ab.

Auf der Strecke nach Hause hatte ich genügend Gelegenheit, unseren Schnuckel eingehend zu betrachten, denn meine Mutter verwickelte den Armen sofort in ein Gespräch nach dem anderen, und er saß mir direkt gegenüber!!!

Alles an ihm war perfekt ... Von der Nase über den Mund und das Kinn. Er hatte strahlend blaue Augen, die mich sofort in ihren Bann zogen ... Seine phantastischen Lippen ... Wie würden die wohl schmecken beim Küssen? Aber halt! Ich musste mich selbst in meinen Gedanken stoppen. Selbst wenn Ben schwul wäre - wobei die Wahrscheinlichkeit ja nicht sehr hoch ist - würde er überhaupt etwas von mir wollen? Ich seufzte innerlich, und konzentrierte mich wieder ganz auf das Erforschen von Bens wunderbarer Erscheinung. Tja, ich glaube ich hatte mich in ihn verliebt ...

Plötzlich wurde ich abrupt aus meinen Gedanken gerissen. Die Reifen des Zuges quietschten, und er hielt mit einem Ruck an. Verwunderung unter den Fahrgästen.

Nach einigen Sekunden des Schreckens schaute ich mich um - was war passiert?

»Was ist los, Mutti?«

»Keine Ahnung, bis jetzt verlief die Fahrt doch recht ruhig? Aber du kannst ja nichts davon mitbekommen haben - so verträumt wie du in die Gegend geschaut hast ...«

Ich lief rot an.

»Vielleicht ist was auf den Schienen?« Das war Ben.

Dann die Durchsage: »Sehr geehrte Damen und Herren, wir entschuldigen uns für diesen Zwischenfall. Ein offensichtlich geistig verwirrter Mann hat sich auf die Schienen gestürzt. Dies wird unsere Weiterfahrt um etwa 10-20 Minuten verzögern. Wir bitten um ihr Verständnis.«

Na toll. Nur weil sich ein Geisteskranker auf die Schienen gestürzt hat, kommen wir jetzt nicht rechtzeitig an. Ich war sauer.

Dann fiel mein Blick aber wieder auf Ben - und meine Stimmung stieg schlagartig. Der Arme schaute etwas verwirrt aus dem Fenster, was ihn noch süßer machte (das Verwirrtsein - nicht das aus-dem-Fenster-gucken). Ich betrachtete ihn wieder eingehend, ja ich zog ihn förmlich gedanklich aus.

Langsam ging ich vom Gesicht weiter über den Oberkörper über eine gewisse Stelle bis zu den Beinen - einfach perfekt ... Er musste mich bemerkt haben, denn er starrte mich fragend an. Ich wurde wieder einmal rot und schaute auf den Boden. Verdammter Mist - wenn er mein kleines Geheimnis herausbekommt, dann will er vielleicht nicht nur nichts mehr von mir wissen wollen, sondern er wird es bestimmt meiner Mutter erzählen - und dann erfährt es die ganze Familie. Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, bin ich noch nicht geoutet.

Es ruckte, und der Zug fuhr langsam wieder an. Glück gehabt. Nach einigen Minuten war der Zug dann auch in unserer Stadt angelangt und wir stiegen aus. Wir schleppten die Koffer ans Auto und fuhren nach Hause. Während der Fahrt durfte Ben vorne sitzen und betrachtete eingehend die Gegend. Was war da dran schon besonders? Aber das ist sicher anders für jemanden, der noch nie hier gewesen ist, als für einen, der hier tagtäglich rumstiefeln muss.

Dafür konnte ich Ben eingehend betrachten. Und an ihm gab es viel Besonderes zu sehen ...

Alles musste mal ein Ende haben und so kamen wir dann schließlich auch zu Hause an. Wir schleppten Bens schwere Koffer nach oben, und ich zeigt ihm sein Zimmer, das er für das nächste Jahr bewohnen musste. Endlich kam unser Gästezimmer mal zum Einsatz - und das nach Jahren. Es ist eigentlich schade, dass wir eines besitzen. Sonst hätte Ben nämlich bei mir im Zimmer schlafen müssen *g*.

So langsam fand Ben die Sprache wieder.

»Seid mir nicht böse, aber nach diesem Wahnsinnsflug möchte ich gerne etwas schlafen.«

»Ach, warum sollten wir dir böse sein Ben? Das ist doch absolut verständlich. Wir haben heute eh nichts mehr vor, mein Mann ist noch bei der Arbeit und Sandra, Chris‘ ältere Schwester, kommt auch erst abends wieder. Leg dich also ruhig ein wenig hin.«

»Vielen Dank Frau Hudelmayer, und natürlich auch an dich, Chris.« Ben setzte wieder sein unbeschreibliches Lächeln auf.

»Aber da ist doch nichts dabei. Gute Nacht Ben.«

»Schlaf gut und träum was Schönes!« Ich grinste.

»Danke. Und ich weiß auch schon von was ich gerne träumen würde.« Damit war er verschwunden.

Aber was sollte das bedeuten? Von was möchte er gerne träumen - doch nicht etwa? Nein, das konnte nicht sein. Ich gab meine Spekulationen auf und folgte meiner Mutter in die Küche.

»Ist das nicht komisch Chris? Ein Mensch kann sich doch in so kurzer Zeit nicht so radikal verändert haben, nicht wahr?«

Was war los? Ach so, das Foto. Ich nahm es von der Kommode und sah es nochmals an.

»Du Mutti, ich glaube nicht, dass das Ben ist. Der Junge auf dem Foto und er sind sich zu verschieden - da muss es sicher eine Verwechslung gegeben haben.«

»Da könntest du Recht haben, mein Sohn. Wir werden ihn später fragen. Aber ich denke es war gut so - Ben ist doch ein richtig netter Junge, findest du nicht?«

»Doch, schon.« Ich musste heimlich grinsen. Ein sehr netter Junge war er!

»Und dabei sieht er noch so hübsch aus! Sandra wird ihre helle Freude an ihm haben.« Ja, aber nicht nur sie ...

»An wem werde ich meine helle Freude haben?«

Das war Sandra. Sie war schon zurück? Das sieht ihr aber gar nicht ähnlich. Ach ja, Sandra. Meine große Schwester. Wir verstanden uns eigentlich sehr gut, was ja nicht gerade sehr häufig unter Geschwistern vorkommen soll. Wenn ich Probleme hatte, konnte ich zu ihr gehen und darüber sprechen, und wenn sie welche hatte, kam sie genauso zu mir. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander – na ja, eines doch. Bis jetzt hatte ich mich noch nicht getraut, ihr zu stecken, dass ich schwul bin.

Sandra ist schön - sie ist in bisschen kleiner als ich, hat braune Augen und naturgelocktes Haar, das ihr bis zu den Schultern geht. Sie ist ein wenig mollig, was ihr aber ausgezeichnet steht - die Männer rennen ihr geradezu die Bude ein.

»Ach Sandra, du bist schon zurück? Wir haben gerade über unseren Austauschschüler gesprochen. Er ist ausgesprochen hübsch - er wird dir gefallen.«

»Ja ich bin schon da. Franka hatte noch eine äußert wichtige Verabredung ... Aber ich glaube kaum, dass mir Ben gefallen wird - nach alledem, was ich auf dem Foto gesehen habe ...«

»Da muss ich dich leider enttäuschen. Das auf dem Foto ist mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht Ben. Es muss eine Verwechslung gegeben haben, als dieses Foto abgeschickt worden ist.«

»Wirklich!?! Wo ist Ben?? Ich muss ihn sehen!!« Meine Schwester hat ein ausgesprochen ausgeprägtes Selbstbewusstsein, wovon andere nur träumen können. Sie hatte einigen Arschlöchern, die sich über ihre mollige Figur lustig gemacht haben, ausgezeichnet Paroli geboten - seitdem haben die Kerle erkannt, was ihnen an ihr entgeht.

»Ruhig Blut, Schwesterchen. Du kannst jetzt nicht zu ihm. Er schläft wie ein Lämmchen - der Flug hat ihn etwas mitgenommen, dazu kommt noch die Zeitverschiebung. Du musst dich also noch ein klein wenig gedulden ...«

»Na was soll's. Dann muss ich mich eben mit euch begnügen.« Habe ich schon erwähnt, dass Sandra äußerst frech ist?

Inzwischen war es Abend geworden und mein Vater trudelte auch ein. Meine Mutter hatte schon angefangen, ihre wunderbare Gemüse-Lasagne zu kochen.

Ich muss noch dazusagen, dass sich meine Mutter und ich ausschließlich vegetarisch ernähren - wir verabscheuen das Töten von unschuldigen Tieren, nur damit sich die Menschen an ihnen überfressen können. Mein Vater dagegen ist ein richtiger Fleischfetischist - ohne die tägliche Ration Steak kann er nicht überleben. Sandra war nicht so extrem wie mein Vater, wollte aber auf Fleisch auch nicht verzichten. So ist es also eines Tages so gekommen, dass meine Mutter für mich und sich selbst kocht und entweder mein Vater oder Sandra für die Fleischesser. Bei Gemüse-Lasagne kochte aber immer nur meine Mutter - sogar meinem Vater schmeckte es dann.

»Chris, gehst du mal nach oben und schaust nach Ben? Das Essen ist gleich fertig. Ich hoffe, ihm schmeckt Lasagne.«

Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich lieber täte. »Klar Mutti, mach ich.«

Ich ging also die Treppe zum Gästezimmer hoch. Das Gästezimmer, eines der zwei Badezimmer und die Zimmer der »Kinder« lagen im ersten Stockwerk, die restlichen Räume im Erdgeschoss. Ich näherte mich langsam dem Zimmer von Ben und klopfte vorsichtig an. Keine Antwort. Ich klopfte nochmals. Wieder keine Antwort. Also beschloss ich, die Türe langsam zu öffnen. Was ich dann sah, war einfach atemberaubend. Ben lag ausgestreckt in seinem Bett, sanft schlummernd und gar nicht daran denkend, jetzt aufzustehen. Das war ja im Übrigen auch nicht möglich. Sein T-Shirt war ihm hochgerutscht, und man konnte seinen geilen Oberkörper sehen. Vom Bauchnabel bis zu seinen Shorts verlief ein blonder Flaum, aber sonst war er unbehaart. Kein einziges Härchen trübte den Ausblick auf diesem herrlichen Körper. Mit der Zeit machte sich mein bestes Stück bemerkbar. Das war ja auch keineswegs verwunderlich ...

»Chrissi, was ist denn nun? Kommt ihr?« Meine Mutter stand unten an der Treppe und rief nach mir.

Ich warf noch einen kurzen Blick auf Ben und beschloss, ihn schlafen zu lassen, dann ging ich an die Treppe und rief meiner Mutter zu: »Ben schläft noch, ich wollte ihn nicht wecken. Aber ich komme gleich.«

Ich wollte noch schnell ins Bad und »etwas« erledigen ... Mein steifer Schwanz drückte so gegen meine Shorts, dass es schon richtig weh tat. Ich holte ihn aus seinem Gefängnis, und bearbeitete ihn heftig. Nach kurzer Zeit kam ich so heftig wie noch nie zuvor in meinem Leben - wow. Das war alles Bens Werk. Er hatte mir den Kopf verdreht ... Und er wusste nichts, rein gar nichts von dem Eindruck, den er bei mir hinterließ.

Ich beseitigte dann noch die Spuren meines Werkes und lief zum Abendessen.

»Das war wirklich lecker, Mutti. Das kannst du ruhig öfters machen.«

»Ja ich muss Chris zustimmen. Sogar mir schmeckt diese hervorragende Lasagne.« Mein Vater lachte.

»Danke danke. Ich wusste gar nicht, dass ich so eine begnadete Köchin bin ...«

»Sag mal Chris, schläft Ben eigentlich immer noch?«

»Soweit ich weiß. Als ich vorhin oben war, schlief er jedenfalls noch. Lass ihm Zeit. Der Flug war sicher mega-anstrengend.«

»Oh schade. Dann kann ich mich erst morgen an ihm weiden ...« Sandra schmunzelte.

»Ja und ich denke Kinder, er wird sich auch heute Abend nicht mehr melden. Also, verschieben wir den Small-Talk auf morgen.«

Das war das Schlusswort. Damit waren wir für diesen Abend entlassen und durften noch unseren Freizeitbeschäftigungen nachgehen. Meine Schwester verschwand in ihr Zimmer und auch ich schritt langsam auf mein Reich zu. Ich setzt mich an meinen Computer, und surfte noch ein wenig im Internet (Nein, nicht das was ihr jetzt denkt ... Im Internet kann man nämlich auch nach Informationen suchen *g*). Ah, Mr. President hatte sich wieder mal gemeldet. Das war natürlich nicht sein richtiger Name, aber im Internet nannte er sich so. Wir pflegten einen recht heftigen Emailaustausch. Mr. President kam aus den USA, wenn es stimmte, was er erzählte. Unser Kennenlernen gestaltete sich etwas merkwürdig ... Kurz nachdem Bens Brief kam (ich schickte darauf eine Email), meldete er sich - und wollte eine Mail-Freundschaft gründen (oder wie auch immer man das nennen soll).

Tja ja, nach meinem kurzen Ausflug ins Netz spielte ich noch eine Runde **indiziert** 3, und legte mich dann schlafen.

»Hää-ähm. Guten Morgen, Schlafmütze!«

Was war los? Wer rief mich so früh am Morgen? Ich sah auf meinen Wecker - oh Gott, schon beinahe 11 Uhr. Ich muss aufstehen. Aber wer hat mich da gerufen? Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, und sah schlaftrunken zur Tür. Mit einem Mal war ich aber schlagartig hellwach. Ich sah Bens unverschämtes Grinsen. Er hatte nur ein Handtuch um sich geschlungen, ansonsten war er nackt. Ich spürte etwas Feuchtes an den unteren Regionen meines Körpers - sollte dieser niedliche Boy wirklich derartige Eindrücke bei mir hinterlassen?

»Ohh, Guten Morgen Ben. So früh schon auf?«

Er grinste. »Nein, normalerweise schlafe ich bis nachmittags, aber heute mache ich mal eine Ausnahme.

Ich wollte mich eigentlich duschen, aber es ist kein Duschgel im Bad. Kannst du mir eins besorgen?»

Für meinen Schwarm tat ich doch alles. »Na klar. Komm einfach hinter mir her.«

Ich wollte aus dem Bett steigen - da gab es aber ein klitzekleines Problem ... Eigentlich zwei, denn erstens war mein Schwanz total hart, und zweitens zeichnete sich eine kleine Pfütze eines gewissen Sekrets auf meinem Schlafanzug ab ... Was machen? Ich überlegte.

»Na was ist? Für dich ist es doch sicher auch nicht sonderlich spannend, mich hier halb nackt zu sehen.« Bens Stimme klang unsicher.

Wenn du wüsstest, wie spannend das für mich war ...

»Jaja, ich komme. Ein alter Mann ist doch kein D-Zug ...«

Inzwischen wusste ich, wie ich aus dieser Misere entkommen sollte. Ich schlug mir mein Bettzeug um die Hüften, und stiefelte in Richtung Bad. Ben schaute zwar etwas verdutzt, ließ sich aber sonst nichts mehr anmerken. Im Bad angekommen, suchte ich Ben das Duschgel heraus und machte mich dann eiligst wieder aus dem Staub. Schade eigentlich.

Ich musste erst mal meine Gedanken sortieren.

Ben halbnackt - das war ein Traum. Und dieser Traum erfüllte sich schon am zweiten Tag. Was für ein Gefühl! Aber wie sollte das weitergehen? Ich kann nicht für immer verheimlichen, dass ich auf ihn stehe und dass mich seine Anwesenheit halb verrückt macht.

Ich beschloss also, ihm so rasch wie möglich zu beichten, dass ich schwul war und mich in ihn verliebt hatte ...

Ich hatte mich inzwischen auf mein Bett gesetzt und starrte die Wand an.

»Ist irgendwas? Ist dir nicht gut?«

Ben. Er muss unbemerkt in mein Zimmer gekommen sein. Was heißt unbemerkt - in diesem Trancezustand, in dem ich mich befand, hätte eine Concorde abstürzen können und ich hätte nichts davon mitbekommen (ich weiß, geschmacklos).

Ich wurde rot. »Nein nein. Ist alles in Ordnung. Ich war nur etwas geistesabwesend.«

»Ja, das habe ich gemerkt.« Ben grinste. Er kam auf mich zu und setzte sich neben mich auf das Bett.

»Hast du gut geschlafen? Du hast ja einen richtigen Marathonschlaf hinter dir.«

»Ja schon. Aber ich war wirklich saumüde gestern Abend. Dafür bin ich jetzt topfit wie ein Turnschuh.«

»Das sieht man. Da fällt mir ein: Hast du überhaupt schon was gegessen? Wenn nicht, könnten wir doch zusammen frühstücken.«

»Ich habe tatsächlich noch nichts gegessen. Das ist eine gute Idee.«

»Geh du schon mal vor. Die Treppe runter und dann links. Ich muss mich noch kurz anziehen. Außer du hast Lust, mir zuzusehen.« Ich grinste ihn an. Ben wurde rot, lächelte aber und verschwand dann aus meinem Zimmer.

Kurze Zeit später trafen wir uns am Esstisch wieder. Meine Mutter war schon da und hatte bereits Kaffee sowie Tee gekocht.

»Guten Morgen Chris. Ben ist ja ein richtiger Frühaufsteher im Gegensatz zu dir ...« Sie kniff mir in die Seite.

»Mach dich ruhig über uns lustig, Mutti. Dann werde ich mir mal überlegen, ob ich nicht hier ausziehe.«

»Tu das. Aber gib mir rechtzeitig Bescheid, bevor du gehst. Schließlich muss ich hier den Haushalt führen und ich bin über jeden Esser weniger froh. Weißt du, das kostet dann auch weniger.«

Jetzt brachen wir alle drei in Gelächter aus.

Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, fingen wir dann auch an zu frühstücken.

Nach einiger Zeit belanglosen Small-Talks schwenkte Ben langsam auf das Thema Foto ein. »Ihr habt mir doch gestern am Flughafen von diesem mysteriösen Foto erzählt. Kann ich es jetzt sehen?«

»Aber klar doch Ben. Chrissilein, würdest du es holen?« Meine Mutter sah mich mit treuen Hundeaugen an. Da konnte ich einfach nicht widersprechen.

»Aber sicher doch, liebste Mutter.« Wir grinsten.

Ich lief zur Kommode rüber, holte das Foto und drückte es Ben in die Hand.

Dieser war sichtlich geschockt.

»Ach du scheiße. Das gibt's doch gar nicht. Oh Pardon, ist mir so rausgerutscht. Wisst ihr, wer das ist?« Er starrte uns entgeistert an - richtig niedlich (ich weiß, ich kann's nicht lassen ...)

»Natürlich wissen wir nicht, wer das ist. Hätten wir sonst so einen Aufstand gemacht?«

»Klar. Also, das ist mein missratener kleiner Bruder. Dieses Miststück - er sucht jede Gelegenheit, um mir eins auszuwischen. Oh Mann, bin ich froh dass ich für ein Jahr hier drüben bin.«

Das erklärte natürlich einiges, bzw. ließ noch einige Fragen offen.. Und mir fiel nochmals ein Stein vom Herzen, dass nicht sein Bruder sondern wirklich Ben gekommen war.

»Ach dein Bruder ist das. Na so was. Wie kommt der denn dazu, so etwas zu machen?« Meine Mutter sah Ben fragend an.

»Das ist einfach zu erklären.

Ich bin gut in der Schule, spiele in einem Basketballverein mit, habe viele Freunde und glaube auch, dass ich wenigstens ein bisschen gut aussehe.»

Das war die schiere Untertreibung, wenn nicht gar die Untertreibung des Jahres! Ben sah einfach phantastisch aus ...

»Ja und Tim ist wahnsinnig schlecht in der Schule, niemand lässt ihn wegen seines Gewichts in irgendeinem Sportverein mitmachen - er will sowieso nicht, er hat so gut wie keine Freunde und naja, so toll sieht er ja auch nicht aus. Da ist klar, dass er Komplexe kriegt - und seine Wut lässt er natürlich an anderen aus, meistens an mir. Dabei liegt es allein an ihm.«

»Das ist hart für deinen Bruder. Aber ich glaube, jetzt wo du ein Jahr hier bei uns bist und Tim dich nicht andauernd vor Augen hat, wird er sich sicher ändern. Du wirst sehen, wenn du wieder zurückgehst, ist aus deinem kleinen Bruder ein stolzer Bursche mit unzähligen Freunden geworden.« Meine Mutter lehnte sich zurück.

»Ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal, aber es wäre sicher schön für ihn.« Ben lächelte wieder.

»Klar das er dir möglichst viel auswischen will - aber welche Vorteile bringt ihm jetzt beispielsweise das Vertauschen eurer beiden Fotos?«

»Ich habe keine Ahnung. Reine Schikane. Vielleicht wollte er aber auch einen besonderen Ekel bei euch auslösen ...«

Meine Mutter schaute wieder mal nicht sehr begeistert.

»Ben ich finde, man sollte nicht das Äußere anderer Menschen verurteilen. Niemand kann etwas für sein Aussehen und das verletzt ungemein. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Ich hatte früher als Schülerin ziemlich viel Speck auf den Rippen - nun gut, dafür kann man allerdings etwas - aber dadurch sah ich auch nicht besonders attraktiv aus. Also beschloss ich, eine Wahnsinns-Diät zu machen. Und ohne jetzt mich selbst loben zu wollen - du siehst ja, was aus mir geworden ist.«

Ben schaute nachdenklich. »Da ist was Wahres dran. Ich werde darüber noch mal nachdenken.«

»Tu das. So, seid ihr fertig mit dem Frühstück? Dann werde ich mal abräumen ... Ihr dürft verschwinden. Halt, eines habe ich noch - da wir jetzt so spät gefrühstückt haben, werden wir das Mittagessen ausfallen lassen. Ist das OK?«

Allgemeine Zustimmung unter den Betroffenen.

Wir wollten uns gerade auf den Weg nach oben machen, da rief meine Mutter nochmals nach uns.

»Wartet mal einen Augenblick. Ben, hier bei uns in der Familie herrscht eine etwas ‚besondere‘ Situation - Chris und ich sind Vegetarier und mein Mann und Sandra essen Fleisch. Wie ist es mit dir?«

»Hm wenn ich's mir recht überlege - ich schließe ich mich euch beiden an. Ich esse nämlich auch nur vegetarisch.« (Anmerkung: Der Autor ist auch Vegetarier – deswegen gibt es in dieser Story so viele Menschen, die sich auch fleischlos ernähren *g*)

Wir grinsten. Noch ein Gleichgesinnter.

Dann konnten wir uns aber ungestört nach oben verziehen.

»Ich habe gesehen, dass du noch gar nichts ausgepackt hast. Wenn du möchtest, können wir das jetzt machen und dabei ein bisschen reden.«

Ben schaute mich verwundert an. »Wieso weißt du, dass ich meine Sachen noch nicht ausgepackt habe?«

Ich wurde rot.

»Ach so, sorry. Gestern vor dem Abendessen habe ich dich holen wollen und musste so notgedrungen in dein Zimmer Und dabei sah ich es eben. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«

Ben lächelte an meine Adresse. »Natürlich kann ich dir verzeihen. But now, come on, let's go.«

Wir marschierten in Richtung Gästezimmer. Dort angekommen, machte ich es mir erst mal auf der dort vorhandenen Couch bequem und schaute Ben beim Kofferauspacken zu. Eine äußerst interessante Beschäftigung - wenigstens bei so diesem jungen Mann.

»Sagmal Ben, wieso hast du dich eigentlich gerade für einen Austausch mit Deutschland beworben?«

»Nun ja, einmal wegen dem eben schon angesprochenen Thema - Tim - und dann noch ... Weißt du, die Situation in meiner Familie ist zurzeit nicht gerade sehr angenehm. Und außerdem habe ich Deutsch in der Schule und mir gefällt Deutschland eben.«

»Wieso? Was ist denn los mit deiner Familie?

Sein Lächeln verschwand. »Ich möchte lieber nicht darüber reden. Ich hoffe du kannst das verstehen.«

»Na klar.«

Was war denn los mit meinem süßen Schnuffi? Jetzt schaute er ganz betrübt drein. Was aber wirklich süß aussah - aua, ich weiß ich kann's nicht lassen ... Was bedrückte ihn so? Ich hoffte, es bald herauszubekommen.

Ben war inzwischen dabei, den nächsten Koffer zu entleeren. Ich als freundlicher Mitmensch nahm mich dem ersten Koffer an und wollte ihn wegräumen. Als ich ihn gerade auf den Schrank hieven wollte, fielen einige Zettel aus der Außentasche. Ich stellte den Koffer ab, und wollte die Zettel aufheben. Als Ben das sah, wurde er bleich wie ein Schlossgespenst.

»Nein! Lass das. Das geht dich überhaupt nichts an.« Ich zuckte regelrecht zusammen, denn Ben schrie mich förmlich an. Seine Aufforderung kam aber definitiv zu spät. Gerade warf ich einen Blick auf den ersten Zettel, auf dem ein Foto oder etwas Ähnliches abgebildet war.

Nein. Neinneinnein das darf nicht wahr sein. Ich schaute mir das Bild nochmals genau an. Leider - es gab keine Zweifel. Musste ich so viel Pech haben?

Dann stiegen mir Tränen in die Augen ...

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