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Suche nach dem Niemalsland

Teil 1 - Alltag

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Diese Geschichte ist EXKLUSIV für Nickstories geschrieben... besonders für meine Freunde: Nico, K2 und Joho, Marcy, MasterSkoda, Scrat, Seoman, PatDo oder besser StarDream, Billy, Reik, Sven, Sammy, Tsukasa...und der Rest der Rasselbande ;-)
2. Rechtschreibung --> ist das was zum Essen?
3. Personen, Orte und Handlung sind rein erfunden, haben keinen Bezug zur Realität. Falls es so scheinen sollte... --> *OOPS*
4. Manchmal ist alles ein wenig übertrieben oder juristisch nicht korrekt... aber hey... es ist meine Story!
5. Kritik ist nicht erwünscht sondern dringend erbeten! crazyman@nickstories.de
6. Besonderer Dank an meine Korrekturleser: Nico, K2
7. Die Geschichte und sämtliche Teile liegen unter meinem Copyright und dürfen ohne ausdrücklich schriftliche Erlaubnis nicht verwendet, kopiert oder vervielfältigt werden. Und nun, viel Spass

Prolog: Willkommen in Bruck

Hallo... Ich bin Marco...! Bin gerade 14 geworden. Hey... was macht ihr eigentlich hier? Sonst interessiert sich doch auch niemand für mich... Na egal. Jetzt seit ihr ja schon hier... Aber ihr werdet euch langweilen. Na gut also ich bin wie gesagt 14, lebe in Bruck, das ist übrigens das ÄRGSTE Kaff hier... mit Sicherheit... Vielleicht sagen euch 6000 Einwohner genug... Das vielleicht anschaulichste hier ist der Hauptplatz. Na ja Bruck hat wirklich nicht viel zu bieten. Zwar kann man super einkaufen aber das wars dann auch... New Yorker, Fussl, Yellow, Eurospar und größter Hervis des Landes haben wir. Na ja... natürlich interessiert mich einkaufen nicht die Bohne. Wir haben kein Kino, kein Theater, keine ordentliche Disco (nur so ne Dorfdisco... die ist aber sehr »renovierungsbedürftig« um einen Fuß rein zu setzen). Ich glaube ihr könnt euch vorstellen dass das für einen Jugendlichen die totale Hölle ist. Na ja was solls...
Zurück zu mir. Also ich bin etwas größer... etwas fülliger. Zwar nicht dick aber auch nicht dünn. Habe schwarze Haare und grüne Augen. Ich bin total unsportlich... na ja eigentlich faulenze ich gern. Bin ein total unmusikalischer Mensch, aber höre alles was nur Takt hat. Freunde? Hab ich nicht... und eigentlich ist mir das auch egal. Na ja eigentlich ist mir das nicht egal, aber es scheint keiner etwas mit mir zu tun haben zu wollen. Aber was soll man da schon machen. Meine Mum ist sowieso immer für mich da. Ja... meine Mum ist meine beste Freundin. Na und? So ein Verhältnis was ich zu meiner Mum habe hat sonst keiner. Klar hab ich Kumpels, ... aber den BESTEN Freund... hab ich nicht. Irgendwie komm ich sowieso mit den Mädels besser klar! Hm irgendwie... ist alles komisch. Ehrlich gesagt... bin ich der personifizierte Außenseiter. In meiner Klasse hab ich keine Freunde. Alles Ärsche mit Ohren. Was wurde ich schon verprügelt, benutzt und verarscht? Aber Fuck Them... interessiert mich nicht. Mein Vater? Ach... der ist irgendwann nach meiner Geburt nach Australien ausgewandert... weiß auch nicht warum aber Mum sagt dass er den »Wurzeln« seiner Familie folgen wollte. Aber was solls? Er hat sich bis jetzt kein einziges Mal gemeldet. Ich seh ihn nur auf verblassten Fotos. Mum sagt, dass er ein unmöglicher Mensch war. Schule war bis her eine fade Prozedur... mir stehen noch 4 Jahre in diesem Horrorgebäude offen... *jeiks*. Und dann? WEG, weit weg.

1. Teil: Alltag

Ich wachte auf. Geweckt durch eine hysterische Stimme.

»Marco! Es ist ZEHN VOR SIEBEN!! Steh endlich auf! Wie oft soll ich denn noch kommen?«

Langsam öffnete ich die Augen. Ich hatte gar nicht kapiert... das konnte nur Mum sein... so sehr ich sie auch mag... aber in der Früh ging sie mir immer mit ihrer Stresserei gewaltigst auf die Nerven.

»Wenn du nicht sofort aufstehst, wirst du zu spät kommen!«

»JAAA MUUUM!«

Hab ich schon mal erwähnt das ich Montage hasse?

»ÄÄHM... Mum... könntest du bitte kurz raus , dass ich mich umziehen kann?«

Meine Mum wurde rot und verschwand. Ich schlafe vorzugsweise nackt, bis auf Shorts. Meine Mum schien immer zwischen »Wecker« und bester Freundin zu mutieren, als ich nämlich zum Frühstückstisch kam, lächelte sie wieder.

»Und bei welchem Mädel versuchst du es heute?«

Ich hasse solche Fragen... Frauen schienen um mich einen Bogen zu machen. Ich hatte noch nie geküsst und hatte auch noch nie eine Freundin. War aber auch nicht sonderlich traurig deswegen...!

»MUM!!!«

»Entschuldigung... es interessiert mich nur was mein Herr Sohnemann so verbockt, wenn ich nicht dabei bin!«

»MUUM!!!«

»Ja gut... ich bin schon still..., du findest schon noch deinen Partner, den du liebst und der dich liebt!«

Hööö? Warum sagte sie denn DEN Partner? Wenn sie so was zu sagen hat dann soll sie wenigstens »deine Freundin« sagen... nicht Partner... das klang ja fast danach als ob sie sagen wolle das ich nen Mann will...! IGITT! Ich bin doch nicht schwul! Oder??? So genau wusst ich das gar nicht! Woher weiß man das man schwul ist? Nur weil ich noch keine Freundin hatte, bin ich doch nicht schwul!! Obwohl... ein paar Sahneschnitten gabs schon... der Prof. Siedler zum Beispiel... aber gut es gab auch schöne Mädchen... aber... was war es denn woran ich dachte... wenn  ich  handgreiflich wurde... Ich erwischte mich dabei wie ich an Prof. Siedler dachte... Dieser Mann... ist so muskulös und das Gesicht... ein sehr schönes Gesicht... braune Haare, braune Augen. HEEEY was mach ich da eigentlich??? Ich schwärme von einem Mann!!??!! Lieber der blonden Jenny nachschwärmen als nem MANN!! Ich bin so unnormal!!

»Ähm... solltest du nicht... ähm zum Bus?«

Mum hatte recht... ich stand vorm Spiegel und richtete mir meinen Urwald auf dem Kopf.

»Es ist schon zwanzig nach sieben...!«

Also wenns um drängeln und stressen geht... ist meine Mum die beste... aber auch sonst war sie die beste. Natürlich hätte ich den Bus verpasst wenn mich Mum nicht noch schnell zur Haltestelle gefahren hätte.

»Ich wünsch dir viel Spaß heute... und vergiss nicht wir wollten heute Abend PlayStation spielen!!«

Ach ja meine Mum.

Es war verdammt heiß, verdammt heiß für November! Ich stand nun vor dem hässlichen Betonklotz namens Bundesoberstufenrealgymnasium Bruck. Ich atmete die frische Luft ein. Nur die Ruhe bewahren, nichts überstürzen. Obwohl gerademal das zweite Schulmonat begonnen hatte, konnte ich kotzen. Langsam begann ich auf den Höllenschlund Brucks zuzugehen. Ich war nun bei der Eingangstür angelangt. Hier standen schon einige der Dämonen, grinsten mich an.

»Hallo du Loser!«

hörte ich es in der Gardarobe. Ich zeigte keine Reaktion, dachte mir »fick dich« und ging schnell weiter. Die Treppen hoch zu meiner Klasse. Als ich die Tür öffnete, flog mir schon eine kleine Papierkugel ins Auge. Ich erschrak. Lachen. Die ganze Klasse.

»Fickt euch, fickt euch alle!«

dachte ich mir. Ich ging zu meinem Platz. Er war ganz hinten am Fenster. Ich saß als einziger in der Klasse allein. Durch die Schüler durch... durch Martin, Petra, Maya, Nadja, Jutta, Kevin, Manfred, Evelyn, alle schauten mich an als ob ich ein Monster vom Mars wäre. Ich setzte mich hin. Kichern. Ich hasse es. Erste Stunde Mathematik. Naja, nicht so meins... Herr Junke machte Mathematik stink langweilig. Es war so ein konservativer Kotzbrocken wie aus dem Bilderbuch.

»Und wenn wir a² und b² zusammenzählen haben wir c². Aber b² - c² ist wiederum...«

Ich langweilte mich zu Tode. Was interessierte mich schon der Satz des Pythagoras? Plötzlich störte ein größerer Papierfetzen meinen Schlaf, als er auf meiner Nase landete. Ich wollte ihn schon fast wegschmeißen, dann sah ich aber, dass er scheinbar beschrieben war. Ich faltete den Papierfetzen auseinander. Und wirklich... MIR hatte jemand etwas geschrieben.

»Hallo Marco. Warum lässt du dich so verarschen? Zeig mal das du dich wehren kannst!«

stand darauf. Ich war teils froh, teils durcheinander. Das war der erste Brief den ich je in meinem Leben bekommen hatte. Ich freute mich... und als ich den Absender sah, freute ich mich noch mehr. Es war Josef. Josef kam erst in diesem Jahr aus Wien an unsere Schule. Josef war der bestaussehendste Junge in unserer Klasse. Einer, der bis jetzt noch nie etwas gegen mich gesagt hatte. Einer, der nie bei den Verarschungsorgien an mir mit gemacht hatte. Er war selbst ein wenig der Außenseiter... wahrscheinlich weil er eben erst seit diesem Jahr bei uns war. Dennoch war es bei ihm nicht so schlimm wie bei mir. Ihn ließen die Leute einfach in Ruhe und er sie. Ich schrieb zurück.

»Weil mich das ganze nicht interessiert. Diese Arschlöcher solln mich einfach in Ruhe lassen.«

Josef saß ganz hinten, in der Türreihe rechts. Das bedeutete, dass ich den Zettel durch den ganzen Raum schießen musste.

»Und wenn wir c² + a² nehmen...«

Herr Junke schien beschäftigt zu sein... sehr gut. Es war mir zu riskant den Zettel zu werfen. Deshalb nahm ich meinen Radiergummi, stand auf, und ging auf Josef zu. Ich legte ihm den Radiergummi auf den Tisch und drückte ihm den Zettel in die Hand. Er zwinkerte mir zu. Ich hatte das Gefühl in seinen Augen zu versinken.

»Ich falle... HILFE ich falle...«

Ich ging wieder leise auf meinen Platz zurück, konnte mir ein strahlendes Lächeln nicht verkneifen.

»Herr Hauser, wenn sie das noch mal machen dürfen sie sämtliche Kaugummis von den Bänken kratzen!«

 Nein.... Herr Junke hatte es bemerkt. Ich merkte wie mir das Blut in den Kopf strömte... Ich wurde rot... knallrot.

»Tomatenzeit ist vorbei du Loser.«

Hörte ich es dann aus der Menge. Schallendes Gelächter.

»Wir wollen uns nun wieder dem gleichschenkligen Dreieck widmen... haben wir uns da verstanden? Also... der Schnittpunkt liegt also dann...«

Herr Junke schaffte es immer hervorragend, die Leute zum Schweigen zu bringen. Ich sah hinüber zu Josef. Ich musste ihn betrachten. Wie er da saß. Mit seinen blonden, lockigen Haaren. Blaue Augen. Wahnsinn.

STOP.

Was tu ich eigentlich da??? Ich bin doch nicht schwul!!! Ich steh auf Mädels. Phase... alles nur eine Phase.... Diese Augen... Wahnsinn... ich glaub, für ihn würde ich schwul werden!

HALT.

Was sage ich da eigentlich?

Josef zwinkerte mir wieder zu. Er hatte den Zettel beantwortet.

»KLIRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR«

Ich zuckte zusammen. Die schrille Glocke signalisierte, dass die Stunde vorüber war. Josef kam herüber und legte mir wieder einen Zettel in die Hand.

»Aber wehr dich doch, dann wirst du in Ruhe gelassen. Sobald jemand merkt wo dein Schwachpunkt ist stichelt er drin rumm! Zeig das du was drauf hast!« Ich wurde wieder rot, aber diesmal merkte es gottseidank niemand.

»KLIRRR«

Die fünf Minuten Pause war vorbei und Erdkunde war nun dran. Herr Arnold betrat den Raum. Das war der grässlichste Lehrer den man sich nur vorstellen konnte. Bei ihn konnte man so richtig spüren, dass er etwas gegen Schüler hatte. Das er ihnen unbedingt schlechte Noten geben wollte.

»Guten Tag. Marco steh auf und sag mir über was wir letzte Woche gesprochen haben!«

Na bitte, da wars schon. Ich stand langsam auf. 30 Gesichter waren nun auf mich gerichtet. Ich hasse das. Ich werde immer nervös, wenn mich viele Menschen betrachten.

»Ähm, ja Herr Professor. Wir haben... ähm...«

»Gehts vielleicht ein bisschen zackiger oder wissen wir es nicht mehr?«

»Na warte du Arschloch...«

»Also... wir haben über die USA und deren Sitten gesprochen.«

»So«

»Und welche währen das zum Beispiel?«

»Meines Erachtens ist das Essen dort drüben ziemlich na ja sie wissen schon. Bei der Marktwirtschaft sind wir stehen geblieben.«

»Phuuu geschaft...«

»Und jetzt erzählen sie uns noch was von dieser Form der Marktwirtschaft!«

»HÄÄÄ??? Das haben wir doch gar nicht durchgenommen. Dieser Arsch!«

»Ähm Herr Arnold... da sind wir stehen geblieben das letzte mal! So weit sind wir...«

Ich wurde unterbrochen.

»Das sage ICH wo wir das letzte mal stehen geblieben sind. Und meine Markierung im Lehrstoff zeigt an, dass wir sehr wohl noch etwas darüber durchgenommen haben.«

»Das stimmt doch gar nicht...«

»Herr Arnold wir haben nichts mehr...« wieder wurde ich unterbrochen.

»Setzen, Hauser, das war ne glatte Fünf.«

[Bemerkung des Autors: da die Geschichte in Österreich spielt, habe ich auch das österreichische Schulsystem verwendet. In Österreich ist 5 die schlechteste Note die man haben kann]

»Dieser Arsch... das haben wir doch gar nicht gemacht!«

Die Klasse kicherte.

»Da die Klasse nicht zu wissen scheint, dass wir über die freie Marktwirtschaft gesprochen haben werde ich mich nochmal wiederholen... Die sogenannte freie Marktwirtschaft...«

»Arschloch«

Ich schrieb Josef zurück.

»Das ist wirklich eine Frechheit! Wieso muss immer ich dran glauben. Aber egal... Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll gegenüber der Klasse. Ich werde überall nur ausgelacht und verarscht.«

Ich versuchte den Radiergummitrick nochmal.

»Jeder Unternehmer kann also...Herr Hauser setzen Sie sich wieder auf Ihren Platz bitte!«

»Ich muss nur...«

Wie üblich wurde ich unterbrochen...

»Minus...nehemen sie sofort Platz sonst wird daraus noch eine Fünf! Und das wäre nicht zu empfehlen vor Weihnachten!«

Ich ging verärgert auf meinen Platz zurück.

»So und jetzt wiederholen Sie bitte was ich gerade gesagt hab!«

»Scheisse... jetzt hab ich nicht aufgepasst...« »Ähm... ich... ich...«

Ich schaute hilfesuchend in die Klasse. Claudia, die vor mir saß, flüsterte mir plötzlich zu.

»Wenn Unternehmer keinen Handelsgewerbeschein haben, dürfen sie nicht in diesem Gewerbe tätig sein...«

Ich wiederholte diesen Satz, bemerkte noch wie Claudia noch aufzeigte. Komisch... sie half mir doch sonst auch nie.

»Sagen sie mal... Herr Hauser, haben Sie überhaupt was mitbekommen? Nachsitzen um Drei Uhr Nachmittag! Claudia, sag du uns was ich gerade gesagt habe!«

»Ja Herr Arnold. Ein Unternehmer darf in den USA wegen der freien Marktwirtschaft ein Unternehmen leiten, auch wenn er NICHT den Handeslgewerbeschein für dieses Gewerbe hat.«

»Korrekt. Könnten Sie bitte nachher in mein Büro kommen ich habe etwas zu besprechen mit Ihnen.«

»Diese falsche Schlange. Dieses Luder. ARGHH.. Ich hasse meine Klassen- «Kollegen».

Josef zwinkerte wieder zu mir herüber. Den Rest der Stunde saß ich still und dachte nach.

»KLIRRRRRR«

Gottseidank. 20 Minutenpause.  Josef kam rüber.

»Scheisse...«

»Du tust mir leid!«

WAS? Ich tat jemanden leid???

»Ähm... ja... brauchst dir keine Gedanken drum zu machen... hab mich dran gewöhnt!«

»Ich finds echt fies wie die mit dir umgehen! Hast du Lust, heute Nachmittag mal zu mir zu kommen? Dann könnte ich dir ein paar Tipps geben wie du dich verhalten könntest!«

Ähm... aufwachen!!! Das gibts doch nicht!

»Ähhm... ja gerne... wo wohnst du?«

»Na sagen wir um drei treffen wir uns am Bahnhof! OK?«

»Naja ich muss ja bei dem Arnold Schwein nachsitzen.«

»Naja da finden wir sicher eine Lösung. So lange wirst du sicher nicht nachsitzen müssen!«

»Uiii seht euch dass mal an. Die zwei Schwuchteln verabreden sich!« brüllte Martin im Hintergrund. »Fick dich und halts Maul du fette Sau!«

Josef redete provukant. Martin zog daraufhin sofort Leine. Wenn er etwas nicht vertrug dann, waren es Spässe auf Kosten seiner Figur.

»Schau, so geht das. Dann hast du Ruhe.«

Josef zwinkerte mir zu. Ich glaube es gar nicht... Die Stunden vergehen... Der Nachmittag kommt. Von 13 bis 15 Uhr haben wir Turnen... eigentlich hasse ich ja Turnen, das einzig gute an Turnen war Prof. Siedler...

HAAAALT!
Schon wieder... ich werde das nicht los...

ICH BIN NICHT SCHWUL!!

In die Umkleidekabine. Umziehen mag ja recht lustig sein... für mich nicht. Überall nackte Jungen das ist schon ziemlich hart für mich... Manchmal erhasche ich einen kurzen Blick auf die besten Teile meiner Mitschüler. Eigentlich schon ziemlich erregend! Ein Pfiff aus der Turnhalle. Das ist Prof. Siedlers Zeichen. Wenn man jetzt noch eine Minute zu spät kommt, darf man sich anstatt des regulären Turnunterrichts auf 40 Minuten Dauerlauf um die Halle erfreuen. Zum Glück hat es mich bisher noch nie erwischt.

»So meine Herren, heute werden wir uns mit Ballspielen beschäftigen. Es wird in zwei Gruppen unterteilt Wir spielen vier Runden Völkerball, vier Runden Volleyball und wenns sich noch ausgeht, 30 Minuten Fußball! Für die zwei Teamchefs spielen wir jetzt Jägerball, die letzen zwei sind die Teamchefs!«

Siedler schoss einen etwas kleineren Soft-Fußball in die Luft... Martin und Josef sprangen in die Luft, Josef schien ihn zu fangen, kam wieder auf - und schoss Martin ab. Martin hüpfte fluchend auf die Sitzbank, die am Ende der Halle stand. Langsam wurde die Bank immer voller. Wenn ich bei etwas gut im Sport bin, dann ist das weglaufen... Ich bin ziemlich gelenkig und wenn der Ball kommt, ducke ich mich meistens oder hau mich auf den Boden. Diesmal schien das recht lange zu klappen und sogar ziemlich gut. Mittlerweile waren nur noch Josef, Kevin und ich auf dem Feld. Gerade wurde Manfred abgeschossen. Kevin hatte Ballbesitz, lief auf mich zu, täuschte seinen Schuss nur vor, der Trick gelang weil ich mich auch diesmal wieder auf den Boden warf . Kevin schoss jetzt und für mich war klar, dass ich abgeschossen war, doch Kevin schoss genau auf meinen Bauch, dass ich den Ball noch fangen konnte. Ich sprang auf . Kevin war aber schon außer Reichweite und ich drehte mich um. Erschrocken sah ich, dass  Josef hinter mir stand. Ganz nah. Ich musste ihn abschießen... oder? Ich wollte aber nicht. Ich lief ein bisschen und warf mich wieder auf den Boden, als ob ich gestolpert wäre. Es hatte ganz gut funktioniert. Der Ball rollte davon, Kevin schnappte ihn sich wieder und diesmal gelang es ihn mich abzuschießen. Das Spiel war vorüber, alle Schüler aufgewärmt und die Teamchefs ermittelt. Ein Pfiff.

»SOOOO, nun wählen Kevin und Josef abwechselnd ihre Spieler ins Team, Kevin fängt an weil er den letzen getroffen hat.«

Diesen Moment hasste ich. Es war immer das selber. Als letztes wurde immer ich ins Team gewählt.

»Ich nehme Martin!«

Das war klar, dass Kevin sich für Martin entscheidet. Was aber sicher strategisch nicht klug ist, denn Martin war leicht zu treffen, so fett wie er war.

»Marco!«

W A S ??? Hab ich mich gerade verhört?
Hinter mir hörte ich entsetzte Stimmen.

»Marco? Kommst du?«

Irgendwie konnte ich es nicht glauben... Ich stand angewurzelt da. Ich schaute Josef fragend an und der zwinkerte mir nur zu. Langsam ging ich auf ihn zu. Ich drehte mich um und sah, wie alle mich und Josef mit Brechreiz begafften.

»Wieso machst du dass?«

»Weil du beim Spiel vorher als letzter übrig geblieben bist!!«

war seine Antwort.

Der Rest des Teams war ziemlich klug gewählt von Josef, ob ich so eine gute Wahl war weiß ich nicht.

Das Turnier verlief großartig. Auch wenn mich die anderen ziemlich anknurrten, es war mir egal. Josef und ich waren das perfekte Team. Normalerweise bin ich nicht gut in Sport, aber diesmal war alles anders. Das Völkerball und Volleyball Turnier gewann unser Team. Beim Fußball verloren wir 14 zu 3... Obwohl Siedler ziemlich unparteiisch war - bei Martin vertat er sich oft. Der faulte nämlich NUR. Na gut... bei so einem Körper kann man ja nur faulen so wie der herumkugelt überall... Wahnsinn, mir machte der Turnunterricht zum ersten Mal richtig Spaß. Als erster in ein Team gewählt zu werden macht richtig Mut und dann mit Josef zusammenspielen, war ein reinster Freudenakt.

»Also... wenn das so weitergeht, könnte ich mich ja sogar an Turnern gewöhnen...«

Turnen war vorbei, duschen stand an. Der Albtraum schlechthin für mich. Wie immer verschwand Martin in der einzigen Kabinendusche. Alle anderen mussten unter eine Gemeinschaftsdusche. WAHNSINN sogar in der Dusche stand Josef neben mir... er hat ein Prachtexemplar von Schwanz... WAAAAS mach ich hier eigentlich...??? Ich steh auf Muschis und Titten...!! VERDAMMT! Ich musste aufpassen und schrecklich konzentrieren, dass sich bei mir nix hob. Als ich

Nachsitzen bei Arnold... die reinste Qual.

»Zuerst schreibst du alles im Buch von Seite 13 bis 16 ab. Dann schauen wir weiter.«

Schnell kritzelte ich einen faden Aufsatz über freie Marktwirtschaft in den USA in mein Erdkunde - Heft. Geschlagene zwei Stunden später (und etliche Tintenpatronen weniger) schrieb ich gerade das letzte Wort, als Arnold zu meckern begann.

»Wirst du heute noch fertig?«

»Ja Herr Arnold... bin gerade fertig geworden!«

»Fein, dann kannst du ja noch die Klasse sauber machen und die Stühle auf die Pulte stellen.«

Na super... eine halbe Stunde später war auch das erledigt... Schnell die Telefonnummer von Josef tippen...

»Hallo?«

»Hallo Josef, hier ist Marco! Ich bin jetzt fertig!«

»Ok, komm einfach zum Bahnhof!«

»Ok, bin gleich da!«

»Ja, dann bis gleich!«

Wahnsinn... bald werde ich bei ihm sein...

Ungeduldig ging ich am Bahnhof auf und ab. Ich treffe mich mit dem Menschen, der außer meiner Mum am nettesten zu mir war. Da schoss er mir plötzlich in die Augen... Wie ein Engel schaut er aus mit seinen blonden Haaren...

» Na du? Wie war das Nachsitzen?«

» Hi! Na ja nicht besonders...! Blöde Frage eigentlich!«

Also wirklich wie kann schon das Nachsitzen sein...

»Tja ich weiß, war aber total unberechtigt das dieser Arsch von Arnold dich Nachsitzen hat lassen...!«

»Wem sagst du das? Aber was solls, war nicht sooooo schlimm. Was mich nicht umbringt macht mich stark, heißt es ja so schön.«

»Ja da hast du recht. Komm gehen wir, ist nicht all zu weit! Gleich da drüben. Ich hab schon ein wenig eingekauft... Cola und Chips!«

Bitte was? Der kauft ein? FÜR MICH??

»He das hättest du aber nicht tun müssen!!??«

»Ach das passt schon, für was bekomm ich denn Taschengeld?«

Der Wiener-Dialekt war ganz nett anzuhören...

»Ok... dann kann ich ja gar nichts dagegen sagen, aber ich werde mich mal revanchieren!«

»Ja passt!«

Während wir den Gehsteig entlang gingen, am kleinen Bahnhof des Kaffs Bruck, fragte ich ihn, was denn der Gründ für seinen Umzug gewesen wäre.

»Das ähm... ist eine lange Geschichte... erzähl ich dir ein anderes mal!«

»Oh ok passt, ich hoff ich hab nicht zu viel gefragt!?«

»Nein Quatsch ist schon ok, ist halt wirklich eine lange Geschichte, die auch nicht unbedingt jeden was angeht!«

Oh je was war denn das? Die Neugier, dieses Luder, meldete sich zu Wort.

»Also ich kann dir garantieren, dass alles, was wir reden unter uns bleibt!«

»Ja danke, aber ich glaub ich kenn dich noch zu wenig um dir alles zu sagen!«

Hilfe wie hatte sich denn unser Gespräch jetzt entwickelt? Das musste ja was schlimmes sein!

»Aber wie kommst du darauf?«

»Na ich denke mir, dass man nicht einfach so ohne Grund von einer Großstadt, in einen Kaff wie diesen hier zieht?!«

»Ja, dann bist du also ein Kombinierer? Dann muss ich ja richtig aufpassen...!«

Er kicherte. Mensch war das süß. Also gut... ich... denke ich bin BI Sexuell, NEIN... Bitte nicht...!

»Was heißt schon Kombinierer? Ich denke mir halt nur meinen Teil!«

»Dann ist ja gut... Erzähl mal, wieso bist du so ein Außenseiter in unserer Klasse?«
Rumms, so schnell funktioniert das also, wenn man einmal etwas glücklich ist, sofort wieder auf den Boden gezogen zu werden.

»Können wir das vielleicht besprechen, wenn wir bei dir zu Hause sind? Bruck hat überall Ohren!«

Ich schämte mich, Josef davon in der Öffentlichkeit zu erzählen. Könnte ja jemand hören.

Josef kicherte wieder... was war da jetzt so komisch dran?

»Wir stehen doch schon vor unserer Haustür!«

Ach so, dass war der Grund... Wir standen vor einen der wenigen Wohnblocks in Bruck. Bruck war eigentlich ein Zweifamilienhaus - Kaff, Wohnhäuser mit Mietwohnungen waren da schon seltener. Das Haus war vierstöckig, altbaumäßig, eigentlich ziemlich hässlich. Doch die Wohnungen sollen von innen ziemlich gemütlich sein - und auf das kommt es an. Der Mensch investiert sein Geld sowieso viel zu viel in materielle Dinge.

Wir betraten den Flur, gingen dreimal die Treppe hoch, zweimal links und standen vor der Tür mit der Aufschrift »Margarethe und Josef Dinglbaum«. Josef kramte in seiner Hosentasche und zog einen Schlüsselbund mit Tausenden von CocaCola Dosenverschlüssen - Laschen aus Metal daran. Er sperrte die Tür auf, öffnete sie und ging hinein. Ich wartete zögerlich.

»Na komm schon... wir sind ganz alleine, meine Mam ist bei ihren Freundinnen zum Kartenspielen!«

Irgendwie war ich erleichtert mit Josef allein zu sein, weiß auch nicht warum. Die Wohnung war noch recht leer, es hingen keine Bilder an der Wand, keine Blumen irgendwo, eben recht leer die ganze Wohnung. Hier und da standen noch Umzugskartons oder Kisten. Es war eine Wohnung bestehend aus Vorzimmer, Badezimmer, Wohnzimmer (mit Küche und Esszimmer), das Zimmer von Josefs Mutter und Josefs Zimmer. Sein Zimmer war voll von Plakaten quer durch den Pop Olymp.

»Also meine Mam muss recht viel arbeiten, deshalb hatte sie noch nicht so viel Zeit um die Wohnung einzurichten. Und ich tu das auch nicht weil dann passt wieder alles nicht. In meinem Zimmer hab ich schon einiges getan... aber egal! Setzt dich mal hin, machs dir bequem, ich hole schnell was zu trinken.«

Ich betrachtete das Zimmer. Es hatte ein großes Doppelbett, einen Schreibtisch mit PC und Drucker, ein großes Regal wo ich einen Fernseher sah, eine Xbox, viele Spiele. Es waren ziemlich hohe Decken, ziemlich gemütlich eben. Das Zimmer hatte einen leichten japanischen Touch, das Bettzeug hatte japanische Schriftzüge, in den Regalen standen eine menge Mangas. Als ich die Mangas genauer betrachtete erstarrte ich.

»FAKE«

Weiter konnte ich nicht darüber nachdenken, denn Josef stand im Zimmer.

»Gehören meiner Mam, die mag so was...!«

Unheimlich... steht der einfach so im Zimmer und erschreckt mich...!

»Meine Mam mag solche Schwulenmangas total gern, aber stellt sie zu mir rein weil sie will das ich sie lese... ich und so was also nein danke!«

Autsch... das muss ja wirklich lästig sein. AUTSCH er ist also nicht schwul.

Er stellte 2 Gläser auf den Schreibtisch und schüttete sie mit Cola voll.

»So und jetzt erzähl mal! Wie hat alles angefangen?«

»Na gut...also...«

Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Noch nie hat sich jemand für diese Geschichte interessiert. Trotzdem war es mir sehr unangenehm, ihm davon zu erzählen. »Was mich nicht umbringt macht mich stark...«

»...Es begann alles schon in der Volksschule[Bemerkung des Autors: Volksschule ist in Deutschland Grundschule]ich weiß nicht warum, aber ich war irgendwie immer ein Einzelgänger. Es gab für mich noch keine einzige Schulstufe wo ich einen Banknachbar hatte. In den Pausen war ich immer und überall allein. Ich weiß nicht warum. Es ist einfach so. Dann kam das Gymnasium. Ich dachte es würde alles anders werden. Nein es war nicht anders. Ein paar aus meiner Volkschulklasse kamen auch in meine neue Klasse und behandelten mich genauso wie vorher. Mit einem Unterschied, um sich einen Namen in der neuen Klasse zu machen, wurde ich von ihnen, sprich Martin, Manfred und Kevin, total fertig gemacht, wurde ausgelacht, verprügelt und verarscht. Langsam aber sicher wurden es immer mehr die ihnen halfen. Ich hab nie etwas gesagt, nie jemanden blöd angemacht, trotzdem ließen sie mich nie in Ruhe! Ich weiß einfach nicht warum! Ich hab sie nie verpfiffen, ich hab NIX getan, gar nix!«

»Und genau DAS ist dein Fehler. Dadurch wissen sie, dass sie auf dich gehen können, weil du dich nicht wehrst! Du sagst eben nicht einmal was, wenn sie dir was tun und das färbt natürlich ab...! Kein Wunder das sie dann auf dich gehen.«

»Aber ich trau mich nicht was dagegen zu sagen, dann wird es ja noch schlimmer?!«
Langsam schossen mir Tränen in die Augen, ich sprach das erste mal über das Thema, es tat mir aber sehr gut.

»Ich glaube nicht. Du bist ein Mensch, der verdient hat respektiert zu werden. Schnauz einfach mal zurück! Es kann zwar sein, dass du dann manchmal dich handgreiflich wehren musst, aber es ist besser als alles in sich hinein zu fressen!«

»Du glaubst das funktioniert?«
Ich war extrem unsicher. Ich wusste ja überhaupt nicht ob ich das kann.

»Ja klar!«
Josef richtete sich auf, kam mir extrem verboten nahe. Ich sah ihm in die Augen.
»Außerdem... bist du ein sehr lieber Mensch.«

AAAAAAA SOS!

Ich wich etwas zurück. Dieser bohrende Blick Josefs machte mich verrückt.
Langsam berührte seine Hand mein Knie.

»Ich werde dir helfen, wenn es irgendwie geht!«

Er fuhr mir immer weiter die Schenkel rauf. Wie zärtlich er das machte... Ich war wie paralysiert. Doch dann wich ich zurück.

»Danke Josef. Vielen Dank. Es ist wohl besser wenn ich jetzt gehe!?«

Mir war es sehr unangenehm das sich plötzlich etwas räkelte an mir. Jemand schien erwacht zu sein...

»Nein warum denn! Es ist doch alles in bester Ordnung!«

Was war denn los, was machte er denn mit mir. Er fuhr immer weiter den Schenkel auf und ab. Es war als ob tausende Ameisen an meinem Fuß hochkrabbeln würden.

»WAS TUST DU DA MIT MIR???«

»Du bist schön!«

S.O.S!!!

»Ähm... Josef... ich geh jetzt!«

»Nein bleib doch!«

Ich riss mich los und sprang auf. Meine Erregung schien jetzt gleich null. Josef schien durchzudrehen.

»Ich muss aber... meine Mum will noch mit mir PlayStation mit mir spielen heute!«

»Kannst du das nicht ein anderes mal machen, wir sind grad so gut im Gespräch!?«

Ich kapierte gar nix mehr. Was war denn plötzlich in den gefahren. Wollte er denn Sex? WÄH das wollte ich keinen Falls... oder doch?

»REINGEFALLEN!«

»Wie? Was?«

»Na das war alles ein Scherz... wollte nur mal sehen wie du so reagierst!«

»DIESES ARSCHLOCH... Hat der mir einen Bären aufgebunden... so ein Wichser!«

»Du Arsch!«

»Wieso? Hat es dir etwa gefallen?«

»NEIN!!! Ich hab echt schon Angst bekommen!«

»Warum? Hast du was gegen Homosexuelle?«

Na rumms... sollte ich denn etwas gegen mich haben? Ich weiß nicht... MOMENT MAL... ich bin ja gar nicht schwul!

»Nein so war das auch nicht gemeint, es ist nur so, dass ich total gelähmt von deinem Verhalten war«

»Ja... das ist halt meine Art... ein durchgeknallter Junge... Aber keine Sorge, ich bin durch und durch normal!«

»Schade eigentlich...«

Wir redeten nur noch über Kleinigkeiten, z. B. wie ich mich wehren könnte wenn mich Martin so anspricht oder ähnliches. Dann marschierte ich um 20:00 nach Hause. Mann war das gemein von Josef. Macht mir da Hoffnungen...

»Ahha sind wir auch wieder mal zu Hause?«

»Ja Mama ich war bei einem Klassenkollegen!«

»Ach... so nennt man das also heute... Das nächste mal sagst du bitte bescheid!«

»MAAAAAM Ich war bei einem Klassenkollegen!«

»Ja ja ist ja schon gut. Welches Spiel willst du denn heute Spielen?«

»Hm... Wie wäre es mit... Shadow of Memories?«

»Du meinst das Kapitel 6? Ja gerne!«

Eigentlich spielen wir Spiele, die man zu zweit spielen kann, bei Spielen wie Shadow of Memories lenke ich und Mum denkt, was sie eigentlich sehr gut macht. In diesem Spiel muss man den Mord an sich selber in der Vergangenheit verhindern, doch es reicht nicht, einfach an einem anderen Ort zu sein, nein, man muss sein Schicksal ändern.

»Eigentlich ein sehr nachdenkliches Spiel.«

Sagte meine Mum, als wir im Kapitel 6 eine Lebensmittelvergiftung durch ein lebensgefährliches Gift verhindern mussten.
»Wieso das?«

»Man sieht wie unmöglich es ist, den Tod zu umgehen. Und wenn man einfach nicht an dem Ort ist wo es passieren soll, passiert es anders. Jeder Mensch hat seinen Todestag. Wenn es sein soll, soll es sein.«

»Glaubst du? Ich finde ja schon das man es verhindern kann...«

Wie hätte ich ahnen sollen wie recht Mum damit hatte?

Um 23.00 kam ich mal ins Bett. Unvollrichteter Dinge, denn wir haben es nicht geschafft unseren Tod zu verhindern... Ein wirklich schweres Kapitel, dass mit dem Tod!

»AUFSTEHEN!!!«

Wie ich es liebe... doch halt... heute war ein besonderer Tag! Heute war der Tag der Vergeltung, der Tag an dem ich es jedem heimzahlen würde. Schnell sprang ich auf, schlüpfte in die flippigsten Sachen die ich nur hatte. Vor dem Spiegel meine Haare mit Gel und Spray in einen extrem gutaussehenden Wuschellook umzuwandeln, machte fast schon Spaß. Mit AXE Africa getunkt von oben bis unten ging ich zum Frühstückstisch.

»WOW!! Was ist denn mit meinem Sohnemann los??«

Meine Mum kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus.

»Wollte das nur mal probieren... sieht ja ganz gut aus oder?«

»Das sieht prima aus! Für wen hast du dich den so schön gemacht?«

»Glaubst du mir wenn ich sage für niemanden?«

»Nicht wirklich... aber gut ich wird dich mal in Ruhe lassen mit dem Thema...«

Das war auch gut so... Wenn ich etwas hasste, dann das sie immer alles wissen wollte. Einerseits war sie ja wie meine beste Freundin, aber ein bisschen ist sie mir schon zu nervig bei solchen Sachen.

Auf dem weg zur Bushaltestelle beobachtete ich, wie mich die Girls nur so angafften.

»Schaut mich ruhig an...«

Dachte ich mir, vielleicht ist ja eine dabei die mir gefällt! Aber wollte ich wirklich eine Freundin?

Nach einer langweiligen Fahrt mit dem Bus stand ich wieder vor dem grässlichen Gebäude des BORG.

»Heute... heute wird sich alles verändern!«

Langsam betrat ich das Gebäude. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Langsam bekam ich weiche Knie. Es ging doch nicht so einfach wie ich mir das gedacht habe. Überall Schüler die mich begaffen. Überall Mädchen und Jungs die mich anschauen, als wäre ich ein Außerirdischer. Manche meinten sogar ich wäre ein neuer Schüler... Aber denkste, es ist nur der blöde, hässliche Marco.
Ich sah die Klassenzimmertür. Mein Puls war auf 180. Irgendwie freute ich mich, aber irgendwie hatte ich auch fürchterliche Angst. Noch nie  hatte ich so das Schulgebäude betreten. Es waren nur noch wenige Schritte bis ich die Klassenzimmertür betreten würde. Schon hörte ich die Stimmen meiner Mitschüler. Martin grölte herum, Petra lachte wie sonst, Olivia kreischte, weil sie irgendjemand kitzelte. Durchatmen. Ich stand vor der Türe.

»Wo haben sie denn dich ausgelassen?«

Martins erster Spruch.

»Halts Maul Martin und lass mich in Ruhe!«

»Hab ich das jetzt wirklich gesagt? HILFE«

Plötzlich war es ganz still in der Klasse.

»WIE bitte?«

Martin kam regelrecht zu mir gesprungen.

»WAS hast du gesagt?«

Ich beachtete ihn nicht. Ich machte nur das was Josef mir sagte. Ich blickte kurz zu ihm und er zwinkerte mir zu. Irgendwie hatte ich das Gefühl das nun alles gut wird.

»Hast du mich etwa nicht verstanden du Fettarsch? Ich hab gesagt du sollst mich in Ruhe lassen!«

»Du Arschloch, wenn du das noch ein Mal sagst kannst du schon mal deine Knochen nummerieren.«

»SOS... einschüchtern lassen...? NEIN«

»Kannst du etwa kein Deutsch? Räum deinen Fettarsch weg du Clown und lass mich in Ruhe.«

»Ich habe das wirklich gesagt? Oh mein Gott...«

Ich ging ohne ihn zu beachten weiter auf meinen Platz ganz hinten am Fenster. Martin blieb ganz perplex stehen. Noch mehr Schweigen in der ganzen Klasse. Jeder hatte seine Augen auf mich und Martin gerichtet. Ich blickte in Martins Augen. Unsere Blicke schienen sich zu duellieren Langsam wurde sein Blick schwach, und dann schaute er weg.

»Manfred, Kevin. Helft mir mal.«

»Scheiße... was ist jetzt?«

Ich starrte zu Josef, doch der starrte genau so entsetzt, er versuchte mir einen Satz zu sagen, aber ich konnte kein Lippenlesen.

Martin, Kevin und Manfred kamen auf mich zu. Siegessicher lächelten alle Drei.

»Was mach ich jetzt, die werden mich zerlegen in alle Einzelteile.«

Ich blieb sitzen, die Klasse starrte gespannt auf mich und das Idiotentrio. Martin packte mich an den Haaren, riss daran, ich hörte es krachen. Schmerz.. Ich stieß mit Händen und Füßen aus. Es gelang mir aber nicht die Verrückten loszuwerden. Martins fester Griff schien sich nicht zu lockern. Seinen zweiten Arm legte er um meinen Kopf. Er nahm mich in den Schwitzkasten und drückte sehr fest zu. Kevin und Manfred hielten meine Hände und ich konnte mich nicht wehren. Von der Klasse kam plötzlich Gelächter, schallendes Gelächter. Martins fester Haargriff wurde lockerer. Endlich. Doch dann rieb er mir mit seiner Faust so fest auf dem Kopf das ich dachte, dass dieser gleich aufbricht. Nun zog er mich hoch, Manfred und Kevin hoben mich an meinen Händen hoch. Ich bekam gar nichts mehr mit. Ich meinte, Josef sagen zu hören

»Zu Dritt traut ihr euch...«

Er griff aber nicht ein. Es schien sich überhaupt eine magische Grenze zwischen den Rest der Klasse zu ziehen, keiner wagte es, in unsren Radius einzudringen. Sie schleppten mich aus der Klasse hinaus. Martins Schwitzkasten löste sich kein bisschen. Ich war nur noch am schreien und wimmern.

»In Zukunft lässt du solche Scherzchen, haben wir uns verstanden?«

Ich sagte nichts darauf. Ich war vielmehr damit beschäftigt mich auf meine Schmerzen zu konzentrieren.

»Ok, wie du willst...«

Sie zogen mich weiter. Die Schulglocke setzte ein.

»Bitte kommt... bitte kommt...«

Ich hoffte nur noch das jetzt Herr Arnold kommen würde. Obwohl ich ihn nicht mochte, wäre er jetzt mehr als erwünscht. Aber er kam nicht. Sie zogen mich weiter, bis wir die Bubentoilette erreichten. Sie warfen mich gegen die Tür. Das war sehr schmerzhaft. Dann, als wir im Klo waren, spürte ich Martins Faust in meinem Bauch. »Sterben... ich will sterben«. Kevin ging auf eines der Klos und ich hörte, wie er seine Blase entleerte. Martin festigte inzwischen seinen Schwitzkasten, so das ich keine Luft mehr bekam. Martin packte mich plötzlich an den Füßen. Ich stand Kopfüber. Ich ahnte schlimmes. Mein Hemd war längst zerrissen, meine Hose hatte sämtliche Knöpfe verloren und  meine Nase blutete. Doch was jetzt kam war das grässlichste, was ich je erlebte. Ich spürte nur noch etwas nasses, warmes auf meiner Kopfhaut. Manfred zog die Spülung, mir rann das ganze Wasser in die Nase und Mund, das ich gezwungen war, etwas davon zu schlucken. Plötzlich ließen mich die drei los, ich krachte schmerzhaft mit dem Kopf gegen den Kloschüsselboden. Mir wurde schwarz vor Augen. Wenige Augenblicke später wachte ich wieder auf. Hustend und keuchend versuchte ich aufzustehen. Martin, Kevin und Manfred waren weg. Langsam aber sicher kam der Kopfschmerz. Ich sah in den Klospiegel. Ich sah einen kleinen, ängstlichen und lächerlichen Jungen. Die Haare waren zerzaust. Das Wasser tropfte zahlreich vom sehr schmerzenden Kopf. Ich fing an bitterlich zu weinen. Ich war allein. Noch mehr als zuvor.

Nachwort

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Danke fürs Lesen und bis bald,
crazyMan

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