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Ich hab es mir nicht ausgesucht...
Wie alles begann...
Teil 5 - Dämonen, Verwirrung und Eifersucht
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Informationen
- Story: Ich hab es mir nicht ausgesucht...
- Autor: Julian K.
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Dämonen, Verwirrung und Eifersucht
Die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern stand einen Spalt offen, ich ging hinein, Mama hatte sich an dem kleinen Tischchen vor dem Spiegel niedergelassen und erwartete mich. „Mein Großer“, begann sie „wie war eure Nacht, also ich meine in Bezug auf Sebastian?“ „Ja ich weiß doch, dass du diese Sache meinst.“ Ich berichtete ehrlich von den Ereignissen der Nacht, aber auch, dass wir schließlich alle drei zusammen in einem Bett geschlafen haben, „aber wirklich nur geschlafen, na ein bisschen gekuschelt, aber nicht, was die Erwachsenen immer gleich denken…, wirklich nicht, Mamaaa…!“ „Juli, was denke ich denn? Ich glaube, Papa hat dir unsere Position zum Erwachsenwerden unserer Jungs deutlich gemacht. Ja ich habe gesagt „unserer Jungs“. Nur, wenn ihr beiden Größeren etwas fühlt oder gemeinsam probieren möchtet, dürft ihr den Jüngeren nicht zu etwas überreden, er wird zu seiner Zeit auch seine Erfahrungen machen. Und ich sehe das nicht anders. Solange ihr nichts gegen den Willen des anderen macht oder euch weh tut, ist alles nicht schlimm.“ Ich machte große Augen, „ach Mama, hat Papa dir“, … ich stockte, „du weißt?... ihr seid so lieb, danke.“ Wieder schmunzelte sie nur.
„Aber ich glaube, das ist nicht der Grund, warum du mit mir reden wolltest?“
„Nein“, ich flüsterte unsicher, „ich weiß gerade nicht, was mit Markus los ist, nachdem wir uns heute Nacht beide richtig wie Brüder gefühlt haben und auch wie Brüder gekuschelt haben, hat er mich heute Vormittag nach dem Duschen angestarrt, ist dann rausgerannt und hat mich einfach stehen lassen ohne ein Wort. Beim Mittagessen haben sie sich so hingesetzt, dass ich keinen Platz bei ihnen hatte, was ist los? Ich versteh es nicht. Was hab ich falsches gemacht?“
„Ich kann es dir auch nicht sagen, ich kann nur vermuten, was in Markus vorgeht. Er ist dir viel ähnlicher in seinen Empfindungen, als du es vermutest. Dass ihr euch die ewige Freundschaft geschworen habt weiß ich ja von euch, doch wenn ich dich richtig verstanden habe, dann habt ihr euch heute Nacht darüber hinaus eure brüderliche Zuneigung erklärt. Das hat sich bestimmt heute früh erst richtig bei ihm gesetzt. Gibt es denn etwas, das seine Reaktion ausgelöst hat?“
Ich druckste, wurde rot und stotterte, „Mama darüber möchte ich jetzt nicht sprechen, das geht aber ja nur uns beide was an…. Bitte versteh das! Ich hab eigentlich nichts gemacht, glaub mir.“ „Aber ja doch, das ist eure Angelegenheit und ich akzeptiere deine Bitte gern. Aber wenn ihr unsere Hilfe braucht,“ sie ließ eine kleine Pause. „Vielleicht hat ihn dann am Vormittag eure intime Vertrautheit erst richtig erreicht, dass ihr doch mehr seid als nur Cousins. Und ich vermute, er ist davon ein wenig überwältigt. Lass ihm Zeit oder hast du das selbst schon alles in dir drin erfühlt?“ Ich schüttelte den Kopf, nein, wenn ich ehrlich war, nein.
„Wenn es euch so viel wert ist, dann solltet ihr euch darüber austauschen, was ihr fühlt und was der andere für euch bedeutet.“
Ich stimmte ihr zu, „er hat mich vorhin auch schon darum gebeten, ob wir mal rausgehen wollen, um zu reden. Aber bitte Mama, das geht nur Markus und mich was an, Papa darfst du davon erzählen, wenn du magst. Aber bitte niemandem sonst,“ flehentlich sah ich sie an. Sie lächelte vertraut, „ist doch selbstverständlich, mein Großer.“ Ich drückte sie ganz lieb und bedankte mich wieder für ihr Verständnis und küsste sie ganz herzlich auf die Wange. Sie schob mich zur Tür, „los such Markus. Und vergesst nicht, dass ihr Basti noch auf die Sprünge helfen wolltet.“ Ich nickte und hob bestätigend den Daumen.
Beschwingt und mit neuem Mut sprang ich die Treppe hinauf zu unserem Zimmer, Markus lag auf „unserem Bett“, er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt, starrte an die Decke. Basti hatte ein Comic in den Händen und verfolgte intensiv seine Bildergeschichte. Ich setzte mich seitlich zu Markus aufs Bett und blickte zu ihm hin. Er reagierte zunächst nicht und hatte seinen Blick weiter auf die Zimmerdecke gerichtet. Ich stupste ihn leicht an der Schulter an und flüsterte ihm zu, „ich weiß was Interessanteres als die Zimmerdecke, wollten wir nicht beide mal ein Stück rausgehen?“ Er wendete mir wie in Zeitlupe sein Gesicht zu, ich sah er hatte ein paar Tränen in den Augen, verstohlen wischte er sie weg, holte tief Luft. „Warum hast du geweint, wegen heute morgen, wegen mir?“ Er richtete sich auf schüttelte wortlos den Kopf, „ja und nein.“ Ich verstand gar nichts mehr. Er saß nun neben mir und nickte mit dem Kinn zu Basti rüber. „Wir haben aber erst eine Aufgabe deiner Mama erfüllt, eine bleibt noch.“ Jetzt wurde Basti aufmerksam, er legte das Comicheft zur Seite.
„Wenn ihr rausgeht, kann ich mitkommen?“ Wir schüttelten beide gleichzeitig die Köpfe. Markus erklärte ihm kurz die Bedingungen, die meine Mama in der Nacht für uns und seine Blödheit festgelegt hatte. Der Kleine erschrak und wurde ganz blass, „was, Tante Susanne weiß alles, vom Eierlikör und dass ich geko.. habe?“ Ich ergänzte „ja und sie hatte uns auch die Verantwortung für dich in der Nacht übertragen. Das war die Bedingungen, damit sie nicht gleich deiner Mutti von deinem Scheiß erzählt.“ Markus ergänzte, „Aber damit bist du nicht durch, Tante Susanne und auch wir erwarten, dass du selber Mutti von deinem Blödsinn erzählst.“
Basti sackte auf seinem Bett zusammen, „das kann ich nicht, das geht doch nicht, nein niemals…“ „Basti hör mal,“ begann ich nun ganz ruhig zu ihm, „erstens habe ich,“ ich sah Markus an, „haben wir meiner Mama versprochen, dass wir dich davon überzeugen.“ Markus hatte sich ganz dicht an mich angelehnt. „Und zweitens, was meinst du, wie sich deine Mutti fühlen würde, wenn sie irgendwann erfährt, dass einer ihrer Jungs, die sie über alles liebt, sie belügt bzw. zu feige ist, ihr eine Dummheit zu gestehen? Und dann ist es bestimmt auch für dich einfacher, als wenn du ständig mit diesem blöden schlechten Gedanken rumläufst.“ „Na und für uns auch oder meinst du uns geht es damit besser?“ Markus stupste seinen kleinen Bruder an.
Der kleine Cousin hatte einen total verzweifelten Gesichtsausdruck, „ihr seid fies, gemein, das kann ich nicht…!“ Er schluckte schwer, Tränen stiegen ihm in die Augen. „Markus, kannst du mitgehen zu Mutti oder Juli, du?“
Ich sah Markus von der Seite an, Markus schüttelte nur den Kopf, „nee , Juli und ich haben noch was Wichtiges zu besprechen, da müssen wir an die frische Luft. Wenn wir wieder kommen, werden wir ja sehen, ob dein Kopf noch dran ist oder nicht.“ „Kann ich nicht erstmal mit euch mitkommen und dann gehen wir zu Mutti?“ Markus bleib hart, „nein, das geht nur Juli und mich etwas an und du hast uns ja auch nicht gefragt, als du das Zeug getrunken hast, du schaffst das schon.“
Damit stand er auf, schnappte sich seine Jacke und sah mich auffordernd an, ich griff meinen Anorak, klopfte Basti aufmunternd auf die Schulter und wir verließen unser Zimmer. Auf der Treppe zur Stube hinab herrschte allerdings eisiges Schweigen zwischen uns. Ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Auch Markus hatte seinen Blick sehr interessiert auf die Treppenstufen gerichtet. Er schien mir sehr konzentriert. Ich steckte meinen Kopf kurz in die Stube und nickte Mama zu, sie wusste Bescheid und hob mir beide Hände mit gedrückten Daumen entgegen. Tante Anne, die neben ihr saß und von ihrem Buch aufgeblickt hatte, schaute sie fragend an. Mama lächelte ihre Schwester mit einem wissenden Gesichtsausdruck an und meinte nur „unsere Jungs sind toll, stimmt´s?“
Die Antwort meiner Tante habe ich nicht mehr mitbekommen, Markus zerrte mich am Ärmel zur Haustür hinaus. Gerade konnte ich noch einen Hausschlüssel vom Brett nehmen. Dabei registrierte ich noch, dass Basti die Treppe herunter geschlichen kam und zaghaft die Wohnzimmertür öffnete …
Die kalte Winterluft draußen war nach den vielen Gedanken, der kurzen Nacht und dem guten Essen richtig wohltuend. Etwas ziellos schlenderten wir durch die Straßen unserer Siedlung, keiner wollte das Gespräch beginnen. Schließlich fragte Markus, ob ich denn nicht einen Platz weiß, wo wir ungestört sind. Ich hatte schon einen Lieblingsort, an den ich mich im Sommer immer mal zurückzog, wenn ich schlechte Laune hatte oder mal ganz allein sein wollte. Es war nicht weit dorthin, gleich hinter dem Wäldchen an unserem Haus lag der See. Wir schlüpften durch das alte Loch im Zaun, zwängten uns durch die Zweige und gingen den kaum sichtbaren Pfad entlang, der zu meinem Versteck führte, jetzt im Winter war alles verändert, aber ich fand natürlich meinen Platz ganz sicher. Auf dem alten Baumstamm, auf dem ich im Sommer immer meine Klamotten ablegte, wenn ich schnell mal allein nackt in den See springen wollte, setzten wir uns. Diesen Ort hatte ich noch nie jemandem verraten, Markus war der erste, mit dem ich hierher kam. „Weißt du, das ist ein Platz, den kennt keiner außer mir, noch nie habe ich jemanden hierher mitgenommen, aber du darfst davon wissen.“ Er nickte versonnen und schaute auf das Wasser. „Es ist schön hier.“ Ich nickte, „wenn es klappt und du bist mal im Sommer bei uns , dann …“ Er unterbrach mich jetzt und begann mit leiser Stimme zu reden, „Juli, du möchtest bestimmt wissen, warum ich heute Morgen so komisch war und einfach aus dem Bad gerannt bin.“ Ich nickte unbestimmt, sagte aber nichts, wartete darauf, dass er weiter reden würde. „Es hat nichts mit dir zu tun, oder doch. Aber bitte, lach mich nicht aus. Ich bin so froh, dass wir beide uns oder auch alle drei heute Nacht so richtig wie Brüder gefühlt haben, so echt. Wir haben zu Weihnachten schon einige vertraute Sachen gemacht, die nur uns etwas angehen und auch nur dann, wenn man dem anderen voll vertrauen kann. Und ich glaube, es hat uns beiden gefallen. So fühle ich das jedenfalls und ich wünsche mir, dass du es auch so siehst.“ Fragend sah er mich an. Wieder nickte ich stumm. „Bei Basti weiß ich es nicht.“ Ich legte meinen Arm um seine Schultern und zog ihn fest an mich. Er brauchte keine Antwort. Er legte seinen Kopf an meine Schulter und schwieg wieder eine Weile. „Du bist auch der Einzige, dem ich von den Schlägen unseres Vaters erzählt habe. Heute Morgen hat mich das Erlebte wieder eingeholt, bei euch zu Hause ist es so harmonisch, so schön, nie kann ich mir vorstellen, dass Onkel Lars oder Tante Susanne ein böses Wort miteinander wechseln oder dich vielleicht schlagen würden.
Ja und da ist dann noch etwas, das weiß niemand, aber dir möchte ich es erzählen, es hat mit heute Morgen zu tun. Ich unterbrach ihn „Markus ich liebe dich, wie meinen Bruder, du weißt, dass Mama und Papa das genau so sehen und auch sagen. Und du weißt auch, dass sie bei allem, was wir Jungs ausprobieren oder versuchen, zu uns stehen. Bedingung ist, dass der andere zu nichts gezwungen wird. Wenn du was Blödes angestellt hast, können wir mit ihnen reden, du weißt, Papa...“
Aber Markus schüttelte nur den Kopf. „Lass mich, ich…“, setzte er wieder an. Sanft hielt ich ihm den Mund zu, holte tief Luft, „ich möchte nicht, dass du mir etwas erzählst, was dir weh tut, nur wenn du es mir wirklich sagen möchtest.“ Er schaute mich aufmerksam an, zögerte aber nicht und sagte, „ich muss es dir sagen, vielleicht geht es mir dann besser und du verstehst meine Panik heute Morgen. Kann sein, es hilft sogar uns beiden.“
Erwartungsvoll schaute ich ihn nun an.
Nach einer langen Minute, in der er sich sammelte, begann er leise zu reden. „Es war zu Beginn der vierten Klasse, wir waren im Trainingslager vom Schwimmverein. Alles war soweit okay, das Training lief, wir haben in Gruppen auch mit älteren Jungs zusammen trainiert, die waren so 14 oder 15 Jahre alt. Nach dem Ausschwimmen sind wir dann natürlich immer unter der Dusche gewesen. Immer öfter hat sich dann einer der Großen unter dem Duschstrahl vor mir und meinen Trainingskameraden damit gebrüstet, dass er schon Haare am Schwanz und am Sack hatte, ja er hatte einen richtig großen Schwengel, selbst wenn der schlaff war. Sogar viel größer als deiner. Na und, dann hatte er sich immer einen von uns Kleinen ausgesucht, der mit ihm Schwanzvergleich machen musste. Ich war ziemlich oft dran, wahrscheinlich fand er mich gut. Manchmal habe ich dann auch dabei einen Steifen bekommen, ich wusste auch nicht, warum. Da hat er mich immer mächtig ausgelacht und dann seinen Schwanz so lange gerieben, bis auch er einen Steifen hatte. Und der war riesengroß. Irgendwann wollte er dann, dass ich sein Teil anfasse, da bin ich aus der Dusche gerannt. Er hat laut hinter mir her gelacht.“ Markus schaute verzweifelt, schluckte sichtbar schwer und schwieg wieder. „Zum Glück war das Trainingslager dann bald zu Ende und wir sind abgereist. Der Typ war von einem anderen Schwimmverein, ich weiß gar nicht mehr woher. Eigentlich hatte ich das schon vergessen. Aber heute früh hattest du so einen riesigen Schwanz, deine Eichel hat so weit vorgeschaut und war so glänzend rötlich, da habe ich Panik bekommen.“ Wir schwiegen beide lange, sehr lange. Was sollte ich dazu sagen? „Markus,“ begann ich, „du sollst wissen, dass ich immer zu dir halten werde, egal was irgendwann mal sein wird, ich möchte wirklich dein Bruder sein. Und ich werde dir niemals, nie werde ich dir absichtlich weh tun. Wir haben zu Weihnachten so vertraut gemeinsam gespielt,“ ich grinste, „da kann uns nichts trennen. Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe mit meinem....” Er unterbrach mich, „hör auf, du kannst doch nichts dafür, dass ich die Panik bekam, außerdem finde ich, dein Teil sah echt toll aus. Aber na ja, nun weißt du Bescheid.” Ich schmunzelte ihn jetzt an, „Na eigentlich bist du ja schuld, dass ich so einen großen … bekommen habe, so knackig wie dein Body ist…“ Er klapste mir mit der flachen Hand an den Hinterkopf und meinte, „Spinner, du doch selber!“ Ich dann wieder ernst, „hast du mal mit jemandem darüber gesprochen, ich mein, was dir passiert ist?” Er schüttelte nur den Kopf, „mein Vater hatte mich damals am Ende vom Trainingslager abgeholt, ihm hab ich es im Auto erzählt, er hat nur gemeint, ich soll mich nicht so anstellen. Das wäre doch normal unter Jungs und meiner würde schon noch wachsen. Ich soll nicht so ein Weichei, keine Memme sein. Das war das Schlimmste, er hat mich auch noch ausgelacht. Wem sollte ich sonst von meinem kleinen Pimmel erzählen, die hätten doch alle auch nur laut gelacht. Na und, zu Mutti habe ich mich erst recht nicht getraut.” „So ein Arschloch, das nennt sich Vater, entschuldige Markus, ist mir so rausgerutscht.” „Nee, ist ja wahr.”
Tief atmete er nun ein und ließ die Luft zischend wieder aus dem Mund heraus, „jetzt geht es mir wieder besser, ich wollte es dir unbedingt sagen, nicht dass du wegen meinem blöden Verhalten die Schuld bei dir suchst.“ Ich stand wortlos auf, stellte mich vor ihn hin, zog ihn zu mir hoch und umarmte ihn so fest ich konnte, er legte auch die Arme um mich und drückte fest zurück. Bestimmt eine halbe Minute lang hielten wir uns gegenseitig fest. Wenn uns jemand beobachtet hätte, hätte er bestimmt gedacht, dass hier ein Liebespaar steht. Aber in meinem Versteck bestand diese Gefahr nicht und wenn, es war uns im Moment auch egal.
Markus löste sich als erster, schaute auf die Uhr und meinte grinsend, „ob Basti noch lebt?“ Ich erzählte ihm, dass ich vorhin beim Hinausgehen noch gesehen hatte, wie Basti ganz kleinmütig die Wohnzimmertür geöffnet und ängstlich hineingeschaut hatte. In diesem Augenblick meldete sich mein Handy, Mama schickte mir eine Emoji mit einem Küsschen und einem Fragezeichen. Ich tippte schnell eine gleiche Emoji zurück und einen gehobenen Daumen dazu. Fragend schaute Markus auf das Display, ich hielt es ihm hin, er lächelte und nickte.
Wir beschlossen zurückzugehen, es war inzwischen schon ein wenig dämmrig geworden, nicht, dass sich die anderen noch Sorgen machten. Aber eigentlich kannte ich meine Eltern, sie hatten bisher kaum einen Grund, sich zu sorgen.
So war es dann doch noch ein schöner Nachmittag geworden, ich war froh und auch etwas stolz darauf, dass Markus mir so sehr vertraute. Kaum hatte ich zu Hause die Haustür aufgeschlossen und die Tür geöffnet, sprang Basti uns gut gelaunt entgegen und fiel als erstes seinem Bruder um den Hals. „Na da scheinen wir dir ja den richtigen Rat gegeben zu haben.“ Ich ergänzte ein wenig ironisch, „ja ich sehe, der Kopf ist noch dran!“
Basti verzog das Gesicht, „na, aber es war nicht ganz einfach, Mutti das zu erzählen, zuerst hab ich ziemlich rumgeeiert aber zum Glück war gerade Tante Susanne mit im Raum. Sie hat mich doch glatt gefragt, ob ich denn nun mal endlich auf den Punkt komme und was ich ultimativ eigentlich sagen will. Ich glaube, sie hat mir sehr beigestanden.“ Markus fragte nun, wie es denn gelaufen wäre, „na ja, ich glaube Mutti war anfangs ziemlich sauer, dass ich diesen Mist gemacht hab, sie war bestimmt nicht begeistert, aber dann hat Tante Susanne sie gefragt, ob es ihr denn lieber gewesen wäre, dass ich ihr etwas verschweigen würde oder lieber eine ehrliche, wenn auch etwas unangenehme Sache gestehe. Na und, da hat Mutti ihrer großen Schwester wieder zugestimmt.“ „Und wann naschst du das nächste Mal die Flaschen leer?“, hakte ich spöttisch nach. „Nee, nicht mehr, ich hab’s versprochen. Mir war so übel, zum Kotz… Außerdem, jetzt tu mal nicht so klug, Juli, als ob du noch nie…“ „Was“, fuhr ich ihn jetzt an, „was willst du damit sagen?“ Er erschrak richtig bei meinen Worten, er wurde ganz rot, schwieg und schaute Hilfe suchend zu seinem Bruder. Markus zischte ihn auch halblaut an, „überleg dir, was du sagst. Wir haben dir die Brücke gebaut zu Mutti. Immerhin sind wir nicht an deiner Blödheit schuld und wenn du unsere Freundschaft nicht willst, sag es einfach.“ Jetzt fasste ich Markus aber an den Schultern und zog ihn beschwichtigend von Basti weg, „Markus, bitte übertreib nicht, wir haben einen Schwur…“„Ja, aber der gilt für alle und wir haben ihn nicht verraten, obwohl er es verdient hätte weil er selber so doof war. Nicht, dass er jetzt auf die Idee kommt, unsere Nächte zu verraten, der Idiot!“ Basti war kurz vor dem Losheulen. Markus war jetzt stinksauer, zog mich am Arm die Treppe hinauf „komm“, sagte er nur. „Markus“, ich wollte ihn aufhalten und blieb einfach stehen. „Ich dachte, wir waren vorhin ehrlich zueinander und könnten einander vertrauen“, blaffte er nun mich an und, stieg die Treppe hinauf „Ja, aber…“, weiter kam ich nicht, die Tür knallte hinter ihm zu. Basti stand wie versteinert im Flur, als sich jetzt die Wohnzimmertür öffnete und Mama herausschaute, sie hatte wohl die Stimmen gehört, auf jeden Fall die zuschlagende Tür unseres Zimmers. Ich stand immer noch unschlüssig auf der halben Treppe. Mama schaute mich mit fragenden Augen an, Basti verzog sich feige aus Klo. Ich stieg die paar Stufen zum Wohnzimmer hinunter, Mama fragte mich, ob sie irgendwas helfen könnte, ich schüttelte wortlos den Kopf, „ach Mann, warum ist nur alles manchmal so kompliziert?“ Mama hob die Augenbrauen, ich winkte ab und stieg die Treppe hinauf. Vor unserem Zimmer verharrte ich kurz und lauschte, nichts war zu hören. Langsam öffnete ich die Tür, mein Cousin lag auf dem Bauch auf seinem Bett, er hatte sich das Kissen über den Kopf gelegt, scheinbar wollte er nichts hören und nicht angesprochen werden. Na gut, ich legte mich auf mein Bett, so dass ich ihm zugewandt war und wartete ab. Ich bemerkte, dass seine Schultern zuckten und beim genauen Hinsehen erkannte ich, dass Markus weinte. Jetzt war ich unschlüssig, was hat ihn so tief getroffen, dass er sich zurückzog. Mann, können Jungs kompliziert sein. Ich wusste doch selber nicht, was ich denken sollte. Aber ich wollte nicht, dass er wieder in seine Traurigkeit von heute früh verfällt. Ich bewegte mich leise hinüber zu seinem Bett und setzte mich auf die Kante. Er hielt kurz die Luft an, drehte sich aber nicht um, sondern ich bemerkte, wie sich seine Muskeln anspannten. Sanft berührte ich seinen Nacken, er zuckte unmerklich zusammen. „Lass mich in Ruhe“, kam es gepresst unter dem Kissen hervor. Ich dachte gar nicht daran, meine Finger krabbelten von seinem Nacken hinunter seinen Rücken entlang. Er bewegte seinen Oberkörper, um meine Finger abzuschütteln. Langsam und behutsam ließ ich aber meine Hand nun von unten unter seinem Shirt streichelnd wieder nach oben zum Nacken wandern. „Juli, lass mich!“ „Ich denk gar nicht dran, mein kleiner Bruder…, ich hab dich lieb“, war meine Antwort. Er warf sich auf den Rücken herum, meine Hand rutschte dadurch unter seinem Shirt mit herum und lag jetzt auf seinem Bauch. Er sah ziemlich verheult aus und die Augen waren halb zu gekniffen. Ich setzte die Streicheleinheiten ganz vorsichtig fort. „Und warum soll ich dich lassen?“ „Mann Juli, ich hab mich dir heute Nachmittag voll anvertraut, mit allem, was mich bewegt und dann verteidigst du Basti, diesen Blödmann gegen mich.“ Ich war ratlos, „aber Markus, was ist denn los mit dir, ich bin so stolz und hab mich so gefreut darüber, dass du mir so sehr vertraust, mir deine schweren Gedanken verraten hast, ich hab dir geschworen immer zu dir zu halten. Mann, ich hab nur versucht, dir zu sagen, dass du fair bleiben sollst gegen Basti. Er hat Dummheiten gemacht aber wir, wir beide haben ihn dazu gebracht, dazu zu stehen. Niemals hörst du, niemals werde ich dich im Stich lassen. Dass wir uns vertrauen können, das haben wir uns doch schon öfter bewiesen, ist da sowas ein Grund zu streiten?“ Ich streichelte nun einfach weiter sanft über seine Brust. Markus entspannte sich und atmete jetzt ganz tief ein, er hielt die Luft an. Auf einmal legte er seine Hand auf sein T-Shirt und stoppte so meine Hand. „Tschuldige, du Juli ich glaub du hast recht.“ Mir fällt das noch was ein. „Wir waren doch Schlittschuhlaufen“, er grinste, ich schwer von Begriff, „ja, und?“
Mit der freien Hand griff er über seinen Kopf hinweg zum Türschlüssel, der von innen steckte und drehte ihn mit einer Bewegung rum, er verschoss die Tür von innen. „Du warst doch Sieger und hast was gut bei mir.“ Ich war überrascht “Hä wie jetzt, was…?“ „Na, du hast doch gesagt, dir fällt schon noch was ein.“ Er erhöhte den Druck auf meine Hand unter seinem Shirt, atmete noch einmal tief ein. Dabei zog er seinen Bauch so weit er konnte ein, so dass eine Lücke zwischen Bauch und Hosenbund entstand, mit Nachdruck schob er meine Hand unter seinem Shirt unter dem Hosenbund abwärts, ich begriff, was er beabsichtigte. Wie elektrisiert zog ich meine Hand ruckartig aus dem Versteck. Ich wusste jetzt gleich gar nicht, was ich davon halten sollte, „was, so einfach hier und wenn Basti kommt? Nee, das kann ich nicht und ich will es auch jetzt nicht und du willst es auch nicht wirklich. Jedenfalls nicht so nebenbei und …wie stellst du dir das vor? So, nee Markus, was ist denn los?“ Er wurde wieder unwirsch, „los, mach schon!“ Er nestelte am Gürtel seiner Jeans herum, öffnete den obersten Knopf und zog den Reisverschluss hinunter, hob den Hintern an, zog sich die Jeans samt Boxershorts über die Oberschenkel, schob sein T-Shirt nach oben und fauchte, „los, mach!“
Mein Blick wanderte entgeistert von seinem Bauchnabel über seinen noch schlaffen Penis bis zum Hodensack und zurück in sein Gesicht. Ich stand auf und trat einen Schritt zurück. Ich ließ mich, meinen Blick auf seinen Körper geheftet rücklings auf mein Bett sacken. Ich schüttelte heftig den Kopf, „nein Markus, das will ich so nicht. Du musst mir doch gar nichts beweisen, dass du cool bist oder so. Was ist los, sag’s mir“. „Ich will es aber, jetzt.“ Seine Stimme wurde weinerlich, seine Augen wurden feucht, „ich dachte, ich kann dir vertrauen und du verstehst mich“, er schniefte auf, „ach Scheiße, hätte ich dir bloß heute Nachmittag nichts erzählt, jetzt denkst du auch ich bin eine feige Memme und hab Angst vor dir und deinem Ständer, ach Mann Scheiße, dabei hab ich mich so gut gefühlt bei dir und jetzt lässt du mich, ach Schei…“ Er konnte nicht weiterreden, er schluchzte richtig auf und drehte sich von mir weg mit dem Gesicht zur Wand. Sein immer noch nackter Po zeigte in die Mitte des Zimmers. Ich war total überrascht von seinem Gefühlsausbruch und wollte ihm zeigen, dass er Unrecht hatte. Ich kniete mich neben sein Bett und zog ihm mit etwas Mühe seine Jeans und Boxer wenigstens etwas über den Hintern wieder hoch. Er sträubte sich gegen meine Berührung. Meine rechte Hand ließ ich sachte über seine Hüfte fahren, die Linke wuschelte gleichzeitig in seinem blonden Schopf. „Markus, das stimmt doch gar nicht, ich, ich…“, jetzt stotterte ich auch, „Mann …ich möchte gerne wieder was mit dir machen, sehr gerne aber doch nicht so. Und du kannst mir immer vertrauen, das weißt du eigentlich. Ich verstehe auch, dass dich die ganze Scheiße von früher heute gerade wieder eingeholt hat, aber ich bin immer für dich da, hörst du immer. Du, du bist überhaupt keine Memme, im Gegenteil, los komm… rede mit mir, bitte!“, bettelte ich.
Gerade in diesem Moment wurde der Türdrücker heruntergedrückt, mehrfach. Von draußen Basis Stimme, „Markus, Juli, seid ihr da drin? Warum habt ihr zugeschlossen?“ Markus drehte seinen Körper jetzt ruckartig auf den Rücken und schaute mich mit verheultem Gesicht entsetzt und bittend an, er schüttelte den Kopf. „Basti, geht grad nicht, wir sind beschäftigt, wir kommen in 10 Minuten runter“, rief ich durch die Tür. „Hä, was macht ihr?“ „Hau ab, hab ich gesagt!“ Wir hörten ein kurzes Schnaufen vor der Tür und dann, wie er die Treppe hinunter stieg. Markus und ich schauten uns jetzt in die Augen, ich wendete meinen Blick nach unten zu seinen immer noch bloß liegenden Schätzen und meinte trocken, „aber vorher musst du dein Ding noch einpacken, das schau ich mir später nochmal genauer an.“ Er nickte, zog sich die Hosen wieder hoch und meinte, „danke Juli, ich geh mal schnell ins Bad, wartest du auf mich?“ Statt einer Antwort zog ich ihn an mich, umarmte ihn kurz und gab ihm, wie Papa am Vormittag, einen flüchtigen Kuss auf die Wange, „na klar, los mach.“ Er stutze, beide mussten wir jetzt über diesen Satz lachen. Er lauschte kurz an der Tür, bevor er den Schlüssel wieder herumdrehte und flitzte hinüber. Aus dem Bad kam ein Markus wieder, dem man nicht mehr ansah, dass er vor 10 Minuten noch verzweifelt war, fragend schaute er mich an. Ich hob den Daumen und im Hinuntergehen hörten wir von unten Mamas Stimme, „Markus, Juli Abendessen ist fertig!“ Diesmal waren wir nicht die Letzten, Tante Anne war noch beschäftigt und Papa war auch noch im Arbeitszimmer. Mama bat Basti, Papa doch bitte zum Essen zu holen. Er nickte und verließ die Stube. Mama nahm nun Markus, der nah bei ihr stand in den Arm, schaute mich lieb an und sagte, „Jungs, Basti hat sich beschwert, ihr hattet euch eingeschlossen?“ Markus erschrak in ihrem Arm, ich aber kannte Mamas sanften Tonfall und erklärte kurz, „Mama du musst dir keine Sorgen machen, es ist nichts Unanständiges geschehen aber Markus und ich haben nochmal etwas Zeit für uns gebraucht. Ich hatte dir am Vormittag kurz darüber berichtet, bitte akzeptiere es nochmal und hab Vertrauen.“ Ich ging auch zu ihr hin und bezog Markus einfach in eine gemeinsame Umarmung von Mama mit ein. Markus bekam riesengroße Augen, Mama wuschelte uns beiden durch Haare. In diesem Moment kamen Papa und Basti durch die Tür, dieser blieb mit offenem Mund stehen. Papa schob ihn einfach weiter ins Zimmer hinein und fragte „Basti, is was?“ Und zu uns gewandt, „hab ich was verpasst?“ Markus und ich schauten beide gleichzeitig zu Mama auf, diese schüttelte nur den Kopf und meinte nur, „nee, wir haben nur ganz normale Jungs, sonst ist alles in Ordnung.“ Meine Tante kam hinzu und stöhnte, „bis man alles wieder so zusammengepackt hat…“ Ich stutzte, was hatte sie gesagt?
Wir setzten uns zum Abendbrot, Mama hatte Pizza gebacken, es war wieder ein leckeres Essen. Gut gelaunt und richtig voll gefuttert mit Pizza und zusätzlich frischem Salat, lehnten wir Jungs uns zurück.
Meine Tante bat uns alle zuzuhören. Sie bedankte sich nochmal für die ganze, nicht nur finanzielle Unterstützung, meiner Eltern und auch für den tollen Zusammenhalt unserer beiden Familien schon immer, aber besonders seit dem Herbst des letzten Jahres. Sie sprach direkt ihr beiden Jungs an, „Basti (sie sagte wirklich Basti, nicht Sebastian), Markus , ganz besonders möchte ich mich bei euch bedanken, dass ihr euch seit…“, sie stockte, „seit den letzten Ferien, dass ihr mich immer so prima unterstützt, eure Aufgaben zu Hause so zuverlässig macht und auch eure Schulsachen und den Sport so selbstständig erledigt. Dass ich, ich mich auf euch verlassen kann. Ich liebe euch. Ich wünsche mir, dass euch nichts fehlt ohne…“, wieder stockte sie. Hemmungslos weinte sie los, die beiden Jungs waren jetzt an ihrer Seite und umarmten sie liebevoll, auch Markus heulte hemmungslos mit. Oh, wie mir das nahe ging. Er schluchzte laut auf, „Nein Mutti, … er fehlt uns nicht, nie will ich ihn wiedersehen. Er hat dir, uns so weh getan… Wir haben dich, Tante Susanne und Onkel Lars und Juli, bitte glaub mir…“, er brach ab. Es waren immer noch die Erinnerungen an seinen Vater in ihm, es waren aber keine guten Erinnerungen. Papa zog die Jungs an seine Seite. Mama umarmte ihre Schwester, ich saß ohnmächtig daneben.
Tante Anne sprach nun weiter, „ich habe mich so wohlgefühlt in den letzten Stunden und Tagen, leider muss ich die fröhliche Runde etwas ausbremsen, es tut mir leid aber“, sie sprach nun ihre Jungs an, „Markus, Basti, ihr müsst bitte heute Abend noch eure Sachen zusammensuchen, wir müssen morgen Vormittag schon mit dem Zug nach Hause fahren, ihr habt zwar erst in drei Tagen wieder Schule aber Bastis Trainer hat am Nachmittag angerufen, der Ausscheidungswettkampf ist auf diesen Samstag vorgezogen worden und du“, sie schaute Basti direkt an, „bist der Titelverteidiger, da möchte er dich schon dabei haben, Onkel Lars wird uns zum Bahnhof fahren.“ Papa und Mama hatten es also schon gewusst. Markus und ich saßen wie vom Donner gerührt, versteinert da. Sprachlos schauten wir in die Runde der Erwachsenen. „Mist! Gerade jetzt“, entfuhr es mir. Markus schaute mich hilflos an, Basti schien das aber schon zu akzeptieren. Damit hatten wir nicht gerechnet. Eigentlich könnte Markus ja mindestens noch einen Tag bleiben, …Mama und Papa sahen mir meine Enttäuschung an. Meine Tante bat ihre Jungs, gleich noch ihre Sachen zu packen, damit am Vormittag nicht so eine Eile entstehen würde. Basti sprang auf und verschwand als erster die Treppe hinauf, Markus folgte zögernd mit hängendem Kopf.
„Julian“, ich zuckte zusammen, erschrocken schaute ich Mama an, stotterte „ja…?“ „Na wenn du auf Juli zwei Mal nicht reagierst muss ich eben laut Julian sagen.“ Ich entschuldigte mich, „Ich war in Gedanken.“ „Ja, das hat man gesehen. Gehst du bitte inzwischen schon mal den Geschirrspüler ausräumen, das Abendbrotgeschirr passt nicht mehr hinein.“ „Ja klar, mach ich“, ich verschwand in die Küche. Dort sah ich, dass der Geschirrautomat nicht mal halb voll war und noch gar nicht gelaufen war, hä…? Ganz geschickt hatte Mama es arrangiert, dass die Erwachsenen in der Stube allein sein konnten. Nun, sie würde ihre Gründe dafür haben. Ich hörte, dass jemand auf der Treppe war und die Wohnzimmertür ging. Kurz überlegte ich, an der Tür zu lauschen, aber nein, das wäre ein Vertrauensbruch gegenüber Mama und Papa, ich verzog mich ins Arbeitszimmer und nahm mir etwas zu lesen. Ich konnte mich jedoch nicht auf den Inhalt konzentrieren, was war heute nicht schon alles durcheinander gegangen. Und zu allem Pech mussten die Jungs auch noch eher mit ihrer Mutti abreisen, ich wurde doch etwas traurig, das hatten wir uns eigentlich anders vorgestellt. Unvermittelt summte mein Handy in meiner Hosentasche, Mama schickte mir eine Emoji mit einem erhobenen Daumen, eine Kuss Emoji und den Worten, „kannst du bitte allein ins Wohnzimmer kommen?“ Ich bestätigt ihre Nachricht kurz mit einer Lächelemoji und legte die Zeitschrift bei Seite. Im Wohnzimmer saßen die Erwachsenen um den Tisch herum, ein Platz zwischen Mama und Papa war frei. Ich setzte mich ein wenig unsicher Tante Anne gegenüber. Erwartungsvoll schaute ich meine Eltern links und rechts von mir fragend an, aber Papa nickte in Richtung meiner Tante und meinte an mich gewandt, „Tante Anne möchte dir etwas sagen.“ „Also Julian“, ich rutschte auf meinem Stuhl etwas zusammen, „äh ich meine Juli, Markus war gerade hier bei uns im Wohnzimmer und hat uns gebeten, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, dass er noch die letzten zwei Ferientage hier bei euch bleiben kann. Er hat versucht, uns zu erklären, dass das für euch beide sehr wichtig wäre. Deine Eltern sehen das ebenfalls so. Ich weiß zwar nicht, was die Bindung zwischen euch seit dem Weihnachtsfest so sehr verstärkt hat, deine Eltern konnten es mir auch nicht genau erklären... Wir alle haben die letzten zwei Wochen seit Weihnachten viel Zeit miteinander verbracht und offensichtlich ist da zwischen euch drei Jungs etwas gewachsen, dass ihr mehr als nur Cousins seid. Ich habe bemerkt, dass du einen guten Einfluss auf meine Jungs hast, vielleicht weißt du das selber gar nicht so. Von daher wünsche ich mir, dass so bleibt und ihr weiter fest zusammenhaltet.“ Ich atmete jetzt tief ein, so viel Lob, ich war doch nur ein ganz normaler Junge. Ich sah Mama fragend an, sie lächelte stolz. „Das finde ich sehr beeindruckend, aber“, jetzt ahnte ich nichts Gutes, augenblicklich verlor ich den Mut, was hatte Markus alles berichtet oder hatte Basti aus Rache gepetzt? Mir wurde ganz schlecht, ich sah in meiner Not Papa an, er bekam meine Panik direkt mit, lächelte aber beruhigend. Er schüttelte unmerklich den Kopf, konnte er schon wieder meine Gedanken lesen? „Aber“, begann meine Tante erneut, „es gibt eine, nein zwei Bedingungen dafür, dass Markus noch bleiben kann, da sind wir drei Großen einer Meinung, erstens: Ich weiß, dass Markus seinen Laptop mit hat und noch zwei drei Aufgaben für die nächste Woche erledigen muss, du bist dafür zuständig, ihr erledigt sie ordentlich gemeinsam in den kommenden zwei Tagen, zweitens: Du stellst mit deinem Papa zusammen sicher, dass Markus übermorgen gegen Abend bei uns zu Hause ist und er noch seine Schulsachen packen kann, dazu hat Lars schon zugestimmt. Und ich wünsche mir, dass ihr Sebastian nicht ausschließt, auch wenn er jünger ist und na ja manchmal eben…,“ sie unterbrach sich kurz, räusperte sich „danke, dass ihr ihm zur Wahrheit verholfen habt. Leider muss ich ihn aber morgen früh mit nach Hause nehmen, du weißt, sein Wettkampf am Samstag.“
Die Erwachsenen schauten mich erwartungsvoll an. Eigentlich wollte ich sofort zustimmen, biss mir aber schnell auf die Zunge, „möchte Markus das überhaupt wirklich?“, rutschte mir jetzt so raus. Papa lachte laut auf, „komisch, genau das Gleiche hat Markus über dich gefragt. Was soll das?“
Meine Tante schaute mich entgeistert an. „Ja natürlich, will er das, unbedingt.“
Ich schaute fragend zu Mama und Papa, sie nickten. Schnell sagte ich, „ich auch, darf ich ihm das selber sagen?“ Papa: „Jetzt sause gefälligst nach oben, er wartet bestimmt auf dich!“
Ich glaube, die Stubentür flog etwas zu laut zu. Markus stand oben schon an der offenen Tür zum Jungszimmer, als ob er auf mich warten würde. Er schaute mich fragend an, „du Blödmann, hast du etwa an mir gezweifelt?“, lachte ich ihm entgegen. Er grinste unsicher, „na ja nach meinem Bock vorhin, ich weiß selber nicht, warum ich so drauf war. Ich wollte dir beweisen, dass…“ Ich hielt ihm einfach den Mund zu, „Du musst mir gar nichts beweisen. Ich mag dich so, wie du bist, und manchmal bin ich ja auch ein Arsch.“ Wir legten spontan unsere Stirne aneinander und schwiegen. Dann hielt er mir die Hand zum Abklatschen, ich schlug ein. Wir gingen ins Zimmer zu Basti, der schon nachtfertig auf seinem Schlaflager am Boden zwischen den beiden Liegen lag. Er hatte seinen Blick wieder in ein Comicheft vertieft, er musste ja morgen etwas früher raus, weil Papa ihn und Tante Anne gleich nach dem Frühstück zum Bahnhof fahren wollte. Markus verschwand als erster in die Dusche, ich zog mich auch in aller Ruhe aus und setzte mich in meine Gedanken versunken mit der Schlafhose in der Hand auf mein Bett und wartete darauf, dass Markus aus dem Bad kam. Basti schaute nun von unten interessiert mit großen Augen herauf auf meinen Sack und den beschnittenen, leicht behaarten Schwanz. Jetzt bemerkte ich seinen Blick und fragte. „Was?“ Nach kurzem Zögern holte er tief Luft und setzte gerade zum Sprechen an, in diesem Moment kam Markus zurück. Basti wurde knallrot und schaute schnell wieder in sein Heft, so dass ich in die Dusche verschwinden konnte. Ich genoss das warme Wasser auf der Haut nach diesem verrückten Tag, ganz von allein wuchs mein Glied wieder zum halbsteifen Ständer, was war das nur in letzter Zeit, immer wieder verspürte ich diese ständige Anspannung in meinen Hoden und dem Glied. Immer öfter summte es in meinen Eiern richtig und das breitete sich dann bis in meinen Schwanz aus. Ob ich mal mit Markus darüber sprechen sollte? Papa hatte ja angedeutet, dass das normal ist bei Jungs in meinem Alter, ob das bei Markus auch so war? Ich beschloss, ihn morgen, wenn wir allein sind, vielleicht danach zu fragen. Er würde das bestimmt nicht doof finden, oder doch? Ganz sicher war ich mir nach seinem heutigen Ausraster nicht. Schnell stellte ich den Duschstrahl von warm auf eiskalt und richtete ihn mutig auf meinen Penis und die Hoden. Die gewollte Reaktion meines Schwengels stellte sich schnell ein, innerhalb kürzester Zeit war er wieder klein geworden.
Schnell trocknete ich mich ab, wickelte das Duschtuch um meinen Körper und tapste in unser Zimmer. Markus hatte die Zimmerlampe etwas gedimmt, ich bemerkte, dass Basti schon beim Einschlafen war. Seine Atemzüge waren schon tief und gleichmäßig zu vernehmen. Ich zog mir schnell meine Schlafhose an, das Oberteil ließ ich weg, zu dritt in dem kleinen Gästezimmer war es trotz des abgekippten Fensters doch ganz schön warm. Auch Markus hatte nur seine Schlafshorts an und lag auf dem Rücken auf seinem Bett, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Sein Blick hing wie verträumt an der Zimmerdecke. Ich setzte mich auf mein Bett und schaute abwartend zu ihm hinüber. Ganz langsam wendete er mir sein Gesicht zu, er sah müde aus. Markus lächelte mich an, seufzte und flüsterte „bist du sehr sauer auf mich wegen heute? Ich bin immer noch durcheinander, lass uns morgen weiter quatschen.“ „Alles klar, ich bin nicht sauer, Spinner, schlaf gut und morgen machen wir erst unsere Aufgaben und dann schauen wir mal.“
„Okay Juli, schlaf du auch gut, wollen wir Basti und Mutti morgen noch mit zum Bahnhof bringen?“
„Ja, ne gute Idee, ich stell mein Handywecker für uns. Nacht!“ Markus zog sich die Decke bis zum Kinn hoch, ich schaltete das Licht ganz aus.
Mitten in der Nacht wurde es wieder eng auf meiner Liege, Basti stupste mich an, „Juli darf ich zu dir kommen?“ Verschlafen realisierte ich, dass er ja schon unter meiner Decke lag. Ich schaute über ihn hinweg auf Markus Schlaflager, er schlief zur Wand gedreht tief und fest. „Okay Basti, aber lass deine Hände da, wo sie sind, nicht wie zu Weihnachten. Du weißt, was ich meine, ne?“ Ich merkte, dass er erschrocken die Luft anhielt. „Wann hattest du es bemerkt? War aber cool, oder?“ Ich antwortete ihm nicht weiter, „los komm her, kuscheln erlaubt mehr nicht, sonst schmeiß ich dich raus.“ Schon drückte er sich mit seinem Bauch an meine linke Seite ran und legte seine Hand auf meinen Bauch. Er pustete mir leicht in den Nacken, ich schob seine Hand zurück und zischte warnend „Basti…, schlaf!“
Es dauerte auch nur kurz, wieder waren seine tiefen Atmer zu hören. Ich konnte nicht gleich wieder einschlafen, schon wieder spürte ich, dass sich mein Schwanz zu einem harten Schwengel entwickelt hatte, so hart, wie am Morgen mit Markus in der Dusche. Ich schob meine Hand in die Schlafhose und befühlte die Größe und die Härte meines Penis‘, leicht strich ich über den Schaft und berührte dabei auch die Eichel, aahh, der ganze Penis zuckte. Ich strich vorsichtig über meine Hoden, der Sack zog sich zusammen. Aber es fühlte sich gut an. Wieder ließ ich meine flache Hand über den Schaft nach oben gleiten und wieder zurück. Mein Atem beschleunigte sich, ich erschrak, denn ich fühlte, dass sich oben auf der Spitze wieder der feuchte Schleim gebildet hatte. Was war bloß los mit mir? Beunruhigt nahm ich meine Hand, aus der Hose, roch an meinen Fingern und drehte mich dann auf die Seite zur Wand.
Sollte ich Papa danach fragen? Ich schüttelte für mich selbst den Kopf, das wäre mir dann doch zu peinlich, darüber mit ihm zu sprechen. Basti drückte sich im Schlaf mit seinem Körper wieder an meinen Rücken heran. Ich spürte seinen Pimmel an meinem Po, es fühlte sich an, als ob der auch gerade hart war. Oh Mann, der Zwerg….
Der Handywecker piepste sein erbärmliches Wecksignal in mein Ohr, es war 6:30 Uhr. Blinzelnd öffnete ich die Augen, Basti lag neben mir, er lag nah an mich angekuschelt, seine Hand lag wieder auf meinem Bauch. Jetzt regte sich auch Markus in seinem Bett und blickte zu mir herüber, sah die Situation. Unvermittelt sprang er aus dem Bett und ohne ein weiters Wort verschwand er ins Bad. Gleich darauf hörte ich die Dusche rauschen. Mann, schon wieder war er offenbar sauer, ich weckte schnell Basti, schubste ihn in sein Bett und folgte Markus ins Bad. Das heißt, ich wollte, aber er hatte die Dusche von innen verschlossen. Seit wann macht er sowas? Ach, Mann Scheiße, bestimmt hat er sich wieder seinen Reim darauf gemacht, dass sein kleiner Bruder bei mir im Bett war. Ich klopfte leise an die Tür, „Markus?“, etwas lauter „Markus!“ Die Dusche wurde abgestellt, kurz darauf öffnete sich die Tür und Markus flitzte, ohne mich anzusehen in sein Badetuch gehüllt an mir vorbei ins Zimmer. Nach einer kurzen Dusche, wieder zurück vor unserem Zimmer hörte ich, wie er seinen Bruder anmotzte, „vielleicht erhebst du dich mal, Juli wartet in der Dusche auf dich, außerdem gibt es gleich Frühstück. Mach hin!“
Basti motzte zurück, „Ey hast du ne Macke oder hast du schlecht geschlafen?“
„Halt die Klappe, bestimmt hat es dir bei ihm im Bett gut gefallen“, ereiferte sich Markus. „Ey, du bist so doof, was soll das?“
Ich ahnte, was Markus gerade für ein Problem hatte, war er etwa eifersüchtig auf Basti?
Junge, Junge! So langsam hatte ich genug von seinen Stimmungsschwankungen oder war das seiner beginnenden Pubertät geschuldet? Das konnte ja heiter werden die nächsten zwei Tage. Ich öffnete die Tür, holte gerade Luft…, Markus zwängte sich wortlos an mir vorbei aus dem Zimmer und polterte die Treppe hinunter zum Frühstück. Basti, eben noch mutig gegenüber seinem Bruder, schniefte nun weinerlich, „was hat der denn nun schon wieder? Ich, wir haben doch gar nichts gemacht…?“
Ich zuckte auch nur mit den Schultern, „eigentlich nicht, aber vielleicht hätte ich dich doch nicht in mein Bett lassen sollen. Ich weiß es doch auch nicht oder hast du doch was angestellt heute Nacht im Bett und ich habe diesmal nicht gemerkt?“ Verneinend schüttelte er den Kopf, grinsend fragte er „und wenn, würdest du es Markus sagen? Letztens hast du mich ja auch nicht verraten.“
Ich überlegte kurz, dann schüttelte ich den Kopf, „nee oder vielleicht doch? Aber das ist doch kein Grund eingeschnappt zu sein, wir haben doch schon zu dritt im Bett…, ach ich weiß es auch nicht Basti. Komm wir müssen runter und dann wollen wir mit, dich zum Bahnhof bringen.“ „Das ist schön, aber ob das gerade so ne gute Idee ist?“
Ich zuckte mit den Schultern. Wir stiegen zum Frühstück hinunter. Das Frühstück verlief schweigend, ich hatte Papa gesagt, dass Markus und ich mit zum Bahnhof fahren wollten und meine Tante und Basti verabschieden.
Er erfühlte die Spannung, die zwischen uns Jungs vorhanden war und schaute mich fragend an. Ohne, dass meine Cousins es mitbekamen, formulierte ich lautlos ein „später“ in seine Richtung. Er nickte wie beiläufig. Mama verabschiedete Basti und ihre Schwester herzlich mit der Aussicht, dass wir uns spätestens in den Osterferien ja wieder länger sehen würden. Auf der Fahrt zum Bahnhof herrschte eisernes Schweigen im Auto, Basti saß auf der hinteren Bank neben mir, Markus hatte sich allein ganz nach hinten auf die dritte Sitzreihe verzogen und schaute die ganze Zeit stur aus dem Fenster. Ich spürte Papas fragenden Blick im Rückspiegel, ich wendete mich ab und starrte auch aus dem Fenster. Am Bahnhof angekommen umarmte Markus seine Mutti kurz, für Basti hatte er nur ein trockenes „Tschü” übrig. Ich drückte meine Tante kurz und wünschte eine gute Fahrt. Basti klatsche ich ab, wir machten den Schulterkick und er meinte kurz „mach’s gut, bis bald“. Ich drückte ihm ohne viele Worte noch ein kleines Päckchen in die Hand und meinte, pack es später aus, im Zug oder zu Hause. Er war erstaunt, steckte das Päckchen in seinen Rucksack. Kurz wanderte sein Blick noch einmal zu Markus, der zu uns herüber schaute, sich dann aber rasch von uns abwendete. In dem Päckchen war mein gebrauchtes Handy, Papa hatte mit meiner Tante abgesprochen, dass Basti das Teil bekommen könnte. Sie hatte zugestimmt. Zwischendurch hatte er an der Tankstelle noch schnell eine Prepaid-Sim Karte für Basti gekauft, der würde schon klar kommen damit. Tante Anne erinnerte uns nochmal an die Schulaufgaben, Markus genervt, „ Ja doch, Muttiiii, ich mach das schon“ und winkte ab. Die Tante schaute ratlos, aber es blieb keine Zeit mehr, der Zug fuhr gerade ein.
Wir winkten kurz bei der Abfahrt und trotteten wortlos zum Auto zurück. Die Rückfahrt verlief genauso schweigend wie vorher die Fahrt zum Bahnhof. Anscheinend hatte Papa aber genug von unserem Schweigen. Unvermittelt bog er auf den Waldparkplatz am See in der Nähe von unserem Haus, ihr wisst schon, wo mein geheimer Platz ist, ein.
Er stellte den Motor ab, „Raus mit euch, aussteigen!“ Verblüfft schauten wir beide nach vorn. „Aussteigen!“, wiederholte er. „Aber Papa“, setzte ich an. „Das ist ja nicht auszuhalten mit euch, ich schmeiß euch beide aus meinem Auto raus und ich möchte euch nicht eher wieder bei uns zu Hause sehen, bevor ihr euch ausgesprochen habt-los raus!“ Wie benommen öffneten wir die Türen und stiegen jeder auf seiner Seite aus, kaum hatten wir die Türen geschlossen startete Papa den Motor und fuhr davon. Wir standen da und schauten uns an, ich wollte nicht nachgeben, schließlich hatte er mit seinem blöden Verhalten die ganze Situation herbeigeführt. Ich drehte mich um und stapfte zielgerichtet zum Seeufer und schlug dann den Weg durch das Gebüsch zu meinem Versteck ein. Ich drehte mich nicht um, ich wusste eigentlich auch nicht, warum ich diesen Weg einschlug, hoffte aber insgeheim, Markus würde mir folgen. Wenn er wollte, würde er hinterherkommen. Nach etwa 10 Minuten hatte ich mein Versteck erreicht, ich setzte mich auf den alten Baumstamm und schaute auf den See hinaus. Ein großer Teil der Wasserfläche war trotz der milden Temperaturen zugefroren. Einige Zeit später überlegte ich, ob er den Weg überhaupt finden könnte, er war erst einmal mit mir hier und wir hatten gestern einen anderen Weg genommen. Vielleicht war er aber auch schon zu uns nach Hause gelaufen und kommt gar nicht hierher. Ich wollte gerade aufstehen und gehen, da hörte ich Zweige knacken und Markus kam aus einer ganz anderen Richtung aus den Sträuchern heraus, er sah etwas zerkratzt im Gesicht aus, seine Jeans war an den Knien dreckig, anscheinend hatte er den Weg nicht gleich gefunden und war mehrfach im Wald gestürzt. Auch seine Hände waren voll Lehm. Innerlich grinste ich etwas gemein, aber ich war ehrlich gesagt, erleichtert und froh, dass er da war. Ich ging ihm einfach entgegen und blieb vor ihm stehen. „Juli, ich glaub ich bin ein Idiot.“ „Ja“, antwortete ich, „ein wenig schon.“ „ Aber als ich heute morgen Basti in deinem Bett gesehen habe dachte ich, …“ „Was hast du gedacht?“, fragte ich lauter werdend. „Na ja, ich war gestern Abend kaputt und eigentlich wollten wir ja, aber…da, da dachte ich, du warst sauer deswegen und da hast du mit Basti… in deinem Bett.“ Er schluckte. Ich wurde jetzt sauer, „pass auf Markus, ich glaube, du hast dir da was eingeredet, was nicht passiert ist. Du glaubst mir doch? Was ist los mit dir?“
Sanfter setzte ich hinzu, „kann es sein, dass du ein bisschen eifersüchtig auf Basti bist. Du denkst, dass ich mit Basti…?“ Er nickte verschämt, „ja Juli, ich, ich…“, er stotterte, „mag dich sehr gern“, brach es aus ihm heraus. „Du Spinner, ich dich auch, sehr sogar, aber Basti gehört auch zu uns. Aber glaub mir, es war nix, okay, mein Fehler war, dass ich ihn in mein Bett gelassen habe. Er kam mitten in der Nacht angekuschelt. Ja, aber eigentlich bist du ja auch mit Schuld, dass er so neugierig ist. Weißt du noch, Weihnachten…?“ Er nickte. In diesem Moment piepste mein Handy. Ich warf einen kurzen Blick auf das Display, eine SMS von Basti, „ danke Juli!“, na das ging ja schnell. Er saß noch im Zug. Ich grinste, Markus schaute fragend. „Und ich weiß genau, dass er es faustdick hinter den Ohren hat unser kleiner Bruder.“
„Hä“? machte Markus jetzt, wieso, was…??“ „Markus, wir drei haben uns Treue geschworen, ich werde nie was von uns beiden verraten, ich (ich betonte das so) hab mit Basti nicht und mehr verrate ich nicht. Das musst du aushalten als mein Freund.“
Markus schnaufte, „also habt ihr doch…?“ „Markus“, lachte ich, „vergiss es, ich hab nix und Schluss! Aber weißt du was, wir müssen jetzt schleunigst nach Hause und unsere Aufgaben machen, vielleicht schaffen wir das heute noch am Nachmittag, dann haben wir noch eine Menge Zeit zusammen.“ „Du, dein Papa war vorhin krass drauf, ich hatte richtig Angst vor ihm.“ „Ja, so hab ich ihn auch noch nicht erlebt, aber er hat uns einen Weg zueinander gezeigt, das war schon wieder cool von ihm.“
Markus schaute aber trotzdem nicht ganz glücklich, „na, aber er will doch bestimmt wissen, was los war mit mir.“ „Du meinst mit uns beiden?“ Er nickte. „Na da müssen wir ihm eben die Wahrheit sagen.“ Abrupt blieb er stehen, „sag mal, hackts bei dir, ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich sauer auf dich war, weil du mit Basti …, na ich mein mit Basti in einem Bett geschlafen hast. Was wird er von mir denken?“ Ich berichtigte ihn, „Erstens nicht ich mit ihm, sondern er bei mir. Zweitens, was ist dabei, meine Eltern wissen, dass wir immer, also meistens zusammenhalten und auch dass wir letzte Nacht alle drei in einem Bett geschlafen haben. Hab ich meiner Mama selbst erzählt.“ „Du spinnst, oder?“ „Nee, warum soll ich sowas vor meinen Eltern verheimlichen? Haben wir da etwas Schlimmes oder Verbotenes getan? Ich vermute, meine Ellis kennen mich oder uns mehr als wir ahnen.“ Wir waren am Rand des Wäldchens angekommen, ich blieb stehen und hielt Markus am Ärmel fest, „und ich sag dir noch was, meine Eltern haben mir klar zu verstehen gegeben, dass es für Jungs in unserem Alter normal ist, wenn wir uns miteinander entdecken und was ausprobieren, da bist du nicht allein. Bedingung ist, wir dürfen uns nicht weh tun oder einen von uns zu etwas zwingen oder überreden, was er nicht will.“ Markus hatte mir mit immer größer werdenden Augen zugehört, ihm blieb der Mund offen stehen.
„Los komm, bringen wir es hinter uns, umso eher können wir mit den Aufgaben beginnen.“ Ich musste ihn richtig am Arm hinter mir her ziehen. Gedankenverloren folgte er mir, „wenn du meinst.“
An unserer Haustür angekommen stellte ich fest, dass ich keinen Hauschlüssel bei mir hatte, klar, es war ja nicht geplant, dass wir ohne Papa und zu Fuß zurückkommen würden. Markus stöhnte „auch das noch, aber das ist mir jetzt auch schon egal. Mir ist das so peinlich und vor allem, wenn sie das Mutti erzählen.” „Hör auf zu jammern, es wird schon nicht so schlimm werden.” Ich klingelte, Papa öffnete gut gelaunt und begrüßte uns, „hallo ihr Beiden, ich freue mich , euch wieder zu sehen, ihr habt ja ziemlich lange gebraucht. War es so heftig?” Er lächelte Markus fragend ins Gesicht. Der schüttelte wortlos den Kopf, dann blickte er zu Boden und brachte stockend heraus ” entschuldige bitte Onkel Lars, ich bin ein Idiot, ich ...” Und wollte sich an ihm vorbeischieben.
Papa hielt ihn mit schnellem Griff auf und zog ihn an sich. „Hallo, hallo, was soll denn das heißen“, stoppte er ihn lachend, „das möchte ich aber überhört haben. Der liebste Freund meines Sohnes ist kein Idiot, vielleicht nicht perfekt, aber wer ist das schon? Und zudem gehören zu einer Freundschaft mindestens zwei, stimmt’s?” Dabei schaute er mich an. Ich lehnte mich einfach auch an ihn an, umarmte ihn ganz fest. „Du Papa, hast du dann mal ein bisschen Zeit für uns, also für uns beide, wir möchten dir was sagen.“ Markus nickte dazu und entspannte sich Papa gegenüber. Der nahm uns beide gleichzeitig zärtlich in den Schwitzkasten und strich uns durch die Haare. „Aber klar Jungs, aber erstmal meldet ihr euch bei Mama in der Küche, dort wartet leckerer Mohnkuchen und warmer Kakao auf euch. Ihr wart nämlich ganz schön lange draußen am See.” “Papa, woher weißt du...?" Blitzschnell überlegte ich, kennt er etwa mein Versteck am See? Er sah mir intensiv in die Augen und schüttelte den Kopf, hä, bin ich so leicht lesbar? Meine Eltern können meine Gedanken lesen…!
„Ich wusste es nicht, aber ich hab es vermutet. Und wenn ihr mich dann braucht, ich bin im Arbeitszimmer.
Wir hatten wirklich nicht bemerkt, wie viel Zeit vergangen war, seit Papa uns am späten Vormittag auf dem Waldparkplatz „abgesetzt“ hatte. Wir hatten doch glatt das Mittagessen verpasst. Erst jetzt realisierten wir beide, dass wir ganz schönen Hunger hatten, wir stürzten in die Küche, wo Mama bereits den Geschirrspüler vom Frühstück und Mittagessen einräumte. Sie begrüßte uns mit einem Lächeln und den Worten, „na meine beiden Männer, da hat sich Papas Aktion ja gelohnt, schön euch wieder hier zu haben. Bestimmt habt ihr Hunger?“ Wir nickten eifrig, „ja ganz schön, was gab es denn zu Mittag?“, fragte Markus. „Na eines euer Lieblingsessen, Eierkuchen mit Früchten und danach Jogurt Eis…“ „Och Mann, Mama, ich stöhnte auf, können wir nicht noch…?“ „Nee Jungs, für euch gibt es jetzt Kuchen und Kakao, ihr seht doch leicht verkühlt aus nach der langen Zeit draußen, habt ihr denn gar nicht gefroren?“ Wir schauten uns an, wir hatten es gar nicht so kalt empfunden. „Nein Mama, wir hatten keine Zeit zum Frieren.“ Nach dieser Antwort schaute mich Mama skeptisch an und schmunzelte dann. „So so, und wenn ihr euch mit Kuchen satt gegessen habt, geht es an die fehlenden Aufgaben, wenn ihr fleißig seid, dann habt ihr es vielleicht bis zum Abendessen geschafft. Ich mache euch dann frische Eierkuchen und Eis ist auch noch im Frostschrank, also los jetzt, raus mit euch!“
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