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Bring mir dein Lachen bei

Akt 3 - Premiere

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„Fußball?“, bin ich schockiert, als wir nach einstündiger Fahrt vor dem riesigen Stadion stehen.

„Jep.“

„Ist das dein Ernst?“

„Jep! Erst wollte ich dich ja in nen Strippclub schleifen, aber da du auf Kerle stehst, wäre das wohl eher Kontraproduktiv ... Und dann ist mir das hier eingefallen!“

„Aber-“

„Kein Aber! Es wird dir gefallen, davon bin ich überzeugt! Selbst wenn du im Fernsehen Fußball nicht magst, die Stimmung in einem Stadion reißt einen so mit, dass du nicht anders kannst, als es toll zu finden!“

„Ich weiß ja nicht ...“, murmle ich, sehe mich um, sehe all die verschiedenen Menschen mit ihren Schals, Mützen, Pullis und anderen Utensilien der Fußballmannschaften. „Und für welches Team sind wir?“

„Für das da!“, deutet er auf seinen Pulli ... und erst in dem Moment fällt mir das Logo darauf auf.

„Du bist Fußballfan?“

„Jep! Sehr sogar!“ Er grinst breit. „Na komm, wir gehen rein! Im Moment ist noch nicht so viel los, da können wir uns noch ein bisschen das Stadion ansehen!“

Ich zucke mit den Schultern und folge ihm. Stadion ansehen? Wie spannend! Aber nun gut, ich habe ihm versprochen, dass ich mich auf alles einlassen würde, was er plant – es hätte schlimmer kommen können, nicht wahr?

„Ich verstehe nicht, wie man das toll finden kann ...“, seufze ich, als wir unsere Rundtour durchs Stadion beendet haben und uns mit einem Bier bewaffnet auf unseren Plätzen nieder lassen. Mittlerweile haben sich die Ränge schon ziemlich gefüllt.

„Was?“

„Naja ...“ Ich zucke mit den Schultern. „Eigentlich sind das doch nur ein Haufen Millionäre, die ihrem Hobby nachgehen ... und dabei schaut man ihnen zu.“

Ich erhalte zunächst keine Antwort darauf. Ich nippe an meinem Becher und sehe herum. Erst als ich mit den Augen auf Marcel ankomme, bemerke ich seinen merkwürdigen Blick.

„Was?“, frage ich.

Er öffnet den Mund, schließt ihn, öffnet ihn wieder. „Du magst mich für blöd halten ... aber so habe ich das noch nie wirklich gesehen ... ich meine ... du hast schon recht ...“ Sein Blick wandert zum Spielfeld.

„Da denkt glaub ich niemand darüber nach, der gerne Fußball guckt. Er wird gut unterhalten, also reicht das. Dass die Spieler mit einem einzigen Spiel viel mehr Geld machen, als wohl jeder normale Fan ihm Jahr, daran denkt ihr irgendwie nicht ...“ Ich werfe ihm einen Seitenblick zu und für einen winzigen Moment verspüre ich den Impuls, etwas Falsches gesagt zu haben. „Das ist nicht schlimm“, sage ich deshalb schnell. „Bei Schauspielern ist es im Grunde ähnlich und trotzdem gucke ich ab und zu gerne einen Film.“

Ich versuche ein Lächeln, als Marcel mich ansieht.

„Da hast du auch wieder Recht“, kommt sein Grinsen schließlich zurück. „Juhu, ich bin also kein Idiot!“ Nun lacht er wieder.

„Jedenfalls nicht deshalb.“

Ein noch stärkeres Lachen. „Und du bist auf jeden Fall kein Lügner.“ Er schüttelt den Kopf, prostet mir mit seinem Bier zu. „Trotzdem auf einen schönen Abend?“

„Meinetwegen“, nicke ich, proste zurück.

„Es wird dir bestimmt Spaß machen!“

„Wir werden sehen ...“

Bereits sehr schnell merke ich, dass Marcel nicht Unrecht hat. So schwer es mir ist, es einzugestehen, kann ich diesem Spiel mit einem Mal doch tatsächlich etwas abgewinnen. Vielleicht macht das schon die winzige Tatsache, dass man live dem Ball wenigstens wirklich mit den Augen folgen kann und nicht ständig durch die wechselnden Kameraperspektiven verwirrt wird. Und dann ist da dieses Jubeln und die Buh-Rufe ... oder die nervöse Spannung bei heiklen Szenen ... all das ergreift einen, ob man es will oder nicht ... es fasst einen an und lässt einen nicht mehr los.

Dementsprechend mit einer vollkommen neuen Erfahrung lasse ich mich zur Halbzeit auf meinem Sitz nieder.

„Und?“, werde ich von einem Marcel angegrinst, der mich die gesamten 47 Minuten nicht wirklich bemerkt zu haben scheint.

„Es ist okay ...“, sage ich nickend, nicht wirklich passende Worte findend für meinen Gemütszustand.

„Okay?“ Er zieht eine Augenbraue in die Höhe.

„Gut?“, frage ich.

„Naja ... schon besser ...“ Er lacht, deutet auf unsere leeren Becher. „Auch noch eins?“

„Gerne.“

„Bin gleich zurück!“

Schnell ist Marcel zwischen den drängenden Menschen um uns herum verschwunden. Ich lasse meinen Blick über das etwa zur Hälfte gefüllte Stadion gleiten. Tobias wird bestimmt ausflippen, wenn ich ihm erzähle, was wir gemacht haben. Er vergöttert Fußball. Wie oft schon haben wir darüber diskutiert, was für ein sinnloser Sport das ist ... Wenn er erfährt, dass ausgerechnet ich mir ein Spiel angucke und es auch noch gut finde, dann wird er wahrscheinlich vom Glauben abfallen ... oder er wird ausflippen und noch eifersüchtiger auf Marcel werden. Warum bloß? Dafür gibt es überhaupt keinen Grund ....

Kopfschüttelnd widme ich mich anderen Gedanken, denen zum Beispiel, wie das Spiel, das bei 1:1 steht, wohl ausgehen wird. Dass ich mir doch tatsächlich darüber Gedanken machen, ist eigentlich kaum zu glauben.

Irgendwo dazwischen frage ich mich dann noch, was ich in den letzten Jahren eigentlich mit Tobias unternommen habe. Es war nicht besonders viel, würde ich sagen ...

Die zweite Halbzeit wird noch nervenaufreibender als die erste. Zusammen mit Marcel fiebere ich einem Tor entgegen, das einfach nicht kommen will, egal wie oft der Ball in die Nähe des Strafraumes gelangt. Irgendwann steht es 2:1 – gegen uns – und ich sehe Marcel nervös an seinem Pulli zerren. Es lässt mich lachen und dann sogleich wieder gebannt zum Spielfeld starren – na komm schon, ein Tor wird doch noch drin sein!

Dass das so gar nicht mir entspricht, darüber denke ich nicht nach.

„Fünf Zentimeter!“, Marcel deutet es mit den Händen an. „Bloß fünf verdammte Zentimeter! Oh man, ich glaub’s nicht ...“

Grinsend erwidere ich nichts darauf. Schon seit dieser riesigen Chance in der 84. Minute flucht Marcel vor sich hin, sagt mir immer wieder, wie knapp es doch gewesen sei, wie leicht der Ball doch hätte im Tor landen können. Langsam sind mir die Erwiderungen darauf ausgegangen, habe ich außerdem schnell gemerkt, dass es eh egal ist, was ich sage, Marcel regt sich trotzdem auf. So also lasse ich ihn fluchen – wenn er seine Nerven unbedingt so strapazieren will – und zudem kann ich nicht abstreiten, dass ich in dem Moment nicht auch genau die Gedanken hatte ... es waren ja auch wirklich höchstens fünf Zentimeter! Trotzdem, jetzt kann man eh nichts mehr daran ändern.

„Lass uns was trinken gehen!“, werde ich aus meinen Gedanken gerissen.

„Du musst noch Auto fahren“, erinnere ich ihn.

„Macht nichts. Wir fahren zu mir. Drei Straßen entfernt ist eine tolle Bar!“

„Aber ... wie komm ich nach Hause?“, frage ich zögernd, mit dem Gefühl, die Antwort eigentlich schon zu kennen.

„Heute gar nicht mehr!“

Er schließt das Auto auf, verschwindet darin. Ich tue es ihm gleich.

„Du meinst-“

„Ja! Du schläfst bei mir! Mel hat sicher nichts dagegen!“

„Mel?“

„Mein kleiner Bruder“, wird der Wagen gestartet.

„Du wohnst mit deinem Bruder zusammen?“

„Ja. Eigentlich sind wir nach der Schule verschiedene Wege gegangen, aber als er vorletztes Jahr mit der Uni angefangen hat, die ganz bei mir in der Nähe liegt, ist er bei mir eingezogen ...“

„Ach so.“

„Hast du auch Geschwister?“

„Ja, zwei. Einen älteren Bruder und ne jüngere Schwester.“

„Wie ist der Kontakt mit ihnen?“

„Schlecht. Kenneth sehe ich fast nie und mit Vivian bin ich einfach nicht auf einer Wellenlänge ...“

Ein forschender Blick, den ich mit einem fragenden kommentiere.

„Nichts, ich wundere mich nur, dass du schon wieder so gleichgültig wirkst. Auch wenn es bei Mel und mir auch mal schlechte Phasen gab, haben wir schon immer aneinander gehangen ... ich kann mir gar nicht vorstellen, was ich ohne ihn wäre ...“

Ich zucke die Schultern. „Bei uns ist das irgendwie schon immer so gewesen, dass wir kaum was miteinander zutun hatten.“

„Ihr seid echt ne komische Familie. Kein Wunder, dass du so geworden bist. Aber egal ... was machen wir jetzt?“

„Ich dachte wir fahren was trinken?“

„Wirklich? Sehr schön!“ Direkt wird etwas fester aufs Gas gedrückt.

„Hier wohn ich!“

Wir sind in einer etwas ruhigeren Gegend angekommen, in der Marcel sein Auto parkt. Nun deutet er an einem der Häuser hinauf.

„Da, mit dem blauen Licht, das ist Mels Zimmer, die Küche ist daneben, meins siehst du von hier nicht ...“

„Aha.“ Ich blicke hinauf. „Sehr spannend.“

Ein Knurren neben mir. „Das sollte ich dir abgewöhnen ...“

„Was?“

„Dass du alles aussprichst, was du denkst ... Na, komm, lass uns gehen.“ Er setzt sich in Bewegung, geht die Straße hinunter. „Ach, solltest du nicht mal deinem Schatz bescheid sagen?“, fragt er plötzlich.

„Wahrscheinlich“, gebe ich resignierend zu.

Eigentlich habe ich gar keine Lust darauf. Er will bestimmt gleich wieder diskutieren und ist sauer, dass ich nicht nach Hause komme.

Seufzend wähle ich die Nummer, doch in dem Moment, als ich die grüne Taste drücken will, entscheide ich mich dagegen. Schnell wechsle ich das Menü, tippe eine Kurzmitteilung ein, sende sie ... und stecke mein Handy weg.

Überrascht sieht er mich an, doch ich sage nichts darauf, sondern frage Marcel stattdessen, wie lange er hier schon lebt.

Ein paar Minuten später kommen wir an einer kleinen Bar an. Bereits als wir diese betreten, wird klar, dass hier auch das Fußballspiel gesehen wurde. Diskutierende, Trikot tragende Menschen stehen in kleinen Grüppchen zusammen ... eine typische Szene, wie ich sie erwartet hätte. Diese Tatsache lässt mich grinsen.

Ich folge Marcel zur Bar, wo er direkt vom Barkeeper begrüßt wird.

„Hast du’s auch gesehen?“, fragt dieser sofort, als Marcel unsere Bestellung aufgegeben hat.

„Klar! Wir waren im Stadion ... echt traurig, sag ich dir ...“

„Ja ... und dabei war es so knapp!“

„Nur fünf Zentimeter“, komme ich Marcel zuvor, ohne es wirklich gewollt zu haben.

Überrascht sieht dieser mich an, während der Barkeeper jedoch sofort auf meine Aussage eingeht: „Du sagst es!“ Er nickt heftig. „Wenn er den Ball doch nur ein bisschen weiter links getroffen hätte!“

„Ja! Und der Torwart ist auch noch in die falsche Richtung! Der hätte den nie gehalten!“ Plötzlich sprudeln meine Gedanken nur so aus mir hervor und ich beginne eine hitzige Diskussion mit dem Barkeeper, in die natürlich auch Marcel sofort einsteigt.

Das Vibrieren in meiner Hosentasche ignoriere ich.

„Wusst ich’s doch!“, grinst Marcel breit, als wir auf dem Rückweg sind.

„Was?“

„Dass du Spaß hattest!“

„I-“

„Jetzt streit’ es bloß nicht ab!“ Ein triumphierender Blick. „Hach, ich bin so gut! Machen wir das mal wieder?“

„Ich weiß nicht ...“ Ich ziehe die Jacke fester um mich. Es ist ziemlich kalt, wie hält er es bloß nur im Pulli aus?

„Klar weißt du! Ach, du hast gar keine Wahl, ich schleif dich einfach mal wieder-“

„Was bekommst du eigentlich für die Karten?“, unterbreche ich ihn in dem Moment.

„Spinnst du?“ Entgeistert dreht Marcel mir den Kopf zu, bleibt dabei fast stehen und geht wohl nur weiter, weil ich es tue. „Ich hab dich eingeladen!“

„Kannst du dir das denn leisten?“

„Hör mal! Seh ich etwa wie ein armer Schlucker aus?“ Er verzieht grinsend das Gesicht.

„Nein. Aber du fährst Taxi, studierst und-“

„Das mach ich, weil es immer schön ist, etwas mehr Geld zu haben ... und außerdem ... soll ich dir ein Geheimnis verraten?“

Ich zucke die Schultern. „Wenn du willst.“

Er kommt mir näher und während ich noch zur Seite weichen will, legt er mir die Hand auf die Schulter. Warmer Atem lässt meine eiskalte Haut erschaudern.

„Ich hab Kontakte.“

Damit weicht er wieder zurück.

„Hä? Und das heißt?“

Lachend sieht er mich an. „Das heißt, dass ich Student an einer Sportuniversität bin und vergünstigt an die Karten komme. Mann, bist du schwer von Begriff.“

„So, jetzt müssen wir leise sein, Mel schläft sicher schon ...“, legt Marcel den Finger vor die Lippen, steckt dann den Schlüssel ins Schloss und schließt die Tür auf, hinter der uns Dunkelheit empfängt.

Schleichend bewegen wir uns vorwärts, Marcel schaltet das Licht an.

„Küche, Mels Zimmer, Wohnzimmer, meins und das Bad“, deutet er flüsternd auf alle Türen, bevor er die Wohnungstür leise hinter mir schließt. „Komm, vorwärts ...“, schiebt er mich damit auf ein großes Filmplakat zu.

Diese Tür geöffnet begrüßt mich nach Anschalten des Lichtes ein relativ kleiner Raum. Ein schwarzer Schreibtisch mit Computer, ein Schrank und ein breites Bett sind die einzigen größeren Möbel und viele mehr hätten auch nicht hereingepasst. Die Wände sind zugekleistert mit Bierdeckeln. Ich lasse meinen Blick darüber hinweg gleiten, frage mich, ob sie ein Bild ergeben sollen.

„Cool oder?“, hat er meinen Blick bemerkt, sprintet ein Stück vor. „Die hier sind aus Canada.“ Er tippt auf vier ähnliche Deckel.

„Du warst in Canada?“

„Nur für zwei Wochen ... aber es war genial! Warst du schon mal im Ausland?“

„Nur die Nachbarländer“, zucke ich mit den Schultern, sehe noch immer die Wand an. „Sind das alle?“

„Wenn du mir sagst, wie du auf Sechstausend kommst.“ Er grinst breit. „Nein, das sind nur ein paar auserwählte Stücke, die ich zudem doppelt hab. Die anderen sind sicher in Ordner verwahrt. Willst du sie sehen?“

„Lass mal.“

„Dacht ich mir.“ Er grinst noch immer, kommt nun wieder das kleine Stück zurück zu mir.

Ich lasse meinen Blick währenddessen nochmals über den Rest des Zimmers gleiten.

„Wo schlafe ich?“

„Du hast die Wahl.“

„Und die wäre?“

„Du kannst entweder in meinem Bett schlafen oder im Wohnzimmer auf der Couch. Ach, oder ich frage Mel, ob er sein Bett teilen will. Er wäre bestimmt begeistert“, klingt es durchzogen mit Ironie.

Ein Lachen entweicht mir. „Couch. Ich will ja nicht, dass ihr Angst bekommt ...“

„Weshalb? Weil du schwul bist?“

„Zum Beispiel.“

„Das stört mich nicht, da kenn ich einige, das kannst du mir glauben. Außerdem hab ich ne Freundin.“ Mit einem Satz ist er am Bett, hält mir einen Bilderrahmen entgegen. „Da!“, präsentiert er. „Hübsch, oder?“

„Ja, sehr“, nicke ich und betrachte die dunkelhaarige Frau einen Moment. „Ich schlaf trotzdem drüben.“

„Wie du meinst ... Komm mit, ich mach’s dir fertig.“

Nachdem meine Schlafstätte gerichtet ist, lässt Marcel sich neben mir auf dem Sessel im Wohnzimmer nieder.

„Lass uns noch ein bisschen quatschen ...“

„Worüber?“

„Irgendwas halt“, zuckt er die Schultern. „Wie hast du deinen Freund kennengelernt?“

„Er hat mich in einer Bar angequatscht, ich hab mit ihm geschlafen und seitdem hängt er an mir.“

„Äh ... geht das nicht etwas romantischer?“

„Romantischer? Ich weiß nicht, was willst du hören?“

„Ganz einfach ... Etwas über rote Herzen ... verliebte Spitznamen ... schüchterne Blicke ... so was halt ...“

„Das ist doch Kitsch.“

„Eben!!“ Er setzt sich im Sessel auf. „Und du bist schwul, du musst Kitsch lieben!“

„Ist das ein Gesetz?“

„Nein, ein Vorurteil.“ Er grinst breit, ironisch. „Jetzt mal im ernst. Gibt es nicht irgendwas Wunderschönes, Süßes, Faszinierendes, was du unbedingt über deinen Freund loswerden willst?“

Ich überlege kurz, schüttle dann den Kopf. „Fällt mir grad nichts ein.“

„Äh ... okay ... andere Frage ... Warum bist du mit ihm zusammen?“

„Weil ich ihn mag?“

„Wie sehr?“

„Wie sehr?“, wiederhole ich die Frage erstaunt. „Keine Ahnung.“

„Liebst du ihn?“

Ob ich Tobias liebe? Dass hat er mich auch schon mal gefragt. Damals hatte ich keine Antwort darauf ... ebenso wenig wie heute. Ich habe damals auch nicht mehr weiter darüber nachgedacht.

Liebe! Pah! So etwas gibt es nicht!

„Keine Ahnung“, verdränge ich die Stimme meines Vaters aus meinem Kopf. „Können wir das Thema wechseln?“ Es ziehen sich Erinnerungen durch mein Gehirn, welche ich nicht haben will. Ich habe dies Thema jahrelang nicht mehr beachtet ... das muss sich nicht gerade heute ändern.

Ein amüsiertes Grinsen trifft mich. „Klar, wenn du willst. Mal schauen ...“ Er dreht sein Glas Wasser in den Händen. „Isst du lieber Brot oder Brötchen?“

Verdutzt sehe ich ihn an.

„Für’s Frühstück!“, erklärt er sofort bereitwillig.

„Ist mir egal“, antworte ich also.

„Wurst oder Käse?“

„Egal.“

„Honig oder Marmelade?“

„Egal.“

„Tee oder Kaffee?“

„Kaffee.“

„Himmel sei Dank! Dieser Mann hat doch Vorlieben!“ Lachend streckt Marcel die Arme nach oben. „Hat dir eigentlich schon mal wer gesagt, dass du ein sehr komischer Mensch bist?“

„Du jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal.“

„Darf ich mir selbst ’nen Orden verleihen?“ Er klopft sich auf die Schulter. „Aber weißt du was?“

„Hm?“

„Genau deshalb mag ich dich, Nate, und wir werden noch viel Spaß haben!“

ENDE Akt 3

Premiere:

So wird bekanntermaßen die erste Aufführung eines Stückes bezeichnet. Dies Kapitel erhielt diesen Titel passend zum Kapitel 2 „Tryout“. Hier nun ist die eigentliche Premiere, dass Nathanael zum ersten Mal etwas mit Marcel macht.

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