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New Life Diaries

Neue Stadt, neue Familie, neues Leben: Coming-Out Story

Teil 6 - Center Parcs - Der erste Urlaub

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

01.19 Center Parcs, Part I

Februar 2010

Früh aufstehen war angesagt. Um halb 8 liefen wir alle kreuz und quer durchs Haus. Papa suchte seine Kamera, Gerrit seine iPod-Ohrstöpsel und Helena packte die letzten Klamotten mit und für Soja zusammen. Ich hatte das meiste gestern schon gepackt und brauchte eigentlich nur noch ein Kissen für die Fahrt. Wir verabschiedeten uns noch alle von Fluffy, der von unseren Nachbarn versorgt wurde und verstauten dann unsere ganzen Sachen im Range. Und schon konnte es los gehen. War schon ein Unterschied an Gepäck zu früher. Rund 6 Stunden Autofahrt standen uns bevor. Bevor es aber richtig los ging machten wir einen Stopp bei McDonalds und frühstückten dort alle zusammen. War auch eine Premiere. Schon nach 2 Stunden machten wir die erste Pause. Gegen 12 Uhr folgte eine weitere, allerdings an einer ziemlich krassen Raststätte. Im Restaurant gab es eine Kleinigkeit zu Mittag und schon ging die Fahrt weiter. Am Ende brauchten wir 8 Stunden und waren ziemlich fertig als wir kurz vor 16 Uhr in Het Heijderbos ankamen. Am Haupteingang des Parcs wurden wir begrüßt und bekamen ein paar Infobroschüren mit.

Zum Entladen durften wir dann auch mit dem Wagen zu unserem Bungalow fahren, der aber gar nicht so einfach zu finden war. Wir hatten ein 6-Personen Eden VIP Ferienhaus, was auch sehr modern eingerichtet war und direkt an einem See lag. „In den Osterferien wäre es sinnvoller gewesen“, kommentierte Gerrit trocken die große Terrasse, die wir so wohl nicht nutzen konnten.

„Ich find‘s toll“, ließ sich Soja die Freude nicht nehmen, auch wenn ihr Bruder lieber Snowboarden gefahren wäre. Helena meinte, dass wir das nächstes Jahr immer noch tun könnten. Auf jeden Fall war das Ferienhaus ziemlich cool. Wir hatten ein großes Wohnzimmer mit Kamin und coolem Heimkinosystem – was dann auch Gerrit begeistern konnte – und ganze 3 Badezimmer. Dafür hatte eines der beiden großen Bäder auch ein Sprudelbecken. Sogar eine kleine Sauna war im Haus. Helena meinte, dass sich einiges getan hätte. Sie war schon vor einigen Jahren mal mit einer Freundin in einem anderen Center Parc und da gab es das alles noch nicht und war viel schlichter eingerichtet. Dann ging es an die Zimmerverteilung. Es gab drei fast identische Schlafzimmer, zwei gingen vom Flur ab und hatten ihr eigenes Badezimmer mit Badewanne bzw. Dusche – aber ohne Toilette was total dumm war. Nur das große Badezimmer mit dem Sprudelbad hatte auch ein Klo und dann gab es noch vom Wohnzimmer abgehend ein Mini-Klo. Und das dritte Schlafzimmer ging auch vom Wohnzimmer ab. Dieses beanspruchten dann Helena und mein Vater für sich. Gerrit und ich mussten uns dann ein Zimmer teilen, weil Soja ihr eigenes bekam. Gerrit hatte noch versucht seine kleine Schwester bei Helena und Papa unterzubringen, scheiterte aber natürlich. Eigentlich fand ich es sogar ganz cool und Gerrit machte auch nicht den Eindruck, als ob ihn das groß stören würde. Wir setzten uns dann aber immerhin beim Schlafzimmer, welches mit dem Badezimmer mit der Dusche verbunden war durch.

Als nächstes ging es dann ins Zentrum. Im Cycle Center haben wir uns als erstes Fahrräder besorgt, was gar nicht so leicht war. Die Teile hatten eine Rücktrittbremse und damit wieder umzugehen war gar nicht so leicht. Nur für Soja gab es ein Mountainbike in ihrer Größe. Wir stellten unsere Räder dann direkt dort ab und gingen in den Market Dome, also ein großes Plaza mit riesiger Halbglaskugel als Dach. Überall gab es Restaurants, Cafés, Bars, Souvenirshops und einen richtigen Supermarkt. Drumherum standen überall Palmen und Brücken führten über angelegte Teiche. Dad entdeckte dann auch gleich die Bowlingbahnen und damit hatten wir heute Abend schon was vor. Vorher bestellten wir noch Brötchen, die uns jeden Morgen an die Tür gehängt werden und im Market Café gab es große Eisbecher für uns alle.

Danach sind wir dann tatsächlich direkt zum Bowling gegangen, weil wir davon ausgingen später keine Lust mehr zu haben um ins Zentrum zu fahren. Die Bowlingbahn war im Wild West Look gehalten. Soja verlor schnell die Lust, weil sie ständig einen Pudel bzw. Ratte warf, was mir aber auch immer mal zwischendurch passierte. Helena und ich waren Punktemäßig eng beisammen. Gerrit war knapp besser und mein Vater räumte ab. Einmal schaffte er drei Strikes in Folge. „Jetzt weiß ich auch, warum dein Vater so scharf aufs Bowling war“, staunte Gerrit in meine Richtung. Nach dem Spiel war es gar nicht so einfach unsere Räder wieder zu finden. Jedes hatte zwar eine Nummer, aber sie sahen natürlich auch alle ziemlich gleich aus. Während ich mit den Bremsen kämpfte, hatte Gerrit Probleme mit dem Lenken und fuhr dann auch fast noch eine Mülltonne um.

Zu Hause angekommen machte Helena Spaghetti für uns alle zum Abendessen. Danach zauberte Gerrit die Wii aus einer der Taschen, aber bei seiner Mutter und Papa stieß er damit auf keine Gegenliebe. „Ich dachte eigentlich, wir spielen heute mal eine Runde Yahtzee zusammen“, erklärte Helena.

„Und morgen Uno“, warf Soja ein. „Da gewinne ich dann“, grinste sie mich frech an.

„Jetzt kenne ich deine Tricks, sei dir mal nicht so sicher“, konterte ich.

Ich wusste gar nicht mehr, dass Yahtzee so viel Spaß brachte. Wir würfelten 1,5 Stunden. Helena gewann die Endabrechnung.

Während Soja ins Bett ging, wanderten wir zur Sofaecke und schauten noch zusammen einen Film – und zwar im Pay TV. Sehr cool, weil wir das vorher gar nicht so wussten.

Wir verabredeten uns noch für 9 Uhr zum Frühstück und gingen dann auf unsere Zimmer. Das mit den Toiletten war echt bescheuert. Keine Ahnung, was sich die Leute damals gedacht hatten, als sie die bauten?

Als ich Zähne geputzt hatte ging ich noch auf dieses Mini-WC und machte es mir dann unter meiner Bettdecke bequem und wartete auf Gerrit, der noch im Bad war. Nur in Boxershorts kam er zurück ins Zimmer und ich war ihm einmal mehr dankbar für diesen Wahnsinns-Anblick. Aus seiner Tasche kramte er aber noch ein T-Shirt, zog es sich über und krabbelte dann auch unter seine Bettdecke.

„Eigentlich ganz cool hier, oder?“, meinte er und drehte sich kurz zu mir.

„Mir gefällt’s auch ganz gut.“

„Vor allem was wir hier noch alles machen können. Wird ne ziemlich sportliche Woche hier“, vermutete Gerrit.

„Im Sommer wäre es aber echt geiler gewesen. Der See hat was.“

„Und der Strand.“

„Wart ihr eigentlich oft im Urlaub?“, fragte ich. Wir hatten vorher noch nie groß drüber geredet.

„Schon. Eigentlich sind wir immer in den Ferien mal weg. Im Herbst waren wir oft in Dänemark und im Sommer auf Mallorca.“

„In Dänemark waren wir auch viel“, erinnerte ich mich. „Und sonst?“

„Viel auch in Deutschland. Letztes Jahr waren wir halt im Winterurlaub in Österreich. Das war krass.“

„Deine Mutter meinte ja schon, dass wir das vielleicht auch mal zusammen machen.“

„Unbedingt. Was steht morgen eigentlich an?“

„Keine Ahnung. Gab noch keinen Plan, glaube ich.“ Während ich sprach, war Gerrit mit seinem Handy beschäftigt.

„Eine SMS von Marina?“, vermutete ich.

„Nee“, schüttelte er seinen Kopf. „Niklas hatte vorhin geschrieben und gefragt, wie es so ist.“

Gerrit antwortete noch und machte dann seine Nachttischlampe aus. „Okay, dann gute Nacht.“

„Schlaf gut“, erwiderte ich und machte auch mein Licht aus. Es war die erste von sechs Nächten mit Gerrit an meiner Seite und ich weiß nicht warum, aber ich kann immer verdammt schlecht einschlafen, wenn jemand im Raum ist. Das war auf Klassenfahrt so, wenn Freunde über Nacht da waren oder jetzt halt mit Gerrit. Selbst bei Fluffy brauchte ich länger. Das gleiche habe ich auch immer beim Pinkeln auf öffentlichen Toiletten oder in Clubs. Wenn einer neben mir steht braucht es ewig oder es funktioniert gar nicht. Verrückt. Gerrit schnarchte zum Glück nicht, sondern atmete manchmal nur etwas stärker. Aber es war gleichzeitig schön seine Nähe zu spüren. Und schließlich muss ich auch irgendwann eingeschlafen sein.

Am Dienstag waren wir noch total müde, als wir unsere Eltern schon im Wohnbereich hörten. Ich glaube sie waren schon am Kaffeekochen. Gerrit konnte sich als erster von uns überwinden und ging es im Bad, um sich zu duschen. Also konnte ich noch ein bisschen länger liegen bleiben, was auch nicht schlecht war. Allerdings duschte er sehr lang und bis 9 Uhr war jetzt auch nicht mehr soo viel Zeit. Dann öffnete sich die Badtür und er kam mit nassen Haaren ins Zimmer zurück. Um seine Hüften hatte er eines der weißen Handtücher, die gestellt wurden, umgebunden. „Boxershorts vergessen“, sagte er nur knapp, wühlte in seiner Tasche und verschwand wieder im Bad. Wenig später kam er dann zurück. Dieses Mal in halt diesen Boxershorts, die er sich zuvor geholt hatte. „Ich würde jetzt schnell Duschen gehen“, riet er mir. „Hat eben Stunden gedauert, bis das Wasser warm wurde.“

„Okay“, sprang ich aus dem Bett auf, nahm meine frischen Boxershorts gleich mit und wollte dann auch Duschen. Auf dem Boden im Bad lag Gerrits alte Boxershorts. Am liebsten hätte ich dran gerochen, geschaut ob Spermareste zu sehen waren, aber ich tat es nicht, obwohl die Verlockung groß war. Aber ich sagte mir immer wieder, dass er sowas wie mein Bruder ist, mir vertraut und ich ihn einfach als guten Freund haben wollte. Nicht mehr. Auch wenn‘s schwer war. Also duschte ich mich schnell und ging dann zurück ins Zimmer. Gerrit saß immer noch in Boxershorts auf dem Bett, hatte aber inzwischen schon ein T-Shirt an. Während ich mich anzog, klopfte es und Soja kam. „Naaa“, pflanzte sie sich zu Gerrit aufs Bett. „Frühstück ist fertig. Wir warten schon.“

Ich zog mir noch einen Kapuzenpulli über und war soweit fertig. Gerrit ging noch mal ins Bad, machte sich kurz seine Haare, zog sich seine Jeans von gestern an und kam dann auch. „Und was machen wir heute?“, fragte ich in die Runde.

„Schwimmengehen!“, rief Soja begeistert.

„Echt?“, zweifelte ich.

„Entweder machen wir das heute noch und verbringen den Rest des Tages im Park. Oder wir fahren heute nach Nijmegen“, ließ mein Vater uns die Wahl.

„Baden!“, hatte sich Soja längst entschieden.

„Bin ich auch für“, schloss sich Gerrit an.

„Gut, dann sollten wir direkt nach dem Frühstück los. Später wird es bestimmt reichlich voll sein“, vermutete mein Vater.

Die gelieferten Brötchen waren super lecker und nachdem wir uns für den Tag gestärkt hatten, ging es mit unseren Rädern Richtung Aqua Mundo…

01.20 Center Parcs, Part II

Das Aqua Mundo war auch ein Teil vom Parc Plaza. Obwohl wir kurz nach 10 Uhr schon da waren, war es schon ziemlich gut besucht. Mein Dad, Gerrit und ich warteten im Schwimmbad auf Helena und Soja, die dann etwas später auch fertig umgezogen dazukamen. Es war echt cool zu sehen, wie Soja strahlte und sich freute. Das Bad sah echt genial aus. Es war ein richtiges Tropenparadies und ziemlich groß. Sogar schnorcheln konnte man. Als erstes gingen wir ins normale Becken. Das Wasser war angenehm, aber ich kannte Thermen, wo es noch wärmer war. Gerrit tobte mit Soja, indem er sie auf seine Schultern nahm und rückwärts ins Wasser fallen ließ. Da wurde man fast neidisch und merkte, dass man doch noch keine richtige Familie war. Aber das Gefühl gab man mir nicht lange. Plötzlich sprang Soja auch mich an und wollte mich unter Wasser drücken. „Helf mir mal!“, rief sie ihrem Bruder zu und auch Gerrit kam und versuchte mich runter zu drücken. Dann taten Gerrit und ich uns zusammen und nahmen Soja an Händen und Füßen und warfen sie immer wieder ins Wasser. Gerrit machte unterdessen einen Unterwasserkopfstand. Helena und mein Vater hatten sich in der Zwischenzeit ins Aqua Café verdrückt. Ich glaubte auch, dass Helena nicht so der Schwimmbad-Fan war. Wir sind dann weiter ins Wellenbad und haben dann die Wildwasserbahn getestet, die überraschend gut war. Sogar mehr als gut. Dann ging‘s zu den Rutschen, wovon Soja gar nicht genug bekommen konnte. Am Beckenrand saß ein Bademeister, der auch noch total jung aussah. Der war bestimmt erst 18 und sah richtig gut aus. Der hätte ruhig sein Poloshirt weglassen können, dachte ich mir so. Im normalen Becken tauchte dann Gerrit unter, nur um mich auch zu schultern und ins Wasser zu werfen. Ich hatte ihn überhaupt nicht kommen bemerkt und war dementsprechend überrascht und musste mir erst mal das ganze Chlor aus den Augen reiben. Soja und Gerrit freute es. So verging die Zeit und wir gingen zu Helena und Papa, die inzwischen im Whirlpool entspannten. Zum Abschluss sind Gerrit und Soja noch einmal rutschen gegangen. Geduscht wurde in den Badeshorts, was ich auch gut so fand. Shampoo hatten wir eh vergessen.

Im Market-Restaurant gab es dann Mittag. Zum Festpreis durften wir so viel Essen wie wir wollten. Auf dem Rückweg fuhren wir am großen Spielplatz und dem Anlegersteg vorbei. Es war bestimmt ganz nett im Sommer sich auch mal ein Tretboot zu leihen und damit über den großen See zu treiben. Dafür war es jetzt aber eindeutig zu kalt. Dafür waren wir auf dem Kinderbauernhof und haben u.a. auch einen Esel gestreichelt. Coole Tiere. Aber Soja wollte lieber zum Ponyhof, der genau komplett am anderen Ende des Parks lag, fast schon außerhalb. Für Donnerstag machten wir direkt einen Termin und Soja strahlte einmal mehr.

Mit den Rädern ging es dann nach Hause, wo Gammeln angesagt war. Fernsehen, Zeitunglesen, langweilen.

Erst zum Abendessen waren wir noch mal zum Plaza gefahren und speisten dieses Mal in einem richtig guten Restaurant. Als wir fast fertig waren, wurde es auf einmal lauter. Eine Mini Playback Show fand auf der Bühne statt. Soja wollte gucken gehen und drängelte mal wieder so sehr, dass sie meinen Vater überredet hatte, noch bevor wir richtig fertig waren. Als es noch lauter wurde sind Gerrit und ich auch gucken gegangen. Komischerweise sahen die Kinder eher aus wie Clowns. Alle waren sie bemalt und noch mal jünger als Soja. Nach ein paar Minuten gingen wir zurück ins Restaurant, wo Helena wartete.

„Was bin ich froh, dass ihr wieder da seid“, meinte sie und wir wunderten uns alle. Dann erklärte sie uns, dass sie gar kein Geld dabei hatte und die Rechnung hätte nicht bezahlen können. Klar war es als Witz gemeint, aber nett war es dann doch nicht, sie ganz allein da sitzen zu lassen. Wir tranken noch aus, mein Vater bezahlte die Rechnung und dann schlenderten wir noch mal durch das Plaza, wo die Shops inzwischen dicht hatten.

„Noch ne Runde Billard?“, schlug ich vor, als wir an der Western-Bar vorbeikamen, wo wir gestern schon Bowling gespielt hatten.

„Nöö“, hatte Soja schon mal keine Lust. Naja, sie hätte von der Größe her auch schlecht mitspielen können.

„Ich wäre dabei“, hatte Gerrit ebenfalls Lust noch was zu machen. „Besser als schon nach Hause.“

„Dann spielt doch ruhig. Nach Hause findet ihr doch auch allein, oder?“ Gerrit und ich schauten uns an und nickten beide. „Klar!“

Auch Helena hatte wohl nichts dagegen. Dad drückte mir noch 20 Euro in die Hand. „Das sollte reichen. Und kommt nicht zu spät zurück, Jungs.“

„Wie auch? Die machen doch eh nachher alle dicht“, grinste ich. Es war echt bescheuert. Das Schwimmbad machte schon um 21 Uhr dicht und die Restaurants auch.

Wir bedankten uns und gingen dann schnellen Schrittes zur Bar. Wir mussten etwas warten bis ein Tisch frei wurde. Wir bestellten uns eine Cola und warteten darauf, dass ein Tisch frei wurde. Dieser gehörte dann uns. Wir zahlten gleich für zwei Spiele. Gerrit war echt gut. Er machte fast Thore, einem Freund aus Hamburg, Konkurrenz. Klar gewann er gegen mich, aber auch er zeigte mir wieder neue Tricks. Noch ein paar Spiele mehr und ich würde vielleicht auch mal eine Chance haben, zumindest wenn Gerrit gleichzeitig ein schlechtes Spiel erwischen würde. Trotzdem machte es total viel Spaß. Nach dem Spiel bestellte Gerrit uns noch je ein Bier. Eigentlich war ich ja nicht so der große Biertrinker, aber ich wollte auch nie „nein“ sagen. Wir beschlossen morgen in die Sporthalle zu gehen und mal schauen, was da so los war. Auf dem Rückweg testeten wir unsere Räder bis zur äußersten Belastbarkeit, die nicht sehr hoch lag. Zurück im Bungalow war der Rest am Yathzee spielen und wir stiegen dann auch noch für eine Runde ein. Soja ging kurz nach 22 Uhr ins Bett und wir schauten wieder mit unseren Eltern noch einen Film auf Sky.

Am Mittwoch starteten wir wie gestern in den Tag. Erst Duschen, dann Frühstücken. Danach fuhren wir mit unseren Rädern zum Parkplatz und fuhren mit dem Wagen nach Nijmegen, eine größere Stadt die rund 45 Minuten vom Park entfernt lag. Dort bummelten wir durch die Stadt, waren am Shoppen und suchten uns ein schönes Lokal zum Mittagessen. Auf dem Rückweg stoppten wir noch bei einem Supermarkt und deckten uns mit ein paar Sachen ein. Da das Essen im Park relativ teuer war, holten wir uns für heute Abend Pizza. Gegen 15.30 Uhr waren wir wieder zurück und zusammen mit Soja und Gerrit sind wir dann allein in die Sporthalle gefahren. Dort spielten wir Air-Hockey. Ich fand das schon immer so übelst genial. Wir machten gleich 8 Spiele und durften direkt mal 16 Euro dafür blechen. Und ein Spiel ging grad mal 2 Minuten. Irgendwann kamen dann auch Helena und mein Vater dazu. Papa forderte Gerrit und mich dann noch mal zu einer Runde Billard heraus – und gewann. War auch cool zu beobachten, wie Gerrit richtig Respekt vor Papa bekam und richtig begeistert von seiner Spieltechnik war. Nach dem Spiel setzten wir uns zu Helena und Soja ins Sport Café. „Ich glaube jetzt habt ihr euer Thema gefunden, oder?“, freute sich auch Helena darüber, dass die beiden sich richtig in ein Gespräch vertieft hatten. Ich holte mir noch so ein Eis-Slush, die hier irgendwie viel besser schmeckten und süchtig machten. Soja hatte gestern schon einen gehabt. Bevor es zurück ging, machten wir noch eine Runde durch den Jungle Dome, so eine Art Regenwald mit komischen Pflanzen und vielen Vögeln. Außerdem war dort auch noch ein riesen Klettergarten, allerdings eher für Kinder.

Nachdem wir wieder kurz zu Hause waren, beschlossen wir gleich noch mal ins Aqua Mundo zu gehen, da mussten wir wenigstens mal nichts für bezahlen. Bei Dunkelheit wirkte der auch gleich noch viel cooler. Sogar Papa ist dieses Mal mit zur Rutsche.

Kurz bevor das Aqua Mundo dicht machte, gingen wir dann auch. So gab es erst nach 21 Uhr die Pizza. Soja ist direkt danach K.O. ins Bett gegangen. Aber ich war irgendwie auch schon ganz schön geschafft vom Tag. Auch Gerrit und ich gingen bereits früh auf unser Zimmer und redeten noch über unser Handball- bzw. Fußballtraining und den Schulsport. Gerrit schlug dann vor, dass wir ja morgen in der Zeit, wo Soja zum Reiten ist, Badminton oder Tischtennis spielen könnten. „Beides“, antworte ich. Gerrit lag die ganze Zeit auf seiner Bettdecke und es war schon eine Herausforderung nicht immer auf seine Beule zu schauen, also er hatte keine Latte oder so, aber er hatte halt nur seine engere Boxershorts an und man sah eben, dass er was zwischen den Beinen hatte… und sein hochgerutschtes T-Shirt zeigte sogar kurz noch etwas von seinem Bauch. Gerrit stand dann aber auf, um sich noch was zu Trinken zu holen. Als er zurückkam, grinste er. „Die beiden sind auf dem Sofa eingepennt.“ Er lachte und schlüpfte dann unter seine Bettdecke. „Dein Dad ist aber auch voll in Ordnung.“

„Ich mag deine Mutter auch“, antwortete ich lächelnd. „Und mit dir kann man es auch ganz gut aushalten.“

„Tja, ohne mich wärst du ja auch verloren gewesen.“

„Wie jetzt?“

„Na in der Schule zum Beispiel. Ich hab dich direkt an die richtigen Leute gebracht.“

„Quatsch doch nicht rum. Ich hätte so oder so neben Timo gesessen“, lachte ich.

Aber Gerrit wollte im Recht bleiben. „Ach, wenn ich nicht wäre, dann würdest du so einer sein wie… k.A. Erik oder Lukas.“

„Lukas?“, wunderte ich mich. „Ich bin aber nicht schwul“, hatte ich plötzlich Panik mich verteidigen zu müssen.

Gerrit lachte nur. „Weiß ich ja, aber ohne mich wärst du halt… ach egal. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mich so schnell an dich gewöhnen werde. Als erstes dachte ich echt, dass du so ein Trottel vom Dorf wärst.“

„Und ich dachte, du wärst so ein eingebildeter Großstadt Schönling, der sich für den coolsten hält.“

„Echt?“, machte Gerrit auf schockiert. „Das hast du von mir gedacht?“

„Eigentlich nicht, aber ich hätte nicht erwartet, dass du so… hmm.. nett… bist.“

Gerrit lachte laut. „Krass.“

„Was denn?“

„Ich dachte nur grad dran, wie ich immer versucht hatte meine Mutter umzustimmen wegen deinem Vater und das alles viel zu schnell geht. Ich war so angepisst, als dann auch noch der Umzug kam.“

„Und jetzt nicht mehr…“

„Aber nur wegen dem viel cooleren Haus“, lachte Gerrit wieder. Wir flachsten noch eine Weile, selbst als wir schon das Licht ausgeschaltet hatten. Dieses Mal war ich tatsächlich auch so geschafft vom Tag, dass ich für meine Verhältnisse früh einschlief…

01.21 Center Parcs, Part III

Am Donnerstag veranstaltete Gerrit eine Wasserschlacht im Bad. Es war total überflutet, als ich Duschen wollte. Nach dem Frühstück – dieser Brötchen-Service war echt was Feines – ging es zum Reiterhof. War ganz nett die Anlage. Während Soja dann irgendwann von einer Reitlehrerin eingewiesen wurde, fuhren Gerrit und ich zur Sporthalle. Dort spielten wir dann eine Stunde lang Tischtennis. Eigentlich schmetterten wir viel mehr uns die Bälle hin und her. Es war aber trotzdem total lustig. Ich glaube das letzte Mal hatte ich auf der letzten Klassenfahrt gespielt. Als wir gerade Pause machten kamen zwei Holländer auf uns zu. Sie waren nicht viel älter als wir, wenn überhaupt. Im schlechten Englisch forderten sie uns zu einem Duell heraus, welches wir natürlich annahmen. Wie sich schnell herausstellte, waren die beiden wohl Vereinsspieler, so wie sie uns keine Chance ließen. Besonders der Typ mit den ganzen Pickeln im Gesicht war sehr krass.

Wir waren auch gerade erst fertig, als Soja, Helena und Papa in die Sporthalle kamen, um uns abzuholen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause fuhren wir nach Nimwegen, der ältesten Stadt der Niederlande. Dort suchten wir uns als erstes ein Restaurant, um Mittag zu Essen. Beim Shopping waren Helena und Papa dann großzügig. Für Helena sprang eine neue Jacke bei raus, Soja bekam ein Barbie-Pferd und Gerrit und ich schlugen in einem Sportgeschäft zu und bekamen jeweils neue Hallenschuhe. Auf dem Rückweg forderte Gerrit meinen Vater zu einer Billard-Revanche heraus. Zurück im Bungalow spielten wir heute zum ersten Mal kurz mit der Wii. Danach ging es direkt zum Market Dome. In einem Café gab es für alle ein Eis, nur Papa trank ein Bier. Mit Soja und Gerrit sind wir dann wieder rüber zur Sporthalle gegangen, wo wir erst wieder Air-Hockey spielten und uns dann noch an ein paar Spielautomaten versuchten. Als Helena und mein Vater kamen, wollte Gerrit direkt seine Billard-Revanche. Während die beiden spielten, duellierte ich mich noch mit Helena und Soja im Air-Hockey. Mein Vater gewann wieder gegen Gerrit, der das gar nicht richtig fassen konnte.

Vor dem Abendessen spielten wir in der Wohnung noch alle Uno. Obwohl ich Sojas Tricks ja nun kannte, gewann sie trotzdem die meisten Spiele – und wir hatten sie nicht mit Absicht gewinnen lassen. Helena und Papa machten dann kleine Würstchen und Pommes für uns.

„Wollen wir heute eigentlich noch die Sauna einweihen?“, fragte mein Vater beim Essen in die Runde.

Gerrit grinste nur. „Ich geh doch nicht mit euch in die Sauna.“ Ich konnte mir ein Grinsen auch nicht verkneifen.

„Ihr könnt natürlich auch nach uns gehen“, schmunzelte Helena.

„Können Marvin und ich nicht noch losziehen?“

Unsere Eltern schauten sich fragend an und nickten dann beide gleichzeitig. „Also wenn ich wollt. Klar.“

„Cool“, meinte Gerrit und stand vom Tisch auf und stellte seinen Teller in die Küche und deutete an, dass ich ihm aufs Zimmer folgen sollte, was ich auch tat.

„Was wollen wir denn noch machen?“

„Aqua Mundo?“, schlug Gerrit vor.

„Hmm… okay“, war ich einverstanden.

Wir hatten noch 1,5 Stunden Zeit bevor das Schwimmbad dicht machte. Zu unserer Überraschung war es heute Abend nicht ganz so voll, wie an den letzten Tagen. Wir entschlossen uns als erstes direkt zu rutschen. Zu zweit rasten wir hinunter und bekamen dann direkt einen Anschiss von einem Bademeister. Glauben wir zumindest, weil wir sein Holländisch nicht wirklich verstanden. Aber vor uns waren auch schon andere zu zweit gerutscht. Eine Zeitlang lagen wir einfach nur im Wasser rum und haben entspannt. Die andere Zeit versuchten wir uns gegenseitig unterzutauchen und zu ärgern. Am Ende konnten wir unsere Handtücher erst nicht wiederfinden und mussten dann auch in die Sammelkabine, weil alle anderen belegt waren. Da ging es echt chaotisch zu und eng war es trotzdem. Als ich fertig war, föhnte ich schon meine Haare, bis dann Gerrit auch endlich kam. Draußen war es arschkalt, so heizten wir zurück, stellten unsere Räder vor dem Bungalow ab und flüchteten ins Warme. Der Kamin brannte – schön. Von den anderen dreien war nichts zu sehen. Wir pflanzten uns aufs Sofa und machten den Fernseher an. Nach einer Weile kam Helena im Bademantel ins Wohnzimmer.

„Na, wart ihr in der Sauna?“, fragte ich.

„Tat richtig gut“, nickte Helena. „Und wart ihr nur schwimmen oder habt ihr noch etwas anderes gemacht?“

„Nee, nur schwimmen“, antwortete Gerrit.

„Wollt ihr auch noch in die Sauna? Noch ist es warm.“

Ich schaute fragend zu Gerrit. Den Gedanken mit ihm zusammen in der Sauna zu sitzen fand ich schon irgendwie gut in diesem Moment. Aber er wollte nicht.

„Also ich hab kein Bock.“

Nun kam auch mein Vater dazu. Er hatte nur ein Handtuch umgebunden. Es war komisch die beiden so zu sehen.

„Na ihr zwei“, musterte er uns. „Wollt ihr auch noch?“

„Heute nicht“, verneinte Gerrit erneut. „Wo ist Soja?“

„Die wollte schon ins Bett“, erwiderte Helena. „Der Urlaub schafft sie richtig.“

„Ist doch gut“, grinste Gerrit. „Ich glaub es macht ihr richtig Spaß hier.“

„Den Eindruck habe ich auch“, stimmte mein Vater zu. „Und wie gefällt es euch Großen?“ Wie ich es hasste, wenn wir als „Große“ bezeichnet wurden.

„Ich find’s eigentlich ziemlich ätzend“, antwortete Gerrit mit ernster Miene. Helena und vor allem mein Vater schauten ihn leicht schockiert an.

„Gerrit“, ermahnte Helena ihren Sohn.

„Naja… Jonas zieht mich halt regelmäßig beim Billard ab. Das ist doch ätzend“, grinste er nun.

„Das wird sich morgen auch nicht ändern“, grinste mein Vater und ging dann in sein Schlafzimmer, um sich umzuziehen.

„Das werden wir noch sehen“, rief Gerrit ihm hinterher.

„Der Urlaub ist schon cool. Ich find‘s gut, dass wir das gemacht haben“, sagte ich dann zu Helena, die sich gerade ein Glas Wasser einschenkte.

„Das freut mich“, strahlte sie.

„Tja“, stand Gerrit vom Sofa auf und ging zu seiner Mutter. „Sieht so aus, als ob du da einen guten Fang gemacht hast. Gut, dass du nicht auf mich gehört hast“, grinste er.

Helena drückte kurz ihren Sohn und fragte dann, ob ich auch was zu Trinken haben wollte.

Im Bett quatschen Gerrit und ich noch eine Weile, bevor wir dann einschliefen.

Am nächsten Morgen klopfte es an unsere Tür. Verschlafen richtete ich mich auf, als auch schon die Tür aufging.

Helena schaute fragend zu uns. „Das Frühstück ist fertig. Habt ihr verschlafen?“

Das hatten wir tatsächlich. Als auch Gerrit stark gähnend die Augen öffnete, wusste Helena die Antwort auf ihre Frage. „Dann kommt erst mal so und macht euch danach fertig.“

So saßen wir also in unserem Schlafoutfits, die aus T-Shirts und Boxershorts bestanden, am Frühstückstisch.

Soja hatte gleich wieder eine Reitstunde. „Wir müssen gleich auch los“, schaute mein Vater auf seine Armbanduhr. „Kommt ihr nach oder treffen wir uns hier?“

„Hier“, antwortete Gerrit direkt.

„Okay, bis später Jungs“, standen Helena, Soja und mein Vater vom Tisch auf und machten sich auf dem Weg zum Ponyhof.

Gerrit gähnte noch mal laut und streckte seine Arme in die Luft. „Ich hau mich noch mal hin“, meinte er müde und stand ebenfalls auf.

„Ich dann auch“, meinte ich. Wir kuschelten uns noch mal unter unsere Bettdecken, aber schlafen konnte ich nicht mehr. Ich glaube Gerrit war tatsächlich noch mal eingeschlafen. Nach einer halben Stunde stand ich dann auf, damit wir nicht noch im Bett lagen, wann die anderen zurückkamen. Ich ging ins angrenzende Badezimmer, schloss die Tür und duschte mich. Ich zog mir eine frische Boxershorts an und als ich fertig mit Zähneputzen und Waschen war, ging ich zurück ins Zimmer, wo ein müder Gerrit mich anschaute.

„Müssen wir echt schon aufstehen?“

„Ist wohl besser“, meinte ich und setzte mich aufs Bett, wo ich mir ein T-Shirt und Socken anzog.

„Ich bin so müde“, streckte sich Gerrit, stand aber dann auch auf. Er zog sich sein Shirt aus und verschwand im Bad, wo er auch eine lange Dusche nahm. Ich war inzwischen fertig und saß mit meinem iPhone auf meinem Bett. Ich checkte Mails und schrieb Micha eine SMS, wie es in Hamburg laufen würde? Während ich am tippen war, kam Gerrit zurück aus dem Bad. Er hatte sich sein Handtuch um seine Hüften gebunden. Er setzte sich auf seine Bettseite und kramte eine frische Boxershorts aus seiner Tasche. Er löste das Handtuch und für ein paar Sekunden schaute ich auf seinen nackten Hintern. Heute hatte er auch mal wieder eine weite Boxershorts an. Danach stand er direkt wieder auf und ging zurück ins Bad. Er ließ die Tür offen, als er sich wusch und die Zähne putzte. Vom Bett aus konnte ich die ganze Zeit direkt auf seinen Hintern schauen. Wie ich seinen Körper einfach nur geil fand. Während er am Zähneputzen war, drehte er sich ein paar Mal zu mir um. „Was haben wir heute eigentlich vor?“

„Keine Ahnung“, antwortete ich. Oh man, ärgerte ich mich. Die ganze Zeit beim Schwimmen, hatte ich diese Gedanken nicht. Aber kaum stand er nur in Boxershorts vor mir, ging mir wieder nicht aus dem Kopf, wie geil ich ihn einfach fand.

Im Wohnzimmer warteten wir dann auf die anderen und ließen uns überraschen, was der Tag mit sich brachte. Wir fuhren heute wieder mit dem Wagen raus, blieben aber in der Gegend. Wir kauften noch was ein und verbrachten den Rest des Tages wieder im Parc Plaza. Gerrit kassierte eine erneute Niederlage beim Billard gegen meinen Vater. Danach ging es noch mal zur „Jungle Expedition“, wo Helena und Gerrit mit Soja am Klettern waren. Ich saß mit meinem Vater im Safari Café.

„Und ist es so, wie du es dir vorgestellt hattest?“, fragte ich meinen Vater.

Er nickte zufrieden. „Der Urlaub kam zur richtigen Zeit.“

„Finde ich auch“, stimmte ich ihm zu.

„Hättest du geglaubt, dass wir nach zwei Monaten schon so weit sind?“

„Nee“, schüttelte ich meinen Kopf. „Kommt mir auch schon viel länger vor.“

Wir schwiegen kurz und beobachteten die anderen drei.

„Schön auch, dass du dich mit Gerrit und Soja so gut verstehst“, fand mein Vater.

„Ja, von Anfang an eigentlich, Aber du inzwischen doch auch, oder?“

Mein Vater nickte wieder. „So langsam tauen wir alle auf. Selbst Gerrit geht jetzt auf mich zu.“

Ich grinste. „Vielleicht sollten wir uns für zu Hause auch einen Billardtisch kaufen.“

„Nach den Ferien müssen wir dann mal sehen, dass es bei dir in der Schule auch läuft.“

„Bis auf Mathe bekomme ich das schon hin“, meinte ich.

Der Tag endete für Helena und meinen Vater wieder in der Sauna, Gerrit telefonierte stundenlang mit Marina und ich spielte mit Soja Uno.

01.22 Center Parcs, Part IV

Der Samstag war unser letzter Tag im Center Parcs. Nach dem Frühstück gingen wir alle noch mal in das überfüllte Aqua Mundo, wo wir heute den ganzen Vormittag verbrachten. Gerrit wollte sich die ganze Zeit in der Nähe von einem Mädchen halten. Sie hatte, wie Marina auch, blondes langes Haar und sah in ihrem Bikini auch richtig sexy aus. Da war Gerrits Geschmack schon nicht schlecht. Ich fand sie auch viel hübscher als Marina, weil sie viel natürlicher aussah.

Nachdem wir uns mittags zu Hause eine Kleinigkeit zu Essen machten, zogen wir anschließend durch den Market Place und bestellten uns noch mal die größten Eisbecher, die es gab. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Sporthalle, bummelten wir noch über die Außenanlage, weil es heute mal nicht soo kalt war. Danach war chillen im Bungalow angesagt. Erst kurz nach 18 Uhr kehrten wir ein letztes Mal zum Market Place zurück, um noch mal schön in einem Restaurant zu Essen. Lecker war’s.

Im Bungalow spielten wir alle noch mal Yahtzee zusammen. Gerrit war heute besonders schlecht und mein Vater zog ihn auch noch damit auf, dass er erst beim Billard keine Chance hatte und nun auch beim Kniffeln. „Ist klar“, ließ sich Gerrit nicht provozieren. „Hat schon seinen Grund, warum du heute gekniffen hast.“

„Ich hab nicht gekniffen, wir hätten spielen können“, konterte mein Vater.

„Jetzt würde ich das auch sagen.“ Er wandte sich an seine Mutter und Soja. „Das letzte Mal hatte ich ihn schon fast. Und nun hat er Schiss.“

„Schiss?“, wollte mein Dad das nicht auf sich sitzen lassen. „Wir fahren noch mal los, aber wenn ich dann gewinne, hilfst du mir nächste Woche beim Dachboden.“

„Das muss ich doch sowieso“, grinste Gerrit. „Und wenn ich gewinne, darf ich morgen zurück fahren. Bis zur Grenze.“

„Abgemacht“, reichte mein Vater Gerrit seine Hand.

„Jonas!“, war Helena sprachlos.

„Gerrit, du schaffst das!“, machte Soja ihrem Bruder Mut.

„Ihr wollt doch jetzt nicht noch einmal los?“, fand Helena die Idee gar nicht gut.

„Doch und morgen fahre ich“, grinste Gerrit siegessicher, obwohl er wusste, dass er sowieso nicht fahren durfte.

„Dann lass uns los“, stand mein Vater vom Tisch auf.

Gerrit folgte ihm und holte sich seine Jacke.

Tatsächlich fuhren Gerrit und mein Vater mit den Rädern noch mal ins Zentrum zum Plaza um eine finale Billardpartie zu spielen. Soja, Helena und ich warteten vor dem Fernseher auf die beiden.

„Also langsam mache ich mir Sorgen“, meinte Helena mit skeptischen Blick auf die Uhr.

„Achwas“, sagte ich und wollte, dass sie sich keine Sorgen macht. „Die konnten es bestimmt nicht bei einer Partie belassen. Ist doch cool, dass sie was zusammen unternehmen.“

Helena setzte sich wieder und lächelte mich an. „Ja, das ist es wirklich. Gerrit hatte anfangs große Bedenken.“

„Ich weiß“, nickte ich. „Ist doch klar. Aber ich glaube ich habe ihn davon überzeugt, dass mein Vater ein guter ist.“

Helena lächelte. „Ach, komm mal her.“ Und plötzlich lag ich in ihren Armen. Ich war echt überrascht, aber es tat irgendwie gut.

„Vielleicht können wir ja auch mal was zusammen unternehmen, wenn wir wieder zu Hause sind“, schlug Helena vor.

„Und was zum Beispiel?“, fragte ich sie herausfordernd.

„Das Haus putzen oder wir fahren zusammen zum Töpfern.“

„Ähm... lass mal gut sein“, lachte ich.

„Können wir Uno spielen?“, stand Soja vom Sofa auf.

„Heute nicht mehr, mein Schatz. Es ist schon spät und wir haben morgen eine lange Fahrt vor uns. Du kannst dich schon mal fürs Bett fertig machen.“

„Aber ich will wissen, ob Gerrit gewonnen hat.“

„Hat er nicht“, war ich mir sicher.

„Mach dich Bettfertig und dann wartest du hier solange, bis sie wieder zurück sind“, schlug Helena vor.

Aber wir mussten noch echt lange warten. Erst nach 23 Uhr hörten wir Geräusche vor dem Haus. Helena ging zur Tür und öffnete. Mein Vater und Gerrit hatten gerade die Räder abgestellt.

„Na, wir dachten schon, ihr kommt gar nicht mehr zurück“, war Helena dann doch erleichtert, dass die zwei zurück waren.

„Tja, dein Sohn wollte nicht aufgeben“, grinste mein Vater und gab Helena einen Kuss.

„Hast du gewonnen?“, kam Soja an die Tür gerannt.

Gerrit wuschelte ihr durch die Haare. „Fast, Jonas hatte einfach immer Glück.“

„Also fährst du morgen nicht zurück?“, grinste ich in Richtung Gerrit.

„Ich wollte euch das nicht zumuten.“

„Genau, er hat mich netterweise immer gewinnen lassen, damit ich keinen Ärger mit seiner Mutter bekomme“, spielte mein Vater sein Spiel mit.

Soja ging zufrieden ins Bett, während mein Vater noch einen Saunagang vorschlug.

„Ihr geht ja nicht mit uns, oder?“

„Seid ihr nackt?“, fragte Gerrit leicht angewidert nach, was er aber natürlich absichtlich machte.

„Wir könnten heute eine Ausnahme machen“, lächelte Helena.

Und so gingen wir heute auch mal mit in die Sauna – allerdings in unseren Badehosen beziehungsweise im Badeanzug.

Wir schauten danach noch kurz ins TV-Programm und gingen dann schlafen. Ich lag schon im Bett, als Gerrit von der Toilette kam und sich noch in unserem angrenzenden Bad das Gesicht wusch. „Dein Vater ist voll in Ordnung.“

„Hab ich dir doch schon immer gesagt“, meinte ich nur.

„Wir haben danach noch Bier getrunken und ein bisschen gequatscht“, erzählte Gerrit und machte es sich dabei in seinem Bett bequem.

„Ihr habt Bier getrunken?“, war ich mehr als überrascht.

„Naja eins“, antwortete Gerrit. „Jonas meinte, dass er es echt cool von mir findet, wie ich dich bei meinen Freunden mit integriert habe.“

„War es auch von dir“, meinte ich lächelnd.

„Uuund“, grinste Gerrit. „Er findet es ja soo toll, dass du jetzt eine Freundin hast.“

„Das hat er gesagt?“

„Ja“, nickte Gerrit. „Und das ich mal den Range ausleihen darf, wenn ich Führerschein habe.“

„Ja, nee… ist klar“, glaubte ich ihm nicht.

„Echt wahr. Ich sag doch, dein Vater ist cool.“

„Okay“, war ich mir echt nicht sicher, ob er mich verarschte oder ob mein Vater das echt sagte. „Wollen wir schlafen?“

„Joa, dann schlaf mal gut.“

In dieser Nacht lag ich noch lange wach. Irgendwie ging der Urlaub dann doch schnell vorbei, während ich zwischendurch dachte, dass vier Tage auch gut gereicht hätten.

Am nächsten Morgen holte mein Vater nach dem Frühstück den Wagen vom Parkplatz, damit wir unser Gepäck wieder einpacken konnten. Und dann hieß es auch schon, tschüss Center Parcs, tschüss Holland.

Auf einem Rasthof angekommen ging mein Vater als erstes auf die Toilette, bevor wir Essen wollten. Gerrit folgte ihm direkt. Ich fragte mich, ob sie jetzt nebeneinander pinkeln würden und fand die Vorstellung seltsam. Genauso seltsam hatte das Essen hier geschmeckt. Auf jeden Fall nicht gut. Wir setzten die Rückfahrt fort, die dann viel schneller geschafft war, als die Hinfahrt. Zumindest kam es mir so vor.

Endlich wieder zu Hause! Fluffy hatte uns schon erwartet und gleich als ich mich hinsetzte, saß er auch schon auf meinem Schoss, ließ sich streicheln und schnurrte dabei wie ein Weltmeister.

Helena holte noch die Post von unseren Nachbarn ab schon waren wir irgendwie wieder im Alltag angekommen. Leider. Gerrit verschwand in seinem Zimmer, schloss seine Tür und telefonierte – vermutlich mit Marina.

Auch ich lag auf meinem Bett und machte mir Gedanken, wie es weitergehen sollte mit Kerstin, Lukas und Moritz. Ich schrieb Kerstin auch eine SMS, dass wir wieder gut angekommen waren. Als ich den Stundenplan auf meinem Schreibtisch liegen sah, hätte ich echt kotzen können, weil ich keinen Bock auf Schule morgen wieder hatte. Außerdem kam heute der SuperBowl, den ich sehen wollte.

„Kannst du mal schauen, mein Internet geht irgendwie nicht“, stand Gerrit dann in meiner Tür. „Marina hat mir Bilder geschickt.“

„Ich schau gleich mal“, nickte ich.

„Ja cool, sind auch Bikini-Bilder bei, lohnt sich“, grinste Gerrit.

Super, dachte ich. Marina im Bikini, wollte ich schon immer mal sehen. Nicht.

Das Problem lag aber einfach am Router, der sich aufgebaumelt hatte.

„Wir können ja auch mal ein Netzwerk einrichten, dann können wir die Dateien hin und her tauschen“, schlug Gerrit vor.

„Du musst die Ordner nur freigeben. Aber die Bilder von deiner Freundin bleiben lieber auf deinem Rechner“, grinste ich.

„Die wollte ich dir auch nicht geben. Aber so Filme und so können wir dann ja tauschen.“

„Klar“, nickte ich. Ich zeigte Gerrit wie er Ordner freigeben konnte, so dass nur wir beide an diese Ordner kamen und nicht etwa noch unsere Eltern oder Soja, weil Gerrit direkt mal zwei Pornoclips rüber zog, die ich mir aus Neugier dann später am Abend auch noch anschaute. Aber zwei Frauen, die sich gegenseitig auszogen und streichelten, waren jetzt nicht so mein Ding und im anderen Clip war zwar ein Mann dabei, der es mit einer Frau trieb, aber wie so oft sah dabei nur die Frau gut aus und der Mann war viel älter und eine gute Figur hatte er auch nicht. Also schaltete ich meinen Rechner wieder aus und machte mich Bettfertig. Bevor ich mein MacBook ausschaltete loggte ich mich noch bei Facebook ein. Mir wurde angezeigt, dass Jacob auf einem Foto verlinkt wurde. Ich klickte mich durch das Album mit diesem Bild, wo noch viele andere dabei waren. Es waren Bilder von einem Handballtrainingslager irgendwo in der Sonne. Bei einem Bild blieb ich hängen und traute meinen Augen kaum. Da standen doch glatt 5 Jungs am Strand mit heruntergelassenen Schwimmshorts und posierten mit nackten Hintern und grüßten dabei ein vorbeifahrendes Segelboot. Einer der Jungs war definitiv Timo, den ich an seinen Shorts erkannte. Bei den anderen Jungs war ich mir nicht sicher. Einer hätte gut Finn gewesen sein können, ich war mir aber nicht sicher. Jacob war leider nicht mit drauf. Das Foto war auf jeden Fall lustig und zeitgleich fand ich es sehr geil ein Foto von Timos nackten Hintern zu haben. Ich speicherte das Foto ab und hatte den Rechner fast schon ausgeschaltet. Aber anstatt zu schlafen, um morgen fit für den ersten Schultag zu sein, öffnete ich mein MacBook wieder und weil ich eh noch leicht angeregt durch Gerrits „Pornoclips“ war, holte ich mir mit Hilfe des Foto einen runter…

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