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Der Traum

Teil 2

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»Mama! Bist du zu Hause!?«, rief ich verrückt nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte und eingetreten war. Dann hörte ich eilige Schritte vom anderen Ende der Wohnung.

»Wo bist du gewesen? Andrea war am frühen Nachmittag hier und meinte das du in wenigen Stunden nach Hause kommen würdest. Weißt du eigentlich wie spät es ist? Es ist kurz vor zwölf! Ich darf dich erinnern: Nicht 12 Uhr morgens, wie du nach deinem Schläfchen denken könntest. Nein! Sondern 12 Uhr nachts!«, meckerte sie los und übersah unseren Gast, der sich hinter mir vor meiner Mutter »versteckte« Und um ehrlich zu sein: ich hätte es nicht anders gemacht.

»Danke auch der Nachfrage. Mir geht es blendend und wie war dein Tag?«, fragte ich mit einem Lächeln. Dieser Gag brachte meine Mutter nun ganz aus der Fassung und sie wurde sich mit einem Mal bewußt was sie gerade getan hatte.

»Oh, es tut mir leid Schatz! Aber ich hab mir den ganzen Tag Sorgen gemacht und als du rein gekommen bist ist's mit mir durchgegangen!«, entschuldigte sie sich und blickte mich mit einem Dackelblick an, den ich auch drauf hatte; »Was ist überhaupt passiert? Und wer ist der da?«

»MAMA! Was soll den der Ton!? Ich bitte dich! Das ist ein Freund von mir, sein Name ist Patrick! Und nur weil er im Moment etwas mitgenommen aussieht, ist er noch lange kein schlechter Mensch!«, belehrte ich meine Mum, die ihre seltsame Grimasse, die sie bei Patricks Anblick machte, sofort verzog. Aber es war verständlich, denn seine Klamotten sahen schrecklich aus, weil sie zerrissen waren und einige Schrammen waren zu sehen.

»Guten Abend.«, sprach es hinter mir sehr schüchtern.

»G...Guten Abend. Tut mir leid, aber... ich..«, rechtfertigte sich meine Mutter, wobei sie aussah wie ein Kind, das gerade etwas ausgefressen hatte. Sie blickte auch verlegen auf den Boden und ich genoss diesen Augenblick.

»Der Grund warum ich zuspät kam und warum Patrick hier ist, ist, dass... ähm«, ich musste mir etwas einfallen lassen, » ich einen Umweg durch den Park hier in der Nähe genommen habe, weil ich nach der Schlaferei Bewegung brauchte. Und dann sah ich Patrick inmitten einer kleinen Gruppe von Jungs. Sie schubsten ihn herum und haben ihm die Klamotten zerrissen. Als ich nach ihnen rief, stießen sie ihn zu Boden und liefen weg. Er erzählte mir, dass er auf dem Weg zur Schule war um nach mir zu sehen, da hatten ihn diese Typen angefallen. Also nahm ich ihn mit und hier ist er. Kann er heute Nacht hier übernachten?«, fragte ich zum Schluß.

Meine Mutter sah mich ungläubig an und ich befürchtete sie würde den Schwindel durchschauen, doch sie sagte:

»Natürlich kann er bleiben! Das ist doch nun wirklich kein Problem.«, ich war bei diesen Worten erleichtert, »Und: Es tut mir wirklich leid!«

»Ist schon gut. Ich verstehe ihre Reaktion, schließlich kommt nicht jeden Tag ein heruntergekommener Junge zu ihnen nach Haus und bittet sie um ein Unterkunft.«, lachte Patrick meiner Mum entgegen, um sie aufzumuntern.

»Danke! Du bist wie mein Sohn. Ständig nur blöde Witze reißen, egal wie schlimm es um ihn steht. Wißt ihr was? Ich mach euch was zu essen! Wie wär's?«

»Gut!«, antworteten wir wie aus einem Munde und sahen uns dabei lachend an.

»Schön, dann gibt's gleich Spaghetti! Sie schmecken, machen satt, es ist einfach sie zu kochen und es dauert nicht lange. Bis dahin könntest du«, sie wandte sich zu mir, »dich darum kümmern, dass dein Gast neue Klamotten bekommt und wo die Dusche ist kannst du ihm auch zeigen. Nichts für ungut, aber es wäre auch für dich - Patrick - wenn du vor dem Essen noch unter die Dusche kommst. Das entspannt und hinterher geht's dir bestimmt besser.«

»Dankeschön! Ich wäre sicher in wenigen Sekunden selbst darauf gekommen, aber Mütter sind in dieser Beziehung schneller.«, sagte Patrick zu ihr, während sie in die Küche ging.

»Komm mit«, forderte ich ihn auf und er folgte, das gefiel mir.

Wir gingen in mein Zimmer, zu dem wir quer durch die ganze Wohnung laufen mussten. So hatte ich aber auch die Möglichkeit ihm alle Räumlichkeiten zu zeigen. Mein Zimmer war zwar nicht das größte in der Wohnung, aber es war genug Platz für ein breites Bett, Schreibtisch, Schrank, etc., auch ein Computer war da und ich hatte noch genügend Freiraum für mich und Gäste.

»So! Dies ist mein kleines Reich. Fühl‘ dich wie zu Hause. Wenn du was brauchst frag ruhig, OK?«, auf die Frage nickte er stumm, denn er war beschäftigt sich alles anzusehen. Am meisten gefielen ihm die Bücher, die sich bei mir stapelten. Währenddessen suchte ich ein paar Sachen zum Anziehen, die ihm passen könnten und in denen er auch gut aussieht.

»Ich finde es hier toll!«, sagte er voll Begeisterung, schnappte sich eine für ihn bereitgelegte Boxershorts und meinte, »Nun geh‘ ich besser duschen, sonst komme ich zum Essen zu spät und deine Mutter macht mir die Hölle heiß.«

»Lass‘ dir Zeit, sie dreht schon nicht durch. Und wenn doch, werde ich ihr die Meinung geigen!«, worauf er lachte und aus dem Zimmer verschwand.

Ich legte noch eine Hose für ihn bereit und ging zur Küche. Als ich beim Bad vorbei lief hörte ich zwar das Wasser rauschen, aber ich vernahm auch Geräusche, die mir unmissverständlich sagte, dass er gerade das Bad bewunderte. Mehr als ein Lächeln konnte ich im Moment nicht dafür opfern, denn ich freute mich innerlich viel mehr über seine Anwesenheit, als ich auszudrücken vermag. Doch gerade als ich weitergehen wollte, sah ich, dass er die Tür nicht abgeschlossen hatte. Der erste Gedanke der mir in den Sinn kam war: ‚Warte bis er anfängt sich zu duschen, dann öffne die Tür einen Spalt breit und genieß den Anblick.‘ Allerdings besann ich mich eines Besseren und setzte meinen Weg fort.

In der Küche war meine Mutter, Sabine übrigens, heftig am werkeln. Sie schien dabei nicht bemerkt zu haben, dass ich eingetreten war. Aus purer Langeweile wollte ich etwas Small Talk mit ihr führen.

»Mum!«, rief ich, worauf sie schreckhaft zusammenzuckte, sie den Kochlöffel ruckartig aus dem Topf mit der Soße schwang und sich beinahe mit heißer Tomatensoße verbrühte. Dennoch machte sie eine riesige Sauerei.

»Menschenskind! Erschreck mich nie wieder so! Was willst du denn jetzt? Wenn es um das Essen geht, wirst du wohl noch ungefähr eine halbe Stunde warten müssen. Ich kann auch nicht zaubern.«, fuhr sie mich an.

»Darum geht es nicht. Ich wollte wissen wo Patrick schlafen kann.«

»Es war doch deine Idee, warum kümmerst du dich nicht darum? Er könnte doch einfach mit dir in deinem Bett schlafen, da ist genug Platz. Die anderen Liegemöglichkeiten sind zu unbequem, als dass ich einen Gast darauf schlafen lassen möchte.«

»Guter Vorschlag!«, erwiderte ich und freute mich innerlich sehr, »Sag! Was hältst du von ihm?«

»Warum willst du das wissen? Das ist doch nun vollkommen unwichtig, schließlich bleibt er nur eine Nacht hier und ist nur ein Freund von dir. Nicht dass ich etwas gegen ihn hätte, aber warum interessiert dich meine Meinung?«

»Komm schon, antworte einfach.«

»OK, OK! Wenn‘s dich glücklich macht. Also: Ich finde ihn höflich auf eine nette, unaufdringliche Art und Weise. Er scheint auch intelligent und clever zu sein. Benehmen hat er auch und drängt sich niemandem auf. Kurzum: Das genaue Gegenteil von dir.«, spaßte sie auf meine Kosten.

»Soll das heißen ich bin nicht mehr dein Sohn?«, fragte ich scherzhaft.

»Du hast es begriffen, wann packst du deine Sachen?«

»Jetzt gleich!«, sagte ich, ging zu ihr hin, packte sie am Arm und tat als ob ich sie aus der Küche zerren wollte.

»Was soll denn das?«

»Du hast gesagt ich soll packen und die Dinge, die einem wichtig sind packt man zuerst ein.«, antwortete ich.

»Wie süß!«, sie umarmte mich, »Aber jetzt mach das du raus kommst, du störst mich!«

Ich verschwand umgehend und ging in mein Zimmer. Dort legte ich eine CD in die Anlage und drückte auf Play. Es war eine dieser Moods-CD's, die einen mit wohlklingender Musik berieseln, zu der man wunderbar entspannen kann. Und das tat ich indem ich mich quer übers Bett legte, die Beine baumeln ließ und die Augen schloß. Bei dieser Musik war ich in der Lage mir schöne Landschaften zusammen zu träumen, mit schönen, exotischen Phantasietieren und –pflanzen. Oft vergaß ich alles um mich herum, vor allem die Zeit. Ein Geräusch störte meine Konzentration, so dass ich mich aufsetzte, was ich dann sah verschlug mir die Sprache. Es war Patrick er stand in der Tür und sah mich an; das einzige was er anhatte war die Boxershorts - er sah unglaublich aus.

Sein Gesicht war durch die warme Dusche noch rot, er sah wie ein schüchternes Kind aus, was ihn sehr niedlich machte. Dieser Effekt wurde durch die blonden, verstrubbelten Haare noch gestützt. Die Schultern hingen nicht so runter, wie es bei vielen Teenagern der Fall war, aber sie waren auch nicht zu breit um abstoßend oder unpassend zu wirken. Seine Brust war fest und kräftig; man konnte sogar diese leichten Hervorhebungen sehen, die sportliche Jungs oft haben, doch waren sie nicht extrem ausgeprägt und es wirkte einfach sexy. Sein Bauch ließ nur Umrisse von Bauchmuskeln erkennen, ansonsten war er flach und unterm Bachnabel verlief eine dünne Linie aus Haaren. Seine Beine sahen ebenfalls kräftig aus ohne sonderlich muskulös zu sein. Ich fand zwar dass ich gut aussah, doch er sah einfach perfekt aus, wenn dieses Wort ausreichte sein Aussehen zu beschreiben. Die Musik im Hintergrund machte das Bild vollendet, gelungen und rundum perfekt.

Ich sah ihn mit aufgerissenen Augen an und sah bestimmt ziemlich blöd aus. Mein Verhalten schien er zuerst nicht zu verstehen.

»Was ist? Hast du einen Geist gesehen?«; fragte er naiv.

Als sich mein Zustand nicht änderte, merkte er, dass es etwas mit ihm zutun haben müsste. Dann sah er auf sich hinunter und verstand. Wie ein geölter, rot angelaufener Blitz stürmte er aus dem Zimmer und kam, in meinen Bademantel gehüllt, ins Zimmer zurück.

»Tut mir leid! Ich hab nicht nachgedacht, ich kam rein, weil ich dachte du bist nicht da. Sorry!«, sagte er und wurde mit einem Schlag wieder rot.

»Kein Problem. Du hast nichts was dir peinlich sein könnte, ehrlich! Du warst ja nicht nackt, also!«, plapperte ich raus und hätte mir in diesem Moment die Zunge abschneiden können. Zum Glück kam meine Mutter ins Zimmer und unterbrach die peinliche Stille, die eingetreten war. Sie trug ein Tablett mit zwei Tellern, diese waren mit Spaghetti gefüllt und darüber war eine ordentlichen Portion Tomatensoße.

»Essen fassen Jungs! ... Was ist denn mit euch?«, fragte sie, als sie sah dass wir beiden den Blick zum Boden gerichtet hatten, »Was immer ihr gemacht habt, vergesst es einfach! Setzt euch und esst euch erst mal satt und dann geht ihr ins Bett. Ihr könnt dann dort eure Probleme untereinander klären und was auch immer.«

Sie schien sich der Zweideutigkeit ihrer letzten Worte nicht bewusst zu sein, aber ich hatte auch keine Lust sie auf diese hinzuweisen. Das Tablett, das sie trug, fand seinen Platz auf meinem Schreibtisch, der breit genug war. Dann schob sie die Stühle für uns heran und ging raus. Wir setzten uns und aßen stumm. Dann gingen wir schlafen.

Jeder von uns lag auf einer Seite des Bettes und selbst zu zweit gab es genug Platz. Hatte Meine Mutter dieses Bett für eine solche Situation gekauft? Wohl eher nicht, zumindest nicht für eine solche Situation.

Ich lag wie ein starres Stück Holz auf dem Rücken und starrte die Decke an, während Patrick mir den Rücken zugewandt hatte und er schlief, meiner Meinung nach, sofort ein. Ich wagte es kaum zu atmen, geschweige denn mich zu rühren. Als ich jedoch mal zur Seite guckte, fiel mir der eine Spruch wieder ein: »Ein schöner Rücken kann entzücken.« Von da an kannte ich auch die Bedeutung, den »entzücken« konnte dieser Rücken wirklich; allem voran ein bestimmtes Körperteil an mir. Plötzlich packte mich die Neugier! Ich drehte mich mit dem ganzen Körper nach links, zu Patrick hin, und rückte etwas näher an ihn heran, dann bewegte ich eine meiner Hände in seine Richtung. Als ich ihn berührte, war es ein unbeschreibliches Gefühl, sowohl körperlich, als auch seelisch! Ich begann innerlich zu glühen, als ob ein Feuer in meinem Herzen entfacht wurde. So hatte ich mich noch nie in der Nähe einer anderen Person, erst recht nicht bei Jungs, gefühlt, doch es war schön. Zögerlich und entschlossen rückte ich Stück für Stück näher und meine Auf- und Erregung stieg immer weiter. Ohne Unterlass streichelte ich ihn am ganzen Rücken. Zum Schluß war ich so nah, dass mir die Millimeter, die uns trennten, unüberwindbar und qualvoll erschienen. Ich konnte nicht anders und legte meinen Arm um ihn, es war der reine Wahnsinn. Mein Körper war bis zum Äußersten gespannt. Es war als drohte ich von innen zu explodieren, ich atmete nun kaum. Nun war ich in der Lage seinen Bauch zu erkunden, aber irgendwie hatte ich Angst. Gerade als ich den Arm zurückziehen wollte, wurde ich daran gehindert. Patrick hatte nach meinem Arm gegriffen, seine Hand umschloss mit zartem Druck mein Handgelenk. Ehe ich mich versah, lag meine Hand auf seine Brust, so dass ich gezwungen wurde noch enger an ihn zu rücken, sonst wäre diese Position etwas unangenehm für mich gewesen. Hatte er das gewußt? Ich konnte die Wärme seines Körpers spüren, ein Gefühl, das mich vollends zufrieden stellte und mir sämtliche Sorgen nahm. Er ließ mich los und wie unter Hypnose begann ich seine Brust zu erkunden. Langsam ertastete ich jeden Millimeter seiner weichen Haut, spürte jede Pore unter meinen Fingern und genoss die Bewegungen, die durch das tiefe, langsame Ein- und Ausatmen entstanden. Unwillkürlich passte ich den Rhythmus meiner Atmung der seinen an. Unsere Köpfe lagen so dicht bei einander, dass jeder Luftzug von mir bei ihm eine Gänsehaut verursachte. Langsam wanderte meine Hand tiefer und streichelte nun seinen Bauch. Bei jeder Berührung zuckte er leicht, es schien er war kitzlig. Mir gefiel dieses Spiel und ich genoss es der Herr seiner süßen Qualen zu sein. Dann fühlte ich den Bauchnabel und die Haare die sich darunter befanden. Weiter runter traute ich mich nicht, doch das war nicht nötig, schließlich war das für uns vorerst genug. Ohne das ich es merkte, hatte er begonnen meinen Arm zu streicheln und das war eine Steigerung der Lust, die sich nicht übertreffen ließ. Meinen andern Arm ließ ich dann vorsichtig unter die Kissen gleite, so dass ich Patrick am Kopf streicheln konnte. Seine Haare waren wie Seide, leicht, biegsam, glatt und sie rochen unwiderstehlich gut.

Ich weiß nicht wie lange wir in dieser Nacht beieinander lagen und uns einfach zärtlich streichelten. Jede Sekunde war wie eine Ewigkeit, doch war selbst die Ewigkeit nicht lang genug um es lange genug zu genießen oder auch nur in Worte zu fassen, was für Empfindungen wir beide hatte. Letztendlich fand auch unsere Erkundung, wie alles Schöne, leider ein jähes Ende, da wir beide einschliefen. Ich fühlte mich in dieser so wohl wie nie zuvor und die Liebe eines Jungen schien für mich die einzige Möglichkeit wirklich glücklich zu sein. Diese Nacht veränderte mein Leben. Nein! Sie führte mich nur auf den richtigen Weg und zeigte mir das, was für mich die wahre Erfüllung darstellte. Über kurz oder lang wäre ich zwar irgendwann auf den Gedanken gestoßen, dass ich in Wahrheit schwul sein wollte oder sein sollte, doch diese Möglichkeit seine Sexualität zu entdecken fand ich weitaus schöner.

Am nächsten Morgen erwachte ich sehr früh, früher als der Wecker klingeln sollte. Sofort erwachte in mir der Gedanke, dass etwas nicht stimmte oder schlimmer: etwas bzw. jemand fehlt. Wie wahnsinnig begann ich im Halbschlaf und mit geschlossenen Augen das Bett zu befühlen. Es war, ich ausgenommen ,leer! Entsetzt riss ich die Augen auf und sprang aus dem Bett. Wie ich zu meinem Unglück feststellte war Patrick nicht mehr da, er hatte mich einfach so verlassen. In Windeseile durchsuchte ich die Wohnung, aber er war nirgends zu finden.

Enttäuscht lief ich in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Schmollen brachte zwar nicht viel, aber es ging nicht anders. Dann bemerkte ich etwas, das ich vorher in der Panik nicht gesehen hatte. Es war ein kleiner Zettel, auf dem mein Name geschrieben stand. Es war ein Brief von Patrick:

»Sorry!

Es tut mir leid, dass ich einfach verschwunden bin, aber ich kann nicht ewig bleiben; außerdem hätte uns deine Mum »erwischt«, wenn ich nicht vor ihr abgehauen wäre. Ich wollte dich nicht wecken, weil du so schön geschlafen hast. Die Nacht mit dir hat richtig Spaß gemacht.

Vergiss nicht: Ich bin immer für dich da. Ruf mich wenn du mich brauchst.

Tschüs mein Süßer!

Nachdem ich den Brief gelesen hatte, machte mein Herz Luftsprünge. Ich fühlte mich wie neu geboren. Ich hätte die ganze Welt umarmen können. Er hatte mich doch nicht einfach verlassen!

Nach einigen Minuten der Freude sah ich auf die Uhr. Es war Zeit zum Aufstehen, ich war also mehr als pünktlich aufgestanden. ‚Die Schule würde an diesem Tag richtig lustig werden‘, dachte ich, weil ich einen Brief vom liebsten Menschen überhaupt bekommen hatte. Wie ein Wirbelwind flitzte ich durch die Wohnung und machte mich fertig und brauchte diesmal weniger Zeit als sonst. Lag das an meiner Laune?

Als ich dann draußen war und der Bus, auf den ich gewartet hatte, ankam, fiel mir etwas entscheidendes ein. Andrea! Wie soll ich ihr erkläre, dass... ich...? Wir waren so lange ein Paar gewesen und nun sollte alles einfach vergessen werden. Was sollte ich machen? ... Ich entschied mich erst mal zu schweigen und einen günstigen Moment zu erwischen um mich ihr anzuvertrauen.

»Guten Morgen Schatz!«, unterbrach es mich. Es war die Person, die mir Kopfzerbrechen bereitete.

»Morgen!«, das Wort »Süße« konnte ich nicht mehr über meine Lippen bringen. Nicht ohne weiteres!

»Geht's dir gut? Scheinst wohl noch leicht angeschlagen zu sein. Konntest du überhaupt schlafen?«, fragte sie.

»Ja, mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich bin nicht so einfach unterzukriegen!«

»Das hoffe ich doch! Dann kann ich dich ja fragen, ob du gut geschlafen hast?«

Und wie ich das getan hatte, aber das durfte ich ihr nicht sagen oder doch? Statt dessen erwiderte ich:

»Naja, war schon mal besser. Es war ohne dich so einsam.«, sagte ich und hätte mir für diese Lüge selbst die Zunge abbeißen können. Denn ich log nicht nur sie an, sondern ich verleugnete auch meine Gefühle und mich selbst. Zu dem kam noch hinzu, dass ich behauptete die Nacht mit Patrick hätte mir nichts bedeutet, obwohl mehr als der Gegenteil der Fall war.

»Ich werde mich ab jetzt um dich kümmern.«

Während der übrigen Fahrt passierte nicht viel. Andrea erzählte mir nur zu gern wie sich meine Mutter aufgeregt hatte. Sie hatte scheinbar auch viel Mühe sie – meine Mutter – wieder zur Vernunft zu bringen, da sie ziemlich wütend war und eigentlich versprochen habe mir den Hals umdrehen.

Als wir bei der Schule ankamen, bekam ich dieses unbehagliche Gefühl, dass wieder etwas ungewöhnliches passieren würde. Hasste mich die Schule? Ich dachte, dass ich mir alles einbildete und mein Misstrauen unbegründet war. Dann, in der zweiten Großen Pause, rief jemand mitten im Gang nach mir. Als ich mich umdrehte konnte ich nicht glauben wer es war.

»Hast du was? Warum bist du so entgeistert? Sei freundlich und begrüß‘ mich, bitte!«

»Ich wüßte nicht wieso! Wegen dir musste ich einiges durchmachen und nett warst du zu mir auch nicht gerade.«

»Du bist ja so nachtragend! Diese Kleinigkeiten sind doch Schnee von gestern.«

»Chris! Kleinigkeiten? Du hast mich verprügeln lassen und wolltest mich«, ich senkte meine Stimme und flüsterte, »töten. Verflucht, für wie dämlich hältst du mich? Dir kann ich nicht mehr einfach vertrauen! Was willst du eigentlich von mir?«

»Nichts! Kann ich dich nicht einfach besuchen?«, antwortete er und ich konnte nicht anders, als ihn blöd anzukucken.

»Schon gut, schon gut! Ich wollte dich ein bisschen ausspionieren. Sehen was du so tust.«, antwortete er und während ich den Mund aufmachte, um ihn zu fragen wieso, sprach er »Du bist für mich ein ganz interessantes Kerlchen geworden, vor allem seit den gestrigen Geschehnissen.«

Dann kam er näher, so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte und in seinen Augen sah ich mein Spiegelbild. Von ihm ging eine elektrisierende und erotische Ausstrahlung aus. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht vor Auf- und Erregung anfangen zu zittern.

»Jetzt versteh ich, was dieses Weichei so toll an dir findet.«

»Lass mich in Ruhe!«

»Warum so gemein? Ich werde dir nichts böses tun. Es würde mir nicht viel bringen, da ich weiß, dass du gut geschützt bist.«, sagte er, »Er scheint dich sehr zu lieben, genau wie du ihn liebst. Und doch verratet ihr eure frühere Liebe. In deinem Fall wäre es diene Freundin Andrea, hab ich recht?«

»Was meinst du? Er verrät niemanden, so etwas würde Patrick nicht tun. Niemals!«

»Dann hat er dir doch nicht erzählt welche Beziehung zwischen uns bestand, oder?«, grinste er mir entgegen. Es schien ihn zu amüsieren, dass er einen Punkt entdeckt hatte, den er gegen mich und Patrick hätte ausnützen können.

»Ich weiß nicht was du meinst. Sag es mir sofort!«

»Nein, das werde ich nicht machen. Dein Liebling sollte sich darum kümmern, den Spaß möchte ich ihm nicht nehmen, obwohl ich eure Gesichter dann gerne sehen würde«

»Du bist ein Schwein. Ich weiß, dass du uns nur gegeneinander aufhetzen willst, aber das gelingt dir nicht«, versuchte ich mit Sicherheit zu antworten.

»Lügner. Du zweifelst an ihm und mein schweinisches Verhalten macht dich an. Du kannst es nicht verbergen, ich kann es fühlen. Deine Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt, deine Haut glüht und du zitterst, weil dir sekündlich kalte Schauer den Rücken runter laufen.«

Er hatte mich durchschaut und ich wurde rot, aber so sollte es nicht enden. Ich wollte nicht, dass er Recht behält! Sein Grinsen konnte ich nicht ertragen, aber viel dagegen tun konnte ich nicht. Mein Wunsch, das Schweigen zu brechen und der Peinlichkeit zu entfliehen, wuchs ins Unermessliche.

»Wer ist das Schatz?«, fragte Andrea, die aus dem Nichts aufgetaucht war.

»Niemand!«

»Sein nicht so unhöflich«, meckerte sie mich an, »Ich heiße Andrea und wer bist du?«

»Man nennt mich Chris. Schön dich kennenzulernen. Ich habe schon soviel von dir gehört.«

»Wie charmant! Woher kennt ihr euch?«

»Ja, Felix! Erzähl Andrea wie wir uns kennengelernt haben. Ich würde es auch so gern noch mal von dir hören.«

Verdammt! Nun saß ich in der Klemme. Eine Ausrede wäre nicht schlecht gewesen, aber mir fiel rein gar nichts ein. Andrea blickte mich erwartungsvoll, neugierig und ungeduldig an.

»Ich... Ähm... Nun«, stotterte ich.

»Er scheint es dir nicht erzählen zu wollen.«, unterbrach mich Chris, »Dann werde ich es tun. Ich bin der beste Freund eines Cousins deines Felix‘. Wir haben uns in den Ferien bei seiner Tante «zufällig» getroffen und sind seither «gute» Freunde.« Der Unterton, den er bei diesen Sätzen auflegte, gefiel mir nicht, aber im Moment war ich ihm dankbar, so wenig das auch war.

»Davon höre ich zum ersten Mal, aber jetzt ist es nicht mehr so wichtig. Felix wir müssen zum Unterricht. Auf Wiedersehen!«

Ich nickte Andrea zu. Eine Verabschiedung mit den gleichen Worten, die sie benutzt hatte, kam mir nicht über die Lippen, denn wiedersehen wollte ich ihn nicht. Er war jedoch schneller.

»Wir sehen uns später Felix! Ich hoffe es zumindest.«, grinste er hämisch und ging zur Treppe, dann war er weg.

Ich warf ihm noch ein »Ja« an den Kopf und bewegte mich, samt Begleitung, zum nächsten Fachraum, in dem wir Unterricht haben sollten.

Der übrige Tag war ereignislos und eher langweilig, wie es in der Schule halt so ist. Mich persönlich quälte die Ungewissheit, ich wollte wissen, was Chris und Patrick miteinander zutun hatten. Deshalb konnte ich es nicht erwarten, dass es endlich klingelte und ich gehen durfte.

Als es dann soweit war, verließ ich die Klasse rasend schnell und hinterließ Andrea wütend zurück. Die Heimfahrt war ziemlich schnell zu Ende und ehe ich mich versah, stand ich in meinem Zimmer. Das Haus war sonst leer, denn meine Mum war noch bei der Arbeit.

»Patrick! PATRICK! Komm sofort her! Ich muss mit dir reden!«, schrie ich wie ein verrückter in meinem Zimmer herum und blickte durch die Gegend, als erwarte ich , dass er plötzlich aus einer Wand herausläuft. Unerwartet hörte ich wie jemand den Flur entlang und zu mir hin ging. Patrick kam um die Ecke und tat ein.

»Warum schreist du so? Ich bin nicht taub. Nun ja, jetzt schon. Wie geht's dir? Was hast du auf dem Herzen, wenn ich fragen darf?«, lächelte er mich an.

»Müsstest du das nicht schon längst wissen? Bist du nicht die ganze Zeit in meiner Nähe gewesen? Hast du nicht gehört was Chris gesagt hat?«

»Nein! Ich bin etwas uninformiert. Er hat verhindert dass ich euch zuhöre. Was war denn los?«

»Sag mir was euch beide verbindet!«

»Bitte? Ich versteh nicht.«, meinte er verdutzt.

»Du hast schon verstanden! Was für eine «Beziehung» bestand zwischen euch? Oder besteht sie immer noch?«, wollte ich wissen.

Patrick richtete seinen Blick zu Boden und sah auf einmal sehr mitleiderregend aus. Ich schien einen Wunden Punkt getroffen zu haben und darüber war ich nicht sonderlich glücklich, aber was sein musste, musste sein.

»Ich habe dir eine wichtige Sache in meiner Geschichte vorenthalten, weil ich dich mag und dich nicht damit verletzten wollte. Es ist nämlich so: Lothiass hat mich früher sehr geliebt. Er war eine Ausnahme, denn wir können keine eigenen Gefühle entwickeln. Es sei denn zwei Menschen sind seelisch miteinander verbunden, sprich: sie sind seelenverwandt, dann gehören auch ihre Engel zusammen.

Lothiass verspürte schon immer eine Anziehung zu anderen Engeln, wobei es sich meistens um männliche handelte. Er handelte auch auf dieser Ebene widernatürlich. Bei mir erreichte seine Gefühlsfreiheit einen Höhepunkt, doch ich ignorierte ihn. Doch er ließ sich nie entmutigen und schließlich hatte er es geschaffte mich zu überzeugen. Ich begann eigenständig zu fühlen und zu denken, zumindest mehr als vorher. Die Gebundenheit an eine bestimmte Aufgabe war zwar noch da, aber sie war nicht mehr so stark wie bei den anderen und so entwickelte ich ein eigenes Leben.

Lothiass und ich waren wie füreinander geschaffen und unsere Liebe kannte keine Grenzen, doch dann kam der Tag, an dem ich starb und er Tränen vergoss. Er zog damals wegen MIR los und verfluchte sein Leben, um meines zu Rächen, doch das war falsch. Seine Liebe, aber auch seine Rachsucht, gaben ihm die Möglichkeit hierher z u kommen. Hier wurde er in seinem Verhalten bestätigt und er wünschte sich nichts sehnlichster, als mich wiederzusehen. Sein Wunsch schien sich irgendwann in unserer Welt erfüllt zu haben , denn ich wurde wiedergeboren. So etwas hat es selten gegeben; nur willensstarke Menschen können in einem neuen Körper ihren alten Geist behalten. Den Rest kennst du ja.»

»Aber wieso seid ihr nicht mehr zusammen?«, fragte ich.

»Weil er sich sehr verändert hatte seit damals! Er war zwar noch er selbst und seine Art war auch irgendwie die gleiche, aber er strahlte eine Kälte aus, die mir Angst machte und es heute noch tut.«

Ich ließ mir alles durch den Kopf gehen. Es war alles so kompliziert und ich kam mir in dieser Geschichte fehl am Platz vor. Eines wollte ich dann aber noch wissen.

»Patrick könntest du... Ach nein lass mal!«

»Was ist denn? Ich werde nicht deine Gedanken lesen um es herauszufinden, denn ich vertraue dir und du solltest damit auch anfangen. Also! Sag mir was du möchtest.«, forderte er mit einem Blick, dem ich nicht widerstehen konnte.

»Ähm... Ich hab mich gefragt... Ob du.... Naja... Wie du wohl aussiehst wenn du dich «verwandelst». Denn Chris sah als Lothiass auch ziemlich eindrucksvoll aus. Könntest du mir den Gefallen tun, ich will es nur ein einziges Mal sehen.«

»Wenn's nichts weiter ist, gern!«, antwortete er. Ich war gespannt und setzte mich schnell auf mein Bett, weil ich befürchtete während der »Show« umzufallen.

Patrick stand ganz locker und unverändert da. Dann begann er tief zu Atmen und mit jedem Zug schien er mehr Luft aufzunehmen. Von einer Sekunde zur anderen ließ er seinen Oberkörper hängen und begann leicht zu schweben. Eine Weile passierte überhaupt nichts. Dann flogen schlagartig die Fenster in meinem Zimmer auf und der Wind raste rein. Die Luft wirbelte im Raum etwas umher und wurde zunehmend stärker, als hätte jemand einen kleinen Tornado freigelassen. Dennoch schien Patrick der einzige zu sein, auf den der Wind einen Physischen Einfluß hatte, d.h. er (der Wind) war fühlbar, aber er war nicht in der Lage etwas weg zu wehen. Als hätte ihn jemand hinterrücks angeschossen, schnellte Patricks Brust nach vorne, seine Arme hingen schlaff an den Seiten herab, sein Kopf war von der schellen Bewegung nach hinten geworfen worden und ein langes, leises Stöhnen entwich aus seinem Körper. Es wurde wieder windstill im Zimmer, doch dafür setzte ein leiser und hallender Gesang ein. An dem Punkt wo das Herz sitzt, schossen weiße Stofffetzen aus Patricks Brust. Sie umkreisten ihn und schlangen sich langsam, geschmeidig um seinen Körper, während die übrige Kleidung verschwand. Dieser Vorgang wurde schließlich von einem hellen, weißen Licht beendet und Patrick, scheinbar aus einer Trance erwachend, hob den Kopf und richtete sich auf. Dann schüttelte er den Kopf, als würde er nasse Haare haben und diese trocknen wollen, und die blonden Haare wurden zunehmend länger und länger. Als sie so lang waren, dass sie die Kniekehlen berührten, hörte das Wachsen auf. Mit einem Lächeln schwebte Patrick zu Boden.

»Zufrieden? Das ist deine Vorstellung von mir. Dies ist mein wahres ich. Dies ist der Körper von Aréas«

Ich war begeistert. Das einzige was ich tun konnte war den Mund aufzumachen und wie ein Vollidiot aus der Wäsche zu gucken. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass etwas fehlte und es fiel mir auch ein.

»Wunderschön, aber es fehlen die Flügel!«

»Du bist heute wählerisch!«, meinte er und schaute böse, »Quatsch! Mach ich für dich doch gerne.«

Er streckte die Arme zu Seite, spreizte die Finger ab, schloss die Augen, hob den Kopf, so dass seine Nase schräg zur Decke zeigte, und dann atmete er tief durch die Nase ein. In diesem Moment wurde das Zimmer von einem strahlend weißen, warmen Licht erfüllt. Dieses Licht kam scheinbar von außerhalb oder von weit weg und es sammelte sich hinter Aréas Rücken, genau zwischen seinen Schulterblättern. Aus den einzelnen Lichtstrahlen, die sich gesammelt hatten, entstand ein Lichtkranz, aus dem die Flügel wuchsen. Es sah aus wie wenn ein Schmetterling seine Flügel das erste Mal entfaltet. Als die Flügel völlig entfaltet und zur vollen Größe ausgewachsen waren, verblasste das Licht und Patrick entspannte sich wieder.

»Ist es so in Ordnung? Es geht auch anders, aber ich wollte dir zeigen, wie du dir das in deinen tiefsten Phantasien vorstellst. Ich habe nur das gemacht, was dich zufriedenstellt; ansonsten hätte ich die Gestalt und die Klamotten im einem Augenblick, ohne großen Aufwand, einfach geändert.«, sprach er und nun erst merkte ich, dass seine Stimme etwas anders war. Sie klang ein bisschen tiefer und doch so schön. Es war als würde er jedes Wort singen und ein Echo oder Nachhallen in jeder Silbe hinterlassen. Gleichzeitig war sie auch klingend und fließend, geschmeidig und weich, aber auch gebieterisch und erhaben, kraftvoll und furchteinflößend.

Vor mir stand wahrhaftig ein Engel, womit ich nicht das Aussehen, die Vorgeschichte und die Herkunft meinte, sondern den Charakter. Er war für mich so oder so der wichtigste Mensch in meinem Leben geworden. Ich wollte ihn nie wieder verlieren oder verlassen. Was konnte ich mir sonst wünschen, außer mit ihm ewig zusammen zu sein.

»Hey, aufwachen!«, weckte mich Aréas. An seinen Füßen sprühten bunte Funken, die in die Luft flogen und dabei verwandelte er sich langsam zurück. Sein weißes Gewand löste sich von unten nach oben langsam in Tausende bunte, kleine Sternchen auf und ließen dabei seine (für mich) gewohnte, »menschliche« Gestalt zurück. Als die Funken am Kopfende, oberhalb der Haare angekommen waren, war Patrick bis auf die Haare wieder der selbe. Dann sausten die Sternchen in jedes einzelne Haar, verschwanden und die Haare wurden dann allmählich kürzer, bis sie den ursprünglichen Zustand erreicht hatten.

»Träumst du immer noch?«, fragte Patrick, doch ich war einfach zu fasziniert um sofort zu antworten.

»... Wenn ich dich sehe... muss ich immer träumen.«

»Du bist ein richtiger B-Engel. Weißt du das?«

»Natürlich. Willst du deinem B-Engel nicht umarmen und ihm einen Kuss geben?«

Er antwortete nicht auf diese Frage, aber er kam der Aufforderung gleich nach. Er bewegte sich langsam zum Bettrand, auf dem ich saß, stellte sich zwischen meine gespreizten Beine, legte seine Arme auf meine Schulter, während ich meine Hände auf seine Hüfte ruhen ließ, und dann gab er mir einen Kuss »von oben«. Dann merkte ich, dass er mich mit leichtem Druck nach hinten drückte und ich mit dem Oberkörper langsam nachgab. Nach wenigen Sekunden lag ich auf dem Bett und er stand gebeugt über mir. Ganz unerwartet kippte er zur Seite und lag auf dem Rücken neben mir auf dem Bett. Ich fand die Aktion seltsam und fühlte mich verarscht.

»Was... Ähm... ist denn... ?«, fragte ich.

»Nichts! Rein gar nichts. Ich wollte einfach mal etwas gemein zu dir sein, da ich sonst immer so nett bin«

»Aha!«, ich begriff langsam, »Und du bist sicher, dass du weiterhin mir gegenüber «böse» sein willst? Ich warne dich ! Dein Handeln könnte Folgen haben.«

»Ich bin mir vollkommen darüber im Klaren und die Folgen sind mir egal!«, sagte er.

Darauf hatte ich nur gewartet. Mein Zeigefinger fand sofort den Weg zu seinem Bauch, doch ehe ich mich richtig für die Frechheiten rächen konnte, zuckte er zusammen und fing an zu lachen. Natürlich ließ ich meine übrigen Finger nicht untätig und so kringelte sich Patrick schon nach kurzer Zeit vor Lachen.

»Gibst du auf?«, fragte ich gnädig.

Die Antwort bestand aus einer Tat. In einem Kurzen Augenblick der Unvorsichtigkeit packte er meine Hände, schwang sich zur Seite uns saß auf mir oder besser: meinem besten Stück. Meine Hände hatte er über meinem Kopf ans Bett gedrückt. Ich war total hilflos und es gefiel mir!

»Nein ich gebe NICHT auf? Tust du's?«, fragte er, wobei er mir von oben herab in die Augen guckte.

Mich machte die Situation ziemlich an, mein Herz pochte heftig, das Blut strömte schneller durch meine Adern und mein Penis gewann allmählich an Größe, wodurch der Platz in meiner Hose geringer wurde. Zudem saß Patrick auf meinem Unterleib, was eigentlich nichts schlechtes war – ganz im Gegenteil -, aber ich hoffte, dass er es nicht bemerken würde. Kaum hatte ich diesen Gedanken beendet, schon senkte sich sein Kopf zu meinem hin und er flüsterte mir ins Ohr:

»Sag mir wenn ich mich irre. Fühlst du dich sehr BEENGT? Ich jedenfalls finde es angenehm dein DING zwischen meinen Beinen teilweise tu spüren.«

Diese Worte ließen meinen Kopf rot werden, meine Erektion wurde dadurch nicht weiter verhindert. Ich hoffte nur, dass er die Röte in meinem Gesicht nicht so sehr sieht, allerdings konnte er höchstwahrscheinlich das Glühen meiner Wangen spüren. Ich war dafür in der Lage das schelmische Lächeln in seinem Gesicht wahrzunehmen, auch ohne es mit den Augen zu sehen.

Nach einigen, ungewissen Sekunden hob er den Kopf und gab mir einen Kuss, der bald unterbrochen werden musste.

»Felix bist du da!? Wo steckst du!?«; rief die Stimme meiner Mutter aus dem Flur.

Ein Angstgefühl durchfuhr mich, denn meine Mutter würde jede Sekunde in mein Zimmer hereinkommen und würde uns beide in einer eindeutigen Pose erwischen. Aber je mehr ich versuchte meine Lage zu ändern, desto steifer wurde mein Körper vor Angst. Letztlich stand sie vor der Tür und schaute ungläubig ins Zimmer rein. Ich dachte ich müsste sterben und wie immer in solchen Situationen fand ich keine Lösung oder eine Ausrede.

»Was zum...? Was soll das denn?«, fragte sie mit einem Unterton in ihrer Stimme, der ihre Verwirrung deutlich machte.

»Wir... Also... Ich..!«, stammelte ich verlegen.

»Wissen sie; ihr Sohn hat mich ganz gemein gekitzelt und ich musste mich wehren. Also hab ich mir gedacht, dass es das Beste wäre, wenn ich ihn festhalte.«, antwortete Patrick und spielte auf unschuldig.

»Schon gut! Erspar‘ mir weitere Erklärungen! Es geht nicht darum was ihr getan habt, sondern wie blöd ihr ausseht.«, sprach sie und verschwand dann.

Erleichterung machte sich sofort in mir breit und ich war meinem Glück dankbar, aber auch Patrick, der schnell reagiert hat. Einen Moment lag wagte ich es kaum zu atmen.

»Deine Mum ist ziemlich locker.«

»Hä...? Ja, mag sein! Aber wenn sie wüßte was hier wirklich los war, würde sie mich sicher eigenhändig umbringen und dann auf kleiner Flamme schmoren.«

»Wenn du meinst. Ich verschwinde dann mal besser.«

»Nein, Nein! War nur ein Spaß! Bleib‘ doch noch etwas, bitte!«, flehte ich ihn an.

»Es ist nicht wegen deiner Mutter. Ich kann nicht einfach den ganzen Tag hier verbringen, auch wenn ich es noch so sehr möchte. Da draußen läuft Chris rum und ich muss ihn erwischen bevor er dir Schaden zufügt. Ihn zu finden wird schwer und jedes bißchen Zeit ist kostbar.«

»Na gut.«, erwiderte ich traurig, »Dann begleite ich dich zur Tür.«

Wir standen auf und gingen raus. Vor der Tür gaben wir uns einen heimlichen Abschiedskuss er verabschiedete sich noch ein letztes Mal, so dass es auch meine Mutter hören konnte und darauf gleichermaßen antwortete. Mir fiel es schwer die Tür zu schließen, doch letztlich tat ich es doch. Ein Seufzer erleichterte meinen Herzschmerz etwas.

»FELIX! Kommst du bitte mal zu mir ins Wohnzimmer. Ich muss mit dir reden.«, hörte ich meine Mum rufen.

Ratlosigkeit war in meinem Gesicht zu erkennen. Was hatte ich angestellt, dass sie mit mir »reden« wollte? Sonst tat sie es nur wenn ich Ärger gemacht hatte. Ahnungslos sowie bedrückt ging ich zu ihr.

»Setzen!«, kam es von »Frau Strelitz«, kaum dass ich eingetreten war.

»Was...«

»Ruhe! Jetzt rede ich!... Wie fühlst du dich im jetzt? Sei ehrlich.«

»Gut... denke ich. Wieso?«

»Ich stelle hier die Fragen.«, blaffte sie hart, »Und warum, wenn ich fragen darf, ist das so?«

»Keine Ahnung. Ist einfach so.«, langsam ging mir dieses Verhör auf die Nerven.

»Bist du vielleicht verliebt?«

Was sollte die Frage? Was wollte sie damit sagen?

»Verliebt? Ich habe doch Andrea oder hast du sie schon vergessen?«

»Ich dachte an jemand anders!«

Sollte diese Andeutung etwa bedeuten, dass...? Hat sie es schon herausgefunden?

»Wie wäre es mit... Patrick!«, warf sie mir an den Kopf.

Ich kam mir nun sehr klein vor und wußte nicht was ich sagen sollte. Es war, als würde jemand meine sämtlichen Geheimnisse offenbaren und das vor aller Welt. Wie ein kleines Häufchen Elend stand ich da und brachte keinen Ton zur Verteidigung raus.

»Wa...?«, war das Einzige, was ich hervor würgte, da mein Hals zugeschnürt zu sein schien. Aber auch sonst hätte mich meine Mutter unterbrochen.

»Seit gestern Abend. Als ich in dein Zimmer kam uns ihr entgeistert dastandet . Euer seltsames Verhalten machte mir keine Sorgen, aber ich war auch jung und kenne die Andeutungen der Liebe genau. Außerdem ist mir mal das gleiche mit meinen Eltern passiert, wie euch mit mir. Die Fähigkeit in peinlichen Lagen zu stottern hast du von mir geerbt, ich verhielt mich als Teenager oft so, da ich sehr schüchtern war.«

»Was dann?«, fragte ich zaghaft, nachdem ich meine Stimme wiedergewonnen hatte.

»Wie ich dir gerade sagte, stotterst du oft Blödsinn, wenn du etwas verbrochen hast, lügst oder dir etwas peinlich ist. Daraus habe ich geschlossen, dass eure Stellung«, bei diesem zweideutigen Wort wurde ich etwas rot und senkte meinen Blick, »nicht einfach nur Spiel und Albernheit war, auch wenn es damit begonnen hatte. Wäre es nur eine Rangelei zwischen zwei Jungs, so hättest du dich nicht rechtfertigen müssen. Tja, schließlich und endlich hast du dich selbst verraten. Pech gehabt! Vor deiner eigenen Mutter kannst du nichts verstecken.«

Stille trat ein und ich kam mir reichlich dämlich vor. Hatte ich wirklich geglaubt meine Mutter beschwindeln zu können, die mich besser kennt als ich selbst? Wohl kaum. Aber die Liebe schaltet das vernünftige Denken ab und man handelt unüberlegt, so wie ich. Die Spannung in der Luft war spürbar stark und als ich es nicht mehr aushalten konnte zu schweigen, sah ich meiner Mutter, Lena Strelitz, in die Augen, sammelte mich innerlich, holte tief Luft und begann zu sprechen:

»Was wird nun?«

Dies war eine Frage, die sehr viel Mut erforderte und mein Leben auf dem Kopf stellen sollte. Was würde sie antworten? Wie würde sie reagieren? Werde ich meine Entscheidungen bereuen müssen?

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