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Regenbogenfamilie
Kapitel 9 - Zweiter Advent
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Informationen
- Story: Regenbogenfamilie
- Autor: Sonntagskind55
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Da sonntags bei uns normalerweise kein Wecker klingelte, schliefen wir normalerweise schon mal länger als üblich, an diesem Sonntag war das dann doch ein wenig anders. Ich wachte wie fast jeden Morgen so gegen sechs Uhr auf, Thomas, der neben mir lag, schien noch fest zu schlafen. Zuerst überlegte ich noch, ob es Sinn machen würde sofort aufzustehen, ich entschied mich dann doch dafür, noch eine Weile liegenzubleiben. Wenn ich in einer Stunde aufstehe und das Frühstück vorbereite, ist das immer noch früh genug.
Eine ganze Weile ließ ich die letzte Woche noch einmal in meinem Kopf Revue passieren, es war wirklich einiges geschehen in dieser Woche. Irgendwann bin ich dann wohl doch wieder eingeschlafen. Ich wurde erst wieder wach, als an unsere Schlafzimmertür geklopft wurde. Ich blickte kurz rüber zu Thomas und stellte fest, dass er inzwischen auch wach war. Er rief: „herein“.
Zaghaft wurde die Tür geöffnet und der Kopf von Marcus tauchte im kleinen Spalt auf. „Ich soll euch wecken und euch sagen, dass das Frühstück fertig ist und ihr runterkommen sollt.“
Wieder blickte ich zu Thomas, doch diesmal sprach ich Marcus an: „Marcus, du kannst ruhig reinkommen, erstens beißen wir nicht und zweitens gibt’s hier nichts zu sehen, was du nicht schon gesehen hast. Martina und Philipp sind früher ohne anklopfen einfach ins Zimmer gestürmt und haben uns aufgeweckt oder haben sich zu uns ins Bett gekuschelt, wir sind einiges gewöhnt. Als zukünftiger Schwiegersohn gehörst du zur Familie, deshalb einfach hereinkommen und uns wecken. Morgens kannst du dir das Anklopfen ersparen, mehr als rumknutschend wirst du uns nicht antreffen.“
Marcus schob die Tür etwas weiter auf und ich konnte erkennen, dass ich ihn mit meiner Aussage zum Erröten gebracht hatte.
„Wenn du willst, kannst du auch noch kurz zu uns ins Bett hüpfen und kuscheln; wenn wir in den nächsten Minuten nicht unten auftauchen, wird Philipp sicher nach oben kommen und nachschauen, was los ist. Er wird nämlich davon ausgehen, dass du dich nicht getraut hast uns aufzuwecken.“
Sein Gesicht wurde noch etwas röter, er hätte sicher einer reifen Tomate Konkurrenz machen können. Als Schwiegersohn, der mit uns zusammen im Haus wohnt, musste er sich an unsere lockere Art erst noch gewöhnen.
„Na, komm schon, Philipp wird sicher dumm schauen, wenn du bei uns im Bett bist und wir noch ein wenig kuscheln.“
Vorsichtig öffnete er die Tür etwas weiter und kam langsam ins Zimmer. Auf halben Weg zum Bett blieb er plötzlich stehen, schaute uns beide noch einmal ungläubig an und sagte zu uns: „Ich darf wirklich zu euch ins Bett kommen zum Kuscheln, das habe ich mir schon als Kind immer gewünscht, dass ich einmal zu meinen Eltern ins Bett hüpfen darf, um zu kuscheln. Vor allem, wenn ich nachts von einem Alptraum aufgewacht bin, wäre ich gerne mal zu meinen Eltern ins Bett gekrochen. Die haben das jedoch immer abgelehnt, ich durfte ihr Schlafzimmer eigentlich nie betreten.“
Ich überlegte noch, was ich Marcus jetzt antworten konnte, Thomas war jedoch schneller und sagt: „Klar kannst du jederzeit zu uns kommen, wenn dich etwas bedrückt, normalerweise wirst du dich sicher bei Philipp ankuscheln. Wir haben damit kein Problem, selbst Philipp könnte immer noch jederzeit zu uns kommen, wenn er Probleme hat. Jetzt hüpf schon rein zu uns.“
Vom unteren Ende des Bettes krabbelte er jetzt vorsichtig zu uns ins Bett, ich nahm ihn in meine Arme und er kuschelte sich fast wie ein Kleinkind an mich. Vorsichtig streichelte ich ihm über den Kopf. Jetzt mussten wir nur noch warten, bis Philipp die Warterei zu lange dauerte und er nach oben kam.
Es dauerte noch einige Minuten, dann hörten wir ihn über die Treppe nach oben kommen. Er rief nach Marcus, nicht sehr laut, aber immerhin so, dass wir es doch hören konnten. Ich bedeute Marcus, dass er nicht antworten sollte, ich war doch neugierig darauf, wie Philipp reagieren würde. Noch zweimal rief er nach Marcus, der jedoch blieb stumm, dafür sagte nun Thomas: „Was ist los, Philipp, ist dir Marcus abhandengekommen?“
„Nein, ich habe ihn nur zu euch nach oben geschickt, damit er euch wecken und zum Frühstück holen soll. Da jedoch keiner nach unten gekommen ist, wollte ich euch jetzt wecken. War Marcus nicht bei euch und hat euch zum Frühstück gebeten?“
Inzwischen stand er im Türrahmen und schaute uns an. Als er bemerkte, dass Marcus bei mir im Arm lag, wurden seine Augen noch etwas größer, danach dauerte es keine zehn Sekunden und er war ebenfalls bei uns im Bett. Da ich schon Marcus im Arm hielt, warf er sich auf Thomas und in seine Arme und sagte: „Was Marcus kann, kann ich schon lange.“
Ich grinste Thomas an und sagte zu ihm: „Schön, wieder mal unsere Kurzen im Arm halten zu dürfen.“
Das hätte ich wohl lieber nicht sagen sollen, aber ich wollte auch ein wenig provozieren mit meiner Aussage. Philipp löste sich blitzschnell von Thomas, warf sich auf mich und fing an mich zu kitzeln.
„Von wegen die beiden Kurzen, wir sind beide schon groß und wenn du deine Aussage nicht wieder zurücknimmst, wirst du von mir und Marcus so lange durchgekitzelt, bis du aufgibst. Komm, Marcus, hilf mir!“
Marcus sah ihn an und antwortete ihm: „Nein, ich genieße das Kuscheln mit deinem Vater und da will ich gerne der Kurze sein. Wie ich deinem Vater und Thomas bereits erklärt habe, kenne ich das von mir zu Hause nicht, ich durfte als Kind nie zu meinen Eltern ins Bett schlüpfen und mich an sie ankuscheln, obwohl ich mir das immer so sehr gewünscht habe.“
Philipp stoppte mit dem Kitzeln, sah Marcus verwundert an und erwiderte ihm: „Wie, du durftest als Kind nie mit deinen Eltern kuscheln? Das glaube ich dir nicht, das darf doch jedes Kind.“
Jetzt mischte sich Thomas in das Gespräch ein und erklärte: „Philipp, glaube mir, Marcus ist sicher nicht das einzige Kind, dass nie mit seinen Eltern kuscheln darf oder durfte. Es gibt viele Erwachsene, die damit ein Problem haben, ein Kind in den Arm zu nehmen und zu kuscheln. Das hat die verschiedensten Gründe und die dir jetzt zu erklären, würde vermutlich den ganzen Vormittag in Anspruch nehmen. Ich durfte auch nie zu meinen Eltern ins Bett, um zu kuscheln. Ich habe erst hier bei euch gelernt, wie schön es ist, dich oder Martina im Arm zu halten und zu kuscheln. Ich habe dieses Familienerlebnis mit euch und eurem Vater immer sehr genossen.“
Philipp starrte erst Thomas mit großen Augen an, danach ließ er mich endgültig los und warf sich auf Thomas mit den Worten: „Das habe ich nicht gewusst, das Kuscheln mit dir, Papa und Martina habe ich immer genossen, ich fühlte mich in euren Armen geborgen und es hat mir so manches Mal über meine Ängste hinweggeholfen. Für mich war es bisher das Selbstverständlichste, dass dies zur Kindheit dazugehört.“
Er wandte sich an Marcus und erklärte ihm: „Wenn das so ist, dann bin ich sogar gerne mit dir zusammen der Kurze, wenn die beiden Großen nichts dagegen haben. Damit haben wir immer wieder die Möglichkeit und können sie an so manchem Wochenende in ihrem Bett überfallen.“
„Mach mal halblang“, erwiderte ihm Marcus, „mir gefällt das zwar sehr gut und ich spüre auch dabei, was mir bisher immer gefehlt hat, aber übertreiben sollten wir das auch nicht. Wenn uns beiden danach ist oder wenn größere Ängste mich plagen, werde ich gerne auf das Angebot zurückgreifen.“
Da ich in meinem Inneren gespürt hatte, wie gut dieses Kuscheln für Marcus ist, hielt ich ihn noch eine Weile im Arm, bis ich sagte: „Wir sollten jetzt trotzdem so langsam aufstehen, kalter Kaffee ist nicht unbedingt mein Traumfrühstück und außerdem haben wir uns für diesen Vormittag einiges vorgenommen. Es gibt bestimmt noch öfter die Gelegenheit zum Kuscheln.“
Ich löste mich von Marcus, kroch aus dem Bett und ging kurz ins Bad. Thomas kam kurze Zeit später ebenfalls ins Bad, um sich kurz zu waschen, ich war ja fast fertig damit. Als ich so neben ihm stand, sagte ich zu ihm: „Ich wusste bis heute nicht, dass du in deiner Kindheit keine Streicheleinheiten bekommen hast und mit deinen Eltern nicht kuscheln durftest. Jetzt verstehe ich erst, warum es für dich in unserer Anfangszeit so wichtig war, wenn ich mich an dich oder du dich an mich kuscheln konntest.“
„Ich wollte das auch nie erzählen, als aber Marcus uns vorher erzählte, dass er nie mit seinen Eltern kuscheln durfte, ist es mir einfach so rausgerutscht. Das Ergebnis gibt mir zumindest im Nachhinein recht, dass ich es richtig angepackt habe.“
Welches Ergebnis, wollte ich nun von Thomas wissen, der mir darauf antwortete: „Das mit Marcus, alles andere ist ja inzwischen schon Geschichte.“
Da wir beide im Bad fertig waren, gingen wir zusammen nach unten ins Esszimmer. Dort erwarteten uns schon Philipp und Marcus und ein reichhaltig gedeckter Frühstückstisch. Wir setzten uns zu den beiden, ich selbst schenkte mir zuerst einen Kaffee ein, danach füllte ich noch Thomas‘ Tasse mit dem frischgebrühten, duftenden Getränk. Mit etwas Milch, die ich noch dazu goss, war mein Wachmacher fertig und ich genehmigte mir einen ersten Schluck.
Erst danach schnappte ich mir eins der frischen Brötchen, teilte es in zwei Hälften, bestrich es mit Butter und belegte es mit Käse. Mit so einem Frühstück könnte jeder Tag beginnen, ausgiebig frühstücken konnten wir jedoch nur an den Wochenenden.
Während des Frühstücks wurde nur sehr wenig gesprochen, erst als alle fertig waren, besprachen wir kurz, was heute Vormittag alles zu erledigen wäre. Im Grunde genommen nur vollständiges Ausräumen des bisherigen Gästezimmers, damit es zukünftig als Büro dienen konnte. Am Nachmittag, wenn wir mit Thomas‘ Mutter zu den Wohnungsbesichtigungen unterwegs sind, können die beiden Jungs dann noch die Wände neu anmalen, sofern die Farbe im Keller noch brauchbar ist.
Während die Jungs den Tisch abdeckten, sind Thomas und ich schon mal nach oben ins Gästezimmer gegangen. „Die Kopfkissen und die beiden Bettdecken werden wir erst mal bei uns im Schlafzimmer unterbringen müssen“, sage ich zu Thomas. Der fackelt nicht lange, nimmt sich die vier Teile und bringt sie ins Schlafzimmer. Ich werfe einen Blick in den Kleiderschrank und stelle befriedigt fest, dass er so leer ist, wie ich das erhofft hatte. Mal schauen, ob wir den am Stück rüber bringen können zu den Jungs oder ob wir ihn zerlegen und drüben wieder neu aufbauen müssen.
Nach wenigen Minuten kehrt er wieder zurück und erklärt mir, dass die Betten schon verstaut seien, sie hätten in den beiden Bettschubladen locker Platz gehabt, da dort derzeit nur die dünnen Sommerbetten untergebracht seien.
Wir beratschlagten gerade, wie wir den Kleiderschrank in Philipps Zimmer bringen, als die Jungs im Gästezimmer auftauchen. Philipp bremst uns in unserem Tatendrang und meint, wir sollten erst mal klären, wo der Schrank in seinem Zimmer Platz finden soll, bevor wir einfach loslegen und danach alles umsonst gewesen ist.
Zusammen mit den Jungs gehen wir in ihr Zimmer, mit dem zusätzlichen Kleiderschrank wird es ziemlich eng werden. Ich sage zu den Jungs: „Wenn der Kleiderschrank gleich direkt neben dem anderen steht, fällt er am wenigsten auf, die sind vom gleichen Hersteller und im gleichen Farbton. Für die nächsten Tage wird es dann ungemütlich eng hier sein, bis ein Teil der anderen Möbel nach oben umziehen kann.“
Philipp schaut mich kurz an und sagt dann zu uns: „Ich hätte da eventuell eine bessere Idee. Im Büro oben stehen doch die zwei kleineren Schreibtische, die würden wir gerne oben behalten, damit hätte jeder von uns seinen eigenen Schreibtisch. Unser Tisch hier könnte zu euch ins Büro, ihr sitzt doch selten zur gleichen Zeit im Büro. Damit ersparen wir uns eine Menge Schlepperei und es wäre dann auch gleich nicht mehr so eng hier.“
Ich überlegte kurz und antwortete dann: „Nicht schlecht, deine Idee, wenn im zukünftigen Büro nur noch ein Schreibtisch wäre, hätte vielleicht der eine oder andere Büroschrank zusätzlich Platz. Zum anderen hätte dann jeder von euch seinen eigenen Schreibtisch und damit etwas mehr Raum für die Schularbeiten. Das sollten wir so machen.“
Wir gingen wieder zurück ins Gästezimmer und fingen mit dem Zerlegen der Betten an. Philipp und Marcus brachten als erstes die beiden Matratzen in die Garage, damit wir sie bei nächster Gelegenheit entsorgen konnten. Als nächstes wurden die beiden Lattenroste nach unten gebracht, während Thomas und ich die Schrauben aus den Bettgestellen entfernten. Nach gut einer dreiviertel Stunde waren die Gästebetten nur noch Vergangenheit und letztendlich stand nur noch der Kleiderschrank dem weiteren Umbau im Weg.
Marcus meinte: „Zu viert sollten wir es doch schaffen, den Kleiderschrank in einem Stück in unser zukünftiges Schlafzimmer zu schaffen, es würde uns zumindest eine gewaltige Zeitersparnis bringen.“
Thomas fragte die beiden Jungs: „Würde es euch stören, wenn Philipps Schreibtisch bereits hier im Raum steht, wenn ihr nachher die Wände frisch anstreicht? So hätten wir etwas mehr Platz, wenn wir den Schrank zu euch ins Zimmer tragen.“
„Man kann ihn ja abdecken, damit er keine Farbspritzer abbekommt“, meinte Philipp. „Voraussetzung ist dann aber, dass wir beide bereits oben an die Schreibtische können.“
Während die Jungs zuerst in den Keller gingen und mit Klapp-Transportkisten in ihrem Zimmer verschwanden, versuchten Thomas und ich schon mal den Schrank auf die Seite zu kippen, was uns sogar gelang, ohne den Schrank zu zerstören. Ich sah, wie die Jungs sich mit je einer gefüllten Kiste auf den Weg nach oben machten, und fragte: „Können wir euch irgendwie helfen?“
Philipp antwortete: „Ja sicher, schnappt euch die beiden anderen Kisten, dann muss nur noch der Computer nach oben gebracht werden.“
Wir gingen ins andere Zimmer, schnappten uns je eine Kiste und folgten den Jungs nach oben. Die beiden diskutierten gerade darüber, wo die beiden Schreibtische zukünftig stehen sollten. Wir stellten unsere beiden Kisten neben die der Jungs. Ich meinte nur: „Ausdiskutieren könnt ihr das sicher auch später noch, wenn wir zwei weg sind. Lasst uns erstmal unten weitermachen. Uns bleibt nur noch eine gute Stunde, bevor wir uns auf den Weg machen müssen.“
Während Philipp und Marcus noch den Computer nach oben brachten, hatten wir den Schreibtisch ins neue Büro getragen und abgestellt.
Zu viert schafften wir es locker, den Schrank ins andere Zimmer zu bringen, erst beim Aufstellen wurde es wieder etwas kniffliger. Wegen der beengten Verhältnisse wurde es fast zu einem Problem, den Schrank wieder in die Waagerechte zu bringen. Nach mehreren Anläufen haben wir es dann doch im Team geschafft.
In der Zeit, in der Thomas im Keller nach der Farbe und den notwendigen Utensilien zum Malen suchte, besprach ich mit den Jungs das weitere Vorgehen während unserer Abwesenheit. Wichtig wäre, dass sie vor allem mit dem Streichen fertig werden würden, so könnten wir eventuell noch das eine oder andere aus dem Dachgeschoß nach unten bringen. Danach könnten sie sich Gedanken machen, wie sie sich oben einrichten möchten. Wenn sie dann noch Zeit und Lust hätten, könnten sie schon mal anfangen, die Ordner aus den Regalen in Kisten zu stellen, damit wir sie nach unten ins neue Büro schaffen können.
Thomas brachte alles mit, was die Jungs zum Arbeiten brauchen, und wir schützten den Tisch noch mit einer Folie. Danach sagte er: „Wir zwei verschwinden kurz in die Dusche und dann fahren wir los, meine Mutter einsammeln, um die beiden Wohnungen zu besichtigen. Macht nicht zu viel Dummheiten während unserer Abwesenheit.“
Nachdem wir uns geduscht und frisch angekleidet hatten, warfen wir noch einen kurzen Blick zu den Jungs und meinten: „Wir sind jetzt weg, bis später. Wäre nett, wenn ihr bis sechzehn Uhr noch Kaffee kochen könntet, wir bringen noch Tortenstücke aus der Konditorei mit. Plant vorsichtshalber auch Oma Elisabeth mit ein.“
Wir fuhren zu Martina und Christoph und holten dort Elisabeth für die beiden Wohnungsbesichtigungen ab. Auf dem Weg in die Ludwig-Thoma-Straße zu unserem ersten Termin erzählten wir Elisabeth, dass sich gestern Abend noch einer der Makler gemeldet hatte und wir im Anschluss an diese Besichtigung noch einen weiteren Termin hätten.
Am Ziel angekommen, verließen wir unser Auto und klingelten bei Bergner, wie uns der Vermieter beim gestrigen Telefonat erklärt hatte. In der Wohnung angekommen, begrüßte uns das Ehepaar Baumberger freundlich und zeigte uns die gesamte Wohnung. Am Ende der Besichtigung meinte Elisabeth: „Gefallen würde mir die Wohnung sehr gut, auch meine Möbel würde ich problemlos unterbringen können. Jetzt liegt es nur noch an Ihnen und Ihrer Frau, wer als zukünftiger Mieter in diese schöne Wohnung einziehen darf.“
Das Ehepaar Baumberger stellte dann noch eine Reihe von Fragen an Elisabeth, sie wollten vor allem ihre finanzielle Situation erfahren und warum sie hierherziehen würde. Ebenso wurde sie nach möglichen Haustieren befragt. Sie beantworte alle Fragen der beiden Vermieter so ehrlich wie möglich.
Als wir uns verabschiedeten, sagte Frau Baumberger noch: „Wir werden uns heute Abend, nach den noch folgenden Besichtigungen, entscheiden. Sollte die Wahl auf sie fallen, erhalten sie von uns spätestens morgen im Laufe des Tages einen Anruf. Sie könnten dann bereits am Dienstag, noch vor ihrer Heimreise nach Hannover, den Mietvertrag unterschreiben. Wir wünschen ihnen noch einen schönen Nachmittag.“
Beim Verlassen der Wohnung hört ich noch, wie Frau Baumberger zu ihrem Mann sagte: „Sie kommt auf alle Fälle auch in die engere Auswahl.“
Weiter ging es mit dem Auto in die Mozartstraße zu unserem nächsten Besichtigungstermin. Wir fanden fast direkt vor dem Hauseingang einen Parkplatz und waren fast zehn Minuten früher dort als ursprünglich geplant. Da der Makler gestern Abend gemeint hatte, er sei den ganzen Nachmittag in der Wohnung, klingelten wir und wurden auch sofort von ihm eingelassen.
In der Wohnung stellten wir uns dem Makler kurz vor und erklärten ihm, dass die Wohnung nicht für uns beide, sondern für Elisabeth gedacht sei, die von Hannover in die Nähe ihres einzigen Sohnes ziehen wolle. Er zeigte uns die gesamte Wohnung, in der Küche, die noch fast neu war, meinte er dann: „Ich hoffe, sie haben im Internet gelesen, dass die Küche, die vom Vormieter stammt, abgelöst werden muss.“
„Ja, haben wir, wir haben uns gestern schon ein wenig darüber gewundert, warum die Ablöse so hoch ist, aber wenn ich jetzt die Küche so sehe, kann ich die Ablöse verstehen. Ist der Preis der Ablöse eventuell noch etwas verhandelbar oder will der Vormieter diesen festen Preis?“
„Grundsätzlich ist der Vormieter bereit, innerhalb eines vernünftigen Rahmens über den Preis der Küche zu diskutieren. Sie sollten jedoch bedenken: Die Küche ist erst knapp ein Jahr alt und er will sowieso nur etwa ein Drittel dessen, was er selbst dafür bezahlt hat“, antwortete uns der Makler.
Ich wollte von ihm dann noch wissen, wie die Reaktionen bei den bisherigen Mietinteressenten gewesen sind wegen der Küche. Einigen Interessenten war das zu teuer und sie haben gleich gesagt, dass sie die Wohnung nicht nehmen wollen, zwei weitere wollten sich das noch in Ruhe überlegen und ihm noch Bescheid geben.
Ich blickte zu Thomas und meinte: „Können wir zwei kurz nochmal ins Wohnzimmer gehen, ich müsste mit dir reden.“ Dort erklärte ich ihm, dass ich grundsätzlich bereit bin, mit ihm zusammen seiner Mutter die Küche als unser Weihnachtsgeschenk zu überreichen. Er meinte nur, dass das okay sei.
Wieder in der Küche, fragte Thomas seine Mutter: „Wie gefällt dir die Wohnung, könntest du dir vorstellen hier einzuziehen? Vor allem: Es wäre auch nicht sehr weit weg von unserer Wohnung.“
Als Elisabeth antworten wollte, klingelte mein Handy, ich verließ wieder die Küche und ging ins Wohnzimmer. Unterwegs konnte ich schon auf dem Display erkennen, dass Philipp der Anrufer war. Ich meldete mich: „Hallo, ist etwas passiert, weil du mich am Handy anrufst?“
„Nein, nichts geschehen, nur der zweite Makler hat vor wenigen Minuten angerufen und meinte, ihr könntet die Wohnung noch heute besichtigen. Er ist bis etwa achtzehn Uhr vor Ort, ihr könnt jederzeit vorbeikommen. Die Wohnung ist gleich um die Ecke von der Mozartstraße, wo ihr momentan seid. Ihr könnt zu Fuß hingehen, Haydnweg 7, bei Huber klingeln.“
Ich bedankte mich bei ihm und meinte noch, dass sie den Kaffee dann doch etwas später kochen können, da wir dann sicher nicht bis sechzehn Uhr da sein würden. So ging ich wieder zurück in die Küche und bekam so am Rande noch mit, dass sich Thomas‘ Mutter spätestens morgen beim Makler melden würde, wie sie sich entschieden habe.
Thomas schaute mich fragend an, so erklärte ich den Anwesenden: „Keine Probleme zu Hause, wir können nur gleich noch die andere Wohnung besichtigen, der Makler hat zu Hause vor wenigen Minuten angerufen. Nachdem ihr zwischenzeitlich den Rest geklärt habt, wollen wir Herrn Bauer nicht länger aufhalten.“
Wir verabschiedeten uns von ihm und verließen die Wohnung. Auf dem Weg nach draußen kam uns ein Pärchen entgegen, das auf dem Weg zu Besichtigung war. Ich erklärte Thomas und Elisabeth, dass wir unser Auto stehen ließen, die nächste Wohnung sei gleich um die Ecke und wir könnten zu Fuß dort hingehen.
Nur drei Minuten später standen wir auch schon an der Haustüre und klingelten bei Huber. Dieses Mal mussten wir in die erste Etage steigen, die Wohnung lag nicht wie die beiden anderen im Erdgeschoß.
An der Wohnungstür erwartete uns schon der Makler. Wir stellten uns kurz vor, dann meinte er: „Schauen sie sich in aller Ruhe die ganze Wohnung an, ich bin dann in der Küche, dort warten noch Interessenten, die noch ein paar Fragen wegen der Wohnung haben.“
Wir konnten die Wohnung, ohne dass ständig ein Begleiter an uns hing, besichtigen. Kurz bevor wir in die Küche eintreten wollten, meinte Elisabeth: „Die Reihenfolge der Wohnungen hat sich geändert, Nummer 1 bleibt vorne in der Liste, aber die beiden anderen Wohnungen tauschen die Plätze. Diese Wohnung kommt erst an dritter Stelle, nicht wie gestern von mir gedacht an zweiter Stelle.“
Mir war es im Grunde genommen egal, welche Wohnung welchen Platz erhielt, ich musste nicht einziehen, nur Elisabeths Meinung war da gefragt.
Als wir die Küche betraten, stellten wir fest, dass die anderen Interessenten ihr Gespräch mit dem Makler bereits beendet hatten, er war allein im Raum. Elisabeth erklärte dem Makler, dass ihr die Wohnung grundsätzlich gefallen würde, sie aber erst noch alles mit uns in aller Ruhe besprechen wolle. Sie würde aber spätestens morgen bei ihm anrufen und ihm vom Ergebnis unseres Gesprächs informieren.
Er meinte dann nur, es würde nicht eilen, sie könne sich noch bis zum Freitag alles in Ruhe überlegen, der Vermieter sei erst wieder am kommenden Wochenende in der Stadt. Der Mietvertrag könne frühestens zu diesem Zeitpunkt ausgefertigt und unterschrieben werden.
Danach verabschiedeten wir uns von ihm und gingen zum Auto zurück. Unterwegs fragte ich sie noch, ob sie zu uns mitkommen wollte, zum Kaffee, sie lehnte aber ab, da sie Martina und Christoph zugesagt hatte, mit ihnen Kaffee zu trinken.
Ich vereinbarte mit Thomas, dass er seine Mutter zurückbringen sollte, ich wolle weitergehen direkt zur Konditorei und einkaufen. Er sollte mich dann auf dem Rückweg einsammeln.
Während er seine Mutter jetzt zu Martina und Christoph brachte, ging ich den Weg zur Konditorei und kaufte dort für uns einige Tortenstücke zum Kaffee. Nach kurzer Wartezeit stand er mit dem Wagen vor der Konditorei, lud mich ein und wir fuhren das restliche kurze Stück nach Hause weiter.
Kaum angekommen, wurden wir schon von Marcus und Philipp begrüßt und an die Kaffeetafel im Esszimmer geleitet. Sie hatten für fünf Personen aufgedeckt, deshalb auch gleich die Frage von Philipp: „Wo habt ihr Oma gelassen?“
Ich wunderte mich kurz, warf einen Blick zu Thomas, der ebenso verwundert schaute, dann erklärte ich: „Thomas‘ Mutter, oder so wie du sie nennst, Oma, ist inzwischen wieder bei deiner Schwester. Sie wollte nicht mit zu uns kommen, da sie mit Martina und Christoph vereinbart hatte, bei ihnen Kaffee zu trinken.“
Als ich geendet hatte, sagte plötzlich Thomas: „Habe ich das eben richtig verstanden, du sagst zu meiner Mutter Oma? Haben wir da etwas verpasst?“
Philipp überlegt kurz, bevor er uns antwortete: „Nicht dass ich wüsste, aber nachdem du so etwas wie ein zweiter Vater für mich bist, ist sie dann nicht auch meine Großmutter?“
Dieser Logik konnten weder Thomas noch ich widersprechen und bevor noch weitere Diskussion zu diesem Thema aufkommen konnte, sagte ich: „Wir sollten mit dem Kaffee anfangen, ich denke, wir haben danach doch noch so einiges zu tun.“
Ich schenkte mir frischen Kaffee ein, nahm mir ein Stück Torte und fing mit Essen an. Während wir an der Kaffeetafel saßen, wollten die Jungs erstmal wissen, wie es uns bei den Wohnungsbesichtigungen ergangen sei. Thomas und ich brachten die Jungs in Sachen Wohnungssuche auf den neusten Stand. Sie meinten noch, dass es dann ja so aussehen würde, als dass Elisabeth doch noch vor Weihnachten hierherziehen könne.
Wir bestätigten dies, wobei ich hinzufügte, dass das Ganze nur funktionieren könne, wenn wir hier im Haus mit unserem Umbau fertig oder doch ziemlich weit fortgeschritten seien.
Das nahmen die beiden, Philipp und Marcus, endlich zum Anlass, uns über ihre Fortschritte in unserer Abwesenheit zu berichten. Ich war erstaunt, was die zwei zwischenzeitlich alles erledigt hatten. Sie hatten das ehemalige Gästezimmer fertig gestrichen und in ihrem Schlafraum schon für etwas mehr Ordnung gesorgt, also den weiteren Kleiderschrank mit der Bekleidung von Marcus gefüllt.
Zusätzlich hatten sie die restlichen Transportkisten aus dem Keller ins Dachgeschoß geschafft und bereits angefangen, die Regale von den Ordnern zu befreien. Ebenso sei unser Computer bereits für den Umzug vorbereitet, was wohl bedeutet, dass die Einzelteile wie Drucker, Monitor und sonstiges nicht mehr betriebsfähig sind. Die beiden kleineren Schreibtische hätten zwischenzeitlich schon ihren vorläufigen endgültigen Platz gefunden, sofern wir mit ihren Vorstellungen über die Gestaltung keine Probleme hätten. Damit könnten sie beide morgen nach der Schule ihre Hausaufgaben erledigen.
Nachdem alle mit ihrem Kaffee und Kuchen fertig waren, sagte Marcus: „Geht ihr schon mal nach oben und klärt, wo im neuen Büro zukünftig welche Möbel stehen sollen, ich räume noch schnell den Kaffeetisch ab und sorge ein wenig für Ordnung hier unten. Kann ich die Spülmaschine anschalten, wenn sie bereits ausreichend gefüllt ist?“
Ich nickte nur, während Philipp zu ihm sagte: „Was soll diese blöde Frage, ist doch selbstverständlich, dass du den Geschirrspüler einschalten kannst, wenn genügend schmutziges Geschirr eingeräumt ist. Gewöhn dich endlich daran, du bist jetzt hier zu Hause und hier muss man nicht wegen jeder Kleinigkeit erst fragen, ob man sie erledigen darf. Wir sind alle alt genug, selbständig Entscheidungen zu treffen.“
Ich fand zwar, dass die Worte zu hart gewählt waren, aber andererseits, er hatte ja recht, unser bisheriges Zusammenleben hatte einfach nur gut funktioniert, weil jeder, ohne groß zu fragen, anstehende Aufgaben einfach erledigt hat. Sicher braucht man zu dem einen oder anderen auch eine Hilfe, aber dann bittet man einfach um Hilfe.
Thomas war in dieser Situation schneller mit seiner Reaktion und meinte: „Philipp, sei nicht so streng mit Marcus, er wohnt doch erst seit ein paar Tagen hier, vielleicht musste er zu Hause immer extra fragen, wenn er helfen wollte. Überleg mal, wie das bei dir und deiner Schwester war, bei euch mussten wir immer wieder erst extra anschieben, damit ihr mitgeholfen habt.“
Marcus lächelte Thomas an, dafür, dass er ihn verteidigt hatte. Bevor noch eine weitere Diskussion zu diesem Thema aufkommen konnte, schnappte ich mir Philipp und Thomas und schob die beiden aus dem Esszimmer in den Flur mit den Worten: „Marcus braucht halt noch ein wenig Zeit, um sich umzugewöhnen.“
Zusammen mit den beiden ging ich nach oben in unser zukünftiges Büro. Beim Betreten fiel mir sofort auf, dass die Jungs nicht nur alles fertig gestrichen hatten, nein, sie hatten sogar schon wieder alles aufgeräumt, selbst der Schreibtisch war schon wieder von seiner Schutzhülle befreit.
Ich lobte Philipp und meinte: „Ihr habt ja ganze Arbeit geleistet hier, ich denke, wir fangen damit an, den Schreibtisch an seinen endgültigen Platz zu verschieben.“ Nachdem dies geschehen war, gingen wir nach oben ins Dachgeschoß. Hier standen schon einige gefüllte Kisten, die nur noch nach unten getragen werden konnten. Ich schnappte mir eine dieser Kisten und trug sie nach unten ins Büro und stellte sie auf den Schreibtisch. Thomas und Philipp folgten mir mit jeweils einer Kiste nach unten.
Ich fragte Philipp: „Glaubst du, die restlichen leeren Kisten oben reichen, um alle Ordner aus den Regalen für den Umzug zu verstauen?“
Er meinte nur: „Könnte eventuell knapp werden, wir sollten einfach weiter einpacken, dann werden wir schon sehen.“
Ich überlegte mir kurz, ob es vielleicht sinnvoll wäre, die drei Kisten zu leeren und die Ordner vorübergehend auf dem Schreibtisch abzustellen, kam aber zu dem Ergebnis: Warum mehr als einmal in die Hand nehmen, wenn es vielleicht auch so gehen könnte?
Thomas fragte Philipp: „Ist eigentlich schon Werkzeug oben im Dachgeschoss, um die Regale zu zerlegen?“ Philipp antwortete: „Nein, bisher noch nicht, aber ich gehe gleich mal in den Keller und werde es holen.“
Während mein Sohn nach unten ging, stiegen Thomas und ich wieder die Treppen nach oben, um die nächsten Kisten zu holen. Wir brachten die nächsten zwei Transportkisten mit den Ordnern nach unten ins Büro.
Als wir wieder auf dem Weg nach oben waren, hörte ich die beiden Jungs im Treppenhaus. Sie sprachen leise miteinander, so dass ich nichts verstehen konnte. Ich rief nach unten: „Was gibt es für besondere Geheimnisse, dass ihr flüstern müsst?“
Marcus antwortete mir: „Keine, es geht nur um vorhin im Esszimmer.“
Daraufhin sagte ich: „Okay, Philipp, könntest du gleich etwas Werkzeug im neuen Büro lassen, damit wir die Regalwand auch wieder zusammenbauen können?“
Kurz nachdem Thomas und ich wieder oben im Büro waren, erschien Marcus, der jetzt wieder lächelte. Ich dachte mir, damit scheint wohl wieder alles geklärt zwischen den beiden.
Nachdem Philipp ebenfalls oben war, meinte ich: „Wir bilden jetzt Teams, die eine Gruppe räumt weiter die Regale aus, während die beiden anderen bereits damit anfangen, die Regalwand zu zerlegen.“
Klar, dass die beiden Jungs ein Team bilden wollten, aber ich war in dem Moment der Meinung, dass eine andere Kombination sinnvoller wäre. Also erklärte ich: „Thomas mit Marcus und Philipp mit mir. Wir beide fangen schon mal an, die Regalwand zu zerlegen, und das andere Team räumt weiter aus und bringt nach unten.“
Widerwillig kam Philipp zu mir, doch ohne groß zu meckern, fügte er sich meiner Anweisung.
Während Thomas und Marcus jetzt weiter die Ordner in die Kisten verstauten, holten Philipp und ich die ersten Regalbretter aus ihrer Verankerung und stellten sie an einer freien Wand ab. Die ersten zwei Regale waren so nach kurzer Zeit ohne Einlegeböden, jetzt wurde es schwieriger, wir mussten vorsichtig weitermachen, dass die ganze Wand nicht einfach in sich zusammenfiel.
Wir fingen also damit an, an der äußeren Seitenwand die Verschraubungen mit dem untersten Regalbrett und dem oberen Abschlussbrett zu lösen. Das Gleiche taten wir an der ersten Zwischenwand.
Das Team Marcus-Thomas war inzwischen fertig mit dem Ausräumen, nur wenige Ordner hatten nicht in den Kisten Platz gefunden; sie standen nun auf den beiden Schreibtischen, die wie geplant für die Jungs hier blieben. Thomas meinte, er und Marcus würden die bereits zerlegten Teile des Regals erst mal nach unten schaffen, bevor sie mit den Kisten weitermachen würden. Es könnte sonst im neuen Büro vielleicht eng werden beim Aufbauen der Regale, wenn die Kisten im Weg stünden.
Während ich mit meinem Sohn weiter die Regalwand zerlegte, schleppte das andere Team bereits die Fachböden, die ersten Seitenwände und die zu verschraubenden unteren und oberen Bretter nach unten.
Nach einiger Zeit, wir waren mit dem Zerlegen noch nicht vollständig fertig, verkündete Thomas: „Ich höre jetzt auf, euch zu helfen, ich verschwinde nach unten in die Küche und werde für uns das Abendessen vorbereiten.“
Ich nickte nur kurz mein Einverständnis, Thomas schnappte sich noch Regalbretter und ging wieder nach unten. Ich schaute zu den beiden Jungs und meinte zu ihnen: „Ihr könnt euch ja beim Nach-unten-Tragen abwechseln und der andere hilft mir in der Zwischenzeit beim weiteren Zerlegen des Regals.“ Da wir bereits mehr als die Hälfte zerlegt hatten, könnte es nicht mehr lange andauern, bis die restlichen Einzelteile herumstehen würden.
Zuerst trug nun Marcus allein weitere Regalteile nach unten, bei den letzten beiden Regalen wollte er beim Zerlegen mitarbeiten und Philipp schleppte die Teile nach unten. Wir hielten die letzten Teile vom Zerlegen noch in der Hand, als Philipp gerade wieder hier ankam.
Ich sagte zu ihm: „Wir sind hier fertig, wir kommen jetzt mit nach unten und fangen sofort mit dem Wiederaufbau des Regals an.“
Ich schnappte mir das Werkzeug, die ganzen Kleinteile, die wir in einer größeren Plastikbox gesammelt hatten, sowie zwei Regalbretter und machte mich auf den Weg nach unten. Dort halfen mir Marcus und Philipp abwechselnd beim Aufbau der Regalwand, während der andere jeweils die nächsten Teile von oben nach unten brachte.
Marcus brachte wohl die letzten Regalteile, denn er sagte zu mir: „Das waren jetzt die letzten, kann ich damit anfangen, die Ordner wieder in die Regale einzuräumen? Ich fange ganz außen an, dann störe ich euch nicht beim weiteren Zusammenbau.“
Bevor ich Marcus antworten konnte, hörten wir von unten schon den Ruf von Thomas, dass wir zum Essen kommen könnten, deshalb sagte ich zu Marcus: „Nach dem Abendessen werden wir noch ein wenig weitermachen, da kannst du mit dem Einräumen der Ordner anfangen.“
Wir legten alles beiseite und gingen gemeinsam nach unten zu Thomas, der uns schon im Esszimmer erwartete. Bevor wir uns jedoch zu ihm setzten, wuschen wir uns noch unsere Hände.
Wir ließen uns viel Zeit mit dem Abendessen, die Arbeit würde uns trotzdem nicht davonlaufen. Kaum war der letzte von uns fertig, als Philipp meinte: „Marcus und ich räumen hier unten alles auf und ihr beide könnt oben inzwischen weitermachen.“
Sein Wunsch war uns Befehl, wir gingen nach oben ins Büro und fingen damit an, das Regal fertig zusammenzubauen. Mit Thomas‘ Hilfe hatten wir innerhalb kurzer Zeit das vorletzte Teilstück und wenige Minuten später auch schon das letzte Teilstück der Regalwand wieder zusammengebaut. Wir waren gerade mit dem Einhängen der letzten Fachböden beschäftigt, als die beiden Jungs im Büro auftauchten.
Während Thomas und ich die Ordner in die Regale stellten, brachten die Jungs so nach und nach die letzten Kisten mit den Ordnern nach unten. Mit vereinten Kräften dauerte es nicht lange, bis auch die letzten Ordner ihren Platz gefunden hatten. „So, das reicht für heute“, sagte ich, „den Rest können wir morgen und in den nächsten Tagen ins Büro bringen.“
Thomas schlug dann vor, dass wir uns noch im Wohnzimmer gemütlich zusammensetzen könnten, vor allem auch, um gemeinsam den weiteren Umbau zu besprechen.
Zehn Minuten später saßen wir unten, wir beiden Älteren hatten jeweils ein Pils vor uns, die Jungs dagegen ihr Cola. Wir klärten noch einige Fragen in Angelegenheit Umräumen, vor allem, wie und wo welche Computer, Drucker und alles, was dazu gehört, aufgestellt werde. Das Büro sollte jetzt der zentrale Mittelpunkt für die Technik werden. Als zentraler Speicher für wichtige Daten sollte in Zukunft ein neues NAS-System dienen, weitere Mobiltelefone seien nicht nötig, die Jungs würden ihre Smartphones zukünftig, wenn sie zu Hause waren, über Router und WLAN einbinden und wären damit auch für ein- oder ausgehende Gespräche jederzeit erreichbar.
Thomas regte an, dass wir uns noch einen WLAN-tauglichen Drucker anschaffen sollten, damit zukünftig unabhängig gedruckt werden könne. Die Jungs wollten ihre Computer zukünftig ebenfalls kabellos an den Router anbinden und den Drucker über das WLAN ansteuern.
Philipp und Marcus verkündeten dann noch, dass sie am Montag, direkt nach Schulschluss, ins Möbelhaus fahren und sich umsehen wollten, welche Möbel ihnen für ihren Wohnraum gefallen würden. Sie würden auch darauf achten, welche Wohnlandschaft ihnen gefallen und auch unseren Anforderungen entsprechen würde. Sie würden Fotos mit ihren Smartphones machen, damit sie uns zeigen könnten, was sie sich ausgesucht hätten.
Da es inzwischen doch schon spät geworden war, meinte ich, nachdem ich mein Pils geleert hatte, dass es langsam Zeit sei, ins Bett zu verschwinden. Thomas und ich müssten morgen wieder in die Arbeit und die Jungs in die Schule. Thomas, der zwischenzeitlich sein Pils ebenfalls ausgetrunken hatte, stand auf und brachte die beiden Flaschen in die Küche. Ich verabschiedete mich ebenfalls von den Jungs. Zusammen mit Thomas ging es nach oben in unseren Schlafraum.
Kurze Zeit später lagen wir bereits im Bett. Ich bin an diesem Abend so schnell eingeschlafen, dass ich nicht einmal mehr mitbekam, wann die Jungs ins Bett gegangen sind. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich durch das viele Treppensteigen und die für einen Büromenschen untypischen Handgriffe ziemlich geschafft war.
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