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Regenbogenfamilie

Teil 107 - Richards Umzug

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Informationen

 

Kaum hatte ich den Satz „die werden sich noch wundern“ zu Ende gedacht, standen Pit und sein großer Bruder Mario im Wohnzimmer. Ich stellte ihnen kurz unsere drei Gäste vor und erklärte, wer die ersten Beteiligten sind. Ich meinte, sie sollten sich in der Essecke bereits einen Platz suchen. Die zwei waren gerade im Esszimmer verschwunden, als die nächsten vier eintrafen.

Wieder stellte ich alle vor und schickte sie weiter ins Esszimmer. Als nächstes tauchte Barbara mit Tobias und Kilian auf. Ich stellte Barbara Kilian als unser neues Pflegekind vor, Robert als Leiter des Jugendamtes Marktoberdorf und seine beiden Begleiter als seinen Neffen Winfried und dessen Freund Wolfgang. Als Barbara nachfragte, wieso sie hier seien, erzählte er ihr kurz die Geschichte.

Robert beendete seine Geschichte damit, dass er sich freut, die stellvertretende Leiterin des Jugendamtes Rosenheim kennenzulernen, die ihn so tatkräftig im Fall Kilian Sonnenberger unterstützt hat. Wir gingen gemeinsam ins Esszimmer, wo ich feststellte, dass die Jungs vorsichtshalber noch weitere zwei Klappstühle bereitgestellt hatten.

Ich beobachtete Winfried und Wolfgang, die mit Erstaunen den großen Esstisch bewunderten. Wolfgang meinte: „Das nenne ich mal einen riesigen Esstisch, nicht so ein wackeliges Teil, das man vergrößern kann.“

Dennis war bereits in seinem Element und fragte jeden, welchen Kuchen er haben will und serviert das Gewünschte. Für mich und Barbara hatten sie einen Platz links und rechts von Kilian freigelassen, an den wir uns setzten.

Ich meinte: „Bevor wir uns nachher auf unser zu lösendes Problem stürzen würde ich sagen, wir genießen zuerst in aller Ruhe unseren Kaffee und unseren Kuchen.“

Da Kilian unruhig auf seinem Stuhl wetzte, schaute ich zu ihm. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass er seinen Blick starr auf ein Ziel fixiert hatte. Ich versuchte zu orten, wohin sich sein Blick gerichtet hatte. Ich brauchte nicht lange suchen, ein ebenfalls starrendes Gegenstück war schnell ausgemacht. Pete und Kilian starrten sich an. Für mich war in diesem Augenblick klar, die beiden könnten unser nächstes schwules Pärchen werden.

Ich flüsterte ihm zu, dass er seinen starrenden Blick und das Wetzen auf seinem Stuhl doch bitte einstellen möge, bevor es noch allen anderen auffällt. Er schaute mich an, lächelte und widmete sich wieder seinem Tortenstück und dem Kaffee. Ein Blick zu Pete zeigt mir, dass er ebenfalls wieder normal agierte.

Inzwischen hatten fast alle ihren Kuchen gegessen, so dass ich in die Diskussion einstieg: „Wir sind zusammengekommen, weil wir ein neues Pflegekind auf dem Gutshof haben, das einen festen Platz zum Schlafen und Wohlfühlen braucht. Ich sehe mehrere Möglichkeiten, wo Kilian dauerhaft untergebracht werden kann, die ich euch kurz vorstellen will, bevor wir darüber diskutieren. Ihr könnt aber auch gern eigene Vorschläge einbringen.

Erste Möglichkeit wäre, dass Kilian bei Bernhard und Benjamin im Gästezimmer untergebracht wird. Sie haben mir angeboten, dass ich bei ihnen ein Pflegekind unterbringen könnte.

Die zweite Möglichkeit ist eine Unterbringung bei Pit im Zimmer. Ich bin mir dabei nur nicht sicher, ob Pit Probleme haben könnte, wenn Kilian wegen seiner Ausbildung zum Konditor oder Bäcker sehr früh morgens aufstehen muss und er dadurch in seinem Schlaf gestört wird.

Für die dritte, und von mir favorisierte, Lösung brauche ich die Zustimmung von Barbara. Der erste Schritt dabei wäre, dass Richard kurzfristig und vorzeitig umzieht in das Appartement in der Gärtnerei Grubmüller. Im zweiten Schritt zieht Kilian bei Pete ein. Jetzt will ich eure Meinung zu meinen Vorschlägen hören, aber bitte nicht durcheinander oder eigene Vorschläge von euch.“

Dass Kilian und Pete mein dritter Vorschlag am besten gefallen würde, konnte ich ihren Gesichtern entnehmen, das hatte ich auch so erwartet. Ansonsten wartete ich auf Wortmeldungen. Da sich keiner meldete fragte ich Barbara, welche Variante ihr gefallen würde.

Barbara meinte: „Peter, ich kann mit allen Varianten leben, dass weißt du ganz genau. Auch zur dritten Variante bekommst du meine Zustimmung. Auf die drei Monate bis zu Volljährigkeit von Richy soll es jetzt nicht ankommen. Was sagen deine beiden Gärtner zu deinem Plan? Wie steht Richard dazu?“

Ich schaute Richie, Mario und Manuel an und wartete auf eine Antwort von ihnen. Richard meinte: „Es ist egal, wann ich umziehe. Bis ich meinen Führerschein habe, bin ich immer auf eine Fahrgelegenheit angewiesen. Wenn ich hier lebe, brauche ich einen Fahrer in die Gärtnerei Grubmüller und zurück, zur Berufsschule kann ich mit dem Bus fahren. Bei Mario ist es umgekehrt, nur für die Berufsschule brauche ich einen Fahrer. Mario, traust du dir zu, mich zu bemuttern, bis ich volljährig bin? Dann würde ich sofort zu dir ins Appartement der Gärtnerei Grubmüller umziehen.“

Mario lachte und erklärte: „Richard, wenn ich dich noch bemuttern soll, dann kann ich dich in der Gärtnerei nicht brauchen. Wenn du unter bemuttern verstehst, dass wir gemeinsam Frühstücken und zu Abend essen, darüber können wir reden. Mittags gibt es zumindest Montag bis Freitag das Kantinenessen, Samstag und Sonntag müssen wir uns selbst versorgen. Meinetwegen kannst du sofort umziehen, dann bin ich nachts nicht immer allein im Haus.“

Richard grinste frech und erwiderte: „Wer ist dann die junge Dame, die ich gelegentlich morgens treffe, wenn ich sehr früh in der Gärtnerei bin. Ich habe sie schon einige Male gesehen, wenn sie mit ihrem roten Kleinwagen wegfahren ist? So allein, wie du das gerade behauptest, bist du doch gar nicht.“

Manuel meinte: „Peter, grundsätzlich hätte ich nichts gegen einen sofortigen Umzug. Ich habe nur das Problem, dass ich Richard zumindest bis Mitte oder Ende September, immer freitags in der Gärtnerei Winter brauche. Oder kannst du für ihn kurzfristig Ersatz besorgen? Erst wenn Pit bei uns als Auszubildender anfängt habe ich einen adäquaten Ersatz für Richard.“

Ich mischte mich ein und erklärte: „Wer hindert euch daran, Richard einmal wöchentlich in die Gärtnerei Winter zu holen, damit er wie bisher die anfallenden Aufgaben erledigen kann. Gäbe es nicht vielleicht auch die Möglichkeit, die kaufmännischen Aufgaben, die er freitags bei euch übernimmt, in der Gärtnerei Grubmüller zu erledigen. Rechnungen zu erstellen sollte doch kein Problem sein, da er online von überall Zugriff auf die entsprechenden Daten hat. Er muss sich in der Warenwirtschaft doch nur in die Gärtnerei Winter einloggen.“

Manuel meinte: „So habe ich das noch gar nicht gesehen. Peter, das hat doch schon funktioniert, als wir noch keine vernünftige Datenverbindung zur Gärtnerei Winter hatten. Da habe ich sämtliche Rechnung in meinem Büro vorbereitet und zum Drucken kam ich immer zum Gutshof. Die Frage ist nur, wie wir den Ausdruck und den Versand der Rechnung organisieren.“

Ich erklärte: „Vielleicht überlegt ihr euch den Umstieg auf digitale Rechnung oder den Versand per Mail als PDF. Bei den Handwerkern läuft das derzeit bereits in der Testphase und die bisherigen Erfahrungen mit ihren Kunden sind sehr positiv. Anfang April soll es auf weitere Unternehmen der Gutshofgruppe ausgeweitet werden. Ich denke, gerade eure Großkunden werden auf dieses Angebot eingehen.

Was spricht andererseits dagegen, dass eure Rechnungen von Richard direkt in der Gärtnerei Grubmüller gedruckt werden und von dort auch der Versand erfolgt. Frankieren der Briefe sollte doch kein Problem sein. Die Frankiermaschinen können mit mehreren Firmennamen und Logos drucken und die anfallenden Kosten den Firmen und Kostenstellen zugeordnet werden. Ob die Rechnungen in der Gärtnerei Grubmüller oder Winter gedruckt werden, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.“

Manuel erklärte: „Auf den Versand direkt aus der Gärtnerei Grubmüller hätte ich selbst kommen können. Wenn Richard wie bisher bei uns, den wöchentlichen Versand der Rechnungen aus der Gärtnerei Grubmüller abwickelt ziehe ich meine Einwendungen zurück, meinetwegen kann er sofort umziehen. Richard kannst du mit diesem Vorschlag leben?“

Richard schaute Manuel an und sagte: „Wenn das technisch alles läuft, dann erstelle ich die Rechnungen bei Mario im Büro und versende sie auch direkt von dort. Damit brauche ich nur noch für donnerstags einen Fahrdienst für die Berufsschule, bis ich volljährig bin und den Führerschein habe.

Peter, besteht die Möglichkeit, dass am kommenden oder dem darauffolgenden Wochenende jemand mit mir ins schwedische Möbelhaus fährt, damit ich mir eine Einrichtung kaufen kann? Dann könnte ich sehr kurzfristig umziehen. Jungs, helft ihr mir beim Aufbau meiner gekauften Möbel?“

Pete und Kilian waren die Ersten, die ihm ihre Hilfe zusagten, was ich auch erwartet hatte. David und Tobias meldeten sich als nächste und boten an, mit ihm im schwedischen Möbelhaus einzukaufen und beim Aufbau zu helfen. Tobias ergänzte: „Richard, beim Aufbau deiner Möbel kommen sicher weitere Jungs dazu, die dich unterstützen. Das hat bei den Umzügen ins IT-Gebäude doch hervorragend funktioniert. Selbst wenn Daniel und Manuel keine Zeit haben sollten, ihre beiden Jungs werden uns sicher beim Aufbau der Möbel unterstützen.“

Mario erklärte: „Richard, ich bin auch noch da. Wenn deine Möbel aufgebaut werden ist mein kleiner Bruder sicher auch mit von der Partie. Ich habe einen Vorschlag für dich. Du kannst sofort umziehen, wir brauchen nur eine Matratze oder ein Gästebett für dich, auf dem du schlafen kannst, bis deine Möbel gekauft und aufgebaut sind. Die paar Tage frühstücken wir gemeinsam unten im Aufenthaltsraum und abends essen wir ebenfalls unten.

Fernsehen kannst du bei mir, wenn du willst. Nächste und übernächste Woche kommt meine neue Freundin nicht. Sie macht Urlaub irgendwo im sonnigen Süden, der schon länger gebucht war. Damit könntest du bereits heute oder morgen in die Gärtnerei Grubmüller umziehen und den Platz für Kilian im Verwalterhaus freimachen.“

Ich erklärte: „Noch reden wir nicht vom Umzug, sondern erst einmal davon, wo Kilian in den nächsten Wochen und Monaten unterkommen kann. Ich fasse einmal zusammen: Barbara hat kein Problem, wenn Richard bereits jetzt umzieht. Mario hätte nichts dagegen, wenn Richard sofort in die Gärtnerei Grubmüller umziehen würde, da er sich in dem großen Haus so einsam fühlt. Vielleicht auch deswegen, weil sein kleiner Bruder Peter nicht mit ihm umgezogen ist.

Manuel hätte ebenfalls nichts dagegen, wenn Richard unverzüglich umzieht. Da wir seine Bedenken hinsichtlich wegfallender Arbeitskraft entkräften konnten, gibt er die Zustimmung zu einem kurzfristigen Umzug von Richard. Was bedeutet in diesem speziellen Fall kurzfristig?

Jetzt kommt der entscheidende Knackpunkt. In der Wohnung gibt es außer der bereits vorhandenen Einbauküche keinerlei Möbel. Möbelkauf ist frühestens am kommenden Wochenende möglich, also ein Umzug übermorgen in einer Woche. Mario wünscht sich einen Sofortumzug mit einem Gästebett oder nur einer Matratze. Richard, welche der beiden Varianten kannst du dir vorstellen oder hast du eine andere Idee zu deinem Umzug?“

Richard lachte und sagte: „Ich kann mir viel vorstellen, auch einen Umzug morgen am Sonntag. Letztendlich muss ich mich deiner und Barbaras Vernunftsentscheidung unterwerfen, da ich noch nicht volljährig bin. Ein Gästebett kann nicht unbequemer sein als das Feldbett, auf dem wir im Sommer beim Zeltlager schlafen durften, und das habe ich sogar zwei Wochen geschafft.“

Barbara lachte und erklärte: „Komisch, die heutige Jugend ist immer noch so aufmüpfig, wie wir in unserer Zeit waren. Richie, du sprichst von Vernunftsentscheidung. Wenn du eine Woche auf dem blanken Fußboden schlafen würdest, würde ich Unvernunft vermuten. Wir haben vieles getan, was ich heute als unvernünftig bezeichnen würde, aber damals war es okay für uns.

Wenn du auf einer Matratze oder einem Gästebett für einige Tagen schlafen kannst, kann ich nichts dagegen einwenden. Wie mir mitgeteilt wurde, übernachtet Kilian seit gestern ebenfalls auf einem Gästebett, bis er eine feste Unterkunft hat. Dagegen gibt es von meiner Seite sicher keine Missbilligung. Wie sagt Peter immer so schön, es ist deine Entscheidung, ob du morgen schon umziehen willst, mit gewissen Nachteilen, oder ob du deine Koffer erst in gut einer Woche packst und dann umziehst.“

Richard meinte: „Wenn mir jemand hilft, packe ich morgen meine Sachen und ziehe um. Ich hoffe nur, dass wir irgendwo eine Matratze finden können, auf der ich schlafen kann, dazu ein Oberbett und ein Kopfkissen und ihr findet mich ab morgen Abend in der Gärtnerei Grubmüller.“

Dennis meinte: Ich denke eine Matratze, ein Oberbett , ein Kopfkissen und dazu Bezüge sollten kein Problem sein. Wir haben im Jugendhotel einige Ersatzmatratzen, Oberbetten und Kopfkissen, von denen du dir jeweils ein Teil für ein paar Tage ausleihen kannst. Wir können Alexandra heute noch fragen. Klären müssen wir nur, wer die Teile in die Gärtnerei transportieren kann.“

Richard sagte: „Dennis, Wahnsinn, jetzt bin ich mir mehr als nur sicher, dass der Weg zu euch auf den Gutshof kein Fehler war. Selbst fast unmöglich erscheinende Aufgaben werden mit Hilfe von Kollegen und Freunden spielend leicht gelöst. Jeder hilft Jedem, das habe ich bisher in meinem Leben nie erleben dürfen. Ich hoffe, ihr vergesst mich nicht, wenn ich ab morgen in der Gärtnerei Grubmüller lebe.“

Es gab Applaus für die Worte von Richard und alle riefen dazwischen, dass sie ihn sicher nicht vergessen werden. Er sei immer noch in der Nähe und kann in wenigen Minuten hier bei ihnen sein. Als es wieder ruhiger wurde meinte ich: „Richard, warum sollten wir dich vergessen? Seit du hier bist hast du dich prächtig entwickelt, hast gute Ideen eingebracht. Nur weil du demnächst, beziehungsweise ab morgen, in einem in der Nähe liegenden Betrieb der Gutshofgruppe lebst und arbeitest, bist du immer noch ein Teil der Gutshoffamilie.

Ich möchte jetzt noch ein Gespräch mit Richard, Pete und Kilian führen. Ihr könnt gern noch sitzen bleiben. Tobi, David, wir ziehen uns in eure Bude zurück für ein kurzes Gespräch. Ich gehe davon aus, dass ihr keine Einwendungen habt. Ansonsten gehe ich mit den Jungs in mein Büro.“

David meinte: „Solange du nicht auf die Idee kommst, bei uns aufräumen zu wollen, haben wir kein Problem damit, wenn ihr euch in unser Zimmer zurückzieht.“

Ich ging mit den drei Jungs ins Zimmer unserer beiden Adoptivsöhne. Kilian setzte sich auf sein Gästebett, Richie und Pete beschlagnahmten das Sofa und ich setzte mich auf einen der Schreibtischstühle. Ich schaute Richard an und fragte: „Hat das einen besonderen Grund, warum du dich entschieden hast, kurzfristig aus deinem Zimmer auszuziehen und damit Kilian ermöglichst dort einzuziehen?“

Richard meinte: „Ich hatte eine Eingebung, dass ich so schnell wie möglich umziehen sollte, damit Kilian meinen Platz in Petes und meiner Bude einnehmen kann. Warum kann ich dir aber nicht vernünftig erklären.“

Ich grinste und sagte: „Ich bin mir sicher, dass da mehr dahintersteckt, als du mir eben erklärt hast. Pete, Kilian, kann es sein, dass es zwischen euch beiden gefunkt hat und ihr euch ein Leben zu zweit vorstellen könnt? Mir ist am Anfang unseres Gesprächs aufgefallen, dass ihr euch regelrecht angestarrt habt. Zumindest so lange, bis ich zu Kilian sagte, dass er dich nicht anstarren soll, bevor es auch noch anderen auffällt. Richie, ist dir das ebenfalls aufgefallen und hast du daraus deine Rückschlüsse gezogen? Ich will ehrliche Antworten von euch hören.“

Pete und Kilian starrten sich erneut an, sagten aber keinen Ton, so dass Richie erklärte: „Peter, direkt aufgefallen ist es mir nicht. Vielleicht hat mein Unterbewusstsein so etwas registriert und mich dazu animiert, den Weg für Kilian so schnell wie möglich freizumachen. Du kannst dich doch daran erinnern, dass wir beim Bewerbungsgespräch über meinen besten Freund gesprochen haben, der schwul war. Bei ihm spürte ich auch immer, wenn er ohne mich sein wollte.“

Kilian beendete sein Schweigen und erklärte: „Peter, ja ich fühle etwas für Pete. Dass er auf Jungs steht, wusste ich bis eben nicht. Mir ist noch nicht einmal aufgefallen, dass er mich ebenfalls angestarrt hat. Gehofft habe ich es vielleicht, aber genauso gut hätte ich mich täuschen können. Kannst du mir sagen, wie du auf deine Vermutung kommst?“

Ich antwortete: „Sicher war ich mir nicht, aber ihr hattet beide in etwa das gleiche Benehmen, das ich damals bei Bernhard und Benjamin spüren und feststellen konnte. Bei ihnen war ich davon überzeugt, dass die beiden zusammenfinden, obwohl sie selbst sich noch nicht sicher waren. Bei euch beiden habe ich dasselbe Gefühl. Ich kann leider nicht rational erklären, warum ich diese Vorahnung habe.“

Pete hatte sein Schweigen beendet und erklärte: „Peter, ich denke, dass du mit deiner Vermutung richtig liegst. Ja, Kilian gefällt mir. Ich habe mir gewünscht, dass er bei mir einziehen wird und Richie in die Gärtnerei Grubmüller umzieht. Klar, Kilian hätte auch hetero sein können, aber die wenigen Monate bis zum Umzug in die Jugendwohnungen hätte ich schon irgendwie überlebt.“

Ich schaute die beiden an und erklärte: „Was ihr beide in eurem Zimmer treibt, geht eigentlich keinen etwas an. Denkt aber bitte daran, dass einer eurer beiden Nachbarn hetero ist, der mit seinem schwulen Bruder in einem Zimmer schläft. Richie, du kümmerst dich gleich mit Dennis um die Schlafgelegenheit. Im Keller des Gutshauses gibt es Umzugskarton, die könnt ihr gleich mit zu euch mitnehmen.

Morgen Mittag bringen wir dich und deine Sachen in die Gärtnerei Grubmüller und Kilian kann dann sofort bei Pete einziehen. Wegen des Kaufs von Möbeln am kommenden Wochenende reden wir im Laufe der Woche, wie wir das organisiert bekommen. Denk dabei auch an Geschirr, Gläser, Töpfe. Eben alles, was man zum Kochen und Essen braucht, Mach dir am besten eine große Einkaufsliste, damit du beim Einkaufen nichts vergisst.“

Richard meinte: “Okay Boss.“

Er stand auf und Pete und Kilian folgten seinem Beispiel und öffneten die Tür. Ich stand ebenfalls auf und verließ als letzter das Zimmer unserer Adoptivsöhne. Im Wohnzimmer saßen noch alle gemütlich beisammen und unterhielten sich. Richard meinte zu Dennis, dass sie sich jetzt um seine Schlafgelegenheit kümmern könnten und Dennis ihm zeigen soll, wo er die Umzugskarton finden kann.

Robert und seine beiden Begleiter kamen auf mich zu und Robert fragte mich: „Peter, deine Gesprächsführung und die gemeinsamen Entscheidungen sind genial, aber warum wolltest du mit den drei Jungs ein Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit führen?“

Ich antwortete: „Betriebsgeheimnis, ich kann nur so viel dazu sagen, zu neunundneunzig Prozent, wird es demnächst ein weiteres schwules Paar am Gutshof geben.“

Barbara, die inzwischen zu uns getreten war und sich verabschieden wollte, hatte den Rest mitbekommen und meinte: „Peter, hast du schon wieder so eine Vorahnung, weil du von einem weiteren schwulen Pärchen sprichst?“

Ich erwiderte: „Nicht nur eine Vorahnung, inzwischen habe ich sogar eine Bestätigung für meine Vermutung. Warten wir einfach die nächsten Tage ab und sehen zu, wie sich die Angelegenheit entwickelt.“

Nun verabschiedete sich Barbara, die noch erklärte, dass sie mir am Montag die Unterlagen für die Pflegschaft von Kilian vorbeibringen wird. Sie hatte kaum den Raum verlassen, als Robert meinte, dass sie ebenfalls so langsam aufbrechen wollen. Ich verabschiedete mich und meinte zu den beiden Jungs, dass wir uns während der Osterferien wiedersehen werden.

Winfried, der Neffe von Robert meinte: „Inzwischen bin ich froh darüber, dass Wolfgang mich überredet hat, mit ihm zu euch zu kommen und dort meine Ausbildung zum Netzwerktechniker zu beginnen. Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ihr euch für eure Auszubildenden und Mitarbeiter einsetzt.

Dass mein Onkel mich auf hinterlistige Art und Weise bereits heute mitgeschleppt hat, um euch kennenzulernen, fand ich ursprünglich nicht so prickelnd. Dafür hat mich aber eure Zusammenkunft, um für Kilian eine schnelle Lösung zu finden, wieder entschädigt. Wenn Wolfgang nicht noch zu Schule gehen würde, hättet ihr für ihn und mich auch noch eine Lösung finden müssen, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir beschlossen hätten, sofort hierzubleiben.“

Ich meinte: „Im Sommer, voraussichtlich Mitte bis Ende Juli, wenn die ersten Jugendwohnungen bezugsfertig sind, könnt ihr gern früher zu uns kommen, auch wenn eure Ausbildung erst am ersten September beginnen wird. Dann bleiben euch noch ein paar Tage, euch einzuleben und die Umgebung kennenzulernen. Bis dahin wird auch unser Badeteich wieder zur Verfügung stehen, der jahrelang immer mehr verlandete.“

Ich begleitete sie noch kurz zu ihrem Auto. Da die beiden Jungs vorausliefen, sagte Robert: „Peter, ich bin überrascht von der Aussage meines Neffen, denn in letzter Zeit hat meine Schwägerin des Öfteren darüber geklagt, dass Winfried so antriebslos sei. Davon konnte ich heute nichts bemerken. Dass er darüber nachgedacht hat sofort hierzubleiben, hat mich dann doch etwas überrascht.“

Ich winkte ihnen noch nach. Oben wieder angekommen, standen sofort Dennis und Richard neben mir und verkündeten freudestrahlend, dass mit dem Schlafplatz für Richard alles geregelt sei. Manuel und Daniel kamen zu uns und fragten: „Peter, kann es sein, dass du etwas nachgeholfen hast, dass Kilian bei uns einziehen kann?“

Ich sagte nur: „Kann durchaus so gewesen sein!“

Richard grinste und meinte: „Ich bin mir sicher, dass Peter das mit Absicht in diese Richtung getrieben hat. Bei unserem Gespräch mit Pete und Kilian, haben Peter und ich eingestanden, dass wir unabhängig voneinander, genau in diese Richtung agiert haben. Peter, weil er bemerkte, dass es bei Pete und Kilian gefunkt hatte, ich wohl eher aus einem Bauchgefühl heraus.

Zumindest haben wir ein Ergebnis, dass Pete und Kilian sich näherkommen können. Ich habe den Vorteil, dass ich bereits jetzt das Apartment beziehen kann und du hast den Vorteil, dass du mich nicht täglich zu Gärtnerei Grubmüller kutschieren und wieder abholen darfst.“

Daniel meinte: „Soll das etwa bedeuten, dass ein weiteres schwules Pärchen im Verwalterhaus wohnen wird?“

Ich antwortete: „Wenn du das so sehen willst, würde ich ja sagen, zumindest wenn ich mich auf meine Gefühle verlassen kann.

Was anderes, könnt ihr Kilian mit zu euch nehmen, dass er sich sein neues Zuhause anschauen kann und seine Mitbewohner kennenlernt? Gleichzeitig könnt ihr eure Mitbewohner schon darauf vorbereiten, dass er morgen bei Pete einziehen wird. Ihr könnt ihm ein wenig erklären, was auf ihn zukommt, wenn er Teil eurer Gemeinschaft wird. Spätestens um achtzehn Uhr sollte er wieder bei uns sein.“

Daniel sammelt Pete und Kilian ein und erklärte ihnen, dass sie jetzt gemeinsam ins Verwalterhaus gehen, damit unsere Mitbewohner unseren Neuzugang kennenlernen und er sich das Zimmer anschauen kann, dass er sich mit Pete teilt.

„Peter, wir sorgen dafür, dass Kilian um achtzehn Uhr wieder bei euch ist, sagte Daniel.

Pete sagte: „Peter ich würde gern wieder mitkommen. Ich denke wir haben ein paar Sachen zu klären, auch im Hinblick auf meinen Erzeuger und meine Mutter.“

Ich antwortete: „Dann kommt ihr eben beide wieder zu uns, ihr könnt dann auch bei uns mitessen. Wir sehen uns später!“

Damit waren jetzt außer den Stammbewohnern nur noch Mario und sein Bruder Pit bei uns in der Wohnung. Mario sagte: „Pit und ich wollen gerne noch einige Dinge mit dir besprechen. Mit deiner heutigen Entscheidung ändert sich doch einiges im Ablauf bei uns in der Gärtnerei. Können wir uns dazu in dein Büro zurückziehen?“

Mit dieser Frage hatte er meine Neugier geweckt. Ich erklärte Thomas, dass ich mit Mario und Pit bei mir im Büro sei, was er staunend zur Kenntnis nahm, jedoch nur nickte, da er genau wusste, dass ich ihm alles von Wichtigkeit erzählen würde. Wir gingen nach unten in mein Büro und setzten uns in die Besprechungsecke. Ich forderte sie auf, mir zu sagen, wo der Schuh drückt.

Mario erzählte: „Meine Mutter hat mir vorgestern Abend mitgeteilt, dass sie den Kontakt zu mir wieder abbrechen wird, da sie zu unserem Vater zurückzieht. Damit hätten wir eine neue Ausgangslage. Pit und ich haben gestern lange diskutiert und er hat die Nacht bei mir im Gästezimmer verbracht, nachdem es zu spät wurde. Wir haben aber Philipp und Marcus informiert, dass Pit über Nacht bei mir bleiben wird.“

Ich meinte: „Das sind aber keine guten Neuigkeiten für euch beide. Hat sie wenigsten angedeutet, dass euer Vater jetzt doch einlenken will und ihr gemeinsam die elterliche Gärtnerei fortführen sollt?“

Mario sagte: „Keineswegs, sie geht nur zu ihm zurück, weil es in der Gärtnerei drunter und drüber geht, wie sie selbst feststellte. Manuel und ich merken das daran, dass inzwischen vermehrt Anfragen von Vaters Kunden kommen, die von uns die Ware beziehen wollen. Wir überlegen gerade, ob wir die Produktion ausweiten können, um diese Anfragen zu befriedigen. Flächen hätten wir bei Grubmüller noch genügend, die wir nutzen könnten. Aber uns fehlen die Mitarbeiter.

Manuel versucht eventuell mehr Saisonhelfer zu bekommen, was leider nicht ganz so einfach ist. Wir sind uns zudem nicht einig, inwieweit deine Bauaktivitäten uns in diesem Jahr behindern. Wir wissen, dass das Lagerhaus gebaut wird, aber anders als in der ursprünglichen Planung. Von Frederik weiß ich, dass der Hofladen vergrößert wird und ein großes Café kommt. Er hat uns erzählt, dass ein neues Parkhaus gebaut werden soll und der Platz vor dem Verwaltungsgebäude soll verkehrsberuhigt werden.“

Ich meinte: „Mir wurde versichert, dass die Einschränkungen so gering wie möglich ausfallen werden. Zuerst wird die neue Zufahrt fünfzig Meter nördlich gebaut, danach das Parkhaus, das teilweise im Bereich der alten Zufahrt stehen wird. Die Erweiterung des Ladens ist nur ein Holzanbau, der in Fertigteilen angeliefert wird. Ähnlich ist es bei dem Café, auch hier gibt es nur Fertigteile.

Während das Lagerhaus gebaut wird, wird ein erster Teil des verkehrsberuhigten Teils errichtet. Der zweite Teil wird erst hergerichtet, wenn das Lagerhaus fertiggestellt ist. In drei Wochen, mit der Eröffnung des Hofladens, wird das Konzept und der Umsetzungsplan vorgestellt.“

Pit sagte: „Peter, das sind alles allgemeine Dinge. Wir wollten mit dir über private Angelegenheiten sprechen. Wenn meine Mutter nicht mehr zu Mario kommt, habe wir uns überlegt, dass ich zu Mario ziehen könnte. Du und Thomas bleiben meine Pflegeeltern, ich wäre nur zu meinem Bruder ausgelagert.“

Ich versuchte zu erklären: „Pit, grundsätzlich nichts einzuwenden gegen deinen Plan. Du solltest dabei aber bedenken: Wie kommst du von der Gärtnerei Grubmüller jeden Tag zur Schule. Was passiert im Sommer, wenn du in der Gärtnerei Winter deine Ausbildung beginnst. Willst du jeden Tag abgeholt und zurückgebracht werden? Ich hätte einen Alternativvorschlag: Du fährst freitags zu Mario und kommst am Sonntagabend zum Gutshof zurück. In den Schulferien kannst du die ganze Zeit bei Mario bleiben.“

Mario überlegte und erwiderte: „Pit, deinen Schulbesuch hatten wir nicht in Betracht gezogen, das ist der Haken an unserem Plan. Peters Plan gefällt mir unter Berücksichtigung dieser Tatsache besser als unsere Idee. Was wir ebenfalls nicht berücksichtigt haben, ist eure Gruppe, die gemeinsam die Schularbeiten erledigt und eure Lerngruppe zur Abschlussprüfung, all das würdest du dadurch aufgeben.

Dass du im Sommer nicht in die Jugendwohnung einziehst, war von Anfang an nicht Teil unseres Planes, da waren wir uns einig. Auf der anderen Seite, wenn Richie jetzt umzieht, bin ich zumindest nicht mehr allein in der Gärtnerei. Vielleicht kann ich Beate nach ihrem Urlaub überzeugen, endlich zu mir zu ziehen. So wie es aussieht, können wir uns eine gemeinsame Zukunft vorstellen.“

Pit konterte: „Wenn du mir das gleich gesagt hättest, hätte ich nie einen Umzug zu dir ins Auge gefasst. Ich will doch nicht euer junges Glück stören. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass Beate so wahnsinnig begeistert sein wird, wenn ich dauernd mit euch in der Wohnung lebe. So bist du sie schneller wieder los, als dir das lieb sein wird.

Peter, ich ziehe meinen Wunsch zu Mario umzuziehen in vollem Umfang zurück. Es bleibt alles beim Alten. Vielleicht werde ich an einigen Wochenenden zu Besuch zu Mario kommen, aber auch nur dann, wenn Beate damit kein Problem hat, dass ich bei ihnen übernachte.“

Ich meinte. „Damit ist das Thema für mich abgehakt. Mich würde nur noch interessieren, was sich an Richies Mitarbeit in der Gärtnerei ändert, wenn er fest dort untergebracht wird. Für mich bleibt alles wie bisher. Mit der Ausnahme, dass er seine Aufgaben für die Gärtnerei Winter in eurem Büro erledigt.“

Pit schaute mich an und sagte: „Peter, mir ist aufgefallen, dass du die Lösung mit Richies Umzug priorisiert hast. War das absichtlich gemacht, oder steckt da nur ein Zufall dahinter?“

Ich grinste, und damit musste für Pit klar sein, dass ich nachgeholfen habe. Deshalb erklärte ich: „Mein erster Plan war eigentlich, Kilian bei dir im Zimmer unterzubringen. Zu Beginn unserer Diskussion fiel mir jedoch auf, dass Kilian und Pete sich sehr intensiv anstarrten. Ich vermutete, dass zwischen den beiden Jungs der Blitz eingeschlagen hatte und änderte deswegen meine Strategie.

Damit die beiden Jungs sich ein Zimmer teilen können, brauchte ich eine andere Lösung. Richards Umzug in das Appartement in die Gärtnerei Grubmüller war eine längst beschlossene Tatsache, nur sollte er erst mit seiner Volljährigkeit Ende Mai umziehen. Barbara hatte dafür schon ihre Zustimmung erteilt. Ich musste also nur noch den Termin vorziehen und damit war der Weg frei für meinen neuen Plan.

Zu eurer Information, Richard hat seinen vorzeitigen Umzug geschickt und unterstützend vorangetrieben, da ihm auch aufgefallen ist, dass sich zwischen Pete und Kilian etwas anbahnte. Zum Glück ist es nur uns beiden aufgefallen. Inzwischen haben es beide Jungs bestätigt, dass sie sich ineinander verknallt haben. Der Einzige, der blockieren wollte, war Manuel, dessen Einwände ich sehr schnell und logisch entkräftet habe.“

Mario sagte: „Pit, wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass Peter bei der Diskussion zugunsten von Kilian und Pete eingegriffen hat. Gut, er hat bestätigt, dass er eine Lösung gesucht und gefunden hat, die den beiden Jungs zugutekommt, was ich okay finde. Er ist bei uns doch ähnlich vorgegangen. Denn er hatte in erster Linie unsere Interessen in den Vordergrund geschoben.

Es war am Ende meine Entscheidung, dass ich mit meiner Mutter wieder Kontakt aufnehmen wollte, als sie zuhause ausgezogen ist. Deine Entscheidung war, dass du Peter und Thomas als Pflegeväter haben wolltest und am Gutshof bleiben willst. Thomas und Peter hätten auch sagen können, dass sie dich nicht als Pflegekind nehmen, weil mir bereits die Aufsichtspflicht für meinen jüngeren Bruder zugesprochen wurde. Er hat immer in deinem Interesse gehandelt. Warum soll er das nicht bei anderen ebenso machen?“

Pit erwiderte: „Das bestreite ich gar nicht oder stelle es in Frage, mir fällt nur immer wieder auf, dass Peter immer Lösungsvorschläge bringt, die zu dem von ihm gewünschten Ergebnis führen. Dass die Ergebnisse zugunsten der Betroffenen ausfallen, zweifle ich auch nicht an. Mich hatte einfach interessiert, ob Peter wiederum die gleiche Taktik angewendet hat, um zu den bestmöglichen Resultaten zu gelangen.“

Ich meinte: „Pit, deine Frage geht schon in Ordnung. Sie zeigt mir, dass du ein aufmerksamer Beobachter bist, der aus eigenen Erlebnissen Rückschlüsse zieht und dann mit anderen Vorgehensweisen vergleicht. Nachdem eure Gesprächspunkte geklärt sind, sollten wir unsere Runde auflösen. Mario, denk daran, wir kommen morgen Nachmittag mit Richard zu euch. Kannst du die Schlüssel für sein Appartement bereithalten, damit er sein Appartement übernehmen kann und wir seine Sachen abstellen können?“

Mario meinte: „Kein Problem, ich werde heute noch die Heizung in seinem Appartement etwas höher drehen. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam im Aufenthaltsraum Kaffee trinken? Ihr müsstet nur Kuchen vom Hofcafé mitbringen. Peter, wir haben doch noch die alten Holzregale aus dem Verkaufsraum der Gärtnerei, können wir diese bei Richard vorübergehend einsetzen? Damit er zumindest seine Klamotten ordentlich ablegen kann und nicht aus Kartonagen leben muss.“

Ich erklärte: „Sicher können die Regale bei Richard vorübergehend eingesetzt werden, sofern er das will. Ich denke, wir brauchen kein Werkzeug mitzubringen, da entsprechende Utensilien in der Gärtnerei vorhanden sind.“

Wir standen auf, ich versperrte mein Büro und wir gingen in Richtung Treppenhaus. Dort verabschiedete Mario sich bis morgen. Pit und ich gingen nach oben. Unterwegs meinte Pit: „Ich komme morgen mit und helfe euch beim Aufbau der Regale. Was hältst du von Marios neuer Freundin, mit der er zusammenleben will. Ich denke, du kennst sie. Sie arbeitet in dem Küchenhaus, das die Küchen für die beiden Wohnungen geliefert hat.“

Ich grinste und meinte: „Fachlich ist sie, zumindest was Küchenplanung angeht, ein kluges Köpfchen. Ihre Entwürfe für die Einbauküchen sind gut durchdacht. Da ich sie privat nicht kenne, will ich mir kein vorschnelles Urteil über sie erlauben. Ich hatte beim Kauf der Küche schon den Verdacht, dass die beiden heftig miteinander geflirtet haben.“

In der ersten Etage verabschiedete er sich bis morgen und meinte noch, ich solle rechtzeitig Bescheid geben, wann wir abfahren wollen. Ich ging in die Wohnung und Thomas wartete im Wohnzimmer auf mich. Ich erzählte ihm kurz, was ich im Büro mit den beiden Jungs besprochen hatte.

Er meinte: „Gut, dass du ihn überzeugen konntest, dass ein Umzug für wenige Monate keine gute Idee sei. Ich kann verstehen, dass er keinen Bock auf den Umzug hatte, als er erfahren hat, dass Marios Freundin auch einziehen soll. Wieviel Kuchen sollen wir für morgen vorbestellen?“

Ich sagte: „Das reicht, wenn wir morgen den Kuchen bestellen, da wissen wir genauer, wie viel wir brauchen. Ich gehe davon aus, dass wir höchsten höchstens sechs oder sieben Leute sind. Wenn Richies Sachen aus seinem alten Zimmer raus sind, kann Kilian sofort zu Pete ins Zimmer umziehen. Da reichen drei Helfer, um Kilians Bekleidung und seine persönlichen Dinge ins Verwalterhaus zu bringen.

Kilian braucht nicht groß einpacken. Die Kisten sind kaum ausgepackt, da ein Teil erst heute Mittag geliefert wurde. Die Jungs können die Kisten am Vormittag ins Verwalterhaus tragen und am Nachmittag auspacken. Was wir brauchen, ist einen der kleineren Transporter für Matratze, Oberbett, Kissen und die Bettwäsche, sowie die Umzugskartons, die Richard mit seinen Sachen befüllt.

Wir können alle Helfer in die Gärtnerei verfrachten und dort im Aufenthaltsraum gemeinsam Kaffee trinken, Kilian kann notfalls seine Kisten locker erst am Montag ausräumen. Bis er seine Ausbildung fortsetzen kann vergehen sicher einige Tage, bis alles geregelt ist. Ein oder zwei Tage darf er mich tagsüber begleiten und zwischendurch werden wir einmal zur Bank fahren und seine Konten hierher umziehen.“

Es klopfte an der Wohnzimmertür und Kilian und Richard traten ein. Thomas grinste und fragte scheinheilig: „Jungs, gehört ihr zur Familie oder seid ihr Fremde, die anklopfen sollten. Ich denke, ihr gehört zur Familie, immerhin sind zwei von euch unsere Pflegekinder! Erspart euch in Zukunft das Anklopfen.“

Kilian schaute Thomas an und antwortete: „Stimmt, wir gehören zur Familie, zumindest bis wir volljährig sind und unsere Ausbildung abgeschlossen ist. Wir wollten nur unseren Eintritt ankündigen, nicht, dass wir euch bei etwas überrascht hätten.“

Ich erwiderte: „Bei was hättet ihr uns überraschen können. Knutschende Jungs und Männer sind für Richard ein normaler Anblick, immerhin lebt er seit einem halben Jahr in einer Wohngemeinschaft mit zwei schwulen Pärchen. Gut, dass ihr schon hier seid, dann kann ich mit euch besprechen, wie ich mir die Umzüge von euch vorstelle.

Fangen wir mit Kilian an, du brauchst am wenigsten einzupacken, da bei dir das meiste noch in Kisten steckt. Wenn du alles eingepackt hast, helfend dir die Jungs, deine Sachen ins Verwalterhaus zu bringen. Ihr deponiert deine Kisten dort so, dass sie nicht versehentlich mit Richies Kisten verwechselt werden können und versehentlich in die Gärtnerei Gruber umgezogen werden.

Richard, du solltest deine Kisten bis Mittag gepackt haben. Mittags laden wir zuerst aus dem Gutshaus die Matratze, die Bettdecke, das Kissen und die Bettwäsche in den Kleintransporter ein. Falls du einen fahrbaren Kleiderständer haben willst, so ein Teil sollte noch im Keller stehen, dann nehmen wir das Teil ebenfalls mit in die Gärtnerei. Mario hat angeboten, dass du zumindest einen Teil deiner Sachen auspacken kannst und in die in der Gärtnerei gelagerten Holzregale aus dem Laden in deinem Appartement einräumen kannst. Dazu werden wir die Regale in deinem Appartement vorübergehend aufstellen.

Am Verwalterhaus laden wir deine Kartons in den Kleinlaster und fahren in die Gärtnerei, laden dort deine Sachen aus, bringen alles hoch ins Appartement und bauen die Regale auf. Mario kocht für alle am Umzug beteiligten Kaffee und wir bringen aus der Konditorei Kuchen und Torten mit. Im Aufenthaltsraum können wir unser Kaffeekränzchen abhalten.“

Thomas meinte, er würde sich nun mit unseren beiden Jungs ums Abendessen kümmern und sich aus dem Gespräch ausklinken, Er stand auf und verließ das Wohnzimmer in Richtung Flur, um mit David und Tobias zu reden.

„Wenn wir wieder zum Gutshof zurückfahren, kannst du weiter auspacken, solange du lustig bist. Ich nehme an, dass du dich mit Mario noch absprechen willst, wegen Frühstück und Abendessen.“

Da wir jetzt nur noch zu viert im Wohnzimmer waren erklärte ich weiter: „Kilian, ab Montag darfst du mich tagsüber bei meiner Arbeit begleiten. Dabei lernst du einiges über die Stiftung Sonneneck und die Firmengruppe. Wir werden gemeinsam zur Bank gehen, die alle Konten unserer Pflege- und Adoptivkinder betreut und für dich ein Konto eröffnen und gleichzeitig deine bestehenden Konten übertragen lassen. Falls du Fragen haben solltest, kannst du mich jederzeit ansprechen.

Die nächste Woche wird sicher interessant für dich sein, am Mittwoch werden wir unser neues Produkt Bauplan- und Dokumentenverwaltung der Öffentlichkeit vorstellen. Eventuell kannst du dich dort sogar nützlich machen! Am Montagmorgen treffen wir zwei uns mit Florian, unserem Ausbildungsbeauftragten, um alle Fragen rund um deine Ausbildung zu klären. Wir brauchen dazu deinen abgeschlossenen Ausbildungsvertrag mit der bisherigen Bäckerei.“

Ich stoppte, da er mich fragend anschaute. Er erklärte: „Ich kann dir nicht sagen, wo mein Ausbildungsvertrag ist. Bei meinem Rauswurf durch meine Eltern habe ich ihn nicht mitgenommen. Wozu auch, ich muss doch wieder von vorne anfangen, wenn ich eine Ausbildung zum Konditor beginne.“

Ich erwiderte: „Das sehe ich nicht so wie du. Wenn du deine Ausbildung als Bäcker fortsetzt, wird dir deine bisherige Ausbildungszeit voll angerechnet. Selbst wenn du jetzt als Konditor weiterlernen willst, kann dir deine bisherige Zeit angerechnet werden. Gerade in der Anfangszeit ist der Lerninhalt in beiden Ausbildungsberufen fast identisch. Was wir auf alle Fälle brauchen, ist dein Berichtsheft oder die digitale Version davon, die bei uns inzwischen zum Einsatz kommt.

Du solltest die Umzugskisten überprüfen, die dir Robert heute gebracht hat. Wenn deine Eltern alle persönlichen Unterlagen herausgegeben haben, findest du vielleicht dort dein Berichtsheft.“

Da damit von meiner Seite bereits alles gesagt war, hörten sie von mir nur noch: „Gibt es von eurer Seite noch Anmerkungen, Fragen oder habt ihr andere Vorstellungen? Ansonsten von mir noch eine Frage: Warum ist Pete nicht mitgekommen. Er hatte doch vor eurem Abgang ins Verwalterhaus angekündigt, dass er mit euch wieder zurückkommt und mit mir ein Gespräch unter vier Augen führen möchte.“

Kilian meinte: „Gut, dass du das ansprichst, Pete wollte noch kurz etwas erledigen und später in eure Wohnung nachkommen. Warum er noch nicht angekommen ist, kann ich dir nicht beantworten. Ich denke, der von dir vorgeschlagene Ablauf hört sich nachvollziehbar an, meinetwegen kann es morgen genauso ablaufen.

Ich werde morgen Abend nachprüfen, ob sich in meinen privaten Unterlagen das Berichtsheft und der Ausbildungsvertrag befindet. Wann soll ich am Montag bei dir im Büro sein, damit wir mit Florian das Gespräch führen können und notfalls Ersatz für den Vertrag oder das Berichtsheft besorgen können.“

Ich erklärte: „Florian kommt normalerweise kurz vor acht Uhr ins Büro. Wir sollten ihm zumindest ein paar Minuten gönnen, um seine Technik zu starten und im Büro anzukommen. Er wird vermutlich zuerst seine Mails prüfen, welche Zusagen für den Einstellungsevent an Ostern bereits vorliegen. Ich gehe zumindest davon aus, dass die Zusagen von Winfried und Wolfgang vorliegen werden.“

Ich war gerade bei meinem letzten Satz angekommen, als jemand an der Wohnzimmertür klopfte und ich den Besucher aufforderte einzutreten. Pete trat ein, begrüßte alle und setzte sich auf den derzeit noch freistehenden Sessel und meinte: „Habe ich etwas Wichtiges versäumt?“

Kilian grinste ihn an und sagt: „Kommt ganz darauf an, was du unter wichtig verstehst. Wir haben über meinen Ausbildungsvertrag und mein Berichtsheft gesprochen, dass ich als Nachweis für meine begonnene Ausbildung benötige. Aus meiner Sicht ist das wichtig, dürft dich aber wenig interessieren. Dazu habe ich am Montag um acht Uhr dreißig einen Termin beim Ausbildungsleiter Florian.

Wir haben den Ablauf des morgigen Tages besprochen, der dürfte für dich eher interessant sein. Peter hat mitgeteilt, dass wir uns morgen Nachmittag um vierzehn Uhr in der Gärtnerei Grubmüller zum Kaffeekränzchen treffen und wir Richard bei seinem Umzug unterstützen. Richie bekommt zusätzlich ein paar Regale aus dem ehemaligen Laden der Gärtnerei und einen fahrbaren Kleiderständer aus den Beständen des Gutshofes.

Da war doch noch etwas, was wichtig ist. Ach ja, nicht ich ziehe zu dir um, sondern du darfst deine Sachen packen und kommst zu mir in Peters Gästezimmer, während Tobias und David umziehen in dein bisheriges Zimmer.“

Ich hatte beide Jungs beobachtet, während Kilian das von sich gegeben hatte. Fast hätte ich losgeprustet, konnte mich gerade noch zurückhalten, als ich Petes Gesicht sah. Schnell mein Pokerface aufgesetzt, damit er zumindest bei mir nicht erkennen konnte, welchen Bären ihm Kilian gerade andrehen will.

Pete schaute mich an und sagte: „Peter, ich glaube das nicht, dass du beschlossen hast, dass Kilian und ich in euer Gästezimmer einziehen sollen und eure beiden Jungs dafür ins Verwalterhaus umziehen dürfen.“

Ich meinte: „Was wäre daran so unglaublich, wenn Thomas und ich das beschlossen hätten um euch beide besser unter Kontrolle zu haben, das würde mich jetzt doch brennend interessieren.“

Da Pete mich anschaute, bekam er nicht mit, dass Kilian sich diebisch darüber freute, dass seine Aktion, Pete zu verarschen, von mir unterstützt wurde. Ich warte auf seine Reaktion, die lange auf sich warten ließ. Er wollte gerade ansetzen und antworten als Richard erklärte: „Pete, du bist ganz schön leichtgläubig. Ich denke, du solltest noch einmal darüber nachdenken, ob deine Wahl, Kilian zu deinem Freund zu erklären, eine gute Entscheidung war. Merkst du nicht, dass Kilian dich auf den Arm genommen hat und Peter schon sein Pokerface aufsetzen musste, um nicht laut zu lachen, als er dir erklärte, dass Thomas und er euch so besser unter Kontrolle hätten. Ich habe mich zumindest köstlich amüsiert über deine Sprachlosigkeit und deinen geschockten Gesichtsausdruck.

Das erinnert mich an eine ähnliche Sache, die vor kurzem gelaufen ist. Soweit ich mich erinnern kann, wurde entweder Frederik oder Kevin ähnlich hereingelegt. Die Rede war von technischem Equipment, und als nachgefragt wurde um was es dabei ginge, erklärte einer von Peters Adoptivsöhnen, dass damit Fußfesseln gemeint seien, damit er nicht davonlaufen kann.“

Pete blickte Kilian ins Gesicht und drohte: „Na warte, das werde ich dir mit Liebesentzug heimzahlen.“

Jetzt konnten Richard und ich nicht mehr an uns halten und fingen schallend zu lachen an, dem sich die beiden Jungs nach kurzer Zeit anschlossen. Klar, dass der Rest der Mitbewohner ins Wohnzimmer stürmten und sich wunderten. Tobias fragte, was denn so lustig sei, dass wir uns derartig amüsiert hätten.

Richard erklärte: „Ganz einfach, Kilian hat Pete erklärt, dass er in David und dein Zimmer umziehen darf, damit Thomas und Peter die beiden Jungs besser unter Kontrolle haben. Dafür solltest du und David ins Verwalterhaus ins Dachgeschoss umziehen. Peter hat das, umständlich formuliert, sogar bestätigt. Das Gesicht von Pete hättet ihr sehen müssen. Erst als ich ihm erklärte, dass er leichtgläubig sei und er endlich registrierte, dass er von beiden verarscht wurde, sagte er zu Kilian, na warte, das werde ich dir mit Liebesentzug heimzahlen, was bei uns den Heiterkeitsausbruch auslöste.“

Jetzt gab es auch für Thomas und die vier Jungs kein Halten mehr, auch sie lachten aus vollem Herzen. Als sich langsam alle wieder beruhigten, meinte Tobias: „David und ich hätten sicher nichts dagegen gehabt, uns, in eurem schönen großen Zimmer, breit zu machen.“

Thomas meinte: „Das könnte euch so passen, euch ins Verwaltergebäude zu verkrümeln. Ihr seid unsere Adoptivsöhne und die Leben normalerweise bei ihren Adoptiveltern, gut, in eurem Fall bei den Adoptivvätern. Oder fühlt ihr euch bei uns so enorm vernachlässigt, dann sage ich Barbara Bescheid, dass ihr euch bei uns nicht mehr wohlfühlt und wieder zurück in ein Kinderheim wollt.“

David erklärte: „Wer behauptet, dass ich das gleiche denke wie Tobias! Ich möchte nicht aus dem Zimmer ausziehen, in dem ich lebe. Wenn er unbedingt gehen will, soll er ruhig verschwinden, dann habe ich das Zimmer für mich allein, auch nicht schlecht. Ich denke jedoch, wir finden für ihn sicher adäquaten Ersatz, der dann bei mir einziehen kann, oder ich warte, bis das nächste Pflegekind zu uns kommt.“

Tobias erwiderte: „Spinnst du David, wenn ich gehe, hast du gefälligst mitzugehen. Allein gehe ich bestimmt nicht freiwillig in ein Kinderheim zurück. Na gut, ich gebe mich geschlagen, dann bleiben wir eben in unserem Zimmer.

Ich wollte im Grunde genommen doch nur andeuten, dass mir das Zimmer auch gefallen würde und ich mir einen Tausch vorstellen kann. Thomas, du denkst doch nicht wirklich, dass ich mich bei euch nicht mehr wohlfühle und vor allem, dass ich freiwillig in ein Kinderheim will. Ich bin doch glücklich mit dir, Peter und David. Es gibt für mich keinen Grund, warum ich in weggehen sollte.“

David lachte und meinte: „Dann solltest du dir das nächste Mal vorher überlegen, wie du deine Aussage formulierst. Hättest du nur davon gesprochen, dass dir das Zimmer im Verwalterhaus auch gefallen und du mit ihnen tauschen würdest, wenn es denn unbedingt sein müsse, hätte Thomas bestimmt nicht so reagiert. Sicher würde mir die Bude im Verwalterhaus gefallen, aber nur deswegen würde ich nicht freiwillig umziehen.“

Thomas erklärte: „Tobias, ich wollte nur sehen, wie du auf meine Aussage reagierst. Immerhin hast du dich köstlich amüsiert, als Pete von Kilian unter Mithilfe von Peter verarscht wurde. In diesem Fall bist du derjenige, der von mir auf den Arm genommen wurde. Jetzt ist dir hoffentlich bewusst, wie sich derjenige fühlen muss, der von anderen verarscht wird und seine Kumpels lachen darüber.“

Ich meinte: „Tobias, ich denke zu diesem Thema ist jetzt alles gesagt, was zu sagen war. Wir sollten uns wieder dem wichtigeren Thema zuwenden und dass ist definitiv der morgige Umzug von Richie ins Appartement der Gärtnerei Grubmüller und von Kilian ins Verwalterhaus. Seid ihr mit den Vorbereitungen fürs Abendessen bereits fertig? Dann werden wir einfach nach dem Essen weiterreden.“

Thomas meinte: „Wir sind in fünf Minuten so weit, dass wir Essen könnten. Vermutlich macht es mehr Sinn, euch bereits ins Esszimmer zu setzen und später weiter über die Umzüge zu sprechen. Dann können David, Tobias und ich mit teilnehmen und keiner muss uns später erklären, was wir nicht mitbekommen haben.“

Thomas und die beiden Jungs gingen durchs Esszimmer in die Küche und ich erklärte: Dann werden wir der Anweisung von Thomas Folge leisten und uns ins Esszimmer bewegen.“

Wir standen auf und gingen ins Esszimmer und setzten uns an den eingedeckten Tisch. So nach und nach brachten die beiden Jungs die Platten mit Wurst und Käse, eben alles, was wir zum Abendessen benötigten. Kilian, Pete und Richard schenkten sich bereits ihre Getränke ein und sie fragten mich, was ich trinken würde. Thomas und die beiden Jungs kamen mit den letzten Kleinigkeiten und setzten sich zu uns an den Tisch.

Alle halfen nach dem Essen zusammen, den Tisch abzuräumen und anschließend gingen wir wieder ins Wohnzimmer, um über den Umzug zu reden. Da das meiste bereits vor dem Abendessen besprochen wurde, war der Rest nach gut einer halben Stunde abgehandelt.

Richard meinte: „Peter, ich werde jetzt ins Verwalterhaus gehen und heute noch die ersten Sachen in die Umzugskisten verpacken. Pete, wenn du mir helfen willst, dann kannst du dich mir anschließen. Ansonsten kannst du gern noch hierbleiben und mit deinem neuen Freund flirten.“

Pete meinte rotzfrech: „Eigentlich wollte ich mit Peter noch besprechen, wie wir weiter vorgehen wollen. Denn mit dem heutigen Tag steht für mich fest, dass ich auch den Kontakt zu meinem Vater vorerst abbrechen werde. Er muss nicht erfahren, dass ich meinen Traumprinzen gefunden habe. Wenn du dringend meine Hilfe brauchst, komme ich gern mit. Wenn nicht, nehme ich dein Angebot an, bleibe hier und flirte noch einige Zeit mit Kilian.“

Richard erwiderte: „Bleib du lieber hier bei deinem Freund, klär mit Peter deine Sachen und flirte mit Kilian. Klaus und Florian werden mich beim Packen meiner Sachen sicher unterstützen. Wenn vier Leute einpacken, wird es mit Sicherheit eng im Zimmer.“

Richard stand auf, verabschiedete sich und trabte los. Ich sah Pete an und fragte: „Warum willst du den Kontakt zu deinem Vater vorerst abbrechen? Er ist doch derjenige, der immer zu dir gestanden hat und kein Problem damit hatte, dass du auf süße Jungs stehst.“

Kilian wurde rot im Gesicht, als ich ihn als süßen Jungen bezeichnet hatte und David nutzte die Gelegenheit, um nachzulegen: „Kilian, du musst nicht rot werden, wenn dich Peter als einen süßen Jungen bezeichnet. Ich finde auch, dass du ein süßer Kerl bist. Zumindest würde ich dich nicht von der Bettkante stoßen. Glücklicherweise habe ich mein süßes Gegenstück bereits gefunden, das ich nicht austauschen will.“

Tobias reagierte auf Davids Bemerkung: „So siehst du mich also, als dein süßes Gegenstück und trotzdem würdest du Kilian nicht von der Bettkante stoßen, weil er aus deiner Sicht auch ein süßer Kerl ist. Gut, dass du mich nicht austauschen willst, sonst hätten wir beide jetzt ein gewaltiges Problem. Aber nicht nur wir beide hätten ein Problem miteinander.

Du hättest ein weiteres Problem mit Pete, der dich sicher um einen Kopf kürzer machen wird, wenn du ihm seinen Kilian wegnehmen willst. Die nächste Aufgabe hätte Peter, der sich überlegen müsste, wie er uns getrennt unterbringen kann, wobei sich das von selbst erledigen würde, wenn dich Pete um einen Kopf kürzer macht!“

Ich hatte verwundert zur Kenntnis genommen, dass Tobias auf das Kompliment, dass ich Kilian gemacht hatte und wie David darauf reagiert hatte, angesäuert agierte. Ich meinte: „Tobias, würdest du bitte wieder herunterkommen. Erstens war das Kompliment für Kilian von mir und nicht von David. Er hat nur erklärt, dass er ihn auch süß finden würde, wenn er dich nicht schon hätte. Dass er ihn in diesem Fall nicht von der Bettkante schubsen würde, kann ich sogar verstehen. Wenn ich noch so jung wäre wie ihr es seid und ich nicht bisexuell, sondern schwul wäre, könnte ich mir durchaus vorstellen mit Kilian anzubandeln.

Vielleicht hat er das aus deiner Sicht unglücklich formuliert. Mag ja sein, aber deswegen macht man keinen Aufstand, sondern bespricht das in Ruhe miteinander. Du verhältst dich wie eine eifersüchtige alte Ehefrau, deren Mann dauerhaft fremdgeht.“

Kilian sagte: „Danke, Peter, für dein nettes Kompliment. Lustig finde ich nur, dass du dir vorstellen kannst, mit mir anzubandeln, wenn du definitiv nur schwul und mindestens so jung wärest, wie ich es bin. Ich finde es gut, dass ihr meine Pflegeeltern seid. Ihr habt mich so akzeptiert wie ich bin und mich in eure große Familie aufgenommen.“

Pete grinste und erklärte: „Thema abhaken, der süße Kilian gehört zu mir. Peter, du kannst dich doch daran erinnern, dass wir bereits darüber gesprochen haben, dass ich mich vielleicht von dir und Thomas adoptieren lassen will, damit ich nicht mehr nur als der schwule Sohn des Oberstaatsanwalts Burgmeister abgestempelt werde. Ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen den Antrag zu stellen und das Verfahren durchzuziehen.

Ich kann und will Kilian nicht dauerhaft zumuten, dass er in der Öffentlichkeit immer nur als der Stecher des Sohns des Oberstaatsanwalts gesehen wird. Solange mein Familiennamen Burgmeister ist, werden wir immer mit meinem Vater in Verbindung gebracht werden. Bisher war ich allein, da war mir das im Prinzip egal.“

Thomas schaute ihn an und sagte: „Pete, du gehst davon aus, dass dein Nachname für dich zu einer psychischen Belastung führt, die dich dauerhaft krank macht. Du befürchtest, dass sich das auf deinen Freund Kilian negativ auswirken könne und um das zu verhindern, möchtest du von Peter und mir adoptiert werden. Ich denke, das ist der richtige Ansatz, mit dem wir die Adoption für dich beantragen sollten.

Es wird trotzdem nicht einfach werden, dass solltest du im Hinterkopf behalten. Gut, deine Mutter ist vermutlich nicht das Problem dabei. Bei deinem Vater wird das schwieriger, er wird einer Freigabe nicht so ohne weiteres zustimmen, da er hinter dir steht und akzeptiert, dass er einen schwulen Sohn hat. Beim Familiengericht brauchen wir sicher ein psychologisches Gutachten, das knallhart bestätigt, dass du durch die familiäre Situation stark psychisch belastet bist.

Ich schlage vor, zuerst ein Gespräch mit deinem Vater zu führen, ihm deine Probleme und Ängste zu schildern und ihn zu bitten, dich zur Adoption freizugeben, damit du nicht dauerhaft mit körperlichen und seelischen Schäden belastet wirst. Sollte er nicht freiwillig einwilligen, dass seinem Sohn keine dauerhaften Schäden entstehen, bleibt uns immer noch der Weg über das Jugendamt und das Familiengericht.

Bei diesem Gespräch sollten wir massiv auftreten, du und Kilian, sowie Peter und ich sollten zu deiner Unterstützung deinem Vater gegenübertreten. Damit zeigen wir ihm, dass wir deinen Wunsch verstehen und hinter deiner Forderung stehen.“

Kilian meinte: „Pete, ich bin auf alle Fälle dabei, um dich moralisch zu unterstützen. Ich denke sogar, wenn wir ihm zusichern, dass er mit uns weiterhin in Kontakt treten kann, dass ihm die Entscheidung zu deinen Gunsten leichter fallen wird. Du nimmst ihm damit die Verlustängste, die dein Wunsch nach Freigabe bei ihm auslösen könnten. Thomas, Peter, seht ihr das ähnlich wie ich, oder schätzt ihr die Situation anders ein?“

Ich meinte: „Wenn ich zurückdenke, ich hatte lange Zeit auch die Angst, nach dem Tod meiner Frau meine beiden Kinder zur verlieren. Nur die vielen Gespräche mit Barbara haben mir geholfen, die Krise zu überwinden. Sie hat mir immer wieder versichert, solange ich meine Kinder nicht grob vernachlässige, sehe sie keinen Grund, warum ich nicht mit Thomas zusammenleben könne, da er sich genauso liebevoll um meine Kinder kümmert.

Ich bin überzeugt, wenn du ihm diese Angst abnimmst, Pete, er besser mit der neuen Situation zurechtkommt. Ich finde, dein Vater hat sich diese Chance verdient, auch damit, wie mit seiner tatkräftigen Unterstützung, Klaus aus der Schusslinie geholt und seine Spuren wirkungsvoll verwischt wurden. Vor allem, wer kann schon voraussehen, ob wir nicht wieder in eine Situation geraten, in der uns dein Vater mit seinem Wissen und seinen Beziehungen unterstützen und weiterhelfen kann.“

Pete erklärte: „Ich bin davon leider nicht so überzeugt wie ihr und bin der Meinung, ein knallharter Schnitt ist besser. Vor allem, ihr wisst dann sicher, dass ihr auf ihn nicht mehr zählen könnt, wenn ihr in einer brenzligen Situation auf seine Unterstützung hofft.“

Thomas meinte: „Mit diesem Risiko können wir vermutlich umgehen. Zumindest bleibt dir die Möglichkeit erhalten, danach entsprechend seiner Reaktion zu reagieren und dich endgültig von ihm zu lösen. Dir sollte klar sein, dass es nicht in unserem Bestreben liegt ihm seinen Sohn wegzunehmen. Wir sehen in ihm immer noch den Vater, der seinen Sohn über alles liebt und dich nicht dauerhaft verlieren will.“

Ich erklärte: „Wir müssen nicht hier und jetzt eine Entscheidung treffen. Noch haben wir Zeit, bis wir mit Barbara über deinen Wunsch, von uns adoptiert zur werden, gesprochen haben. Bevor wir mit deinem Vater ein Gespräch führen, kannst du dir das sicher noch überlegen. Dieses Gespräch wird auf keinen Fall vorher stattfinden.

Ich denke, wir unterbrechen das Thema Adoption an dieser Stelle und ich werde mich bei Barbara in den nächsten Tagen um einen Gesprächstermin bemühen, damit wir mit ihr das weitere Vorgehen absprechen. Gibt es sonst noch weitere Themen, über die ihr mit uns reden wollt?“

Da von den Jungs keine weiteren Fragen kamen, wurde das Thema an dieser Stelle vorerst abgehakt. Beim Blick auf die Uhr meinte ich: „Leute es ist gleich einundzwanzig Uhr. Jungs, wenn ihr noch zocken wollt, würden Thomas und ich uns zurückziehen und euch das Wohnzimmer überlassen.“

Unbemerkt von uns waren Dennis und Felix ins Wohnzimmer eingetreten und fragten, ob wir noch Lust hätten auf eine Runde Kuscheln. Kilian meinte: „Hört sich doch gut an, ab morgen muss ich auf dieses Vergnügen mit euch wieder verzichten, wenn ich zu Pete ins Verwalterhaus umziehe.“

Pete meinte: „Kilian, du brauchst ab morgen nicht auf Kuschelrunden verzichten, wir beide können stundenlang in unserem Zimmer kuscheln!“

Kilian konterte: „Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob du nur mit deinem Freund kuschelst, oder gleich mit einer ganzen Familie. Ich hatte dieses Vergnügen gestern das erste Mal in meinem Leben. Keine Panik, Pete, kuscheln bedeutet in diesem Fall nicht fummeln. Wir haben es uns zu siebt auf der Sitzlandschaft gemütlich gemacht und haben ruhige und entspannende Musik gehört. Ich habe mich wie in einer großen Familie gefühlt, vor allem weil zwischendurch sich immer wieder neue Gruppierungen gebildet haben.

Am meisten habe ich es genossen, wenn ich von Peter oder Thomas in den Arm genommen wurde und einer oder zwei der Jungs mich in ihre Mitte genommen haben. So etwas kannte ich von meinem Elternhaus nicht.“

Pete erklärte: „Als ich noch klein war, durfte ich auch mit meinen Eltern kuscheln, aber mit zunehmendem Alter hörte das einfach auf. Ich glaube das ist fast acht Jahre her, dass ich zum letzten Mal mit meinem Vater oder mit meiner Mutter kuscheln durfte. Wenn dir so viel an Gruppen kuscheln liegt, dann muss ich mich wohl auf eine Kuschelrunde mit meiner neuen Familie einlassen.“

Thomas konterte: „Pete, bei uns wird keiner gezwungen mit uns zu kuscheln. Es ist und bleibt deine freie Entscheidung, ob du dieses Vergnügen mit deinen Pflegevätern und ihren Adoptiv- oder Pflegekindern teilen willst. Du solltest es zumindest einmal probieren, dann kannst du dich immer noch dagegen entscheiden. Okay, wer legt eine CD mit Kuschelrock in den CD-Player.“

Dennis, der Vorschlag gemacht hatte, sucht im Schrank nach einer ihm geeignet erscheinenden CD und legte sie in den Player ein. Kaum erklangen die ersten Töne hatte sich Tobias schon auf meine rechte Seite geworfen und legte seinen Arm um mich. Schneller als ich schauen konnte, hatte sich Kilian auf meine linke Seite gelegt und sich an mich geschmiegt. Felix und David hatten sich Thomas zum Kuscheln auserkoren und sich neben ihn gelegt.

Dennis schaute Pete an und meinte: „Noch kannst du wählen, wo du dich ankuscheln möchtest, wenn du noch lange überlegst, musst du schauen, wo du dich noch dazulegen kannst.“

Ohne lange zu überlegen, legte er sich neben Kilian, der nach wenigen Minuten sich aufrichtete, Pete direkt neben mich schob und sich außen neben ihn ankuschelte. Wir lauschten der Musik, bis Pete plötzlich erklärte: „Kilian, ist das ein geiles Gefühl zwischen dir und Peter zu liegen und der Musik zuzuhören. Jetzt verstehe ich auch, warum du sofort so begeistert gewesen bist, als Dennis den Vorschlag unterbreitet hat.“

Tobias sah mich an, richtete sich auf und schob mich ein wenig beiseite, um sich zwischen Pete und mich zu zwängen. Es dauerte nicht lange, bis Dennis die Gelegenheit nutzte und sich an meine freie Seite kuschelte. Mit dem Ende der CD fragte Dennis, ob er noch eine weitere CD einlegen soll. Von den Jungs kam die eindeutige Aufforderung, schnell die Platte zu wechseln.“

Thomas spielt den Spielverderber und sagte: „Jungs, schaut auf die Uhr. Morgen muss zwar keiner in die Schule, aber soweit ich mich erinnern kann, sollen morgen zwei eurer Mitbewohner umziehen und ihr habt versprochen ihnen beim Umzug zu helfen. Ich bin dafür, dass uns Pete noch kurz erklärt, wie bei ihm die Familienkuschelrunde angekommen ist und ob er zukünftig gelegentlich teilnehmen will.“

Pete schaute uns an und sagte: „Ich war am Anfang doch etwas skeptisch, als Dennis den Vorschlag Familien kuscheln machte. Als Kilian dann auch noch davon schwärmte, verwirrte er mich noch mehr. Als ich jedoch zwischen Peter und Kilian lag, verstand ich, warum Kilian so geschwärmt hat. Peter strahlt eine Ruhe aus, die ich nicht für möglich gehalten habe und die mich mitgerissen hat.

Ich würde gern mit Kilian wiederkommen und hin und wieder mit euch eine Runde Familien kuscheln. Aber nicht nur da wäre ich mit Kilian gern dabei. Von euren Spieleabenden wird von allen geschwärmt, die schon einmal teilnehmen durften. Ich hoffe, dass wir demnächst zu einem eurer legendären Spieleabende eingeladen werden.“

David sagte: „Warum bist du beim letzten Mal nicht mitgekommen, als Manuel und Daniel mit dabei waren. Von euch Jungen hat sich keiner blicken lassen. Wir haben angenommen, dass ihr kein Interesse oder keine Lust hattet, mit uns den Abend zu verbringen.“

Pete meinte: „ich hatte mir schon überlegt mitzukommen. Da Richard keine Lust hatte, bin ich dann doch bei ihm geblieben. Ich hoffe, dass Kilian nicht so ein Langweiler wie Richard ist und wir gemeinsam öfter bei euch eingeladen werden.“

Kilian erwiderte: „Wenn uns unsere Pflegeväter einladen, kommen wir sicher zum Spieleabend oder zum Familien kuscheln. Wenn ich das vorher Gehörte richtig interpretiere, ist Richard kein Pflegekind, sondern er wurde vom Jugendamt direkt bei euch untergebracht und fällt unter die Zuständigkeit eurer beiden Sozialarbeiter. Da wundert es mich nicht wirklich, dass er an Veranstaltungen, die die Pflegeeltern der anderen Kids veranstalten, nicht teilnehmen will.

Peter, ist es richtig, dass Richard auch mit Erreichen der Volljährigkeit, weiter vom Jugendamt betreut wird, bis er seine Ausbildung beendet hat? Wie läuft das bei euren Pflegekindern, zu denen wir gehören?“

Ich erklärte: „Die Aussage, was Richard anbetrifft, ist von dir korrekt dargestellt worden. Er kam nie als Pflegekind zu uns. Richard wurde mit Duldung des Jugendamtes im Verwalterhaus seiner beiden Ausbilder untergebracht. Das war möglich, da er innerhalb von zwölf Monaten nach Ausbildungsbeginn volljährig wird. Normalerweise wäre er in einem Kinderheim untergebracht worden, das er nach rund neun Monaten wieder hätte verlassen müssen.

Ursprünglich war geplant, dass Richard im Sommer ins Jugendwohnheim umzieht. Da er inzwischen mehr für die Gärtnerei Grubmüller arbeitet, habe ich mit Barbara vom Jugendamt vereinbart, dass er mit seiner Volljährigkeit im Mai ins leerstehende Appartement im Verwaltungsgebäude der Gärtnerei umziehen darf.

Wir haben in den letzten beiden Monaten, mit dir, insgesamt neun Kids und Jugendliche aufgenommen. Damit sind unsere Kapazitäten aktuell ziemlich ausgereizt. Für zwei Notfälle ist noch Platz, wo ich aber bei der Auswahl eingeschränkt bin. Wäre bei dir nicht Pete dazwischengekommen, dann hätte ich dich bei Bernhard und Benjamin im Gästezimmer untergebracht.

Kommen wir jetzt aber zu deiner Frage, wie das bei den Pflegekindern abläuft. Pflegekinder bleiben während der Ausbildung und sogar darüber hinaus bei ihren Pflegeeltern, bis sie ausziehen. Das Jugendamt bleibt bis zum Ende der Ausbildung mit im Boot.

Bei uns wird das etwas anders ablaufen. Wir bleiben eure Pflegeeltern, und wir sind weiter für euch die Ansprechpartner. Jedoch ziehen unsere Pflegekinder, die gleichzeitig Auszubildenden der Gutshofgruppe sind, mit Beginn der Ausbildung ins Jugendwohnheim um. Ihr könnt in dieser Zeit eure ersten Schritte in ein eigenständiges Leben gehen und macht damit den Weg frei für neue Kids, die in Schwierigkeiten stecken und aufgenommen werden können.

Adoptivkinder werden wie eigene Kinder behandelt. Sie müssen auch während der Ausbildung in der Familie bleiben und dürfen nicht ins Wohnheim umziehen. Einzige Ausnahme, dass das Adoptivkind in einem Wohnheim oder ähnlichen untergebracht werden kann, ist ein auswärtiger Ausbildungsplatz.

Denkt daran, morgen ziehen wir Richard um ins Appartement der Gärtnerei Grubmüller und Kilian, zieht bei dir im Zimmer ein, Pete. Wir sehen uns morgen, ich wünsche euch allen eine ruhige und erholsame Nacht.“

Pete stand auf und verabschiedete sich von Kilian im speziellen und allen anderen nur ganz allgemein. Er hatte kaum die Wohnung verlassen, als Tobias sagte: „Kilian, was findest du nur an dem Langweiler?“

Kilian meinte: „Ich finde nicht, dass er langweilig ist. ich habe eher den Eindruck, dass er im Beisein von einigen Mitschülern blockiert oder gehemmt ist. Gab es in der Anfangszeit irgendein negatives Erlebnis bei Pete, ausgenommen die Situation, die er mit seiner Mutter durchlebt hat? Das könnte einen möglichen Grund für sein Verhalten liefern.“

David meinte: „Seit ich ihn kenne, kann ich mich nicht daran erinnern, dass es einen Vorfall gegeben hat. Ich habe nur gehört, dass es am Ende des letzten Schuljahres zu einer unschönen Auseinandersetzung mit einem anderen Schüler gekommen sei, der daraufhin von der Schule verwiesen wurde. Um was es dabei gegangen ist, konnte oder wollte mir keiner erzählen.“

Thomas sagte: „Wenn ihr vorher gut zugehört hättet, da hat er einen seiner Gründe frei Haus geliefert. Er will sich auch von seinem Vater lossagen und von Peter und mir adoptiert werden. Das ist in seinem Fall nicht so einfach, wie der junge Mann sich das vorstellt, da sein Vater kein Problem mit einem schwulen Sohn hat. Das Jugendamt hat leider keine Möglichkeit, von sich aus für Pete tätig zu werden.“

Ich meinte: „Warum Pete so komisch ist, werden wir nicht herausfinden können, wenn er es nicht von sich aus will. Ich kenne ihn jetzt seit Ende Dezember und da war er schon so, wie er sich derzeit gibt. Vielleicht findet Kilian eine Gelegenheit, tiefer in Pete vorzudringen und ihm zu entlocken, woran es liegt, dass er sich immer so zugeknöpft gegenüber seinen Mitmenschen zeigt. So, und jetzt ab in eure Betten. Frühstück gibt es morgen um acht Uhr, wie immer sonntags.“


Da Thomas und ich an diesem Sonntag nicht zu denjenigen gehörten, die das Frühstück vorbereiten durften, konnten wir eine halbe Stunde länger schlafen wie unsere zwei beziehungsweise drei Jungs. Gegen halb acht Uhr standen wir auf und trafen zeitgleich mit Felix und Dennis im Bad ein.

Kurz vor acht Uhr standen Thomas und ich im Esszimmer und ich musste sofort grinsen, weil Kevin und Katharina bereits am Frühstückstisch saßen und auf uns warteten. Kevin fragte dann auch, wer den der neue Junge sei, der mit David und Tobias das Frühstück vorbereitet hat.

Ich erklärte: „Der junge Mann ist Kilian Sonnengerber, schwul, noch nicht volljährig. Er geht nicht mehr zur Schule und wurde von seinen Eltern aus dem Haus geworfen. Er kommt aus dem Allgäu, genauer gesagt aus Marktoberdorf und ist seit Freitagabend hier. Er wird heute ins Verwalterhaus umziehen und zukünftig sich mit Pete das Zimmer teilen. Er hat eine Ausbildung zum Bäcker begonnen, würde aber lieber Konditor werden.

Richard zieht dafür heute bereits ins Appartement in der Gärtnerei Grubmüller um. Wenn er seine Sachen in Umzugskisten verpackt hat, werden wir mit mehreren Leuten in die Gärtnerei fahren und alles in sein Appartement bringen. Spätestens am kommenden Samstag steht wieder einmal ein Einkaufsbummel beim schwedischen Möbelhaus an, um sein Appartement zu vervollständigen.“

Kevin erklärte: „Opa, würdest du mich am kommenden Samstag mit nehmen ins schwedische Möbelhaus. Ihr habt mich inzwischen so neugierig gemacht, dass ich das Möbelhaus endlich mit eigenen Augen sehen will.“

Ich lachte und meinte: „Ich habe kein Problem, wenn du uns ins schwedische Möbelhaus begleiten möchtest. Nur solltest du das vorher mit deinen Eltern geklärt haben. Wenn sie dir ihre Zustimmung geben, kannst du mitkommen. Ich will nicht hinterher als Kindesentführer enden, weil ich dich ohne Wissen und Zustimmung deiner Eltern nach München ins Möbelhaus mitgenommen habe.“

Kevin meinte: „Opa, jetzt übertreibst du aber gewaltig. Bis heute kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich jemals ohne Erlaubnis meiner Eltern irgendwo gewesen bin und sie oder ihr mich gesucht hätten.“

Thomas grinste, schaute ihn an und sagte: „Entweder verdrängst du erfolgreich dein Verschwinden und die stundenlange Suche nach dir, oder du kämpfst heute bereits mit jugendlicher Demenz. Soweit ich mich erinnern kann, haben wir dich schon mal stundenlang auf dem Gutshofgelände gesucht. Es war der Tag, als ihr von der Stadtwohnung zum Gutshof umgezogen seid.

Deine Eltern glaubten dich zusammen mit Katharina im Spielzimmer. Bis irgendwann auffiel, dass Kevin fehlte. Wir haben das Gutshaus vom Dachgeschoss bis zum Erdgeschoss durchsucht, konnten dich aber nirgends finden. Erst als abends der Hofladen und das Café geschlossen wurde, wurdest du von einer Mitarbeiterin bei deinen Eltern abgeliefert. Du hast immer gesagt, deine Eltern wüssten, dass du im Hofladen bist. Leider entsprach das nicht den Tatsachen und dort hatte dich keiner von uns vermutet.“

Ich erzählte weiter: „Deine Mutter hatte schon die Befürchtung geäußert, dass du vielleicht entführt wurdest. Gerade noch rechtzeitig, bevor deine Eltern zur Polizei fahren wollten um die Vermisstenanzeige aufzugeben, kam die Mitarbeiterin und maulte deine Mutter an, warum sie dich nicht zu Ladenschluss im Hofladen abgeholt hat. Kevin, an diesem Tag standest du kurz davor, das erste Mal als vermisste Person in den Polizeiakten aufzutauchen.“

Zumindest während des gesamten Frühstücks wurde nicht mehr über dieses Thema gesprochen. Auch danach wurde es nicht weiter thematisiert, da die Jungs sehr schnell mit ihrem Anruf im Verwalterhaus waren, ob sie die Kisten von Kilian bereits anliefern könnten.

Richard meinte: „Nur weil ihr euch jeden Sonntag um acht Uhr morgens zum Frühstück trefft, muss das in anderen Familien nicht so sein. Jonas und Tim haben bereits gefrühstückt, bevor sie in den Stall zum Melken gegangen sind. Manuel und Daniel haben gegen acht Uhr gefrühstückt und sind jetzt in der Gärtnerei Winter, um Sebastians Gemüse- und Salatbestellung abzuholen und zu liefern.

Der Rest, der nicht so früh raus muss, sitzt jetzt endlich beim Frühstück. Wenn ihr so ab zehn Uhr dreißig mit den Kisten von Kilian eintrefft, sollten wir mit dem Frühstück fertig sein.“

Ich fragte nach, wie der Stand der gepackten Kisten bei ihm sei und ob er noch viel einzupacken habe. Richard erklärte, dass er inzwischen fast alles in die Umzugskisten verpackt hat und wir so gegen elf Uhr kommen könnten und alles in den Kleintransporter einräumen könnten.

Als nächster tauchte Pit bei uns in der Wohnung auf, gefolgt von Gero und Randolf. Pit fragte, ob wir Gero und Randolf mitnehmen würden in die Gärtnerei, da sie ebenfalls Richard helfen wollen. Vor allem wollen sie bei der Gelegenheit gleich die Gärtnerei besichtigen, da sie bisher keine Gelegenheit dazu hatten. Ich meinte nur, dass wir dann überlegen sollten, wer mit wem in die Gärtnerei Grubmüller fahren wird, damit wir am Ende alle unterbringen.

Ich rechnete kurz und kam inzwischen auf insgesamt achtzehn Personen, für die wir Kuchen mitbringen sollten. Ich telefonierte mit der Konditorei, dass sie mir zwanzig Stück vorbereiten sollen, damit wir sie später in die Gärtnerei Grubmüller zum Kaffee mitnehmen können.

Mein nächster Anruf ging ins Gesindehaus. Kevin nahm das Gespräch entgegen und ich fragte, ob sie für heute etwas geplant haben und ob ich sie mit in die Gärtnerei Grubmüller abschleppen kann, zum Kaffeetrinken und Plaudern. Kevin lachte laut auf, nachdem ich meine Frage gestellt hatte. Er klärte dann doch mit Frederik den Sachverhalt und die beiden sagten zu, dass sie uns in die Gärtnerei begleiten würden.

Fast pünktlich auf die Minute um zehn Uhr dreißig hatten sich die sieben Jungs die Umzugskisten von Kilian geschnappt und trugen sie ins Verwaltergebäude, wo sich Kilian ab sofort das Zimmer mit Peter Burgmeister teilen würde. Thomas meinte noch, dass es besser wäre, wenn sie ein paar Minuten später losziehen würden. Was aber keinen der Jungs auch nur annähernd interessierte.

Felix, David und Tobias kamen fast direkt wieder zurück und meinten, dass wir spätestens in einer Stunde zur Gärtnerei losfahren könnten, Richard ist fertig mit packen und, genau genommen, müssen seine Kisten nur noch in den kleinen Transporter verfrachtet werden. Sie warten nur noch auf Manuel und Daniel, die derzeit in der Gärtnerei Winter sind, wegen des frischen Gemüses, dass Sebastian für heute bestellt hat.

Wir konnten Kilians Umzugskisten direkt ins gemeinsame Zimmer der beiden Jungs stellen, da Richards Kartons bereits alle im Erdgeschoss standen. Der Rest ist direkt drüben geblieben und sie wollen mit Kilian bereits seine ersten Kisten ausräumen und später mit den anderen Jungs Richards Umzugskisten in den Transporter einräumen.

Es klingelte unsere Glocke, die einen oder mehrere Besucher an der Wohnungstür ankündigten. Ich ging zur Wohnungstür und als ich sie öffnete, stand Noah davor. Hinter ihm tauchten in dem Moment Kevin und Frederik auf. Ich meinte: „Jungs, dann kommt erst einmal in die Wohnung.“

Ich schaute Noah an, da er als einziger eher unplanmäßig zu uns gekommen war. So fragte ich ihn direkt: „Noah, gibt es ein Problem, bei dem du meine dringende Hilfe brauchst, oder kann ich sonst etwas für dich tun. Wo sind deine Mitbewohner des IT-Gebäudes?“

Noah grinste und meinte: „Peter, du kannst nichts für mich tun. Eher bin ich es, der euch, beziehungsweise Richard, beim Umzug in die Gärtnerei Grubmüller helfen will. Ich fand die Aktion der Jungs, die uns beim Einzug und Bernhard und Benjamin sowie Ludwig und Christian beim Umzug geholfen haben, richtig klasse. Deshalb will ich Richard heute bei seinem Umzug mithelfen.

Die anderen Jungs sind im IT-Gebäude. Bernhard hat gemeint, dass Richard bereits genügend Helfer haben wird und sie deswegen nicht mitkommen werden. Ich solle auch zu Hause bleiben. Wenn Peter noch Helfer braucht, meldet er sich bei uns.“

Die Situation war nicht so einfach für mich. Ich musste bei Noah definitiv behutsam vorgehen, nicht, dass ich am Ende unser gutes Vertrauensverhältnis zerstöre. Ich erklärte: „Noah, da du jetzt hier bist, kannst du gern mitkommen in die Gärtnerei Grubmüller, um Richard beim Umzug zu helfen.

Da einige andere Helfer dabei sind, die die Gärtnerei ebenfalls noch nicht kennengelernt haben, wird es für diese Jungs gleichzeitig eine Führung durch die Gärtnerei und die aktuellen Planungen geben, zu der du ebenfalls eingeladen bist. Da heute nur Richard umzieht und so gut wie keine Möbel aufgebaut werden, brauchen wir nicht so viele Helfer. Bernhard hat dich nicht angeschummelt, als er dir erklärte, dass ich mich melden würde, wenn wir weitere Helfer benötigen.

Zumindest kannst du Kilian, unseren aktuellsten Neuzugang kennenlernen, der seit Freitagabend am Gutshof untergekommen ist. Kilian zieht im Verwalterhaus bei Pete ins Zimmer mit ein. Deswegen der vorgezogene Umzug von Richard in sein neues Appartement in der Gärtnerei. Normalerweise hätte er erst Ende Mai umziehen sollen, wenn er volljährig geworden wäre.“

Noah schaute mich an und sagte: „Peter, ich hoffe du bist nicht angesäuert, weil ich dich mit meiner Anwesenheit und meinem Angebot euch zu helfen, auch noch nerve. Ich wäre arg traurig, wenn ihr mich und Simon bei allen Hilfsaktionen ausschließen würdet. Die Jungs haben uns geholfen und helfen uns immer noch. deshalb wollen wir unsere Hilfe auch den Jungs zugute kommen lassen.“

Das war es, was ich befürchtet hatte. Noah missversteht, dass er nicht angesprochen wurde, um bei der aktuellen Aktion, seine tatkräftige Unterstützung zu zeigen. Ich versuchte es mit einer weiteren wohlüberlegten Erklärung: „Noah, ich bin grundsätzlich nie angesäuert, wenn ich von euch Jungs angesprochen werde, um eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Ich verstehe dich, dass du dich etwas unglücklich fühlst, weil wir dich nicht angesprochen haben, Richard beim Umzug und Kilian beim Einzug zu helfen. Da steckt keine böse Absicht dahinter. Vielmehr hängt es damit zusammen, dass das nur eine sehr kleine Hilfsaktion ist. Glaub mir, du und Simon werdet noch oft die Gelegenheit bekommen, euch bei den Jungs für ihre Hilfe zu bedanken, wenn ihr Beide gerne Jungs unterstützt, die in Schwierigkeiten stecken.

Nicht alle, die heute mit in die Gärtnerei mitkommen, sind dabei, um Richard zu helfen. Wie ich vorher schon gesagt habe, gibt es für diese Jungs eine Führung durch die Gärtnerei. Was dabei entscheidend ist, ihr bekommt alle Informationen, was sich in den nächsten Monaten im Gelände der Gärtnerei verändern wird. Vielleicht kannst du die eine oder andere Information für deine Arbeit brauchen.

Noah, ich verspreche dir, dass ich dich und Simon immer wieder in Hilfsaktionen mit einbinden werde. Ihr seid für mich und die Jungs gleichwertige Kollegen oder Mitarbeiter, und auch Freunde, die mit zur großen Gutshoffamilie gehören.“

Kevin und Frederik, die meine Debatte mit Noah genau verfolgt hatten, wollten sich in die Diskussion mit einbringen, so dass Frederik erklärte: „Noah, Peter hat uns auch nicht zum Helfen beim Umzug eingeladen. Er will uns dabeihaben, weil ich in der Gärtnerei den Hofladen leiten soll und euch erklären darf, was sich in den nächsten Monaten alles verändern wird.

Kevin hast du sicher in den letzten Tagen des Öfteren schon bei Ludwig in der IT gesehen. Er wird eine Ausbildung zum IT-Kaufmann machen und, mit der von dir und Bernhard erstellten Software, die Kunden der Dokumente- und Bauplanverwaltung bearbeiten.

Ich finde es grandios, dass alle Jungs hier sich gegenseitig helfen. Wir haben beim Umzug von Bernhard und Benjamin mitgeholfen, dafür haben andere Jungs bei uns mitgeholfen, als wir in unser Appartement im Gesindehaus eingezogen sind.“

Frederik wollte weitersprechen, wurde aber von David und Tobias gestört, die verkündeten, dass wir uns schnell fertigmachen sollen, da Richards Umzugskartons bereits in den Transporter eingeladen sind und wir aufbrechen könnten. Genauer gesagt, die anderen warten bereits zur Abreise fertig vor dem Gutshaus.

Thomas meinte: „Statt jetzt einen auf Hektik zu machen, hättet ihr uns eher informieren können, dass ihr den Transporter mit Richards Umzugskartons befüllt und wir schon nach unten kommen sollen, da zügig die Abfahrt zur Gärtnerei erfolgen kann. Ihr beide könnt schon nach unten verschwinden und mit einem Fahrer in die Konditorei vorausfahren und die bestellten Tortenstücke abholen.

Soweit ich informiert bin, hat Peter achtzehn Stück Kuchen und Torten geordert. Ihr lasst euch am besten noch vier bis sechs weitere Stücke dazugeben, damit wir zumindest ein Stück für jeden haben. Wer weiß, wer noch alles unangemeldet in der Gärtnerei auftaucht und helfen will.“

Ich musste grinsen, als Thomas von nicht angemeldeten oder eingeplanten Teilnehmern beim nachmittäglichen Kaffeekränzchen sprach. Einen hatten wir bereits definitiv, Noah gehörte zu den nicht eingeplanten Kaffeetrinkern.“

Kaum hatte Thomas seine Anweisung ausgesprochen, waren unsere beiden Jungs sehr flott wieder aus der Wohnung verschwunden. Wir hatten uns zwischenzeitlich unsere Übergangsjacken angezogen und gingen gemütlich nach unten. Thomas und ich gingen zur Garage und holten die beiden Galaxy, damit wir jeweils bis zu sechs Beifahrer mitnehmen konnten.

Wir standen mit den beiden Großraumfahrzeugen vor dem Gutshaus und ich meinte, die Jungs sollten so langsam einsteigen, damit wir abfahren können. Manuel meinte: „Daniel ist mit deinen beiden Jungs und Kilian zum Hofcafé gefahren, um den bestellten Kuchen abzuholen. Richard und Pete fahren bei mir mit im Transporter. Die restlichen Jungs verteilen sich auf die beiden Galaxy.“

Bei mir im Auto saßen inzwischen Klaus und Florian, die beiden Adoptivbrüder von Manuel und Daniel Winter. Dazu hatte es sich Noah auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht. Pit, Gero und Randolf hatten sich bei Thomas ins Auto gesetzt. Damit standen nur noch die drei Jungs, Frederik, Alex-Kevin und mein Enkel Kevin vor den Fahrzeugen und überlegten, wo sie einsteigen sollten.

Ich schaute Kevin an und meinte: „Ich dachte, du willst nächste Woche am Samstag mit ins schwedische Möbelhaus. Von heute war nie die Rede, dass du in die Gärtnerei Grubmüller mitkommen willst. Wo ist die schriftliche Erlaubnis deiner Eltern?“

Kevin grinste frech und zog einen gefalteten Zettel aus seiner Hosentasche, den er mir kommentarlos in die Hand drückte. Ich öffnete den Zettel und konnte in schönster Schrift meiner Tochter lesen, dass Kevin die Erlaubnis habe, uns in die Gärtnerei Grubmüller zu begleiten. Darunter stand noch die Anmerkung: „Was soll der Wahnsinn mit der schriftlichen Erlaubnis für Ausflüge mit dir und Thomas.“

Entscheidet euch, wo ihr mitfahren wollt und steigt ein, damit wir endlich weiterkommen. Kevin verkrümelte sich zu Thomas ins Auto und Frederik und Alex und Kevin stiegen bei mir in den Galaxy ein. Als wir an der Konditorei vorbeifuhren, stellte Florian fest, dass Daniel mit den Jungs bereits auf dem Weg in die Gärtnerei sein müsste, da das Auto nirgends mehr geparkt war.

Im Dreier-Konvoi ging es durch Rosenheim zur Gärtnerei Grubmüller. Daniel und die Jungs waren gerade dabei aus dem Auto auszusteigen, als ich den Galaxy daneben einparkte. Der Transporter wurde von Daniel fast bis vor die Eingangstür zum Verwaltungs- und Wohngebäude der Gärtnerei gelenkt und parkte rückwärts ein.

Thomas hatte sich mit dem zweiten Galaxy neben mich gestellt und beim Aussteigen sah ich, wie sich ein weiteres Fahrzeug der Gärtnerei näherte. Wie schon fast erwartet, näherten sich Sepp und seine Gattin der Gärtnerei. Hatte Mario also wieder einmal ausgeplaudert, dass wir heute zum Kaffeetrinken in die Gärtnerei kommen würden.

So erzählte es uns zumindest Sepp, als er neben uns eingeparkt hatte und ausgestiegen war. Die Jungs waren bereits losgegangen, standen am Kleintransporter und warteten darauf, dass sich die Haustür endlich öffnen würde, damit sie die Kisten nach oben in Richards Appartement bringen können.

Ich sagte: „Sepp, dass wir hier gemeinsam Kaffeetrinken wollen, ist leider nur die halbe Wahrheit, warum wir hier sind. Wir haben gestern Mittag mit Barbara abgeklärt, dass Richard ab sofort ins Appartement umzieht, da wir schon wieder einen neuen schwulen und noch nicht volljährigen Mitbewohner haben, der dafür im Verwalterhaus bei Pete einziehen wird.

Die Jungs werden gleich sämtliche Umzugskisten, eine Matratze, ein Oberbett und ein Kopfkissen, sowie die Bezüge nach oben bringen. Zusätzlich haben wir einen fahrbaren Kleiderständer im Gutshof gefunden, den wir mitgebracht haben. Am kommenden Samstag fahren wir mit Richard nach München ins Möbelhaus.“

Inzwischen hatte Mario die Haustür geöffnet und die Jungs schnappten sich die Kisten und alles, was für Richards Appartement bestimmt war, und schleppten es nach oben. Pit, Marios kleiner Bruder, grinste anzüglich und meinte zu ihm: „Haben wir dich bei etwas Wichtigem gestört, weil du so lange gebraucht hast, bis du uns endlich die Tür geöffnet hast.“

Mario konterte: „Wenn du Mittagsschlaf als etwas Wichtiges betrachtest, dann habt ihr mich dabei gestört. Ich hatte mit eurem Erscheinen erst nach dreizehn Uhr gerechnet. Immerhin haben wir die gemütliche Kaffeerunde erst nach vierzehn Uhr angesetzt.“

Er stockte, als er Sepp und seine Gattin erblickte. Er fing sich sehr schnell und meinte: „Hallo Sepp, hallo Marianne, mit euch habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich wollte euch doch nur davon informieren, dass ich heute ein volles Haus haben werde, wenn wir uns zum Kaffeetrinken hier treffen.“

Sepp grinste und antwortete: „Das Richard bereits an diesem Wochenende ins Appartement umzieht und ihr euch deswegen zum Kaffee hier versammelt, hast du uns hundertprozentig verschwiegen. Du wolltest uns am Montag vor vollendete Tatsachen stellen. Gut, dass ich mich um solche Sachen nicht mehr kümmern muss.“

Wir waren inzwischen im Haus angekommen und ich rief alle zusammen: „Ihr habt inzwischen den Kleintransporter geleert und Richards Sachen stehen in seinem Appartement. Ich brauche für das Aufstellen der Regale vier Mann, die die Regale nach den Wünschen von Richard aufbauen.

Eine weitere Gruppe von drei oder vier Leuten kümmert sich darum, dass wir gegen vierzehn Uhr unsere gemütliche Kaffeerunde starten können. Der Rest darf mit Sepp, Frederik und mir eine Führung durch den Hofladen und die Gärtnerei machen und erfährt so nebenbei, welche Veränderungen sich in den nächsten zwölf Monaten hier ergeben.“

Schnell hatten sich die beiden Gruppen gebildet, wovon die eine Gruppe für unser leibliches Wohl zuständig war und die andere Gruppe, die mit Richard zusammen die Regale aufbauen soll. Zumindest waren diejenigen mit beim Rundgang dabei, bei denen ich es erwartet hatte. Thomas, Richard, David und Tobias, sowie Pete, kümmerten sich um die Regale in Richies Appartement.

Manuel und Daniel, sowie Klaus kümmerten sich um unser leibliches Wohl und wurden von Marianne unterstützt. Unser erster Weg führte uns in den Hofladen. Dort erklärte Frederik: „Der Laden wird jetzt doch erst einmal nach den ursprünglichen Plänen aufgebaut, da eine Erweiterung des Hofladens vorgesehen ist. Vermutlich in etwa drei Monaten könnte die Erweiterung durchgeführt werden. Die Eröffnung des Hofladens wird in etwa zwei Wochen stattfinden.

Ich habe am Freitag vom planenden Architekten die ersten Entwürfe für die Hofladenerweiterung, für das geplante Café und einen neuen vorläufigen Freiflächenplan bekommen. Mit diesen Unterlagen werden wir zur Eröffnung alle Kunden und die Öffentlichkeit von unseren Erweiterungen und Änderungen informieren.

Die bisherige Zufahrt zum Grundstück wird etwa fünfzig bis sechzig Meter weiter nördlich neu gebaut. Diese erschließt das geplante Lagerhaus und das, anstelle der bisherigen Einfahrt, errichtete Parkhaus. Zwischen Lagerhaus und Verwaltungsgebäude entsteht eine verkehrsberuhigte Zone, die teilweise als Freifläche für das Café dient und mit viel Grün und einem kleinen Teich ausgestattet wird.“

Frederik hatten den Freiflächenplan, den auch ich bisher noch nicht gesehen hatte, in einem der Regalböden ausgerollt. Als mein Enkel Kevin den Plan besichtigt hatte, erklärte er: „Der Gärtnereiladen und das Gärtnerei-Café ist der absolute Wahnsinn, dazu die Freiflächen beim Café. Peter, das sieht um einiges besser aus als der Hofladen und das Hofcafé im Gutshof. Kennt Mama schon die neuen Pläne von den Veränderungen in der Gärtnerei?“

Frederik meinte: „Kevin, ich habe deine Mutter über die geplanten Veränderungen in der Gärtnerei Grubmüller informiert. Sie meinte, dass sie sich nicht damit belasten will, nachdem sie die Verantwortung für die beiden Projekte in der Gärtnerei an mich abgegeben habe. Was soll ich dazu sagen. Kevin, danke, du findest die Neuplanung besser als das, was im Gutshof existiert. Ich freue mich über deinen positiven Kommentar.“

Ich hatte mir den Entwurf ebenfalls angeschaut, wobei mein Augenmerk eher darauf gerichtet war, wie sich die Gesamtbebauung darstellte. In dem Entwurf ist das Parkhaus sehr nahe ans Verwaltungsgebäude und dass Café herangerückt, und mit einem überdachten Weg zum Gebäude ausgestattet.

Auch das Lagerhaus wurde sehr nahe ans Verwaltungsgebäude herangezogen. Dafür ist auf der anderen Seite die Anliefer- und Beladezone großzügiger gestaltet, als sie auf den alten Plänen war. Entscheidend hierfür war die Tieferlegung der Fahrbahn und damit vernünftige Laderampen für die Transportfahrzeuge. In der Gesamtbetrachtung wirkte die neue Anordnung kompakter und mit weniger Platzverschwendung.

Sepp, der die neuen Pläne ebenfalls nicht kannte, sagte: „Peter, du nimmst ganz schön viel Geld in die Hand, um die Gärtnerei noch attraktiver für unsere Laufkundschaft zu machen. Wer ist auf die Idee mit dem Parkhaus gekommen? Warum wird das Lagerhaus um einhundertachtzig Grad gedreht? Okay, letzte Frage erübrigt sich, damit wurde der verkehrsberuhigte Bereich vor dem Laden und dem Café, und dem Verwaltungsgebäude ermöglicht.

Ich meinte: „Sepp, das Problem sind die nötigen Abstellplätze, die erforderlich sind. Ich wollte nicht mehr Flächenverbrauch und da die Stadt als Lösung ein Parkhaus anbot, fiel die Wahl darauf. Im Erdgeschoss werden nur Kundenparkplätze angeboten und in Ebene eins sind Parkplätze für Bewohner und Mitarbeiter vorhanden.

Die Stadt hat sich offen für unsere gesamte Umplanung gezeigt. Vermutlich auch deswegen, weil wir am Gutshof eine fünf- oder sechsgruppige Kindertagesstätte auf unsere Kosten errichten. Immerhin ist die Stadt an uns herangetreten und hat angefragt, ob wir am Gutshof ein großes Grundstück für einen neuen Kindergarten bereitstellen können.

Da wir zu dem Zeitpunkt bereits mitten in den Überlegungen steckten, einen Betriebskindergarten zu errichten, kündigte ich an, dass wir den neuen Kindergarten direkt planen und auch als Träger fungieren, da wir einige Extras anbieten wollen, wie Integration von körperlich und geistig behinderten Kindern, sowie verlängerte Betreuungszeiten für die Kinder. Des Weiteren soll es eine Gruppe für Schulkinder geben, ebenfalls mit verlängerten Betreuungszeiten.“

Für einen Betriebskindergarten in Kaufbeuren verhandeln wir derzeit die Konditionen, wenn wir die Kindertagesstätte als Träger übernehmen. Bei Marktoberdorf habe ich angekündigt, dass ich die vorgesehene Kindertagesstätte im Neubaugebiet übernehmen und betreiben möchte.

Ich bin jetzt doch vom eigentlichen Thema abgewichen. Lasst uns die Besichtigung fortsetzen, es gibt in der Gärtnerei noch mehr zu sehen als nur den Laden und die neuen Baupläne. Sepp, wenn wir jetzt in die Gewächshäuser gehen, darfst du die Führung übernehmen.“

Während wir zu den Gewächshäusern gingen, meinte ich zu Frederik: „Ihr habt angefangen, die ersten Warenlieferungen in die Regale einzuräumen, damit in eineinhalb Wochen alles bereit ist für die Eröffnung des Hofladens in der Gärtnerei. Brauchst du aktuell noch Hilfe beim Einräumen?“

Frederik erklärte: „Peter, wir brauchen keine Verstärkung beim Einräumen. Manuel liefert täglich, nur das, was wir uns als Kontingent für diesen Tag vorgenommen haben. Bis zum kommenden Wochenende sind alle haltbaren Produkte eingeräumt, und alle notwendigen Preisschilder angebracht.

Montag und Dienstag nächster Woche kommen die Kühlprodukte, die mindestens vierzehn Tage haltbar sind. Am Mittwoch werden die letzten Frischwaren und am Eröffnungstag werden vor allem die Backwaren und das Gebäck angeliefert. Falls erste Fleischbestellungen vorliegen, die bei uns abgeholt werden können, werden diese ebenfalls am Donnerstag angeliefert.“

Wir waren inzwischen im ersten Gewächshaus angekommen, wo Sepp erklärte: „Hier werden seit Ende Januar Radieschen angebaut, die täglich geerntet werden. Auf den freiwerdenden Flächen wird inzwischen ein Teil der Pflänzchen fürs Freiland vorgezogen und kultiviert. Im nächsten Gewächshaus gibt es noch einmal Radieschen, ergänzt durch die Aufzucht von verschiedenen Tomatensorten, die sowohl in der Gärtnerei Winter und hier in den Sommermonaten geerntet werden.

Im derzeit größten bereits genutzten Gewächshaus wachsen und gedeihen die Kräuter, die als Jungpflanzen an die Kunden verkauft werden. Ein großer Teil der gesamten Kräuterproduktion wird getrocknet und für die Wintermonate haltbar gemacht, obwohl wir auch in dieser Zeit Kräuterpflanzen frisch produzieren, die aber in dieser Zeit nur an gute Restaurants und unser Restaurant im Gutshof ausgeliefert werden.

Zur Eröffnung des Ladens werden wir auch die ersten Salatpflanzen anbieten, die in den heimischen Gärten bereits ausgepflanzt werden können, wenn sie noch etwas vor der Kälte geschützt werden. Frederik, weißt du was wir übersehen haben mit der Diskussion wegen der vorgezogenen Pflanzen für unsere Kunden, dass wir Saatgut abgepackt zum Verkauf an unsere Kunden nicht nachbestellt haben. Erinnere mich morgen daran, dass wir kurzfristig einkaufen. Das Display dazu steht noch im Keller, das sollten wir heute noch nach oben bringen.“

Sepp hatte auf seine Uhr geschaut und meinte: „Leute, wir sollten zurück gehen ins Verwaltungsgebäude, da wir sicher schon zum Kaffeekränzchen erwartet werden. Ich könnte euch noch so einiges erzählen, wenn ihr neugierig seid. Ich werde in den ersten drei Tagen der Wiedereröffnung des Ladens umfangreiche Führungen durch die Gärtnerei anbieten. Vielleicht seid ihr dann bei einer ausführlichen Führung dabei, würde mich sehr freuen.“

Bei unserer Rückkehr in die Verwaltung der Gärtnerei wurden wir von Marianne mit folgendem Satz empfangen: „Gut, dass ihr inzwischen freiwillig zurückgekommen seid. In spätestens einer Minute hätte ich Richard geholt und losgeschickt, euch zum Kaffee einzusammeln. Macht es euch im Aufenthaltsraum bequem, der Rest wird auch gleich auftauchen.“

Fünf Minuten später saßen alle im Aufenthaltsraum und die Kuchen- und Tortenstücke wurden verteilt. Richard saß mir gegenüber und so fragte ich ihn: „Wie sieht es oben in deinem Appartement aus? können wir dich später bei Mario zurücklassen oder willst du wieder mit zurück zum Gutshof?“

Richard grinste mich frech an und erklärte: „Peter, die Regale stehen bereits, aus alten Paletten und der Matratze haben wir ein Bett und eine Sitzgelegenheit gebaut. Es reicht vollkommen aus, dass ich provisorisch in mein Appartement einziehen kann. Wenn wir am nächsten Wochenende noch richtige Möbel besorgen, bin ich wunschlos glücklich.

Jetzt muss ich nur noch mit der Fahrschule abklären, dass sie mich ab sofort nicht mehr am Gutshof oder in der Gärtnerei Winter zu den Fahrstunden einsammeln oder wieder abliefern, sondern mich ausschließlich in der Gärtnerei Grubmüller finden werden. Peter, du musst nachher unbedingt mit hochkommen und dir anschauen, was die Jungs für mich aus den vorhandenen Materialien gezaubert haben.“

Ich antwortete: „Sicher schaue ich mir an, wie die kurzfristige Lösung in deinem Appartement aussieht. Nur mit ein paar Möbel kaufen, wird es am kommenden Samstag nicht getan sein, du brauchst noch vieles mehr, damit du selbstständig leben und wohnen kannst. Am besten du machst dir im Laufe der Woche eine große Liste, was du noch alles benötigst.

Du brauchst auf alle Fälle, Geschirr, Gläser, Töpfe, Besteck, eigene Bettwäsche, Handtücher, da kommt einiges zusammen, was du für dein Appartement einkaufen solltest. Du bekommst vieles davon auch in Rosenheim. Wenn du nachträglich feststellst dass dir etwas fehlt, kannst du fast alles vor Ort erwerben.“

Die Geräuschkulisse im Aufenthaltsraum war enorm, zumindest ab dem Zeitpunkt, wo die meisten bereits ihren Kuchen aufgegessen hatten und wieder durcheinandergeredet wurde. Richie meinte, ob er mich sofort nach oben entführen kann, solange hier noch kräftig diskutiert wird. Er wollte mit mir auch ein kurzes Gespräch unter vier Augen führen.

Wir gingen nach oben ins Appartement und ich staunte, da mit den provisorisch erstellten Möbelteilen eine interessante Raumaufteilung entstanden war. Selbst einige der Umzugskisten waren bereits geleert und wieder auseinandergefaltet und lehnten an der Wand. Ich erklärte: „Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass die alten Regale aus dem Laden im Appartement so gut aussehen. Woher habt ihr die Paletten, die ihr als Unterlage für die Matratze genutzt habt?

Als provisorisch würde ich das jetzt nicht unbedingt bezeichnen. Manche Leute bezahlen eine Menge Geld, wenn sie sich ein von einem Designer gestaltetes Bett aus Paletten anfertigen lassen. Zumindest sieht es bedeutend wohnlicher aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Du wolltest mich doch unter vier Augen sprechen, dann sollten wir das in Angriff nehmen, bevor die Meute hier wieder einfällt.“

Richard sagte: „Peter, zuerst deine Frage nach den Paletten, die standen im Keller bei den Regalteilen vom alten Hofladen. Mario hat die Vermutung geäußert, dass mit diesen Paletten die neue Ladeneinrichtung für den Hofladen angeliefert wurde und vermutlich entsorgt werden kann.“

Er legte eine kurze Pause ein. Da ich nichts sagte, setzte er fort: „Peter, ich bin jetzt heilfroh, dass ich ab sofort hier in der Gärtnerei bin. Manuel hat gestern Abend und heute noch nachgelegt, weil er mit deiner Entscheidung doch nicht so richtig einverstanden ist. Fachlich betrachtet ist Mario mindestens genauso gut wie Manuel, ihm fehlt einfach nur noch die Erfahrung mit dem biologischen Anbau. Aber da wird er großartig von den Mitarbeitern unterstützt, die die Gärtnerei weiterbeschäftigt hat.“

Ich schaute ihn an und fragte nach, ob Manuel nicht mitbekommen hat, dass Pete und Kilian sich ineinander verknallt haben, und deswegen die beiden bei ihm untergebracht werden. Richard meinte: „Ich habe es ihm heute Morgen versucht zu erklären, warum das Meeting genau in diese Richtung gelaufen ist. Dir war es direkt am Anfang der Besprechung bereits aufgefallen, dass sich da etwas anbahnte, während ich von meinem Bauchgefühl geleitet, deinen Plan unterstützt habe.

Er meinte, er hätte da gestern noch so etwas gehört, wolle und könne das jedoch nicht glauben. Ich denke eher, er hat ein Problem damit, dass Pete und Kilian deine Pflegekinder sind und er mit ihnen nicht so umspringen kann, wie er es mit mir machen konnte.“

Wir beendeten vorsichtshalber unsere Unterhaltung zu diesem Thema, um es in den nächsten Tagen an anderer Stelle fortzusetzen, da wir bereits hörten, wie die Meute über die Treppe nach oben kam. Ich meinte: „Die ehemaligen Regale aus dem Laden kannst du als Raumteiler verwenden, wenn sie dir gefallen und zu deinen Einrichtungsplänen passen.“

Diesen Satz hatten die Jungs, die Richards Appartement stürmten noch mitbekommen und David meinte frech: „Falls die Regale bei dir nicht zur Einrichtung passen, nehmen Tobias und ich zwei Stück davon. Die passen als Raumteiler bestens in unser Zimmer, aber immer vorausgesetzt, dass du sie nicht selbst verwenden willst.“

Richard lachte und erklärte: „Wenn ihr unbedingt einen Raumteiler für euer Zimmer brauchen solltet, im Keller stehen noch mehrere zerlegte Regale aus dem alten Laden der Gärtnerei. Da findet ihr sicher die zwei Meter Raumteiler, die ihr sucht. Ich denke, da hat keiner etwas dagegen, wenn ihr für euch einen aussucht. Ich für meinen Teil behalte die Raumteiler und werde mir passende Möbel dazu aussuchen.“

Tobias und David verständigten sich nonverbal, nur mit ihren Augen und Tobias fragte: „Peter, können wir uns im Keller aus den Einzelteilen einen passenden Raumteiler zusammenstellen und nachher mitnehmen zum Gutshof? Das Teil würde perfekt in unsere Zimmer passen.“

Ich lachte und erklärte: „Jungs, wenn ihr der festen Überzeugung seid, einen Raumteiler in eurem Zimmer zu benötigen, der noch dazu nichts kostet und ansonsten entsorgt wird, klärt das wegen des Transports zum Gutshof und baut das Teil in eurer Bude auf. Thomas und ich halten uns da komplett raus.“

Die beiden waren innerhalb von Sekunden auf dem Weg nach unten, wo sie den Fahrer des Kleinlasters fragten, ob er die Bauteile für einen Raumteiler zum Gutshof mitnehmen würde. Der meinte: „Geplant war, dass ich mit dem leeren Kleinlaster zurückfahre, aber wenn ihr etwas zum Mitnehmen habt, könnt ihr es gern einladen.

Unsere beiden Jungs suchte sich noch Helfer, mit denen sie ins Untergeschoss verschwanden und nach etwas mehr als einer halben Stunde, alle schwerbeladen, wieder nach oben kamen. Sie brachten die Bauteile für das Regal zum Kleintransporter und luden es ein.

Thomas und ich saßen mit Grubmüllers im Aufenthaltsraum und wir unterhielten uns über die Baumaßnahmen, die in nächster Zeit in der Gärtnerei beginnen würden. Sepp meinte: „Peter, ich habe dir vorher schon gesagt, dass die An-, Um- und Neubauten die Gärtnerei gut aufwerten. Dass alle Baumaßnahmen in einem eng getakteten Zeitrahmen nacheinander ablaufen, ist wichtig, dass insgesamt gesehen die Belastungen nicht zu hoch sind. Ich freue mich schon darauf, wenn hoffentlich Anfang nächsten Jahres alle Arbeiten abgeschlossen sind.“

Marianne ließ sich von ihrem Mann detailliert beschreiben, was alles geplant ist, da auch sie die Pläne bisher nicht einsehen konnte.

Kurz nach siebzehn Uhr war der große Aufbruch angesagt. Als ich mich von Richie verabschiedete sagte ich zu ihm: „Ich wünsche dir einen erfolgreichen Start bei deinen ersten Schritten in ein selbstständiges Leben. Wir telefonieren spätestens Freitag, wegen der Fahrt nach München, um für dich die Möbel und den sonstigen Kleinkram einzukaufen. Wenn Probleme auftauchen, kannst du mich jederzeit anrufen. Hier in der Gärtnerei bist du doch etwas weiter weg, von einem kurzen Weg zu mir.“

Im Gutshof angekommen, musste der Kleintransporter vor dem Gutshaus parken, damit David und Tobias ihren Raumteiler ausladen und in die erste Etage bringen konnten. Da ihnen die drei Jungs, Pit, Gero und Randolf, die bei Philipp und Marcus lebten, zur Hand gingen, waren die Bauteile für das Regal sehr zügig in unserer Wohnung, lagen aber störend im Flur, so dass ich Tobias und David aufforderte, die Teile so zu lagern, dass sie keinen stören würden.

David meinte: „Dann wird es das Vernünftigste sein, wenn wir den Raumteiler sofort noch aufbauen, wir brauchen dazu nur zwei Inbusschlüssel, einen weiteren Helfer und einen Kreuzschraubendreher.“

Tobias grinste und erklärte: „Du denkst schon daran, dass wir morgen wieder Schule haben und heute noch unsere Schultaschen packen müssen. Vor allem, wann willst du das Regal aufbauen, noch vor dem Abendessen oder erst hinterher? Wer soll uns als dritter und vierter Mann helfen? Sind nicht wir beide für die Zubereitung des heutigen Abendessens zuständig!? Wieder einmal nicht alles bis zum Ende durchdacht von deiner Seite?“

David lacht und erwiderte: „Dafür habe ich dich. Du weißt doch, dass ich in solchen Angelegenheiten immer impulsiv und spontan reagiere. Wie wäre es, wenn du dich mit Felix ums Abendessen kümmerst und ich mir zwei Jungs als Verstärkung hole, mit denen ich das Regal zusammenschraube. Ich denke da entweder an Gero und Randolf, Pete und Kilian oder Florian und Klaus.“

Ich schaute unsere Jungs an und sagte: „Wenn Thomas oder ich euch helfen können, lasst es uns wissen. Kilian zu fragen wird vermutlich keine gute Idee sein, da er seine eigenen Sachen auspacken muss. Eher kann ich mir vorstellen, dass euch Klaus und Florian unterstützen werden beim Aufbau.“

Während Tobias sich Felix schnappte und ihn bat, ihm bei den Vorbereitungen fürs Abendessen zu unterstützen, telefoniert David mit Klaus und fragte, ob die beiden ihm helfen könnten, den Raumteiler aufzubauen, da Tobias inzwischen das Abendessen zubereitet.

David schaute Peter und Thomas an und fragte: „Gibt es ein Problem, wenn die beiden Helfer, Klaus und Florian, nachher bei uns mitessen würden?“

Thomas grinste frech und erwiderte: „Ich denke nicht, dass größere Schwierigkeiten zu erwarten sind, wenn deine beiden Helfer nachher bei uns mitessen. Du solltest nur berücksichtigen, dass das, was die beiden Jungs essen, von deiner und Tobias Ration abgezogen wird.“

Ich musste schon grinsen, als ich sah wie sich Davids Miene immer mehr verfinsterte, als Thomas ihm verkündetet, dass das Abendbrot für die beiden Jungs von ihren Portionen abgezogen wird.

Tobias schaute ihn an, konnte sich nicht mehr halten und mit lautem Lachen sagte er: „David, lass die Luft ab, du platzt gleich. Merkst du nicht, dass dich Thomas wieder einmal richtig gut verarscht hat. Peter kichert sich auch schon die ganze Zeit einen ab, weil er sich über deine Reaktion amüsiert.“

David schaute zu mir, dann zu Tobias und weiter zu Thomas. Er sagte ins Telefon: „Klaus, es ist wohl besser, wenn ihr doch nicht kommt, um uns beim Aufbau des Raumteilers zu helfen. Du hast selbst gehört, dass das, was ihr weg futtert, von Tobias und meiner Ration abgezogen wird.“

Tobias sprach sehr laut: „Klaus, Florian, lasst euch von David nicht verarschen, Nur weil er von Thomas auf den Arm genommen wurde, versucht er jetzt seinen Frust bei euch abzuladen. Ihr seid herzlich willkommen als Helfer, die bei uns natürlich ein Abendbrot bekommen. Bis gleich Jungs, bei uns in der Wohnung.“

David schaute Tobias giftig an und wollte schon etwas sagen. Bevor er der Mund aufmachte, drückte er das Gespräch weg und wollte loslegen, als Felix meinte: „David, Vorsicht, wenn du gleich deine Giftpfeile durch die Gegend jagst. Weder Peter noch Thomas und auch nicht meine Wenigkeit will von deinen Pfeilen getroffen werden. Nimm es sportlich und sieh es unter dem Motto: Wer austeilt, muss auch einstecken können.“

Was soll ich dazu noch sagen, am besten keinen Ton. Florian und Klaus standen keine zwei Minuten später in unserem Wohnzimmer und Florian meinte: „Hast du bereits alles vorbereitet und können wir sofort loslegen? Wir wollen jetzt wissen, ob es nicht doch noch schneller geht, diese Raumteiler aufzubauen.“

Tobias verschwand mit Felix in die Küche. Florian, David und Klaus sammelten im Flur die Bauteile ein und trugen sie ins Zimmer der beiden Jungs. Thomas meinte: “Ich will ja nicht so sein, ich helfe den drei Jungs beim Aufbau, nachdem ich David etwas verärgert habe. Peter, du könntest in der Zwischenzeit die beiden Jungs in der Küche unterstützen.

Logisch half ich den beiden Küchenfeen und deckt im Esszimmer den Tisch für acht Personen, nachdem geklärt war, dass Dennis zum Abendessen anwesend sein wird. Dennis kam von seiner Schicht, kaum dass alles fürs Abendbrot vorbereitet war. Ich schickte ihm gleich wieder los und meinte, er soll die vier Personen im Zimmer von David und Tobias einsammeln und ins Esszimmer verfrachten.

Fünf Minuten später, die Jungs hatten sich noch ihre Hände gewaschen, saßen alle am Esstisch und wir konnten in Ruhe unser Abendbrot genießen. Thomas verkündete, dass der Aufbau erheblich flotter voranging als heute Mittag. Wenn wir sie fünf Minuten später zum Essen geholt hätten, wären sie mit dem Raumteiler fertig gewesen.

Viel gibt es von diesem Sonntag nicht mehr zu berichten. Der Raumteiler wurde fertiggestellt. Als ich ihn zum ersten Mal fertig im Zimmer sah, war ich doch überrascht, wie geschickt die Jungs den eingefügt hatten. Er verdeckte leicht die Sicht auf das Bett, das vorher sofort von der Tür aus eingesehen werden konnte. Ich erklärte meinen Jungs: „Die Idee, den Raumteiler so zu platzieren war ein genialer Schachzug, egal wer von euch beiden sich das ausgedacht hat.“

Als Florian und Klaus nach Hause gingen bat ich sie, Kilian noch daran zu erinnern, dass er morgen um acht Uhr bei mir im Büro sein soll.

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