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Regenbogenfamilie

Teil 108 - Startschuss

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Informationen

 

Montag! Nur noch zwei Tage bis zur großen Pressekonferenz und der Neuvorstellung unserer Bauplan- und Dokumentenverwaltung! Welch großartige Ankündigung!

Und dann beginnt der Montag mit profanen und langweiligen Aufgaben. Ich war wie fast immer kurz nach sieben Uhr dreißig Uhr in meinem Büro und beschäftigte mich mit den Mails vom Wochenende.

Kurz vor acht Uhr hörte ich Geräusche im Nebenbüro und ging davon aus, dass Florian eingetroffen ist. Da Kilian noch nicht bei mir im Büro war, beschloss ich Florian kurz vorzuwarnen, dass ich ihn später mit einem Neuzugang überfallen werde. Ich klopfte an seinem Büro und nach dem üblichen herein, trat ich ein.

Ich sagte: „Guten Morgen, ich hoffe du hattest ein ruhiges und erholsames Wochenende. Leider muss ich deinen Wochenstart mit einem neuen Sorgenkind und einem komplizierten Ausbildungsproblem stören. Vorab noch eine Information. in diesem Zusammenhang habe ich bereits zwei unserer Auszubildenden aus Marktoberdorf kennengelernt. Wolfgang Brucker und Winfried Abele waren am Wochenende mit Winfrieds Onkel, Robert Abele, dem Leiter des Jugendamts Marktoberdorf, hier.

Die ganze Geschichte dazu gibt es nachher, wenn ich dir unser neues Sorgenkind vorstellen werde. Ich denke wir werden dich gegen acht Uhr dreißig überfallen und der Termin dauerte mindestens eine Stunde. Bis nachher.“

Scheinbar haben es Einige von euch nicht mitbekommen, sonst hätten sie mich eben nicht so verwirrt angeschaut. Die Stiftungsverwaltung ist inzwischen aus dem Büro direkt neben meinem ausgezogen und sie haben sich auf drei Büros auf der anderen Seite des Flurs ausgedehnt, da sie bis zum Sommer auf mindestens sechs Mitarbeiter aufgestockt werden. Im Gegenzug habe ich die Ausbildungsabteilung mit Florian und seinem künftigen Auszubildenden dort untergebracht.

Weil ich bisher immer noch der Hauptansprechpartner bin, wenn Florian, als Ausbildungsbeauftragter, ausfallen sollte, hatte ich ab sofort kurze Wege zu allen nicht digitalen Unterlagen. Dazu, ab dem neuen Ausbildungsjahr, kommt noch ein Auszubildender zur dauerhaften Verstärkung der Ausbildungsabteilung.

Kurz nach acht Uhr merkte ich, dass Petra in ihrem Büro war und kurze Zeit später stand sie bereits in meinem Büro. Sie meinte: „Peter, wer bitte schön ist Kilian, mit dem du gleich einen Termin mit Florian hast? Ich habe auf der Anrufliste vom Freitagnachmittag noch die Nummer von Barbara. Hat sie dir übers Wochenende ein neues Sorgenkind untergejubelt?“

Ich lachte und antwortete: „Guten Morgen Miss Sherlock Holmes, wieso fragen sie mich, wenn sie die Antworten auf ihre Frage bereits kennen. Ja, es gibt ein neues Problemkind. Barbara war in den Vorgang involviert. Kilian kommt jedoch aus Marktoberdorf und ist bereits seit Freitagabend bei uns auf dem Gutshof. Am Samstag war der Leiter des Jugendamts Marktoberdorf, Robert Abele, höchstpersönlich hier und hat Kilians Privateigentum nachgeliefert, nachdem seine Sachen wieder aufgefunden wurden.

Mitgebracht hat er gleich zwei unserer zukünftigen Auszubildenden, Winfried Abele, seinen Neffen, und dessen Freund Wolfgang Brucker, die beide keine Ahnung hatten, wohin er sie mitgenommen hatte. Erst hier lüftete er das Geheimnis. Robert und ich hatten am Freitagabend, bei der Übergabe von Kilian, erfahren, dass Kilian Winfried kennt und welchen Ausbildungswunsch er hatte.

Kilian war nach dem Rauswurf bei seinen Eltern eine Zeitlang bei Winfried unter gekrochen, bis dieser von Winfrieds Vater ebenfalls rausgeworfen wurde. Roberts Bruder erfuhr erst an diesem Wochenende davon, dass er einen mittellosen und wohnsitzlosen schwulen Jugendlichen des Hauses verwiesen hatte. Das war ihm derart peinlich, da er Kilian nur rausgeworfen hatte, aber nicht nachgefragt hatte, warum Kilian sich bei seinem Sohn Winfried eingenistet hatte.

Kilian ist jetzt bei Pete im Verwalterhaus untergebracht und Richie ist, übers Wochenende schon vorzeitig in sein Appartement in der Gärtnerei Grubmüller umgezogen. Das war zumindest das Wichtigste von diesem Wochenende in Kurzform.“

Es klopfte an meiner Bürotür und auf mein „Herein“ trat Kilian in mein Büro. Ich sah ihm sofort an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich stellte Kilian meine Assistentin vor und umgekehrt. Petra meinte: „Hallo Kilian, herzlich willkommen am Gutshof. Wenn du auf der Suche nach Peter sein solltest und ihn nicht sofort findest, wende dich vertrauensvoll an mich. In neunundneunzig Prozent der Fälle kann ich dir sagen, wo du Peter in dringenden Fällen erreichen kannst.“

Petra ging zurück in ihr Büro und ließ die Tür ins Schloss fallen. Ich stand von meinem Schreibtischstuhl auf und setzt mich mit Kilian in die Besprechungsecke. Ich sagte: „Kilian, bevor wir nachher das Gespräch mit Florian, unserem Ausbildungsbeauftragten führen, möchte ich von dir wissen, was bei dir nicht in Ordnung ist. Erzähl mir bloß nicht, dass bei dir alles in Ordnung sei. Ich spüre sehr wohl, dass etwas nicht stimmig ist!“

Er schaute mich verwundert an, schwieg aber beharrlich. Ich schaute ihn trotzdem nur an, ohne dass ich ihn erneut ansprach und wartete auf eine Reaktion. Nach minutenlangem Schweigen erklärte er: „Peter, ich muss erst damit klarkommen, dass ich mit dir einen Pflegevater habe, der merkt, wenn es einem seiner Kids nicht besonders gut geht. Dass du das direkt ansprichst und von mir wissen willst, was mich bedrückt ist für mich noch schwerer zu begreifen.

Ich sehe, du meinst es ernst. Erst muss das geklärt werden, was mich bedrückt, bevor wir die offenen Punkte abarbeiten können. Peter, ich bin mir heute nicht mehr so sicher, ob meine spontane Reaktion vom Samstag, mich in Pete zu verknallen, eine gute Idee war. Bis gestern Nachmittag war noch alles in Ordnung, nach der Rückkehr aus der Gärtnerei Grubmüller begannen die Probleme zwischen uns.

Pete meinte, dass er Richard doch mehr vermissen würde, als er sich das vorher gedacht hätte. Diese blöde Aussage hat mich darüber nachdenken lassen, ob es vielleicht doch ein Fehler war, mich von meinem Herz leiten zu lassen. Heute Morgen hat er sich fast wie ein Dieb aus unserem Zimmer geschlichen, als er kurz vor sechs Uhr dreißig aufgestanden ist.“

Ich erklärte: „Okay, ich weiß jetzt wenigstens, wo dein Problem liegt. Sofort darauf zu reagieren ist mit Sicherheit nicht die angesagte Reaktion. Vielleicht geht es Pete wie dir. Nach der ersten Euphorie kommen wohl die ersten Zweifel, ob man wirklich alles richtig gemacht hat. Ich kann dir nur raten, sprecht miteinander über eure Probleme.

Wenn ihr beide der gleichen Meinung seid, ihr hättet einen Fehler begangen und ihr kurzfristig getrennt untergebracht werden wollt, sagt es mir und wir suchen eine Lösung hierfür. Ansonsten würde ich sagen, kümmern wir uns als nächstes um deinen Ausbildungsplatz. In Zusammenarbeit mit Florian. Was du Florian erzählst, ist deine Sache. Bleib möglichst nahe an der Wahrheit, vor allem erzähl keine Märchen. der Schuss könnte irgendwann nach hinten losgehen.“

Ich stand auf, ging zur Tür, die in Florians Büro führte und klopfte. Nachdem ich geöffnet hatte, meinte ich: „Florian, wir können uns jetzt zusammensetzen wegen Kilian, kommst du in mein Büro? Lass die Zwischentür offen, dann hören wir, wenn jemand in dein Büro will.“

Florian kam mit seinem Notebook durch die Tür und setzte sich zu uns in die Besprechungsecke. Ich hatte in erster Linie Kilian im Blick, um seine Reaktion auf einen fast gleichaltrigen Ausbildungsleiter zu erfassen. Er hatte mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass Florian nur wenig älter sein konnte als er. Was mich mehr verwirrte bei Kilian, war die Tatsache, dass er Florian mit starrem Blick verfolgte. Einen Blick, den ich am Samstag schon einmal erlebt hatte.

Glücklicherweise zeigte Florian keine ähnlichen Anzeichen in Richtung Kilian, was mich zumindest wieder etwas beruhigte. Nachdem Florian sich zu uns gesetzt hatte, sagte er: „Hallo Kilian, ich bin Florian, der Ausbildungsbeauftragte der Gutshofgruppe. Was kann ich für dich tun, damit wir für dich einen Ausbildungsplatz aus dem nichts herbeizaubern

Mich würde aber auch interessieren, was du bisher getrieben hast und warum du bei uns am Gutshof aufgeschlagen bist. Du scheinst etwas überrascht, dass dir als Ausbildungsbeauftragter ein fast gleichaltriger Ansprechpartner gegenübertritt. Mich hat die Aufgabe angesprochen und deshalb habe ich Peters Angebot für diesen Posten noch während der letzten Wochen meiner Ausbildungszeit angenommen. Besser, du wunderst dich nicht über mein Alter und die Position, denn dir werden im Unternehmen noch einige junge Menschen über den Weg laufen, die in leitenden Positionen tätig sind.“

Kilian blickt zwischen Florian und mir hin und her, so dass ich erklärte: „Florians Aussage hinsichtlich des Alters und den gehobenen Positionen kann ich dir so bestätigen. Wer als Jugendlicher während der Ausbildung positiv auffällt, hat sehr große Chancen eine der nächsten führenden Positionen zu ergattern. Störe dich nicht am Alter des Mitarbeiters, sondern versuche seinem Vorbild nachzueifern.“

Kilian erklärte: „Peter, Florian, ich habe so langsam den Verdacht, dass ich in der Gutshofgruppe einige Schubladen aus meinem Schrank mit den Vorurteilen zum Arbeitsleben entsorgen muss. Wenn ich jetzt noch feststellen sollte, dass in der Gutshofgruppe die Mitarbeiter und Auszubildenden nicht unbedingt ausgebeutet werden, landet einiges an Vorurteilen auf einer großen virtuellen Müllhalde.“

Florian lachte und sagte: „Kilian, du fängst am besten sofort an, all deine Schränke und Schubladen, in denen du deine Vorurteile aufbewahrst, zu entsorgen. Peter erwartet von allen Mitarbeitern, Toleranz vor allem gegenüber schwächeren und sonstigen benachteiligten Mitmenschen. Intoleranten Mitarbeitern empfiehlt er grundsätzlich das Unternehmen schnellstens auf eigenen Wunsch zu verlassen.“

Kilian erzählte: „Okay, ist bei mir angekommen, Schränke und Schubladen mit diversen Vorurteilen sind sofort zu entsorgen. Kommen wir damit zu meiner Person, und wie ich zum Gutshof gekommen bin. Die Geschichte beginnt im letzten Sommer. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt bereits sicher, dass ich schwul bin und auf Jungs stehe.

Am ersten September startete ich in Marktoberdorf eine Ausbildung zum Bäcker, da in Marktoberdorf und Umgebung keine Ausbildungsstelle zum Konditor angeboten wurde. Die ersten Monate lief alles perfekt, zumindest bis Weihnachten. Am Silvesterabend hatte ich mir Mut angetrunken und meinen Eltern erzählt, dass sie von mir keine Enkel erwarten sollen, da ich auf Jungs stehe.

Da meine „Alten“ zu diesem Zeitpunkt auch nicht nüchtern waren, geschah zumindest in der Silvesternacht nichts mehr. Am Neujahrstag wurde ich gegen neun Uhr unsanft geweckt und mein Vater erklärte mir im Beisein meiner Mutter, dass ich ab sofort nicht mehr im Haus erwünscht sei. Ich solle meine Sachen packen und möglichst umgehend das Haus verlassen. Die nächsten Tage habe ich jede Nacht woanders übernachtet.

Nach einer Woche etwa fragte ich Winfried Abele, einen ehemaligen Mitschüler aus meiner Klasse, ob er mich für ein paar Tage bei sich aufnehmen könne. Ich wusste, dass er auf Jungs steht, ich aber nicht in sein Beuteschema fiel. Auch der Ärger im Ausbildungsbetrieb wuchs fast täglich. Ich kam sehr oft zu spät zur Arbeit, war nach drei Wochen auch nicht immer top gekleidet. Das führte dazu, dass ich Ende Januar meinen Ausbildungsplatz verlor.

Der nächste Tiefschlag folgte nur wenige Tage später. Winfrieds Vater warf mich ebenfalls aus dem Haus. Enttäuscht von Winfried und seinen Eltern nahm ich Winfrieds Anrufversuche nicht mehr an und lebte vorübergehend auf der Straße. Dass es vernünftiger gewesen wäre Winfrieds Anrufe anzunehmen, weiß ich erst seit vergangenem Samstag.

Winfried hat seinen Eltern erklärt, warum er mich bei sich vorübergehend aufgenommen hat, und daraufhin sollte Winfried mich zurückholen. Sie wollten wohl mit seinem Onkel sprechen, der beim Jugendamt arbeitete. Einige Tage später wurde ich gut unterkühlt von der Polizei auf einer Parkbank gefunden und lag drei Tage im Krankenhaus.

Heute vor einer Woche wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und in einem Kinderheim untergebracht. Sehr schnell stellte sich heraus, dass ich dort wohl nur ein paar Tage bleiben kann, da gleichgeschlechtlich veranlagte Jugendliche dort nicht betreut werden können. Am Mittwoch erklärte man mir, dass man auf der Suche nach einer Pflegefamilie für mich sei. Es dauerte keine achtundvierzig Stunden, bis man mir sagte, ich soll meine Reisetasche packen. Ich würde von einem Mitarbeiter des Jugendamts abgeholt und meinen Pflegeeltern übergeben werden.

Robert Abele holte mich aus dem Kinderheim ab und erklärte mir unterwegs, dass er die beiden Männer aus Rosenheim, die meine Pflegeväter würden, persönlich kennt und er sich deswegen bemüht hat, mich bei ihnen unterzubringen. Nähere Details erfuhr ich erst, als wir in der Nähe von Sindelsdorf am Übergabepunkt ankamen.

Peter hatte seine beiden Adoptivsöhne mitgebracht, die mir vermutlich klarmachen sollten, dass ich bei Peter und Thomas besser untergebracht sei als in irgendeinem Kinderheim. Es brauchte keine Überredungs- oder Überzeugungskünste. Peter war mir von Anfang an sympathisch, da er seine beiden schwulen adoptierten Söhne mitgebracht hatte. Während des Kennenlernens erzählte Peter, dass hier ab September einige Jugendliche aus Marktoberdorf ihre Ausbildung machen werden, und danach wieder in die Heimat zurückkehren, um dort in einem Unternehmen der Gutshofgruppe zu arbeiten.

Da auch von schwulen IT-Auszubildenden gesprochen wurde, tippte ich darauf, dass Winfried Abele mit dabei sein könnte. Peter bestätigte, dass ein Bewerber mit diesem Namen dabei sei, der mit seinem Freund antreten wird. Da ich noch erzählte, dass ich anfangs auch bei Winfried unter gekrochen sei, muss wohl Robert sich noch am Freitagabend mit seinem Bruder und dessen Familie getroffen haben, und die ganzen Hintergründe erfahren haben.

Damit hast du jetzt einen Blick darauf bekommen, wie ich hierhergekommen bin. Dass mir nichts Besseres widerfahren konnte, ist bei mir auch bereits angekommen. Aber jetzt zu meiner Ausbildung. Dass meine Bäckerlehre abgebrochen wurde, habe ich vorher bereits erwähnt. Auch dass ich lieber Konditor geworden wäre, habe ich angedeutet. Die Frage ist, siehst du eine Chance, die unterbrochene Bäckerausbildung als Konditorausbildung fortzusetzen?

Florian sah ihn an, grinste und antwortete: „Die einfachste und schnellste Variante wäre, dass du deine Ausbildung zum Bäcker bei uns fortsetzen würdest. Wir machen mit dir einen Ausbildungsvertrag zur Fortsetzung der Ausbildung wegen Wohnortwechsel. Ist die einfachste und schnellste Variante, die ich dir anbieten kann. Vermutlich kannst du heute in einer Woche wieder in der Backstube stehen.

Die unterbrochene Ausbildung zum Bäckergehilfen als Auszubildender zum Konditoreigehilfen wieder aufzunehmen wäre zumindest theoretisch möglich. Die Probleme beginnen bereits damit, dass es in Bayern zwei getrennte Innungen gibt, die dafür zuständig sind. Ich hätte einen besseren Vorschlag für dich, dem Peter nur zustimmen muss.

Du setzt deine Ausbildung zum Bäcker fort und versuchst um halbes Jahr zu verkürzen, durch gute Leistungen. Anschließend startest du eine verkürzte Ausbildung zum Konditor, bei der du keine Ausbildungsvergütung bekommst, sondern den Lohn eines Bäckergesellen. Ähnlich läuft es bei einem jungen Mann, der seine Ausbildung als Verkäufer abgeschlossen hat und jetzt zum Einzelhandelskaufmann weitermacht.“

Kilian grinste und sagte: „Bist du dir sicher, dass Peter der Variante seine Zustimmung geben wird? Das ist doch für ihn mit einem höheren Aufwand verbunden, als wenn ich nur eine Ausbildung zum Bäcker oder Konditor mache. Warum soll ich beide Ausbildungen machen, dass bringt doch am Ende überhaupt nichts?“

Ich deutete Florian an, dass er die Beantwortung des Einwands von Kilian mir überlassen soll. Ich versuchte zu erklären: „Kilian, grundsätzlich die Frage an dich, warum soll sich das nicht rechnen für ein Unternehmen? Es kommt immer darauf an, was du dir als Endergebnis dieses Prozesses vorstellen kannst. Hast du eine Antwort auf meine Grundsatzfrage?“

Kilian schaute mich an und meinte: „Eine verbindliche Antwort darauf kann ich dir nicht geben. Ich sehe in erster Linie für den Ausbildungsbetrieb erhöhte Aufwendungen, bis die beiden Ausbildungen abgeschlossen sind.“

Ich sagte: „Bis zum Ende der beiden Ausbildungen sehe ich das ähnlich wie du. Nur habe ich am Ende der Ausbildungszeit einen Mitarbeiter der sowohl Bäcker als auch Konditor ist. Er kann flexibel in beiden Teilbereichen Konditorei und Bäckerei eingesetzt werden. Mein Gedankenspiel geht noch viel weite,r in die Zukunft. Wenn der Bäcker- und Konditor-Gehilfe sich dazu entschließen kann, in beiden Bereichen einen Meisterlehrgang zu besuchen und abzuschließen, hat das Unternehmen danach einen hochqualifizierten Mitarbeiter der, als technisch Verantwortlicher, sowohl die Bäckerei als auch die Konditorei leiten kann.

Kannst du dir vorstellen, dass dies das Ziel, sein könnte, dass dir Florian mit seinem Angebot langfristig unterbreiten wollte Zumindest hat er dir den Weg bis zur Erreichung eines Zwischenziels aufgezeigt. Den Rest des Weges habe ich dir nachgelegt. Bist du so ehrgeizig und versuchst das große Ziel zu erreichen oder gibst du dich mit dem Titel Bäcker- oder Konditor geselle zufrieden?“

Kilian schaute mehrmals zwischen mir und Florian hin und her, bevor er sich äußerte: „Peter, zumindest ist bei mir inzwischen der Groschen gefallen. du, beziehungsweise Florian, habt mir einen Vorschlag unterbreitet, der über die reine Ausbildung zum Bäcker oder Konditor hinausgeht und bereits eine langfristige Perspektive zum Inhalt hat. So weit bin ich bei meinen eigenen Überlegungen noch nicht gekommen.

Sicher sollte ich ein langfristiges Ziel haben. Bisher konnte ich mir nur vorstellen, irgendwann ein kleines Café mit einer Konditorei als Selbstständiger zu betreiben und dieser Traum zerplatzte Ende Januar, als ich meinen Ausbildungsplatz zum Bäcker verloren habe. Dass ich meine Ausbildung als Bäcker fortsetzen kann, direkt in einem der Unternehmen meines Pflegevaters, davon bin ich nie ausgegangen. Ein anderes Unternehmen hätte mir sicher kein Angebot mit langfristiger Perspektive vorgeschlagen.“

Florian grinste und meinte: „Zumindest scheint unser neuer Auszubildender so intelligent zu sein, wie Peter ihn eingestuft hat. Nur hat er uns immer noch nicht darauf geantwortet, ob er sich mit dem Angebot, dass wir ihm unterbreitet haben, anfreunden kann. So schwer kann diese Entscheidung doch nicht sein.“

Ich lachte und sagte: „Florian, darf ich dich daran erinnern, dass du anfänglich auch kurzzeitig gezögert hast, als ich dir den Ausbildungsbeauftragten angeboten habe, da du deiner Meinung nach die Ausbildung noch nicht beendet hattest. Erst als du begriffen hattest, dass es für dich die ganz große Chance war, hast du mir die Zusage gegeben. Geben wir ihm noch ein paar Minuten, bevor er sich entscheiden muss. Vielleicht hat er noch ein paar Fragen, die aus seiner Sicht ungeklärt sind.“

Kilian schaute uns wieder an und meinte: „Florian, wenn ich den gesamten Zeitraum betrachte, vergehen bis zum Abschluss beider Ausbildungen rund fünf Jahre. Für die beiden Meisterlehrgänge kommen weitere zwei Jahre dazu. Das heißt wir reden dabei über einen Zeitraum von rund sieben bis acht Jahren, für den ich mich heute auf die Schnelle entscheiden soll.

Peter, wärest du arg enttäuscht von mir, wenn ich mich für einen Schritt nach dem anderen entscheide. Jetzt in einem ersten Schritt die Ausbildung zum Bäcker zu Ende bringen, dann die Entscheidung, eine weitere Ausbildung als Konditor oder doch erst mal den Meisterlehrgang für den Bäcker. Immerhin sind zu diesem Zeitpunkt noch alle Optionen vorhanden.“

Ich lachte und erklärte: „Kilian, deine Entscheidung, Schritt für Schritt voranzugehen, ist völlig in Ordnung und zeigt mir nur, dass du dich gegenwärtig nicht langfristig an etwas binden möchtest, von dem du augenblicklich noch nicht zu einhundert Prozent überzeugt bist. Enttäuschend für mich wäre, wenn du jetzt deine Ausbildung als Bäcker wieder aufnimmst und sie nicht bis zum Ende durchziehst, warum auch immer.

Für mich war und ist wichtig, dass du dich bei deiner Entscheidung wohlfühlst. Ich wollte dir mit dem Angebot aufzeigen, wohin dein Weg gehen könnte, die einzelnen Schritte entscheidest du selbst. Wenn ich dich richtig interpretiere, wirst du deine angefangene Ausbildung zum Bäcker, bedingt durch einen Wohnortwechsel, beim Gutshof zu Ende bringen.

Florian erstellt einen neuen Ausbildungsvertrag, den wir zusammen mit deinem bisherigen Ausbildungsvertrag und dem Nachweis des Wohnortwechsels bei der Innung einreichen. Gleichzeitig meldet er dich an deiner neuen Berufsschule an. Dazu braucht er zumindest die Information, welche Berufsschule du bisher besucht hast und nach Möglichkeit einen Nachweis, dass du dort inzwischen abgemeldet wurdest.

Genaugenommen könntest du morgen oder übermorgen deine Ausbildung im Team der Gutshofbäckerei aufnehmen, auch wenn die Formalitäten noch nicht abgearbeitet sind. Florian, von deiner Seite noch Fragen an Kilian wegen der Vertragsumschreibung und den notwendigen Unterlagen?“

Bevor Florian Fragen stellen konnte, drückte ihm Kilian eine Mappe in die Hand und sagte: „Florian, in der Mappe findest du meinen Ausbildungsvertrag und alle weiteren Unterlagen, die im Zusammenhang mit meiner Berufsausbildung vorhanden sind. Ich meine, die Abmeldung von der bisherigen Berufsschule ist mit dabei. Solltest du weitere Unterlagen benötigen, es gibt noch einen Schuhkarton mit Unterlagen, die von meinen Eltern stammen könnten. Ich habe sie noch nicht genau angeschaut und sortiert.“

Florian schaute mich an und meinte: „Peter könntest du mit Kilian noch am Vormittag auf die Gemeindeverwaltung fahren und ihn ummelden auf den Gutshof? Dann hätte ich alle Unterlagen, die ich für die Anmeldung bei der Innung brauche.“

Ich lachte und erklärte, dass ich ihm das keinesfalls abkaufen würde. Es sei denn er hätte von Barbara bereits die Unterlagen über das Pflegschaftsverhältnis erhalten. Genau diese Unterlagen würde ich allerdings benötigen, um Kilian umzumelden zu können.

Ich würde sie auch als Nachweis dafür benötigen, dass ich den Ausbildungsvertrag Kilians als Erziehungsberechtigter mit unterschreiben darf. Ich fragte Kilian, ob er seinen Personalausweis bei sich habe, da wir diesen Ausweis sowohl auf der Gemeindeverwaltung aber auch bei der Bank brauchen, um für ihn ein Konto zu eröffnen.

Ich stand auf, ging an meinen Schreibtisch und prüfte in meinen Mails, ob zwischenzeitlich die benötigten Unterlagen des Jugendamtes per Mail eingegangen sind. Da ich Barbara und ihre Arbeitsweise lange genug kannte, war ich mir sicher, dass die Unterlagen bereits vorlagen. Im privaten Postfach wurde ich fündig und schob Florian die Mail gleich weiter, dass er die Dokumente in Kilians Akte ablegen konnte.

Gleichzeitig startete ich den Druckvorgang, damit ich ausgedruckte Unterlagen bei der Gemeindeverwaltung und bei der Bank vorlegen konnte. Ich sagte: „Florian, ich würde die Unterlagen für Kilian gern in deinem Büro drucken. Ist der Drucker bereits wieder aktiv oder müssen die Jungs von der IT noch nachbessern?“

Florian erklärte: „Sollte funktionieren, zumindest Donnerstag und Freitag konnte ich ohne große Schwierigkeiten drucken.“

Ich holte die Unterlagen aus dem Drucker der Ausbildungsabteilung und meinte: „Kilian, wenn du alles bei dir hast, können wir aufbrechen, dich ummelden und dir ein Konto besorgen. Ich gehe nur kurz hoch in die Wohnung, hole die Autoschlüssel und eine warme Jacke.“

Florian und Kilian blieben noch in meinem Büro sitzen, bis ich wenige Minuten später wieder auftauchte. Dann ging Florian zurück in sein Büro. Zuvor wünschte er uns noch viel Spaß bei unserem Behördengang und dem „Banküberfall“. Ich sperrte mein Büro von innen ab und über Petras Büro verließen wir das Haus. Wir hatten meine Assistentin zumindest davon informiert, wohin unsere Wege heute Vormittag führen würden.

Das erste Ziel war die Gemeindeverwaltung, um Kilian im Gutshof als unser Pflegekind anzumelden. Als ich mit Kilian ins Büro eintrat, lachte die anwesende Verwaltungsangestellte und meinte: „Na, Herr Maurer, was haben wir den heute, wieder ein Adoptivkind oder ein Pflegekind, das seine Zelte im Gutshof aufbaut?“

Ich konterte schlagfertig: „Die Zelte im Gutshofgelände wurden Mitte September letzten Jahres wieder abgebaut und ich glaube auch nicht, dass das Jugendamt begeistert wäre, wenn wir die uns anvertrauten Sorgenkinder in Zelten und nicht in festen Unterkünften unterbringen würden. Im inoffiziellen Amtsdeutsch nennt sich der Vorgang, weswegen wir hier sind, Ummeldung eines festen Wohnsitzes eines Minderjährigen durch einen nicht leiblichen Sorgeberechtigten.“

Kilian lachte herzlich über meinen Ausspruch und steckte damit auch die Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung an. Als sie sich wieder gefangen hatten, meinte die Gemeindemitarbeiterin: „Gott sei Dank, ist das einfach eine Anmeldung am neuen Wohnort. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Vorgang in früheren Zeiten, so oder so ähnlich genannt wurde, immerhin enthält die Beschreibung alles was für diesen Vorgang wichtig ist, vor allem die Begriffe minderjährig und einen dritten als Sorgeberechtigten.“

Als sie uns fragte, ob wir eine Abmeldebescheinigung vom bisherigen Wohnort haben, musste ich grinsen und erklärte: „Die Frage kann ich ihnen nicht beantworten, ich gehe davon aus, dass Kilian vom Jugendamt des Landkreises Ostallgäu weder am Wohnort seiner Eltern abgemeldet wurde noch am Sitz des Kinderheimes angemeldet wurde. Kilian wurde letzten Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen und Freitag am späten Nachmittag mir übergeben.

Selbst die persönlichen Dinge von Kilian, die das Jugendamt bei seinen Eltern beschlagnahmte, kamen nie im Kinderheim an und wurden am Samstag nach Rosenheim nachgeliefert. Selbst wenn ich bei der bisherigen Gemeinde angerufen hätte, so hätte ich keine Auskunft erhalten, ob Kilian dort noch gemeldet sei. Das Jugendamt hat nur nach dem schnellsten Weg gesucht, wie sie einen schwulen minderjährigen Jugendlichen wieder loswerden können.“

Sie telefonierte kurz mit der für Kilians bisherigen Wohnsitz zuständige Gemeindeverwaltung und erhielt die Auskunft, dass Kilian bisher nicht abgemeldet wurde, weder von seinen Eltern oder dem Jugendamt. Die Gemeindemitarbeiterin versprach ihr dann, dass sie ihnen die Abmeldeunterlagen übermitteln würde. Damit hatten wir die erste Aufgabe erledigt und konnten zur Bank weiterfahren.

Als wir dort ankamen, wurde uns gesagt, dass wir keinen Gesprächstermin vereinbart hätten. Ich fragte vorsichtshalber nach, ob man für eine Kontoeröffnung für einen Minderjährigen neuerdings grundsätzlich einen Termin brauche. Als sie meinte, normalerweise nicht, aber wenn das über einen Firmenberater abgewickelt wird, muss ein Termin vereinbart werden.

Ich meinte: „Ist doch egal, wer den Kontoeröffnungsantrag bearbeitet. Herr Huber kennt wenigstens die Anforderung, wie die Konten der Jungs ausgestattet sind.“

Während die Mitarbeiterin am Empfang versucht eine Kollegin oder einen Kollegen zu finden, sah ich Herrn Huber mit einem Kunden aus einem der Beratungsräume auftauchen und sich von seinem Kunden verabschieden. Als er mich mit Kilian entdeckte, winkte er kurz und kam näher. Er meinte: „Brauchen wir wieder einmal ein Konto für einen jugendlichen Neuzugang auf dem Gutshof?“

Ich meinte, dass wir genau deswegen hier seien, nur hätten wir vorab keinen Termin vereinbart. Die Kollegin wollte uns jemand anderen besorgen, der das Konto für Kilian eröffnen soll. Er blickte zu seiner Kollegin und erklärte ihr, dass sie nicht lange suchen soll, er übernimmt die Kontoeröffnung. Als sie meinte, er hätte in zwanzig Minuten einen neuen Termin, erklärte er, dass bis dahin die Kontoeröffnung erledigt sei.

Er nahm uns mit in sein Büro und mit dem geänderten Personalausweis eröffnete er das neue Konto. Als Kilian meinte, dass er noch ein Sparbuch besitze und ein Girokonto, das eingezogen und aufgelöst werden kann, reichte er Herrn Huber seine Girokarte und die Karte für sein Sparbuch. Es dauerte fast exakt eine Viertelstunde, bis alle Dokumente erstellt und unterschrieben waren und wir uns von Herrn Huber verabschiedeten.

Auf dem Weg zurück zum Gutshof sagte Kilian: „Der Mitarbeiter bei der Bank kennt dich wohl sehr gut, dass er uns einfach dazwischengeschoben hat.“

Ich erklärte: „Kilian, Herr Huber ist unser Kundenbetreuer für sämtliche Firmenkonten der Gutshofgruppe, die bei dieser Bank geführt werden. Normalerweise, wenn wir neue Firmenkonten eröffnen, wird immer vorher ein Termin vereinbart, da eine Kontoeröffnung für ein Unternehmen etwas umfangreicher ist. Da geht es auch darum, wer mit wem Zahlungen von diesem Konto veranlassen kann.

Grundsätzlich zugelassen dabei ist Klaus, der Leiter der Buchhaltung, dazu der Geschäftsführer des jeweiligen Unternehmens. In manchen Fällen gibt es noch Prokuristen, die gemeinsam mit Klaus Zahlungen durchführen können. In den meisten Fällen werden jedoch die Zahlungen von Klaus und mir freigegeben.

In der Vergangenheit habe ich auch für die Konten der Jungs Termine vereinbart, aber in diesen Fällen bin ich auch mit zwei oder mehr Jungs gleichzeitig zur Kontoeröffnung angetreten.“

Kilian meinte: „Okay, die Bank ist eine der Banken, mit denen die Firmengruppe intensiv zusammenarbeitet und deshalb gibt es einen festen Mitarbeiter, der für die Firmengruppe zuständig ist.“

Ich unterbrach ihn und klärte auf: „Nein, es gibt grundsätzlich zwei Kollegen, die als Ansprechpartner abgestellt sind. Herr Huber ist bei uns der Hauptansprechpartner. Dazu gibt es eine Frau Borgmann, die immer dann ins Spiel kommt, wenn Herr Huber erkrankt oder in Urlaub ist.“

Damit war das Thema Bank abgehakt und kurze Zeit später parkte ich das Auto vor dem Gutshaus ein. Da es bereit kurz vor dreizehn Uhr war, waren wir nur kurz in meinem Büro, da wie üblich die Jungs von der Schule kamen und wir mit ihnen zum Essen in die Kantine gingen.

Bevor wir mit den Jungs zum Essen gehen konnten, informierte mich Petra, dass Bernhard und Noah gegen vierzehn Uhr dreißig kommen. Sie wollten Kilian seine technische Ausrüstung übergeben und danach mit mir wegen der Auftaktveranstaltung der DoPlaSo GmbH noch einige Punkte besprechen, zu der später zusätzlich noch Ludwig und Kevin dazukommen.

Eigentlich wollte ich unsere beiden Jungs fragen, ob sie Kilian bei der Einrichtung seiner Konten helfen würden. Weil Bernhard sowieso Kevin einlernen wollte, konnten er und Noah diese Aufgabe mit übernehmen. Kurz vor vierzehn Uhr waren wir zurück im Büro und ich rief im Hofladen bei meiner Tochter an.

Ich erzählte ihr von unserem Neuzugang aus Marktoberdorf und fragte vorsichtig an, ob sie sich vorstellen könne, den jungen Mann als Auszubildenden zum Bäcker zu übernehmen. Nach anfänglichem Zögern meinte sie: „Papa, ist doch egal. Wenn ich deine Anfrage ablehnen sollte, findest du trotzdem einen Ausbildungsplatz für das Pflegekind. In diesem Fall will ich ja gar nicht ablehnen, den unsere Suche nach einem Bäckergesellen verläuft seit Monaten ohne Erfolg. Wir haben nur für das kommende Ausbildungsjahr einen Auszubildenden gefunden. Trotzdem können wir ab sofort Verstärkung gebrauchen, vor allem im Hinblick darauf, dass wir in Kürze einen weiteren Hofladen mit Backwaren beliefern werden.“

Kilian, der das Gespräch mitgehört hatte, zeigte den Daumen nach oben, als er von Martina hörte, dass er seine Ausbildung in der Bäckerei im Gutshof fortsetzen kann. Nach dem Ende des Gesprächs meinte Kilian: „Peter, inzwischen gefällt mir der Vorschlag von Florian und dir immer besser. Damit hätte ich auch später, wenn ich nicht mehr am Gutshof sein sollte, bessere berufliche Chancen als nur als Bäcker oder Konditor.“

Ich erklärte: “Logisch, dass deine Chancen größer sind, wenn du in beiden Berufen eine abgeschlossene ordentliche Ausbildung vorweisen kannst. Ich sehe dich nach den Meisterprüfungen als Nachfolger für die Konditorin, die in rund fünf Jahren aus Altersgründen aus der Firma ausscheiden wird. Bei den Bäckern haben wir aktuell einen Meister, den wir uns mit einer anderen kleinen Bäckerei teilen, der voraussichtlich in sechs Jahren ins rentenfähige Alter kommen wird.

Bei dir sehe ich das Potential, genau in diese Doppelpositionen hineinzuwachsen. Wie gesagt, von unserer Seite ist es nur ein Angebot an dich, du hast es mit deinen Entscheidungen in der Hand, wie weit du den vorgeschlagenen Weg mit uns gemeinsam gehen möchtest.“

Es klopfte und Bernhard und Noah traten ins Büro ein. Noah hatte das Notebook in der Hand und sagte: „Hallo Peter, ist das der junge Mann, der von uns mit technischem Equipment ausgestattet werden soll?“

Ich grinste und antwortete: „Die Frage ist nur welche Ausstattung habt ihr für ihn eingeplant! Seit etwa einer halben Stunde steht fest, dass Kilian in der Hofbäckerei seine Ausbildung zum Bäckergehilfen fortsetzen wird. Er braucht, aus meiner Sicht, das Equipment, mit dem er unter anderem sein Berichtsheft schreiben und seine privaten Daten verwalten kann.“

Bernhard lachte und erklärte: „Damit ist das, was wir dabeihaben, mit größter Wahrscheinlichkeit nicht unbedingt für Kilian geeignet. Wir haben ihm momentan so eingestuft wie unsere Schüler. Ich wüsste jetzt nicht einmal, was ein Auszubildender im Bäckerhandwerk benötigt, dafür wurden bisher noch keine Vorgaben erstellt.“

Ich schaute ihn an und sagte: „Dann sollten wir das schnellstens nachholen und mit Florian gemeinsam festlegen, welche technische Ausstattung wir für die Auszubildenden in der Bäckerei und Konditorei benötigen. Du kannst Florian gern stören, wir setzen uns kurz zusammen und klären das sofort.“

Er wollte schon über den Flur zu Florians altem Büro laufen, als ich in stoppte und meinte, er soll doch den kürzesten Weg wählen, da Florian jetzt dort sitzen würde, wo früher die Stiftungsverwaltung untergebracht war.

Er klopfte und trat in Florians Büro ein. Wir hörten, wie er sagte: „Flo, es geht um das technische Equipment für die Auszubildenden der Bäckerei und der Konditorei. Komm du bitte mit zu Peter, damit wir das klären können!“

Ich hatte meinen Bürostuhl in die Besprechungsecke geschoben und als wir uns gesetzt hatten, sagte Bernhard: „Ich gehe davon aus, da Kilian als Pflegekind aufgenommen wurde, dass er zumindest die Grundausstattung für Familienmitglieder auf seinem Notebook bekommt. Bei den Auszubildenden müssen wir in den nächsten Wochen festlegen, wie deren technische Ausstattung sein soll. Kilian ist jetzt derjenige, der sofort damit ausgestattet werden muss.

Bisher ist es doch so, dass Auszubildende mit der Software ausgestattet werden, die an ihrem Arbeitsplatz zum Einsatz kommt. Dazu kommt das elektronische Berichtsheft. Bei den Bäckern haben wir zum ersten Mal das Problem, dass es bisher keine spezielle Software gibt, die in der Bäckerei zum Einsatz kommt. Bei den Handwerkern am Bau haben wir den Zugriff auf die Baupläne, und die Software, mit der der Arbeitsfortschritt dokumentiert wird.“

Florian erklärte: „So weit kann ich deine Ausführungen nachvollziehen. Es gibt bei den Bäckern und Konditoren einen kaufmännischen Ausbildungsteil, für den sie Zugriff auf die Warenwirtschaft brauchen. Dazu gehören unter anderem Kalkulation, Materialeinkauf und Warenauslieferung. Was dort im Einzelnen benötigt wird, müssen wir mit Hilfe der Schulungsunterlagen feststellen.“

Ich meinte: „Wir können alles diskutieren und klären, auf alle Fälle braucht er sofort Zugriff auf sein digitales Berichtsheft und die Familiengruppe mit seinem persönlichen Bereich. Der Rest wird nachgerüstet, bei Bedarf oder entsprechend den Anforderungen in den Ausbildungsplänen. Stört es euch, wenn Kilian beim Gespräch über den Vorstellungs-Event mithört? Dann muss ich mir überlegen, was er zwischenzeitlich machen könnte.“

Noah meinte: „Ich denke nicht, dass er uns stört. Eher kann es sein, dass er nichts versteht, von dem was wir besprechen. Kilian, das geht nicht gegen dich persönlich, aber bei dem Gespräch kommen sicher öfter Begriffe vor, die absolut fachspezifisch sind. Vermutlich wird es Bernhard und mir ähnlich ergehen, wenn du dich mit einem anderen Bäcker über eure Produkte oder Produktionsmethoden austauschst.“

Kilian meinte:“ Können wir gleich testen, ob es beim Bäcker Begriffe gibt, die dir nicht geläufig sind. Kannst du mir sagen, was ein Bäcker unter einem Anstellgut versteht?“

Ich musste grinsen, denn selbst für mich war das ein Begriff, dessen Bedeutung ich nicht kannte, höchstens eine Vermutung anstellen konnte. Da beide Jungs nur den Kopf schüttelten meinte Kilian: „Okay, vielleicht hättet ihr mit einem anderen Begriff für das gleiche Produkt eher etwas anfangen können. Anstellgut und Mutterteig sind das gleiche, dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein Sauerteig. Wenn es euch nicht stört, würde ich gern zwischendurch nachfragen was gemeint ist, wenn ich absolut danebenstehe.“

Ich meinte: „Kilian, viel einfacher, wir haben am Mittwoch die Vorstellung einer Software, die die Zusammenarbeit zwischen Architekten und ausführenden Handwerkern steuert und erleichtert. Das Ganze ist eingebettet in eine Dokumentenverwaltung, bei der sämtliche Baupläne verwaltet werden.

Eines der interessantesten Features ist die Funktion, Baupläne, die in Ausführung sind, zu sperren, dass keine Umplanungen erlaubt sind. Die Software wird bisher bei uns im Haus, unserem Architekten und bei allen Bauunternehmen, die mit uns kooperieren, eingesetzt. Da es heute eher um den Ablauf der Veranstaltung geht, werden uns die beiden Jungs kaum mit ihren uns unbekannten Fachbegriffen beglücken können.

Ich gehe davon aus, dass euch Armin den Ablaufplan geschickt hat und wen er zur Projektvorstellung eingeladen hat. Zum einen ist es die örtliche Presse, einige Vertreter von Infozeitschriften des Bauhandwerks und viele größere und mittlere Architekturbüros im Umkreis von rund fünfzig Kilometern. Dazu größere Bauunternehmen und diverse mittelständische Handwerksbetriebe.“

Bernhard meinte: „Die Unterlagen haben wir per Mail erhalten, das passt auch so weit alles. Wir haben Armin noch diverse Adressen von Handwerkern, Bauunternehmern und Architekten nachgereicht, von denen wir in den letzten Monaten angesprochen wurden und die wir gesammelt hatten. Wie ich von Armin gehört habe, liegen sehr viele Anmeldungen zu dem Event vor. Er meinte sogar, dass er nicht mit so einer hohen Beteiligung gerechnet habe.

Er sagte dazu, es sei gut, dass wir die Veranstaltung im Seminarhotel durchführen, denn hier im Gutshof wäre es etwas eng geworden. Die Begrüßung der Gäste wird von dir übernommen, davon gehe ich aus. Wer übernimmt die Vorstellung des Eigentümers, die Stiftung Sonneneck, der DoPlaSo GmbH?

Danach zeigen wir eine Präsentation der Planungs-Software, an der Jason, Axel, Noah und ich beteiligt sind. Wobei das Ganze immer in Kombination mit der Dokumentenverwaltung gezeigt wird. Wir bräuchten jetzt noch jemand, der die Rolle eines Moderators übernehmen kann, der den roten Faden durch die Produktvorstellung bietet. Dabei hatten wir an dich gedacht. Philipp übernimmt zusammen mit Marcus den letzten Punkt; die Vorstellung der damit verbundenen Kosten für die Dienstleistungen mit der Bauplanverwaltung.“

Es wurde erwartet, dass ich mich dazu äußern sollte. Ich überlegte, wie ich mich aus der Verantwortung stehlen kann. Nach reiflicher Überlegung antwortete ich: „Bernhard, Noah, eigentlich hatte ich nicht vor die Rolle eines Moderators zu übernehmen. Wenn ihr zu einem Experiment bereit seid, würde ich mit Kevin gemeinsam moderieren. Vielleicht kann ich Kilian zusätzlich als unwissenden Interessenten mit einbinden.

Dazu brauche ich von euch den vorgesehenen Ablaufplan und welche Vorgänge ihr bei der Produktvorstellung demonstrieren wollt. Wundert euch nicht, wenn wir eigene Ideen mit einbringen, was ihr den Interessenten zeigen sollt.“

Bernhard lachte und antwortete: „Peter, ich ahne, was dir bei der Vorgehensweise vorschwebt. Ich kann nur hoffen, dass ihr keine Aufgaben kreiert, die nicht vorgesehen oder zu lösen sind. Ansonsten nehmen wir die Herausforderung an. Ich tippe schwer darauf, dass Noah fast im Alleingan, eure Aufgaben lösen kann. Schade, dass Simon am Mittwoch nicht hier ist, der könnte euch kräftig unterstützen.

Deine Idee als ist solches schon genial, da vermutlich auffällt, dass wir nicht eingeübt auf diese Bereiche reagieren können, was die Präsentation glaubwürdiger rüberbringt. Das überzeugt mehr als die vorgefertigten Lösungen.“

Kilian meinte: „Ihr seid doch echt bescheuert. Wie kommt man nur auf so verrückte Ideen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie so eine Veranstaltung ablaufen soll und dann soll ich möglicherweise noch mit genialen Fragen brillieren?“

Noah erklärte: „Kilian, deine Aussage von eben beschreibt genau den Vorgang und die Emotionen, die durch diese Vorgehensweise freigesetzt wird. Je bescheuerter es wirkt, desto mehr bleibt es dem potenziellen Kunden in Erinnerung. Das ist genau der Effekt, den wir mit unserer Präsentation erhoffen. Das bringt uns Kunden, aber nicht nur das, auch das Programm muss einen entsprechenden Eindruck hinterlassen.

Vergiss es, du musst nicht mit brillanten Fragen glänzen. Es sind genau die Fragestellungen, die von einem Neuling zu einem ihm unbekannten Produkt gestellt werden, die am meisten Aufmerksamkeit erregen.“

Ich erklärte: „Kilian, wir machen uns morgen, zusammen mit Kevin Gedanken zu unserer Moderation durch die Präsentation. Bernhard, denkt daran, mir eure Aufstellung, was ihr zeigen wolltet, zu übersenden. Wie ihr wisst, haben wir eine Mittagspause eingeplant, wo alle Teilnehmer der Projektvorstellung aus den drei Menüs des Seminarhotels wählen können.

Wundert euch jedoch nicht, wenn euch nichts anderes als das übliche Kantinenessen serviert wird. Ich werde die Teilnehmer spätestens nach dem Mittagessen aufklären, dass sie dasselbe gegessen haben, wie die Schulklassen im Jugendhotel oder die Mitarbeiter in den Kantinen. Zusätzlich gibt es den Hinweis, dass diese drei Gerichte im Restaurant im Gutshof als vergünstigte Mittagessen verkauft werden.

Ansonsten werden wir im Laufe des Nachmittags erfahren, wie die Software angenommen wird. Vielleicht gibt es bereits den einen oder anderen Neukunden, der einen Vertrag mit uns abschließen will. Das ist dann Aufgabe von Ludwig und Kevin, sich um die Nutzungs- und Supportverträge für die Dokumenten- und Bauplanverwaltung zu kümmern, während das Server Housing und das Netzwerkmanagement von Philipp und Marcus bearbeitet wird.“

Bernhard meinte: „Ist durchaus vorstellbar, dass erste Verträge abgeschlossen werden. Wir haben einige Interessenten vertröstet bis zur Vorstellung der Software in der Öffentlichkeit. Da wir diese Leute zur Präsentation eingeladen haben, bin ich überzeugt, dass dort einige Verträge abgeschlossen werden. Es gibt einige Interessenten, die bisher nur Zugriff auf die Pläne haben und die `Im-Bau-Sperre` setzen, aber die Pläne nicht anpassen oder verändern und speichern können.“

Ich griff wieder ins Geschehen ein und meinte: Damit wäre aus meiner Sicht alles Wichtige für den Event besprochen. Noah, könntest du noch kurz hierbleiben. Ich will noch etwas anderes mit dir besprechen. Wir sehen uns spätestens am Mittwoch zur Veranstaltung im Seminarhotel.“

Bernhard stand auf, verabschiedete sich und ging aus meinem Büro. Kilian sah mich an und meinte: „Muss ich auch dein Büro verlassen, wenn du jetzt ein Gespräch mit Noah führen willst?“

Ich lachte und antwortete: „Hättest du jetzt wohl gern. Keine Sorge, du kannst ruhig hierbleiben. Was ich mit Noah besprechen will, hat etwas mit dem Event am Mittwoch zu tun. Wichtig ist nur, dass von euch keine Informationen weitergegeben werden, von dem was ich mit eurer Hilfe vorhabe. Das soll eine Überraschung werden, die in keinem Ablaufplan auftauchen wird.

Noah, du hast inzwischen Erfahrungen sammeln können mit Online-Konferenzen. Wichtig ist nur, dass wir vom Seminarhotel aus Online-Konferenzen starten können. Darum solltest du dich kümmern. Frage am besten Philipp, ob der Standort tauglich ist für Online-Konferenzen. Er wird dir das sagen können. Wir werden zum einen mit Dirk oder Tatjana eine Schaltung machen und eine weitere, wenn möglich, mit einem ihrer Handwerker.“

Noah erklärte: „Ich gehe fest davon aus, dass im Seminarhotel ebenfalls Online-Konferenzen durchgeführt werden können. Klar kann ich dir die Verbindungen aufbauen, wir sollten aber beide zur gleichen Zeit dazu holen, weil das einfacher zu handhaben ist. Damit zeigen wir zusätzlich, dass wir selbst im Supportfall dem Kunden über eine Video-Schaltung helfen können.

Wir sollten uns morgen Nachmittag noch einmal kurz zusammensetzen und mit Dirk eine feste Zeit vereinbaren, wann wir am Mittwoch mit ihm und dem Handwerker die Online-Konferenz starten wollen.“

Ich erklärte: „Sehe ich auch so, dass es vernünftiger ist, wenn wir uns morgen am späten Nachmittag noch einmal zusammensetzen. Bis dahin sollten alle Punkte geklärt sein und wir können dann alle Details besprechen, wie der Event aus unserer Sicht ablaufen soll. Die grundsätzlichen Punkte sind in der Ablaufplanung von Armin vorgegeben. Wir kümmern uns nur um die Details, die wir ändern wollen.

Falls es morgen nicht gelingen sollte, bleibt uns am Mittwoch noch die Möglichkeit, uns um sieben Uhr dreißig bei mir im Büro zu treffen, da die Veranstaltung im Seminarhotel erst um zehn Uhr startet. Noah, kannst du mir sagen, wann ihr Kilians Equipment umgestellt habt auf das Programm, das er vorerst benötigt?“

Noah sagte: „Ich denke, wenn Bernhard sich sofort um die Sachen gekümmert hat, sollte er Kilians IT-Ausstattung zwischenzeitlich fertiggestellt haben. Ich kann ihn kurz anrufen und fragen, dann würde ich Kilian direkt mitnehmen in unsere Büros. Ich wäre gern bei der Einweisung dabei, da ich im Sommer bei der Ausstattung und Einweisung unsere neuen Auszubildenden mithelfen soll. Sind doch knapp fünfzig Auszubildende, die mit ihren Arbeitsmitteln ausgestattet werden sollen.“

Während Noah mit Bernhard telefonierte, erklärte Kilian: „Peter, macht das heute noch Sinn, wenn ich in die Technik eingewiesen werden soll, es ist nach siebzehn Uhr.“

Ich lachte und erklärte: „Das ist deine Entscheidung, die Kurzeinführung dauert maximal fünfundvierzig Minuten. Die Details ergeben sich erst mit der laufenden Ausbildung oder der täglichen Arbeit damit. Um achtzehn Uhr dreißig gibt es bei uns das Abendessen, bis dahin solltest du durch sein mit der Kurzeinweisung.“

Kilian antwortete: „Peter, das habe ich ganz vergessen dir zu sagen. ich komme ab heute nicht mehr zu euch zum Essen, denn ich muss spätestens um siebzehn Uhr fünfundvierzig im Verwalterhaus sein, weil ich mit Jonas das Abendessen für die Mitbewohner vorbereiten soll.“

Wir hörten noch, wie Noah zu Bernhard sagte: „Das mit der Einweisung heute hat sich soeben von selbst erledigt. Er kann morgen früh zu uns kommen. Kilian muss gleich ins Verwalterhaus und mit Jonas das Abendessen für die acht Bewohner vorbereiten. Da macht es wenig Sinn jetzt noch anzufangen.“

Er hörte Bernhard zu und als die beiden das Gespräch beendet hatten, sagte er zu uns: „Gut, dass ich noch mitbekommen habe, dass du gleich ins Verwalterhaus verschwindest, um das Abendessen vorzubereiten. Bernhard meinte, dass du morgen früh ab sieben Uhr dreißig bei uns im Büro zur Einweisung auftauchen kannst.

Du solltest trotzdem jetzt mit mir mitkommen, damit du morgen nicht lange suchen musst, wohin du kommen sollst. Danach kannst du direkt ins Verwalterhaus weitergehen und mit Jonas euer Abendessen vorbereiten.“

Die beiden Jungs verabschiedeten sich und Noah verließ mit Kilian mein Büro. Ich hatte mich kaum an meinen Schreibtisch gesetzt, als es erneut klopfte. Auf meine Aufforderung öffnete sich die Tür und Frederik stand in meinem Büro. Ich schaute ihn fragend an, ohne eine Frage zu stellen.

Frederik erklärte: „Peter, noch zehnmal schlafen, dann findet die Eröffnungsfeier im Hofladen der Gärtnerei Grubmüller statt. Die Regale im Hofladen sind mit den länger haltbaren Produkten inzwischen befüllt. Ab morgen kommen die ersten Kühlwaren, die mit mehr als dreiwöchiger Haltbarkeit angeliefert werden.

Diese Woche werden wir die Präsentation der baulichen Veränderungen in der Gärtnerei aufbauen. Peter, ich befürchte, dass wir deine Entscheidung benötigen, wo und wie die Präsentation aufgestellt wird. Armin hat wegen der Witterung vorgeschlagen, die Schautafeln im Erdgeschoss des Bürotraktes aufzustellen und draußen nur ein Hinweisschild, mit dem Hinweis, dass die Schautafeln im Flur der Gärtnerei zu sehen sind.

Im Hofladen von der Decke ein Schild das, vom Laden aus, den Weg zu den Schautafeln im Flur weist. Ich finde die Idee sehr gut. Mario vertritt die Meinung, dass die Schautafeln und die Besucher im Flur nur ihre Abläufe stören würden. Ich habe heute schon angekündigt, dass ich mich mit dir treffen werde, um das Problem anzugehen.“

Ich fragte: „Kannst du mir sagen, ob Armin oder Werner noch im Büro sind, oder soll ich die beiden einfach anrufen?“

Frederik erklärte: „Armin dürft nicht mehr im Haus sein, er hat heute Abend noch einen Termin wegen seines Jungen und wollte gegen sechzehn Uhr dreißig das Büro verlassen. Ob Werner noch da ist, kann ich dir nicht sagen, aber in Anbetracht der aktuellen Zeit, würde ich darauf tippen, dass er das Haus ebenfalls bereits verlassen hat.“

Ich meinte: „Frederik, ich hätte vielleicht eine Idee. Nur habe ich keine Ahnung, ob wir die in der Kürze der noch verbleibenden Zeit verwirklichen können. Kilian hat morgen früh zuerst einen Termin in der IT-Abteilung. Wir sollten deshalb gleich morgen früh mit Werner und Armin das Problem angehen. Vielleicht haben wir noch eine Chance, meine Idee mit einem kleinen Ausstellungszelt zu realisieren. Am besten, du bist spätestens kurz nach acht Uhr mit den beiden Herren bei mir im Büro. Einsammeln kannst du beide in ihrem Büro im Gesindehaus.“

Frederik sagte: „Peter, deine Idee mit einem Ausstellungszelt zu arbeiten, klingt außergewöhnlich, würde aber das Problem in Luft auflösen. Ich denke, dass wir das Ausstellungszelt als Besonderheit hervorheben sollten, da wir dadurch die Möglichkeit haben, die Laufzeit der Präsentation zu verlängern.

Ich werde ganz einfach eine Besprechung morgen früh um acht Uhr in deinem Büro ansetzen, dann bekommen die beiden Mitarbeiter im Marketing und im Eventmanagement, die Einladung zum Termin rechtzeitig übermittelt. Ob sie morgen früh pünktlich sind, werden wir dann sehen. Peter, wir sehen uns morgen. Die Einladung zum Termin bekommst du in den nächsten paar Minuten von mir.“

Frederik verließ mich und ich beschloss, noch auf die Terminübermittlung zu warten und danach den Arbeitstag zu beenden. Nur fünf Minuten nach seiner Ankündigung meldete mein Smartphone eine eingehende Nachricht. Es war die Mitteilung, dass Frederik zur Besprechung in mein Büro eingeladen hat.

Ich wunderte mich, dass er als Betreff nur Präsentation Veränderungen Gärtnerei Grubmüller verwendete und keinerlei Hinweise hinterließ, worum es gehen soll. Ich bestätigte den Termin direkt am Smartphone und beendete alle laufenden Programme auf meinem Notebook, versperrte mein Büro und ging nach oben in die Wohnung.

Kaum im Wohnzimmer angekommen, hörte ich von David, der an der Konsole zockte: „Papi, bist du krank? So früh wie heute bist du noch nie aus dem Büro nach oben gekommen?“

Ich grinste und erwiderte: „Krank fühle ich mich im Grunde genommen nicht. Aber Frederik war zuletzt bei mir und daher habe ich beschlossen, heute ausnahmsweise eher das Büro zu verlassen und nicht abzuwarten, bis einer meiner Söhne David oder Tobias im Büro auftaucht und mich auffordert, unverzüglich zum Abendessen zu kommen. Aber vielleicht kannst du mir als zukünftiges Mitglied der Stiftungsverwaltung einen Vorschlag machen, wie und wo wir unsere Präsentation Veränderungen in der Gärtnerei Grubmüller im Gelände der Gärtnerei präsentieren können?“

Er und Tobias schauten mich an und David sagte: „Woher soll ich jetzt einfach eine Idee aus dem Hut zaubern, wenn ich noch nicht einmal eine Ahnung davon habe um was es bei der Präsentation genau geht. Mich stört es jedoch nicht, wenn ich gelegentlich von Thomas den Auftrag erhalte, dich vom Schreibtisch wegzulocken.“

Ich lachte und erwiderte: „David, du machst es dir einfach mit deiner Aussage, dass du keine Ahnung davon hast, um was es bei der Präsentation geht. Nicht der Inhalt der Präsentation ist entscheidend, sondern dass wo und wie ist gefragt. Deine Antwort hat mit meiner Frage nichts im Geringsten zu tun.

Ich wollte von dir Vorschläge hören, welche Örtlichkeiten du dir als Ort für eine Präsentation über die Planungen der Gärtnerei Grubmüller vorstellen kannst. Eine mögliche Antwort wäre zum Beispiel, im Hofladen könnte man so eine Präsentation aufstellen. Bei genauerer Betrachtung musst du diese Möglichkeit gleich wieder verwerfen, denn Verkauf und Ausstellungsraum vertragen sich nicht wirklich.“

Tobias sagte: „Peter, wenn dir ein unbenutztes Gewächshaus in der Nähe des Verwaltungsgebäudes zur Verfügung steht, könnte man die Präsentation dort unterbringen. Ich denke, mit diesem Umfeld hättest du einen eher zum Thema passenden Raum für diese Präsentation.“

Ich meinte: „David, nimm dir ein Beispiel an deinem Adoptivbruder, der zumindest einen Vorschlag unterbreitet hat, über den man nachdenken kann. Er sieht in einem Gewächshaus den Ort, an dem man eine Ausstellung für und über eine Gärtnerei veranstalten kann.

Ich fürchte nur, dass die Gewächshäuser, die am nächsten zum Gebäude und beim Laden liegen, für die Produktion genutzt werden und deshalb nicht zur Verfügung stehen. Ich werde zumindest morgen mit Mario und Sepp über diese Möglichkeit reden. Einen gewissen Reiz würde ein Gewächshaus sicher ausstrahlen. Gibt es noch andere, vielleicht sogar interessantere Vorschläge?“

David erklärte: „Ob mein Vorschlag interessanter ist, muss sich erst noch herausstellen. Da das Thema Umbau der Gärtnerei ist, kann ich mir einen Baucontainer als Ausstellungsraum für diese Präsentation durchaus vorstellen. Er könnte während der Bauphase als Zugang und Vorraum zu den weiteren Baubüros dienen.“

Ich schaute meine Adoptivsöhne an und erklärte: „Jungs, geht doch, eure beiden Ideen sind brauchbare Vorschläge, über die sich ein Nachdenken lohnt. Es gibt nur ein Problem und das ist die Zeit, die uns zur Verfügung steht, die eure Vorschläge ins Wanken bringen könnten. Die Präsentation soll am Donnerstag in einer Woche mit der Eröffnung des Hofladens in der Gärtnerei gestartet werden.

Ich werde morgen früh gleich versuchen, mit Armin und Werner, sowie mit Mario und Sepp, unsere Vorschläge,zu besprechen und abzuklären,n welcher Vorschlag innerhalb der vorhandenen kurzen Frist umgesetzt werden kann. Ich vermute, dass alle drei Vorschläge annähernd die gleichen Chancen haben, verwirklicht zu werden. Bei meinen Überlegungen bin ich bei einem Ausstellungszelt für die Präsentation hängen geblieben.

Thomas kam ins Wohnzimmer und erklärte: „Peter, schön, dass du schon da bist, wir können sofort Essen. Brauche ich wenigstens keinen der Jungs loszuschicken, um dich einzusammeln.“

Nach dem Abendessen versammelten wir uns wieder im Wohnzimmer, wo wir den Rest des Abends mit einer Diskussion über die Präsentation für die Gärtnerei Grubmüller verbrachten. Zumindest kamen wir deshalb sogar früher ins Bett, weil wir uns einfach Müde diskutiert hatten.


Der Dienstag begann in meinem Büro wie eigentlich fast jeder Morgen, an dem ich keine frühen Auswärtstermine hatte. Ich telefonierte zuerst mit Mario und Sepp in der Gärtnerei und wollte wissen, was gegen eine Präsentation der Ausstellung ´Veränderungen in der Gärtnerei Grubmüller´, im Verwaltungsgebäude spricht und deshalb wo anders untergebracht werden soll.

Mario erklärte: „Peter, ich bin davon ausgegangen, dass da vielleicht zwei oder drei Bilder aufgehängt werden. Das, was Armin mir gestern vorgestellt hat, geht weit darüber hinaus und dafür ist der Platz im Bereich des Treppenhauses nicht geeignet. Es sind vor allem sicherheitsrelevante Punkte, die mich zur Ablehnung veranlasst haben. Sepp sieht das ebenso bedenklich wie ich.“

Ich fragte: „Gut, ich habe verstanden, dass es sich um ein Sicherheitsproblem handelt, weshalb von eurer Seite Bedenken angemeldet wurden. Habt ihr wenigstens darüber gesprochen welche alternativen Möglichkeiten ihr aus eurer Sicht anbieten könnt? Ansonsten verstehe ich, warum Frederik gestern Abend zu mir gekommen ist und um meine Unterstützung gebeten hat.“

Sepp erklärte: „Nicht wirklich, wir haben nur angedeutet, dass sie die Ausstellung im Laden durchführen sollten, da dort erheblich mehr Platz dafür wäre. Mir ist inzwischen bewusst, dass das keine glorreiche Idee war, nachdem ich mir gestern Abend mit meiner Frau den neuen Hofladen zum ersten Mal genauer angeschaut habe. Bei dem Sortiment, das wir gesehen haben, wundert mich nichts mehr, warum ihr die Verkaufsfläche erheblich vergrößern wollt.

Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich keine Ahnung davon hatte, welches breit gefächerte Sortiment in eurem Hofladen im Gutshof angeboten wird. Marianne hat mir erklärt, dass sie vor einigen Wochen mit deiner Tochter gesprochen hatte, und hier eigentlich ein kleineres Sortiment verkauft werden sollte. Warum jetzt die Erweiterung des Sortiments?“

Ich antwortete: „Martina hat die Entscheidung für das kleinere Sortiment getroffen, lange bevor bekannt wurde, dass ein Gärtnerei Café angegliedert wird. Mit der neuen Situation hat sich angeboten, im Hofladen der Gärtnerei und im Café auf ein erweitertes Sortiment umzustellen. Damit bieten wir an eurem Standort den Anwohnern die große Auswahl wie in unserem Hofladen.

Mit deiner Anmerkung und deinem Einwand ist trotzdem kein Vorschlag verbunden gewesen, wo die Präsentation gezeigt werden kann. Ich habe euch angerufen, weil wir drei mögliche Alternativen gefunden haben, wovon Eine davon mehrmonatige Auswirkungen auf eure Warenproduktion haben könnte.

Besteht die Möglichkeit in der Nähe des Verwaltungsgebäudes, in einem der Gewächshäuser, auf einer Teilfläche die Ausstellung über die Veränderungen im Bereich der Gärtnerei stattfinden zu lassen. Die Idee kommt von Tobias, der ihn damit begründet hat, dass ein Gewächshaus ein Teil des Gartenbaubetriebes ist und eine Ausstellung dort eine gewisse Wirkung auf die Besucher haben kann.

Könnt ihr das bitte überprüfen und mir spätestens in einer Stunde erklären, ob wir Tobias Vorschlag umsetzen können. Ich treffe mich gleich noch mit Frederik, Werner und Armin, um für die Ausstellung die letzten Details zu besprechen.“

Mario erklärte: „Die Idee von Tobias finde ich witzig. Vor allem, weil er es auch noch damit begründet, dass ein Gewächshaus, als Ausstellungsraum für eine Gärtnerei, ein interessanter Platz wäre. Sepp, wir sollten schauen, was wir für Peter und seine Präsentation möglich machen können.“

Ich verabschiedete mich von ihnen und widmete mich den Mails, die über Nacht, oder bereits heute morgen, wieder eingetrudelt sind. Zwanzig nach acht Uhr kam Petra in mein Büro und fragte: „Peter, ich dachte du sitzt mitten in einer Besprechung mit mehreren Leuten. Ich habe einen dringenden Anruf von Barbara, die dich sofort sprechen möchte. kann ich dir das Gespräch durchstellen?“

Ich nickte nur mit dem Kopf. Petra ging zurück in ihr Büro und stellte mir Barbara durch. Ich nahm das Gespräch entgegen, während Petra wieder in mein Büro zurückkam, und ich sagte zu Barbara: „Hallo Barbara, Petra sagte mir, dass du mich dringend sprechen willst. Was kann ich für dich tun.“

Barbara antwortete mir: „Peter, keine Panik, ich habe keinen Problemfall, den ich bei dir unterbringen will. Ich habe zwar wieder einmal einen Anruf vom Münchner Jugendamt bekommen, aber dieses Mal geht es nicht darum einen Jugendlichen, sondern ein elfjähriges Mädchen für ein paar Tage aufzunehmen, weil ihre alleinerziehende Mutter für etwa eine Woche ins Krankenhaus muss und anschließend für drei bis sechs Wochen auf Reha geht.

Wenn ich das korrekt verstanden habe, arbeitet sie in eurer Münchner Immobilienverwaltung und hat beim Jugendamt den Wunsch geäußert, ihre Tochter in dieser Zeit auf dem Gutshof ihres Arbeitgebers unterzubringen. Ist dir zufälligerweise bekannt, dass sich eine Münchner Mitarbeiterin für einige Wochen krankgemeldet hat?“

Da ich keine Ahnung hatte, sagte ich: „Barbara, bis jetzt hat mich keiner davon informiert. Was mich aber auch nicht wundert, denn normalerweise werden diese Ausfälle von den Mitarbeitern der Abteilung oder des jeweiligen Unternehmens aufgefangen. Teilweise werden langfristige Ausfälle mit Mitarbeitern eines Zeitarbeitsunternehmens aufgefangen.“

Petra grinste bereits, was mich etwas nervös machte. Barbara meinte: „Peter, die kleine Christina will ich nicht bei dir unterbringen. Ich habe mit Marion abgeklärt, dass sie und ihr Mann Jens die junge Dame bei sich aufnehmen. Sie wird in einem der beiden Kinderzimmer untergebracht und Marions Jungs ziehen vorübergehend in ein gemeinsames Zimmer um.

Ich habe Marion versprochen, dir schonend beizubringen, dass wir ein Mädchen einer Mitarbeiterin bei euch im Gutshof unterbringen. Die Kleine wird morgen Nachmittag von ihrer Mutter zu euch auf den Gutshof gebracht. Ich hoffe du hast Zeit, bei der Übergabe dabei zu sein.“

Ich schaute zu Petra und antwortete: „Petra wird dir sicher bereits gesagt haben, dass hier morgen die Produktvorstellung unserer Bauplan- und Dokumentenverwaltung über die Bühne geht, eine etwas größere und umfangreichere Veranstaltung. Ich denke, ich werde vor sechzehn Uhr keine anderen Termine wahrnehmen können. Wenn ich bei eurem Übergabetermin dabei sein soll, dann bitte den Termin frühestens nach sechzehn Uhr.

Auf der anderen Seite frage ich mich, warum du Petra behaupten lässt, der Termin sei dringlich, wenn bereits alles für die kleine Christina geregelt ist und ich gar nicht benötigt werde. Barbara, mich musst du nur ansprechen, wenn Thomas und ich als Pflegeväter gebraucht werden. Wenn du Kids anderweitig unterbringst, ist das immer die Entscheidung des- oder derjenigen, die deinen Problemfall aufnehmen. Es hätte ausgereicht, wenn Marion mich nur kurz und unverbindlich informiert hätte.

Eine Frage hätte ich dann doch. Hast du für Christina bereits einen Antrag auf Teilnahme am Unterricht als Gastschülerin gestellt?“

Barbara lacht und erklärte: „Peter, damit habe ich jetzt nicht gerechnet, dass du den Unterschied beim Schulbesuch kennst, je nachdem wie die Betreuung geregelt ist. Bei vorübergehender Unterbringung gibt es nur den Gastschulantrag, da davon ausgegangen wird, dass die Schule nur für einen kurzen Zeitraum besucht wird. Es ist bereits alles geregelt, dass Christina ab Donnerstag in Rosenheim zu Schule gehen darf.“

Während Barbara mir geantwortet hatte, betraten Frederik, Armin und Werner mein Büro und schauten verwundert zu Petra und mir. Ich erklärte: „Barbara, ich muss das Gespräch beenden. Wir habe jetzt ein Meeting wegen der Eröffnung des Hofladens in der Gärtnerei. Die Teilnehmer sind soeben in meinem Büro eingetroffen. Barbara, vielleicht sehen wir uns morgen doch!“

Barbara verabschiedete sich von mir und Petra flüchtete vorsichtshalber in ihr Büro. Die Drei setzten sich in die Besprechungsecke und ich gesellte mich zu ihnen. Ich meinte: „Mario und Sepp haben mir heute Morgen erklärt, dass die Präsentation aus Gründen der Sicherheit nicht im Verwaltungsgebäude aufgebaut werden kann. Das müssen wir akzeptieren. Sicherheit hat immer Vorrang.

Ich habe Frederik gegenüber bereits gestern angedeutet, dass ich möglicherweise eine Alternative habe. David und Tobias haben noch zwei weitere Varianten ins Rennen geworfen. Welche wir davon umsetzen hängt auch davon ab, welche in der verbleibenden Zeit zu realisieren ist.

Ich fange mit Tobias Idee an. Er meint, wir sollten in einem der Gewächshäuser auf einer Teilfläche unsere Ausstellung realisieren. Mario und Sepp prüfen derzeit, ob sie uns in der Nähe des Verwaltungsgebäudes in einem Gewächshaus unterbringen können. Mein Vorschlag ist einfacher gestrickt. Ich würde einfach ein Zelt aufstellen und dort die Präsentation unterbringen.

Davids Vorschlag sieht einen Baucontainer vor für die Ausstellung, der mit dem Baubeginn um weitere Module für die Handwerker und das Bauunternehmen erweitert werden kann. Die Ausstellung würde damit im Eingangsbereich der Baubüros liegen. Meine Frage, habt ihr eventuell bessere Ideen, die innerhalb von sieben Tagen umsetzbar sind.“

Alle Drei schauen mich an, bis Werner erklärt: „Ich habe die Einladung von Frederik bekommen, aber bisher nicht gewusst, warum wir uns so kurzfristig zusammensetzen sollen. Dass die Präsentation wegen Sicherheitsbedenken nicht im Verwaltungsgebäude aufgebaut werden kann ist ärgerlich, da sie genau für diesen Raum so gestaltet wurde.

Ich kann auch, auf die Schnelle, keine Ersatzlocation anbieten. Peter, deine drei Vorschläge hören sich vielversprechend an. Wobei ich gestehen muss, den größten Reiz übt der Vorschlag von Tobias auf mich aus. Die Idee, die Präsentation dort zu zeigen, ist ein genialer Schachzug, da ein Gewächshaus ein wichtiger Bestandteil einer Gärtnerei ist.

Sicher hat Davids Vorschlag auch einen handfesten Bezug zum Thema der Ausstellung und ist damit ein denkbarer Ort für die Präsentation. Nur fürchte ich, dass wir in der kurzen Zeit keine Chance haben, den Container zu bekommen.

Peter, deinen Vorschlag, in einem Zelt die Veränderungen in der Gärtnerei zu zeigen, sehe ich als letzten Ausweg, wenn keiner der beiden anderen Vorschläge realisiert werden kann. Armin, wie schätzt du die Möglichkeiten ein, die uns Peter angeboten hat. Oder hast du vielleicht noch einen alternativen Ausweg in dieser Situation.“

Armin schaute Werner an und erklärte: „Eine Alternative fällt mir dazu auf der Stelle auch nicht ein. Ansonsten kann ich mich nur den Ausführungen von Werner anschließen.“

Kaum hatte Armin seine Meinung verkündet, klingelt mein Telefon. Ich ging an meinen Schreibtisch und nahm das Gespräch entgegen. Es meldete sich Mario, der mir erklärte: „Peter, ich habe mit Sepp über deinen Vorschlag, die Präsentation in einem der Gewächshäuser aufzubauen ausführlich diskutiert. Wir sind einer Meinung, dass dort die Sicherheit gegeben ist, die erforderlich ist.“

Ich unterbrach ihn und meinte: „Ich würde gern auf laut hören umstellen. Armin, Frederik und Werner sitzen gerade hier und wir überlegen, ob uns zusätzliche Möglichkeiten einfallen.“

Ich schaltete auf laut hören und erklärte, dass bei der Unterbringung der Präsentation in einem Gewächshaus keine sicherheitstechnischen Bedenken gesehen werden. Dann forderte ich Mario auf, uns ihre Entscheidung mitzuteilen.

Nicht Mario antwortete, diesmal hörten wir Sepp: „Erst einmal Hallo an alle Anwesenden. Wie Peter bereits ausgeführt hat. Sicherheitstechnisch sehen wir kein Problem, die Ausstellung im Gewächshaus unterzubringen. Könnt ihr in etwa den Flächenbedarf für die Präsentation konkretisieren, da wir davon ausgehen, dass ihr nicht die Gesamtfläche des Gewächshauses von über zweihundertzwanzig Quadratmeter benötigt. Würde euch ein Viertel oder ein Fünftel der Gesamtfläche ausreichen?

Wir vermuten, dass ihr einen festen oder gepflasterten Untergrund benötigt. Damit kommen zwei Gewächshäuser in der Nähe des Verwaltungsgebäudes in Frage, die mit rollbaren Pflanzen- und Produktionstischen ausgestattet sind. In einem der Gewächshäuser können wir euch bis übermorgen die anvisierte Fläche zur Verfügung stellen. Was uns fehlt sind Trennwände, damit wir unsere Tische von eurer Ausstellungsfläche abgrenzen können.“

Armin meinte: „Peter, kannst du dich noch an die Sichtschutzwände der J. Graf GmbH in der Kantine erinnern? Das ist vermutlich das, was Sepp zur Abgrenzung der Ausstellungsfläche von der Produktionsfläche brauchen würde. Wenn wir die heute mit Expresslieferung bestellen, sollten sie spätestens bis Donnerstag oder Freitag dieser Woche angeliefert werden.

Damit hätten wir drei Arbeitstage und davor das Wochenende, um die Ausstellung aufzubauen. Das sollte mit kräftiger Unterstützung durch die Trockenbauer und Schreiner kein Problem sein. Wir bräuchten nur dringend für die Detailplanung die Maße der zur Verfügung stehenden Fläche.“

Sepp erklärt: „Ein Fünftel entspricht etwa fünfzig Quadratmeter und einem Rechteck mit den Maßen fünf auf zehn Meter, ein Viertel wären etwa zweiundsechzig Quadratmeter und sechskommafünfundzwanzig auf zehn Meter. Reicht euch das zur Planung? Ansonsten könnt ihr euch jederzeit das Gewächshaus ansehen.“

Armin erklärte: „Ich habe mir deine Angaben für die zwanzigprozentige Nutzung notiert. Rund fünfzig Quadratmeter reichen uns für die Präsentation. Vermutlich werden Werner und ich nach der Mittagspause kurz bei euch vorbeischauen und uns die von euch vorgeschlagene Location anschauen. Frederik, fährst du mit uns mit oder bist du bis dahin bereits drüben im Hofladen?“

Frederik antwortete: „Ich fahre nach unserer Besprechung sofort in die Gärtnerei, da heute die ersten gekühlten Artikel geliefert werden. Weil wir vor Ort keinen Kühlraum als Zwischenlager haben, muss ich darauf achten, dass die Ware schnellstens in die Kühlregale eingeräumt wird. Außerdem habe ich mir für heute Mittag ein Kantinenessen in die Gärtnerei bestellt.“

Ich erklärte: „Frederik, du brauchst dich ab sofort nicht mehr um den Aufbau der Präsentation kümmern. Diese Aufgabe wird, aufgrund der geänderten Location und der erweiterten Anforderungen, direkt von Armin und Werner bis zur Eröffnung der Ausstellung federführend übernommen. Mit der Eröffnung des Hofladens und dem Start der Ausstellung übernimmst du wieder das Ruder.“

Armin erklärte, da Frederik schon maulen wollte: „Frederik, Peters Entscheidung, dass ich zusammen mit Werner für den Aufbau der Ausstellung die Verantwortung übernehmen soll, geht so in Ordnung. Mit der neuen Location, wo die Ausstellung gezeigt werden kann, ist eine vollständige Neuplanung erforderlich. Vor allem hat ein Gewächshaus auch gewisse Nachteile, die wir in der Planung berücksichtigen müssen.

Gerade die Lichtverhältnisse müssen in den Glashäusern gesondert betrachtet werden. Dazu steht uns mit fünfzig Quadratmetern fast die doppelte Fläche zur Verfügung, was zusätzlich Deko-Elemente erforderlich macht. Vermutlich werden wir zwei oder drei Pavillons im Gewächshaus aufstellen, da wir dort auch die Beleuchtungsspots befestigen können.

Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir uns heute noch das Gewächshaus ansehen, um uns zum einen ein Bild davon machen können, und zum anderen schon überlegen können, wie wir den vorhandenen Platz nutzen. Zusätzlich zu den Trennwänden müssen wir vermutlich noch zusätzlich einige Deko-Elemente besorgen, die kurzfristig zu bestellen sind. Peter, können wir die Fläche mit Grünpflanzen gliedern und auflockern, damit die Präsentation besser zur Wirkung kommen kann?“

Ich antwortete: „Ihr beschafft kurzfristig alles was ihr für die Präsentation benötigt. Klärt aber bitte vorher ab, ob das eine oder andere unbenutzt irgendwo in den Unternehmen herumsteht und dafür verwendet werden kann.“

Die Drei verabschiedeten sich. Armin und Werner versprachen, mich auf dem Laufenden zu halten, welche Fortschritte sie erzielt haben und ob der Start der Ausstellung gefährdet ist. Vorerst den Punkt Ausstellung abgehakt, bis entweder neue Probleme auftauchen oder wir nächste Woche am Donnerstag mit den Plänen für die Erweiterungen und Umbauten auf dem Gelände der Gärtnerei starten können.

Zehn Minuten, nachdem ich endlich allein im Büro saß, kam Petra in mein Büro. Sie meinte: „Peter, ich denke, ich sollte mich bei dir entschuldigen. Die Störung mit dem wichtigen Anruf von Barbara war wohl keine so gute Idee, wie Barbara und ich uns das ausgemalt hatten. Ich verstehe nur nicht, warum du ihr geantwortet hast, dass dich das nicht interessiert, wenn du oder Thomas nicht direkt betroffen seid?“

Ich lachte und erklärte: „Petra, das ist ganz einfach. Wenn im Herbst die neuen Wohnungen bezugsfertig sind, und eine der Mietparteien ein Kind oder Jugendlichen adoptieren oder als Pflegekind aufnehmen will, braucht mich keiner davon informieren. Egal, ob es sich dabei um leibliche Kinder, Adoptivkinder oder Pflegekinder handelt, sie werden immer als gleichberechtigt angesehen.

Das spielt auch keine Rolle, wenn es sich dabei um eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter des Unternehmens handelt. Marion und Jens sind beide in der Gutshofgruppe beschäftigt. Sie haben die Wohnung wie jeder andere Mieter angemietet. Selbst in ihrem Fall, wo es sich um eine vergünstigte Dienstwohnung handelt, geht das den Vermieter nichts an. Er kann es weder verbieten, noch muss er dem Einzug einer weiteren minderjährigen Person zustimmen. Der Mieter muss nur bei einer Untervermietung den Vermieter kontaktieren und sich eine Zustimmung einholen.

Der Mieter braucht den Vermieter noch nicht einmal davon informieren, dass weitere Personen in seinen Haushalt einziehen, die zukünftig einen gemeinsamen Haushalt mit ihm führen wollen. Als Beispiel dafür. Ein alleinstehender Mieter lässt seine Freundin oder seinen Freund bei sich einziehen, mit zwei minderjährigen Kindern. Dabei ist es egal, ob die Beiden verheiratet sind, sie in einer der Ehe gleichgestellten Partnerschaft leben oder eine sonstige Partnerschaft bilden.

Die Sache wird erst dann interessant für den Vermieter, wenn der Mieter versterben sollte und verschiedene Parteien Anspruch darauf erheben, das Mietverhältnis weiterzuführen. Es gibt viele Möglichkeiten, wer alles und in welcher Reihenfolge in das bestehende Mietverhältnis eintreten kann. Wenn dich die Details dazu interessieren, sprich am besten mit den Mitarbeitern der Mietverwaltung, die sich damit bestens auskennen sollten. “

Petra schaute mich an und sagte: „Okay Peter, ich habe jetzt verstanden, dass es dich als gesetzlicher Vertreter des Vermieters oder als Vermieter selbst nicht zu interessieren hat, wer mit wem in einer angemieteten Wohnung zusammenlebt, egal ob er in einer Wohnung im Gutshofgelände, einer sonstigen Mietwohnung der Gutshofverwaltung oder der Stiftung wohnt.

Was ich dann jedoch nicht verstehe, warum du gesagt hast, dass es dir auch ausgereicht hätte, wenn dich Marion davon unterrichtet hätte.“

Ich grinste und erklärte: „So wie ich es gesagt habe, meinte ich es auch. Hätte Marion nichts gesagt, wäre das für mich ebenfalls okay gewesen. Die Information von ihr, dass sie vorübergehend ein Mädchen einer kranken alleinerziehenden Mitarbeiterin betreut, wäre bereits mehr als ausreichend gewesen.“

Glücklicherweise stürmten die Schüler mein Büro und, wie immer, deponierten die Mitbewohner im Gutshaus ihre Schultaschen, für die Zeit des Mittagessens. Ich ging, wie fast jeden Mittag, mit der Bande in die Kantine im Gesindehaus. Bernhard kündigte an, dass sie gegen vierzehn Uhr dreißig mein Büro stürmen, für die Generalprobe der Show, die wir morgen den Anwesenden bieten wollen.

Ich erinnerte ihn daran, dass wir nur den von ihnen vorgeplanten Ablauf proben werden. Unsere kleinen Extras würden wir ihnen erst am Mittwoch bei der Vorstellung der Bauplan- und Dokumentensoftware unterjubeln, so wie es vereinbart ist. Ich bat ihn, Kevin als Mitwirkenden an der Show mitzubringen. Er und Kilian sollen mit mir gemeinsam moderieren.

Bereits kurz nach vierzehn Uhr waren Kilian, Kevin und Noah bei mir im Büro. Ich erklärte: „Wir werden den Probelauf im Besprechungsraum veranstalten, weil wir dann auch die Einbindung von den beiden Nordlichtern proben können. Wobei wir heute nur eine Testverbindung ins Büro von Jason aufbauen.“

Ich hatte Jason eine Mail geschrieben, dass wir ihn gegen fünfzehn Uhr in unsere Generalprobe via Konferenz Call einbinden würden und er sich doch bitte bereithalten soll. Noah verriet uns bereits, wo wir die Zusammenstellung für die Show finden konnten, so konnten wir uns wenigstens etwas vorbereiten und uns ein wenig in die Texte einlesen.

Kurz vor der vereinbarten Zeit kamen Bernhard und Ludwig ins Gutshaus, wobei sich Bernhard wunderte, warum wir im Besprechungsraum sitzen würden. Ich erklärte: „Bernhard, du kennst das Problem, dass es bei fünf oder sechs Personen in meinem Büro schon etwas eng werden kann, deshalb sind wir vorsichtshalber in den Besprechungsraum umgezogen. Zudem können wir auf die Technik zugreifen, die auch morgen zum Einsatz kommt.

Statt dem Großbildschirm stehen uns morgen Beamer zur Verfügung, die im Seminarhotel zum Standard gehören. Setzt euch, damit wir eure vorbereitete Präsentation durchspielen können.

Die nächsten eineinhalb Stunden kämpften wir uns durch die vorbereitete Präsentation für den morgigen Tag. Interessant wurde es als Noah die Konferenzschaltung ins Büro ins Büro unserer Architekten machte. Bernhard wunderte sich, als plötzlich Jason und Jenifer eingeblendet wurden und Kilian ihn fragte: „Herr Schreiber, sie haben zusammen mit unseren Software-Spezialisten die Entwicklung der neuen Software vorangetrieben. Worin sehen sie die Vorteile für sich als Architekt?“

Wir hatten Jason zwar vorgewarnt, dass wir die Schaltung in sein Büro machen würden, welche Frage an ihn gestellt wird, blieb absichtlich offen. Aus meiner Sicht hat er sich mit seiner Antwort sehr gut geschlagen. Da er morgen bei der Veranstaltung sowieso persönlich dabei ist, brauchte er nicht damit zu rechnen, wieder mit einer Live-Schaltung konfrontiert zu werden. Da das heute für uns nur der ultimative Test war, ob wir die Konferenzschaltung einbauen können, waren ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Am Ende des Durchlaufs fragte ich Ludwig: „Bis jetzt bist du nicht in die Präsentation eingebunden. Ist das ein Zufall oder steckt da eine Absicht dahinter? Ich würde dich gern als den Ansprechpartner für die Vertragsabwicklung und kaufmännische Angelegenheiten der DoPlaSo GmbH vorstellen.“

Bernhard erklärte: „Keine Panik, wenn Philipp und Marcus mit ihrer Darstellung der Dienstleistungen und Kosten fertig sind ist mit ihnen abgesprochen, dass sie Ludwig als den kaufmännischen Prokuristen der DoPlaSo GmbH vorstellen werden. Er ist unter anderem ein Mitverantwortlicher für das Supportteam, das den Kunden bei Problemen weiterhelfen soll. Da alle Verträge, die im Zusammenhang mit der Bauplanverwaltung stehen, zentral verwaltet und abgerechnet werden, sind er und sein Team Ansprechpartner für alle vertraglichen Fragen.“

Ich erwiderte: „Okay, so weit sind wir uns einig. Trotzdem habe ich eine Bitte an euch. Erklärt morgen den Leuten ordentlich, dass jedes Unternehmen mindestens einen kostenpflichtigen Account benötigt, der als Administrationsaccount berechtigt ist, weitere Mitarbeiter anzulegen und die Daten einzusehen, jedoch keine Veränderungen vornehmen kann.

Das war bisher immer der Schwachpunkt, wenn von den entstehenden Kosten für die Nutzung gesprochen wird. Die kostenlose Nutzung wäre zu einhundert Prozent nur bei Subunternehmern gegeben, die selbst keine Unteraufträge erteilen, und allen Handwerkern, die allein den Auftrag erledigen. Einfacher formuliert, nur wer lediglich Einsicht in die Pläne nehmen muss und darf, für den entstehen keine Kosten, alles andere ist kostenpflichtig.“

Ludwig erklärte noch: „Aus meiner Sicht war eure Präsentation der Funktionen der Bauplan-Verwaltungssoftware absolut gelungen. Es wurde alles angesprochen und gezeigt, was der Kunde sinnvoll nutzen kann. Wenn die Projektvorstellung morgen auch so gut läuft, bin ich überzeugt, dass wir damit gute Umsätze erwirtschaften können.“

Ich forderte Ludwig und Bernhard auf, uns zu verlassen, da ich mit Noah, Kevin und Kilian noch unsere zusätzlichen Punkte der Präsentation besprechen wollte. Als Bernhard erklärte, dass er dabeibleiben will, wies ich ihn darauf hin, dass wir das gestern so abgesprochen und vereinbart hätten. Noah brauche ich noch für einen Konferenz-Call.

Die beiden Angesprochenen standen doch auf und kurze Zeit später saß ich nur noch mit den Jungs vom Moderatoren-Team im Besprechungszimmer. Ich bat Noah, als erstes eine Videoverbindung zu Dirk und Tatjana aufzubauen. Als die Verbindung stand, sagte ich: „Hallo Tatjana und Dirk, könnt ihr uns schon sagen, welcher eurer Handwerker bereit ist, sich an der Konferenzschaltung zu beteiligen.“

Dirk lachte und erklärte: „Hallo Peter, hallo Jungs, ein Haufen neuer Gesichter bei euch. Wobei, mit Noah hatte ich schon einmal das Vergnügen bei einer Telefonkonferenz. Peter, kannst du mir verraten wer die beiden anderen Jungs sind, die vermutlich morgen mitmischen dürfen?

Aber zuvor will ich dir sagen, dass ich sogar zwei Handwerker hätte, die daran teilnehmen wollen. Wir haben nur das Problem, dass die Handwerker noch von ihrem bisherigen IT-Team betreut werden und bei denen keine Videokonferenz eingerichtet ist. Ihr braucht morgen nur eine Verbindung zu mir aufbauen, wenn es okay ist, kommen die beiden Handwerker zu uns ins Büro.“

Ich antwortete: „Gut, dann brauchen wir nur eine Verbindung zu dir aufzubauen. Ob bei dir zwei oder sogar drei Handwerker sitzen, ist völlig unbedeutend. Wichtig ist, dass sie bereits erste Erfahrungen mit der Bauplanverwaltung gesammelt haben und sich dazu äußern können.

Ihr wollt wissen, wer die beiden Mitstreiter sind, die sich mit mir die Präsentation der Software teilen? Da hätten wir zum einen, Kevin, einen Auszubildenden zum IT-Kaufmann, Mitarbeiter bei Ludwig. Zum anderen haben wir Kilian, der seit Freitagabend am Gutshof lebt und der demnächst in der Bäckerei seine Ausbildung fortsetzen wird, die er in Marktoberdorf begonnen hatte.“

Dirk meinte: „Einer der Beiden arbeitet sehr intensiv damit und hat bereits bei Bernhard einen ersten Verbesserungsvorschlag eingereicht.“

Da Noah grinste, ging ich davon aus, dass er genau wusste, welcher Verbesserungsvorschlag aus dem hohen Norden eingereicht wurde. Ich sagte deshalb: „Dirk, du kannst ihn gleich vorwarnen, dass eine unserer Fragen an ihn genau diesen Punkt betreffen wird. Denn das Thema Weiterentwicklung der Software wurde bisher überhaupt nicht angesprochen in den Unterlagen, die uns die Jungs vorgelegt haben.

Dirk, die Veranstaltung beginnt gegen zehn Uhr mit Begrüßung und Vorstellung der Stiftung Sonneneck. Die Produktvorstellung startet etwa gegen elf Uhr. Wenn wir planmäßig beginnen, würden wir euch gegen elf Uhr fünfzehn anrufen und in die Aktion für zehn bis zwanzig Minuten einbinden.

Geplant ist, dass wir bis zwölf Uhr dreißig die Produktvorstellung beenden und alle Anwesenden zum Essen in den Speisesaal bitten. Ab dreizehn Uhr dreißig wird die Veranstaltung fortgesetzt. Dabei wird den Interessenten erklärt, welche Kosten auf sie zukommen, wenn sie sich für den Einsatz der Software entscheiden. Ab vierzehn Uhr gibt es die Möglichkeit, Fragen an unsere Leute zu stellen.

Vermutlich so gegen vierzehn Uhr dreißig stehen unsere Mitarbeiter bereit, für individuelle Beratungsgespräche und vermutlich werden dort erste Vertragsverhandlungen und Vertragsabschlüsse erfolgen. Vor allem von denen, die bisher auf die Projektvorstellung vertröstet wurden. Nach Einschätzung unserer IT-Leute haben sich mindestens zwanzig Firmen angemeldet, die kurzfristig in die Dokumenten- und Bauplanverwaltung einsteigen wollen.

Jason hat mir vorher bei einem Telefonat angekündigt, dass die Gemeinde Marktoberdorf bereits die Möglichkeit nutzt, ihre Baupläne und den Bebauungsplan online über unsere Server einzusehen. Das Bauamt überlegt derzeit, ob sie sich für ihren eigenen Immobilienbestand einen Server anschaffen, wo sämtliche Pläne der gemeindlichen Liegenschaften digital gespeichert werden.“

Dirk meinte: „Wenn die Stadtverwaltung Scharbeutz einsteigt, werden viele Handwerksbetriebe aus der Region dazukommen, die für die Stadtverwaltung arbeiten. Ich hoffe immer noch, dass wir die Stadt, über kurz oder lang, mit digitalen Plänen ins Boot holen können. Vor allem mit eurer Niederlassung in Scharbeutz wird es ein Leichtes sein, vor Ort Fuß zu fassen.“

Ich erklärte: „Dirk, warten wir einfach den morgigen Tag ab. Es ist alles mit euch besprochen. Wir werden jetzt noch ein wenig an der Präsentation feilen. Dann hören und sehen wir uns morgen bei der Produktvorstellung. Wir wünschen euch noch einen schönen Abend.“

Noah beendete die Videokonferenz und sagte anschließend: „Peter, wir sollten für heute die Vorbereitungen abbrechen. Es ist besser, wenn ihr morgen spontan eure Zusatzfragen einbringt. Der Part eben mit Dirk und Babsi hat mir vermittelt, dass ihr mit euren spontanen Fragen und Ideen besser rüberkommt als mit den geplanten Features. Das sollten wir unbedingt in der Form beibehalten.“


Inzwischen ist Mittwoch und damit der große Tag der Produktvorstellung. Immerhin war ich wie immer so gegen sieben Uhr dreißig im Büro und nicht weitaus eher, wie es in der Vergangenheit des Öfteren vorgekommen ist. Ich war mir so sicher, dass heute während der Veranstaltung nichts schiefgehen wird, und wenn es doch eine Panne geben sollte, nur nicht nervös werden.

Kurz nach acht Uhr kamen Kilian und Kevin in mein Büro und erklärten mir, dass sie inzwischen doch Lampenfieber hätten. Ich erklärte ihnen: „Jungs, macht euch nicht verrückt wegen der Produktvorstellung. Fehler sind da, um gemacht zu werden, man muss nur die Ruhe bewahren. Damit habt ihr die besten Voraussetzungen, unbeschadet durch die Veranstaltung zu kommen.

Wie ich sehe, habt ihr für heute Kleidung ausgewählt, die dem Ereignis angemessen ist. Ich erwarte von euch keinen festlichen Anzug. Es reicht schon, wenn ich mich damit herumschlagen darf. Von meinen Mitarbeitern erwarte ich nur ordentlich gekleidet zu sein, so wie sie normalerweise im Büro oder zu wichtigen Terminen erscheinen würden. Genau das habt ihr gut getroffen.“

Kilian meinte: „Ich war mir nicht sicher, was ich heute anziehen sollte, und habe Jonas befragt, wie ich mich kleiden soll. Er hat mir fast wörtlich erklärt was du auch genannt hast, ordentlich gekleidet, nichts zerrissen oder voller Flecken.“

Ich erwiderte: „Ist aus meiner Sicht in Ordnung, dass du meinen Neffen befragt hast. Er hat dir zumindest die richtige Antwort gegeben und dich nicht aufs Glatteis geführt. Wenn Noah auftaucht, fahren wir vier gemeinsam ins Seminarhotel und haben genügend Zeit, uns auf unsere Aufgaben vorzubereiten.

Noah kann sich zuerst auf seine technischen Aufgaben konzentrieren, bis er später in seine Rolle als Mitarbeiter schlüpfen kann, der die Fragen der Interessenten beantwortet. Im Übrigen habt ihr das Manuskript der vorbereiteten Präsentation, mit dem wir den größten Teil unserer Arbeit bestreiten. Wenn wir zu den von uns eingefügten Punkten wechseln, werde ich jeweils überleiten.“

Es klopfte an meiner Bürotür und Felix trat nach Aufforderung ein. Er meinte, er wird mit Benjamin gegen neun Uhr dreißig im Seminarhotel eintrudeln. Ich schaute ihn etwas verwundert an, sagte aber nichts. Dass er mit Benjamin gemeinsam eine neue Präsentation für die Stiftung entwickelt hatte, blieb damit noch ein Geheimnis, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt nichts wusste.

Da Felix mir nur mitteilen wollte, wann er ins Seminarhotel kommt, verschwand er direkt wieder in sein Büro. Er konnte die Tür zum Flur gleich offenstehen lassen, da Noah meinte, dass er eh zu mir will. Ich packte mein Notebook und die wichtigsten Unterlagen in meine Tasche und gut fünf Minuten später waren wir auf dem Weg zu meinem Fahrzeug und fuhren zum Seminarhotel.

Bei unserer Ankunft fiel mir auf, dass Werner und Armin bereits hier waren, da ihre Fahrzeuge auf dem Parkplatz standen. Ich ging mit den drei Jungs ins Seminarhotel und am Empfang stand Werner und unterhielt sich mit dem Hotelmanager Jakob Weinberger. Nachdem wir die beiden begrüßt hatten, folgend mir die drei Jungs in den großen Konferenzsaal, wo wir auf Armin trafen.

Ich fragte Armin: „Kannst du uns sagen, wo ihr mich und mein Team untergebracht habt, damit wir uns häuslich niederlassen können und meine Jungs die Technik aufbauen können. Ich hoffe, dass es hier einen Beamer gibt, denn sonst können wir die geplanten Abläufe nicht verwenden. Wichtig wäre für mich zu wissen, wo die Jungs der Bauplan- und Dokumentenverwaltung sitzen?“

Armin ging mit mir nach vorne und meinte: „Auf dem Podest ist die lange Tischreihe aufgebaut, wo alle Offiziellen Platz finden sollen. Es gab keine Vorgaben, wie ihr euch das vorgestellt habt. Deswegen habe ich es nach Standard herrichten lassen.“

Ich erklärte: „Armin, Standard ist schön und recht, aber mir gefällt das überhaupt nicht in dieser Form. Ich soll die Veranstaltung moderieren, und wir haben drei Gruppen, die sich präsentieren sollen. Am Anfang haben wir Felix mit einem Überblick über die Stiftung Sonneneck, die Eigentümerin der GmbH ist. Danach kommt die Vorstellung der Software, in einer von mir und meinen Jungs moderierten Form.

Wäre es möglich, die Tischformation in Form eines Daches aufzustellen, damit würden, vom Publikum aus betrachtet, meine Jungs und die der Stiftung am linken Schenkel sitzen und die Macher und Verwalter der Software am rechten Schenkel. Zum einen würde damit die Gruppe nicht so weit auseinandergezogen, wie es derzeit ist und sie können sich in die Augen sehen.“

Armin schaute mich an und sagte: „Ich hätte vermutlich von Anfang an mit dir reden sollen, dein Vorschlag klingt für mich durchdacht. Logisch können wir das noch ändern. Jungs, kann mir einer den Hotelmanager holen, damit der seine Mannschaft zusammenholt und wir nach den Wünschen von Peter umbauen können.“

Kevin ging in die Lobby und kam nach kurzer Zeit mit Werner und Jakob, dem Hotelmanager zurück. Armin erklärte kurz meine Vorstellungen von der Bühnengestaltung und bat Jakob mit seinem Team, kurzfristig umzubauen. Jakob schaute mich an und da ich nur nickte, zog er sein Mobilteil aus er Hose und wählte eine Nummer. Er sagte nur, Organisationsteam in den Konferenzraum, und legte wieder auf.

Innerhalb fünf Minuten standen zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Raum und Jakob bat mich, seinen Leuten zu erklären, wie ich mir den Aufbau vorstelle. Ich erklärte kurz, welche Vorstellungen ich hatte und kaum hatte ich geendet, gab der Vorarbeiter präzise Kommandos, wie der Umbau abzulaufen habe.

Nach zwanzig Minuten sah es genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Vorarbeiter fragte, ob es so ist, wie ich es mir vorgestellt habe und ob er noch etwas für uns tun kann. Meine Antwort: „Es entspricht exakt dem, wie ich es mir vorgestellt habe. Herzlichen Dank, auch ans Team für die prompte Umsetzung. Da wir heute zum ersten Mal eine Veranstaltung im Seminarhotel durchziehen, sind uns die vorhandenen technischen Möglichkeiten noch nicht vertraut. Gibt es jemand, der sich mit der Technik auskennt und uns behilflich sein kann?“

Der Vorarbeiter meinte: „Wenn es um die Konferenztechnik geht, gibt es nur einen Spezialisten. Ich kann euch nur Jakob empfehlen. Er kennt die gesamte Technik und kann euch zeigen, wie alles funktioniert. Jakob, kannst du zu uns kommen, die Leute vom Gutshof brauchen Hilfe bei unserer Konferenztechnik, da sie heute zum ersten Mal hier eine Veranstaltung abhalten.“

Jakob kam zu uns und sagte: „Ihr habt Fragen zur Technik? Ich dachte immer, ihr hättet im Gutshaus oder im Gesindehaus die gleiche technische Ausstattung wie wir hier. Wie kann ich euch weiterhelfen?“

Noah erklärte: „Wir haben auf drei verschiedenen Notebooks verschiedene Powerpoint-Präsentationen. Dazu wird ein weiteres Notebook kommen, mit den Ein- und Ausgabemasken der Software. Wenn wir ständig umstecken müssen, wird das doch umständlich. Habt ihr eventuell HDMI-Switches im Einsatz, die einen Beamer ansteuern?

Ihr habt an den Tischen mehrere Mikrofone aufgestellt. Habt ihr als Alternative auch Ansteckmikrofone, damit der Redner die Hände frei hat. Wie muss ich mich bei euch am WLAN anmelden, wenn ich ins Firmennetz will?“

Jakob erklärte: „Du kannst dich an jedem Standort des Unternehmens mit deinem WLAN-Zugang ins Firmennetz einwählen. So hat man das mir erklärt, als ich danach gefragt habe. Der Trick dahinter ist, dass der Router nur in einer VPN-Verbindung mündet, die direkt mit dem Firmennetz im Gutshof verbunden ist. Wenn du an einem Standort bist, an dem es kein Firmennetzwerk gibt, musst du eine eigene VPN-Verbindung zum Firmennetzwerk aufbauen.“

Zu deiner Frage nach einem HDMI-Switch kann ich nur antworten, dass ihr zwischen einen Switch mit drei oder fünf Eingangs Ports wählen könnt. Wenn du beide Switches einsetzt, kannst du bis zu sieben Quellen einsetzen, die abwechselnd den Beamer mit ihren Bildern versorgen. Wurde bisher aber noch nicht in der Form verwendet.

Schwieriger wird es, wenn es um die Mikrofone geht. Ich weiß von der letzten Weihnachtsfeier im Gutshof, dass dort bereits Ansteckmikrophone oder Headsets eingesetzt werden. Da wir bei unseren Seminarkunden bisher keine Nachfrage nach der Technik hatten, haben wir die Nachrüstung ausgesetzt, bis entsprechende Anforderungen von unseren Kunden vorliegen.“

Ich hatte mitgehört und erklärte: „Noah, dass mit dem Firmennetz kann ich dir so bestätigen, einfach anmelden an deinem Rechner und loslegen. Jakob, ich denke, uns wird der Switch mit den fünf Eingängen ausreichen, notfalls muss eben eines der Geräte umgesteckt werden, alle fünf können sowieso nicht gleichzeitig übertragen und angezeigt werden.

Jakob, von mir bekommst du hier und jetzt den Auftrag, in Sachen Konferenztechnik nachzurüsten. Nach meinen positiven Erfahrungen bei der Weihnachtsfeier, mit den neuen Headsets, will ich auch hier diese neuen Techniken nutzen. Am besten machst du dich schlau darüber, was es an Neuheiten im Bereich der Veranstaltungstechnik gibt. Armin, kann dir sicher gut weiterhelfen.

Zukünftig wirst du mich öfter im Seminarhotel finden, da wir die betriebliche Ausbildung aller Auszubildenden ins Seminarhotel verlagern wollen. Dazu zwischen Weihnachten und dem zweiten Januar der große Einstellungsevent, den wir vergangenes Jahr im Gesindehaus durchgezogen haben. Auch die interne Weiterbildung der Mitarbeiter werden wir immer mehr ins Seminarhotel verlagern.“

Jakob schaute mich an und erklärte: „Bisher habe ich keine Ankündigung erhalten, dass zukünftig zusätzliche Seminare und Schulungsveranstaltungen der Firmengruppe ins Seminarhotel verlagert werden sollen.“

Ich grinste und sagte: „Kann durchaus sein, dass bisher noch nichts bei dir angekommen ist. Florian fängt derzeit damit an, die Planung für die Einführungstage zu erstellen. Geplant ist eigentlich, dass wir mit ihnen wieder im Jugendhotel Gesindehaus bleiben wollen, nur sieht es für die Tage um den ersten September schlecht aus, da bisher noch zwei vorläufige Belegungen von Kinderheimen eingetragen sind, die sich bis Ende April endgültig festlegen müssen. Nur wenn von dort absagen kommen würden, wären die Räume im Jugendhotel frei, um sie für unsere Auszubildenden zu nutzen. Deshalb ist Florian von der Ausbildungsabteilung auch noch nicht auf dich zugekommen.

Wir haben noch keine unwiderrufliche Entscheidung hinsichtlich der Übernachtungen getroffen, da alle Auszubildenden zu dem Zeitpunkt bereits im Raum Rosenheim wohnen. Etwas mehr als die Hälfte davon ist in einer der Jugendwohnungen untergebracht, der Rest wohnt im Raum Rosenheim. Damit steht zumindest fest, dass wir diesmal keine feste Unterkunft für jeden vorsehen müssen.

Da der erste September ein Donnerstag ist und der Einführungsevent damit nur über zwei Tage gehen würde, sind wir uns einig darüber, dass wir noch einmal nachdenken sollten, ob wir nicht erst am fünften September die Einführung starten wollen. Da wir allein einen Tag brauchen werden, bis alle Mitarbeiter mit ihrer Arbeitsbekleidung und ihrem technischen Equipment ausgestattet sind.

Wie gesagt, noch zu viele offenen Fragen, die wir noch klären müssen, deshalb auch keine Vorreservierungen durch Florian oder Armin. Wir sollten uns jetzt auf den heutigen Tag und die anstehende Veranstaltung konzentrieren.“

Jakob kümmerte sich sofort darum, dass das benötigte Equipment für unsere Veranstaltung zur Verfügung gestellt und aufgebaut wurde. Noah übernahm die Aufgabe, den HDMI-Switch zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass jeweils der richtige Laptop dem Beamer zugeschaltet wird.

Felix und Benjamin kamen zusammen mit Bernhard hier an und sie kümmerten sich erst einmal darum, dass ihre Geräte zum Laufen gebracht wurden, was bedeutet, dass sie in die bereits aufgebaute Technik integriert wurden. Rund zehn Minuten vor dem offiziellen Beginn unserer Veranstaltung meldete mir Noah, dass alles fertig und einsatzbereit sei.

Fast pünktlich eröffnete ich die Veranstaltung und begrüßte alle Anwesenden. Im zweiten Schritt stellte ich alle an der Produktvorstellung beteiligten Mitarbeiter kurz mit ihren Aufgabengebieten vor. Bei Jason betonte ich extra, dass es sich bei ihm um keinen Mitarbeiter unseres Hauses, sondern einen selbstständigen Architekten handelt, der zusammen mit unseren Mitarbeitern die Software entwickelt hat und weiterentwickeln wird.

Ich erklärte: „Die neue Gesellschaft für die Bauplan- und Dokumentenverwaltung ist ein Tochterunternehmen der Stiftung Sonneneck und zwei Mitarbeiter der Stiftung, werden uns die Aufgaben der Stiftung mit einer Präsentation vorstellen. Danach zeigen wir ihnen anhand von Beispielen, was das Besondere der neu entwickelten Software ist, und welche Sicherungsmechanismen dahinterstecken.

Im Anschluss daran sind sie herzlich eingeladen zu einem Mittagessen, so wie es auch unseren Mitarbeitern in der Kantine oder den Gästen des Seminarhotels angeboten wird. Mit dem kleinen Unterschied, dass in der Kantine Selbstbedienung herrsche, im Seminarhotel das Essen serviert wird. Nach dem Mittagessen wird die Veranstaltung mit einer Fragerunde fortgesetzt. Danach stehen wir ihnen für individuelle Gespräche zur Verfügung.“

Ich übergab an Felix und Benjamin, damit sie mit ihrer Vorstellung der Stiftung Sonneneck starten konnten. Noah schaltete die Leitung von Felix Notebook auf den Beamer und die beiden Jungs starteten ihren Vortrag. Sie hatten eine neue Präsentation vorbereitet, die sie den Anwesenden gemeinsam präsentierten, was selbst ich nicht gewusst hatte.

Ich konzentrierte mich weniger auf die beiden Redner, sondern mehr auf die Teilnehmer der Produktvorstellung. Bei manchen Zahlen, die die Jungs offenlegten, konnte ich bei dem einen oder anderen schon verwunderte oder ungläubige Blicke feststellen. Interessant war die Beobachtung, dass sich Felix und Benjamin immer wieder einen unsichtbaren Ball zuwarfen, mit dem sie sich beim Vortrag abwechselten.

Als sie ihren Vortrag beendet hatte, fragte ich in die Runde, ob es zu diesen Themenkomplex noch Fragen gäbe, bevor wir uns der Präsentation der Software zuwenden.

Ein geschätzt dreißigjähriger Mann stand auf und stellte sich als Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung aus München vor. Er wollte wissen, ob wir ihm das Zahlenmaterial und Unterlagen über die Ziele der Stiftung in gedruckter Form zur Verfügung stellen könnten. Dann würde er die Stiftung einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen.

Werner erklärte dazu: „Wer Interesse an Unterlagen über die Stiftung haben sollte, gibt mir später eine Visitenkarte und wir senden ihnen in den nächsten Tagen die gewünschten Unterlagen zu. Ansonsten können sie ihre Wünsche auch an die Mailadresse der Marketingabteilung im Gutshof richten. Empfehlen kann ich ihnen auch die Webseite der Stiftung Sonneneck, wo ebenfalls viele Aktivitäten der Stiftung gezeigt werden.“

Ich fragte nach, ob es weitere Fragen gibt. Da keine Fragen mehr kamen, erklärte ich: „Ich möchte ihnen noch weitere Informationen zum Thema Jugendwohnheim geben. Das von meinen Mitarbeitern angesprochen Wohnheim, welches am Gutshof verwirklicht wird, wird nicht das einzige Wohnheim bleiben. Es wird weitere Wohnheime geben. Fest stehen derzeit drei Standorte, an denen Jugendwohnheime errichtet werden.

Mit dem Umbau des Hotels in Scharbeutz in ein Jugendhotel wird eines der Gebäude als Jugendwohnheim geplant. Eine Zusage des Landkreises Eutin liegt vor, dass wir gemeinsam das Jugendwohnheim betreiben wollen. Eröffnung voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres.

Ein weiteres Wohnheim wird es in Innsbruck geben. Dort gibt es einen Verein, der das Wohnheim betreiben will, bisher jedoch keinen Investor für die Errichtung des Gebäudes gefunden hatte. Für das dritte Wohnheim fangen wir gerade die Planungen an. Es soll in Marktoberdorf, zusammen mit einem weiteren Jugendhotel, errichtet werden.

Kommen wir jetzt zu dem Punkt, den ich ihnen vorher als Präsentation von Beispielen aus den vielen Möglichkeiten der Bauplan- und Dokumentenverwaltung angekündigt habe. Die Dokumentenverwaltung ist in unserem Haus schon etwas länger im Einsatz und die neue Bauplanverwaltung wurde nachträglich in diese Datenbank integriert.

Wenn sie jetzt davon ausgehen, dass wir die Baupläne nur als PDF speichern, muss ich sie enttäuschen. Wir speichern PDF´s, die ausgedruckt werden können, entscheidender aber ist, dass wir auch die Originaldatei der Planungssoftware in der Verwaltung abspeichern. Vor noch nicht allzu langer Zeit kam eine Erweiterung hinzu, die aus vorhandenen PDF´s digitale Plandateien zur Weiterbearbeitung erstellt, mit einer Zusatzfunktion, dass beim Scannen sowohl eine Datei als auch ein PDF erstellt wird.

Bevor wir die Präsentation starten, habe ich noch eine kleine Überraschung für sie. Wir bauen jetzt eine Liveschaltung zu unseren Architekten in Scharbeutz auf, die die Detailplanung der Umbauarbeiten entweder selbst durchführen oder an Handwerksbetriebe weitergeben.“

Noah hatte die Verbindung geschaltet und legte das Bild um, dass es über den Beamer ausgestrahlt wurde. Er hatte mir auf meinem Laptop-Monitor ebenfalls das Bild der Liveschaltung eingespielt, so dass ich mich nicht umdrehen musste, um das Bild hinter mir zu sehen. Während ich Dirk und seine Mitstreiter begrüßte, schwenkte Noah die Kamera so, dass in Scharbeutz unsere Besucher zu sehen waren. Ich bat ihn sich und seine beiden Mitstreiter kurz vorzustellen.

Er stellte nicht nur seine beiden Mitstreiter vor, sondern erklärte auch wie er zur Mitarbeit bei der Detailplanung gekommen ist. Logischerweise erzählte er auch, dass die ursprüngliche Planung von seinem Vater und Großvater erstellt wurde. Bernhard fragte dann: „Dirk, du hast dich entschieden, nicht nur bei diesem Projekt unsere neue Software für die Bauplanverwaltung einzusetzen, sondern alle zukünftigen Projekte damit abzuwickeln. Warum hast du diese Entscheidung getroffen? Dazu die Frage an die beiden Handwerker, warum sie sich entschlossen haben, ebenfalls einzusteigen?“

Dirk lachte und erklärte: „Ich konnte mir im Oktober bei euch ein sehr gutes Bild davon machen, welche Vorteile der Einsatz der Bauplanverwaltung mit sich bringt. Zum einen war für mich interessant, wie einfach es ist, vorhandene ausgedruckte Pläne zu digitalisieren und sie als PDF und als bearbeitbare Plandatei abzuspeichern. Ihr hattet bereits einen großen Teil der Vorarbeit geleistet und die euch übergebenen analogen Pläne des Hotels an der Ostsee digitalisiert.

Für die Umplanung mussten keine Pläne neu angelegt werden. Wir konnten mit den digitalisierten Plänen sofort die Umplanungen starten. Als erheblicher Vorteil hat sich das herausgestellt, als wir von Jason informiert wurden, dass wir ein Gebäude komplett umplanen sollten, damit dort ein Jugendwohnheim entstehen kann. Ich nehme an, dass euch Peter davon bereits berichtet hat.

Meine Mitarbeiter nutzen die vorhandenen Pläne dazu, um die Möblierungspläne für die einzelnen Hotelzimmer zu planen. Wie bei allen anderen Jugendhotels werden wir im Hotelzimmerbereich so umplanen, dass immer zwei Zimmer ein gemeinsames Bad haben werden. Da ich die Detailplanung für Heizung, Sanitär und Elektro an örtlichen Handwerker vergebe, hat sich ergeben, dass diese Firmen ebenfalls mit eingestiegen sind. Die Baupläne werden nicht bei mir oder den Handwerkern gespeichert. Sie liegen zentral auf einem Server der Stiftung, auf dem die Pläne sämtlicher Immobilien der Stiftung gelagert sind.“

Er übergab an den anwesenden Elektriker Gustav Loderer, der erklärte: „Dirk hat uns gezeigt, welche Möglichkeiten das neue System bietet. Ich muss die Datenspeicherung nennen, die zentral stattfindet. Was für mich sehr wichtig ist, man kann in allen Plänen nachvollziehen, wer welche Details in den Plan eingebracht hat. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit, einen Bauplan zu sperren, wenn die Ausführung gestartet wurde. Damit können keine Umplanungen mehr eingetragen werden, ohne Rücksprache mit demjenigen zu nehmen, der den Plan für die weitere Bearbeitung gesperrt hat.

Wir nutzen diese Sperre auch, während unsere Mitarbeiter in der Planung der Details stecken. Damit können wir sicherstellen, dass während wir an den Plänen arbeiten, kein anderer die Chance hat, gleichzeitig Veränderungen in die Pläne einzuarbeiten.“

Der Elektriker schaute seinen Handwerkskollegen an und meinte, er könne jetzt aus seiner Sicht berichten. Der machte es sich kurzerhand einfach und meinte nur, dass er sich den Erklärungen seiner Vorgänger anschließen kann. Da er nur ausführender Handwerker ist, braucht er keine kostenpflichtige Vollversion der Software. Ihm reiche es, dass er sperren kann, wenn er die Arbeit auf der Baustelle aufnimmt.

Ich sagte: „Danke für eure Eindrücke, wir wollen euch nicht länger aufhalten und kommen jetzt zu unserer eigentlichen Produktvorstellung.“

Noah kappte die Verbindung an die Ostsee und schaltete um auf Bernhards Notebook und ich stellte dazu die vorgeplante Frage. In den nächsten fünfundvierzig Minuten stellten wir durch Fragen oder entsprechende Moderation alle wichtigen Funktionen der Bauplanverwaltung vor.

Ich stellte zwischendurch die ungeplante Frage, nach dem Zusammenspiel der Bauplanverwaltung mit der Dokumentenverwaltung. Bernhard erklärte: „In der Dokumentenverwaltung kann ich alle Dokumente einsehen, die in der Datenbank vorhanden sind, sofern mir dazu die nötigen Berechtigungen eingeräumt wurden. Die Plandaten werden ebenfalls als Dokument angezeigt. Zugreifen können jedoch nur die Mitarbeiter, die die Berechtigung zum Öffnen und Ändern der Pläne haben.“

Da mir signalisiert wurde, dass für das Mittagessen alles vorbereitet ist, beendete ich die Produktvorstellung, ohne dass alle Punkte abgehandelt waren. Ich bat, sich im Speisesaal zum gemeinsamen Essen zu versammeln. Dort wies ich darauf hin, dass wir in fünfundvierzig Minuten, wie schon am Vormittag angekündigt, mit der Fragerunde im Konferenzraum weitermachen würden.

Die erste Frage, die gestellt wurde, bezog sich nicht auf die Bauplan- oder Dokumentenverwaltung, sondern nahm Bezug auf das Mittagessen. Der Teilnehmer wollte wissen, ob das Essen direkt vom Restaurant im Gutshof geliefert worden sei, da ihn der Geschmack sehr an das erinnere, was er schon mehrmals im Restaurant genießen konnte.

Ich lachte und bat Noah, doch den Speiseplan für diese Woche von unserer Kantine aufzurufen und über den Beamer auszugeben. Als der Speiseplan angezeigt wurde, erklärte ich: „Genau die drei Menüs, die wir wahlweise an sie ausgegeben haben, gibt es auch in unseren Kantinen. Nicht nur in der Kantine des Gutshofes, sondern auch in Rosenheim in den Räumen der J. Graf GmbH, bei den Handwerkern der E. Obermeier GmbH und in unseren beiden Gärtnereien Winter GmbH und Grubmüller GmbH. Hier im Hotel profitieren normalerweise unsere Seminargäste von den angebotenen Menüs.“

Aus dem Publikum kam ein Zwischenruf: „Das sind doch die gleichen Gerichte, die im Restaurant im Gutshof als verbilligter Mittagstisch serviert werden und die sogar für Senioren zu einem etwas günstigeren Preis angeboten werden.“

Ich bestätigte: „Richtig erkannt, das ist das gleiche Essen, das den Gästen des Restaurants als Mittagsmenü serviert wird. Ich hoffe, dass damit die Fragen zum Mittagessen geklärt sind. Vielleicht können sie ja mitnehmen, dass das vergünstigte Mittagsmenü im Restaurant hohen Ansprüchen gerecht wird. Wir sollten jetzt doch zu den sachlichen Fragen zum vorgestellten Produkt kommen.“

Aufgrund der hervorragenden Produktvorstellung waren kaum Fragen offengeblieben. Darum erklärte ich den offiziellen Teil für beendet. „Damit stehen ihnen ab sofort die fachkundigen Mitarbeiter für individuelle Fragen zum Produkt und den damit verbundenen Verträgen zur Verfügung.“

Ludwig kam auf Kevin zu und erklärte ihm, dass er sich mit ihm um die potenziellen Vertragskunden kümmern dürfe. Da ich weder bei den kaufmännischen noch bei den technischen Fragen als kompetent anzusehen war, fragte ich Kilian, ob er noch hierbleiben oder mit mir zum Gutshof zurückfahren will.

Da er sich dafür entschied mit mir zum Gutshof zurückzufahren, packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren gemeinsam zurück. Als wir in meinem Büro saßen, meinte Kilian: „Peter, der Tag war für mich echt interessant. Eine Produktneuvorstellung werde ich in meiner beruflichen Laufbahn nie wieder erleben.“

Ich grinste und versuchte zu erklären: „Ich wäre mir da an deiner Stelle nicht so sicher, dass das für dich die einzige Produktvorstellung gewesen ein könnte. Gerade als Bäcker oder Konditor ist häufig Kreativität gefragt, was zu neuen Genuss-Kreationen führt. Damit hättest du die Gelegenheit, ein von dir entwickeltes Produkt in der Öffentlichkeit vorzustellen.“

Kurz nach sechzehn Uhr erreichte mich der Anruf von Marion, die mich bat ins Gesindehaus zu kommen, da die kleine Christina mit ihrer Mutter eingetroffen ist und die Mutter möchte sich kurz mit mir unterhalten. Mit Kilian im Schlepptau ging es ins Gesindehaus zu Marion ins Büro.

Marion schnappte sich Kilian und Christina und erklärte: „Kilian, du bist doch ein starker Junge, du hilfst uns doch sicher Christinas Gepäck in unsere Wohnung im Dachgeschoss zu bringen. Christina kann sich ihr vorübergehendes Zuhause ansehen und du, Kilian, könntest dich um meine beiden Jungs kümmern. In zehn bis fünfzehn Minuten kommen wir wieder zu euch nach unten.“

Kaum hatten die drei Marions Büro mit zwei Koffern verlassen, erklärte mir Bettina Binder: „Peter, der Gutshof war meine letzte Hoffnung, wo ich meine Tochter vorübergehend unterbringen könnte. Ich habe eine Bitte an dich und die Stiftung. Falls ich die Operation nicht überleben sollte, oder nicht mehr in der Lage sein sollte meine Tochter selbst zu versorgen, die Option ist zumindest vorhanden, wünsche ich mir, dass meine Tochter für immer hier am Gutshof bleiben kann. Meine Eltern leben schon seit einigen Jahren nicht mehr. Von meinem Ex-Mann bin ich seit einigen Jahren geschieden. Da er sich nicht um das Kind kümmern kann und will, hat er beim Münchner Jugendamt unterschrieben, dass er im Falle meines Ablebens, nicht in der Lage ist Christina zu versorgen und sie von dritter Seite adoptiert werden kann. Ich habe deshalb das Münchner Jugendamt gebeten, zu versuchen, meine Tochter in Rosenheim bei einer Familie unterzubringen, die für die Gutshofgruppe arbeitet.“

Ich schaute sie an und fragte: „Wer ist außer dem Münchner Jugendamt davon informiert, was mit deiner Tochter geschehen soll, wenn du nicht mehr in der Lage sein solltest, dich selbst um sie zu kümmern. Hast du Christina erklärt, wie es in diesem Fall mit ihr weitergehen wird? Wer soll für dich Entscheidungen treffen, falls du dazu nicht mehr in der Lage bist?“

Sie antwortete: „Meines Erachtens bist du und das Jugendamt in München die einzigen, die auf diesem Wissensstand sind. Ich kann nicht ausschließen, dass ein Teil der Informationen dem Rosenheimer Jugendamt vorliegen. Peter, ich kann das meiner Tochter nicht im Vorfeld erklären, dass ich möglicherweise nach der Operation nicht mehr für sie da sein kann. Ich hoffe, dass du die Kraft besitzt, mit meiner Tochter über dieses Thema zu sprechen, wenn ich nicht mehr dazu in der Lage bin.“

Ich habe alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, wenn ich nicht mehr in der Lage sein sollte eigene Entscheidungen zu treffen. Du musst dich im Ernstfall darum kümmern, dass sie auch nach meinen Wünschen umgesetzt werden. Ich habe hier ein versiegeltes Kuvert für dich, mit Kopien von allen Dokumenten, die ich dazu verfasst habe.“

Sie überreichte mir ein Kuvert, das, dem Gewicht nach, sicher nicht nur ein oder zwei Blätter enthalten konnte. Ich versprach: „Sollte der unverhoffte Fall eintreten, werde ich mich an deine Anweisungen halten und dafür Sorge tragen, dass sie in deinem Sinne und nach deinem Wunsch umgesetzt werden.“

Es klopfte und es traten Marion, Kilian, Christina, Stephan und Raphael ins Büro ein. Ich sah, dass Bettina positiv reagierte, als ihr auffiel, dass die beiden Jungs von Marion sich bereits nach wenigen Minuten mit ihrer Tochter angefreundet hatte. Marion sagte: „Bettina, ich habe meine beiden Jungs Stephan und Raphael mitgebracht, damit sie die Mama von Christina kurz kennenlernen, bevor sie nach München zurückfährt und erst in einigen Wochen wieder kommt, um ihre Tochter nach erfolgreicher Operation nach Hause zu holen.“

Die beiden Jungs gaben Bettina die Hand und Stephan meinte: „Es ist meinem Bruder und mir eine besondere Ehre, dass deine Tochter bei uns wohnen darf, solange du im Krankenhaus und auf anschließender Rehabilitation bist. Hast du keine Angst davor, dass sie vielleicht nicht mehr zu dir zurück will, sondern dauerhaft bei uns bleiben möchte?“

Bettina lachte und erklärte: „Stephan, davor habe ich die wenigste Angst. Ich hoffe dir ist bekannt, dass wir im Sommer in eine der neu gebauten Wohnungen am Gutshof einziehen und ich dann hier arbeiten werde. Christina und ich leben dann wie ihr im Gutshof. Für Christina ist es die große Chance, bereits jetzt, ihre neue Schule und die Mitschüler kennenzulernen. Ihr werdet euch täglich sehen und sicher miteinander etwas unternehmen können.“

Stephan schaute Bettina an und rechtfertigte sich: „Bettina, tut mir leid, aber das hat uns keiner erzählt, dass du zum neuen Schuljahr mit deiner Tochter im Gutshof wohnen wirst. Mama hat uns nur erklärt, dass wir Christina aufnehmen für die Zeit, die du im Krankenhaus und auf Rehabilitation bist. Danach geht sie wieder zu dir zurück nach München. Mehr wurde uns bisher nicht erklärt.“

Ich mischte mich ein: „Wir sollten uns wieder auf das beschränken, was aktuell wichtig ist, damit sich Christina in der Zeit ihres Aufenthalts bei ins wohlfühlen kann. Christina, an dich von mir die Frage, wie ist dein persönliches Gefühl, dass du die nächsten Wochen ohne deine Mutter und ohne größere Blessuren überstehen kannst?“

Christina schaute mich und überlegte kurz bis sie antwortete: „Mein erster Eindruck von der Familie, die mich aufnimmt, ist positiv. Ich denke, die paar Wochen, bis Mama wieder gesund ist und ich zu ihr zurückkehren kann, werden für mich kein Problem. Mama sieht das schon richtig. Für mich ist der Aufenthalt hier ein erstes Eingewöhnen für die Zeit nach dem Umzug der Firma von München zum Gutshof.“

Ich erklärte: „Christina, wenn du Probleme oder Fragen hast, die dir Marion oder Jens nicht beantworten oder klären können, kannst du dich jederzeit an mich wenden. Du findest mich im Gutshaus, entweder in meinem Büro im Erdgeschoss oder in der Wohnung in der ersten Etage. So, und jetzt zu praktischen Dingen. Habt ihr bereits einen Chip organisiert, damit Christina morgen Mittag in der Kantine essen gehen kann?“

„Beantragt habe ich sie bereits über Alexandra, die meinte, dass ich sie heute Abend noch bekommen werde“, meinte Marion und sprach weiter, „Christina, den Chip haben alle Kids im Gutshof, die zur Schule gehen und deren Eltern am Gutshof wohnen und arbeiten. Stephan und Raphael, aber auch Peters Adoptivsöhne und Pflegekinder haben ihn ebenfalls.“

Bettina verabschiedete sich intensiv von ihrer Tochter, wir begleiteten sie noch zu ihrem Auto und winkten bis ihr Fahrzeug in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen war. Wir gingen zurück ins Haus und ich erklärte, dass ich wieder ins Gutshaus zurückgehe. Das sich Ereignisse überschlagen können, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand von uns.

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