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Regenbogenfamilie

Teil 109 - Tödlicher Unfall

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Informationen

 

Wir hatten uns nach dem Abendessen, wie geplant, noch gemütlich zum Spieleabend zusammengesetzt. Selbst Kilian und Pete waren aus dem Verwalterhaus herübergekommen und spielten mit, obwohl Kilian am frühen Abend noch erklärt hatte, dass er und Pete nicht kommen würden.

Es war bereits kurz vor einundzwanzig Uhr dreißig, als die Türglocke unsere volle Aufmerksamkeit forderte. David ging zur Wohnungstür um nachzusehen, wer uns um diese Zeit noch stört. Nach fünf Minuten kam er wieder und meinte: „Papa, könntest du bitte mitkommen? Die beiden Männer wollen dich persönlich sprechen, mir wollten sie nicht erklären um was es geht.“

Er schaute mich dabei sehr eigenartig an, was mich vermuten ließ, dass die beiden Männer nichts mit unserer Firma zu tun haben mussten. Ich stand auf und folgte ihm zur Wohnungstür. Dort standen zwei Polizisten, von denen mir einer zumindest bekannt vorkam. Es war der junge Polizist, der vor gut drei Monaten an der Aktion in der Schule beteiligt war.

Er grinste, als er mich erkannte und sagte: „Wir hatten schon einmal das Vergnügen an der Schule des jungen Mannes, der neben ihnen steht. Wir hätten etwas mit ihnen zu besprechen, das nicht sehr angenehm ist und würden das gern in einer ruhigen und ungestörten Umgebung besprechen. Ihr Sohn hat uns vorher davon informiert, dass bei ihnen gerade ein Spieleabend stattfindet.“

Ich meinte: „Wenn sie mich in einer ungestörten Atmosphäre sprechen wollen, würde ich vorschlagen, wir gehen in mein Büro im Erdgeschoss. Dort haben wir die Ruhe, die sie wünschen. David, würdest du Thomas erklären, dass ich mit den beiden Herren in meinem Büro bin und er doch nachkommen soll.“

Ich ging mit den beiden Polizisten ins Erdgeschoss in mein Büro. Keine fünf Minuten später stand Thomas in meinem Büro und fragte: „Schatz, was ist geschehen, dass du mit den Herren von der Polizei in deinem Büro verschwindest und ich nachkommen soll?“

„Kann ich dir noch nicht sagen, warum die beiden Herren hier sind. Wir wollten noch auf dich warten. Vor David haben die Beiden darüber geschwiegen, warum sie hier sind. Ich habe noch keine Ahnung, was uns einer der beiden Polizisten gleich erzählen wird. Sie wollten zwar nicht vor David reden, gegen deine Anwesenheit gab es keine Einwände“, antwortete ich ihm.

Wir hatten uns in die Besprechungsecke gesetzt und der junge Polizist fragte: „Herr Maurer, kennen sie eine Bettina Binder aus München? Sie könnte eine Mitarbeiterin in einem der Unternehmen der Stiftung Sonneneck sein. Das sagen zumindest Informationen, die uns bisher vorliegen. Können sie uns das bestätigen?“

Ich erklärte. „Ich kenne eine Bettina Binder. Sie war heute Nachmittag hier am Gutshof. Sie ist etwa gegen siebzehn Uhr losgefahren und sollte längst zuhause sein. Sie war hier und hat ihre Tochter Christina bei Familie Habermüller abgeliefert, weil sie morgen ins Krankenhaus geht, um operiert zu werden. Dieses Vorgehen ist abgestimmt mit den beiden Jugendämtern in München und in Rosenheim. Frau Binder wird mit ihrer Tochter im Sommer in eine der neuen Wohnungen hier im Gelände einziehen und dann in der Wohnungsverwaltung am Gutshof mitarbeiten.“

Mein Gesprächspartner schaute mich ernst an und erklärte: „Herr Maurer, ich befürchte, das das mit dem Umzug und arbeiten in Rosenheim wird nichts mehr. Frau Binder ist auf dem Rückweg nach München tödlich verunglückt.“

An seinen Kollegen gewandt meinte er: „Gehst du kurz zum Streifenwagen und gibst durch, dass die weitere Suche nach der Tochter von Frau Binder eingestellt werden kann, da sie sich hier am Gutshof befindet. Da werden sich unsere Kollegen von den freiwilligen Feuerwehren und der Bereitschaftspolizei sicher freuen, dass sie die erweiterte nächtliche Suchaktion rund um den Unfallort abbrechen können.“

Immer noch geschockt von der Nachricht, die uns der Polizeibeamte überbracht hatte, überlegte ich kurz welche Auswirkungen das haben wird. Thomas schaute mich an und sagte: „Schatz, sollten wir nicht unsere Sozialarbeiterin Marion Habermüller in das Gespräch mit einbeziehen, damit sie mit den beiden Jugendämtern klären kann, wie es mit der kleinen Christina weitergehen soll.“

Ich schaute den Beamten an, der mir im Büro gegenübersaß und fragte: „Können sie sich unserer Meinung anschließen und wir die Sozialarbeiterin in unser Gespräch mit einbinden. Sie ist diejenige, die mit ihrer Familie Christina für die nächsten Wochen aufgenommen hat, solange ihre Mutter im Krankenhaus und auf Reha sein sollte.“

Ich blickte ihn intensiv an, und stellte die entscheidende Frage, die mir unter den Nägeln brannte: „Können sie mir sagen, ob es ein Verkehrsunfall war oder ob möglicherweise ein Suizidversuch dahintersteckt? Ich hatte heute Nachmittag bei ihrem Besuch ein ungutes Gefühl und so wenige Stunden später die Meldung vom Tod einer Mitarbeiterin zu bekommen, ist schon verwunderlich.“

Er schaute mich an und erklärte: “Ich kann sie beruhigen. Es war ein Unfall und kein Suizidversuch. Ein Lastkraftwagen ist ins Schlingern gekommen und als er umkippte, fiel der Anhänger mit seiner schweren Ladung direkt auf ihr Fahrzeug. Sie muss auf der Stelle tot gewesen sein. Der Unfall ist schon vor gut vier Stunden passiert. Erst mit den Unterlagen, die wir im Fahrzeug fanden, sind wir auf sie als möglicher Ansprechpartner gekommen.

Ich sehe kein Problem, wenn sie ihre Sozialarbeiterin mit einbinden wollen, sie wird vermutlich auch diejenige sein, die Christina den Tod ihrer Mutter erklären soll. Sie können sie und die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter vom Jugendamt informieren, damit sie ihre Maschinerie anlaufen lassen können.“

Mein erster Anruf war bei Barbara und ich fragte sie, wer heute Abend für den Jugendnotdienst zuständig sei. Sie fragte zurück, ob ich wieder einmal einen Notfall im Gutshof hätte. Ich erklärte ihr, dass ich Besuch von zwei Polizeibeamten habe, die mich vom Unfalltod einer Mitarbeiterin der Münchner Immobilienverwaltung informiert haben, deren Tochter Christina, mit eurer und der Zustimmung der Münchner Kollegen, bei Marion untergebracht wurde, während ihre Mutter im Krankenhaus und auf Reha sein wird.

Barbara meinte nur noch, dass sie schon unterwegs sei und sie von unterwegs die Kollegen in München informieren wird. Ich erklärte ihr, dass ich gleich noch Marion anrufen und sie zum Gespräch in meinem Büro bitten werde.

Nachdem ich das Gespräch mit Barbara beendet hatte, wählt ich direkt die Rufnummer von Marions Smartphone. Es dauerte einen Moment, bis sie sich meldete und fragte, wie sie mir helfen kann. Ich meinte, ich hätte wieder einmal einen Notfall, bei dem sie mir helfen könne und informierte sie auch, dass ich Barbara ebenfalls angerufen habe und sie bereits unterwegs ist. Wir treffen uns in meinem Büro.

Zuerst kam der zweite Polizist zurück und erklärte, es herrschte große Erleichterung in der Dienststelle, als ich die Meldung durchgegeben habe, dass die Suche nach Christina Binder eingestellt werden kann, da wir sie hier am Gutshof aufgefunden haben.

Keine drei Minuten später tauchte Marion in meinem Büro auf. Als sie die beiden Polizeibeamten sah, sagte sie zu ihnen: „Meine Herren, ich nehme an, dass sie zuständig sind für unseren neuesten Notfall, weswegen mich Peter angerufen hatte. Da er Barbara vom Jugendamt ebenfalls aktiviert hat, muss es sich vermutlich um einen schwierigeren Vorgang handelt. Wo haben sie denn den Notfall?“

Der Jüngere der beiden schaute sie an und meinte für Marion etwas verwirrend: „Der Notfall, so wie sie es bezeichnen, ist ihnen bereits bestens bekannt. Mit Hilfe von Herrn Maurer konnten wir erfahren, wo der Notfall aufzufinden ist. Und wir konnten die umfangreiche Suche nach der jungen Dame, unter anderem mit Hilfe einer Hundertschaft der Polizei und zwei Freiwilligen Feuerwehren, bereits einstellen lassen. Jetzt geht es nur noch um die Abstimmung, wie wir in diesem Fall vorgehen sollen. Deshalb kommt auch die stellvertretende Leiterin des Rosenheimer Jugendamtes dazu.“

Ich erklärte: „Marion, Bettina Binder ist auf dem Heimweg nach München tödlich verunglückt. Da Christina nicht im Auto aufgefunden wurde und sie auch in der Münchner Wohnung nicht angetroffen wurde, hat die Polizei eine große Suchaktion nach der Tochter von Frau Binder eingeleitet.

In Bettinas Fahrzeug fanden sie einen Hinweis, dass Christinas Mutter heute am Gutshof gewesen sein muss und sie eine Mitarbeiterin der Münchner Immobilienverwaltung ist. Deshalb kamen sie zum Gutshof und fragten bei mir nach, ob die Mitarbeiterin Bettina Binder heute hier gewesen sei und ich ihnen sagen könne, ob ihre Tochter mit ihr unterwegs war.

Ich erklärte ihnen, dass Christina bei unserer Sozialarbeiterin vorübergehend untergebracht ist, da ihre Mutter morgen einen Termin für eine Operation in einem Krankenhaus habe und sie so lange hierbleibt, bis ihre Mutter wieder aus der Reha zurück ist. Für Christina sollte das eine mehrwöchige Umgewöhnungsphase sein, da sie im Spätsommer mit ihrer Mutter sowieso nach Rosenheim umgezogen wäre.

Da sich mit dem tödlichen Unfall eine neue Situation und Ausgangslage ergeben hat, habe ich Barbara vom Jugendamt informiert, die bereits mit ihren Münchner Kollegen telefoniert. Was sie mit den Münchnern bespricht oder vereinbart, davon haben wir keine Ahnung. Ich denke, sie wird uns nach ihrer Ankunft davon informieren.

Marion schaute mich an und meinte: „Da nehme ich einmal ein Mädchen für ein paar Wochen auf, während ihre Mutter sich operieren lässt und anschließend auf Reha geht. Noch am selben Abend kommt die schreckliche Mitteilung, dass die Mutter des Mädchens bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, als sie nach München zurückfuhr.

Kompliziertere Verhältnisse habe ich bisher noch nicht erlebt, vor allem weil Frau Binder eine alleinerziehende Mutter war, die keine Verwandten mehr hatte. Wenn ich Barbara richtig verstanden habe, gibt es noch nicht einmal einen Ex-Gatten, geschweige denn einen eingetragenen Kindsvater, der sich zukünftig um das Kind kümmern kann. Die Ärmste wird damit in einem Kinderheim landen, entweder in München oder hier in Rosenheim.“

Ich wollte schon etwas erwidern, als es an meiner Bürotür klopfte. Auf meine Aufforderung trat Barbara ins Büro ein und meinte, dass sie sich wohl nicht extra vorstellen müsse.

Ich erklärte: „Ich denke, bevor wir lange Stühle schleppen, ziehen wir um ins Besprechungszimmer, denn ich bin überzeugt davon, dass wir nicht innerhalb von fünf Minuten alles klären können. Meine Damen, meine Herren, folgen sie mir unauffällig ins Besprechungszimmer. Wenn wir ihnen etwas zum Trinken anbieten können, lassen sie es uns wissen.“

Die beiden Polizisten meinten, eine kleine alkoholfreie Erfrischung würden sie nicht ablehnen, Barbara und Marion wollten einen starken Kaffee, da der Abend für sie noch länger dauern würde, vermuteten sie zumindest. Thomas bot sich an, für die Getränke zu sorgen, damit wir sofort mit der Lösung des Falles beginnen können. Ich meinte, ich könne wohl auch noch einen Kaffee vertragen.

Wir setzten uns an den Besprechungstisch und ich übernahm als Hausherr den Vorsitz. Ich bat die beiden Polizeibeamten uns zu erklären, wie aus polizeilicher Sicht das weitere Vorgehen in so einem Fall wäre. Sie erklärten uns, dass sie normalerweise das zuständige Jugendamt informieren und ihnen das Kind übergeben würden, damit wäre zumindest der Vorgang aus ihrer Sicht erst einmal abgehandelt.

Da Barbara, als Vertreterin des Jugendamtes anwesend ist, fragte ich sie, wie es aus der Sicht des Jugendamtes in so einem Fall weitergehen würde. Barbara überlegte, fast schon zu lange, bevor sie meinte: „Für diese Situation gibt es mit Sicherheit kein systematisches Vorgehen. Soviel ist mir bereits bewusst. Gehe ich von einer Situation aus, dass mir das Kind direkt von der Polizei übergeben wird, wäre der nächste Schritt einen freien Platz in einem Kinderheim zu suchen.

Hier haben wir eine gänzlich andere Ausgangssituation. Das betroffene Kind ist bereits bei einer Pflegefamilie vorübergehend untergebracht. Damit könnte ich die Entscheidung treffen, dass die kleine Christina weiterhin bei der Pflegefamilie bleiben kann. Dazu sollte ich jedoch vorher klären, ob die Pflegeeltern gewillt und in der Lage sind, das Kind langfristig in ihre Familie zu integrieren. Marion, an dich die Frage, könntest du dir vorstellen, dass Christina nicht nur für wenige Wochen, sondern dauerhaft in eurer Familie bleiben kann?“

Bevor Marion antworten konnte, sagte ich: „Bevor wir hier weiterdiskutieren, von mir die Frage, brauchen wir für das weitere Vorgehen die beiden Herren von der Polizei oder können sie sich von uns verabschieden und wieder ihrer Arbeit nachgehe? Meine Herren, ich will sie nicht loswerden, aber auch nicht länger als notwendig hier festhalten.“

Der jüngere der beiden Polizisten sagte: „Herr Maurer, sie sehen das so, wie ich das inzwischen auch sehen würde. Wir erstellen auf der Dienststelle ein Protokoll, dass die gesuchte Person wohlbehalten aufgefunden wurde und bei einer Pflegefamilie untergebracht ist und damit das weitere Vorgehen dem Jugendamt vorbehalten ist. Frau Wegmann, wenn sie damit einverstanden sind, bräuchten sie morgen nur kurz bei unserer Dienststelle vorbeikommen und das Protokoll unterzeichnen.“

Barbara schaute zwischen mir und den beiden Beamten hin und her, bevor sie erklärte: „Da es sich um eine Aufgabe des Jugendamtes handelt, wie weiter verfahren wird in der Angelegenheit Christina Binder, erkläre ich mich mit ihrem Vorschlag einverstanden. Ich komme morgen bei ihnen vorbei, unterschreibe ihr Protokoll und bekomme im Gegenzug eine Kopie des Protokolls für unsere Unterlagen.“

Die beiden Beamten tranken ihre Cola aus, standen auf und verabschiedeten sich von uns. Ich begleitete die beiden Herrn noch bis vor die Haustür, wobei ich zu ihnen meinte: „Ich möchte mich bei ihnen bedanken, dass sie bei mir vorbeigekommen sind und uns vom Tod unserer Mitarbeiterin informiert haben. Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass Christina langfristig eine Chance bekommt mit einer neuen Familie glücklich zu werden und wünsche ihnen noch einen schönen Abend.“

Ich ging nachdenklich zurück ins Besprechungszimmer, als ich mich wieder gesetzt hatte, fragte ich: „Habt ihr inzwischen etwas besprochen, was für mich von Wichtigkeit sein könnte?“

Marion antwortete: „Peter, ich bin immer noch geschockt von der Mitteilung, dass Christinas Mutter tödlich verunglückt ist. Barbara, du hast mich vorher gefragt, ob ich mir vorstellen kann, dass Christina für längere Zeit oder für immer bei uns bleiben kann. Die Frage kann und will ich dir nicht so ohne weiteres beantworten. Die Entscheidung kann ich nur mit meiner Familie, aber auch mit Christina gemeinsam treffen. Vorstellen kann ich mir alles, soviel meine erste Aussage dazu.“

In Anbetracht dessen, dass es inzwischen fast zweiundzwanzig Uhr war, erklärte ich: „Ich sehe, dass wir hier im kleinen Kreis nicht mehr weiterkommen. Von meiner Seite habe ich folgenden Vorschlag. Thomas darf nach oben gehen und meine Familie darüber informieren, was vorgefallen ist und wir nach einer Lösung suchen. Wir drei gehen ins Gesindehaus zu Marions Familie und werden versuchen, Christina schonend beizubringen, dass ihre Mutter auf der Heimfahrt tödlich verunglückt ist.

Marion, egal wie lange das heute noch dauert, deine Jungs und Christina gehen morgen nicht zur Schule und du befreist sie vom Unterricht wegen eines Todesfalls. Wir sollten uns morgen auch darum kümmern, wer welche Aufgaben übernimmt, dass Christinas Mutter beerdigt wird und wer sich um Wohnungsauflösung und sonstige anfallende Dinge kümmern wird. Wir sollten Christina fragen, wo ihre Mutter operiert werden sollte und das Krankenhaus informieren, dass sie den Operationstermin nicht wahrnehmen wird, da sie tödlich verunglückt ist.“

Barbara schaute mich an und sagte: „Peter, mich fasziniert, an was du schon wieder alles denkst, was in diesem Zusammenhang zu erledigen ist. Marion, hättest du ein Problem, wenn ich morgen in einem Eilantrag beim Familiengericht beantrage, das Peter vorerst die Vormundschaft für Christina übernimmt und sich um alle anstehenden Aufgaben kümmert, die erforderlich sind? Was aber nicht bedeutet, dass sie bei euch ausziehen muss. Ihr bleibt vorerst die Pflegeeltern, die sich um Christina kümmern, Peter kümmert sich um die rechtlichen Angelegenheiten ihrer Mutter, eben als Vormund von Christina.“

Marion schaute mich an und erwiderte: „Solange ihr uns Christina damit nicht hinterrücks wegnehmen wollt, kann ich darüber nur froh sein, wenn Peter diese Aufgabe übernimmt. Ich hätte eh keine Ahnung, was da alles zu berücksichtigen ist.“

Damit standen wir auf. Thomas durfte nach oben in unsere Wohnung gehen und ich ging mit Marion und Barbara ins Gesindehaus, nachdem mir Tobias eine wärmere Jacke heruntergebracht hatte.

In der Wohnung von Marion und Jens angekommen, fanden wir Jens allein im Wohnzimmer. Er erklärte, dass die Kids gerade im Bad sind und sich bettfertig machen. Marion schaute ihn an und bat ihn, die Drei ins Wohnzimmer zu holen, da wir einiges mit ihnen zu besprechen hätten. Er schaute sie verwirrt an, stand dann doch auf, um die drei Kids einzusammeln. Als er zurückkam, erklärte er nur, dass die Bande gleich auftauchen wird.

Marion hatte inzwischen den Fernseher abgeschaltet und als die Drei unbekümmert ins Wohnzimmer stürmten, ahnte ich bereits, wie schwer die Aufgabe werden könnte. Immerhin hatte ich schon einmal in meinem Leben die Erfahrung machen müssen, wie schwer es sein kann, einem Kind zu erklären, dass es seine Mutter für immer verloren hat.

Barbara und Marion schauten mich die ganze Zeit an, bis ich verstanden hatte, dass ich die ehrenvolle Aufgabe übernehmen darf, Christina schonend beizubringen, dass ihre Mutter auf dem Heimweg tödlich verunglückt ist. Ich bat Christina, zu mir zu kommen und sich auf meinem Schoss zu setzen, weil ich ihr eine sehr traurige Nachricht überbringen muss.

Nach einigem Zögern stand sie auf, kam auf mich zu und setzte sich auf meinen Schoss. Ich nahm sie in meine Arme und sagte: „Christina, das was ich dir zu sagen habe wird wie ein Schock auf dich wirken, aber ich verspreche dir im Voraus, dass ich dir helfen und zur Seite stehen werde, wo und wie ich kann.“

Ich ließ meine Worte etwas sacken und beobachtete dabei Jens und die beiden Jungs Stephan und Raphael. Jens machte zumindest den Eindruck, als würde er ahnen, was ich versuche Christina zu erklären. Ich behielt die beiden Jungs im Blick, während ich sagte: „Christina, ich hatte vor gut einer halben Stunde den Besuch von zwei Rosenheimer Polizeibeamten, die mir die schreckliche Nachricht überbrachten, dass deine Mutter auf der Heimfahrt tödlich verunglückt ist.“

Es dauerte eine kleine Weile, bis die Nachricht angekommen war. Christina schaute mich an und fing bitterlich zu weinen an. Die beiden Jungs hatten schneller den Inhalt meiner Aussage verarbeitet und Stephan sagte: „Peter, dass glaube ich dir nicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Christinas Mama sich umgebracht hat.“

Ich antwortete: „Stephan, Christinas Mama hat sich nicht umgebracht. Sie ist Opfer einer schrecklichen Tragödie, die sich auf der Autobahn ereignet hat. Ein Lastkraftwagen ist ins Schlingern geraten und umgestürzt, gerade in dem Moment, wo Christinas Mama vorbeigefahren ist. Nach Aussage der Polizei war sie sofort tot.“

Christina hatte ihren Kopf an meine Schulter angelehnt und weinte immer noch bitterlich. Ich sagte mit ruhiger Stimme: „Christina, ich kann deinen Schmerz bestens verstehen. Ich war schon einmal mit dieser Situation konfrontiert, als meine Frau und damit die Mutter unserer beiden Kinder Philipp und Martina gestorben ist. Philipp war damals sechs und Martina elf Jahre alt.“

Stephan stand auf und zog seinen Bruder mit. Als sie neben mir standen, streichelte Stephan Christinas Hand und sagte: „Christina, wenn du das willst, musst du nicht allein sein. Du kannst, wenn du willst und darfst, für immer bei uns bleiben. Mama, Papa, ihr habt doch sicher nichts dagegen, wenn Christina als unsere Schwester für immer bei uns bleibt?“

Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht, als Stephan das sagte. Barbara schaute zuerst Stephan, dann mich erstaunt an und fragte nach: „Stephan, meinst du das ernst mit deiner Aussage? Immerhin würde das für dich bedeuten, dass du dir in den nächsten Jahren dauerhaft das Zimmer mit deinem Bruder teilen musst. Vor allem, sieht das dein Bruder Raphael so wie du oder hat er andere Vorstellungen?“

Ich lachte und antwortete Barbara: „Ich sehe da schon andere Möglichkeiten, wenn es darum geht, dass jedes Kind sein eigenes Zimmer bekommt. Gut, ein halbes Jahr wird es sicher noch dauern, bis die neuen Wohnungen fertiggestellt sind, aber dafür gibt es dort mindestens noch eine oder zwei Fünf-Zimmer-Wohnungen, in die Familie Habermüller mit den drei Kindern als Dienstwohnung einziehen könnte.“

Langsam beruhigte sich Christina, sie schaute Stephan an und sagte: „Du willst wirklich, dass ich für immer bei euch bleiben soll?“

Bevor irgendeiner etwas sagen konnte, meinte ich: „Keiner braucht hier und jetzt endgültige Entscheidungen zu treffen. Wobei, einige Entscheidungen müssen doch getroffen werden, aber nicht unbedingt die Frage, wo Christina dauerhaft leben wird, bis sie volljährig ist. Vor allem wichtig sind die Fragen, wie es in den nächsten Tagen weitergehen wird.

Barbara vom Rosenheimer Jugendamt hat vorgeschlagen, mich als deinen Vormund zu bestellen, damit wir beide uns um alles kümmern können was in nächster Zeit zu erledigen ist. Wir müssen zum Beispiel klären, wo und wie deine Mutter beerdigt werden soll. Dazu will ich von dir wissen, ob du ein Grab von deinen Großeltern kennst und ob deine Mutter dort ihre letzte Ruhestätte finden soll.

Eine weitere wichtige Frage wäre, hast du einen eigenen Schlüssel für eure Wohnung, damit wir beide dort nach wichtigen Informationen suchen können? Aber auch deine privaten Sachen, deine Sommerkleidung und wichtige Erinnerungstücke an deine Mutter können wir dann nach Rosenheim holen. Wenn du keinen Schlüssel besitzt, muss ich bei der Polizei nachfragen, wann sie die Sachen deiner Mutter freigeben.“

Christina kicherte und erklärte: „Peter, ich bin doch schon ein großes Mädchen, das seinen eigenen Wohnungsschlüssel besitzt. Wie sollte ich sonst nach der Schule in die Wohnung kommen, wenn Mama noch in der Arbeit ist? Ich kann sogar mein Mittagessen in der Mikrowelle warm machen, das hat mir Mama extra gelernt.“

Ich schaute sie an und sagte: „Ich hoffe doch, dass dir die beiden Jungs bereits erklärt haben, dass du dir hier kein Mittagessen erwärmen brauchst. Unsere schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen gehen, wenn sie von der Schule kommen, in die Kantine und bekommen dort ein Mittagessen. Wenn ich mich richtig erinnere, sind es derzeit täglich zwölf Schülerinnen und Schüler, die mittags zum Essen gehen.

Glaubst du, dass du mit mir am Freitag, Samstag oder Sonntag nach München fahren kannst und wir uns in eurer Wohnung umschauen können und nach wichtigen Papieren und Dokumenten suchen können. Wenn du willst, können wir uns Verstärkung mitnehmen, um uns helfen, die Sachen, die du sofort mitnehmen willst einzupacken, ins Auto zu bringen und hierher zu Marion und Jens zu bringen.“

Christina schaute mich an und antwortete: „Peter, muss ich das sofort entscheiden oder reicht es dir, wenn ich dir morgen oder übermorgen sage, wann wir nach München fahren? Kann ich auch Stephan mitnehmen nach München, dass er mich unterstützt?“

Ich überlegte nicht lange: „Sicher kannst du Stephan mitnehmen, wenn du der Meinung bist, dass er dich unterstützen kann. Du musst dich nicht sofort entscheiden. Ich fahre notfalls auch allein nach München, um die wichtigsten Dokumente zu suchen, wenn du mir den Schlüssel für die Wohnung anvertrauen willst.

Ich habe jetzt noch eine Überraschung für euch. Stephan, Raphael und Christina, ihr braucht morgen und am Freitag nicht in die Schule zu gehen. Marion wird in der Schule anrufen und euch vom Unterricht befreien lassen, wegen eines Todesfalls. Eine letzte Frage an euch, bevor ihr schlafen geht. Wollt ihr heute Nacht alle drei in einem Zimmer auf einem Matratzenlager schlafen oder doch so wie es bis jetzt geplant war?“

Die Drei schauten sich an und Raphael erklärte spontan: „Wir wollen auf einem Matratzenlager schlafen, dann ist Christina nicht so allein in dieser Nacht. Stellt sich nur die Frage, ob wir in Christinas oder in Stephans und meinem Zimmer das Matratzenlager aufbauen. Wer hilft uns, das Matratzenlager aufzubauen?“

Jens und Marion erklärten sich bereit, mit den drei Kids ein Matratzenlager aufzubauen. Sie diskutierten noch kurz, wo sie gemeinsam schlafen wollen, und verzogen sich mit Jens und Marion.

Barbara und ich waren kaum allein im Wohnzimmer als Barbara sagte: „Peter, ich bewundere dich, wie einfühlsam du Christina an das schwierige Thema herangeführt hast und du sie Schritt für Schritt aus ihrer tiefen Traurigkeit zurückgeholt hast und mit ihr Zukunftspläne geschmiedet hast. Wir sollten mit Marion und Jens noch wegen einer möglichen Adoption reden. Ich bin überzeugt, dass Christina damit schneller in die Normalität zurückfindet.“

Ich erwiderte: „Das sehe ich auch so, aber der Weg ist der entscheidende Punkt dabei. Das kann nur funktionieren, wenn sie gleichzeitig ihre Mutter in ihrem Herzen behalten darf. Das hat damals schon bei meinen Kindern geklappt. Sie haben in Thomas nie eine Konkurrenz zu ihrer Mutter gesehen. Er war für sie ein weiterer Mensch, der sich wie ein Vater um sie gekümmert hat.“

Jens kam zurück und meinte, Marion ist noch kurz bei den drei Kindern und kommt dann wieder zu uns ins Wohnzimmer. Er schaute mich an und meinte: „Peter, ich kenne dich jetzt schon so lange, aus unserer gemeinsamen Zeit in der J. Graf GmbH. Die Vorstellung, die du gerade bei Christina und unseren beiden Jungs abgeliefert hast, hätte ich nie bei dir erwartet. Dein ganzes Vorgehen war so feinfühlig abgestimmt auf die drei Kids. Aus meiner Sicht hast du den Vogel abgeschossen, als du die Drei am Ende gefragt hast, ob sie heute Nacht in einem Matratzenlager schlafen wollen. Ich war nicht begeistert von deinem Vorschlag. Erst der Eifer unserer Söhne und von Christina beim Aufbau des Matratzenlagers, hat mir gezeigt, dass du den Kids mit diesem Angebot ein gewisses Sicherheitsgefühl vermitteln willst, Sicherheit in einer Gemeinschaft! Sie haben das schneller verstanden als ich.“

Barbara meinte dazu: „Ich habe im Grunde genommen auch nicht verstanden, was du mit dieser Aktion bezwecken wolltest. Mit dem Versuch einer möglichen Erklärung von Jens sehe ich den Sinn deiner Aktion. So betrachtet ist es ein genialer Schachzug, allen ein zusätzliches Sicherheitsgefühl zu vermitteln.

Peter, du bist ein Schlitzohr, mit dem Matratzenlager gibst du Marion und Jens die Möglichkeit, mit den Kindern in einem Raum zu schlafen und gibst ihnen damit noch zusätzliche Sicherheit. Genaugenommen gibst du beiden Seiten ein gewisses Gefühl der familiären Sicherheit.“

Marion war inzwischen ins Wohnzimmer zurückgekehrt und hatte die letzten beiden Sätze von Barbara noch mitgehört. Sie blickte zu Barbara und sagte: „Das Peter ein Schlitzohr ist, ist keine Neuigkeit für mich. Er hat schon in so mancher schwierigen Situation seine Weitsicht gezeigt. Ich habe Peters Hintergedanken dabei auch erst überrissen, als mich Christina fragte, ob Jens und ich bei ihnen im Matratzenlager schlafen wollen.

Ich habe ihnen versprochen, dass ich heute Nacht mit ihnen im Matratzenlager schlafen und versuchen werde, Jens auch davon zu überzeugen. Peter, mich würde interessieren, wie du es immer wieder schaffst, mit der richtigen Taktik das erforderliche Ziel zu erreichen.“

Ich schaute in die Runde und erklärte: „Ich entscheide in solchen Situationen aus dem Bauch heraus und denke auch nicht lange darüber nach, warum ich mich genau für diese Lösung entschieden habe. Vielleicht hat mir mein Bauchgefühl vermittelt, dass die Kids genau diese Sicherheit brauchen.

Wir haben noch ein wichtiges Thema, das wir zu besprechen haben, das vorher bereits vorsichtig angedeutet wurde. Ich meine da Stephans Vorstoß, dass Christina doch für immer bei euch bleiben könne. Das würde bedeuten, das ihr als Familie Christina adoptieren würdet. Ich könnte euch bei euren Bemühungen unterstützen, auch mit meinem Angebot, in eine größere Dienstwohnung umzuziehen. Die Entscheidung müsst ihr als Familie und am besten mit Christina gemeinsam fällen.

Barbara, ich denke eine Entscheidung sollte kurzfristig kommen, damit bei einer Entscheidung gegen eine Adoption von dir weitere Maßnahmen geplant werden können. Gut, Christina könnte für längere Zeit als Pflegekind bei euch leben, aber das kann aus meiner Sicht keine dauerhafte Lösung für Christina sein.“

Barbara lachte und sagte dazu: „Peter, besser hätte ich das auch nicht sagen können. Marion weiß genau, dass wir bei elternlosen Kindern immer zuerst eine Adoption anstreben. Nur wenn das nicht läuft, versuchen wir zumindest Pflegeeltern dafür zu finden. Marion, Jens, schaut in Peters Gesicht. Ich kann dort klar erkennen, dass er Christina adoptieren wird, sofern ihr euch gegen eine Adoption entscheiden solltet.“

Ich antwortete: „Richtig erkannt, Barbara, das sollte auch an meiner Aussage Christina gegenüber bereits herausgeklungen sein als ich ihr erklärte, dass ich ihr helfen und zur Seite stehen werde, wo und wie ich kann. Bettina war eine Mitarbeiterin in einem Unternehmen der Stiftung und hat sich Hilfe geholt, als ihr deutlich wurde, dass sie ihre Tochter während ihres Krankenhausaufenthalts und der Reha nicht allein lassen kann. Das zeigt mir, dass sie das nötige Vertrauen hatte, uns ihre Tochter anzuvertrauen.

Sie ist davon ausgegangen, dass sie in wenigen Monaten mit ihrer Tochter im Gutshof wohnen und Christina dort erwachsen werden soll. Für mich ist es eine Verpflichtung, Christina diese Chance zu geben. Ihr habt das Vorrecht, Christina bei euch aufzunehmen, da Bettina euch bevorzugt ausgewählt hat, sie für einige Wochen zu betreuen. Wenn ihr den Verzicht erklärt, werden Thomas und ich als Adoptivväter für Christina in den Ring steigen.“

Barbara lachte und meinte: „Peter, der Satz war gut, dass du im Kampf um Christina in den Ring steigen wirst. Sollte Familie Habermüller keine Absichtserklärung zur Adoption abgeben, seid automatisch ihr, Thomas und du, die Nächsten, die ich gefragt hätte. Das hängt damit zusammen, dass ich dich als vorläufigen Vormund bestellen lasse, damit du dich um sämtliche anfallende Belange des Nachlasses, der Beerdigung und so weiter kümmerst.“

Ich meinte: „Marion, Jens, wenn ihr vorübergehend die Vormundschaft für Christina übernehmen wollt, bis das Adoptionsverfahren abgeschlossen ist. Ich bestehe nicht darauf, Christinas Vormund zu werden. Ich will euch nur die zusätzliche Arbeit abnehmen, euch um sämtliche Angelegenheiten zu kümmern, die mit dem Ableben von Bettina Binder verbunden sind.“

Barbara schaute Jens und Marion an und erwartete zumindest von einem der Beiden eine Aussage zu meinem Hinweis, dass ich die Vormundschaft auch abgeben würde. Marion fragte Jens: „Schatz, würdest du dir zutrauen, die Aufgaben eines Vormunds für Christina zu übernehmen oder bist du damit einverstanden, dass Barbara Peter als vorläufigen Vormund bestellen lässt?“

Jens grinste und antwortete: „Reizen würde mich die Aufgabe schon. Aber erstens habe ich nicht die nötige Zeit und viel entscheidender für mich ist, dass ich keinerlei Erfahrungen habe und, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit, ständig bei Peter rückfragen müsste. Wenn Peter das übernimmt, ist ein Mann damit beschäftigt. Wenn ich die Aufgabe übernehme, werden regelmäßig zwei Mann beschäftigt sein. Für mich ist das kein Thema, wenn Peter die vorläufige Vormundschaft für Christina übernimmt.“

Barbara erklärte: „Dann bleibt es also dabei, dass Peter als vorläufiger Vormund für Christina eingesetzt wird. Dazu wird er Christina zu Terminen mitnehmen, sofern erforderlich. Wenn Peter am Wochenende nach München fährt, kann sicher einer von euren beiden Jungs mitfahren.“

Ich erklärte: „Wenn wir mit einem der beiden Galaxy fahren, können Christina und mich alle vier Jungs begleiten. Damit fühlt sich keiner der Jungs zurückgesetzt. Notfalls kann sogar ein weiterer Erwachsener mit uns mitkommen. Wichtig ist, dass wir Umzugskisten mitnehmen, damit Christina einen ersten Teil ihre privaten Sachen, die in München verblieben sind, nach Rosenheim holen kann.

Ich werde mich als eine der ersten Tätigkeiten um die Beerdigung von Bettina kümmern. Ein weiterer Schritt ist die Wohnungsauflösung und die Kündigung des Mietvertrages. Um alles ordentlich abzuwickeln, wäre es fast sinnvoll, bereits morgen nach München zu fahren, um alle wichtigen und notwendigen Dokumente zu beschaffen. Marion, würdest du dir zutrauen, mit Christina, mir und deinen beiden Jungs diese Fahrt durchzuführen?

Die Entscheidung müssen wir nicht jetzt sofort treffen. Wir setzen uns morgen früh noch einmal kurz zusammen und wenn wir beide der Meinung sind, dass Christina diese Belastung zumutbar ist, fahren wir mit den Kids nach München.“

Marion sagte: „Peter, du bist ein hoffnungsloser Optimist. Ich bin mir da nicht so sicher, ob wir Christina das bereits zumuten können. Ich verstehe aber auch deine Seite, denn ohne vernünftige Grundlagen wird es schwierig werden, richtige Entscheidungen zu treffen.“

Barbara meinte: „Ich denke damit ist für heute das Wichtigste besprochen und geklärt. Peter, ich werde morgen als erstes den Dringlichkeitsantrag für deine Vormundschaft beim Familiengericht einreichen und gleichzeitig die Behörden informieren, dass du als Vormund für Christina vorgesehen bist. Kläre bitte mit der Polizei ab, wie du an die persönlichen Dinge von Christina kommst, die von ihnen bei der Unfallaufnahme sichergestellt wurden.

Ich meine da insbesondere die Wohnungsschlüssel, den Personalausweis und ähnliches. Sicher, Christina hat einen Wohnungsschlüssel, den ihr benutzen könntet, um in die Wohnung zu kommen. Frag Christina morgen danach, ob sie eine Ahnung davon hat, ob eine Mitbewohnerin oder ein Mitbewohner im Haus eventuell einen Schlüssel von der Wohnung hat, um sich in der Abwesenheit um die Blumen und die Post zu kümmern. Peter, denk in diesem Zusammenhang auch daran, kurzfristig einen Nachsendeauftrag zu stellen.“

Ich erklärte: „Für solche Dinge brauche ich zuerst die Bestellungsurkunde zum Vormund für Christina, damit ich in dieser Richtung tätig werden kann. Ich sehe das wie Barbara. Heute können wir nichts mehr unternehmen, deshalb bin ich auch dafür, dass wir für heute Schluss machen. Marion, für den Fall, dass es heute Nacht zu Problemen kommen sollte, könnt ihr mich jederzeit aus dem Bett holen. Ich werde mein Handy heute ausnahmsweise mit ins Schlafzimmer nehmen.“

Barbara und ich waren als erste aufgestanden, als sich uns Marion und Jens anschlossen. Wir gingen gemeinsam in den Flur, wo Barbara und ich unsere warmen Jacken anzogen und verabschiedeten uns von den Beiden. Wir gingen gemeinsam nach unten, wo sich unsere Wege trennten. Barbara stieg in ihr Auto und ich ging die paar Schritte bis zum Gutshaus.

Oben, in unserer Wohnung angekommen, wunderte ich mich, dass noch reichlich Licht brannte. Beim Eintritt ins Wohnzimmer fiel als erstes auf, dass die Jungs noch nicht in ihren Betten verschwunden waren. Beim Blick auf meine Uhr meinte ich: „Jungs, wieso seid ihr noch nicht in euren Betten, morgen ist für euch ein ganz normaler Wochentag.“

Thomas grinste und erklärte: „Die Jungs waren einfach nur neugierig. Die Informationen, die sie von mir bekommen haben, reichten ihnen nicht. Sie wollten auf dich warten, damit du sie auf den neuesten Stand bringen kannst. Von mir ließen sie sich nicht überzeugen, vorher ins Bett zu gehen.“

Ich erzählte nur kurz, dass ich vorerst zum Vormund für Christina bestellt werde und dass alle drei Kinder bei Marion morgen und vermutlich übermorgen nicht am Schulunterricht teilnehmen werden. Je nachdem, wie sich Christina morgen fühlt, werden wir nach München fahren, damit ich mir einen ersten Überblick über die vorhandenen Dokumente und die Wohnung verschaffen kann. Zusätzlich werden wir voraussichtlich am Wochenende nach München fahren und alles, was Christina gehört nach Rosenheim holen, das entscheiden wir aber erst im Laufe des Freitags.

Die Jungs verabschiedeten sich ins Bett und Thomas und ich folgten nur kurze Zeit später ebenfalls in unsere Betten. Thomas fragte mich, warum ich mein Mobiltelefon mit ins Schlafzimmer nehme, da wir eigentlich vereinbart hätten, dass diese Geräte nichts in unseren Schlafräumen zu suchen haben. Ich erklärte ihm, dass ich Marion angeboten habe, mich jederzeit wecken zu können, wenn es Schwierigkeiten oder Probleme mit Christina gäbe und deshalb das Smartphone ins Schlafzimmer mitgenommen habe.


Der Donnerstag begann, zumindest am frühen Morgen, wie jeder andere Wochentag. Na ja, vielleicht doch nicht so wie jeder andere Wochentag. Unsere beiden Jungs, David und Tobias mussten gesondert aufgeweckt werden, was ich aber nicht anders erwartet hatte.

Gegen sieben Uhr dreißig saß ich wieder in meinem Büro und hatte gerade mein Notebook gestartet, als mein Smartphone meine Aufmerksamkeit erforderte. Ich nahm, ohne nachzusehen, das Gespräch entgegen, da ich davon ausging, dass Marion mich anrufen würde. Ich war etwas überrascht, als sich Barbara meldete, da ich von ihr keinen so frühen Anruf erwartete.

Sie erklärte mir: „Peter, die Polizei ist davon informiert, dass du dich als vorläufiger Vormund von Christina Binder bei ihnen melden würdest, wegen der persönlichen Dinge von Bettina Binder, die bei ihnen gelagert wurden. Der zuständige Beamte hat mir versprochen, alle betroffenen Amtsstellen von der Zuständigkeit zu informieren. Die Unterlagen sind bereits beim Familiengericht eingereicht und ich habe mit einer Richterin gesprochen und gebeten, dass der Vorgang dringlich behandelt wird.

Ich denke, bis zum späten Vormittag sollte bei uns die Bestellungsurkunde vorliegen. Von mir bekommst du vorab eine Kopie. dein Original wird dir direkt mit der Post per Einschreiben zugestellt. Gab es heute Nacht irgendwelche besondere Vorkommnisse bei Marion oder den Kids?“

Meine Antwort: „Bisher habe ich keine Informationen, dass es in der Nacht noch zu Problemen mit Christina gekommen ist. Ich hatte Marion gestern noch angeboten, mich anzurufen, wenn es zu Schwierigkeiten kommen sollte. Ein Anruf von Marion ist bisher ausgeblieben, demnach gehe ich davon aus, dass alle ruhig und friedlich geschlafen habe. Ob sie jetzt noch schlafen, kann ich nicht beurteilen. Wobei, normalerweise sollten sie bereits wach sein, da sie um diese Zeit unterwegs in die Schule sind.“

Barbara meinte noch, dass sie sich meldet, sollten sich aus ihrer Sicht neue Entwicklungen ergeben. Wir beendeten das Gespräch und verblieben dabei. Ich öffnete den Terminkalender, um mir einen Überblick über meine Termine für heute und morgen zu verschaffen. Überrascht stellte ich fest, dass kaum Termine eingetragen sind. Für Freitagmorgen war nur der Termin mit Kilian eingetragen, unser Besuch in der Gutshof-Bäckerei.

Heute war noch einmal Kilian an meiner Seite, wobei zu klären war, wann er seine Ausbildung weiterführen konnte. Ludwig hatte gestern bereits angekündigt, dass er mit Kevin zur Nachbesprechung der Produktvorstellung vorbeikommen wird. Ansonsten sollte es ausnahmsweise ein ruhiger Arbeitstag werden, sofern alles in geordneten Bahnen abläuft.

Es klopfte und Florian, unser Ausbildungsbeauftragter trat nach Aufforderung in mein Büro ein. Er erklärte, dass er kurzfristig einen Termin einberufen möchte, weil sich einige neuen Aspekte in der Angelegenheit Kindertagesstätte ergeben haben, auf die wir reagieren müssten. Ich erklärte ihm, dass er sich bitte mit Ludwig abstimmen soll, da ich einen Termin mit ihm hätte, bei dem der Zeitpunkt und Zeitrahmen noch nicht festgelegt sind. Er meinte dazu, dass er seinen Termin deswegen erst am Nachmittag ansetzen wird.

Kurz nach acht Uhr trat Kilian in mein Büro ein und sagte: „Peter, stimmt es, dass Christina jetzt dauerhaft am Gutshof bleiben wird, weil ihre Mama gestern auf dem Rückweg nach München tödlich verunglückt ist?“

Ich schaute ihn verwirrt an und fragte ihn deshalb: „Kannst du mir erklären, woher du diese Informationen hast? Bisher wissen nur Thomas, meine beiden Jungs David und Tobias, Felix und Dennis, sowie Familie Habermüller davon. Thomas und meine beiden Jungs kann ich ausschließen, die sind kurz nach sieben Uhr ins Büro und zur Schule. Felix sitzt in seinem Büro, fällt damit ebenfalls weg.“

Er lachte und erklärte: „Peter, mir ist auf dem Weg zu dir ins Büro Stephan Habermüller über den Weg gelaufen. Er hat mir die Information vermittelt, nachdem ich ihn gefragt hatte, warum er nicht in der Schule sei. Er hatte eine Tüte mit frischen Semmeln in der Hand und war auf dem Weg ins Gesindehaus. Er hat mir keine Details erzählt. Nur die Information hat er gegeben, dass Bettinas Mutter tödlich verunglückt sei und Christina dauerhaft hierbleiben wird.“

Ich sagte: „Bitte vorerst mit niemanden über das Thema sprechen. Ich kann dir bestätigen, dass gestern gegen einundzwanzig Uhr dreißig die Polizei bei mir war und die Nachricht vom Unfalltod von Christinas Mutter überbrachte. Ich bin gestern Abend noch längere Zeit mit Barbara, vom Jugendamt, Familie Habermüller und den drei Kindern zusammengesessen und haben Christina erklärt, dass ihre Mutter tödlich verunglückt ist und sie ab sofort am Gutshof bleiben wird.

Zum Ende der Sommerferien wäre sie mit Ihrer Mutter, im Rahmen der Firmenumsiedlung aus München, endgültig hierher umgezogen. Ich hatte mit Bettinas Mutter gestern ein Gespräch, während ihr Christinas Koffer nach oben gebracht habt. Sie hatte mich gebeten, dass ich mich um ihre Tochter kümmern soll, sofern sie nach der schwierigen Operation nicht mehr in der Lage sein sollte, sich um Christina zu kümmern.“

In diesem Moment fiel mir ein, dass ich zwar nicht für diesen speziellen Fall, aber im Falle einer Verhinderung von Bettina, von ihr ein verschlossenes Kuvert erhalten habe, das ich gestern Abend im Tresor verstaut hatte. Ich sollte mir diese Unterlagen schnellstmöglich anschauen, um zu sehen, inwieweit sie für mich von Bedeutung sind.

Ich sprach weiter: „Kilian, Bettina hat mir gestern bei unserem Gespräch ein Kuvert übergeben, dass ich im Tresor abgelegt habe, das Anweisungen enthalten soll, wenn Bettina nach der Operation nicht mehr in der Lage sein sollte sich um Christina zu kümmern. Ich denke, ich sollte mir die Unterlagen dringend zu Gemüte führen. Sie ist durch den tödlichen Unfall nicht mehr in der Lage sich um Christina zu kümmern.“

Ich stand auf und ging zum Tresor, öffnete ihn und holte das Kuvert heraus. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und bevor ich das Schreiben öffnete, rief ich bei Marion an und bat sie zu mir ins Büro zu kommen, da ich ein Kuvert von Bettina habe, mit dem ich arbeiten solle, sofern sie nach der Operation nicht mehr in der Lage sei, sich um ihre Tochter zu kümmern und wie es mit ihr weitergehen sollte.

Sie vermittelte mir, dass sie mit den Kindern beim Frühstück sitzen würde und ich mich etwas gedulden möge. Sie kommt mit den Kids anschließend zu mir ins Büro. Ich öffnete das Kuvert mit Kilian und Petra als Zeugen, die ich dazu geholt hatte. Wir fanden so einige Vollmachten für den Fall, dass sie nicht mehr ansprechbar sei und eigene Entscheidungen treffen kann. Dazu gehörte eine Betreuungsvollmacht für Bettina und für ihre minderjährige Tochter. Als nächstes kam eine Patientenverfügung zum Vorschein, die ich sofort beiseite legte, da sie nicht mehr relevant ist.

Ich hielt ein weiteres kleineres Kuvert in den Händen, dass mit Peter Maurer und nur im Notfall zu öffnen, beschriftet war. Dieses Kuvert enthielt ein Schreiben, das an mich persönlich gerichtet war und in dem sie mir erklärte, wo ich in ihrer Wohnung alle wichtigen Dokumente und Unterlagen finden kann. Weiter enthielt es noch einmal die Bitte, mich darum zu kümmern, dass im Falle einer Adoption, ich doch dafür Sorge tragen soll, dass Christina in einer Familie auf dem Gutshof untergebracht wird.

Jetzt war ich derjenige, der Barbara anrufen musste, um ihr mitzuteilen, dass sich in meiner Hand ein Kuvert befand, dass Bettina mir gestern übergeben hatte, an dass ich im ersten Moment der Katastrophe nicht mehr gedacht hatte. Als ich erklärte, dass in den Unterlagen zwei Betreuungsvollmachten liegen, eine für Christina und eine weitere für Bettina, fing Barbara zu lachen an und sagte. „Peter, wenn du mir das früher gesagt hättest, hätte ich Kopien der dir vorliegenden Unterlagen beim Familiengericht mit einreichen können, und damit meinen Antrag untermauert. Kannst du den Stapel Papier scannen und mir per Mail senden, damit ich ihn nachreichen kann?“

Ich bat Petra, den gesamten Stapel Papier einzuscannen und direkt an Barbara weiterzuleiten. Petra hatte mir die Unterlagen kaum zurückgegeben, als es erneut an meinem Büro klopfte, und Marion mit den drei Kindern eintrat. Kilian fragte, wo er einen weiteren Stuhl ausleihen könne, damit jeder einen Sitzplatz hat. Ich schickte ihn zu Florian, denn dort gab es noch freie Stühle.

Nachdem sich alle gesetzt hatten, schaute ich Christina an und sagte: „Christina, deine Mutter hat mir gestern Nachmittag, als ihr mit deinen Koffern auf dem Weg nach oben in die Wohnung gewesen seid, dieses Kuvert übergeben, für den Fall, dass sie sich nach der Operation nicht mehr um dich kümmern könne. Ich habe es gestern in meinen Tresor gelegt und erst heute morgen fiel mir wieder ein, dass sie mir ein Kuvert für den Notfall übergeben hatte.

Ich gebe zu, ich habe gestern Nacht nicht daran gedacht, dass der Unfall deiner Mutter auch in die Kategorie fällt, dass dieser Notfall eingetroffen ist. Erst heute beim Gespräch mit Kilian wurde mir das so richtig bewusst. Deine Mutter hat mir eindeutige Anweisungen gegeben, dass ich mich um dich kümmern und dafür sorgen soll, dass du im Falle einer Adoption von einer im Gutshof lebenden Familie adoptiert wirst.

Dazu verschiedene Vollmachten, mit denen ich bevollmächtigt werde, für dich und notfalls auch für deine Mutter zu handeln. Weiter war ein Zettel dabei, wo aufgestellt ist, wo ich in der Wohnung wichtige Dokumente und Unterlagen finden kann.“

Letzteren Zettel zeigte ich Christina, die sofort feststellte, dass der Zettel von ihrer Mutter stammt. Sie las sich den Zettel und das Schreiben durch und sagte: „Mama hat Peter einen eindeutigen Auftrag erteilt, sich im Fall des Falles um mich zu kümmern. Nur ist sie davon ausgegangen, dass sie nach der schweren Operation nicht mehr in der Lage ist, sich um mich zu kümmern. Da sie sich in ihrer Beschreibung darauf bezieht, dass auch die Operation tödlich enden könne, sehe ich das so wie Peter. Todesfall ist Todesfall, egal wie er zustande gekommen ist.“

Marion hatte sich die Unterlagen in der Zwischenzeit ebenfalls angeschaut und meinte: „Christina, deine Mutter hat sich sehr gut überlegt, wie sie dein Leben absichern will, sofern ihr etwas zustoßen sollte. Sie hat dich deshalb in die Kategorie „benachteiligte Kinder und Jugendliche“ eingeordnet und damit Peter den Auftrag erteilt, für dich zu sorgen. Zumindest steht damit fest, dass die Bestellung Peters zu deinem Vormund ganz im Sinne des letzten Willens deiner Mutter ist.

Ich frage mich gerade, wie du dich verhalten würdest, wenn Jens und ich tödlich verunglücken würden und unsere beiden Söhne allein dastünden. Würdest du dich auch um sie kümmern?“

Ich schaute sie an und erklärte: „Marion, so einfach ist das leider nicht zu beantworten. Grundsätzlich würde ich mich immer um die Kinder und Jugendlichen von Mitarbeitern kümmern. Wenn Großeltern oder sonstige Verwandte auftauchen, die ihre Ansprüche anmelden, haben diese erst einmal Vorrang. Sollte dieser Personenkreis als Erziehungsberechtigte und Vormund aus irgendwelchen Gründen abgelehnt werden bin ich sofort wieder im Rennen, wie ich es letzte Nacht bereits gesagt habe.

Bei Christina wissen wir inzwischen, dass sie keine lebenden Verwandten hat. Noch nicht einmal einen Erzeuger, der als Erziehungsberechtigter einspringen könnte. Damit fällt Christina automatisch in die Kategorie, für die die Stiftung steht.

Ihr erinnert euch doch sicher daran, dass im Gutshaus Rafael bei seinem Onkel und dessen Ehepartner lebt. Ihm habe ich von Anfang verbindlich versprochen, dass wenn seine beiden Väter ausfallen sollten, ich dafür sorgen werde, dass er Teil der Gutshoffamilie bleiben kann und nie wieder in ein Kinderheim kommt.

Sollten bei deinen Söhnen Stefan und Raphael und einem eventuellen Adoptivkind der Fall eintreten, wird das Adoptivkind vermutlich in meiner Familie landen und eure beiden Jungs bei noch lebenden Verwandten. Das kannst du nur verhindern, wenn du im Vorfeld eine Verfügung verfasst, die klar eure Wünsche darstellt, wie ihr euch das vorstellt.“

Stephan hatte genau zugehört und erklärte: „Wenn ihr mich persönlich nach meinen Wünschen dazu befragen würdet, ich würde mich definitiv für Peter und Thomas als Pflegeväter oder Adoptivväter entscheiden und ich gehe davon aus, dass sich Raphael und Christina meiner Entscheidung anschließen werden.“

Christina grinste und sagte: „Immer unter der Voraussetzung, dass ihr mich adoptiert habt und ich bei euch bleiben kann.“

Ich sah in die Runde und sagte: „Leute, wir haben aktuell wichtigere Dinge zu klären und zu besprechen, statt sich damit zu beschäftigen, wer wo und wie unterkommen könnte im Notfall. Wir müssen uns um die Beisetzung von Christinas Mutter kümmern, das ist ein erster wichtiger Schritt. Ich werde auf alle Fälle heute Nachmittag unserer Polizeidienststelle einen Besuch abstatten und dort alles abholen, was die Polizei aus Bettinas Auto sichergestellt hat. Wer von euch hat Lust, mich dabei zu begleiten?“

Zuerst ging nur die Hand von Christina nach oben, dann folgte unerwartet Kilian, der seine Hand nach oben streckte. Ich schaute zu Stephan und Raphael, die bisher nicht reagiert hatten. Marion schaute ihre beiden Jungs ebenfalls an und sagte: „Wenn ihr Peter und Christina begleiten wollt, könnt ihr gern mitfahren.“

Raphael erklärte: „Wir haben uns nicht getraut unsere Hand nach oben zu strecken. Wenn wir schon der Schule fernbleiben dürfen, soll man uns nicht unterwegs antreffen. Sagst du sonst auch immer, wenn wir wegen einer Erkrankung zuhause bleiben dürfen.“

Marion grinste und erklärte: „Wenn ihr wegen einer Erkrankung zuhause bleibt, ist das korrekt, dass man euch nicht unbedingt unterwegs antreffen sollte. In diesem Fall habe ich euch wegen eines Todesfalles vom Unterricht befreien lassen, was nicht mit einer Erkrankung vergleichbar ist. Deshalb ist es unproblematisch, wenn man euch sehen würde. Wollt ihr jetzt doch mit Peter mitfahren?

Die Frage war im Grunde genommen überflüssig, da ich bereits erkannt hatte, dass die beiden Jungs uns begleiten würden. Trotzdem antwortete Stephan: „Logisch, dass wir mit Peter mitfahren, wenn das so ohne weiteres möglich ist.“

Ich schaute zu Christina und sagte: „Für die Beerdigung deiner Mutter brauchen wir auf alle Fälle die Unterstützung durch ein Bestattungsunternehmen. Wenn du willst, dass deine Mutter in Rosenheim beerdigt wird, kann ich dir ein ortsansässiges Unternehmen empfehlen, das wir vor knapp drei Jahren beim Tod meines Vaters beauftragt hatten.

Wenn du willst, kann ich dir Felix holen, der bei uns in der Stiftungsverwaltung arbeitet. Er ist der Sohn des Bestatters, der seiner Schwester die Nachfolge im Familienbetrieb überlassen hat. Er wird dir viele deiner Fragen beantworten können.“

Da sie nur nickte, griff ich zum Telefon und wählte die Nummer von Felix Büro. Er nahm das Gespräch entgegen und ich bat ihn, zu mir ins Büro zu kommen. Als er mich fragte, ob er seine Kollegen mitbringen soll, verneinte ich das, bat ihn jedoch, für sich eine Sitzgelegenheit mitzubringen.

Zwei Minuten später stand er in der Bürotür und schob einen Stuhl vor sich her. Er schaute mich verwundert an, als er Marion mit ihren Jungs, Kilian und ein für ihn unbekanntes Mädchen sah. Als er sich zu uns gesetzt hatte, stellte ich ihm Christina Binder kurz vor. Er schaute mich an und sagte: „Ich habe die junge Dame schon einmal irgendwo gesehen. Kann es sein, dass sie die Tochter von Bettina ist, unserer Mitarbeiterin im Münchner Immobilienbüro? Dann haben wir uns damals kennengelernt, als wir das Schnupperwochenende am Gutshof veranstaltet haben.“

Ich bestätigte ihm seine Vermutung und erklärte: „Christina ist zurzeit bei Marion und ihren beiden Söhnen untergebracht, da ihre Mutter heute ins Krankenhaus gehen und dort operiert werden sollte. Bettina hat gestern Christina hergebracht und ist auf dem Rückweg nach München tödlich verunglückt. Wie es mit ihr weitergehen soll, steht noch nicht eindeutig fest, aber wir müssen uns zwischenzeitlich um die Beerdigung ihrer Mutter kümmern, da Christina keine weiteren Verwandten hat. Barbara hat inzwischen beantragt, mich als Vormund für Christina bestellen zu lassen.

Heute Morgen sichteten wir die Unterlagen, die mir Bettina für den Fall hiergelassen hatte, dass sie die Operation nicht überleben sollte oder sich nicht mehr selbst um ihre Tochter kümmern kann. Dabei fanden wir mehrere Vollmachten, die mich als Verwalter und Betreuer einsetzen, sowohl von Bettina als auch von Christina. Was das bedeutet kennst du nur zur Genüge, ich darf mich mit Christina um die Vorbereitungen für die Beerdigung ihrer Mutter kümmern.

Wir werden heute Nachmittag noch einen Besuch bei der Rosenheimer Polizeistation machen und uns alles aushändigen lassen, was die Polizei für uns hat. Ich habe keine Ahnung, wie das mit dem Totenschein ist, wer in diesem Fall zuständig ist für die Ausfertigung des Dokuments. Wo müssen wir die offizielle Sterbeurkunde beantragen? Kann sie vom Standesamt Rosenheim ausgestellt werden oder ist das Standesamt für den Wohnort der zuständige Ansprechpartner.

Das alles sind so meine Fragen. Ich hoffe, du kannst uns weiterhelfen, ohne dass wir deinen Vater oder deine Schwester sofort einschalten müssen.“

Er lachte und erklärte: „Peter, ich empfehle euch auf jeden Fall, euch mit meinem Vater oder meiner Schwester in Verbindung zu setzen, egal ob die Beerdigung in Rosenheim oder auch in München stattfinden wird. Dass ein Vormund für ein minderjähriges Mädchen oder einen Jungen die Beerdigung organisiert, ist eher nicht der Normalfall. Meistens gibt es noch nahe Verwandte, die sich um diese Aufgabe kümmern.

Was den Totenschein anbetrifft, sollte der bereits seit gestern ausgestellt und dort hinterlegt sein, wo die Tote aufbewahrt wird. Ich vermute, dass dafür die Pathologie im Rosenheimer Krankenhaus in Frage kommt. In manchen Fällen liegt er auch auf der zuständigen Polizeidienststelle, mit dem Hinweis, wo der Leichnam abgeholt werden kann.

Um die Sterbeurkunden kümmert sich in den meisten Fällen der Bestatter, der mit dem Totenschein die Sterbeurkunde beantragt. Was der Bestatter wissen sollte, ob es eine kirchliche Bestattung werden soll oder ob nur ein Trauerredner gebraucht wird. Je nachdem, wo die Beerdigung stattfindet, kann er euch einen zuständigen Pfarrer oder Trauerredner benennen.“

Ansonsten kannst du alles andere mit dem Bestatter abklären, aber das solltest du noch wissen, von der Beisetzung deines Vaters vor fast drei Jahren.“

Er wandte sich an Christina und sagte: „Ich kann dir nachfühlen, wie du dich fühlst, obwohl dein Verlust größer ist als die Verluste, die ich bisher erlitten habe. Wenn du mich als unabhängiger Berater an deiner Seite haben willst, würde ich dich und Peter gern bei diesen schwierigen Entscheidungen unterstützen. Ich hoffe, dass du bei uns am Gutshof bleiben kannst und nicht am Ende in einem Kinderheim landest.“

Christina antwortete: „Ich denke, dass ist bereits sicher, dass ich am Gutshof bleiben kann. Die Frage ist nur, ob mich Familie Habermüller oder Peter und Thomas Maurer adoptieren. Peter hat Familie Habermüller den Vorrang eingeräumt, mich zu adoptieren. Nur wenn sie mich nicht adoptieren, werden mich Peter und Thomas adoptieren.“

Felix schaute mich an und erklärte: „Peter, dass Christinas Zukunft noch in der Luft hängt, kann ich nicht nachvollziehen, nachdem was Christina eben ausposaunt hat. Wenn sie so oder so am Gutshof bleiben wird, kann man nicht mehr davon reden, dass alles offen ist. Zu klären ist doch nur, welche der beiden Parteien am Ende das Rennen bei der Adoption macht.“

Christina schaute Felix an und sagte: „Du hast vorher angeboten, dass du Peter und mir als Berater zur Seite stehen würdest, wenn ich mir das wünsche. Felix, verbleiben wir so, dass wir auf dich zukommen, wenn wir dich zur Unterstützung brauchen.“

Felix verabschiedete sich und ging mit dem mitgebrachten Stuhl zurück in sein Büro. Ich erklärte: „Wir brechen direkt nach dem Mittagessen in der Kantine auf und fahren zur Polizeidienststelle in Rosenheim. Selbst wenn bis dahin die Papiere, die Barbara beschaffen wollte, nicht vorliegen, reichen mir die vorliegenden Vollmachten von Bettina aus, um zusammen mit Christina die Sachen ihrer Mutter abzuholen.

Wir treffen uns um zwölf Uhr dreißig in der Kantine und nach dem Essen sind wir unterwegs. Ich werde mich gleich noch darum kümmern, dass wir einen der beiden Galaxy für die Fahrt nutzen können. Gibt es von euch noch Fragen oder sonstige Anregungen an mich, die wir jetzt noch direkt besprechen sollten?“

Marion schaute mich an und sagte: „Peter, könnten wir uns heute Abend mit dir und deiner Familie treffen und das Thema Adoption von Christina besprechen? Ich denke es ist auch im Sinne von Christina, wenn diese Frage möglichst kurzfristig geklärt wird, damit sie die erforderliche Sicherheit bekommt, wie ihr weiterer Lebensweg aussehen wird.

Dazu kommt, dass wir uns danach überlegen können, wie es bei uns weitergehen soll. Wenn Christina bei uns bleibt, stellt sich die Frage, bleiben wir in der jetzigen Wohnung oder nehmen wir dein Angebot an, im Sommer in eine größere Dienstwohnung umzuziehen.“

Stephan erklärte sofort: „Mama, was willst du das noch lange mit Peter und seiner Familie diskutieren und besprechen, Rafi und ich haben bereits eine Entscheidung getroffen. Wenn es nach uns beiden geht, wird Christina einfach unsere Schwester.

Wir beide haben kein Problem, wenn Rafi und ich uns ein Zimmer dauerhaft teilen sollen. Unser einziger Wunsch wäre, dass Raphaels Möbel in unser gemeinsames Zimmer kommen und entsprechend umgebaut wird. Christina bekommt entweder neue Möbel, oder sie bringt ihr bisheriges Kinderzimmer aus München mit. Einen Umzug in eine größere Wohnung muss aus unserer Sicht nicht unbedingt sein.

Wir überlegen seit heute morgen, ob Raphael und ich dauerhaft ein Matratzenlager in unserem Zimmer einrichten können. Dann gäbe es die Möglichkeit, dass auch einmal Freunde oder Mitschüler bei uns auf den Matratzen übernachten. Peter, dein Vorschlag gestern Abend, dass wir alle in einem Matratzenlager übernachten, war für mich die verrückteste und geilste Idee, die jemals von dir gekommen ist.“

Christina grinste und erklärte: „Peter, mir hat die Übernachtung im Matratzenlager auch sehr gut gefallen. Für mich war das Wichtigste, dass ich nicht allein in einem Raum geschlafen habe, vor allem nach dem Schock mit dem Unfalltod meiner Mutter. Ich möchte das in den nächsten Tagen noch fortsetzen, bis ich mich etwas mehr eingewöhnt habe oder mein Kinderzimmer aus München hier ist.“

Ich verkündete: „Okay, wir setzen uns heute Abend zusammen und klären das Thema Adoption von Christina. Sollte die Entscheidung auf Familie Habermüller treffen, sollten wir am Wochenende bereits alle persönlichen Sachen von Christina aus München holen, einschließlich ihrem Kinderzimmer, um ihr die Eingewöhnung zu erleichtern, was dann ebenfalls zu besprechen wäre.

Sollte die Entscheidung zu Thomas und meinen Gunsten ausfallen, wird eine der dringendsten Entscheidungen sein, wie schnell wir Christina bei uns in der Wohnung unterbringen können. Notfalls muss ich Felix und Dennis vorübergehend anderweitig unterbringen. Die Beiden ziehen im Sommer sowieso aus und wechseln in eine der neuen Wohnungen im Gutshof.“

Marion, Stephan, Raphael und Christina verabschiedeten sich und bestätigten noch einmal, dass wir uns gegen zwölf Uhr dreißig in der Kantine treffen werden. Nachdem ich wieder mit Kilian allein im Büro saß, wollte er etwas sagen. Ich bat ihn, mich kurz mit dem Münchner Immobilienbüro telefonieren zu lassen, weil ich die Kollegen von Bettina über ihren Unfalltod informieren müsse.

Ich wählte die Rufnummer von Dennis Vater und als er sich meldete, und mich fragte ob es in Sachen Umzug neue Erkenntnisse gebe, sagte ich. „Robert, in Sachen Umzug gibt es leider keine neuen Erkenntnisse. Ich habe die undankbare Aufgabe, euch eine schlechte Nachricht zu überbringen. Keine Panik, es geht dabei auch nicht um eure Arbeitsplätze.

Ich wurde gestern am späten Abend von der Rosenheimer Polizei darüber informiert, dass Bettina Binder, eure Kollegin, gestern am späten Nachmittag tödlich verunglückt ist. Man hatte in ihrem Fahrzeug Unterlagen über ihren Arbeitgeber gefunden. Nachdem in der Kürze der Zeit keine nahen Verwandten aufzufinden waren, haben sie sich an mich gewandt. Wenn ihr bei der Beerdigung von ihr Abschied nehmen wollt, werde ich euch noch mitteilen, wann und wo die Beerdigung stattfinden wird.“

Er unterbrach mich und sagte: „Bettina sollte doch heute im Krankenhaus wegen der dringenden Operation antreten. Was mich aber mehr interessiert, wie geht es ihrer Tochter Christina? Saß sie mit im Fahrzeug und ist sie ebenfalls tödlich verunglückt oder liegt sie vielleicht schwerverletzt in einem Krankenhaus? Peter, hat die Polizei dazu nichts gesagt? Soweit ich die letzten Tage mitgekommen habe, wollte Bettina gestern ihre Tochter irgendwo hinbringen, wo sie während ihres Krankenhaus- und Reha Aufenthalt gut versorgt wird.“

Ich erklärte: „Wegen Christina braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Sie saß nicht bei ihrer Mutter im Fahrzeug, als der Unfall geschah. Christina sollte die nächsten Wochen hier in Rosenheim zur Schule gehen und wurde in Zusammenarbeit mit den Jugendämtern von München und Rosenheim bei unserer Sozialarbeiterin Marion und ihrer Familie hier im Gutshof untergebracht. Bettinas Unfall geschah erst auf der Rückfahrt nach München.

Christina sollte sich in den nächsten Wochen bereits an den Gutshof und ihre neue Schule gewöhnen, in die sie ab September gehen sollte. Nach dem letzten Stand der Gespräche mit dem Jugendamt darf Christina dauerhaft in Rosenheim bleiben. Bettina hatte mir gestern Nachmittag ein Kuvert übergeben, dass ich nur öffnen sollte, sofern sie die Operation nicht überlebt oder dauerhaft nicht mehr in der Lage sein sollte, sich um Christina zu kümmern.

Heute Vormittag habe ich das Kuvert geöffnet, nachdem sich bei mir so langsam die Erkenntnis ausbreitete, dass zumindest der Fall eingetreten ist, dass Bettina nicht mehr in der Lage ist sich um Christina zu kümmern. Ich fand einige Dokumente und Anweisungen, wie ich in diesem Fall vorgehen soll, aber auch diverse Vollmachten die mich unter anderem als Vormund für Christina berufen, aber auch, dass ich in Bettinas Namen Entscheidungen treffen soll.

Ich fand jedoch keine Unterlagen, in welches Krankenhaus sie heute gehen sollte. Hat sie mit einem von euch darüber gesprochen, wo sie operiert werden sollte? Ich befürchte, dass die sich im Laufe des Tages darüber wundern, warum Frau Binder nicht erscheint.“

Robert meinte nur, dass er sich nicht daran erinnern kann, dass sie mit einer Kollegin oder einem Kollegen darüber gesprochen habe. Er würde mich aber anrufen oder anrufen lassen, wenn jemand nähere Hinweise dazu habe.

Ich meinte: „Dann kann ich nur noch darauf hoffen, dass ich heute Nachmittag auf der Polizeidienststelle einen Hinweis finde, wenn ich mit Christina die sichergestellten Sachen ihrer Mutter ausgehändigt bekomme.“

Wir verabschiedeten uns und er meinte noch, wenn ich in der nächsten halben Stunde nichts aus München hören würde, habe keiner im Münchner Büro Informationen, wo Bettina ins Krankenhaus hätte gehen wollen. Ich schaute Kilian an und meinte, dass er jetzt loslegen könne.

Kilian grinste und sagte: „Peter, würdest du mich auch mitnehmen zur Rosenheimer Polizeidienststelle oder hast du einen anderen Plan für mich am Nachmittag? Ihr könnt doch sicher noch einen kräftigen Mann brauchen, der euch beim Schleppen helfen kann. Mit dir mitzulaufen und zu erleben, was alles auf dich zukommt, ist faszinierend für mich. Die letzten Tage waren so interessant für mich. Ich hätte nie gedacht, dass bei dir tagtäglich so viel los sein kann. Schade, dass morgen voraussichtlich mein letzter Tag an deiner Seite sein wird, da ich ab Montag meine Ausbildung in der Bäckerei im Gutshof fortsetzen werde. Wobei, ich habe noch nichts von Florian gehört, ob die Bäckerinnung dem Wechsel der Ausbildungsstätte bereits zugestimmt hat.“

Ich schaute ihn an und lachte: „Deine letzte Frage können wir sofort klären, dazu brauchen wir Florian nur zu befragen. Dass die letzten Tage für dich alles andere als langweilig gewesen sein können, ist mir dabei nicht entgangen. Interessant zu hören, dass dir der gestrige Tag mit der Produktvorstellung doch noch positive Aspekte gezeigt hat.

Ich weiß nicht, ob ich dir schon gesagt habe, dass es nicht immer so turbulent zugeht. Du hast gerade wieder einmal eine der Phasen erwischt, in der hektische Tage und weitere nicht planbare oder unerwartete Ereignisse den Alltag bestimmen. Wobei ich dir erklären kann, dass bei mir die letzten Tage nicht unbedingt den Eindruck hinterlassen haben, dass ich wieder einmal einen der extremeren turbulenten Zeiträume erlebe. Da gab es schon schlimmere Zeitabschnitte in meinem Leben. Vor allem, wenn ich da an die erste Hälfte des Januars in diesem Jahr zurückdenke.

Normalerweise arbeiten am Freitag die meisten Mitarbeiter nur bis Mittag, deshalb bin ich davon ausgegangen, dass auch für dich gegen zwölf Uhr der Arbeitstag gelaufen ist. Wenn du uns begleiten und mithelfen willst, werde ich dich sicher nicht zurückweisen. In solchen Situationen, wie Umzug und Möbelaufbau, finden sich immer viele fleißige Helfer unter den Mitbewohnern im Gutshof, die mit anpacken.

Das beste Beispiel dafür war vor einigen Wochen der Sonntag, an dem mit über dreißig Helfern in den drei Wohnungen im IT-Gebäude die Möbel aufgebaut wurden. Am Abend waren alle drei Wohnungen so weit eingerichtet, dass die Bewohner von zwei Wohnung bereits am Montag eingezogen sind. In die dritte Wohnung zogen die beiden Mieter nur zwei Tage später ein.“

Ich stand auf, klopfte an die Verbindungstür zu Florians Büro und öffnete sie, auf seine Aufforderung. Ich schaute ihn an und fragte: „Florian, hast du von der Bäckerinnung schon etwas gehört, ob sie dem Wechsel Kilians zu uns als Auszubildenden zugestimmt haben.“

Florian stand auf, trat neben mich und blickte in mein Büro. Als der dort Kilian erblickte, erklärte er: „Ahnte ich es doch, dass du bei Peter sitzt und wissen willst, ob alles erledigt ist. Ich hatte die Unterlagen am Montag noch abgeschickt, die erst gestern mit der Post bei der Innung eingegangen sind. Da der Obermeister diese Woche in Urlaub ist, kann der Antrag erst Anfang nächster Woche endgültig bearbeitet und unterschrieben werden.

Die für den Vorgang zuständige Sachbearbeiterin hat mir gegenüber erklärt, dass aus ihrer Sicht keine Hinderungsgründe gegen den Wechsel sprechen und damit die Unterschrift nur reine Formsache sei. Sie meldet sich am Montag bei mir, wenn wir die unterschriebenen Unterlagen selbst oder durch einen Kurierdienst abholen lassen wollen. Da im Vertrag der ersten März als Vertragsbeginn eingetragen ist, kannst du sofort mit der Fortsetzung deiner Ausbildung in der Bäckerei im Gutshof starten.“

Ich bedankte mich bei Florian für die Informationen, setzt mich wieder zu Kilian und erklärte: „Damit bleibt es dabei. Wir treffen uns morgen früh um sechs Uhr und gehen miteinander in die Bäckerei. Dort stelle ich dich allen Kolleginnen und Kollegen vor. Ich übergebe dich der Leiterin der Backstube, die sich um deine Einkleidung kümmert und mit dir deinen Dienstplan bespricht.

Da du noch dem Jugendschutzgesetz unterliegst und noch nicht siebzehn Jahre alt bist, darfst du morgens erst ab fünf Uhr arbeiten. Nach deinem siebzehnten Geburtstag darfst du bereits ab vier Uhr morgens deine Arbeit beginnen. Wie mir meine Tochter mitgeteilt hat, sind sie gerade dabei, einige Arbeitsabläufe umzustellen, damit zukünftig die Nachtarbeit weiter eingeschränkt werden kann.

Wenn du heute Nachmittag zur Polizei mitkommen willst, kannst du dich uns gern anschließen und wie bereits gesagt, wenn du uns auch zum Helfen nach München begleiten willst, werden wir eine Mitfahrgelegenheit für dich finden.“

Der Vormittag war mit den verschiedensten Gesprächen so schnell vergangen. Als ich auf die Uhr blickte sah ich, dass es gleich zwölf Uhr ist. Petra kam zu uns ins Büro und erklärte, dass Barbara vor wenigen Minuten angerufen hat und erklärt hat, dass sie dir die nötigen Unterlagen per Mail weitergeleitet hat. Du kannst sie dir ausdrucken.

Ich sah im meinem Mailprogramm nach und öffnete die Mail, die Barbara übermittelt hatte. Ich öffnete den Anhang und las mir die Urkunde zur Bestellung als Vormund für Christina durch. Verwundert stellte ich fest, dass sich das Familiengericht auf die in der Anlage beigefügten Dokumente von Bettina bezog, die sich gewünscht hatte, dass ich als Vormund für ihr Tochter eingesetzt werde.

Ich rief Barbara an und wollte wissen, warum das Gericht Bezug nimmt auf die von mir übermittelten Unterlagen von Bettina. Sie wollte das doch auf der Basis der Entscheidung des Jugendamts durchziehen. Sie erklärte mir: „Peter, ich habe mit dem Familiengericht telefoniert und habe ihnen erklärt, dass Bettina dir gestern noch ein Kuvert übergeben hat, mit dem Vermerk, dass es nur geöffnet werden darf, wenn sie nicht mehr in der Lage sei sich um ihre Tochter zu kümmern.

Du hättest heute Morgen das Kuvert geöffnet, als dir bewusst wurde, dass der Fall eingetreten sei, dass sich Bettina nicht mehr um ihre Tochter kümmern kann. Ich hatte dich gebeten, mir die Unterlagen zu übermitteln und sie ans Gericht weitergeleitet, mit der Anmerkung, dass damit nur der Wunsch der Verstorbenen umgesetzt wird.

Die Richterin rief mich an, als man ihr die Unterlagen vorlegte und erklärte, dass ihre Entscheidung sich an den Wünschen der verstorbenen Mutter orientieren wird und sie das entsprechend in der Urkunde zum Ausdruck bringen wird. Ich denke, das geht so in Ordnung, da dort eindeutig darauf Bezug genommen wird, dass dich ihre verstorbene Mutter als Vormund haben möchte.“

Ich antwortete: „Jetzt habe ich nicht nur eine einfache Urkunde, die mich als Vormund für Christina ausweist. Daran hängt jetzt daran ein mehrseitiger Anhang, im dem alles aufgeführt ist, welche Wünsche Bettina hatte und die ich umsetzen soll. Ich kann nur hoffen, dass das nicht zu einem zeitlichen Fiasko wird, wenn ich die Urkunde irgendwo vorlege, weil jeder meint, er müsste alles nachlesen. Es hätte doch ausgereicht, wenn in der Urkunde vermerkt ist, dass der Vormund von Bettina Binder, Peter Maurer, durch die Mutter von Christina Binder vorgeschlagen und vom Gericht angenommen wurde.“

Barbara antwortete: „Peter, ich habe mir die Unterlagen nicht angeschaut. Ich habe sie bei uns nur abgelegt und das Mail direkt an dich weitergeleitet. Wie viele Seiten hat die ausgedruckte vollständige Urkunde?“

„Zehn Seiten hat das Dokument, mit allen Anlagen die beigefügt sind“, antwortet ich Barbara und erklärte weiter „das war das erste und letzte Mal, dass ich als Vormund auftrete. Das Prozedere ist als Pflege- oder Adoptivvater erheblicher einfacher. Einmal die Bescheinigung vorlegen und das wars, dann kannst du alles Notwendige für das Kind in die Wege leiten.

Barbara, haken wir das Thema Vormundschaft ganz schnell ab. Noch lange darüber zu diskutieren ändert nichts an der Tatsache, dass es einfachere Wege gibt, für ein Kind Verantwortung zu übernehmen. Ich würde sagen, auf in den Kampf mit den Behörden und Institutionen, die einem das Leben erschweren.“

Ich verabschiedete mich von Barbara und versprach ihr, sie auf dem Laufenden zu halten, wie es mit Christina und ihrer verstorbenen Mutter weitergeht. Nachdem ich aufgelegt hatte, meinte Kilian: „Peter ist das wirklich so viel komplizierter, wenn du als Vormund tätig wirst, im Vergleich zu der Tätigkeit als Pflege- oder Adoptivvater?“

Ich grinste und erklärte: „Normalerweise sollte es da keinen großen Unterschied geben. Genaugenommen haben alle drei den gleichen Zweck, nämlich Verantwortung für einen Minderjährigen oder eine Minderjährige zu übernehmen. Bei der Adoption ist es die Adoptionsbescheinigung, die dir die Rechte und Pflichten überträgt. Bei einem Pflegekind erhältst du die Pflegschaftsbescheinigung, und als Vormund wirst du vom Amtsgericht bestellt.

Der einzige gravierende Unterschied ist, dass du bei Adoption und Pflegschaft teilweise in Absprache mit dem Jugendamt handelst oder frei, wie die Eltern, entscheiden kannst. Bei der Vormundschaft bist du gegenüber dem Amtsgericht rechenschaftspflichtig. Du musst regelmäßig berichten, welche Entscheidungen du für und im Namen deines Mündels getroffen hast.

Dazu kommt, dass du die exakten Ausgaben und Einnahmen für das Mündel nachweisen musst. Ich denke, damit ist für dich verständlich erklärt, warum ich nie wieder Vormund für ein Kind oder Heranwachsenden werden will. Bei Christina war derzeit leider keine andere Lösung möglich, weil ich Marions Familie Vorrang bei der Entscheidung eingeräumt habe, Christina zu adoptieren. Ich wollte sie nicht zusätzlich mit der Arbeit belasten, die mit dem Tod der Mutter von Christina verbunden ist.

Wenn ich mir die Uhr so betrachte, sollten wir beide langsam in die Kantine gehen. Nicht dass Christina, Stephan und Raphael noch auf uns warten müssen. Ich werde gleich Petra informieren, dass ich nach dem Mittagessen mit euch direkt zur Polizeidienststelle fahre, um die Habseligkeiten von Bettina abzuholen.“

Ich schob die Bestellungsurkunde in eine Klarsicht-Mappe, die ich mitnehmen und vorlegen konnte. Petra erhielt die Information, dass ich am Nachmittag in Sachen Bettina Binder unterwegs sei, aber noch einmal ins Büro zurückkommen werde.

In der Kantine wurden wir bereits von den drei Habermüller-Kindern erwartet. Nach dem Mittagessen ging es mit dem Galaxy nach Rosenheim zu Polizeidienststelle. Wir mussten fast eine viertel Stunde warten, bis eine Mitarbeiterin sich mit dem Vorgang vertraut gemacht hatte und sich mit uns zusammensetzte. Die Kollegen, die gestern bei dem Einsatz dabei gewesen waren, haben heute einen freien Tag, wurde uns dazu erklärt.

Die persönlichen Dinge, wie Handtasche, Smartphone, Führerschein, Geldbörse und noch so einiges mehr, die im Fahrzeug aufgefunden wurden, lagen in einem Karton, der einem Umzugskarton ähnelte, zusammen mit einer Wolldecke, Getränkeflaschen leer und gefüllt, sowie zwei oder drei Einkauftaschen aus Stoff.

Ich beauftragte Christina, in der Handtasche ihrer Mutter nach einem Hinweis zu suchen, in welchem Krankenhaus sie zur Operation antreten sollte. Da sie dort keinen Hinweis fand, durchsuchte sie die Geldbörse ihrer Mutter. Es war zum Verzweifeln, dass wir nirgends ein Anzeichen fanden, in welchem Krankenhaus sie operiert werden sollte. Der letzte Versuch sollte das Smartphone sein, sofern wir es starten und öffnen konnten. Christina kannte Mutters Passwort, aber auch dort fanden wir im Kalender keinen Eintrag. Christina durchstöberte das Telefonverzeichnis und plötzlich erklärte sie, dass sie einen Eintrag vom Hausarzt gefunden hat, vielleicht könne der uns weiterhelfen.

Wir baten die Polizeibeamtin uns zu unterstützen, damit wir herausbekommen, im welchem Krankenhaus Bettina morgen unter das Messer kommen sollte. Sie wählte vom Diensttelefon aus die Nummer der Arztpraxis und bat höflich um Auskunft, für welches Krankenhaus sie für Bettina Binder eine Einweisung ausgestellt haben. Es dauerte einen Moment, bis wir mit dem Arzt verbunden wurden.

Nachdem die Polizistin noch einmal erklärte hatte, warum wir anrufen und weshalb seine Patientin den Termin im Krankenhaus nicht wahrnehmen kann, erklärte er uns, dass Bettina im Klinikum Großhadern operiert werden sollte. Er gab uns noch die Rufnummer, samt Durchwahl der Fachabteilung. Wir bedankten uns und erklärten, dass wir uns jetzt sofort darum kümmern, dass das Krankenhaus informiert wird.

Ich tippte an meinem Smartphone die Rufnummer des Krankenhauses ein und startete die Verbindungsaufnahme, streckte kurz meinen Daumen nach oben, um Christina zu zeigen, dass sie die Aufgabe perfekt gelöst habe. Als sich jemand meldete, berichtete ich, dass Frau Binder nicht mehr operiert werden kann, da sie gestern bei einem Unfall zu Tode gekommen ist.

Ich entschuldigte mich dafür, dass wir sie nicht eher informiert hatten, mir uns keiner sagen konnte, in welches Krankenhaus sie eingewiesen wurde. Erst vom Hausarzt erfuhren wir, dass sie heute, in ihrer Abteilung, wegen der OP aufgenommen werden sollte. Sie hatte sich scheinbar Notizen gemacht und die Akte der Patientin gezogen, denn sie erklärte mir, dass mein Name in der Akte hinterlegt sei, als Ansprechpartner, wenn es zu Komplikationen oder Problemen kommen sollte.

Sie meinte noch, sie hätten von unserer Seite mit uns Kontakt aufgenommen, wenn Frau Binder bis fünfzehn Uhr nicht eingetroffen wäre. Ich erklärte ihr, dass ich keine Ahnung davon hatte, dass sie mich als Ansprechpartner angegeben habe. Selbst Christina, ihre Tochter, wusste nichts davon. Sie bedankte sich für die Information und meinte noch, dann bekomme jetzt ein anderer Patient kurzfristig diesen OP-Termin.

Damit war zumindest der momentan dringendste Punkt erledigt. Wir erfuhren, wo der Bestatter den Leichnam von Bettina abholen konnte. Nur sollten wir vorher abklären, ob der Leichnam bereits freigegeben sei. Auf dem Rückweg zum Auto fragte ich Christina, ob wir uns anschließend noch zusammensetzen können und die ersten Vorentscheidungen zur Beerdigung ihrer Mutter besprechen könnten. Wie nicht anders zu erwarten, wollten zumindest die beiden Jungs von Marion bei diesem Gespräch mit dabei sein.

Ich meldete mich bei Petra zurück, die Entwarnung gab und erklärte, dass der Nachmittag bisher ruhig verlaufen sei. Wir setzten uns in mein Büro in die Besprechungsecke, nachdem ich mich von Kilian verabschiedet hatte, mit dem Hinweis, er solle morgen früh bereits um kurz vor sechs Uhr im Flur vor meinem Büro auf mich warten.

Ich erklärte: „Christina, die wichtigste Frage, die wir zuerst klären sollten, ist der Punkt, wo deine Mutter beerdigt werden soll. Ich würde vorschlagen, deine Mutter entweder in Rosenheim oder sogar in unserem kleinen Dorffriedhof zu beerdigen. Damit hast du die Gelegenheit, jederzeit und ohne großen Aufwand ihre letzte Ruhestätte besuchen zu können.

Ich weiß, ich habe von einem möglichen Grab in München oder anderswo gesprochen. Aber mir wurde inzwischen bewusst, dass das keine praktikable Lösung für dich sein kann. Sollte in den Unterlagen ein Grab in München auftauchen, klären wir gemeinsam ab, was damit geschehen soll. Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es notwendig wird.

Ich habe noch einen weiteren Punkt, über den wir uns Gedanken machen müssen. Wen müssen wir informieren, dass deine Mutter verstorben ist und wen sollen oder dürfen wir zur Beerdigung einladen. Gibt es Verwandte oder Freunde, die wir berücksichtigen müssen?

Das ist ein Punkt, den wir vermutlich erst dann endgültig klären können, wenn wir eurer Wohnung einen Besuch abgestattet haben. Du kannst vorher gern in Mamas Smartphone das Telefonverzeichnis durchwühlen. Vielleicht stolperst du über den einen oder anderen Eintrag, der dafür infrage kommen könnte.“

Christina überlegte kurz bevor sie versuchte zu antworteten: „Peter, ich habe ein ganz anderes Problem. Darf ich überhaupt noch Peter zu dir sagen oder erwartest du als mein Vormund, dass ich dich ab sofort als Herr Maurer anreden soll?“

Sie konnte nicht einmal weitersprechen, so schnell reagierte Raphael und sagte: „Christina, logisch bleibt es bei Peter. Er wird von allen, die am Gutshof wohnen, nur als Peter angesprochen.“

Er fing zu grinsen an und schob hinterher: „Überleg dir einmal, wie würdest du ihn ansprechen, wenn du mit deiner Mutter zum Gutshof umgezogen wärest, oder jetzt bereits feststünde, dass du von Peter und Thomas adoptiert wirst. Ich denke, da würde die Anrede Herr Maurer überhaupt nicht passen und dass du die beiden sofort mit Papa anreden würdest, kann ich mir nicht vorstellen.“

Ich hatte vorgehabt etwas zu sagen, beschloss aber abzuwarten, wie sie auf Raphaels Aussage reagieren würde. Dass sie einen Kampf mit sich führte, war eindeutig erkennbar. Sie sagte: „Raphael, ich denke du siehst das völlig richtig. Herr Maurer passt wirklich nicht. Ich kann mir aber auch noch nicht vorstellen, dass ich zu den beiden Papa sagen würde. Selbst bei euren Eltern weiß ich nicht, wie ich mich zu verhalten habe.“

Ich erwiderte: „Christina, unsere beiden Jungs haben nach der Adoption damit angefangen, uns Papa und Papi zu nennen, sie sagen trotzdem immer noch auch Peter und Thomas zu uns, vor allem in der Öffentlichkeit. Das wird sich vermutlich nie ändern, selbst wenn die beiden Jungs erwachsen sein werden.

Vermutlich wirst du dich daran gewöhnen, Marion und Jens als Mama und Papa anzusprechen, wenn du von Stephan und Raphael, tagein, tagaus, nicht anderes zu hören bekommst. Ich gehe dennoch davon aus, dass du Marion und Jens ebenfalls mit ihren Vornamen ansprechen kannst. Einfach abwarten, wie sich das im Laufe der nächsten Wochen und Monate entwickelt.

Ich bitte dich darum, mich weiterhin mit Peter anzureden, so wie es bei allen Mitbewohnern und Mitarbeitern gehandhabt wird, die im Gutshof leben. Vermutlich würde ich auf die Anrede Herr Maurer gar nicht reagieren, wenn keine fremden Personen in der Nähe sind.“

Christina lachte und erklärte: „Peter, wenn du auf die Anrede Herr Maurer überhaupt nicht reagieren würdest, könnte man es dir als Unhöflichkeit auslegen, was ich mir von dir nicht vorstellen kann. Vermutlich wird zutreffen, dass ich eines Tages zu Marion und Jens, Mama und Papa sage, vor allem wenn ich von meinen beiden Brüdern nichts anderes zu hören bekomme.

Jetzt aber zu deinem Vorschlag, auf den ich bisher nicht geantwortet habe. Ich bin auch der Meinung, dass Mama hier in der Nähe begraben wird. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich mit meiner Mutter in den letzten Jahren irgendwo auf einem Friedhof ein Grab besucht habe. Deswegen bin ich der festen Überzeugung, dass wir keinen Fehler machen können.

Ich werde mir heute Abend noch einmal Mamas Telefonbuch anschauen und aufschreiben, wer eventuell in diese Kategorie fallen könnte. Morgen schauen wir beide in diese Liste und besprechen gemeinsam, wen wir informieren wollen oder sollen. Zur Beerdigung sollten wir auf alle Fälle ihre Kolleginnen und Kollegen vom Münchner Büro einladen.

Peter, hast du bei Mamas Sachen ein Ladegerät oder das Ladekabel für ihr Smartphone gesehen? Nicht dass am Ende der Akku leer ist und ich nicht im Telefonbuch nachschauen kann.“

Ich schaute Stephan und Raphael an, die nur den Kopf schüttelten. Den beiden Jungs war zumindest nichts aufgefallen, was wie ein Ladegerät oder ein Ladekabel ausgesehen hat. Ich erklärte: „Bewusst aufgefallen ist es mir nicht. Wir können noch einmal in der Kiste nachschauen und hoffen, dass es dabei ist. Kannst du dich erinnern, wie der Stecker ausgesehen hat? Dann kann ich in unserer IT-Abteilung nachsehen lassen, ob sie ein passendes Kabel auf Lager haben.“

Sie drückte mir das Smartphone ihrer Mutter in die Hand und ich schaute es mir etwas genauer an. Ich fand eine kleine, fast ovale USB-Buchse, die ich als die standardisierte Ladebuchse der Europäischen Union identifizierte. Ich rief in der IT an und fragte Marcus, ob sie ein nicht benötigtes USB-C-Kabel und ein USB-Ladegerät für ein Smartphone in ihrem Bestand hätten. Dazu erklärte ich ihm, dass wir das Ladegerät benötigen, da wir nicht nachvollziehen können, wo sich das Ladeequipment von Bettina Binder befindet.

Marcus sagte: „Peter, ich suche mir die zwei Teile zusammen und komme dann in dein Büro. Dann werden wir sofort sehen, ob du richtig vermutet hast. Wenn nicht, kann ich dir zumindest sagen, ob wir was passendes auf Lager haben oder extra bestellen müssen.“

Nur fünf Minuten später betrat er mein Büro und forderte das Smartphone, für das wir die Stromversorgung benötigten. Ich schob ihm das Smartphone zu und er fing zu grinsen an, bevor er meinte: „Peter, das Gerät wird eindeutig mit einem von der Europäischen Union gefordertem Ladegerät aufgeladen. Hallo Stephan und Raphael, wessen Freundin habt ihr zwischen euch sitzen?“

Raphael erwiderte: „Sie ist weder meine Freundin, aber auch nicht von Stephan. Wenn du es genau wissen willst, Christina wird unsere Schwester, wenn über die Adoption entschieden wurde. Christinas Mutter ist gestern tödlich verunglückt. Peter hat dir doch erklärt, dass wir für das Smartphone ihrer Mutter dieses Ladekabel brauchen.

Ihre Mutter hätte heute in München ins Krankenhaus gehen müssen zu einer Operation mit anschließender mehrwöchiger Reha. Deswegen war sie gestern hier und hat ihr Tochter zu uns gebracht. Weil sie in dieser Zeit von Mama und Papa betreut und gleichzeitig einen ersten Vorgeschmack bekommen sollte, wie es sich hier lebt, weil sie im Sommer von München zu uns umziehen.

Heute Abend fällt hoffentlich endgültig die Entscheidung, ob wir als Familie Christina adoptieren und ob wir in der bisherigen Wohnung verbleiben oder im Sommer in eine größere Wohnung in den neuen Wohnhäusern umziehen. Stephan und ich haben für uns schon eine Entscheidung getroffen. Wir wollen Christina als unsere Schwester aufnehmen und unseretwegen bräuchten wir nicht umzuziehen, da wir Jungs uns zukünftig ein Zimmer teilen wollen.“

Marcus schaute erst mich an, dann zu Raphael und erklärte: „Junger Mann, alle Achtung, ich bewundere euch, weil ihr Christina vorbehaltlos als eure Schwester in die Familie aufnehmen und dafür auf einen gewissen Luxus verzichten wollt. Ich frage mich nur, ist Christina genauso euphorisch wie ihr? Habt ihr sie gefragt, ob sie bei euch bleiben oder ob sie anderweitig untergebracht werden will?“

Sowohl Marcus als auch Raphael und Stephan blickten zu Christina, die meinte: „Direkt gefragt hat mich bisher keiner. Aber warum sollte ich nicht hierbleiben wollen? Meine Mama kommt nicht wieder. Omas und Opas gibt es nicht mehr. Andere Verwandte kenne ich nicht. Ich habe noch das Angebot von Peter und Thomas, dass sie mich adoptieren, wenn Familie Habermüller sich nicht darauf einigen kann, mich zu adoptieren.

Mama hat Peter gebeten, mich in einer Familie im Gutshof unterzubringen, wenn sie nicht mehr in der Lage sein sollte, sich um mich zu kümmern. Mit der Adoption von Familie Habermüller oder von Thomas und ihm hält er sich genau an die Wünsche, die meine Mutter geäußert hat. Für mich ist Mamas Wunsch genauso verbindlich, so wie Peter das für sich sieht.

Ich bin jetzt erst rund vierundzwanzig Stunden am Gutshof. Aber meine ersten Eindrücke, die ich sammeln konnte, waren allesamt nur positiv. Die beiden Jungs haben mich freundlich aufgenommen, obwohl ein dauerhafter Verbleib in der Familie für sie mit erheblichen Nachteilen verbunden ist. Marion und Jens kümmern sich und trösten mich. Auch die anderen Jungs, die ich bis jetzt kennenlernen durfte, haben sich über meine Anwesenheit am Gutshof gefreut und mir ihre Hilfe angeboten.“

Marcus lächelte sie an und sagte: „Hast du bereits einen eigenen Computer und ein eigenes Smartphone? Wenn nein, dann bekommst du von der IT-Abteilung, als Mitbewohnerin des Gutshofes ein Notebook, dass du für die Schule und zu privaten Zwecken nutzen kannst. Smartphone gibt es auch. Wobei, wenn du eines besitzt, müssen wir klären, ob du dein altes noch behalten willst, oder ein neues bekommst.

Der einzige Nachteil bei deinem bisherigen Smartphone ist, dass du damit nur ins Gäste-WLAN kommst, ins Gutshofs WLAN dürfen sich nur Geräte einloggen, die durch die IT-Abteilung zusätzlich vor Virenbefall gesichert sind. Peter, ist doch okay, dass wir für Christina ein Notebook vorbereiten? Was du mit dem Notebook alles machen kannst, können dir Stephan und Raphael erklären. Sie haben jeder ein eigenes Notebook, das von Jens und Marion für sie geordert wurde.

Spätestens morgen bekommst du dein Notebook und auch das neue Smartphone, wenn du auf ein Gutshof-Smartphone wechseln willst oder bisher keines besitzt. Was mit dem Smartphone deiner Mutter geschehen soll, müssen wir demnächst entscheiden!“

Ich erwiderte Marcus: „Notebook und Smartphone gehen in Ordnung. Belastet die anfallenden Kosten der Stiftung, die in diesem Fall die Kosten für Christina tragen wird. Da ich bisher kein Smartphone bei Christina gesehen habe, gehe ich davon aus, dass sie auch keines besitzt.

Marcus, kann die Übergabe der beiden Geräte an Christina von Noah übernommen werden? Mich würde dabei interessieren, wie die beiden aufeinander reagieren. Vor allem, nachdem Noah bei ihm noch fremden Personen inzwischen erheblich lockerer reagiert.“

Marcus versprach mir, Noah mit der Aufgabe zu betrauen und bat mich, zumindest in der Nähe zu sein, wenn Noah das Notebook und das Smartphone an Christina übergibt. Ich versprach ihm, zumindest in der Nähe zu sein, sonst könnte ja auch ich keinen Blick auf Noahs Reaktion werfen. Er verabschiedete sich wieder und ging zurück ins IT-Gebäude.

Am Abend kam, wie angekündigt, Familie Habermüller mit ihren beiden Söhnen und ihrem Pflegekind Christina zu uns. Wir setzten uns ins Esszimmer, da unsere beiden Adoptivsöhne mitdiskutieren wollten. Als alle mit Getränken versorgt waren, fragte ich: „Habt ihr bereits eine Entscheidung getroffen oder seid ihr noch in der Entscheidungsfindung?“

Jens meinte: „Peter, dass kannst du jetzt auslegen, wie du willst. Wir wollen Christina dauerhaft in der Familie behalten, darüber sind wir uns im Grundsatz einig. Nur der Weg dazu und wo wir gemeinsam wohnen wollen, darüber herrscht bisher keine Einigkeit.“

Ich lachte und meinte: „Sehr gut für mich und Thomas, wenn ihr euch nicht einigen könnt. Könntet ihr uns wenigstens erklären, wo die großen Differenzen in euren Verhandlungen liegen? Gibt es Unterschiede bei der Frage Adoption oder Pflegschaft, oder liegt die Schwierigkeit eher darin, dass ihr kein Einvernehmen bei der Frage erzielt, ob ihr in der bisherigen Wohnung verbleiben oder in eine größere Wohnung umziehen wollt. Letzteres sollte zumindest nicht an der finanziellen Seite scheitern, das kann ich euch zusichern.“

Marion erklärte: „Wenn es nach Jens geht, sollten wir Christina erst einmal als Pflegekind aufnehmen und, in einem halben Jahr, eine Entscheidung über eine Adoption treffen. Er versteht nicht, warum wir uns sofort dafür entscheiden müssen, weil ansonsten du und Thomas Christina mit sofortiger Wirkung adoptieren würdet. Dazu kommt, dass Jens und ich für eine größere Wohnung plädieren, die bis zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt wären.

Unsere beiden Jungs sind für eine sofortige Adoption und stehen auf dem Standpunkt, dass wir deswegen nicht extra in eine andere Wohnung umziehen müssten. Die Fakten sind dir bereits bekannt, seit unseren Gesprächen am Vormittag. Christina hat sich inzwischen dahingehend geäußert, dass sie sich neutral verhalten will und ihre Meinung nicht in die Abstimmung einfließen soll.“

Ich sagte: „Jens, ich kann dir ganz einfach erklären, warum Thomas und ich Christina sofort adoptieren würden. Ihre Mutter, eine Mitarbeiterin in der Immobilienverwaltung in München, hat mir gestern ein Kuvert übergeben, dass ich nur öffnen darf, wenn sie nicht mehr in der Lage ist sich um ihre Tochter zu kümmern. Sie ging dabei eher davon aus, dass bei der schwierigen Operation etwas schiefgehen kann.

Gestern Abend, bei unseren Gesprächen, war mir noch nicht so bewusst, dass genau dieser Punkt eingetreten ist. Da auch ich davon ausgegangen bin, dass sich die Unterlagen auf die Auswirkungen der Operation beziehen. Erst heute Morgen überriss ich, dass damit auch jeglicher dauerhafte Ausfall von Bettina gemeint sein kann. Bettina hat in diesen Unterlagen klare Anweisungen gegeben, wie ich vorgehen soll.

Im Falle ihres Ablebens soll Christina dauerhaft als adoptiertes Kind bei einer Familie unterkommen, die im Gutshof lebt. Damit ist die Auswahl derzeit nicht besonders groß. Ich habe mit Barbara vereinbart, dass ich euch das Vorrecht der Entscheidung einräume, Christina zu adoptieren, da ihr euch bereiterklärt habt, Christina für die Zeit der Behandlung bei euch aufzunehmen und für sie zu sorgen. Bei eurem Verzicht werden Thomas und ich sofort den Antrag stellen, dass wir beide Christina adoptieren werden.

Dem Jugendamt und dem Familiengericht liegen inzwischen in Kopie sämtliche Wünsche von Bettina für ihre Tochter vor. Das war mit ein Grund, warum ich vorläufig zum Vormund für Christina bestellt wurde. Zum einen, um die Frage der Adoption zu klären, aber auch, damit ich mich um alle notwendigen Dinge kümmere, die mit dem Tod von Bettina notwendig werden. Dazu gehört die Beerdigung, die Auflösung der bestehenden Wohnung, Klärung der Erbschaftsfrage, um damit mal einige Punkte anzusprechen.“

Marion ergänzte: „Jens, selbst wenn wir jetzt bei einer Abstimmung sofort die Adoption beschließen, wird es einige Monate dauern, bis der Vorgang abgeschlossen wird. Wir sind beim Jugendamt bisher weder als mögliche Adoptiveltern registriert, noch haben wir ein entsprechendes Prüfungsverfahren durchlaufen. Ich verstehe Peter, der im Grunde genommen nur interessiert daran ist, für Christina langfristige Sicherheit zu schaffen.

Alles andere, dazu gehört die Frage der Wohnung, sind dabei nicht erste Priorität. Denk daran, dass die Wohnungen erst im Spätsommer fertiggestellt werden, dass wir noch reichlich Zeit haben, uns das zu überlegen. Außerdem hindert uns keiner daran, sofort unser Interesse für eine der Fünf-Zimmer-Wohnungen anzumelden. Eine finale Zusage oder Absage können wir noch in den nächsten Monaten treffen.“

Ich ergänzte: „Selbst wenn ihr jetzt für die Adoption optiert, besteht immer noch die Möglichkeit von der Option zurückzutreten. Für Christina spielt das eigentlich keine so große Rolle, da sie auf alle Fälle meine Zusage hat, dass Thomas und ich sie adoptieren und sie damit dauerhaft im Gutshof leben wird, so wie es sich ihre Mutter für sie erhofft hat.

Sicher wäre es für Christina einfacher, wenn von Anfang an bereits feststeht, bei welcher der beiden Familien sie die Jahre bis zu ihrer Volljährigkeit und dem Abschluss einer Ausbildung erleben wird. Christina, ich möchte von dir wissen, ob es aus deiner Sicht eine sehr große Enttäuschung wäre, wenn Familie Habermüller jetzt für deine Adoption optieren und du später doch von Thomas und mir angenommen wirst?“

Christina blickte zwischen Familie Habermüller und unseren beiden Jungs, sowie Thomas und mir, hin und her, so dass Stephan die Gelegenheit nutzte und erklärte: „Auch wenn Christina uns gleich erklären wird, dass das für sie keine Rolle spielen würde, sehe ich ihr an, dass es für sie eine große Enttäuschung sein wird.

Wenn ich in ihrer Lage stecken würde, ich wäre definitiv schwer enttäuscht, wenn mir erklärt wird, dass ich in eine Familie aufgenommen werde und das irgendwann doch in einer Absage mündet. Sicher gibt es die Zusage von Peter, der Christina adoptieren will, aber wenn Peter zu diesem Zeitpunkt keine Entscheidung mehr treffen kann, was dann? Fühlt sich Thomas an die Aussage von Peter gebunden oder nutzt er die Gelegenheit und sagt ebenfalls ab?“

Thomas grinste und erklärte: „Stephan, deine Befürchtung kann ich entkräften, sicher bleibt es bei der Zusage zur Adoption, allein schon deswegen, weil mir sonst vier Personen gewaltig auf die Füße treten würden. Du brauchst nur David und Tobias anzuschauen. In ihren Gesichtern kannst du eindeutig erkennen, was sie von einem Alleingang von mir halten.“

Christina sagte: „Stephan, sicher wäre ich exorbitant unzufrieden, wenn ihr zuerst sagt, ich werde Teil eurer Familie und zu einem späteren Zeitpunkt überlegt ihr es euch anders. Peter sieht das schon richtig. Nicht zu wissen wie es langfristig aussieht, ist auch kein glücklicher Zustand. Ich würde mich freuen, wenn ich dauerhaft bei euch bleiben könnte, bin aber nicht sauer, wenn ihr euch von vorneherein gegen mich entscheidet.

Es wurden noch einige Minuten lang mit allen möglichen und unmöglichen Begründungen argumentiert bis Jens verkündete: „Um das Thema endlich abzuhaken. Da meine Frau und meine beiden Söhne schon vorher für die Aufnahme von Christina in unsere Familie plädiert haben lege ich jetzt fest, dass wir einstimmig dafür sind Christina in unsere Familie aufzunehmen und dass wir sie adoptieren. Christina, ich hoffe, dass du damit die nötige langfristige Sicherheit hast.

Über das Thema, größere Wohnung oder nicht, brauchen wir heute keine Entscheidung zu treffen. Marion, du kümmerst dich nur darum, dass wir für eine der neuen Fünf-Zimmer-Wohnung vorgemerkt werden. In einigen Wochen, wenn sich unser Zusammenleben bereits etwas eingespielt hat, setzen wir uns als Familie erneut zusammen und klären die Wohnungsfrage.“

Nachdem jetzt zumindest feststand, dass Christina von Marion und Jens Habermüller und deren beiden Söhnen adoptiert wird und die Frage nach einer größeren Wohnung erst in ein paar Wochen geklärt wird, verabschiedeten sich die vier Habermüllers und gingen zusammen mit Christina zurück in ihre Wohnung im Dachgeschoss des Jugendhotels.

Tobias sagte: „Schade, dass doch noch eine Einigung bei den Habermüllers zustande kam und wir Christina nicht aufnehmen können. Immerhin bleibt sie uns im Gutshof erhalten und kommt nicht in ein Heim in Rosenheim oder womöglich noch weiter entfernt unter.“

Ich schaute auf die Uhr und erklärte: „Leute, für mich ist für heute Schicht im Schacht. Ich muss morgen früh kurz nach fünf Uhr dreißig im Büro sein, da ich mit Kilian spätestens um sechs Uhr morgens in der Bäckerei sein sollte. Er hat morgen früh seinen ersten Ausbildungstag in unserer Hofbäckerei und ich habe mit ihm vereinbart, dass ich ihn am ersten Tag in die Bäckerei begleite und ihn dort der Mannschaft vorstellen werde.

David und Tobias, ihr denkt bitte daran, dass wir morgen Mittag eventuell, am Samstag aber definitiv, gemeinsam mit Christina nach München fahren. Morgen geht es in erster Linie um wichtige Dokumente und am Samstag werden wir vermutlich ihr Kinderzimmer aus der bisherigen Wohnung mitnehmen.

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