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Regenbogenfamilie

Teil 33 - Gemüsegärtnerei Winter

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Wie jeden Morgen in den letzten Jahren bin ich zusammen mit Thomas kurz nach sechs Uhr morgens aufgestanden, obwohl ich ab sofort nicht mehr so früh aufstehen musste. Während Thomas ins Bad ging, führte mich mein erster Weg in die Küche, wo ich für uns frischen Kaffee kochte und das Früh­stück vorbereitete.

Im Esszimmer deckte ich nur für uns beide, da die Jungs vermutlich nicht vor neun oder zehn Uhr zum Frühstück erscheinen. Dafür konnte ich den Tisch später noch eindecken, wenn Thomas längst aus dem Haus war. Aus der Küche holte ich alles, was wir zum gemeinsamen Frühstück benötigten. Zuletzt ging ich mit dem frisch gebrühten Kaffee, den ich in eine Thermoskanne umgefüllt hatte, ins Esszimmer und setzt mich bereits an den Tisch.

Ich hatte mich kaum hingesetzt, da hört ich Thomas in der Küche. Da er mich dort nicht mehr vorfand, kam er direkt ins Esszimmer und meinte: „Ungewohnt für mich, normalerweise brühst du zwar den Kaffee, aber den Rest habe ich immer übernommen, da du nach mir ins Bad bist und dich rasiert und geduscht hast, während ich bereits den Tisch gedeckt habe. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen, dass das ab sofort nicht mehr so abläuft jeden Morgen.“

„Bist du dir da so sicher?“, fragte ich ihn und klärte gleich auf: „Es wird Tage geben, wo ich gleichzeitig mit dir aus dem Haus muss, um Termine wahrzunehmen, dann werden wir alles so handhaben wie in den vergangenen Jahren.

Denk einmal daran, wenn ich in wenigen Wochen für ein paar Tage nach Mallorca fliege, um dort alles zu regeln, bist du auf dich gestellt und alles bleibt morgens an dir hängen, außer Marcus und Philipp müssen ebenfalls so früh aus dem Haus.“

Er grinste, während er sich zu mir an den Tisch setzte, und antwortete mir: „Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht, ich bin eher der Meinung gewesen, dass das jetzt immer so ablaufen wird. Schade, daran hätte ich mich glatt gewöhnen können, wenn ich von dir jeden Morgen so verwöhnt werde.“

Dazu sagte ich vorsichtshalber nichts mehr, er hatte in gewisser Weise schon richtig vermutet, dass das für die nächste Zeit unser morgendliches Ritual sein könnte. Das würde sich erst wieder ändern, wenn wir ins Gutshaus umgezogen wären, aber noch wohnten wir hier und so lange würde es auch so sein, abgesehen von Unterbrechungen.

Während des Frühstücks sprachen wir weniger, abgesehen davon, dass Thomas wissen wollte, was ich für mich für den heu­tigen Tag geplant hätte. Ich erklärte ihm, dass ich für heute noch keine festen Pläne habe, ich wollte erst das Ergebnis von Manuels Gespräch mit seinen Eltern abwarten und mich danach endgültig entscheiden.

Eines hatte ich mir jedoch fest vorgenommen, meinen neuen Laptop in Betrieb zu nehmen und mich von Marcus in die Struktur unseres zukünftigen NAS-Systems einweisen zu lassen, was ich Thomas kurz sagte. Vielleicht könnten mir die beiden auch schon Vorschläge für die zukünftige Buchhaltung des Gutshofes machen, die ich mit den beiden diskutieren würde. Hier muss ich schnellstens eine Entscheidung treffen, ich will nicht erst in einigen Monaten alles nacharbeiten müssen, wenn die Steuerklärung fällig wird.

Inzwischen war es bereits kurz vor sieben Uhr und Thomas sollte sich so langsam auf den Weg machen, um rechtzeitig in der Firma zu sein. Ich blieb am Tisch sitzen, während er im Flur seine Hausschuhe gegen die Straßenschuhe tauschte und in sein Jackett schlüpfte. Er kam noch einmal kurz ins Esszimmer, verabschiedete sich bis heute Abend und war gerade dabei mich zu küssen, als unser Telefon klingelte.

Ich löste mich von Thomas und schnappte mir das nächstgelegene Mobilteil unserer Telefonanlage und meldete mich. Wie ich schon fast vermutetet hatte, war Manuel am anderen Ende der Leitung und erzählte mir, dass er gerade dabei sei, seine Sporttasche mit dem Nötigsten zu packen und spätestens in einer halben Stunde bei mir sein würde, um alles Weitere mit mir zu besprechen.

Was mir auffiel, war die Art und Weise, wie er alles so ruhig und gelassen erzählte, nicht aufgeregt oder gar unglücklich. Ich war überrascht und deutete das für mich so, dass bei dem Gespräch zwar nicht alles so abgelaufen war, wie wir uns das erhofft hatten, er aber scheinbar mit dem Ergebnis mehr als zufrieden war. Wir verabschiedeten uns bis nachher und ich legte auf.

In diesem Moment tauchten unsere vier Jungs auf und schauten mich fragend an. Bevor ich etwas sagen konnte, meinte Philipp: „Deinem Gesicht nach würde ich behaupten, dass bei Manuel nicht der Optimalfall eingetreten ist.“

Ich grinste ihn an und erklärte: „Schlaumeier, ich wusste schon immer, dass mein Sohn intelligent sein kann, aber dass du jetzt schon aus meinem Gesicht meine Laune oder Stimmung ablesen kannst, ist mir trotzdem neu. Ja, du vermutest richtig und er wird in spätestens dreißig Minuten hier sein. Wir sollten zusehen, dass wir bis dahin nicht mehr im Bademantel oder unbekleidet durchs Haus laufen, was soll Manuel von uns denken, wenn wir ihn so empfangen“, und grinste die Jungs dabei an.

Thomas, der immer noch neben mir stand, sah sich die Jungs genauer an und meinte, an Marcus und Philipp gerichtet: „Stimmt, ihr beiden seht so aus, als wenn ihr gleich über ihn herfallen wollt, wenn er ins Haus kommt. Eure Neugier war scheinbar so groß, dass ihr euch nicht einmal Shorts oder eine Jogginghose übergezogen habt.“

Die beiden schauten sich von oben bis unten an und merkten erst in diesem Moment, dass sie in ihrer Neugier nackt vor uns standen. Man konnte erkennen, dass beide rot wurden und unisono erklärten, dass sie schon wieder weg seien, um sich anzuziehen.

Thomas legte gleich noch einen obendrauf und meinte: „Ihn würde es nicht stören, wenn sie so im Haus herumlaufen würden, der Anblick gefällt ihm sogar. Vielleicht könnt ihr am kommenden Wochenende uns allen in diesem Aufzug das Frühstück ans Bett bringen.“

Jonas und Tim fingen zu lachen an und Jonas erklärte dazu, sie hätten auch nichts dagegen, wenn ihnen auf diese Art und Weise ihr Frühstück ans Bett serviert werden würde. Nur ob es dann ausschließlich bei dem Frühstück bleiben würde, dafür könne er keine Garantie abgeben, wenn zwei so hübsche Kerle, als Frühstück zum Ver­naschen, vor ihm und Tim stehen würden.

Ich beobachtete genau, wie Marcus und Philipp sich während Jonas‘ Ausführungen ansahen, und konnte erkennen, da war noch nicht das letzte Wort gesprochen. Dazu würden sich die beiden noch etwas einfallen lassen. Thomas meinte, es wäre jetzt wirklich an der Zeit zu verschwinden, und küsste mich noch einmal und verschwand aus dem Haus.

Ich ging mit den Jungs nach oben und verschwand als erster im Bad. Noch während ich mich rasierte, schaute Jonas ins Bad und meinte, Philipp und Marcus seien nach unten, sie würden für alle das Frühstück herrichten und danach im Bad verschwinden. Er fragte, ob ich ein Problem hätte, wenn er und Tim jetzt gleich zu mir ins Bad kommen, damit alle rechtzeitig fertig sind. Ich hatte die beiden noch nie nackt gesehen, aber im Grunde gibt es dort auch nicht mehr als bei mir und Thomas oder Philipp und Marcus. Ich erklärte ihm, dass sie gerne ins Bad kommen könnten, ich würde gleich in die Dusche verschwinden.

Was ich jedoch nicht erwartet hätte, Jonas öffnete sofort die Tür vollständig und die beiden kamen direkt zu mir ins Bad. Ich schaute die beiden etwas verdutzt an, damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet. Ich schlüpfte in die Dusche und überließ ihnen die beiden Waschbecken zum Zähneputzen und Rasieren, sofern das überhaupt nötig war.

Als ich aus der Dusche kam, standen bereits Marcus und Philipp an der Tür und wollten ebenfalls so schnell wie möglich ins Bad. Deshalb trocknete ich mich kurz ab und ging ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen. Ich war bereits auf dem Weg nach unten, als Jonas und Tim vom Bad ins Gästezimmer gingen, um sich ebenfalls fertig zu machen.

Philipp und Marcus hatten unten ganze Arbeit geleistet, der Tisch war für sechs Personen gedeckt und in der Küche schien die Kaffeemaschine auch schon fertig zu sein mit einer weiteren Kanne Kaffee. Ich setzte mich ins Ess­zimmer und wartete sowohl auf die Jungs als auch auf Manuel, der in Kürze eintreffen würde.

Während ich noch überlegte, was dieser Tag so alles mit sich bringen könnte, hörte ich Jonas und Tim, die von oben auf dem Weg nach unten waren. Sie mussten gerade unten ankommen sein, als die Haustürglocke läutete und Manuel ankündigte. Jonas rief nur, dass ich mich nicht bemühen soll, er würde die Tür öffnen und Manuel hereinlassen.

Nur kurze Zeit später standen sie mit Manuel im Esszimmer, ich begrüßte Manuel sofort und meinte: „Ich hatte für dich gehofft, dass wir uns nicht so schnell wiedersehen würden, aber befürchtet, dass es so kommen würde.“ Sie setzten sich zu mir an den Tisch und wir warteten noch auf Marcus und Philipp.

Es dauerte auch nicht lange, bis die beiden zu uns stießen und sich zu uns setzten. Manuel meinte, er hätte heute Morgen schon gefrühstückt, aber gegen eine Tasse Kaffee hätte er trotzdem nichts einzuwenden. Während die vier Jungs frühstückten, erzählte uns Manuel, was sich heute Morgen bei ihm zu Hause abgespielt hatte.

Da zurzeit die Arbeiten in der Gärtnerei und im Gemüsebau sehr zeitig am Morgen beginnen, saß er bereits kurz nach halb sechs mit seinen Eltern am Frühstückstisch. „Kurz bevor alle mit dem Frühstück fertig waren, habe ich meinen Eltern erzählt, dass sie von mir definitiv keine Enkelkinder zu erwarten hätten.

Mutter wollte wissen, ob ich eine Krankheit hätte, die ihrem Wunsch nach Enkelkindern im Wege stehen würde. Ich meinte, ich hätte keine Krankheit, aber ich habe mich unsterblich in einen Jungen verliebt und deshalb würden sie von mir wohl keine Enkelkinder bekommen, außer ich würde welche adoptieren.

Mein Vater kommentierte das erst mal damit, dass er sich nicht vorstellen könne, dass eines seiner Kinder homosexuell sei. Er wollte von mir wissen, wer die perverse Sau sei, die seinen Sohn verführt hätte. Als ich ihm erklärte, dass ich derjenige sei, der einen anderen Jungen verführt hat, verfinsterte sich sein Blick und er schrie mich an: ‚Verschwinde so schnell wie möglich aus meinem Haus, mit Menschen, so wie du einer bist, will ich nicht unter einem Dach leben.‘

Ich meinte nur: ‚Kein Problem, ich packe meine Sachen und du bist mich für immer los. Im Übrigen, ich habe bereits ein Angebot, wo ich zukünftig arbeiten kann, du musst mich auch da nicht mehr ertragen.‘

Er meinte dann: ‚Ich hätte dich sowieso aus der Firma geworfen und lieber verkaufe ich die Gärtnerei, bevor ich sie dir irgendwann überlasse. Wer will dich hier in der Gegend beschäftigen, ich kann mir keinen meiner Kollegen vorstellen, der dich brauchen könnte.‘ Ich antwortete ihm, dass ich auf dem Gutshof Sonneneck anfangen werde, da dort in den nächsten Jahren zusätzlich zur Landwirtschaft ein biologischer Gemüseanbau entstehen wird.

Er wollte wissen, wer am Gutshof etwas zu sagen hat, nachdem der bisherige Eigentümer verstorben ist. Ich habe ihm deinen Namen genannt und ich denke, er wird dich anrufen und versuchen dich zu beeinflussen, dass ich für diesen Job völlig ungeeignet sei als Schwuler.

Als er mich nach deiner Telefonnummer fragte, habe ich sie ihm sofort gegeben, da ich mir sicher war, dass du zu mir und Daniel stehen würdest. Mich wundert im Nachhinein nur, dass er nicht stutzig wurde, als ich ihm so bereitwillig deine Rufnummer gegeben habe.“

Da ich bereits mit Thomas gefrühstückt hatte und ebenfalls nur Kaffee trank, antwortete ich ihm: „Kein Problem, dass du ihm meine Nummer gegeben hast, aber bei mir hätten sicher die Alarmglocken geläutet, wenn Philipp eine derart brisante Information sofort an mich herausgegeben hätte, da stimme ich dir zu.

Ich weiß nur noch nicht, wie wir das zu unserem Vorteil nutzen können, wobei, eine Zusammenlegung der Flächen für den Gemüseanbau würde für uns bedeuten, dass wir mit einem größeren Angebot am Markt auftreten könnten.“ Bei meinem letzten Satz hatte ich meinen Blick auf Jonas und Tim gerichtet, um zu erkennen, wie die beiden reagieren würden.

Die beiden schauten mich verblüfft an, bevor Tim meinte: „Wird das nicht zu viel für uns, wenn du zu den vorhandenen Flächen weitere Flächen hinzukaufst oder pachtest?“

In diesem Fall war es Manuel, der ihnen antwortete: „Bei einer größeren Fläche zum Bewirtschaften rechnet sich eher der Einsatz von Maschinen und du musst weniger in mühevoller Handarbeit erledigen. Dadurch sinken die Produktionskosten, damit verbleibt dir am Ende ein höherer Ertrag, den du entweder wieder investieren kannst oder um deine Mitarbeiter besser zu bezahlen. Dies wiederum bedeutet zufriedene Mitarbeiter, die sich mehr mit dem Unternehmen verbunden fühlen, und ein hervorragendes Betriebsklima.“

„Was diskutiert ihr wegen irgendwelcher Grundstücke, von denen wir noch nicht einmal wissen, ob sie überhaupt an uns verkauft werden. Wir sollten uns Gedanken darüber erst machen, wenn es so weit ist.

Würde Manuels Vater an mich verkaufen, wenn er vorher erfahren würde, dass Thomas und ich schwul sind wie sein Sohn?“ Alle vier hatten mich verwundert angeschaut, als ich dies sagte. Bevor hier weiter spekuliert wird, sollte ich schleunigst versuchen, ein anderes Thema anzusprechen.

Ich fragte sie deshalb, was die Einzelnen für den heutigen Tag geplant hätten, wobei ich vorschlug, dass Jonas und Tim heute nach Weihenstephan fahren sollten, um sich dort ihre zukünftige Universität anzuschauen, wer weiß, was in den nächsten Tagen noch alles auf uns zukommt. Die beiden waren meiner Meinung und verkündeten, dass sie in spätestens einer halben Stunde weg sein würden und bis sechzehn Uhr wieder zurückkehren würden.

Philipp und Marcus erklärten mir, dass sie weiter an der Inbetriebnahme der Notebooks und des Servers arbeiten würden, damit spätestens am Samstag alles fix und fertig sei. Ich wollte wissen, ob sie bereits Geräte hätten, die sofort benutzt werden könnten, ich würde den für mich bestimmten Notebook heute bereits nutzen wollen.

Sie erklärten mir, dass drei der zwölf Notebooks einsatzfähig seien, ich könnte also bereits einen erhalten. Ich wollte noch wissen, ob die Mailpostfächer auch schon funktionieren würden. „Die sind seit gestern eingerichtet und warten darauf, Mails zu empfangen.“ Ich bat ihn, für Manuel ebenfalls ein Postfach einzurichten und ihm ein vorberei­tetes Notebook zu übergeben.

Manuel schaute mich an, als stünde der Weihnachtsmann vor ihm, so erklärte ich ihm kurz, dass alle Mitarbeiter mit der nötigen Technik durch die Firma ausgestattet werden, Details dazu können ihm mein Sohn und sein Freund beibringen.

Philipp und Marcus meinten, sie würden sich sofort an die Arbeit machen und in einer Stunde wären sie mit den beiden Notebooks wieder bei uns und würden uns alles Notwendige erklären.

Ich blieb mit Manuel allein im Esszimmer zurück, wir beschlossen, erst einmal die Überreste vom Frühstück wegzu­räu­men, bevor wir weiter miteinander sprechen würden. Anschließend setzten wir uns ins Wohnzimmer und ich fragte Manuel: „Weiß Daniel schon, wie es heute Morgen bei dir gelaufen ist, und hast du eine Entscheidung getroffen, wo du vorerst bleiben willst?“

Er antwortete mir: „Mit Daniel habe ich noch nicht gesprochen, das wollte ich heute Mittag machen, während seiner Mittagspause. Zu deiner Frage, wo ich bleiben will, wenn ihr mit mir kein Problem habt, würde ich erst einmal gerne bei euch bleiben, mit Daniel werde ich noch sprechen deswegen.

Wenn ich das gestern Abend richtig verstanden habe, wäre euer Gästezimmer für die nächsten zwei Monate frei, danach kommen Tim und Jonas wieder zu euch. Bis dahin brauchen wir dann eine Zwischen­lösung, bis wir zum Jahresende endgültig auf den Gutshof wechseln können. Gibt es eventuell auf dem Gutshof eine Möglich­keit, um Daniel und mich vorübergehend unterzubringen?“

Ich überlegte und erklärte Manuel: „Wir können uns in den nächsten Tagen die Situation auf dem Gutshof anschauen. Möglichkeiten gibt es sicher, die Frage ist nur, in welcher Reihen­folge die Umbauarbeiten durchgeführt werden.

Wenn das klar ist, können wir sicher für euch etwas finden. Die Frage ist doch nur, wo wir euch am Ende unterbringen, bei Tim und Jonas im Verwaltergebäude oder im Dachgeschoss des ehemaligen Gesindehauses, das zu einer Art Multifunktionshotel umgebaut werden soll. Bisher soll es als Landschulheim, Ferienaufenthalt für benachteiligte Kinder mit und ohne Eltern und Wochenendseminarhotel dienen.

Im Dachgeschoss sollen kleine Wohnungen und Appartements für Mitarbeiter oder für Auszubildende, die von weiter weg stammen, errichtet werden. Dort könntet ihr eventuell auch Platz finden.“

Ich hatte kaum ausgesprochen, als unser Telefon klingelte, ich ging ran und meldete mich mit vollem Namen. Nachdem sich ein Fritz Winter meldete, schaltete ich den Lautsprecher ein, damit Manuel mithören konnte. Er fragte mich, ob es richtig sei, dass ich seinem Sohn als Mitarbeiter für unser neues Standbein Biologischer Gemüseanbau einstellen will. Ich bejahte seine Frage und stellte gleich eine Gegenfrage, ich wollte wissen, warum er das wissen will.

Er meinte, es wäre besser, wenn ich von der Einstellung Abstand nehmen könnte, er könne es nicht verantworten, wenn Manuel mir nicht die volle Wahrheit im Einstel­lungsgespräch gesagt hätte. Jetzt wollte ich nur wissen, was mir Manuel verschwiegen hätte.

Er schien zu überlegen, was er mir jetzt über seinen Sohn erzählen könne. Er meinte dann nur, sein Sohn sei schwul und er könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass auf einem Gutshof schwule Mitarbeiter beschäftigt werden können.

Ich erklärte ihm, dass nicht ich allein diese Entscheidung getroffen habe, aber ich würde mit meinem Mitarbeiter sprechen, der die Einstellungsempfehlung wegen seiner guten Kenntnisse im Gemüse­anbau ausgesprochen hat. Während ich dies zu Manuels Vater sagte, fing Manuel zu grinsen an, vermutlich wegen meiner hochgestochenen Erklärung. Er wiederholte, dass wir uns das sehr gut überlegen sollten mit der Beschäftigung seines Sohnes.

Ich bedankte mich für das Gespräch und die Informationen, die er mir zukommen ließ, und wollte schon auflegen, als er meinte, ob ich eventuell Interesse hätte, für unseren Gartenbaubetrieb weitere Grund­stücksflächen zu pachten, da er spätestens im nächsten Jahr aus Altersgründen kürzertreten will und sich langsam, aber sicher aus dem Geschäft zurückziehen will.

Seinem Sohn will er den Betrieb auf keinen Fall übergeben, da er, wie schon gesagt, keinen schwulen Nachfolger haben will. Ich sagte ihm zu, dass wir im Verwaltungsgremium darüber diskutieren würden und uns bei ihm bis spätestens Ende nächster Woche melden würden. Damit war unser Gespräch beendet und ich legt auf.

Manuel grinste immer noch, was mich dazu veranlasste ihn zu fragen, was daran so lustig sei. Manuel erklärte mir: „Ich war überrascht, auf welche Art und Weise du mit meinem Vater umgegangen bist, vor allem als du ihm erklärt hast, dass du die Entscheidung nicht allein getroffen hättest, sondern auf Empfehlung eines Mitarbeiters gehandelt hättest, wegen meiner hervorragenden Kenntnisse im Gemüse­anbau.

Ich kann mich nicht erinnern, dass in unseren gestrigen und heutigen Gesprächen auch nur annähernd über so etwas gesprochen wurde. Ich habe dir noch nicht einmal Zeugnisse oder ähnliches vorgelegt. Wobei, wenn ich noch einmal darüber nachdenke, einer deiner zukünftigen Mitarbeiter hat doch eine Empfehlung für mich abgegeben.“

Jetzt musste ich grinsen, denn ich wusste sofort, wenn er meinte, seinen Freund Daniel. „Siehst du, ich habe deinen Vater nicht einmal belogen mit der Aussage, dass du mir von einem meiner Mitarbeiter empfohlen wurdest. Dass es sich dabei um deinen Freund gehandelt hat, muss ich ihm ja nicht auf die Nase binden.“

Neugierig, wie ich nun einmal bin, fragte ich ihn, was er vom Vorschlag seines Vaters halte, uns ab dem nächsten Jahr seine Ge­mü­se­anbauflächen zu verpachten. Dazu erklärte er mir: „Nicht ganz einfach zu erklären, aber wenn ihr die Flächen dazupachten wollt, solltest du den Vertrag möglichst schnell abschließen, bevor er merkt, dass du ebenfalls schwul bist, denn dann wird er dir die Flächen sicher nicht verpachten. Vermutlich wird er versuchen, eine Bedingung daran zu knüpfen, dass du mich nicht beschäftigst.“

Ich antwortete ihm: „So ähnlich hatte ich mir das auch schon gedacht, wir haben gestern Abend, als ihr bereits nach Hause gefahren seid, noch kurz darüber gesprochen. Ich würde ihm sogar vorschlagen, die Flächen an mich zu verkaufen, dann kann er hinterher keinen Ärger machen. Mich würde sogar die komplette Firma interessieren, ich habe nur noch keine Idee, wie ich ihm das schmackhaft machen könnte. Ich würde deinen Eltern sogar ein lebenslanges kostenloses Wohnrecht im Wohnhaus einräumen.“

Philipp und Marcus kamen ins Wohnzimmer und meinten, sie hätten unsere Notebooks dabei und könnten uns alles zeigen, damit wir jederzeit damit arbeiten könnten. Im Laufe der nächsten halben Stunde erzählten sie uns, was alles zu beachten sei, hier im Haus sei es einfach, nur am Rechner anmelden und loslegen. Wenn wir unterwegs seien, brauchten wir entweder einen mobilen Internetzugang oder ein WLAN, über das wir uns einloggen könnten.

Ich wollte wissen, was es kosten würde, wenn alle Notebooks mit einem mobilen Internetzugang ausgerüstet würden. Die Anschaffungskosten sind das kleinste Problem, Kosten würde vor allem die Nutzung des mobilen Datendienstes verursachen, aber sie könnten nachschauen und mir dann sagen, welche monatlichen Kosten entstehen könnten.

Da sie beide schon einmal hier waren, wollte ich wissen, ob sie sich schon in Sachen Software für unsere Teilbetriebe schlau gemacht hätten und ob es möglich ist, dass alle Daten in der Buch­hal­tung für das Unternehmen zusammenlaufen. An Manuel richtete ich die Frage, welche Software für den Gemüseanbau in Frage käme, damit die Jungs das gleich mit in ihre Planung einbeziehen könnten.

Zuerst gab Manuel den Jungs die Informationen, welche Software dafür geeignet wäre. Danach erzählten sie, dass sie sich bereits einiges angeschaut hätten, das Problem sei in den meisten Fällen, dass die Programme nicht miteinander kommunizieren und Daten austauschen könnten. Vermutlich kann das nur durch sogenannte Schnittstellensoftware gelöst werden, die individuell zu programmieren und meist überteuert ist.

Manuel fragte, ob er uns frischen Kaffee kochen soll. Da Marcus und Philipp nickten, ging Manuel in die Küche, um frischen Kaffee für uns aufzubrühen. Zwischenzeitlich bin ich mit Philipp und Marcus vom Wohnzimmer ins Esszimmer zum Kaffee trinken umgezogen.

Während wir Kaffee tranken, erzählte ich Manuel von unseren weiteren Plänen mit dem Gutshof. Gutshof-Restaurant und Hofladen-Café, für das Café und den Hofladen würde meine Tochter die Ansprechpartnerin sein, für das Restaurant und das Multifunktions-Hotel haben wir Sebastian und Alexandra ins Boot geholt, Sebastian ist gelernter Koch und derzeit macht er noch eine weitere Ausbildung als Hotelfachmann und Alexandra als Hotelfachfrau. Die beiden werden irgendwann heiraten und wollen Kinder haben.

Manuel schaute mich an und wollte wissen, ob er sich eben verhört habe und ich nicht Alexander gemeint hätte. Ich erklärte ihm, dass nicht nur schwule Mitarbeiter beschäftigt werden, sondern nur auf Qualifikation geachtet wird.

„Deine Stärke liegt im Gemüseanbau, deshalb machte ich dir das Angebot. Ansonsten bin ich zwar der Älteste, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, der Rest der ausgewählten Führungstruppe ist aus meiner Sicht junges Gemüse. Dass einige davon schwul sind, wobei man es den meisten nicht einmal ansieht, ist für mich eigentlich Nebensache.

Wichtig ist, dass jeder den ihm übertragenen Aufgaben gerecht wird. Selbst unsere beiden Architekten gehören zur Hetero-Fraktion, Jason und Jennifer sind bereits verheiratet. Die beiden werden nicht auf dem Gutshof einziehen, sind aber auf Em­pfehlung von Alexandra und Sebastian mit dabei.“

Manuel staunte, als ich ihm das alles erklärte, und bemerkte dazu: „Ich glaube, ich habe es verstanden. Kann es sein, dass du vorwiegend jüngere Mitarbeiter bevorzugst, weil du dir die Hoff­nung machst, damit langfristig ohne altersbedingtes Ausscheiden aus der Firma eine gut zusammen­arbeitende Truppe zu schmieden, die sich gegenseitig oder auch anderen bei Schwierig­keiten hilft?“

Ich schaute ihn an, wusste nicht, was ich ihm antworten sollte, denn unter diesen Gesichtspunkten hatte ich das bisher nicht betrachtet. Gut, das Helfen stand schon im Vordergrund, aber bisher waren diejenigen schwul und hatten Probleme, wenn ich meinen Sohn dabei mal außen vorlasse. Nach langem Überlegen antworte ich ihm: „So habe ich das bisher nicht betrachtet, aber wenn ich es mir so überlege, völlig daneben liegst du mit deinen Vermutungen sicher nicht.

Das Helfen stand im Vordergrund bei schwulen Jugendlichen, die Probleme haben, bei allen anderen war es mehr die Überlegung, passen sie zur Mannschaft oder wie gehen sie selbst mit schwulen Jungs um. Mitarbeiter, die homophob sind, werde ich nicht dulden.

Helfen bedeutet aber nicht nur, dass derjenige schwul sein muss, wie du sicher bereits bemerkt hast, sondern auch anderweitig benachteiligte Kinder und Jugendliche erhalten unsere Hilfe. Als Beispiel kann ich dir da nur noch einmal die Idee mit dem günstigen Familienurlaub auf dem Gutshof anführen. Mein Vater, der die letzten Jahre mit meiner Mutter auf Mallorca verbracht hat, hat dort eine Stiftung gegründet, die sich vorwiegend um Hilfe für Kinder und Jugendliche in Spanien kümmern wird.“

Nach diesen Ausführungen wechselte ich schnell das Thema und fragte: „Bei unseren Gesprächen hast du vergessen, deinen Daniel anzurufen heute Mittag. Schick ihm eine SMS, dass er nach der Arbeit direkt bei uns vorbeikommen soll.“

Manuel schaute mich an und meinte: „Mist, du hast recht, bei all den Gesprächen mit dir und Erklärungen von Marcus und Philipp habe ich vergessen, mit meinem Schatz zu sprechen. Hof­fent­lich ist er nicht sauer auf mich deswegen. Ich denke, ich habe ihm da einiges zu erklären heute Abend. Ich schicke ihm sofort die Nachricht, dass er nach der Arbeit direkt hierherkommen soll.“

Philipp meinte: „Ihr beide braucht uns jetzt sicher nicht mehr, wir würden gerne oben weitermachen, damit wir mit allem so schnell wie möglich vorankommen.“ Ich antwortete ihm: „Klar könnt ihr mit eurer Arbeit weitermachen, ich habe sogar noch einen weiteren Auftrag für euch. Wir brauchen dringend einen Muster-Arbeitsvertrag, den wir für unsere Bedürfnisse anpassen können. Entweder ihr findet so etwas im Internet oder ihr wendet euch an Vaters Anwalt in Deutschland, der kann euch sicher weiterhelfen. Die Rufnummer findet ihr sicher in den gescannten Unter­lagen aus Mallorca, wenn nicht, solltest du deine Großmutter danach fragen.“

Marcus grinste und meinte: „Ich sehe schon, dein großes Talent liegt wirklich im Delegieren von Aufgaben und das große Ganze im Auge behalten. Von dir können wir alle noch viel lernen, auch wenn es uns vielleicht nicht so gefällt.“

Ich lachte und antwortete: „Das Prinzip hast du schon verstanden, nur bei der Um­setzung hapert es noch ein wenig. Versuche es nur nicht bei deinem Philipp, um eurer Liebe willen, nicht dass er dich eines Tages als Sklaventreiber bezeichnet, denn das musste ich mir in der Vergangenheit schon von ihm anhören.“

Die beiden verließen uns und gingen nach oben in ihr Reich. Ich saß wieder mit Manuel allein im Esszimmer. Manuel meinte, er hätte auch im Internet nach einem Arbeitsvertrag sehen können, zum anderen gibt es sogar Verträge, die speziell für Gartenbaubetriebe ausgelegt sind. Ich erklärte ihm, dass ich gerne auf sein Angebot zurückkommen werde und ihm Aufgaben übertrage, bevor es jedoch so weit ist, sollten wir uns über andere Dinge unterhalten.

Ich fragte ihn deshalb: „Hast du dir schon darüber Gedanken gemacht, wieviel du eigentlich verdienen möchtest? Ich weiß nicht, wie das bisher bei euch gehandhabt wurde im Familienbetrieb deines Vaters.“

Ohne lange nachzudenken, antwortete er mir: „Wie es bisher gelaufen ist, kann ich dir ganz einfach beantworten. Mein Vater hat mir kein Gehalt bezahlt, ich hatte zu Hause immer meinen Schlafplatz und Essen, meine Mutter hat meine Wäsche mitgewaschen, ich musste mich um nichts kümmern. Vater hat mir immer ein ausreichendes Taschengeld gegeben.

Das war für mich so auch in Ordnung, solange ich noch die Hoffnung haben konnte, eines Tages den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Jetzt muss ich meine persönliche Lage neu überdenken. Ich kann dir aber Unterlagen besorgen, was im Gemüsebau an Löhnen durchschnittlich bezahlt wird, und dann können wir uns gerne zu diesem Thema unterhalten. Ich biete dir erst einmal an, mir nur ebenfalls so eine Art Taschengeld zu geben, zumindest, solange ich bei euch wohnen kann und von euch durchgefüttert werde.“

Ich überlegte, bevor ich ihm antwortete: „Deinen Vorschlag in allen Ehren, aber das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Wir werden in den nächsten Tagen deinen Arbeitsvertrag vorbereiten und ab dem Ersten des nächsten Monats stehst du auf der Gehaltsliste. Für Wohnen, Essen und Trinken zahlst du zukünftig deinen Beitrag in die Haushaltskasse, solange du hier wohnst.

Ich erwarte aber auch von dir, dass du dich an unseren Tätigkeiten im Haus beteiligst. Als Beispiel: Die Wäsche wird immer für alle Bewohner gewaschen, mal machen das Thomas oder ich, dann wird dies von Marcus oder Philipp erledigt. Zukünftig darfst du dich daran beteiligen und lernst so nebenbei, was auf euch zukommt, wenn ihr eure erste gemeinsame Wohnung bezieht. Dann seid ihr zwei nämlich selbst dafür verantwortlich.“

Manuel lachte und erklärte mir: „Da hat Daniel aber auch noch viel zu lernen, nicht dass ich am Ende der Dumme bin, der den Haushalt später allein machen darf, der wird doch zuhause bisher auch nur von seiner Mutter verwöhnt. Sein Vater ist heute noch der Meinung, dass Haushalt und Kindererziehung reine Frauensache sei, er kann weder kochen noch sonst irgendetwas im Haushalt erledigen.“

Ich erzählte ihm: „Während unserer Ehe hat sich Gabi auch vorwiegend um den Haushalt und die Kinder gekümmert, klar bin ich ihr manchmal zur Hand gegangen, aber schon während ihrer schweren Krankheit und vor allem nach ihrem Tod musste ich mich zwangsweise damit auseinandersetzen. Meine beiden Kinder mussten sehr früh bereits mithelfen, da ich den ganzen Tag berufstätig war und die gesamte Hausarbeit mir auf die Dauer zu viel gewesen wäre.

Philipp und seine Schwester kennen alle Tätigkeiten, die im Haushalt anfallen. Kindererziehung werdet ihr nicht direkt brauchen, aber wenn ihr Neffen und Nichten habt, kann das manch­mal sehr hilfreich sein. Möglicherweise braucht ihr zumindest Grundwissen, wenn der Gutshof von Kindern und Ju­gend­­lichen bevölkert ist und der eine oder andere von denen euch beim Gemüseanbau zuschauen oder sogar helfen will.“

„Ups“, kam es von Manuel, „daran habe ich gar nicht gedacht, wenn ihr Kinder und Jugendliche oder Schulklassen am Gutshof habt, dass die vielleicht neugierig sein könnten und uns Löcher in den Bauch fragen.“

„Na, so schlimm wird es schon nicht werden“, meinte ich, „aber ich kann dir versprechen, dass es uns allen nie langweilig werden wird. Wenn ich an den Hofladen oder das Café denke, dann kann es schon sein, dass du dort hin und wieder beim Verkauf benötigt wirst. Du musst nur flexibel und anpassungsfähig sein, dann dürfte es keine Probleme geben. Das gilt aber nicht nur für dich, das gilt für alle anderen genauso. Selbst die Restaurantküche wird kein Tabubereich sein, vor allem wirst du das benötigte Gemüse anliefern, aber bei Personalmangel kann ich mir vorstellen, dass du hin und wieder zum Gemüseputzen abkommandiert wirst.“

„Eine Aufgabe habe ich für dich, du kannst dir schon einmal Gedanken machen, was im nächsten Jahr alles angebaut werden soll und auf welchen Flächen du dir das vorstellst. Eine weitere Aufgabe wird sein, dass du darüber nachdenkst, ob wir Gewächshäuser brauchen und was darin angebaut werden soll.

Kennst du dich mit Beerensträuchern aus, dann solltest du dir Gedanken machen, welche Ver­marktungsmöglichkeiten wir damit haben. Sprich mit Jonas und Tim darüber, aber denk daran, in den nächsten Jahren wird die Verantwortung erst einmal auf deinen Schultern lasten, bis die beiden mit ihrem Studium fertig sind. Schön wäre es, wenn du einen Meistertitel hättest, dann könnten wir sofort als Ausbildungsbetrieb fungieren.“

Manuel antwortete mir: „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, ich habe bereits im letzten Jahr meinen Meister gemacht. Ich hätte sonst nie den elterlichen Betrieb in absehbarer Zeit übernehmen können. Vor allem, was machen wir mit Daniel, soll er als Auszubildender beim Gemüsebau einsteigen oder nur als Helfer? Ich bin für Ausbildung, damit er für die Zukunft eine vernünftige Grundlage hat. Da er bereits eine abgeschlossene Ausbildung in der Landwirtschaft hat, kann er mit einer verkürzten Lehrzeit umsteigen.

Was die Anbaupläne für nächstes Jahr betrifft, werde ich mir erst einmal allein den Kopf zerbrechen und die fertige Planung mit dir und den beiden besprechen. Gewächshäuser werden wir brauchen, vor allem für die Gemüsesorten, die ein gleichmäßig warmes Klima benötigen, und für die Anzucht von Jungpflanzen. Auch hierzu denke ich nach und werde dir meine Wünsche vorstellen, ich denke, für den Neubau wirst du mein Ansprechpartner sein.

Kann ich deinen Küchenchef fragen, was er für Vorstellungen hat, was wir ihm alles für die Küche liefern sollen und in welchen Mengen er es benötigen wird? Das ist für eine vernünftige Planung sehr wichtig. Es gibt Gemüsesorten, die nur saisonal zur Verfügung stehen, und dafür muss schon von Anfang an eine sorgfältige Planung erstellt werden. Bei Salaten, die eine kürzere Zeit für ihr Wachstum benötigen, ist nur die rechtzeitig Nachpflanzung wichtig.“

„Ich sehe ,“ sagte ich zu ihm, „du hast deine neue Aufgabe verstanden. Das hast du gerade bewiesen, als du meintest, du würdest gerne mit Sebastian sprechen wegen seines Bedarfes, mit dem er für das Restaurant rechnet. Wenn er sich verplant oder die Ernte nicht läuft wie geplant, muss er sowieso zukaufen, das ist dir doch klar. Eine hundertprozentige Bedarfsplanung kannst du für ein Restaurant nie sicherstellen. Auch der Hofladen muss sich erst etablieren, bevor du dort eine bessere Vorplanung betreiben kannst.“

Ich hatte kaum den Satz ausgesprochen, als es wieder an der Haustüre klingelte. Mein Blick zu Uhr zeigte, dass es bereits siebzehn Uhr war, vermutlich stand bereits Daniel draußen, um mit Manuel zu sprechen. Ich meinte zu Manuel, er solle doch die Tür öffnen, ich rufe inzwischen Thomas kurz an, dass er auf dem Heimweg noch kurz einkaufen gehen soll, da wir heute wieder zu acht essen werden.

Während ich mit Thomas telefonierte, ließ Manuel den Besucher ins Haus, es war jedoch noch nicht sein Daniel. Plötzlich stand er mit Sebastian im Wohnzimmer. Ich konnte Thomas gerade noch sagen, dass er noch einen weiteren Besucher dazurechnen kann, völlig ungeplant sei Sebastian eben hier aufgetaucht.

Wie auf Kommando standen auch Philipp und Marcus im Wohnzimmer, wo sie sofort Sebastian herzlich begrüßten und ihm Manuel vorstellten als den neuen Spezialisten für den Gemüseanbau. Sein Herzblatt fehle noch, werde aber in Kürze hier sein.

Nachdem ich das Gespräch mit Thomas beendet hatte, begrüßte ich Sebastian ebenfalls herzlich und meinte: „Du scheinst einen Riecher zu haben, wann deine Anwesenheit hier im Haus erforderlich ist. Manuel will von dir wissen, welche Gemüsesorten er für das Restaurant nächstes Jahr anbauen soll und in welchen Mengen du sie voraussichtlich benötigen wirst.“

Er lachte und erklärte den Grund seines Besuches: „Eigentlich bin ich gekommen, weil ich mit dir einiges wegen des Restaurants besprechen wollte. Aber wenn ich schon einmal hier bin, kann ich auch mit Manuel über Gemüse reden.“

Philipp meinte: „Wenn du schon mal hier bist, kannst du auch gleich dein Notebook mitnehmen und deine Ideen zukünftig direkt auf dem Server speichern und Mails schicken, wenn sich Änderungen ergeben. Manuel hat seinen Rechner auch schon, im Mailprogramm haben wir alle Adressen angelegt, dann brauchst du dir nicht alle Mailadressen unserer Gruppe zu merken.“

Wieder klingelte es, diesmal ging Marcus zur Tür, um den nächsten Besucher ins Haus zu lassen. Er kam mit Daniel zurück, der sich als Erstes seinen Manuel schnappte, ihm einen Kuss gab und anschließend vor uns allen lautstark schimpfte, weil dieser nicht wie versprochen mittags mit ihm telefoniert hatte und später nur eine SMS geschickt hatte, um ihm mitzuteilen, dass er nach der Arbeit hierherkommen soll. Manuel erklärte ihm, dass wir beide uns verquasselt hätten und deswegen nicht einmal die Zeit im Auge gehabt hatten. Er entschuldigte sich bei seinem Freund und erklärte ihm, dass das nicht mit böser Absicht geschehen sei.

Danach erzählte er ihm, dass er wie befürchtet von seinem Vater aus dem Haus geworfen wurde, als er heute Morgen beim Frühstück endlich seinen Eltern erklärt hatte, dass er schwul sei und sich in einen Jungen verliebt hat. Mit einer kleinen Sporttasche ist er am Vormittag bei uns angekommen und hat mit mir lange und ausführlich besprochen, wie es jetzt weitergehen soll und dass er vorerst gerne hier unterkommen würde.

„Übrigens, mein Vater hat Peter angerufen und ihm geraten, es sich noch einmal gut zu überlegen, ob er einen Perversen wie mich wirklich beschäftigen will. Peter hat gegenüber meinem Vater behauptet, ich sei ihm von einem Mitarbeiter wärmstens empfohlen worden als Fachmann für den Gemüseanbau, der hier am Gutshof den neuen Zweig Gemüseanbau mit aufbauen soll.“

Daniel lachte. „Ich habe dich aber nicht empfohlen, ich habe Peter doch nur erzählt, dass wir beide unsere Probleme miteinander hätten, da du dich nicht entscheiden kannst. Dass du dich mit Gemüseanbau beschäftigst, weiß er von mir, aber Peter ist selbst auf die Idee gekommen, er könne dich für den Gemüseanbau brauchen, und Jonas und Tim haben dem zugestimmt.“

Während sie sich weiter unterhielten, fiel mir auf, dass Jonas und Tim bisher immer noch nicht zurückgekommen sind, sie wollten doch bereits gegen sechzehn Uhr wieder hier sein. Ich fragte in die Runde, ob sich die beiden bei Marcus oder Philipp gemeldet und eine spätere Rückkehr angekündigt hätten. Beide erklärten, dass sie bisher nichts von Jonas oder Tim gehört hätten. Sollte ich mir bereits Sorgen machen, dass den beiden etwas passiert sein könnte?

Oder sind sie nur später dran, weil sie irgendwo aufgehalten wurden? „Hat einer die Telefonnummer von den beiden, damit wir sie anrufen können?“, wollte ich wissen. Keiner hatte die Handynummern der beiden, könnte es sein, dass sie unsere Nummer nicht in ihrem Handy gespeichert haben und deswegen sich bisher nicht gemeldet hatten? Ich beschloss, wir warten jetzt noch bis achtzehn Uhr und wenn sich bis dahin nichts getan hat, dann würde ich zumindest telefonisch zuerst bei der Polizei mein Glück versuchen.

Kurz vor sechs Uhr kam Thomas nach Hause, den ich ebenfalls fragte, ob er von den beiden etwas gehört hätte. Er meinte nur nein, aber er wundere sich auch, warum die beiden sich bisher nicht gemeldet hatten. Sie waren jetzt immerhin schon fast zwei Stunden über­fällig. Er erklärte noch, dass er die beiden für zuverlässig halte, vielleicht seien sie nur aufgehalten worden und hätten vergessen anzurufen.

Als Thomas Sebastian sah, begrüßte er ihn herzlich und wollte von ihm wissen, ob er extra zur Zubereitung des Abend­essens engagiert worden sei. Der erklärte ihm, dass er eigentlich meinetwegen gekommen sei, um mit mir über das Restaurant zu sprechen, und ich ihm Manuel untergejubelt habe, der von ihm wissen will, was er an Gemüse im nächsten Jahr für das Restaurant einplanen soll.

Wenn Thomas seine Hilfe beim Kochen benötige, würde er ihm gerne helfen, mit Peter wird das sowieso nichts und Manuel und Philipp können warten bis nach dem Essen. Thomas wollte noch wissen, wieso Philipp, und er erklärte Thomas, dass dieser für ihn den neuen Dienst-Laptop fertig hätte.

Da Thomas meinte, er hätte nichts dagegen, wenn sie beide sich um das Abendessen kümmern würden, solange die beiden Jungs, Jonas und Tim, nicht zu Hause sind, sei Peter zu nichts zu gebrauchen. Die zwei gingen in die Küche und ließen mich mit Manuel und Daniel sowie meinen Sohn Philipp mit seinem Marcus im Wohnzimmer zurück.

Kurz vor halb sieben Uhr hört ich Geräusche im Flur, scheinbar waren die beiden Vermissten endlich aufgetaucht. Keine zwei Minuten später standen sie im Wohnzimmer und wurden von mir und Philipp mit strafendem Blick angeschaut.

Jonas erklärte uns: „Entschuldigt, wir haben uns reichlich verspätet und ich weiß, wir hätten euch kurz anrufen und davon in Kenntnis setzen können, dass wir später zurückkommen werden. Nur dummerweise haben wir eure Fest­netznummer auf einen Zettel geschrieben, der oben im Gästezimmer liegt, und die Telefonnummern von euren Handys oder Smartphones kennen wir bisher noch nicht.“

Ich meinte dann nur, es gäbe doch viele andere Möglichkeiten, an unsere Rufnummer zu kommen, sie hätten zum Beispiel nur Tims Eltern anrufen müssen, die hätten ihnen zumindest die Festnetznummer geben können. Außerdem gibt es so etwas wie eine Telefonauskunft, die ihnen sicher hätte weiterhelfen können, immerhin steht unsere Rufnummer im Telefonbuch und ist damit öffentlich zugänglich.

Nachdem Jonas mit seiner Ausrede und mit seiner Entschuldigung nicht so ganz sein Ziel erreicht hatte, erklärte uns Tim: „Wir sind schon in Weihenstephan zu lange hängen geblieben, das dortige Universitätsgelände ist ziemlich groß und wir haben erst nicht gewusst, wo wir genau hinmüssen, bis uns jemand den großen Übersichtsplan gezeigt hat. Auf der Rückfahrt sind wir dann in einen Stau geraten, der uns noch einmal fast eine Stunde gekostet hat. Wir werden die wichtigsten Nummern von euch gleich in unsere Smartphones einspeichern, damit uns so etwas nie wieder passieren kann.“

Mit einem Lächeln erklärte ich den beiden, dass sie zur Strafe heute den Tisch decken dürfen im Esszimmer für neun Personen. Die beiden schauten mich verwundert an, so erklärte ich ihnen, dass Sebastian vorbeigekommen sei, um mit mir über seine Ideen fürs Restaurant zu sprechen und momentan zusammen mit Thomas in der Küche steht.

„Gibt es heute schon wieder so ein feudales Menü wie am Sonntag?“, wollten sie wissen. „Das müsst ihr die beiden Küchenchefs fragen, aber ich glaube nicht, dass es heute so umfangreich ausfallen wird.“ Philipp und Marcus verzogen sich nach oben ins Dachgeschoss; so blieb ich mit Daniel und Manuel im Wohnzimmer zurück. Tim und Jonas hatten sich noch kurz ins Gästezimmer zurückgezogen und sollten anschließen den Tisch decken.

Ich fragte die beiden: „Ist alles klar bei euch oder gibt es noch Differenzen, die beseitigt werden müssen?“ Manuel meinte, von seiner Seite gäbe es keine Meinungsverschiedenheit.

Nur Daniel erklärte: „Na, so ganz einer Meinung sind wir nicht, ich hatte mich schon so darauf gefreut, dass Manuel mit zu mir kommt. Er will aber ab sofort bei euch bleiben und entweder bei Philipp und Marcus oder bei Jonas und Tim übernachten.“

Das war auch noch nicht endgültig geklärt, wo Manuel bis zum Sonntag schlafen wird. Na gut, die Matratze am Boden sollte kein so großer Aufwand für unsere Jungs sein. Ich sagte zu ihm, dass es sicher kein Problem sei, wenn er die eine oder andere Nacht ebenfalls hier im Haus bei Manuel übernachtet. „Ich werde morgen Vormittag mit Manuel zu seinen Eltern fahren und dort holen wir seine sonstigen privaten Sachen und seine restlichen Klamotten, die er dann gleich im Gästezimmer in den Schrank einräumen kann.

Jonas und Tim sind nur mit kleinem Gepäck angekommen, da sie ursprünglich nur bis Sonntag bleiben wollten. Ich denke, wenn er seinem Vater erklärt, dass er vorerst, bis er etwas anderes gefunden hat, bei uns im Gästezimmer übernachtet, klingt das besser, als wenn er sagen würde, ich schlafe ab sofort bei meinem Freund. Er hat mir bei dem heutigen Telefonat angeboten, seine Flächen zu pachten für unseren geplanten Gemüsea­nbau, wobei ich die Flächen lieber kaufen als pachten würde. Darüber will ich morgen ebenfalls mit ihm sprechen und vielleicht gleich alles klarmachen.

Wir haben auch über dich gesprochen und sind beide der Meinung, dass du eine zweite verkürzte Ausbildung absolvieren solltest im Gemüseanbau. Manuel würde dich für die Zeit als Auszubildenden haben wollen, du kannst aber die Ausbildung auch in einem anderen Betrieb machen, wenn du der Meinung bist, dass das nicht gut für euch beide sei.“

„Eine zweite Ausbildung, für was soll das gut sein?“, wollte er von uns wissen. Ich erklärte ihm, dass er dann Facharbeiter sei und kein Helfer, was sich in seiner Lohntüte auswirken würde. „Vor allem, wenn eure Liebe sich irgendwann in Luft auflösen und ihr euch trennen solltet, hast du mit zwei abge­schlossenen Ausbildungen größere Chancen, einen neuen Job zu finden, als nur mit einer Ausbildung oder als Helfer im Gartenbau.

Ich kann dir anbieten, um dir die Entscheidung zu erleichtern, dass du während deiner Ausbildungszeit nicht als Auszu­bildender, sondern als Helfer bezahlt wirst.“ Als ich das sagte, schaute mich Manuel an, über dieses Thema hatten wir nicht gesprochen. Ich erklärte Daniel weiter, dass er am besten bereits im September mit seiner Ausbildung beginnen soll, Manuel und ich würden die Vor­aussetzungen schaffen, dass das möglich ist, er würde sonst ein Jahr verlieren.

Was mich dann doch wunderte, war die Frage, die er an Manuel richtete: „Wärst du arg verärgert, wenn ich meine Ausbildung nicht bei dir, sondern woanders machen würde?“ Ich hatte ihm doch ein besseres Angebot unterbreitet, wenn er die Ausbildung hier im Betrieb machen würde.

Ich schaute beide an und war ziemlich neugierig darauf zu erfahren, wie Manuel sich da aus der Affäre ziehen würde. Der überlegte nur kurz und antwortete ihm dann: „Daniel, es ist deine Ausbildung, und bei welchem Betrieb du sie machst, ist einzig und allein deine Entscheidung. Warum sollte ich deswegen verärgert oder beleidigt sein. Ich würde mich zwar freuen, wenn du mir auch als Ausbilder vertrauen kannst, an meiner Liebe zu dir ändert sich jedoch für mich nichts deswegen.“ Er hatte sich aus meiner Sicht sehr diplomatisch verhalten mit dem, was er Daniel gesagt hatte.

Es dauerte etwas, bis Daniel sagte: „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich meine Ausbildung in einem anderen Betrieb mache, ich müsste schön blöde sein, Peters Angebot hinsichtlich der besonderen Ausbildungsvergütung auszuschlagen. Außerdem freue ich mich heute schon darauf, dich als meinen Ausbilder mit den unmöglichsten Fragen nerven zu dürfen. Du wirst deinen Spaß an mir haben, wobei ich dich darum bitte: Während meiner Ausbildungszeit bist du dienstlich mein Ausbilder und nur in unserer Freizeit bin ich dein Lover.“

Manuel schaute etwas verdutzt, so dass ich ihm erklärte: „Daniel hat schon recht, es gibt doch das schöne Sprichwort: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Das bedeutet für dich, du musst dein Privatleben von deinen beruflichen Verpflichtungen strikt trennen. Bei Außenstehenden würdest du vermutlich automatisch so handeln. Ich stand jahrelang vor dem gleichen Problem, Thomas war mein Untergebener als sein Abteilungschef und gleichzeitig waren wir privat ein Paar. Wir zwei haben das geschafft und ich glaube, dass ihr die zwei Jahre problemlos überstehen werdet.“

Es dauerte, bis Manuel wieder reagierte, scheinbar hatte er sich das doch etwas anders vorgestellt. Er meinte dann: „Gut, ich habe es verstanden, während der Arbeitszeit bin ich nur dein Chef, aber was wir beide in der Freizeit treiben, geht keinen etwas an. Was meintest du eigentlich damit, als du sagtest, ich würdest meinen Spaß damit haben?“

Bevor Daniel ihm antworten konnte, trat Jonas ins Zimmer und bat uns ins Esszimmer, da Sebastian und Thomas inzwischen fertig seien mit den Vorbereitungen zum Abendessen. Neugierig wäre ich schon darauf gewesen, was Daniel ihm dazu zu sagen hatte, aber was soll´s, ich würde es ja erleben, wenn es so weit ist.

Tim kam mit Marcus und Philipp zu uns und zusammen gingen wir nach nebenan ins Esszimmer und setzten uns an den Tisch. Dort waren Thomas und Sebastian bereits damit beschäftigt, das von ihnen zubereitete Abendessen auf den Tisch zu stellen. Wie üblich wurde beim Essen nichts besprochen, was annähernd etwas mit Arbeit zu tun hat.

Im Gespräch konnte die Frage, wo Manuel in den nächsten Tagen nächtigt, geklärt werden. Da bei Marcus und Philipp zwar mehr Platz vorhanden war, der aber derzeit mit der gesamten Computer-Technik belegt war, blieb nur noch das Gästezimmer, wo bereits Jonas und Tim schliefen. Philipp meinte: „Warum haben wir die Matratzen eigentlich wieder aufgeräumt, wenn sie gut vierundzwanzig Stunden später schon wieder gebraucht werden?“ Sie würden zumindest eine Matratze nachher wieder aus dem Keller holen und im Gästezimmer als Notbett aufbauen.

Nach dem Abendessen gingen Thomas, ich und Sebastian ins Wohnzimmer, um über Bastis Ideen zu sprechen. Manuel, Daniel, Tim und Jonas richteten im Gästezimmer die Matratze für ihn her und legten seine Kleidungsstücke in den Schrank. Als sie alles fertig vorbereitet hatten, kamen alle vier kurz wieder zu uns ins Wohnzimmer.

Marcus und Philipp kümmerten sich zuerst um die Küche und unser Esszimmer, anschließend gingen sie nach oben in ihr Reich und holten den bereits vorbereiteten Laptop für Sebastian, damit er ihn später mitnehmen konnte. Vorher wollten sie ihm noch das Wichtigste erklären, dass er sofort seine Überlegungen und Ideen festhalten und mit den anderen teilen kann.

Wir unterhielten uns über die Wünsche von Sebastian, welche Gemüsesorten für die Verwendung im Restaurant angebaut werden sollten. Manuel machte sich Notizen, damit er es in der Vorplanung fürs nächste Jahr berücksichtigen konnte. Danach fragte Manuel, wie es mit Kräutern und Gewürzen aussieht, welche Vorstellungen er hierbei hat. Sebastian meinte: „Klar brauchen wir auch Kräuter und Gewürze, die Frage ist, wollen wir sie frisch oder getrocknet verarbeiten.“ Manuel meinte: „Du kannst von uns viele Kräuter durchgängig frisch haben, im Winter teilweise aus dem Gewächshaus, andere könnten wir im Sommer und im Herbst trocknen und dann kannst du sie in den Wintermonaten verwenden. Einige kannst du auch eingefrieren und ebenfalls außerhalb der Erntesaison verwenden.“ Manuel erklärte Sebastian, dass wir sowohl die frischen als auch die getrockneten Kräuter auch im Hofladen verkaufen, wenn wir zu viel produzieren.

Ich schaute Manuel an und wollte wissen, wo und wie er die Kräuter trocknen will. Sein Vater hatte vor zwei Jahren einen kleinen Trockenofen angeschafft, mit dem in den Sommermonaten die zu viel produzierten Kräuter getrocknet werden. Er bietet seitdem im Laden sowohl die frische als auch getrocknete Ware an, die sich mindestens genauso gut verkauft. Frische Kräuter müssen kurzfristig verarbeitet werden, getrocknete Ware hält sich länger und durch das spezielle Trocknungsverfahren halte sich der Geschmack besser.

Das bedeutet, dass wir uns auch so einen Trockenofen anschaffen müssten oder den seines Vaters abkaufen, damit wir ebenfalls getrocknete Gewürze und Kräuter aus eigenem Anbau anbieten könnten. Ich fragte ihn, wieviel so ein Gerät kosten würde. Manuel meinte, kommt ganz auf die Größe an, ab eintausend Euro gibt es die Geräte.

Marcus tauchte mit Sebastians neuem Notebook auf und da zumindest die Gemüsefragen geklärt waren, erklärte er ihm den Umgang mit seinem neuen Notebook. Als er glaubte, alles verstanden zu haben, meinte ich zu ihm, dass wir über seine weiteren Ideen zum Restaurant wohl doch ein anderes Mal sprechen müssen, da die Gespräche über Gemüse und Kräuter länger gedauert hatten, als wir uns das gedacht hatten. Ich meinte, er solle doch seine Einfälle am Notebook notieren und mir per Mail zukommen lassen und zusätzlich auf dem Server speichern. Marcus meinte noch, sie hätten extra einen eigenen Ordner mit der Beschriftung „Restaurant“ auf dem Speicherplatz für ihn angelegt, wo er seine Daten speichern kann. Sebastian verabschiedete sich und trat seinen Heimweg an.

Daniel fragte die beiden, Tim und Jonas, ob es möglich sei, dass er heute Nacht bei Manuel und ihnen schlafen könne, er wolle heute nicht mehr nach Hause. Jonas lachte und sagte zu Daniel: „Solange ihr heute Nacht keine lautstarken Orgien veranstalten wollt, sehe ich kein Problem, wenn ihr bei uns übernachtet. Ach, und beim Aufstehen bitte nicht alles aufwecken, wir brauchen nicht so früh raus wie du.“

Ich wollte von Daniel wissen: „Wann musst du denn aufstehen, ich bin auf alle Fälle gegen sechs Uhr morgens unten zum Kaffeekochen und Thomas im Bad. Willst du mit uns früh­stücken?“

Daniel antwortete mir: „Ich muss spätestens zwischen sieben und halb acht auf dem Gutshof sein, sollte also so gegen sieben Uhr spätestens losfahren, damit ich rechtzeitig da bin. Ich würde gerne mit euch frühstücken.“ Manuel meinte: „Ich würde auch aufstehen, dann könnten wir noch sehr früh zu meinen Eltern in die Gärtnerei rausfahren, meine Unterlagen und die sonstigen privaten Dinge einpacken und du könntest das Gespräch mit meinem Vater wegen der Pachtflächen führen.“

Ich erklärte den beiden: „Gut, dann kommt ihr beide morgen früh zum Frühstück, ich sehe schon, ihr seid auch Frühaufsteher, was man vom Rest der Bewohner dieses Hauses nicht unbedingt erwarten kann. Philipp, könntest du mit Manuel und Daniel noch kurz in den Keller gehen und ein paar Umzugskisten holen, dann brauchen wir nicht erst morgen früh danach suchen. Nehmt lieber ein paar mehr mit, nicht dass es am Ende zu wenig sind.“

Philipp fragte Manuel: „Soll ich vielleicht mitfahren, dann kann ich dir beim Einpacken helfen und du bist schneller fertig. Wenn mein Papa mit deinem Vater redet, können wir in der Zwischenzeit alles einpacken und ins Auto bringen.“ Marcus meinte: „Wenn ich auch noch mitkomme, dann geht es noch schneller.“

Ich überlegte kurz und erklärte ihnen: „Einer von euch beiden kann mitkommen und Manuel helfen, am besten Philipp, den kann ich ihn zumindest als meinen Sohn erklären, der Manuel beim Einpacken helfen will, bei euch beiden wird das schon schwieriger. Wenn mein Plan mit den Grundstücken aufgehen soll, darf er keinen Verdacht schöpfen, dass außer seinem Sohn weitere Schwule daran beteiligt sind, sonst können wir das mit den zusätzlichen Flächen vergessen bei seiner Homophobie. Ich werde deinem Vater erklären, dass du vorerst bei uns im Gästezimmer übernachtest, bis du eine Wohnung für dich und deinen Freund gefunden hast. Wobei ich ihm aber auch klarmache, dass Manuel und Daniel ab Anfang nächsten Jahres im Verwalterhaus des Gutshofes untergebracht werden.“

Während die drei im Keller nach den Umzugskisten suchten, fragte mich Marcus: „Bis die Verträge über die Grundstücke unter Dach und Fach sind, willst du ihm eine Komödie vorspielen, dass außer seinem Sohn keine weiteren Schwulen vorhanden sind. Glaubst du, das funktioniert wirklich?“ Ich antwortete ihm: „Ich hoffe es zumindest, wenn die Verträge unterschrieben sind, kann er nicht mehr zurücktreten. Vor keinem deutschen Gericht kommt er mit einer Klage durch, dass er den Vertrag anfechten will, weil er sich getäuscht fühlt, weil mehrere Beteiligte nicht seiner homophoben Philosophie entsprechen.“

„Dann werde ich morgen Vormittag allein mit den Computern weitermachen oder mit Tim und Jonas etwas unternehmen“, meinte Marcus. Die beiden erklärten, dass sie gerne noch einmal zum Gutshof fahren würden, um mit dem Pächter zu sprechen und seine Meinung einholen wollen, wo er einen guten Platz für die Gewächshäuser sieht. Er kenne seine Flächen bestens und könne ihnen vielleicht ein paar Tipps geben.

Thomas, der bisher nur stumm dabeigesessen war, schaute alle Anwesenden an und erklärte: „Gut für mich, dass ich ganz normal jeden Morgen zur Arbeit fahren kann und mir keine Gedanken über das Projekt Gutshof machen muss. Vielleicht solltet ihr besser Manuel mitnehmen, der hat zumindest Erfahrung im Gemüseanbau und mit Gewächshäusern. Euch ist schon klar, dass die Gewächshäuser über eine gute Energieanbindung verfügen müssen, da sie ja in der kühleren Jahreszeit beheizt werden müssen.“

Manuel und Daniel, die mit Philipp wieder aus dem Keller zurück waren, hatten Thomas‘ letzte Aussage zum Thema Energie noch mitbekommen und Manuel meinte sofort: „Stimmt, wir sollten uns überlegen, ob anstelle von mehreren Heizanlagen nicht eine zentrale Heizung für alle Gebäude die bessere Alternative ist. Mit einem Block­heizkraftwerk kann ein großer Teil des von uns benötigten Stroms selbst erzeugt werden. Die Anlagen sind heutzutage sehr effektiv und in der Anschaffung günstiger als mehrere kleinere Heizungsanlagen.“

Wieder ein weiterer Punkt, den wir mit den Architekten abklären sollten, wobei ich immer noch hoffte, Fritz Winter davon zu überzeugen, dass er seinen Gartenbaubetrieb an mich verkauft. Dann brauchten wir keine Gewächshäuser bauen. Eine zentrale Heizung bringt sicher Vorteile, wobei ich aber für die Stromer­zeugung bisher eher an Solardächer auf den Wirtschafts­ge­bäuden gedacht habe. Das könnte man sicher sinnvoll kombinieren.

Wir beschlossen dann doch ins Bett zu gehen, mit all den Gesprächen war es reichlich spät geworden, vor allem wenn man daran denkt, dass wir wieder früh aus den Betten mussten. Die Jungs gingen voraus nach oben, während Thomas und ich unten noch alle Lichter löschten und die Gläser in die Küche brachten.

Bevor wir in unser Schlafzimmer gingen, bekamen wir aus dem Gästezimmer eine Diskussion mit. Manuel sagte zu Daniel, dass er sich nicht so anstellen soll, er könne sich ruhig komplett ausziehen und sich nackt an ihn kuscheln. Daniel erwiderte daraufhin, dass er noch nie nackt geschlafen hätte, wenn Besucher im Haus gewesen seien. Manuel antwortete ihm, Jonas und Tim seien ihre Freunde. Scheinbar hatten Jonas und Tim keine Probleme mit dem Ausziehen, denn wir hörten, dass Manuel sagte: „Schau dir die beiden an, die stellen sich nicht so an wie du. Geil, wie seht ihr denn aus, wie kleine Jungs, was habt ihr mit euren Schamhaaren gemacht?“

Jonas antwortet: „Nachdem wir bei Marcus und Philipp das gesehen haben, hat es uns so gut gefallen, dass wir auch so aussehen wollten.“ „Ich glaube, ich werde das auch einmal ausprobieren“, meinte Manuel zu den Jungs. Daniel lachte und sagte zu Manuel: „Ich will keinen Ärger bekommen wegen Verführung eines Minderjährigen.“ Jetzt lachten alle vier und scheinbar hatte Daniel jetzt doch kein Problem mehr sich vollständig auszuziehen, denn Manuel meinte: „Na also, es geht doch.“

Wir gingen ins Schlafzimmer und kaum lag ich im Bett, war ich auch schon eingeschlafen. Man merkte einfach, dass die letzten Tage mitunter doch anstrengend gewesen waren und meine Erholungspausen sich auf ein Minimum beschränkten.

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