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Regenbogenfamilie

Teil 94 - Projekt Jugendhotel Allgäu

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Informationen

 

Über die Tage bis zur Abreise ins Allgäu gibt es nicht allzu viel zu berichten. Ab Montagnachmittag beschäftigte ich mich täglich mit Heiko und Ryan, um die beiden Jungs für die Organisation des diesjährigen Zeltlagers fit zu machen, nachdem sie mit Felix vormittags vorgearbeitet hatten. Bis Donnerstag hatten wir die Informationen für die Jugendämter, das Rote Kreuz, für das THW und die Pfadfinder fertig, um sie davon in Kenntnis zu setzen, dass unser Zeltlager in diesem Jahr an der Ostsee stattfinden soll.

Am Montagvormittag erhielten beide ihre Notebooks, über die sie die Organisation abwickeln konnten, verbunden mit einer Einweisung von Bernhard und Noah, wie sie in der Dokumentenverwaltung ihren Schriftverkehr ablegen sollten. Ich hatte Philipp am Montag beauftragt, den beiden Jungs zusätzlich ein Dienst-Smartphone bereitzustellen, um ihre Erreichbarkeit für Rückfragen zu gewährleisten. Diese wurden ihnen am Dienstagvormittag übergeben.

Ein Problem tauchte auf, als auffiel, dass es im Ostseehotel keinen Scanner gibt, der in unser Netzwerk integriert ist. Marcus meinte, dann müssen wir eben in Scharbeutz einen Drucker-Scanner aufstellen, damit die Jungs ihre Dokumente digitalisieren können. Bei dem Gespräch mit der IT wurde uns zusätzlich bewusst, dass wir auch auf dem Zeltlagergelände einen Internetanschluss und einen Drucker benötigen, damit die Jungs dort während der Laufzeit des Zeltlagers arbeiten konnten.

Bernhard grinste und erklärte, dass wir berücksichtigen sollten, dort auch ein funktionierendes WLAN einzuplanen. Und vor allem galt es daran zu denken, ausreichend Ladestationen für die Handys und Smartphones bereit zu stellen. Wir könnten unsere Ladestationen zum Einsatz bringen, die wir beim letztjährigen Zeltlager verwendet haben, wobei wir jedoch berücksichtigen sollten, dass die vorhandene Anzahl nicht ausreichen würde, wenn wir mehr Kinder und Jugendliche unterbringen wollen.

Bernhard erzählte Heiko und Ryan die Story von den Problemen mit den vergessenen Lademöglichkeiten für die Handys und Smartphones und wie sie innerhalb von achtundvierzig Stunden beseitigt wurden.

Ich regte an, dass sich die Jungs eine Checkliste anlegen sollten, in der allgemeine Dinge festgehalten werden, die für den Betrieb des Zeltlagers erforderlich seien und als erledigt gekennzeichnet werden, wenn sie geklärt oder erledigt sind. Heiko meinte: „Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass an so viele Kleinigkeiten gedacht werden müsse, die normalerweise selbstverständlich sein sollten. Jetzt ist mir auch verständlich, warum wir drei Wochen zum Lernen zu euch kommen sollten.“

Wichtig ist vielleicht noch, dass am Donnerstag die Bewerbungsgespräche mit den Sozialarbeitern geführt wurden. Wir hatten nach den Gesprächen zwei Kandidaten, die zum einen das Zeltlager betreuen würden und danach die Aufgaben im Jugendhotel Ostsee übernehmen wollen. Noch am Nachmittag fand ein erstes Gespräch mit Heiko, Ryan, Marion und mir und den neuen Mitarbeitern Verena Adler und Bruno Möller statt, da die Jungs vor Ort mit ihnen eng zusammenarbeiten mussten.

Die beiden Sozialarbeiter freuten sich, dass sie ihre Ansprechpartner im Zeltlager bereits jetzt kennenlernen konnten und sie auf eine gute Zusammenarbeit hoffen. Die vier tauschten auch gleich ihre Mobilrufnummern, damit sie in Verbindung bleiben konnten. Verena meinte, es wäre noch viel Zeit, bis das Zeltlager startet, wobei ich erklärte, es geht oft schneller als man denken mag. Wir haben das im vergangenen Jahr gemerkt, als der Starttermin immer näher gerückt ist und zu vieles noch ungeklärt war.

Am Ende vereinbarten wir, dass sie nach Abschluss des Zeltlagers für zwei oder drei Wochen nach Rosenheim kommen, um die Probleme der Kids im Jugendhotel kennen zu lernen und wir an einem Wochenende ein Treffen mit allen Sozialarbeitern der Firmengruppe arrangieren wollen. Zusätzlich, wenn gewünscht, könnten sie auch ein oder zwei Wochen im Jugendhotel in Tirol verbringen.

Inzwischen war es auch schon Freitag geworden. Unsere Jungs waren wie immer pünktlich unterwegs in die Schule. Wir hatten gestern unsere Reisetaschen gepackt und heute Morgen direkt in meinem Büro abgestellt. Am Vormittag schaute ich kurz in die IT zu Bernhard und Noah und fragte sie wie es ihnen geht und ob sie bereits ihre Sachen gepackt hätten.

Noah grinste und meinte: „Logisch, Chef, da hinten steht meine Reisetasche. Übrigens, nächste Woche bräuchte ich einen Tag frei. Dieter möchte mit mir in ein Möbelhaus fahren, damit ich endlich in meine Wohnung einziehen kann. Eigentlich wollte ich lieber mit dir und Bernhard meine Möbel aussuchen. Das geht aber nicht, weil die Lebenshilfe die Kosten für die neuen Möbel übernimmt.“

Bernhard sagte: „Meine Tasche ist auch schon gepackt, steht aber noch oben im Appartement. Noah, wenn ihr nur die Möbel einkauft, fahren Benjamin und ich mit dir nach Brunnthal zum schwedischen Möbelhaus und kaufen mit dir Geschirr, Töpfe und alles, was man an Kleinkram für eine Wohnung braucht, auch Vorhänge, Gardinen und Teppiche.

Noah meinte noch: „Eine gute Idee, mit Dieter den Möbelkauf zu erledigen und mit dir und Benjamin die Kleinigkeiten einkaufen, das macht bestimmt einen riesigen Spaß.“

Ich verabschiedete mich und sagte zu den Jungs, dass wir uns rechtzeitig zur Abfahrt in meinem Büro im Gutshaus treffen. Auf dem Rückweg in mein Büro liefen mir plötzlich Gerry und Gregor über den Weg. Ich sprach sie an: „Hi, wieso seid ihr schon hier. Wir hatten doch vereinbart, dass wir uns kurz nach zwölf Uhr am oder im Gutshaus treffen.“

Gerry kicherte und erklärte: „Peter, wirf doch kurz einen Blick auf deine Armbanduhr oder dein Smartphone. Es ist zwar noch nicht zwölf Uhr, es fehlt noch eine gute halbe Stunde. Axel meinte, wir sollten eher dort sein und uns bei Petra noch mit Ringbüchern für unsere Aufzeichnungen auszustatten. Er hat bei ihr nachgefragt und sie hat versprochen, uns welche bereitzustellen.“

Ich meinte: „Dann folgt mir unauffällig, ich bin auf dem direkten Weg in mein Büro.“

Wir gingen im Gutshaus direkt zu Petra, wo den beiden ihre vorbestellten Büromaterialien ausgehändigt wurde. Petra kündigte an, dass sie heute pünktlich ihre Arbeit beenden wird, weil ab Mittag so gut wie niemand mehr im Haus sein wird.

In meinem Büro standen Felix, Heiko und Ryan und schauten verwundert, als Gerry und Gregor hinter mir auftauchten. Felix meinte: „Ihr seid auch schon da. Wir wollten uns gerade noch kurz mit Peter zusammensetzen, um noch einige Sachen zur Zeltlagerorganisation zu besprechen.“

Ich erklärte: „Felix, ich mache euch einen Vorschlag, wir können uns während der Autofahrt über eure Themen austauschen. Wir fahren pünktlich los und werden am Irschenberg eine kurze Pause einlegen, um eine Kleinigkeit zu Essen und auf die vier vom Gesindehaus und meine beiden Jungs zu warten. Sie holen die Jungs von der Schule ab, da sie bei ihnen mitfahren. Nach der Pause werden wir gemeinsam weiterfahren. Gerhard ist bereits unterwegs, er wird mit seiner Frau getrennt ins Allgäu fahren.“

Kurz nach zwölf Uhr tauchte Noah bei mir im Büro auf. Ich meinte: „Wir wären zwar vollzählig, fahren trotzdem wie geplant gegen zwölfuhrdreißig erst los. Felix, holst du unseren Galaxy und parkst vorm Gutshaus, damit wir einladen können. Gregor, du kannst Felix begleiten und dein Auto anstelle des Galaxy in die Garage stellen. Aber keine Hektik, wir haben noch reichlich Zeit.“

Ludwig kam aus seinem Büro und holte sich den Schlüssel für den zweiten Galaxy. Er ging mit den beiden Jungs zu den Garagen. Ich fragte: „Gibt es von eurer Seite noch Fragen zur Anreise oder zum Aufenthalt im Allgäu?“

Die Jung schauten mich an und erklärten, dass sie im Moment keine Fragen an mich hätten. Wir warteten, bis die Jungs zurückkamen und erklärten, dass die beiden Galaxy vor der Haustüre stehen und wir alles einladen könnten.

Ich erklärte: „Bevor wir jetzt die Fahrzeuge beladen, gibt es von mir folgende Information zur Aufteilung auf die Ferienhäuser, Gerhard und seine Gattin bewohnen ein kleineres Ferienhaus. Die Jungs vom Gesindehaus werden in einem Ferienhaus für vier Personen unterkommen.

Der Rest wohnt in einem Ferienhaus für zwölf Personen, meine beiden Jungs werden sich ein Doppelzimmer teilen. Ich denke Gerry und Gregor teilen sich ebenfalls ein weiteres Doppelzimmer. Ich hoffe, dass Heiko und Ryan gemeinsam ein Zimmer beziehen werden. Die Frage geht jetzt an Felix und Noah, wollt ihr euch ein Zimmer teilen oder allein schlafen?

Es gibt im Haus fünf Doppelzimmer und für zwei weiter Personen eine Schlafmöglichkeit im Wohnzimmer. Wenn ihr beide einzeln schlafen wollt, werde ich im Wohnzimmer schlafen. Es gäbe noch die Möglichkeit, dass sich einer von euch mit mir ein Zimmer teilt.“

Felix erklärte: „Peter ich habe kein Problem, wenn wir in einem Zimmer schlafen, dann kann Noah in dem anderen Zimmer allein schlafen. Wenn Noah sich mit mir ein Zimmer teilen will, geht das auch in Ordnung. Noah, du musst dich nicht sofort entscheiden, wir können das auch noch vor Ort klären.“

Noah kicherte und erklärte: „Felix, ich habe grundsätzlich kein Problem damit, mir mit jemanden ein Zimmer zu teilen. Bis zu meinem Umzug ins betreute Wohnen bei Dieter war ich im Kinderheim immer mit einem etwa gleichaltrigen Jungen in einem Raum. Bei getrennten Betten ist das kein Problem, bei Doppelbetten kann es nur passieren, dass ich am Morgen in der falschen Betthälfte aufwache.“

Ludwig erklärte: „Soweit ich euer Ferienhaus im Kopf habe, gibt es drei Zimmer mit Doppelbetten und zwei Zimmer mit einzelnstehenden Betten. Mein Vorschlag, Felix, Noah, Heiko und Ryan gehen in die Zimmer mit den Einzelbetten, der Rest verteilt sich auf die Zimmer mit den Doppelbetten. Das wäre zumindest für mich eine logische Aufteilung. Gerry und Gregor, sowie David und Tobias sind jeweils ein Pärchen und können sich ein Bett teilen.“

Ich meinte: „Bei David und Tobias sehe ich da auch kein Problem. Gerry und Gregor sind zwar ineinander verknallt, aber ob sie sich nach so kurzer Zeit ein Doppelbett teilen wollen, da bin ich mir eben nicht so sicher wie du. Gerry, Gregor, wollt ihr euch ein Doppelbett teilen?“

Gerry und Gregor schauten sich an und Gerry sagte: „Peter, wenn wir in ein paar Wochen zusammenziehen, werden wir auch in einem gemeinsamen Bett schlafen. Wir haben geplant, dass ich bis zum Umzug, an den Wochenenden bei Gregor übernachten werde. Ich sehe das als Test für die nächsten Wochen an.“

Ludwig meinte: „In unserem Ferienhaus gibt es nur ein Zimmer mit Doppelbett, notfalls hätten Gerry und Gregor bei uns das Zimmer mit den Einzelbetten beziehen können, dafür wären Christian und ich oder Bernhard und Benjamin bei euch im Ferienhaus eingezogen.“

Es klopfte und Christian, Bernhard und Benjamin betraten das Büro. Bernhard sagte: „Habt ihr schon einmal auf die Uhr geschaut? Wir sollten so langsam in die Gänge kommen. Immerhin dürfen wir David und Tobias von der Schule abholen.“

Ich grinste und antwortete: „Selbst schuld, ihr hättet ja Gerry und Gregor mitnehmen können, dann wäre euch der Weg zur Schule erspart geblieben. War doch von vorneherein klar, dass derjenige die Jungs von der Schule abholen darf, bei dem sie mitfahren. Jungs, packt eure Taschen und bringt sie zu den Autos, damit Ludwig rechtzeitig vor der Schule steht. Wer übernimmt die Reisetaschen von David und Tobias?“

Bernhard meinte: „Ich nehme eine der Taschen, die zweite kann Benjamin mitnehmen. Damit sind die Taschen gleich in dem Auto, wo die Jungs mitfahren werden.“

Ich schnappte mir meine Reisetasche, mein Notebook und zusammen ging es nach draußen, nachdem ich mein Büro abgeschlossen hatte. Ich fragte ob auch alle ihre Notebooks dabei hätten, sofern sie sich Notizen machen möchten oder sonst irgendwie Zugriff auf Daten benötigen.

Felix grinste und antwortete: „Peter, dieses Mal habe ich mein Notebook nicht vergessen und Ludwig habe ich darauf hingewiesen, dass er es mitnehmen soll.“

Noah erklärte: „Da mich Bernhard aufgefordert hat mein Notebook mitzunehmen, für den Fall, dass wir sie brauchen sollten, gehe ich davon aus, dass er sein Notebook dabei hat.“

Ich meinte: „Gerry und Gregor haben ihre Spiralblocks dabei, die brauchen auch nicht unbedingt ein Notebook, Christian wird wohl Bernhards Notebook benutzen, sofern er überhaupt einen braucht, verbleibt nur noch Benjamin der sich dazu äußern sollte.“

Benjamin erklärte: „Hergerichtet habe ich mir das Notebook zum Mitnehmen, aber scheinbar wollte es von mir nicht mitgenommen werden. Ich hole es kurz aus meinem Büro und dann können wir losfahren.“

Ludwig grinste und antwortete: „Wir fahren ohne dich los, du kannst mit Peter mitfahren. Bis zum ersten Stopp am Irschenberg fährt Felix bei uns mit, Wir müssen los. Sonst kommt unser ganzer Terminplan durcheinander. Jungs, bitte einsteigen, sonst müssen David und Tobias zu lange warten oder sie glauben am Schluss, wir haben sie vergessen. Benjamin gib Gas, auch Peter muss zeitnah losfahren.“

Bernhard, Christian und Felix waren sofort nach der Aufforderung durch Ludwig ins Auto eingestiegen. Ludwig stieg auch sofort ein und startete den Motor. Benjamin war gerade ins Gutshaus eingetreten, als Ludwig schon losfuhr. Mein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass er sich wirklich beeilen musste und wir auch losfahren sollten.

Ich meinte: „Steigt schon einmal ein, wenn Benjamin zurück ist geht’s bei uns auch sofort los. Wir sollten schon ein paar Minuten vor den anderen am Irschenberg sein, damit wir uns schon mit Essen eindecken können, bis sie ankommen.“

Fast fünf Minuten später saß Benjamin auf dem Beifahrersitz und wir konnten endlich losfahren. Nach gut fünfundzwanzig Minuten standen wir auf dem Parkplatz des amerikanischen Schnellrestaurants am Irschenberg. Wir hatten Glück, dass wir gerade ein Zeitfenster erwischten, wo es etwas ruhiger war. Nur zehn Minuten später rauschte der zweite Galaxy auf den Parkplatz und die Jungs standen eine Minute später am Tresen und gaben ihr Bestellung auf.

Immerhin ging es pünktlich wieder auf die Autobahn zurück. Ludwig hatte vorher kurz die Lage gecheckt und angedeutet, dass wir eventuell auf Bundes- oder Landstraßen ausweichen sollten, denn im Großraum München, vor allem auf unserer geplanten Route, sind derzeit größere Stauungen zu erwarten. Vor der Abfahrt hatte Felix das Navi aktiviert, damit wir laufend informiert werden.

Kurz vor Holzkirchen rief Christian an und meinte, wir fahren in Holzkirchen runter, die Strecke ist um einige Kilometer kürzer und nach vorliegender Prognose sind wir sogar eher am Ziel, wenn wir München vermeiden. Felix bestätigte Christians Aussage, so dass auch wir in Holzkirchen bereits die Autobahn verließen und auf Landstraßen auswichen.

Was mir auffiel, auf den Straßen war wenig Verkehr, ein angenehmes Fahren und weitaus weniger stressig als auf der Autobahn. Zehn Minuten später klingelte wieder das Smartphone. Dieses Mal war Ludwig in der Leitung und sagte mir: „Mein Opa hat vor wenigen Minuten angerufen und erzählt, dass es in München nur sehr schleppend vorangehen würde und wir, wenn möglich, München meiden sollten.

Ich erklärte ihm, dass wir in Holzkirchen bereits abgefahren sind und über Landstraßen zum Ziel fahren, wobei wir nach Angabe des Navigationsgeräts, trotzdem gegen sechzehn Uhr ankommen werden. Er meinte, er wird wohl nicht gleichzeitig mit uns eintreffen, sein Navi zeigt ihm inzwischen sechzehnuhrdreißig als Ankunftszeit.“

Ganz pünktlich kamen wir am Ende doch nicht an unserem Zielort im Allgäu an. Immerhin waren es bei uns nur gute fünf Minuten, die wir länger gebraucht hatten. Wir stellten unsere beiden Autos an der Anmeldung zum Campingplatz ab und betraten das Gebäude. Ich ging zum Tresen und meldete uns an.

Die Frau sagte: „Ich begrüße sie recht herzlich im Camping- und Ferienhauspark Oberndörfler am Bader See. Wenn sie einen Moment Zeit haben, hole ich meinen Mann.“

Sie telefonierte kurz mit ihrem Gatten und stellte sich dann kurz vor: „Ich bin Beate Oberdörfler. Mein Mann hat zugesagt, dass er sofort zur Anmeldung kommt. Er hatte wegen der chaotischen Straßenverhältnisse in München angenommen, dass sie später eintreffen würden.“

Ich erklärte ihr: „Wir haben im Vorfeld bemerkt, dass es bei der Durchfahrt durch München zu erheblichen Verzögerungen kommen kann. Deshalb sind wir ab Holzkirchen über Bundes- und Landstraßen gefahren. Unser Mitglied des Stiftungsrats, Herr Bauer mit seiner Gattin, sind über München gefahren und kommen vermutlich in etwa einer halben Stunde hier an.“

Eine Tür rechts, fast in der Ecke, öffnete sich und ein vollbärtiger Mittsechziger trat ins Büro ein. Er stellte sich neben seine Frau und sagte: „Ich nehme an sie sind Herr Maurer, der Geschäftsführer der Stiftung Sonneneck und die Jungs hinter ihnen sind das Begleitkommando. Da ich nur dreizehn Personen zähle, gehe ich davon aus, dass noch zwei Mitreisende fehlen.“

Bevor ich reagieren konnte, sagte seine Frau: „Richtig, Herr Bauer vom Stiftungsrat und seine Gattin fehlen noch, sie werden voraussichtlich in einer halben Stunde hier eintreffen.“

Herr Oberndörfler sagte: „Herr Maurer, ich würde gern noch heute Abend mit ihnen ein erstes Gespräch führen, wobei ich ihnen erklären möchte, wie ich auf sie gekommen bin und warum ich den Platz an die Stiftung abgeben möchte. Details können wir dann morgen in aller Ruhe besprechen. Ich Schlage vor, sie fahren jetzt zu ihren Ferienhäusern und richten sich erst einmal ein.

Gegen achtzehnuhrdreißig erwarte ich sie in unserem kleinen Restaurant zum Abendessen. Danach können wir uns mit meiner Frau zusammensetzen und ich erkläre ihnen alles. Bei den Ferienhäusern gibt es eine kleine Änderung, da sie drei Ferienhäuser wollten, die nahe zusammen stehen. Sie haben die Ferienhäuser neun, zehn und elf.

Neun ist das kleinste und wird vermutlich von Herrn Bauer und seiner Gattin bewohnt. Die beiden anderen Ferienhäuser sind eines für zwölf Personen, und das andere für acht Personen. Sie haben damit etwas mehr Platz als von ihnen angefordert. Und können sich vielleicht besser aufteilen. Sie fahren die geteerte Straße bis zum Ende, biegen dort links ab und auf der rechten Seite sind die Ferienhäuser neuen und elf, auf der gegenüberliegenden Seite das Ferienhaus zehn, für zwölf Gäste.“

Er drückte mir die Schlüssel für die Häuser Zehn und Elf in die Hand und ich ging zu den Jungs, die den Übersichtsplan studierten. Ich erklärte ihnen: „Wir haben die Häuser zehn und elf, in Haus zehn können bis zu acht Personen untergebracht werden. Tobi und Dave, ihr könnt, wenn ihr wollt im Haus zehn unterkommen.“

Ich drückte Ludwig den Schlüssel für Haus Elf in die Hand. Wir gingen zu unseren Fahrzeugen zurück und fuhren über den schmalen, geteerten Weg zu den beiden Häusern und stellten unsere Fahrzeuge auf den ausgewiesenen Parkplätzen ab. David und Tobias meinten, dass sie sich kurz das Zimmer im Haus zehn anschauen würden, bei Nichtgefallen würden sie gleich bei uns auftauchen.

Wir holten unsere Reisetaschen und unsere Notebooks aus den Fahrzeugen und ich ging mit Gregor, Gerry, Heiko, Ryan, Felix und Noah zu unserem Ferienhaus. Ich öffnete die Tür und wir standen erst einmal in einer großen Diele. Von dort ging es über eine Treppe nach oben zu den Schlafräumen. Linker Hand war großer Wohnraum, der gemütlich eingerichtet war.

Auf der rechten Seite waren vor dem Treppenhaus ein Bad und ein Gäste-WC untergebracht. Nach der Treppe ging es rechts in die Küche und direkt vor uns war das Esszimmer. Wir hatten gerade die Besichtigung des Erdgeschosses abgeschlossen, als meine zwei Jungs auftauchten und erklärten, dass sie nicht in Etagenbetten schlafen wollen und deshalb lieber wieder zu uns sind.

Im Obergeschoss fanden wir die fünf Schlafräume und unerwartet ein weiteres Badezimmer vor. Noah teilte sich mit Felix einen der beiden Räume mit getrennten Betten, den zweiten erhielten Heiko und Ryan. In den Doppelbettzimmern landeten wie geplant die beiden Pärchen und ich. Ich räumte kurz meine Reisetasche in den Schrank und ging ins Haus elf.

Ludwig öffnete mir die Tür und meinte: „Keiner wollte das Zimmer mit dem Etagenbett und im Wohnzimmer wollte auch keiner schlafen. Deshalb sind deine Jungs wieder abgezogen und zu euch gegangen. Ich hoffe, es kommt deswegen zu keinen Problemen bei euch.“

Ich lachte und erklärte: „Bei uns war bereits alles geregelt, Heiko, Ryan, Felix und Noah sind in die beiden Zimmer mit getrennten Betten und die Pärchen teilen sich die Doppelbettzimmer. Ich bin hier, weil dein Opa gerade angerufen hat, sie seien angekommen und würden gleich hier auftauchen.

Auch wollte ich euch fragen, wer sich mit mir etwas die die Umgebung anschauen will, bevor es richtig dunkel wird. Kannst du den Jungs sagen, dass wir uns um siebenunddreißig bei uns im Ferienhaus treffen. Um achtunddreißig werden wir im Restaurant erwartet.“

Ludwig meinte: „Ich frag kurz die Jungs bei mir, treffen bei dir in fünf Minuten.“

Im Haus angekommen rief ich nach oben und fragte, wer mich auf einer kurzen Besichtigung begleiten will. Noah war der Einzige, der mit auf Besichtigungstour gehen wollte und mit einer Jacke auftauchte. Als ich die Haustür öffnete, standen Ludwig und Gerhard bereit, um uns auf unserem kleinen Rundgang zu begleiten.

Zu viert gingen wir in Richtung Anmeldung, vorbei an den Plätzen einiger Dauercamper, die scheinbar das Wochenende hier verbringen wollten. Bei einem Fahrzeug wurde gerade einiges ausgeladen und Gerhard und ich kamen mit dem Camper ins Gespräch.

Er erzählte uns, dass sie gerne ihr Wochenende und einen Großteil ihres Urlaubs hier verbringen. Er stellte uns seine Frau und seine beiden Kinder vor, die beim Ausladen des Fahrzeugs halfen. Da er uns fragte, ob wir auch zum Camping hier seien, meinte Gerhard: „Wäre schön, wenn es so wäre, wir sind in Ferienhäusern untergebracht und nur bis Sonntag hier. Wir sind dienstlich hier, der gesamte Platz wurde der Stiftung Sonneneck zum Kauf angeboten.“

Er meinte dazu: „Wir sind vom Eigentümer bereits informiert, dass sich an den Eigentumsverhältnissen etwas ändern könnte, weil er die GmbH an eine Stiftung verkaufen will. Dass an diesem Wochenende eine Besichtigung und erste Gespräche stattfinden sollen, wussten wir bisher noch nicht. Gibt es bereits eine Entscheidung über den Ankauf?“

Ich meinte: „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Wir sind erst vor gut einer halben Stunde hier angekommen. Nun wollten wir uns nach der langen Autofahrt nur ein wenig die Füße vertreten. Um halb sieben werden wir im Restaurant zum Abendessen erwartet und anschließend werden wir ein erstes Gespräch mit Familie Oberdörfler führen. Wie stehen sie zu meiner Überlegung, mit den anwesenden Dauercampern über mögliche Veränderungen zu sprechen?“

Er meinte: „Grundsätzlich würde mich und die anderen Dauercamper schon interessieren, wie es langfristig hier weitergehen soll. Manche befürchten schon, dass die Pachtgebühren kräftig erhöht werden könnten. Ich finde die Idee mit einer Informationsveranstaltung gut, weil dann vielleicht einige Befürchtungen entkräftet werden können.“

Gerhard erklärte: „Wir werden uns bei Herrn Oberdörfler dafür einsetzen, dass neben der Personalversammlung eine weiter Veranstaltung mit den Dauercampern einberufen wird. Uns ist sehr daran gelegen, dass wir alle Beteiligten mitnehmen. Das war bei allen bisherigen Übernahmen so. Bisher wurde auch nie Personal von Seiten der Stiftung abgebaut.

Es gab einen Fall, als Peter alle Mitarbeiter des Unternehmens nach Rosenheim holen wollte. Er wird die Firma erst dann umziehen, wenn im Gutshofgelände die neuen Wohnungen fertig gebaut sind. Die Mitarbeiter mit ihren Familien und die komplette Firma wird heuer zum Gutshof umgezogen. Dazu hat er alle Familien zu einem Kennenlernen der Umgebung nach Rosenheim eingeladen. Meines Wissens hat bisher keiner gekündigt und alle Mitarbeiter werden nach Rosenheim mitgehen.“

Matthias Zellner, seinen Namen erfuhren wir erst auf der Versammlung der Dauercamper, meinte: „Ich werde auf alle Fälle dabei sein und ich gehe davon aus, dass sehr viele der Dauercamper sich dafür interessieren und ebenfalls neugierig sind.“

Auf unserer weiteren Schleife zurück zum Ferienhaus fragte mich Noah: „Peter, ist es bei euch immer so, dass ihr bei Übernahmen von anderen Firmen rücksichtsvoll vorgeht?“

Ich schaute Noah an und erklärte: „Noah, das ist grundsätzlich meine Philosophie. Ich würde nie ein Unternehmen aufkaufen, um es auszuschlachten und Personal freizusetzen. Gerade bei der Münchner Immobilien Verwaltung war es für mich wichtig einen Weg zu finden, wie ich das Unternehmen nach Rosenheim hole und die Mitarbeiter mitnehmen kann.

Gute Mitarbeiter zu finden ist nicht immer einfach. Gerade deswegen habe ich überlegt, wie ich sie überzeugen kann, mit ihren Familien mitzukommen. Wir haben sie für ein Wochenende auf den Gutshof eingeladen, damit sie das Arbeitsumfeld kennenlernen. Wir haben mit ihnen eine Stadtführung gemacht, sie konnten in einem großen Einkaufszentrum das Angebot kennenlernen und erklärte ihnen, warum ich sie gern am Stammsitz des Unternehmens haben möchte.“

Kurz vor siebzehnuhrdreißig standen wir wieder vor den Ferienhäusern. Ludwig meinte er, er ziehe sich kurz um und kommt mit allen Jungs rüber. Gerhard kündigte an, dass er seine Frau holen werde und ebenfalls in ein paar Minuten bei uns sein wird.

Im Wohnzimmer stellte ich fest, dass alle zehn Jungs bereits versammelt waren und auf uns warteten. Ludwig war der nächste der eintrat und sich einen Platz suchte. Ich meinte, wir warten kurz noch auf Gerhard und seine Gattin.

Als Gerhard mit seiner Frau bei uns ankam, begrüßte er die Jungs. Verwundert schaute er die neuen Gesichter an, die er bisher nicht kennengelernt hatte. Ich erklärte: „Noah hast du bereits bei unserem Spaziergang kennengelernt. Dann hätten wir noch vom Ostseehotel Heiko und Ryan. Sie sind hier, um in die Organisation Jugendzeltlager eingewiesen zu werden. Ich habe sie mitgenommen, damit sie auch etwas Praxis bekommen.

Von den Handwerkern sind dabei Gerry und Gregor, Gregor ist seit mehr als vier Monaten in der Arbeitsvorbereitung tätig. Gerry ist erst seit ein paar Tagen bei uns. Er kommt von der Lebenshilfe, für die Dieter arbeitet und gehört zum Lager. Bernhard kam nach der Einarbeit von Gerry mit ihm in mein Büro und meinte zu mir, dass ich Gerry bei seinen Bemühungen den Meistertitel zu erwerben, finanziell unterstützen soll. Er begründete das damit, dass er bisher noch keinen Mitarbeiter erlebt hat, der alles so schnell kapiert hat.“

Bernhard sagte: „Gerhard, glaub’ mir, Gerry hat mich überrascht. Nicht nur, weil er so schnell versteht. Er hat mir erklärt, dass unsere digitale Abarbeitung der Lagerentnahmen alphabetisch nach Materialbezeichnung eine Katastrophe ist, weil man ständig durchs ganze Lager läuft, um die Ware einzusammeln. Sinnvoller wäre eine Sortierung nach Lagerplätzen, weil weniger Zeit verloren geht, bei der Warenentnahme.

Gerry erklärte: „Gestern hat Bernhard mit Noah die Software geändert. Heute Morgen konnte ich zum ersten Mal damit arbeiten. Ich brauchte nur noch die halbe Zeit, um die Waren im Lager abzugreifen. Danke, dass ihr das so schnell umgesetzt habt.“

Ich unterbrach das Geplänkel und erklärte: „Wir sind hier zu einer Projektbesichtigung, nicht um unsere täglichen Probleme zu besprechen. Mein erster Eindruck, den ich bei unserem Spaziergang hatte, dass die Anlage einen gepflegten Eindruck hinterlässt. Was mir aufgefallen ist, dass sehr viele Dauercamper an diesem Wochenende hier sind. Ludwig, Noah und Gerhard, was ist euch in der kurzen Zeit aufgefallen.“

Noah meinte: „Peter, dass die Anlage einen guten Eindruck hinterlässt, ist mir ebenfalls aufgefallen. Besonders haben mir die Vorgärten von manchen Dauercamper gefallen, die sich wirklich Mühe geben und es liebevoll gestaltet haben. Sicher, es ist Winter, da sieht man sicher nicht alles, aber trotzdem sieht es sehr gepflegt aus.“

Christian erklärte: „Ich habe mir unser Ferienhaus in der Zwischenzeit etwas genauer angesehen. Die Bäder sind sauber, aber man sieht ihnen an, dass sie schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Wenn du die komplette Anlage für die Stiftung erwerben willst, solltest du zumindest eine Sanierung der Bäder einkalkulieren.

Bei den Küchen empfehle ich dir ähnliche Überlegungen anzustellen. Auch sie sind noch gut erhalten, bieten aber nicht den Komfort, den dir eine moderne Küche bieten würde. Das würde die Häuser zumindest aufwerten.“

Bernhard meinte: „Mir ist aufgefallen, dass im Haus WLAN-Empfang ist, wir aber keine Zugangsdaten für die Nutzung erhalten haben. Entweder wurde das vorher beim Einchecken vergessen oder das Netzwerk wird nur für einen Teil der Gäste freigegeben.“

Ich erwiderte: „Bernhard, wir können das nachher beim Abendessen oder beim anschließenden Gespräch mit Herrn Oberndörfler sicher klären können. Soll ich es ansprechen oder übernimmst du diese Aufgabe?“

Bernhard antwortete: „Peter, du kannst das gern ansprechen. Aber ich habe auch kein Problem, wenn ich mit Herrn Oberndörfler das abklären kann. Ich würde ihn nicht nur deswegen ansprechen. Auch möchte ich gern wissen, wie seine Internetanbindung aussieht und welche Möglichkeiten der Anbindung gegeben sind. Philipp hat mich beauftragt, zu klären, wo wir unsere Technik zur Anbindung unterbringen können.“

Gerry meinte: „Ich habe bei den Ferienhäusern festgestellt, dass nicht alle Gebäude für behinderte Menschen tauglich sind. Es fehlt zumindest teilweise ein Schlafraum im Erdgeschoss. Auch die Zugänge für Rollstuhlfahrer sind nicht vorhanden. Die Bäder sind nicht tauglich für Menschen mit einer körperlichen Behinderung. Wenn die Bäder erneuert werden, muss das berücksichtigt werden.“

Heiko sagte: „Ich denke, es sollte auch beim Umbau des Ostseehotels berücksichtigt werden, dass zumindest ein Teil der Gästezimmer behinderten Menschen angeboten werden kann. Bisher ist dort auch vieles nicht auf Menschen mit einer Behinderung ausgerichtet.“

Ich erklärte „Scheinbar seid ihr doch nicht nur faul herumgesessen, sonst wäre euch das eine oder andere nicht schon aufgefallen. Heiko, deine Bemerkung mit dem Ostseehotel sollten wir am Montag mit dem planenden Architekten besprechen. Denkst du bitte daran, dass wir ihn am Montagvormittag anrufen und ihn darauf ansprechen. Eventuell brauchen wir dazu auch Carstens Eltern, die in den Umbau mit eingebunden sind.

Gregor und Gerry, ihr solltet euch notieren, dass bei Sanierungen in den Wohnungen darauf geachtet wird, dass dies ebenfalls berücksichtigt wird. Beim Jugendhotel im Gutshof war das wegen der alten Bausubstanz technisch nicht machbar. Wir sollten uns überlegen, ob wir dort für gehbehinderte Menschen einen Treppenlift oder Ähnliches einbauen können.

Jungs, es ist fast achtzehnuhrzehn, wir sollten uns auf den Weg ins Restaurant machen. In 20 Minuten werden wir dort erwartet. Lasst uns zu Fuß gehen. Dann treffen wir uns in spätestens fünf Minuten vor dem Haus.“

Fast pünktlich gingen wir den Weg, den wir vorher mit dem Auto zurückgelegt hatten in Richtung Anmeldung. Dort war auch das Restaurant und die sanitären Einrichtungen des Campingplatzes. Ich hatte mich doch etwas verschätzt, der Weg dorthin war kürzer als ich gedacht hatte, so dass wir fünf Minuten vor der Zeit am Restaurant angekommen sind.

Wir betraten das Gebäude und wurden von Frau Oberndörfler bereits erwartet. Sie meinte, wir sollten ihr folgen. Im Nebenzimmer sei für uns eingedeckt. Auch erklärte sie noch, dass das anschließende Gespräch im gleichen Raum stattfinden wird. Dort waren die Tische zu einem großen Rechteck zusammengestellt, sodass etwa zwanzig Personen Platz finden konnten.

Wir setzen uns an den Tisch. Ich hatte mich an eine Stirnseite gesetzt, Noah saß rechts neben mir. Links von mir hatte sich Gerhard mit seiner Frau hingesetzt. Die restlichen Jungs verteilten sich an den beiden Längsseiten, wobei Ludwig neben seiner Oma saß. Die Pärchen hatten sich jeweils zusammengesetzt und Felix saß zwischen David und Ryan.

Frau Oberndörfler verteilte die Speisekarten und fragte jeden nach seinen Getränkewünschen. Ich bestellte wie immer mein alkoholfreies Weizenbier. Noah äußerte den gleichen Getränkewunsch und Gerhard bestellte für sich und seine Gattin eine Flasche Weißwein. Den Rest der Bestellung bekam ich nicht mehr mit, weil ich mich auf die Speisenkarte konzentrierte.

Noah fragte mich, was ich bestellen will. Da ich mich bereits entschieden hatte, erklärte ich, dass ich heute der gegrillten Schweinshaxe mit Knödeln und einem kleinen Salatteller nicht widerstehen kann und davor will ich die Champignonrahmsuppe probieren.

Er grinst und erklärte mir, dass er ebenfalls die Champignonrahmsuppe essen will und dazu die Allgäuer Käsespätzle. Während wir uns unterhielten, kam eine ältere Servicekraft in einem Dirndl und schob einen Servierwagen mit den bestellten Getränken in den Raum. Frau Oberndörfler und die Mitarbeiterin verteilten die Getränke und danach nahm sie sofort die Essensbestellungen entgegen.

Als sie alles aufgenommen hatte, sagte sie: „Die Vorspeise wird in etwa fünfzehn Minuten serviert, die Hauptspeise wird in etwa einer halben Stunde auf den Tisch kommen. Mein Mann wird gleich zu ihnen kommen und sie offiziell zu begrüßen. Wir mussten nicht lange auf Herrn Oberndörfler warten.

Er setzte sich auf einen Stuhl an der anderen Stirnseite und sagte: „Guten Abend, Meine Dame, meine Herren, ich begrüße sie herzlich zu ihrer Projektbesichtigung des Camping- und Ferienhausparks Ostallgäu. Wir freuen uns, dass sie sich der Mühe unterzogen haben, unsere Anlage kennenzulernen.“

Ich meinte: „Ich werde ihnen die Mitstreiter bei der Projektbesichtigung kurz vorstellen. Wie bei uns üblich, werde ich werde sie ihnen nur mit ihrem Vornamen vorstellen. Zu meiner Linken sitzt Gerhard, Vorsitzender im Stiftungsrat der Stiftung Sonneneck, mit seiner Gattin. Machen wir gleich auf der Seite weiter.

Der erste ist Ludwig, Mitarbeiter der Stiftung. Mit ihm haben sie bisher telefoniert, er ist der Enkel von Gerhard. Daneben sein Lebensgefährte Christian, Auszubildender in der zum Gutshof gehörenden Gärtnerei Winter. Als nächsten hätten wir Bernhard, Mitarbeiter der IT-Abteilung und Spezialist unserer Dokumenten- und Bauplanverwaltung. Daneben sitzt Benjamin, sein Lebensgefährte, der ebenfalls in der Stiftung mitarbeitet.

An meiner rechten Seite sitzt Noah, Mitarbeiter der IT und ein brillanter Programmierer. Daneben sitzt mein Adoptivsohn David, der ab Herbst in der Stiftung seine Ausbildung absolvieren wird. Neben ihm sitzt Felix, ebenfalls ein Mitarbeiter der Stiftung. Der nächste in der Reihe ist mein zweiter Adoptivsohn Tobias.

Die nächsten beiden sind Heiko und Ryan, zwei Auszubildende des Ostseehotels, das ab Sommer zum Jugendhotel umgebaut wird. Sie sind bei uns, um Jugendzeltlagermanagement zu lernen und ich habe sie mitgenommen, um sich die Organisation des Campingplatzes anzuschauen. Das Zeltlager wird dieses Jahr nicht in Rosenheim, sondern an der Ostsee stattfinden.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Nebenzimmer und auf dem Servierwagen wurden unsere Vorspeisen hereingefahren. Herr Oberndörfler sagte: „Ich wünsche ihnen einen guten Appetit, wir sprechen nach dem Essen weiter. Immerhin konnten wir die Pause bis sie ihre Vorspeisen erhalten, mit der Vorstellung ihrer Mitstreiter gestalten. Im Übrigen habe ich kein Problem, wenn sie mich auch mit meinem Vornamen ansprechen. Ich bin Robert und meine Frau ist Beate.“

Er stand auf, half beim Servieren und verließ mit seiner Frau Beate und der Mitarbeiterin den Raum. Zwischen Vorspeise und Hauptgang sagte Noah: „Aus der Packung ist diese Suppe definitiv nicht, mir hat sie lecker geschmeckt.“

Nach dem Hauptgang meinte er: „Wow, die Käsespätzle schmecken ganz anders, als ich sie bisher kenne. Vor allem der Käse hat mehr Geschmack als ich bisher gewohnt bin. Die gebräunten Zwiebeln sind frisch aus der Pfanne und der Koch hat nicht einfach ein Fertigprodukt verwendet. Ich bin echt überrascht von der Qualität des Essens, fast vergleichbar mit dem, was es in der Kantine gibt.“

Ich sagte: „Deine Vermutung kann ich nur bestätigen, die Schweinshaxe vom Grill war perfekt, die Knödel sind hausgemacht und die Soße hat den richtigen Geschmack. Ich werde Robert nachher fragen, ob ich mich ein paar Minuten mit seinem Küchenchef unterhalten kann.“

Inzwischen waren alle mit dem Essen fertig und zu dritt wurde die leeren Teller eingesammelt und auf dem Servierwagen gestapelt. Beate fragte, wer noch ein Getränk haben will und da fast alle ihr Glas bereits geleert hatten, wurde von fast allen nachgeordert.

Robert blieb im Raum und setzte sich wieder mir gegenüber an den Tisch und sagte: „Peter, bevor ich euch jetzt unsere Beweggründe schildere, warum ich an euch abgeben will, sollten wir vorher noch einige organisatorische Dinge besprechen.

Fangen wir mit deinem Wunsch an, eine Mitarbeiterversammlung einzuberufen. Ich habe alle Mitarbeiter, egal ob feste Mitarbeiter oder saisonale Kräfte eingeladen, für morgen Nachmittag um vierzehn Uhr eingeladen, bis heute Abend haben sich etwas mehr als achtzig Prozent angemeldet, dass sie dabei sein werden. Sie werden sicher neugierig sein, wie es hier langfristig weitergehen wird.

Morgen Vormittag werde ich euch das komplette Gelände im Detail zeigen. Gibt es von eurer Seite spezielle Wünsche, was wir euch zeigen sollen?“

Ich antwortete: „Ja es gibt spezielle Wünsche, vor allem aus den entsprechenden Fachbereichen. Die Handwerker würden sich gern die Räumlichkeiten zeigen lassen, inwieweit Sanierungs- oder Renovierungsbedarf besteht. Die Mitarbeiter der IT interessieren sich eher für IT-Belange. Angedeutet hatte ich bereits, dass die Jungs von der Ostsee die Campingorganisation kennenlernen sollen.

Bei einem kleinen Spaziergang habe ich mich mit einem deiner Dauercamper unterhalten, der mir verraten hat, dass du sie von deiner Verkaufsabsicht bereits unterrichtet hast. Er schilderte mir, dass einige von ihnen deswegen verunsichert seien. Besteht die Möglichkeit, kurzfristig eine Versammlung für die Dauercamper abzuhalten, eventuell morgen Abend.“

Robert meinte: „Fangen wir mit deinem letzten Punkt an, ich habe schon mitbekommen, dass ich unsere Dauercamper mit der Ankündigung verunsichert habe. Ich hätte eventuell noch abwarten sollen und sie erst nach Abschluss unserer Verhandlungen informieren sollen. Dann hätte ich ihnen auch bereits Details mitteilen können. Dein Vorschlag, eine Versammlung einzuberufen, um die Camper zu beruhigen und ihre Bedenken anzuhören finde ich gut. Ich werde alle noch heute Abend kurzfristig per Mail einladen. Es werden sicher nicht alle teilnehmen, aber einige werden auf alle Fälle bei dieser Veranstaltung anwesend sein.

Das mit den speziellen Wünschen der Fachabteilungen ist meines Erachtens kein Hindernis. Wir haben nichts zu verbergen, weshalb wir schon geplant hatten, von unserer Seite alle Punkte offen anzusprechen.“

Ich erklärte: „Ich habe noch einen weiteren Punkt, der geht aber bereits ins Detail. Wie gut stehst du mit dem Bürgermeister und dem Gemeinderat. Bei uns gibt es zwei Überlegungen, anstelle eines temporären Zeltlagers, ein weiteres Jugendhotel zu errichten, das ganzjährig bewirtschaftet wird.

Die zweite Alternative wäre ein festes Gebäude mit einem Aufenthaltsraum und der Küche, sowie sanitären Einrichtungen, dazu beheizte Schlafhütten in Holzbauweise, für jeweils zehn Personen, die ebenfalls im Winter benutzt werden können. Dazu meine Frage, kannst du den Bürgermeister kurzfristig überreden mit uns im Vorfeld, also noch während unserer Projektbesichtigung, die Möglichkeiten auszuloten.“

Er schaute mich an und antwortete: „Peter, du überrascht mich, vor allem, dass ihr euch bereits eigene Gedanken dazu gemacht habt. Ich werde morgen früh den Bürgermeister anrufen und ihn bitten, zu einem Gespräch mit dem möglichen zukünftigen Eigentümer zum Campingplatz zu kommen. Dann können wir deine Vorschläge ansprechen und abwarten, wie er darauf reagiert.“

Inzwischen waren alle mit frischen Getränken versorgt und Beate hatte sich wieder neben Robert gesetzt. Beate meinte: „Ich habe mitbekommen, welche Vorschläge du unterbreitet hast. Ich finde beide Vorschläge gut. Das Konzept Jugend- und Seminarhotel, wie es bei euch am Gutshof gehandhabt wird, würde der Region guttun. Aber auch deine Idee mit den Schlafhütten hat einen besonderen Charme.“

Robert erklärte: „Kommen wir jetzt zu meinem Vortrag, warum wir bei euch vorstellig geworden sind und euch das Objekt anbieten wollen. Meine Frau und ich sind nicht mehr weit vom Rentenalter entfernt. Unsere beiden Söhne haben uns definitiv erklärt, dass sie an einer Fortführung des Unternehmens nicht interessiert sind.

Unser Ältester lebt mit seiner Gattin in Berlin und will seinen gutbezahlten Job nicht dafür aufgeben. Zudem ist seine Ehe kinderlos geblieben. Sein jüngerer Bruder hat in der Nähe von Stuttgart in einen Familienbetrieb eingeheiratet und ist dort gut ausgelastet. Er hat eine Tochter, die jedoch den Familienbetrieb übernehmen soll und will.

Damit stand fest, dass die Betriebsnachfolge nicht aus der eigenen Familie kommen kann. Wir haben ins lange überlegt, wie es langfristig weitergehen soll. Vor vier Monaten haben wir zum ersten Mal von eurem Zeltlager im Gutshof von den Kindern eines Münchner Dauercampers gehört.

Daraufhin haben wir Erkundigungen über euch eingeholt. Mit jedem Puzzleteil, das hinzukam, waren wir uns sicherer, dass ihr diejenigen sein könnten, die unser Lebenswerk langfristig weiterführen. Die offene Frage blieb bis zuletzt, wann wir an euch abgeben wollen. Als meine Frau vor drei Wochen für einige Tage ins Krankenhaus musste, wurde uns klar, dass wir nicht zu lange warten sollten.

Deswegen unser Anruf und die Einladung sich alles anzuschauen und mit uns Gespräche zu führen, wie wir uns die Übergabe an euch vorstellen.

Unser Vorschlag, was die Stiftung investieren soll, teilt sich in zwei Teile auf. Das Grundstück ist in privater Hand und hat einen aktuellen Schätzwert von rund sechshunderttausend Euro. Wir würden es der Stiftung für eine halbe Million Euro verkaufen. Die GmbH, die den Camping- und Ferienhauspark betreibt, wollen wir zum Wert des eingezahlten Eigenkapitals in Höhe von einhunderttausend Euro an die Stiftung abgeben, unabhängig vom Geschäftswert der Firma.

Es gibt eine weiter Bedingung. Wir möchten gern das Wohnhaus, das auf dem Grund und Boden des Campingplatzes steht und im Besitz der GmbH ist, bis an unser Lebensende mietfrei bewohnen. Anfallende Kosten für Renovierungen oder Sanierung des Gebäudes werden von uns getragen. Der Grundbesitz ist schuldenfrei und die GmbH hat keine Verbindlichkeiten gegenüber fremden Geldgebern oder bei Banken.“

Gerhard schaute zu mir und antwortete: „Robert, wenn ich das korrekt betrachte, vermute ich, dass ihr mit dem Angebot die Stiftung finanziell unterstützen wollt. Es gibt bei steuerlicher Betrachtung des Verkaufs an die Stiftung die Möglichkeit, einen Teil des regulären Kaufpreises als Spende in die Stiftung einzubringen.“

Robert reagiert sofort und antwortete: „Das wir mit diesem Angebot die Stiftung unterstützen wollen siehst du absolut richtig. Wir können mit einer Spende steuerlich keine Auswirkungen erzielen, da sowohl beim Verkauf von Grund und Boden als auch die der Übergabe des Unternehmens gegen Übernahme des Kapitals keine Steuerpflicht entsteht, die wir damit mindern könnten. Das habe ich alles bereits mit unserem Steuerberater abgeklärt.“

Ich fragte: „Robert, besteht die Chance, dass du den Koch aus seiner Küche entführen kannst, damit ich mich mit ihm unterhalten kann. Keine Sorge, hier will sich keiner beschweren, dass ihm das Essen nicht geschmeckt hat. Es geht um andere Dinge, die dich langfristig auch betreffen, darum solltest du ebenfalls dabei sein.“

Er bat seine Frau Beate, doch seinen Chefkoch zu unserem Gespräch zu holen. Sie stand auf und verließ das Nebenzimmer. Robert wandte sich an die Jungs und fragte, ob es von ihrer Seite noch irgendwelche Fragen gäbe, da sie sich bisher doch zurückgehalten hätten.

Bernhard meinte: „Ich hätte da eine Frage zum WLAN. Steht das nur besonderen Gästen oder gegen eine extra Gebühr zur Verfügung? Ich finde an meinem Rechner ein Gäste-WLAN, kann aber ohne Zugangs-Daten nicht darauf zugreifen.“

Robert erklärte: „Das Gäste-WLAN steht allen Gästen zur Verfügung, sowohl im Restaurant, aber auch auf dem Campingplatz und in den Ferienhäusern. Normalerweise erhalten die Neuankömmlinge bei der Anmeldung einen Zettel mit wichtigen Hinweisen. Dort finden sich neben den Öffnungszeiten des kleinen Ladens und des Restaurants auch der Hinweis auf das Gäste-WLAN. Wenn ihr für morgen frische Semmeln und Brezeln bestellen wollt, kann man in der Anmeldung einen Zettel abgeben. Ab acht Uhr morgen könnt ihr die frischen Waren direkt im Laden einkaufen.“

Die Tür öffnete sich und Beate betrat mit dem Koch das Nebenzimmer. Robert fragte sie, ob sie uns keine Hinweiszettel ausgehändigt hätte.

Sie schaute ihn an und meinte: „Das ist mir in der Aufregung und Hektik durchgerutscht, ich war so überrascht, dass unsere Gäste bereits so früh eingetroffen sind und habe nur dich verständigt. Ich hole schnell noch ein paar Zettel für die Ferienhäuser.“

Während sie wieder den Raum verließ, sagte Robert: „Darf ich euch unseren Koch Adrian Rohrer vorstellen. Peter, der Chef der Stiftung, will dir kurz ein paar Fragen stellen. Ich habe ihm grundsätzlich gesagt, dass wir nichts zu verbergen haben, du kannst jederzeit offen sprechen.“

Er setzte sich neben Robert, während ich feststellte: „Bevor ich meine Fragen stelle, will ich zuerst ein Lob an die Küche loswerden. Wenn ich mir meine junge Mannschaft so anschaue, waren sie mit dem gebotenen Essen sehr zufrieden. Noah, der neben mir sitzt, meinte, dass das servierte Essen sogar mit dem Kantinenessen am Gutshof mithalten könne.

Dazu solltest du wissen, dass unser Kantinenessen auf einem sehr hohen Niveau produziert wird. Es gibt geschmacklich keinen Unterschied zu dem, was Sebastian den Gästen im Restaurant serviert. Ich vermute, dass du ebenfalls auf regionale frische Produkte zugreifst, das wäre meine erste Frage.“

Adrian antwortete: „Mir ist es wichtig, dass ich auf regionale Produkte zugreifen kann. Frischer kann ich mein Gemüse und die Salate nicht einkaufen. Das Fleisch kommt ebenfalls von regionalen Erzeugern.“

Ich stellte die nächste Frage: „Könntest du dir vorstellen, mit einer komplett erneuerten und größeren Küche, auch für die Gäste des Zeltlagers, Essen auf diesem hohen Niveau zu produzieren? Das könnte bedeuten, dass du für bis zu dreihundert Kids ein Mittagessen bereitstellen sollst.“

Adrian schaute mich an und sagte: „Das kann ich mir nicht vorstellen, bei den großen Mengen ist das gar nicht möglich.“

So erklärte ich: „Doch es ist möglich. Wir haben, bei unserem Zeltlager im vergangenen Jahr, dreimal täglich bis zu dreihundert Essen für die Kids, ihre Betreuer und die Helfer ausgegeben. Dazu noch einmal bis zu fünfzig Essen für die beiden Kantinen. Ich sollte vielleicht erklären, wie das ganze funktionieren kann.

Sebastian kannte die Aufgabe und hat sich bei der Küche für eine Ausstattung entschieden, die sowohl die Großgastronomie als auch die individuelle Küche für ein Restaurant abdeckt. Im Vorfeld hat er den Küchenlieferanten lange genervt, weil er ihm eine Großküche und eine weitere Küche fürs Restaurant verkaufen wollte.

Unsere Mitarbeiter in der Küche arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb, eine Frühschicht und eine Spätschicht. Die Frühschicht ist fürs Frühstück und das Mittagessen der Kids zuständig und für das Essen, das im Restaurant mittags serviert wird. Die Spätschicht erledigt beide Bereiche abends. Wenn du dir das einmal ansehen willst, bist du herzlich eingeladen, dir das alles bei uns im Gutshof anzuschauen.

Ich kann dir auch anbieten, dass du dir das im Jugendhotel in Tirol anschauen kannst. Dort wird auch nach diesem Prinzip gekocht. Der Weg dorthin dürfte deutlich kürzer sein, als wenn du nach Rosenheim fährst. An der Ostsee wird nach dem Umbau das gleiche Prinzip eingeführt.“

Adrian schaut immer noch skeptisch, weshalb Felix meinte: „Ich habe im letzten Sommer drei Monate lang das Zeltlager im Gutshof geleitet. Ich kann Peters Erklärung nur bestätigen, es hat funktioniert. Bei der Essensausgabe hatten wir Verstärkung aus dem Jugendhotel Tirol, das in dieser Zeit renoviert wurde.“

Robert mischte sich ein und sagte: „Adrian, du kannst Peter ruhig glauben, was er dir gerade erzählt hat. Auf der Seite der Stiftung gibt es einige Seiten zum Jugendzeltlager mit vielen Kommentaren der Kinder und Jugendlichen, die dabei waren. Dort wurde nicht nur das Essen gelobt, auch die organisierten Ausflüge in die nähere oder weitere Umgebung waren ein großes Thema bei den Jugendlichen. Das gleich findest du wieder, wenn du dir die Seite vom Jugendhotel im Gutshof anschaust.“

Benjamin, der Adrian am nächsten saß, meinte: „Die meisten Kommentare gibt es zum sogenannten Lagerburger, der in den verschiedensten Varianten angeboten wurde. Ich kann dir die Bilder und die Kommentare dazu auf meinem Handy zeigen.“

Ich erklärte: „Ich denke, wir sollten an dieser Stelle unterbrechen. Robert, hast du noch einen oder mehrere Punkte, die du uns für unsere interne Diskussionsrunde mitgeben willst? Ansonsten sehen wir uns morgen früh zur Führung. Um welche Uhrzeit soll es losgehen und wo treffen wir uns?“

Robert meinte: „Ich will jetzt nicht unbedingt Spielverderber sein, aber wir sollten die Führung starten, dass wir uns gegen zehn Uhr wieder zusammensetzen können. Wenn wir so gegen achtuhrdreißig aufbrechen, sollten wir rechtzeitig zurück sein.

Für die IT-Mitarbeiter versuche ich einen Termin mit unserem freiberuflichen IT-Mitarbeiter für morgen Vormittag zu organisieren. Die Handwerker können sich alles anschauen und mit den Campern sprechen, um eventuelle Mängel aufzunehmen. Heiko und Ryan, ihr könnt meiner Frau morgen Vormittag in der Anmeldung über die Schulter schauen und sie fragen, was euch interessiert.

Ich wünsche euch einen kurzweiligen Heimweg, eine ruhige und erholsame Nacht und wir sehen uns morgen um achtuhrdreißig, zumindest diejenigen, die mitkommen.“

Ich stand auf und ging zu Beate, um mir die Rechnung für unsere Speisen und Getränke geben zu lassen und gleichzeitig zu bezahlen. Sie erklärte mir, es gibt eine eindeutige Anweisung von Robert, dass wir geladene Gäste seien und nichts bezahlen müssten. Als ich mit ihr diskutieren wollte, erklärte sie, dass ich mich dazu an ihren Gatten wenden soll. Da ich heute keine Diskussion mit Robert mehr führen wollte, verschob ich das Gespräch auf morgen Vormittag.

Im Wohnraum des großen Ferienhauses hatten sich alle versammelt und ich bat sie, mir ihre Meinung, ihre bisherigen Erkenntnisse, zu vermitteln. Lange Zeit blieb es ruhig, bis sich Noah ein Herz fasste und sagte: „Peter, heute sind so viele neue Eindrücke auf mich hereingeprasselt, die ich erst so nach und nach verarbeiten muss. Ich finde es grandios von dir, dass du mich eingeladen hast, zusammen mit Bernhard die Grundlagen für die Software der Verwaltung des Camping- und Ferienhauspark vor Ort zu erarbeiten, und das nach nur wenigen Tagen bei euch in der Firma. Gut ist es auch, dass ich die Mitreisenden auf diese Art besser kennenlernen kann.

Bernhard meinte: „Noah, was spontane Einladungen zu Terminen oder Objektbesichtigungen angeht, ist bei Peter immer mit Überraschungen zu rechnen. Da kannst du Christian befragen, der kam an einem Mittwochabend zum Gutshof, am nächsten Morgen war Peter mit ihm unterwegs eine Küche kaufen, die am Freitag geliefert und aufgebaut wurde. Am Samstag sind wir nach München und haben bei einem schwedischen Möbelhaus, für mein und sein Appartement die Möbel eingekauft.

Das war jetzt nur ein Beispiel aus vielen. Halt, da fällt mir ein noch besseres Beispiel ein. Felix hatte sich bei uns beworben. Am nächsten Tag ist er mit Peter und Gerhard zu einem Termin nach München gefahren, wo es um eine Erbschaft für die Stiftung ging, die sich am Ende als Erbschaft mit einem Gesamtwert von fast dreihundert Millionen Euro herausstellte. Das war sein Einstieg in die Firma, ohne Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag.“

Felix bestätigte die Ausführungen von Bernhard und erklärte: „Noah, du bist seit Anfang des Jahres der achte Neuzugang am Gutshof. Die ersten vier waren Florian, Pete, Pit und sein Bruder Mario und in der Woche darauf kamen Klaus, Gero und Randolf dazu. Mario ist inzwischen in die Betriebsleiterwohnung der Gärtnerei Grubmüller umgezogen.

Gero und Randolf wurden von ihrem Vater körperlich misshandelt, deshalb sind sie bei Peter und Thomas. Klaus und Pete sind schwul und haben ein rechtsradikales Zuhause, sie sind deshalb hier. Florian kommt aus einem Münchner Kinderheim. Er wurde, wie auch Klaus, von unseren Gärtnern adoptiert. Bei Pete ist die Adoption durch Peter und Thomas noch nicht abgeschlossen.“

Ich mischte mich ein und erinnerte: „Jungs, ich habe euch um eure ersten Eindrücke gebeten und nicht um irgendwelche Geschichten vom Gutshof. Also kommen wir bitte wieder zum Thema zurück. Noah, dass auf dich viele neue Eindrücke eingeprasselt sind, kann ich bestens verstehen.“

Gerhard sagte: „Mir ist vorher, als er uns seine Konditionen für die Übernahme genannt hat, aufgefallen, dass er mit der Veräußerung keine Gewinn- oder Verlustabsicht erzielen will. Das wundert mich schon ein wenig. Er hat auch mit keiner Silbe erwähnt, dass er in den nächsten Jahren noch als Geschäftsführer weitermachen will. Hatte nicht Ludwig davon gesprochen, dass er vorerst Geschäftsführer bleiben will?“

Ludwig meinte: „Opa, deine Aussage, dass er als Geschäftsführer weiterarbeiten will, hatte er am Telefon erklärt. Entweder hat er es sich anders überlegt, oder er geht davon aus, dass uns dieser Punkt geläufig ist.“

Ich erklärte: „Aufgefallen ist es mir auch. Nur für mich spielt das keine Rolle, wenn es um die Entscheidung geht, ob wir das Objekt übernehmen wollen. Ihr kennt meine Einstellung, alle Mitarbeiter zu übernehmen und keinen Personalabbau bei der Übernahme. Wenn einer freiwillig die Firma verlassen will, akzeptiere ich den Schritt jedes Einzelnen. Für mich hätte es nur die Auswirkung, dass die Stiftung sich einen neuen Geschäftsführer oder zumindest einen Prokuristen suchen muss, der vor Ort sitzt.

Die von ihm angebotenen Konditionen sind aus meiner Sicht in Ordnung. Vor allem, weil er uns nicht nur das Grundstück oder die Gesellschaft verkaufen will, sondern Beides. Die Stiftung wird gleichzeitig Eigentümer von Grund und Boden und übernimmt die GmbH. Bisher ist es meines Erachtens so, dass er oder seine Frau privat Einkünfte aus der Verpachtung des Grundstücks erzielen und er sich und seiner Gattin ein monatliches Gehalt von der GmbH auszahlen lässt. An dieser Vorgehensweise gibt es nichts zu beanstanden.

Interessanter war seine Auskunft, dass das Grundstück frei von Belastungen ist und die Gesellschaft keine Fremdmittel bei Banken oder Dritten in Anspruch nimmt.

Mir fällt gerade ein, wer hat morgen Früh Lust auf einen kleinen Spaziergang zum Laden neben der Anmeldung? Wer von euch kann mir vielleicht verraten, wann der Laden am Samstagmorgen öffnet?“

Ludwig meinte: „Auf dem Zettel steht, dass der Laden am Samstag von sieben Uhr bis zwölf Uhr und von sechzehn bis neunzehn Uhr geöffnet ist. Peter, mir ist klar, warum du die zwei Fragen gestellt hast. Wenn sich kein anderer Freiwilliger findet, werde ich zum Laden laufen und alles, was notwendig ist, zum Frühstück einkaufen. Ich bräuchte nur von allen drei Ferienhäusern eine Liste, was ich einkaufen soll.“

Noah meinte: „Ich würde mich auch bereiterklären, aber ich bräuchte jemand der mich begleitet. Ich bin bisher noch nie in meinem Leben beim Einkaufen gewesen, deshalb brauche ich Unterstützung. Da ich mich im Gutshof zukünftig teilweise allein versorgen muss, wäre das eine praktische Erfahrung für mich.“

Bevor einer der Jungs reagiert erklärte ich: „Noah, was hältst du von der Idee, dass wir zwei gemeinsam den Einkauf erledigen, es sei denn einer der Jungs will dich freiwillig bei deiner Einkaufspremiere begleiten.“

Bernhard grinste und kommentierte: „Peter, ich finde es gut, wenn du mit ihm einkaufen würdest. Immerhin bist du die treibende Kraft dafür, dass Noah in Zukunft ein eigenständiges Leben führen soll. Dazu gehört nun einmal auch das Einkaufen für den täglichen Bedarf.“

Ich lachte laut auf und als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, sagte ich: „Du meinst also, wer sich die Suppe eingebrockt hat, der soll sie auch gefälligst selbst aufessen. Ich finde, du trägst eine gewisse Mitschuld daran, dass ich auf die Idee gekommen bin, Noah ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, ergo darfst du dich auch beim Aufessen beteiligen.

Ich will heute Abend nicht so fordernd sein, morgen früh gehe ich mit Noah zum Einkaufen. Also setzt euch jetzt Ferienhausweise zusammen und erstellt eure Einkaufslisten, Gerry oder Gregor können euch sicher einen Zettel zur Verfügung stellen.“

Gregor löste aus seinem Collegeblock drei Seiten und drückte je ein Blatt Ludwig, David und Gerhards Frau in die Hand. Gerhard war aufgestanden und näherte sich mir und flüsterte in mein Ohr: „Peter, kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen.“

Da ich aufstand, ging er voraus in die Küche und sagte zu mir: „Peter, was war das den eben? Ein junger Mann, der noch nie beim Einkaufen war? Dann Bernhards Bemerkung, dass du die treibende Kraft bist, Noah in ein selbstbestimmtes Leben zu führen und danach dein Konter, dass Bernhard nicht ganz unschuldig sei an deinem Vorhaben.“

Ich schaute ihn an und meinte: „Das Ganze in Kurzform wird schwer, aber ich werde es zumindest versuchen. Noah lebt in der Lebenshilfe, die Dieter Wegmann leitet. Wir haben bei einem Gespräch herausgefunden, dass er einen Schützling hat, der in unserer IT als genialer Programmierer arbeiten könnte.

Noah leidet nach Meinung der Ärzte an einer leichteren Form von Autismus, dem sogenannten Asperger-Syndrom. Beim Vorstellungsgespräch am vorletzten Mittwoch fiel mir auf, dass Noah sich in gewisser Weise öffnete. Mit mir konnte er sofort und ohne Probleme kommunizieren. Ich schickte die beiden Jungs in Bernhards Büro, dass er ihm zeigen soll, wo er zukünftig arbeiten könne und wobei wir seine Mithilfe brauchen könnten.

Die Jungs kamen erst nach zwei Stunden wieder zurück. Bernhard war begeistert von Noahs Fähigkeiten und hat darauf bestanden, ihn einzustellen. Dieter, dem ebenfalls sofort aufgefallen war, dass sich Noah innerhalb von zwei Stunden so krass veränderte hatte, wollte beobachten, wie sich sein Zustand verändern würde, wenn er mit Noah in die Wohngruppe zurückfährt.

Am Donnerstagmorgen kam er in mein Büro und meinte, die ganze Rückfahrt hätte es noch gehalten und danach ist er langsam wieder in sein altes Muster zurückgefallen. Jedoch am Morgen, als für ihn klar war, dass Dieter ihn wieder zum Gutshof bringt zum Arbeiten, war es, als wenn bei ihm ein Schalter umgelegt worden wäre.

Ich meinte, Dieter solle kurz vor der Mittagspause wieder in meinem Büro sein, ich würde mir etwas einfallen lassen. Am Mittag erklärte ich ihm meinen Plan, mit den ich ihn vermutlich etwas geschockt habe. Zum einen damit, dass ich Noah dieses Wochenende ins Allgäu mitnehmen will, dann mit der Einladung für Noah zur monatlichen Kaffeerunde der Gutshoffamilie am letzten Sonntag und letztendlich damit, dass er in eine kleine Wohnung im Dachgeschoss des IT-Gebäudes einziehen soll.

Kaffeerunde war kein Thema für ihn, ins Allgäu mitfahren war schon etwas schwieriger, aber er stimmte zumindest zu, den Versuch zu unternehmen. Ich argumentierte damit, dass Noah nicht täglich einen Fahrer benötige, der ihn in der Lebenshilfe abholt, zu uns bringt und abends das umgekehrte Spiel. Irgendwann gab er auf und meinte, dass er sich zu dem Versuch durchringen wird.

Wir gingen zusammen ins IT-Gebäude und, zusammen mit Bernhard, gingen wir ins Dachgeschoss, wo er sich eine der drei Wohnungen aussuchen konnte. Ich habe sofort bemerkt, dass er sich weiter geöffnet hatte, aber auch Dieter ist das aufgefallen. Seit diesem Donnerstag gab es abends in der Lebenshilfe keinerlei Anzeichen, dass Noah sich in sein Schneckenhaus zurückziehen würde.

Nächsten Samstag werde ich mit ihm nach München fahren und wir kaufen mit ihm die Möbel, die er sich aussucht. Einige der Jungs werden mit ihm die Möbel aufbauen. Da keiner sich bisher erklären kann, warum sich Noah verändert hat, setze ich auf seine Aussage, die Veränderungen sind aufgetreten, weil Bernhard und ich ihn so akzeptiert hätten wie er eben sei und in ihm nicht das sehen, was andere zu sehen glauben. Das hat sein Selbstbewusstsein gestärkt.“

Gerhard meinte: „So wie ich Noah die letzten Stunden erlebt habe, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er als behindert gilt. Ich konnte bis jetzt nichts Auffälliges bei ihm bemerken. Das er Einkaufen gehen will und dabei Hilfe benötigt, weil er noch nie einkaufen gewesen sei, war das Erste, was mir auffiel.“

Damit war alles gesagt und wir gingen wieder zurück ins Wohnzimmer. Scheinbar waren die Jungs mit den Einkaufslisten fertig, denn Noah winkte mit den Blättern, als wir ins Wohnzimmer eintraten. Er kam auf mich zu und zeigte mir die Listen. Ich überflog sie kurz, grinste und sagte: „Die Listen sind ja schön und so weit in Ordnung, nur was sollen Noah und ich alternativ einkaufen, wenn es das eine oder andere doch nicht in dem kleinen Laden geben sollte? Oder dürfen wir entscheiden, was wir anstelle mitbringen sollen!“

Ludwig meinte: „Mist, dass wir daran nicht gedacht haben, das ist ja kein Supermarkt. Ich denke und das sage ich auch im Namen aller Jungs, wenn es etwas nicht geben sollte, könnt ihr schauen was alternativ möglich ist oder ganz streichen.“

Ich meinte: „Jungs, dann würde ich sagen, ich bin mit Noah um sieben Uhr im Laden. Ich hoffe, dass wir euch so gegen halb acht Uhr eure Sachen vorbeibringen. Wenn wir gegen achtuhrdreißig mit unserer Führung starten, ist es die richtige Zeit zu frühstücken, damit alle rechtzeitig fertig sind. Wir sollten für heute langsam Schluss machen, damit morgen alle wieder fit sind.“

Gerhard und seine Gattin waren die ersten, die sich verabschiedeten. Sie bedankte sich im Voraus bei Noah, dass er ihnen morgen früh das Frühstück vorbeibringen will, was Noah mit einem Lächeln quittierte. Die vier Jungs vom kleinen Ferienhaus waren die nächsten, die sich zurückzogen.

Meine beiden Jungs, waren die ersten die sich nach oben verabschiedeten und erklärten, dass sie morgen Früh den Tisch decken und Kaffee kochen würden. Sie baten darum, von mir geweckt zu werden, wenn wir das Haus zum Einkaufen verlassen.

Ich ging mit Noah ins Esszimmer. Wir setzten uns an den Tisch und ich ging mit ihm kurz die Einkaufslisten durch, die wir erhalten hatten. Ich fragte Noah, ob es etwas auf den Listen geben würde, was er bisher nicht kennt.

Er schaute mich an und erklärte: „Ich kenne Butter und Margarine zum Aufstreichen aufs Brot oder die Semmeln, aber was ist eine streichzarte Butter, das sagt mir überhaupt nichts. Alles andere ist für mich kein Problem.“

Ich erklärte ihm: „Streichzarte Butter ist eine Mischung aus Butter und Margarine. Butter ist normalerweise sehr fest, wenn du sie aus dem Kühlschrank holst. Streichzarte Butter verhält sich eher wie Margarine, du kannst sie sofort aufstreichen.“

Noah grinste und meinte, wenn es die im Laden geben sollte, will ich die probieren. Ich vereinbarte mit ihm, dass ich ihn gegen sechsuhrfünfzehn wecken werde, damit wir spätestens gegen sechsuhrfünfundvierzig zum Laden laufen können. Inzwischen war es im Wohnzimmer ruhig geworden und die Jungs hatten die Beleuchtung ausgeschaltet.

Ich ging mit Noah nach oben, dort trennten sich unsere Wege, er ging in das Zimmer mit den Einzelbetten, dass er sich mit Felix teilte und ich in meinen Schlafraum. Da ich von der strapaziösen Fahrt müde war, zog ich mich nur noch aus und legte mich ins Bett. Es dauerte keine fünf Minuten und ich war tief und fest eingeschlafen.


Am Samstagmorgen weckte mich mein Wecker pünktlich um sechsuhrzehn. Ich erschrak, als ich neben mir plötzlich eine Bewegung bemerkte. Ich schaltete meine Nachttischlampe ein und als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich, dass mich Noah, der seinen Kopf aufgestützt hatte, mit großen Augen ansah. Ich lächelte und fragte ihn, warum er plötzlich neben mir liegen würde.

Er meinte: „Peter, ich konnte nicht richtig einschlafen gestern Abend. Ich bin noch lange wachgelegen und habe darüber gegrübelt, wie Felix wohl reagieren würde, wenn du mich morgen aufweckst. Irgendwann habe ich meine Sachen für heute früh zusammengesammelt und bin in dein Zimmer gegangen, weil ich nicht wollte, dass Felix meinetwegen aus dem Schlaf gerissen wird.

Eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich deswegen bei dir übernachten kann, aber nachdem du bereits tief und fest geschlafen hast, habe ich mich einfach in die freie Betthälfte gelegt und bin ich auch ganz schnell eingeschlafen.“

Ich hatte meine Bettdecke beiseitegeschoben und mich aufgesetzt, als Noah sagte: „Peter, bist du auch Nacktschläfer wie ich. Ich finde es angenehmer, wenn ich mich ohne Pyjama in meine Bettdecke kuscheln kann.“

Was danach kam zeigte mir dann doch wieder, dass Noah in gewissen Dingen noch kein vollständiger Jugendlicher oder Erwachsener war. Er fragte: „Peter, passiert dir das auch oft, dass du beim Wachwerden einen harten Pullermann hast?“

Ich drehte mich um und erklärte: „Noah, als ich noch so jung war wie du, ist mir das auch fast jeden Tag passiert. Mit zunehmendem Alter gibt sich das ganz von selbst, dass dein Penis morgens nicht mehr steif ist. Inzwischen passiert es mir nur noch dann, wenn ich am Vortag zu viel getrunken habe und die Blase auf das Blutgefäß drückt, das für den Rückfluss des Blutes zum Herz zuständig ist.

In der Pubertät geht es fast allen Jungs so, dass ihr Penis nachts ein Eigenleben entwickelt. Es kann dir aber auch tagsüber passieren, wenn du ein Mädchen oder einen Jungen kennenlernst und attraktiv findest, und du mit ihr oder ihm ein Leben lang zusammen sein willst.

Genug geschwatzt, wir sollten in die Gänge kommen, damit wir pünktlich weiterkommen zum Einkaufen. Ich verschwinde schnell im Bad, du kannst sofort nachkommen, mich stört es nicht, nackte Jungs habe ich schon oft genug im Bad sehen können, auch solche, deren Penis ein Eigenleben entwickelt hatte.“

Rund fünf Minuten später betrat Noah das Bad, ich war gerade aus der Dusche getreten und trocknete mich ab. Er guckt mich von oben bis unten an und meinte: „Sieht nicht viel anders aus als bei mir, nur dein Bauch ist ein wenig dicker als meiner.“

Er verschwand in die Dusche, während ich mich rasierte und meine Zähne putzte. Als ich fertig war, ging ich zurück ins Schlafzimmer. Ich war fertig mit dem Anziehen und verließ den Raum, um nach unten zu gehen. Auf dem Flur kam mir Noah mit umgebundenen Duschtuch entgegen. Er meinte, dass er sich beeilt und in wenigen Minuten unten ist.

Ich suchte unten nach Einkaufstaschen, sowohl in der Küche als auch im Flur, wurde aber nicht fündig. Ich hoffte, dass wir im Laden drei Einkaufstaschen kaufen könnten. Pünktlich kam Noah von oben nach unten, griff sich die drei Einkaufszettel und wir machten uns auf den Weg zum Laden neben der Anmeldung zum Campingplatz.

Es war noch nicht sieben Uhr, als wir vor dem Laden standen, der bereits geöffnet hatte. Wir betraten den Laden, schnappten uns einen Einkaufskorb und arbeiteten uns durch die drei Listen, wir legten alles, was wir fanden in den Korb und hakten die Listen ab. Am Ende fanden wir nur zwei Sachen nicht. Die Semmeln und Brezeln gab es an der Kasse. Noah fragte nach den beiden fehlenden zwei Sachen oder einer Alternative dazu.

Die Verkäuferin meinte, dass sie keine Alternativen anbieten könne. So bestellten wir nur noch die Semmeln und Brezeln, die sie uns in drei Tüten packte. Nachdem wir alles bezahlt hatten, kaufte ich noch drei Stofftaschen, in die wir für die drei Ferienhäuser, die bestellten Waren packten.

Auf dem Rückweg meinte Noah: „War gar nicht so schlimm das Einkaufen. Ich werde eines auf alle Fälle beibehalten, sich vorher eine Einkaufsliste zu machen.“

Während ich bei Gerhard klingelte und meine Tasche abgeben wollte, ging Noah zum Haus von den Jungs aus dem Gesindehaus, um ihnen ihre Tasche zu übergeben. Gerhards Frau öffnete, nahm mir die Tasche ab und bedankte sich für den Frühstücks-Service.

An unserem Ferienhaus traf ich wieder auf Noah, der zeitgleich ankam. Wir gingen ins Haus und in der Küche trafen wir auf David und Tobias, wo David mich gleich damit nervte, dass ich vergessen hatte, die beiden Jungs aufzuwecken. Ich entschuldigte mich, dass ich in der Hektik nicht mehr daran gedacht hatte meine beiden Jungs aufzuwecken.

Leider hatte ich nicht mit Noahs kindlicher Naivität gerechnet. Er meinte: „Eigentlich bin ich der Schuldige, der euren Vater heute Morgen verwirrt hat. Ich habe mich in der Nacht in das Zimmer eures Vaters geschlichen und dort geschlafen. Heute Morgen war er sehr verwirrt, als er mich neben sich im Bett entdeckte. Ich habe das noch viel schlimmer gemacht, als ich ihn von meinem harten Pullermann erzählte und ihn fragte, ob er auch immer morgens das gleiche Problem habe.

Er hat mir dann erklärt, dass er in seinem Alter das Problem nicht mehr hätte und ist ins Bad verschwunden und hat mich allein zurückgelassen. Im Bad sind wir uns noch einmal kurz begegnet und dann erst wieder unten, als wir zum Einkaufen gegangen sind.“

Ich hatte inzwischen unsere Semmeln und Brezeln in zwei Körbchen verteilt und unseren Einkaufsbeutel ausgeleert. Mit den Körbchen ging ich ins Esszimmer und verteilte sie auf dem Esstisch. Den Tisch hatten die beiden Jungs bereits eingedeckt. Bei meiner Rückkehr in die Küche, stellte ich fest, dass Noah die Küche verlassen hatten und meine Jungs dabei waren, Käse, Wurst und Schinken auf zwei Teller zu verteilen.

Bevor ich fragen konnte, erklärte David: „Noah habe ich nach oben geschickt, um die Jungs aus den Betten zu holen. So so dich hat Noah heute Morgen verwirrt, und deshalb hast du uns vergessen. Als er seinen harten Penis als Pullermann bezeichnet hat, wollte ich beinahe loslachen, konnte es mir gerade noch verkneifen.“

Ich schaute ihn an und meinte: „Vielleicht ganz gut, dass du nicht losgelacht hast. In manchen Dingen ist er immer noch wie ein Kind. Wenn er sich jetzt weiterentwickelt, wird das eines Tages auch Geschichte sein. Das Wichtigste ist, dass er endlich aus seinem Schneckenhaus herausgekommen ist. Alles andere ergibt sich von selbst nach und nach. Habt ihr bereits eine zweite Kanne Kaffee aufgesetzt, eine wird uns für neun Personen nicht reichen.“

„Eine Kanne dampfenden Kaffee haben wir bereits in eine Thermoskanne umgefüllt. Peter, könntest du mit David die Sachen bereits auf den Tisch stellen? Ich mache alles andere noch schnell fertig und kommen dann nach“, erklärte Tobias.

Im Esszimmer konnte ich schon hören, dass jemand die Treppe herunterkam und kurz danach ins Esszimmer eintrat. Da ich mit dem Rücken zur Tür gestanden hatte, drehte ich mich um und sah die zwei Eingetretenen an.

Ryan sagte: „Noah ist oben und hat gemeint, wir sollten zum Frühstück kommen, da unten bereits alles hergerichtet sei. Gerry und Gregor brauchen noch ein wenig. Die beiden sind eben erst aus dem Bad gekommen. Er ist jetzt noch bei Felix und will ihn holen.“

Wieder hörte ich Schritte auf der Treppe und als Felix und Noah eintraten, sagte Felix: „Noah, du hättest auch bei mir im Zimmer schlafen können. Wenn Dennis Frühschicht hat, werde ich auch meistens wach, wenn er das Bett verlässt. Ich drehe mich dann einfach um und schlafe wieder weiter, wenn ich noch nicht aufstehen muss.“

Ich meinte: „Jungs setzt euch schon an den Tisch, Tobias kommt gleich mit dem Kaffee und dann können wir anfangen, so lange werden Gregor und Gerry nicht brauchen, bis sie ebenfalls hier sind.“

Ich setzte mich an die Stirnseite des Tisches und Noah und Felix setzten sich rechts von mir an die Längsseite. Zu meiner Linken, ließ David den ersten Stuhl frei für Tobias und nach David setzten sich Ryan und Heiko. Die letzten freien Sitze blieben für Gregor und Gerry übrig. Als Tobi aus der Küche kam, mit den beiden Kaffeekannen, bat er David doch kurz noch den Rest aus der Küche zu holen, den wir vorher nicht mitgenommen hatten.

Tobi setzte sich auf den von David freigehalten Sitzplatz. David kam mit der Milch, verschiedenen Marmeladen und dem Honig und setzte sich neben Tobias. Ich hatte mir gerade meine erstes Haferl Kaffee eingeschenkt, als Gregor und Gerry ins Esszimmer eintraten. Damit waren wir vollzählig.

Nach dem Frühstück räumten wir gemeinsam den Tisch ab und David und Tobias wuschen das schmutzige Geschirr von Hand ab. Um viertel nach acht Uhr verließen wir das Ferienhaus. Draußen warteten bereits Gerhard und die vier Jungs des anderen Ferienhauses. Gerhard erklärte: „Meine Frau bleibt im Ferienhaus. Sie will in Ruhe die Zeitung von gestern noch lesen und später schaut sie im Laden nach frischem Lesestoff. Sie ist der Meinung, dass sie nichts zu unserer Entscheidung beitragen könne.“

Wir gingen wieder den Weg zum Laden und Restaurant, wo wir bereits von Robert und einem weiteren etwa dreißigjährigem Mann erwartet wurden. Robert stellte uns seinen Begleiter als seinen IT-Mann, Oliver Fischer, vor und meinte, dass unsere IT-Jungs mit ihm alles anschauen und besprechen können; er würde alles erklären, was vorhanden ist.

Ich fragte Oliver, ob es möglich wäre, dass wir zwei und meine beiden Jungs, uns heute oder morgen noch zusammensetzen könnten, da ich auch ein paar Dinge hätte, die ich gern mit ihm besprechen möchte. Bernhard schaute mich an, als würde er ahnen, worauf ich am Ende hinauswill.

Wir fragten Robert wie es inzwischen mit dem Terminplan für heute aussieht, wann noch Freiräume für ein Gespräch mit Oliver möglich wäre. Robert meinte: „Wir werden jetzt gleich unseren Rundgang starten. Ab zehn Uhr wollten wir uns zusammensetzen. Um vierzehn Uhr ist die Mitarbeiterversammlung und um siebzehnuhrdreißig kommt der Bürgermeister. Um neunzehnuhrdreißig ist das große Treffen mit den Dauercampern angesetzt.“

Ich fragte Oliver, nachdem er unseren Tagesablauf gehört hatte, wann es für ihn am besten passen würde. Er überlegt und meinte: „Ab mittags geht gar nichts mehr, den Nachmittag habe ich meinen Sohn versprochen. Mir wäre es am liebsten, wenn wir den Termin direkt nach eurem Rundgang einschieben könnten.“

Robert hatte mitgehört und meinte: „Das ist vernünftig Peter, machen wir eine Stunde später weiter. Ich denke, wir brauchen vermutlich für unser Gespräch nicht länger als eine Stunde. Notfalls können wir uns zwischen der Mitarbeiterversammlung und dem Treffen mit dem Bürgermeister noch einmal zusammensetzen.“

„Okay“, meinte ich und erklärte: „Oliver, dann setzen wir uns gegen zehn Uhr zusammen. Ich schlage vor, wir vier treffen uns im Ferienhaus, in dem Bernhard übernachtet. Bernhard spricht etwas dagegen, dass wir uns bei euch treffen?“

Bernhard antwortete: „Es spricht nichts dagegen, wir erwarten dich dann gegen zehn Uhr bei uns im Ferienhaus. Bis dahin lassen wir uns von Oliver schlau machen, was vorhanden ist, damit wir einschätzen können, inwieweit wir investieren müssen.“

Heiko, Ryan und Felix durften Beate über die Schulter schauen, wie ein Campingplatz organisiert wird. Gregor, Gerry, David und Tobias sollten sich auf eigene Faust alle Gebäude und sonstigen Einrichtungen anschauen und sich Notizen machen. Ludwig, Christian, Benjamin, Gerhard und ich starteten mit Robert unsere Besichtigungstour.

Robert zeigte uns den Bereich, wo er vorgeschlagen hatte ihn als Jugendzeltlager zu nutzen. Ludwig meinte: „Peter, wenn die Infrastruktur passt, finde ich deine Idee mit den Schlafhütten besser als mit Zelten zu arbeiten. Die Schlafhütten sind zumindest wasserfest, was bei Zelten nicht immer der Fall ist.

Ein weiteres Jugendhotel kann ich mir jetzt auch vorstellen, sogar mit einem kleinen Zeltlager mit kleineren Zelten in den Sommermonaten. Ein Zeltlager wie bei uns kann ich mir auf diesem krummen Gelände nicht vorstellen, höchstens wenn du zusätzlich ein festes Gebäude mit Aufenthaltsräumen, sanitären Anlagen und einer Küche bauen kannst.“

Ich sagte zu Ludwig: „Das werden wir heute Nachmittag im Gespräch mit dem Bürgermeister herausfinden müssen, was wir bauen oder nicht bauen dürfen. Ich hoffe, Felix, Benjamin und du seid bei dem Gespräch mit dabei.“

Bis neun Uhr fünfundvierzig hatten wir noch den Kiosk am See, die sanitären Anlagen, das Empfangsgebäude, das Restaurant und die Küche besichtigt. Unterwegs ist mir aufgefallen, dass einige Dauercamper Robert freundlich grüßten und ankündigten, dass sie heute Abend bei dem Gespräch mit dem Interessenten für den Campingplatz dabei sein werden.

Für elf Uhr verabredeten wir uns wieder im Nebenzimmer der Gaststätte. Ich sagte noch zu den Jungs, dass sie alle zu diesem Termin zusammentrommeln sollen. Ich ging zu den Ferienhäusern und zwei Minuten vor zehn Uhr drückte ich den Klingelknopf am Ferienhaus der Jungs.

Noah öffnete und meinte, dass sie im Wohnzimmer auf mich warten würden. Ich zog meine Jacke aus und folgte ihm. Ich setzte mich auf den noch freien Sessel und fragte: „Jungs, wie ist euer erster Eindruck?“

Ich war mir sicher, dass Bernhard antworten würde, weshalb ich verwundert Noah anblickte als er zu sprechen begann: „Technisch gesehen ist die Ausstattung des Campingplatzes auf einem hohen Niveau, das WLAN ist auf der gesamten genutzten Fläche für die Camper verfügbar. Angebunden ist das Gelände mit einem Glasfaseranschluss, der erst vor eineinhalb Jahren errichtet wurde. Den Rest soll dir jetzt Bernhard erklären!“

Bernhard sagte: „Nicht nur die Anbindung, auch der eingesetzte Server für die Verwaltung des Campingplatzes ist noch fast neu. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sind jetzt nicht so spitzenmäßig ausgestattet, aber man kann gut damit arbeiten. Oliver hat uns erzählt, dass das teilweise an den Mitarbeitern liegt, dass ältere Geräte nicht so ohne weiteres ausgetauscht werden können.“

Ich resümierte: „Wenn ich euch richtig verstehe, halten sich die Investitionen im IT-Bereich also in Grenzen. Ich frage jetzt einfach einmal Oliver, wie er sich vorstellt, wie es mit ihm weitergehen wird, wenn wir den Camping- und Ferienhauspark übernehmen würden.“

Oliver überlegte und antwortete: „Mit dem, was ich von den beiden Jungs zu eurer Ausstattung und den Aufgaben der IT erfahren habe, gehe ich davon aus, dass ihr über kurz oder lang die Betreuung selbst übernehmen wollt. Das würde für mich bedeuten, dass ich mir neue Auftraggeber suchen muss. Da ich bisher zu mindestens achtzig Prozent nur für Robert gearbeitet habe, fällt ein riesiger Umsatz weg.“

Ich forderte Bernhard auf ihm von seinem Projekt zu erzählen, dass er für uns, auch in Zusammenarbeit mit unserem Architekten, geschaffen hat. Die nächsten fast fünfzehn Minuten erklärte er ihm unser Projekt Dokumenten- und Bauplanverwaltung detailliert. Ich beobachtete Oliver die ganze Zeit und bemerkte, dass er aufmerksam zuhörte. Am Ende erzählte er noch, dass wir an der Ostsee eine Niederlassung einrichten, die unsere Kunden vor Ort betreuen würde.

Da Bernhard mit seiner Projektvorstellung geendet hatte, fragte ich: „Oliver, könntest du dir vorstellen, mit uns zusammen das Allgäu zu betreuen. Was dir Bernhard bisher nicht verraten hat, dass wir, mein Sohn mit einem Lebensgefährten verschiedenste Kundennetzwerke betreuen und das Angebot ausweiten wollen.

Hinzu kommt, dass wir im März mit der Dokumenten- und Bauplanverwaltung an die Öffentlichkeit gehen und das Produkt vermarkten wollen. Die Vorarbeiten dazu sind bereits im vollen Gang. Bernhard ist der technische Leiter und wird Prokurist. Ihm zur Seite steht Ludwig von der Stiftung, der die kaufmännische Verwaltung übernimmt und ebenfalls zum Prokuristen ernannt wird.

Ich biete dir an, gemeinsam eine GmbH zu errichten, wo du und die Stiftung je zur Hälfte als Kapitalgeber einsteigen und du die Geschäftsführung des Unternehmens übernimmst. Du musst jetzt nicht sofort eine Entscheidung treffen. Wir sind gern bereit, mit dir alles in Ruhe und mit jeglichen Details zu besprechen. Um unser Team kennenzulernen, lade ich dich und deine Familie für ein Wochenende zu uns auf den Gutshof ein, wo wir alle Fragen besprechen können.“

Noah meinte: „Ungünstig ist nur das nächste Wochenende, da Peter mit mir und einigen Jungs am Samstag in München sein wird, um die Möbel für meine Wohnung zu besorgen, die ich im Dachgeschoss des IT-Gebäudes beziehen werde.“

Ich erklärte dazu: „Oliver, es würde auch nächstes Wochenende gehen. Ich stehe am Freitag und am Sonntag auf alle Fälle zur Verfügung. Am Samstag könntest du alles mit den IT-Mitarbeitern klären. Wenn deine Frau und dein Sohn uns am Samstag nach München begleiten wollen, kann ich auch das ermöglichen.“

Oliver schaute mich an und erklärte: „Peter, ich werde das nachher mit meiner Frau Angelika und meinem Sohn Noel besprechen. Ich würde dir kurzfristig Bescheid geben, ob wir die Einladung annehmen.“

Ich meinte noch: „Heute Abend findet um neunzehnuhrdreißig die Versammlung mit den Dauercampern statt. Wenn ihr wollt, kommt vorbei, damit ich beide kennenlernen kann und ich lade euch zum Abendessen ein.“

Damit war von meiner Seite alles gesagt und wir standen auf, gingen in den Flur und zogen unsere Winterjacken an, nachdem wir noch die Telefonnummern ausgetauscht hatten. Gemeinsam gingen wir zum Empfangsgebäude, wo wir uns von Oliver verabschiedeten. Er meinte noch, dass er sich melden würde, sobald er mit seiner Familie gesprochen habe.

Wir gingen ins Restaurant und wurden von Robert begrüßt, der meinte, meine Truppe würde bereit im Nebenzimmer auf mich warten. Wir gingen durch ins Nebenzimmer und ich setzte mich dorthin, wo ich bereits gestern Abend gesessen hatte. Gerhard hatte wieder seine Gattin mitgebracht und meinte, ob er sich mit mir kurz unter vier Augen unterhalten kann.

Er erklärte mir: „Peter, meine Entscheidung ist bereits gefallen, egal wie die Gespräche mit dem Bürgermeister verlaufen werden. Ich habe mich viel mit den Jungs unterhalten, während du mit der IT beschäftigt warst. Ich stimme dem Ankauf für die Stiftung zu, denn es ist so oder so ein Projekt, mit dem die Stiftung langfristig ihre Ziele verfolgen kann. Die endgültige Entscheidung liegt wie immer bei dir, da du die finanzielle Seite besser im Blick hast.“

Das war eine Ansage, mit der ich nicht so früh gerechnet hatte. Gut, ich hatte mich innerlich zumindest ebenfalls bereits dafür entschieden, den Camping- und Ferienhauspark für die Stiftung zu übernehmen. Als ich mich wieder gesetzt hatte, sagte ich: „Ich eröffne die zweite Besprechung zum Projekt Camping- und Ferienhauspark. Vorab von mir eine Information, die ich euch nicht vorenthalten will.

Gerhard und ich sind uns darüber einig, dass grundsätzlich einer Übernahme des Camping- und Ferienhauspark nichts im Weg steht, es sei denn, dass von eurer Seite schwerwiegende Einwände vorgetragen werden, die ein Umdenken erforderlich machen. Ich bitte um Wortmeldungen von euch.“

Robert war der erste, der sich meldete: „Ich bin überrascht, dass ihr bereits zu diesem Zeitpunkt eine Vorentscheidung getroffen habt. Ich freue mich, dass ich zukünftig mit euch gemeinsam den Camping- und Ferienhauspark in eine erfolgreiche Zukunft führen kann.“

Der nächste war Bernhard, der erklärte: „Unsere Gespräche mit dem IT-Mitarbeiter waren aus unserer Sicht vielversprechend, eine Anbindung des Geländes an unsere IT sind problemlos möglich, wir haben keine schwerwiegenden Einwände.“

Da Gregor sich meldete, durfte er sich äußern: „Gerry, David, Tobias und ich haben die Gebäude inspiziert. Schwerwiegende Mängel haben wir nicht gefunden, wir empfehlen trotzdem einige Sanierungs- und Renovierungsmaßnahmen durchzuführen.

Bereits gestern, aber auch heute ist uns aufgefallen, dass einige Gebäude von behinderten Menschen nicht ohne fremde Hilfe betreten werden können, dazu gehören alle Ferienhäuser, sämtliche sanitären Einrichtungen, selbst beim Restaurant gibt es Hindernisse. Hier muss auf alle Fälle im Zuge der Renovierung und Sanierung nachgebessert werden. Das betrifft auch den kleinen Laden, der von Rollstuhlfahrern nicht genutzt werden kann, weil die Gänge zu schmal sind.

Wir konnten nicht alle Ferienhäuser von ihnen besichtigen, haben aber gestern bereits festgestellt, dass Badezimmer und Küchen modernisiert werden könnten. Das als kurzer Überblick von unserer Seite.“

Ich meinte: „Okay, wenn ich das richtig sehe, bleibt es damit bei den von mir überschlägig veranschlagten Aufgaben und Kosten, die der Projekteinstieg mit sich bringen würde. Damit verbleibt auch der finanzielle Spielraum für mein Wunschprojekt im Allgäu, ein weiteres Jugend- und Seminarhotel zu errichten. Gibt es noch sonstige Wortmeldungen, die nicht mit dem Projekt in direktem Zusammenhang stehen?“

Da sich keiner meldete erklärte ich die Besprechung, als beendet und bat alle zum Mittagessen ins Restaurant, wobei ich noch erklärte, dass die Mitarbeiterversammlung nur für meine Mitarbeiter der Stiftung eine Pflichtveranstaltung sei, trotzdem jeder gern dabei sein kann. Das gilt auch für das Gespräch mit dem Bürgermeister. Nur heute Abend, bei der Veranstaltung mit den Dauercampern sollten wieder alle dabei sein, da gleichzeitig zu Abend gegessen wird.

Klar, dass meine Jungs sofort ins Restaurant stürmten. Robert kam auf mich zu und sagte: „Peter, brauchst du noch irgendetwas für die Mitarbeiterversammlung oder die Versammlung für die Dauercamper?“

Ich meinte: „Wenn du einen Beamer und eine Leinwand hättest, wäre das praktisch und vielleicht ein Mikrofon und Lautsprecher, damit ich nicht so laut reden müsste.“

Robert erklärte: „Mikrofon und Lautsprecher sind kein Problem, da können wir auf das vorhandene Equipment im Restaurant zugreifen. Beim Beamer müsste ich Oliver fragen, ob er uns seine Anlage ausleihen kann. Ich werde ihn gleich anrufen und nachfragen, bis wann er uns seine Anlage vorbeibringen könnte.“

Wir gingen gemeinsam ins Restaurant und ich setzte mich zu meinen beiden Adoptivsöhnen und Noah an den Tisch. David grinste mich frech an und wollte wissen, ob er als zukünftiger Auszubildender der Stiftung an den beiden Veranstaltungen teilnehmen darf oder muss.

Ich antwortete: „Mitarbeiter in Lauerstellung, so wie du einer bist, kannst du an der Veranstaltung teilnehmen, ein Muss besteht jedenfalls nicht. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn du daran teilnimmst. Habt ihr schon etwas zum Trinken bestellen können und für mich mitbestellt?“

Noah meinte, dass keiner bisher an unserem Tisch war, um eine Bestellung aufzunehmen. Da wir bisher die einzigen Gäste waren, wunderte ich mich doch etwas. Nach fünf Minuten kam Robert an den Tisch und meinte: „Oliver kommt gleich mit seinem Sohn vorbei. Sie bringen den Beamer, eine Leinwand und Gestell, worauf der Beamer platziert wird. Ich soll dir ausrichten, dass sie heute Abend hier sein werden.

Ich komme gleich und nehme die Getränkebestellungen auf, außer in der Küche ist heute Mittag keiner hier, da wir heute wegen einer geschlossenen Gesellschaft nicht geöffnet haben. Heute Mittag gibt es ein mehrgängiges Menü für alle. Adrian, unser Koch wird gleich erscheinen und euch selbst erklären, was er sich mit seinen Helfern für euch hat einfallen lassen.

Er war beeindruckt von eurer Vorstellung gestern Abend und muss sich wohl eure Webseiten im Internet genauer angeschaut haben. Heute Vormittag, hat er jedenfalls angekündigt, dass er euch mit einem besonderen Menü überraschen will.“

Robert ging zur Theke und holte sich seinen elektronischen Helfer, dem er unsere Getränkewünsche anvertraute. In der Zwischenzeit war seine Frau hinter dem Tresen aufgetaucht und füllte die ersten Gläser.

So nach und nach brachte Robert die Getränke und als er die letzten Gläser verteilt hatte, öffnete sich die Eingangstür und Oliver betrat mit seinem Sohn den Raum. Er fragte, ob ihm zwei oder drei Mann helfen könnten, das bestellte Equipment hereinzubringen. Meine beiden Söhne und Noah sprangen auf und liefen auf ihn zu.

Während Oliver mit seinen Helfern den Raum verließ, näherte sich mir Noel. Als er vor mir stand, fragte ich: „Du bist sicher der Sohn von Oliver. Ich hoffe dein Papa hat keinen Ärger bekommen, weil er den Beamer und die Leinwand herbringen sollte.“

Ich schaute ihn mir genauer an und war überrascht, bei Olivers Aussehen hatte ich ein jüngeres Kind erwartet. Noel war nach meiner Einschätzung etwa zehn oder elf Jahre alt. Noel antwortete: „Nee, gab keinen Ärger, wir zwei wollten sowieso zum McDonald fahren und da kommt Mama nicht mit.“

Die vier kamen voll beladen zurück und gleichzeitig aus der Küche kam Adrian auf uns zu. Olivers Helfer unterstützten ihn beim Equipmentaufbau, während Adrian uns das Mittagsmenü vorstellte: „Als Vorspeise gibt es eine schwäbische Hochzeitssuppe, für den Hauptgang haben wir für euch einen schwäbischen Sauerbraten mit Spätzle und Blaukraut vorbereitet. Als Dessert gibt es Nonnenfürzle mit Vanille-Eis. Ich wünsche alle einen guten Appetit.“

Noel meinte: „Wow, dass würde mir auch schmecken, da würde ich sogar auf den Besuch bei McDonalds verzichten. Hätte mir der Papa das eher gesagt, bräuchten wir nicht extra dort hinzufahren.“

Ich grinste und winkte Robert zu mir. Als er neben mir stand und mich nach meinen Wünschen fragte, erklärte ich: „Robert, hat die Küche so viel vorbereitet, dass Oliver und Noel mitessen könnten? Der junge Mann hat mir gerade erklärt, dass er dafür sogar auf einen Besuch bei McDonalds verzichten würde. So etwas sollte doch belohnt werden.“

Noel schaute mich verwundert an. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Robert nickte und so sagte ich zu ihm: „Frag mal deinen Papa, ob ihr bei uns mitessen wollt, er hat ja auch eben gehört, was es zum Essen gibt.“

Noel rannte los und ich konnte erkennen, dass es eine kurze Diskussion gab, bis David zu den beiden etwas sagte. Kurz darauf kam er wieder zu mir an den Tisch und meinte: „Papa wollte zwar nicht, aber der junge Mann, hat ihm erklärt, dass das überhaupt kein Problem sei. Danach hat er doch zugestimmt, dass wir mit euch mitessen werden.“

Ich fragte ihn: „Willst du neben mir sitzen oder auf der anderen Seite neben meinen beiden Söhnen.“

Noel schaute mich an und erklärte, dass er sich neben mich setzen würde. Er setzte sich neben mich und ich fragte ihn, wie alt er denn sei. Er meinte, er wäre im November letzten Jahres Zehn geworden. Zwischendurch hatte Beate für Oliver und Noel Besteck aufgelegt. Von mir unbemerkt hatten die Jungs und Oliver die Arbeit beendet und setzten sich zu uns an den Tisch.

Oliver fragte, wie die Einladung zum Essen zustande gekommen sei. Ich erklärte, Noel stand neben mir und hörte zu was Adrian für uns zubereitet hat. Am Ende meinte dein Sohn, dass ihm das auch schmecken würde und er dafür sogar auf den Besuch bei McDonald verzichten würde.

Ich habe Robert gefragt, ob ihr beide auch satt werden könntet. Da er nur nickte, nahm ich das als Zustimmung und habe Noel zu dir geschickt. Der Rest sollte dir bekannt sein. Ich hoffe, dass du mit meinem Experiment kein Problem hast, ich war neugierig, ob dein Sohn zudem steht, was er mir gegenüber geäußert hatte.

Inzwischen wurde die Vorspeise serviert, so dass die Gespräche so langsam verstummten. Noel verspeiste seine Schwäbische Hochzeitssuppe mit sichtlichem Genuss. Ich will euch jetzt nicht mit dem Mittagessen langweilen. Zumindest verrate ich euch noch, dass es allen hervorragend geschmeckt hat. Noel sagte nach dem Essen zu seinem Vater: „Papa, hier können wir öfter essen gehen, da kommt Mama bestimmt auch gern mit.“

Inzwischen war es schon nach dreizehn Uhr, so dass ich an den Tisch ging, wo Bernhard mit den Jungs vom Gesindehaus saß. Ich fragte ihn: „Bernhard, du hast doch sicher dein Notebook dabei und besitzt Zugriff auf die Präsentation, die ich mit Florian für den Bewerbungsevent vorbereitet habe. Könntest du dein Notebook holen und an den Beamer anschließen, damit ich bei der Mitarbeiterversammlung und abends bei der Versammlung der Dauercamper einige Grafiken präsentieren kann.“

Bernhard grinste und meinte: „Offiziell habe ich keinen Zugang zu den Daten der Ausbildungsverwaltung. Warum habt ihr die Daten nicht in einem allgemein zugänglichen Ordner hinterlegt? Du kannst dich jedoch auf meinem Rechner anmelden und auf die Dateien zugreifen. Ich hole kurz mein Notebook.“

Ich ging zurück an meinen Tisch und fragte Oliver, ob er und sein Sohn an der Mitarbeiterversammlung teilnehmen wollen. Oliver lehnte ab mit der Begründung, dass er kein festangestellter Mitarbeiter des Campingplatzes sei. Ich lachte und erklärte: „Dann hätte Robert die Saisonarbeiter auch nicht einladen müssen. Wenn du mein Angebot von heute Vormittag annimmst, wirst du zwangsläufig zu einem Mitarbeiter der Stiftung, wenn du geschäftsführender Gesellschafter bist.“

Oliver erklärte mir: „Du wirst doch sicher heute Abend einen Teil deiner Präsentation auch vorstellen. Heute Abend ist meine Frau mit dabei, dann können wir uns das gemeinsam ansehen.“

Ich gab mich geschlagen und meinte nur noch, dann bis heute Abend. Inzwischen war Bernhard wieder zurück mit seinem Notebook und baute alles auf einem Tisch in der Nähe des Beamer auf. Er testete, ob alles funktionierte und meinte, ich soll mich doch auf seinem Rechner anmelden, dann würde meine Arbeitsoberfläche erscheinen und ich könne arbeiten wie mit meinem Rechner.

Als die ersten Mitarbeiter eintrafen, stellte ich mich mit Robert an den Eingang und Robert stellte mir seine eintreffenden Mitarbeiter kurz vor und welche Tätigkeit sie ausüben. Kurz vor vierzehn Uhr meinte er, dass alle Mitarbeiter, die sich angemeldet hatten, anwesend sind. Robert übergab mir das Mikrofon, schaltete es ein und meinte, wir können jetzt anfangen.

Ich schaute mich kurz im Raum um und stellte fest, dass zumindest ein Teil meiner Mitarbeiter anwesend ist. Ich forderte meinen Sohn, Felix, Ludwig und Benjamin auf, zu mir nach vorne zu kommen. Zuerst stellte ich mich allen Mitarbeitern noch einmal kurz vor. Der nächste war Ludwig, den ich vorstellte als Mitarbeiter der Stiftung, erklärte aber auch, dass er demnächst in ein Tochterunternehmen der Stiftung wechseln wird und dort als kaufmännischer Leiter und Prokurist tätig zu werden.

Benjamin stellte ich vor als Noch-Mitarbeiter der Buchhaltung, der mit Ludwigs Wechsel an seine Stelle treten wird. Er hat bisher die komplette Buchhaltung der Stiftung und ihrer Tochtergesellschaften betreut. Bei Felix erklärte ich, dass er seit September als Auszubildender in der Stiftung mitarbeitet, davor drei Monate unser Zeltlager gemanagt hat. Im kommenden Herbst werden wir die Stiftung mit zwei weiteren Auszubildenden verstärken. Einer davon wird mein Adoptivsohn David sein, ein weiterer kommt aus Rosenheim.

Begleitet werde ich von zwei Mitarbeitern unseres Handwerksteams, zwei Mitarbeitern von unserem zukünftigen Jugendhotel an der Ostsee, zwei Mitarbeitern aus dem IT-Team, einem Gärtner und meinem zweiten Adoptivsohn, der im Herbst seine Ausbildung als Anlagenmechaniker SHK bei den Handwerkern beginnt. Gerhard Bauer ist der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Sonneneck.

Als nächstes stellte ich den Mitarbeitern die Stiftung in ihrer vollen Bandbreite vor, mit allen Unternehmen, mit den Zielen der Stiftung und welche Pläne wir für den Camping- und Ferienhauspark wir haben. Im Weiteren erklärte ich, dass wir bisher bei Firmenübernahmen immer alle Mitarbeiter übernommen haben, außer wenn jemand von sich aus die Firma verlassen wollte. Dabei stellte ich als Beispiel die Münchner Immobilienverwaltung vor, bei der wir alle Mitarbeiter von München nach Rosenheim umsiedeln. Die ersten beiden sind bereits in Rosenheim, der Rest zieht im Spätsommer um, wenn die neuen Wohnungen am Gutshof fertiggestellt sind.

Ich erklärte: „Wenn wir unsere Pläne verwirklichen können, werden wir zukünftig noch mehr vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter für das Jugend- und Seminarhotel im Camping- und Ferienhauspark benötigen. Mit dem vorhandenen Personal in der Küche und im Restaurant können wir die Hotelgäste hervorragend bewirten, lediglich die Küche muss ein wenig größer werden.“

Da ich meine Präsentation beendet hatte, erklärte ich, dass wir eine kurze Pause einlegen und im zweiten Teil jeder seine Fragen stellen kann oder Anregungen loswerden kann. Wer rauchen will kann diese Pause nutzen. Robert organisierte für alle Mitarbeiter warme und kalte Pausengetränke, die bei seinen Mitarbeitern gut ankamen.

Nach einer viertel Stunde hatten sich alle wieder im Gastraum versammelt und ich eröffnete die zweite Runde für die Mitarbeiter. Die erste Frage, die an mich gerichtet wurde, hatte es in sich. Ich wurde gefragt, warum meine beiden Adoptivsöhne bei der Projektbesichtigung dabei sind und nicht nur fachkundige Mitarbeiter.

Ich antwortete: „Es gibt mindestens zwei Gründe, warum ich meine beiden Adoptivsöhne zu Projektbesichtigungen mitnehme. Ein Grund ist ihr Alter. Sie sind zwar inzwischen an der Obergrenze der Altersgruppe Jugendlicher angekommen, welche wir hauptsächlich beherbergen wollen. Sie sehen Dinge, die mir nicht auffallen, weil mein Blick eben nicht mehr dem der Zielgruppe entspricht. Bisher konnte ich feststellen, dass ihre Einschätzungen immer zutreffend waren.

Ein weiterer Grund ist inzwischen die Tatsache, dass beide in der Stiftung oder in einem Tochterunternehmen der Stiftung eine Ausbildung beginnen. Das bedeutet, dass sie zukünftig auch beruflich wieder damit konfrontiert werden. Dazu kommen familiäre Gründe. Ich habe sie auch mitgenommen, damit die Familienbindung intensiver werden konnte. Als erster kam David als Pflegekind zu uns, knapp eine Woche später folgte Tobias. Sieben Tagen später war ich mit ihnen auf der ersten Projektbesichtigung an der Ostsee.“

David fragt eiskalt, ob er seine Geschichte den Mitarbeitern erzählen darf. Ich schaute ihn an und meinte: „Meinetwegen, aber bitte die Kurzform, wenn es geht.“

David schnappte sich das Mikrofon und erzählte: „Ich kann erklären, was Papa mit Familienbindung meint und will euch das erklären. Ich wurde mit knapp vierzehn Jahren von meinen Eltern aus dem Haus geworfen, nachdem ich ihnen erklärt habe, dass ich schwul bin. Mehr als ein Jahr lebte ich auf der Straße, wo ich, um zu überleben, auf dem Straßenstrich gelandet bin.

Dann wurde ich aufgegriffen und in ein Kinderheim gesteckt, dort bin ich mehrmals ausgerissen und wieder zurück auf den Straßenstrich. Beim letzten Mal ging es nicht mehr ins Heim zurück. Ich wurde zu Peter und seinen Lebensgefährten Thomas gebracht, die Frau vom Jugendamt, hat mir klar erklärt, dass die beiden meine letzte Chance sind, wenn ich den Absprung schaffen will.

Ich wusste, dass Tobias in mich verknallt war und als Barbara vom Jugendamt anfragte, ob mein Vater auch ihn aufnehmen will, weil er aus dem Kinderheim verschwinden und mich suchen will, sagte er sofort ja. Das versteht mein Vater unter Familienbindung. Inzwischen haben Peter und Thomas uns beide adoptiert. Wenn ich ehrlich sein soll, die beiden fühlen sich für mich mehr als Eltern an, als es meine Erzeuger jemals für mich gewesen sind.“

Er drückte mir das Mikrofon wieder in die Hand und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Ich fragte: „Gibt es zu diesen Antworten noch Fragen oder Anmerkungen? Ansonsten bitte ich um Wortmeldung für die nächste Frage.“

In den hinteren Reihen stand ein älterer Mann auf und erklärte: „Einen Jungen aufzunehmen, der seinen Körper für Geld verkauft hat würde für mich niemals in Frage kommen. Ihn dann auch noch als Sohn anzunehmen, das ist doch nicht mehr normal!“

Mir war klar, darauf musste ich reagieren. Die Frage war nur: Wie! Mir fiel ein, dass ich vorher vergessen hatte, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas Wichtiges zu erklären. Ich bat deshalb den Mitarbeiter mir seinen Namen zu nennen und als was er bei Robert beschäftigt sei.

Er erklärte vor versammelter Mannschaft, dass mich das überhaupt nichts anzugehen hat, solange ich nicht der Eigentümer der Firma oder der Grundstücke sei. Er empfahl Robert, die Verkaufsgespräche mit mir sofort einzustellen, da ich genau wie der Junge eine widerwärtige Sau sei.

Damit hatte er jetzt einen Punkt überschritten und ich erklärte: „Toleranz ist wohl nicht eine ihrer Stärken, auf solche Mitarbeiter kann das Unternehmen gern verzichten. Ich erwarte von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie sich tolerant gegenüber Minderheiten oder benachteiligten Menschen verhalten. Robert, wenn du die Ansichten deines Mitarbeiters teilst, sind für mich und meine Mannschaft die Verhandlungen und die Mitarbeiterversammlung damit beendet. Wir packen unsere Sachen und werden noch in der nächsten Stunde abreisen.“

Robert schaute mich verwirrt an, er hatte zur Kenntnis genommen, was ich gesagt hatte, brauchte aber einen Moment, um all das zu verarbeiten. Beate kam ihm zu Hilfe und erklärte: „Peter, ich bin nicht der gleichen Meinung wie unser Mitarbeiter, und das gilt auch für meinen Mann. Was mich selbst etwas verwundert, ist die Reaktion von Matthias, unserem festen Mitarbeiter in der Küche, denn so kenne ich ihn überhaupt nicht. Du kommst jetzt mit mir nach draußen, um mir das zu erklären.“

Matthias stand auf und folgte ihr. Als die beiden den Saal verlassen hatten sagte Robert: „Sollte einer der anwesenden Kolleginnen und Kollegen der gleichen Meinung sein wie Matthias, darf sie oder er das Restaurant sofort verlassen, haben wir uns da verstanden!“

Ich schaute in die Runde und konnte erkennen, dass sie sich gegenseitig belauerten, wer als nächster aufstehen würde und den Raum verlassen würde. Da sich keiner bewegte sprach Robert weiter: „Gut, da jetzt der Rest seinen Standpunkt eindeutig dargestellt hat, versuche ich euch, aus meiner Sicht, zu erklären, warum Peter so reagiert hat.

Wie euch aus der Vorstellung der Stiftung bekannt sein dürfte, hilft sie Minderheiten oder benachteiligten Menschen. Peter macht im persönlichen Bereich nichts anderes. Wenn ich mir Davids Schicksal genau betrachte, konnte ihm nichts Besseres im Leben passieren. Peter und Thomas haben ihn in ihre Familie aufgenommen, die ihm seine Eltern nicht mehr geben konnten oder wollten.

Ihr könnt euch sicher noch an den Fall des jungen Roberto aus dem Nachbarort erinnern, der sich aus genau diesem Grund vor gut zwei Jahren das Leben genommen hat. Genau das wäre nicht passiert, wenn es einen wie Peter gegeben hätte, der ihm geholfen hätte. Das war auch der Grund, warum seine Eltern nicht auf der Beerdigung waren und danach überhastet weggezogen sind. Sie konnten die Missachtung der Nachbarn nicht mehr ertragen.“

Bevor es jetzt zu Diskussionen über dieses Thema kommen konnte, erklärte ich: „Robert, du hast damit den Nagel auf den Kopf getroffen. David hat euch vorher erklärt, dass wir für ihn Eltern sind, die sich um ihn kümmern, auch in schwierigen Situationen. So wie es eigentlich für alle Eltern sein sollte, wenn eines ihrer Kinder in persönlichen Schwierigkeiten steckt.

Kommen wir zu unserem eigentlichen Zweck der Veranstaltung zurück, ihr sollt uns Fragen stellen und uns Anregungen geben, wie eine gute Zusammenarbeit aussehen soll. Gibt es noch weitere Fragen oder Anregungen von eurer Seite?“

Ein etwas jüngerer Mann stand auf und stellte sich als Konrad Huber und als festen Mitarbeiter vor, der im Winter die Wege freihält und im Sommer als Gärtner arbeitet. Er meinte: „Im Winter komme ich normalerweise nicht auf die Arbeitsstunden, die ich in den Sommermonaten ableiste. Ich überlege mir schon seit ein paar Monaten, ob ich mir nicht einen anderen Job suchen soll, wo ich wieder ausgeglichener arbeiten kann.“

Ich schaute ihn an und meinte: „Ich kann dir dazu keinen persönlichen Rat geben. Was ich dir aber jetzt schon versichern kann, dass die Arbeit mit dem Jugendhotel in den Sommermonaten nicht weniger wird. Ich könnte dir jedoch anbieten, in den Wintermonaten, in einem kleinen Gewächshaus, Pflanzen vorzuziehen, die in den Sommermonaten den Eingangsbereich attraktiver gestalten könnten.

Im Hotel wird es sehr viele Zimmerpflanzen geben, die das ganze Jahre gepflegt werden müssen. Ich weiß, das ist nur teilweise die Arbeit eines Gartenbauers, würde dir aber eine gleichmäßigere Auslastung bescheren. Wenn du dir so etwas vorstellen könntest, wäre das sicher ein Grund, deine Suche einzustellen.“

Er lachte und erklärte: „Das ist genau die Perspektive, die ich bisher nicht gesehen habe, warum ich auf Dauer hierbleiben kann.“

Christian stand auf und stellte sich als Gemüsegärtner vor und erklärte: „Ich hätte noch einen weiteren Vorschlag, was du in den Wintermonaten im Gewächshaus machen könntest. Die Küche benötigt sehr viel frische Kräuter, die du in den Wintermonaten anbauen und liefern könntest. Wenn du willst, kannst du bei uns lernen, wie wir das händeln.

Bei uns gibt es auch die Möglichkeit, dass die Kids sehen, aber auch lernen können, wie bei uns gearbeitet wird. Bei dir könnten die Kinder und Jugendlichen lernen, wie einzelne Bäume aussehen und welche Blumen sie auf den Grün- oder Blühflächen finden können und wie sie aussehen.“

Konrad erklärte: „Ich sehe schon, mit dem neuen Eigentümer werden meine Aufgaben umfangreicher, aber auch Kreativität ist gefragt, das sind weitere Gründe zu bleiben.“

Der Rest der Mitarbeiterversammlung ist schnell erklärt, alle weiteren Fragen bezogen sich auf vertragstechnische Fragen zu den bestehenden Arbeitsverträgen, aber auch Fragen, in denen es darum ging, ob aus Saisonkräften dauerhaft bestehende Arbeitsverhältnisse entstehen könnten. Bei diesen Fragen konnte ich nicht sofort zusagen, dass für alle eine Festanstellung gesichert sei, wir uns aber bemühen werden, sie bevorzugt zu berücksichtigen. Robert meinte: „Wir werden euch alle neuen festen Arbeitsplätze bevorzugt anbieten. Dann könnt ihr selbst entscheiden, falls euch das eine oder andere zusagen würde.“

Damit beendeten wir die Mitarbeiterversammlung so kurz nach fünfzehnuhrdreißig. Ich meinte noch: „Robert bleibt euer Ansprechpartner. Die Stiftung wird ihn als Geschäftsführer der Firma weiterbeschäftigen. Wenn er eure Fragen nicht direkt beantworten kann, werden wir uns abstimmen und gemeinsam eine Lösung erarbeiten.“

Nachdem die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegangen waren oder wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten, kam Beate auf mich zu und meinte: „Ich habe ein langes Gespräch mit Matthias geführt und verstehe jetzt, warum er so reagiert hat. Er ist jetzt nach Hause gegangen und wird sich bei mir melden, wenn er in aller Ruhe über alles nachgedacht hat.“

Plötzlich stand Robert neben uns und sagte: „Peter, ich muss euch leider unterbrechen, der Bürgermeister hat gerade angerufen und gefragt, ob er auch schon früher kommen könne, er will mit uns beiden, vor dem offiziellen Gespräch, dass wir für siebzehnuhrdreißig angesetzt haben, ein für ihn wichtiges Vorgespräch führen. Ich habe ihm zugesagt, dass er uns um sechzehnuhrdreißig in meinem Büro sprechen kann. Ich hoffe, du hast kein Problem damit, dass ich ihm über deinen Kopf hinweg diese Zusage gemacht habe.“

Ich grinste und sagte: „Problem habe ich keins. Aber mich würde interessieren, was er mit uns in diesem Vorgespräch klären will. Du hast keine Ahnung, was es sein könnte?“

Er schüttelte den Kopf und bestätigte noch einmal, dass er nicht wisse, was plötzlich so wichtig sein könnte.

Dass das Gespräch unsere Pläne für den Camping- und Ferienhauspark noch einmal komplett verändern würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise noch nicht.

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