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My Way

Alles musste anders werden...

Teil 3 - Veränderungen

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Veränderungen

Und so ging es auch weiter, wir machen nun einen kleinen Sprung und ich fasse mal die nächste Zeit und was alles passiert ist zusammen.

Die nächsten Monate……

Mein Abi hatte ich inzwischen in der Tasche, nicht so toll vom Schnitt her, aber dafür, dass ich dank der vielen privaten Ereignisse nicht wirklich viel für die Prüfungen gelernt hatte, war es ganz passabel.

Tommi hatte ich lange nicht mehr gesehen, seit die Schule zu Ende war und wir auch keine Abi-Feiern mehr hatten, sind irgendwie alle auseinandergelaufen. Ich wusste nur, das Tommi eine Lehre machte.

Ich selbst hatte eigentlich vor, Architektur zu studieren, nicht gerade mein Herzenswunsch, ich träumte eigentlich davon Tanzlehrer zu werden. Als ich meinen Eltern das erste Mal davon erzählt habe, fiel hauptsächlich mein Vater aus allen Wolken. Glücklicherweise gab es da die Wartezeit auf den Studienplatz und ich konnte meinen Vater dazu überreden, diese Wartezeit zu nutzen, um meinen Traum zu verwirklichen. So hatte ich inzwischen meine Ausbildung als Tanzlehrer begonnen und hatte nicht vor, diese wegen eines Studienplatzes nicht zu Ende zu führen.

Mein Leben hatte sich nun ganz schön verändert, 3 mal in der Woche hatte ich vormittags theoretische Ausbildung und 6 Tage in der Woche war ich ab Nachmittags bis in die Nacht in der Tanzschule zur praktischen Ausbildung. Von meinen alten Freunden sah ich kaum noch jemanden. Ich musste ja wenn die anderen frei hatten arbeiten und umgekehrt. Aber ich ging in meinem Traumberuf voll auf und Andi kam mich fast jeden Abend besuchen. Nach der Arbeit, und das war meist ganz schön spät, saßen wir entweder noch im Auto zusammen oder wir gingen zu ihm. Keine Ahnung wie er das durchhielt, denn schließlich musste er ja morgens früh raus, während ich ausschlafen konnte.

An meinem Outing habe ich nicht weiter gearbeitet. Zu Hause wurde kein Wort darüber gesprochen und ich glaube auch nicht, dass meine Mutter den Vorfall bei meinem Vater erwähnt hatte.

So schien die Welt eigentlich in Ordnung, ich hatte neue Freunde in der Tanzschule. Kollegen aus der Ausbildung, die ja denselben Lebensrhythmus wie ich hatten. Ich erlernte meinen Traumberuf, zu Hause fragte keiner mehr, wann ich denn nach Hause gekommen sei oder wo ich gewesen bin. Ich verdiente dank Privatunterricht, den ich selber abrechnen konnte, zusätzlich zum Ausbildungsgehalt noch Geld, alles schien perfekt.

Fast alles, was mich allerdings nervte, war Andis Eifersucht. Ich wollte mich auch mal mit meinen Kollegen treffen und das war meistens zu einer Zeit in der Andi nicht mitkonnte und ich außerdem auch mal was alleine machen wollte. Andi hatte dafür kein Verständnis, er meinte, ich müsste meine Freizeit ausschließlich mit ihm verbringen, was immer mehr zu Spannungen in unserer Beziehung führte.

Es war an einem Mittwoch Abend so gegen halb zehn, als in der Tanzschule das Telefon klingelte. Ich nahm ab und Sam, ein Kollege aus der Ausbildung, meldete sich: „Hi Mikel, wir wollen noch in die Disse, kommst du auch?“ „Klar“, sagte ich, „bin so gegen elf, halb zwölf da.“

Wir waren ja alle verstreut so im Umkreis von hundert Kilometern. Wenn wir uns trafen, dann ungefähr in der Mitte, das waren für alle dann so zwischen vierzig und sechzig Kilometern und immer spät nachts.

Ich freute mich, die letzten Gäste hatten die Tanzschule bereits verlassen und wir waren mit dem Aufräumen fertig. Als ich um zehn mein Auto anließ und vom Parkplatz fuhr, sah ich um die Ecke Andis Auto stehen. „Das darf nicht wahr sein“, dachte ich mir. „Wenn der mir jetzt noch nachspioniert, dann….“

Andi hatte keinen Grund eifersüchtig zu sein. Ich hatte ich ihn zwar damals mit Tommi betrogen, aber davon habe ich ihm nie erzählt, war übrigens auch nie ein Thema zwischen Tommi und mir und in der Situation war das auch keine Liebe sondern nur einfach Sex unter Alkohol.

Ich fuhr also weiter und Andi heftete sich an meine Fersen, besser gesagt an meinen Auspuff. Ich fuhr zu unserem Treffpunkt und tat, wie wenn ich Andi nicht gesehen hätte. Die anderen waren schon da und so verbrachten wir zwei schöne Stunden mit viel Tanzen und Lachen. Ich glaubte Andi einmal aus den Augenwinkeln in einer Ecke gesehen zu haben, es schien als wenn er mich wirklich beobachten würde oder sollte ich besser ausspionieren sagen?

Gegen zwei Uhr gingen wir dann auseinander und ich machte mich auf den Heimweg, wieder verfolgt von Andi.

Als ich zu Hause ankam, fuhr Andi hinter mir auf den Parkplatz vor dem Haus und stieg aus.

„Wo warst du denn“, fragte er mich mit ziemlich roten Kopf. „Was fragst du denn so dämlich, das weißt du doch ganz genau“, antwortete ich schnippisch. „Wieso“, fragte mich Andi, was bei mir das Fass zum Überlaufen brachte. „Hör mal, ich bin nicht dein Eigentum, wenn du mir überhaupt keinen Freiraum lässt, dann funktioniert das nicht, ich lass dich doch auch mit deinen Arbeitskollegen weggehen und bin nicht gleich eifersüchtig.“ Andi schaute mich groß an. „Die sind ja auch nicht schwul, aber bei euch Tanzlehrern, da sind doch fast alle schwul und…..“ Weiter ließ ich ihn nicht kommen. „Jetzt reicht's aber“, fauchte ich ihn an, „es ist aus, ich kann so nicht mehr, ich mache Schluss….“

Jetzt veränderte sich Andis Gesichtsausdruck, die Röte und der Ärger in seinem Gesicht waren verschwunden. Stattdessen wurde er bleich und starrte mich mit großen Augen an und begann zu stottern. „Das kannst du doch nicht machen, ich brauche dich doch“, schluchzte er und dann öffneten sich die Tore und ließen einen Tränenschwall nach dem anderen freien Lauf. Andi heulte so heftig, dass er kein Wort mehr herausbrachte. Er sagte nur so etwas wie: „Tu mir das nicht an“, und klammerte sich an meinen Arm. Ich erwiderte nur: „Lass mich“, und versuchte mich los zu reißen, was mir auch gelang, aber Andi stolperte und fiel der Länge nach hin, er heulte wie ein Schlosshund und klammerte sich an meinem rechten Bein fest. „Wenn uns jetzt jemand sehen würde.“ Gott sei dank war es schon so spät. Ich hüpfte auf dem linken Bein in der Einfahrt herum, versuchte Andi von meinem rechten Bein abzuschütteln, der sich inzwischen immer noch am Boden liegend mit beiden Händen festklammerte. Irgendwie schaffte ich es, mein Bein zu befreien. Sofort rannte ich zur Haustüre, schloss auf und schlüpfte ins Haus.

Ich hörte Andi vor der Türe kratzen und dann hörte ich ihn rufen: „Mikel, mach auf, bitte.“

Ich betete, dass er nicht zu laut wäre und meine Eltern nicht aufwachen. Was sollte ich denn machen, klar mochte ich ihn noch, aber die Eifersuchtsszenen die er mir in letzter Zeit gemacht hatte, waren schon starker Tobak gewesen und hatten unserer Beziehung ganz schön zu schaffen gemacht. Ich hatte schon mehrfach versucht mit Andi darüber zu sprechen, auch dass er mir doch bitte etwas Freiraum lassen sollte, aber das hatte alles nichts genutzt. Ich konnte einfach nicht mehr und wollte so nicht weitermachen, also blieb ich hart und rührte mich nicht. Ich stand bestimmt eine gute halbe Stunde wie versteinert an der Tür, als ich ein Auto wegfahren hörte. Ich atmete tief durch und ging dann auf mein Zimmer. Es fiel mir nicht leicht Andi so abzufertigen, aber er ließ mir keine andere Wahl. Ich wollte noch gar nicht daran denken, was passiert, wenn wir uns das erste Mal in der Tanzschule wieder trafen und das würde schon morgen sein……

Am nächsten Abend kam Andi nicht, meine Chefin meinte er hätte angerufen, er wäre krank und könne nicht kommen. Irgendwie war ich froh, irgendwie auch nicht. Er tat mir leid, aber auf die Dauer konnten wir ein Aufeinandertreffen ja nicht vermeiden und sollten schnellstens wieder miteinander klarkommen.

Am darauffolgenden Tag kam Andi dann abends in die Tanzschule. Er war zum Bardienst eingeteilt und am Ende des Unterrichts als wir nebeneinander hinter der Bar standen und alle mit Getränken versorgt waren, meinte er, ich solle mir das nochmal überlegen, wie gern er mich doch hätte und er würde sich bessern. Ich wollte mich aber nicht darauf einlassen und sagte ihm, dass es endgültig aus wäre. Andi war sehr enttäuscht, hatte sich aber soweit unter Kontrolle, dass er nicht gleich los plärrte und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

In den folgenden Wochen besserte sich unser Verhältnis, Andi hatte in einer Schwulenbar einen Typen aufgerissen, mit dem er jetzt zusammen war. Er war glücklich und meinte es ginge ihm gut. Ich war froh, in der Tanzschule war alles ok, wir konnten ganz normal miteinander umgehen und Andi war fröhlich wie früher. Ich wunderte mich zwar, dass er so schnell darüber hinweggekommen war, aber ich war auch froh, dass er mir keine Schwierigkeiten gemacht hatte. Fast glaubte ich, er hatte nur Angst, es war ja auch für ihn die erste Beziehung und wahrscheinlich dachte er, dass er nun ewig allein bleiben muss, weil er niemanden mehr finden würde.

Irgendwie tat es mir aber weh, ich mochte ihn ja und den Grund für unsere Trennung hatte er mir ja gegeben. Nun war er glücklich, hatte jemand Neuen und ich war alleine.

Ich sehnte mich wieder nach jemandem, an den ich mich anlehnen konnte und dessen Wärme und Zuneigung ich spüren konnte. Schwulenbars kannte ich einige, aber das war nicht so mein Fall. Ich war immer noch nicht geoutet und nach wie vor hatte ich eine höllische Angst davor, dass mich jemand erkennen würde und meine Eltern Wind davon bekommen würden.

Ich wusste, dass es in der Nachbarstadt einen Park gibt, der als Schwulentreff bekannt war. Einige Male war ich schon kurz davor hinzugehen, habe mich aber dann doch nie getraut. Heute wollte ich nach der Arbeit hingehen, ich wollte einfach nur Sex haben, ich glaubte sowieso nicht daran, dass ich dort die Liebe meines Lebens finden konnte, aber wir würden ja sehen.

Nach der Arbeit machte ich mich auf den Weg und fuhr in die benachbarte Stadt. Vor dem Park war ein kleiner Parkplatz auf den ich noch einen freien Platz fand. Ganz schön voll dachte ich, da wird es bestimmt nur so von Leuten wimmeln. Ich spürte wie ich langsam aufgeregt wurde und sich zwischen meinen Lenden Druck aufbaute.

Es war dunkel im Park, ich kannte mich ein wenig aus, weil ich an meinem freien Tag schon einmal hier war und mir den Park im Hellen angeschaut hatte. Ich hatte mir die Wege versucht zu merken, aber jetzt bei Dunkelheit sah doch alles ganz anders aus. Ich war aufgeregt und gleichzeitig erregt, der Gedanke was hier gleich passieren könnte machte mich richtig an, als ich in den schmalen Nebenweg einbog, den ich gesucht und nun gefunden hatte. Aber auch hier war niemand zu sehen. Verdammt wo sind die alle hin? Ich ging den Weg vorsichtig entlang, meine Augen hatten sich etwas an die Dunkelheit gewöhnt und ich glaubte im Gebüsch zwischen den Bäumen einen Schatten gesehen zu haben. „Da waren die Jungs also, im Unterholz“, sagte ich zu mir und beschloss, inzwischen schon mutiger geworden, mich auch hinter die Büsche zu schlagen.

Ich fand einen schmalen, ausgetretenen Pfad und sah bald schon die ersten Schatten zwischen den Bäumen stehen. Mein Herz klopfte nun bis zum Hals, was war das hier? Man konnte doch niemanden erkennen, das machte doch keinen Sinn. Ich ging weiter und blieb dann unter einem Baum stehen und lehnte mich an den Stamm, als sich einer dieser Schatten näherte. Ich konnte nur schemenhaft etwas erkennen, er schien meine Größe zu habe, war schlank und hatte kurzes Haar, mehr konnte ich nicht sehen. Der Typ blieb direkt vor mir stehen und rieb sich die Beule. Auch ich hatte vor lauter Geilheit schon eine Weile recht wenig Platz in meiner Jeans und griff mir nun reflexartig in den Schritt um etwas Ordnung zu machen. Die musste mein Gegenüber als Einladung aufgefasst haben, er kam jetzt die letzten beiden Schritte auf mich zu, stand direkt vor mir, fasste mit der linken Hand meinen Hals an der Rückseite, zog meinen Kopf zu seinem hin und steckte mir seine Zunge in den Rachen und gleichzeitig hörte ich wie die Gürtelschnalle seiner Jeans schepperte. Schon fingerte er nach meiner Hand und führte sie zu seiner Pistole, die direkt nach Öffnung ihres Gefängnisses den Weg an die frische Luft gefunden hatte. Wie fremdgesteuert massierte ich seine stahlharte Pistole, immer noch seine Zunge in meinem Mund spürend. Es dauerte nur Sekunden und in meiner Hand begann es zu zucken, vor meinem Gesicht begann es zu stöhnen und dann spürte ich, wie es mehrmals in meiner Hand zuckte und eine zähe Masse in meine Hand lief. Der Typ ging einen Schritt zurück, grunzte zufrieden und zog seine Jeans über seinen sicher noch tropfenden Freudenspender, machte zu und verschwand in der Dunkelheit ohne ein Wort gesprochen zu haben.

Ich stand da, bewegte mich nicht und schaute angewidert auf meine tropfende Hand.

Ich weiß nicht wie lange ich dastand, sämtliche Geilheit war verschwunden und ich wollte nur noch weg. Nachdem ich die Sauerei in meiner Hand mit etlichen Papiertaschentüchern beseitigt hatte, machte ich mich wie in Trance auf den Weg zu meinem Auto.

Zurück zu Hause ging ich erst einmal unter die Dusche. Ich hatte das Gefühl einfach schmutzig zu sein. Als ich unter der Dusche stand und mir das warme Wasser über den Körper laufen ließ, kamen die Szenen aus dem Park wieder in mir hoch. Ich begriff immer noch nicht was da abgelaufen war. Klar wusste ich, dass die Typen nicht zum Gänseblümchen pflücken dort hin gingen. Ich bin ja auch dorthin, weil ich mit einem Typen Sex wollte, weil ich geil gewesen war. Aber so? Ich hatte den Kerl ja nicht einmal richtig gesehen, wir hatten kein Wort gesprochen. Ich, das fiel mir eigentlich jetzt erst auf, ich hatte ja eigentlich gar nichts davon gehabt. Dem Typen hatte ich Erleichterung verschafft und ich bin auf der Strecke geblieben, aber war ich überhaupt geil gewesen? Das lief alles so wie in Trance ab und bei dem Gedanken schüttelte es mich wieder und ich nahm noch mal tüchtig Seife und wusch mir noch mal die Hände.

So wollte ich das auf jeden Fall nicht noch einmal. „So nicht und in diesen bescheuerten Park würde mich bestimmt niemand mehr reinkriegen“, dachte ich.

Eine Woche später…

Es war zehn Uhr am Abend und ich war einigermaßen früh aus der Tanzschule herausgekommen.

Nun lief ich im Park spazieren. Moment mal, da wollte ich ja nie mehr hin, aber ich war den ganzen Abend so geil, da konnte ich einfach nicht anders. Ich war also wieder im Park, allerdings lief ich im zwar nur spärlich beleuchteten Teil, aber wenigstens nicht im stockdunklen Gebüsch umher. Ich hatte mir geschworen, bevor ich irgend ein fremdes Körperteil in die Hand nehme würde, musste ich sehen, wie das Gesicht, das zu diesem Körperteil gehört, aussieht.

Na ja, ich hatte noch keine Gesichter gesehen, dafür aber Schatten im Gebüsch, an manchen Stellen kam ein leichtes Stöhnen aus der Dunkelheit und manchmal sah ich eine Gestalt aus dem Gebüsch kommen und sich schnell Richtung Ausgang entfernen.

Dann sah ich gut hundert Meter vor mir eine Gestalt auf mich zukommen. Sie war etwa so groß wie ich, schlank, mehr konnte ich auf die Entfernung nicht ausmachen. Ich hörte plötzlich mein Herz klopfen, noch ein paar Meter, ich konnte jetzt im spärlichen Licht ein sympathisches Gesicht ausmachen und auf gleicher Höhe lief ein wirklich überaus sympathischer Typ, der mir auch noch frech zuzwinkerte, an mir vorbei. Genau, vorbei , ich lief einfach weiter, drehte meinen Kopf und sah wie der Kerl stehen blieb, sich umdrehte und mir nachschaute.

Ein guter Tipp, beim Vorwärtslaufen immer nach vorne schauen! Ich kam leicht vom Weg ab, sah den Abfalleimer der sich mir in den Weg stellte nicht, stolperte, flog über den Abfalleimer und landete unsanft im Gras neben dem Weg.

Über mir tauchte ein Gesicht auf und lächelte. „Hast du dir wehgetan?“ Eine Hand streckte sich mir entgegen. Ich ergriff sie und ließ mich hochziehen. Dann standen wir uns gegenüber und schauten uns an. Ein sympathisches Gesicht, schöne, lockige, zerzauste Haare. „Was suchst du denn hier?“, kam die auf mich etwas komisch wirkende Frage. „Sex“, stammelte ich und spürte wie mir das Blut ins Gesicht strömte.

Mein Gegenüber lachte und sagte: „Na prima, ich auch, gehen wir zu mir. Hast du ein Auto da, ich bin nämlich mit der Straßenbahn gekommen, ich bin der Sven.“

„Hi Sven, ja Auto hab ich dabei, ich bin Mikel“, sagte ich und dann gingen wir zum Parkplatz, stiegen ein und fuhren los.

Sven lotste mich zu einem Mietshaus wo er meinte: „Wir sind da, sei leise, ich wohne in einer WG.“

Wir machten uns auf den Weg in den vierten Stock und betraten die Wohnung. Als wir durch die Diele gingen, kam ein Typ auf uns zu und schaute Sven an. „Na erfolgreiche Jagd? Aber bitte, stöhn' nicht zu laut“, dann verschwand er in einem Zimmer. Sven öffnete die Tür daneben und ließ mich ins Zimmer, dann kam er hinter mir her und verschloss die Tür. Kurz darauf wusste ich, warum Svens Zimmernachbar meinte, er solle nicht so laut stöhnen.

Wieder zu Hause ging ich zufrieden ins Bett. Sven war echt nett und wir hatten geilen Sex. Danach haben wir noch ein wenig gequatscht und ich bin dann nach Hause gefahren. Es war einfach guter Sex, nicht das Gefühl, das bei Andi dabei war, aber ich wollte ja auch einfach nur Druck ablassen.

Ich musste an unsere gemeinsame Zeit zurückdenken, wehmütig erinnerte ich mich an unsere gemeinsamen Stunden, eng umschlungen einschlafend, die Wärme und Geborgenheit, die mir sein Körper gab. Ich musste seufzen. Ja es fehlte mir, eine Schulter an die ich mich anlehnen konnte. Ein echter Freund. Warum musste sich Andi auch so verändern und mir nicht mehr die kleinste Freiheit lassen.

In den nächsten Wochen und Monaten ging ich öfters abends in den Park, oft erfolglos, denn ich ging kein blindes Abenteuer nur aus Geilheit ein. Wenn mir ein Typ so richtig sympathisch war, dann war ich bereit, sonst ließ ich es bleiben. So verging die Zeit, ich hatte eigentlich wenig Freizeit, vormittags die Ausbildung, Nachmittags und Abends arbeiten in der Tanzschule und ich hatte eine Menge an Theoriekram zu lernen. Da blieb auch für meine Sexausflüge nicht so viel Zeit und die Monate vergingen wie im Flug.

1 Jahr später...

Inzwischen hatte ich meine Tanzlehrerprüfung erfolgreich abgelegt, ich wohnte immer noch zu Hause, jedoch vor meinen Eltern hatte ich Ruhe, ich sah sie aufgrund meiner Arbeitszeiten ja nicht so oft und das Thema ob ich schwul war ist nie mehr angesprochen worden. Auch das Thema Studium war kein Thema mehr. Ich glaube mein Vater hat gewusst, dass ich gar nicht studieren wollte und sich damit abgefunden.

Eigentlich war mein Leben ganz in Ordnung, aber ich spürte immer mehr, dass ich mich nach einem Partner sehnte, jemanden auf den ich mich verlassen konnte und den ich lieben konnte.

Eines Abends zog ich wieder einmal meine Runden durch den Park, ich war inzwischen ganz schön selbstsicher geworden, hatte keine Probleme notgeilen Typen, die auch mit dem Glöckner von Notre Dame ins Bett gehen würden, nur um sich zu erleichtern, einen Korb zu geben, als ich IHN sah.

Er kam schüchtern auf mich zu, den Blick auf den Boden gerichtet, blonde Locken, Jeans, T-Shirt, mein Herz klopfte und ich hatte seit langem wieder dieses Gefühl von Schmetterlingen die als wilder Schwarm durch meinen Magen flogen. Das war keine pure Geilheit, das war was anders. Das Gefühl, das ich so lange vermisst hatte, war plötzlich da.

Als wir aneinander vorbeikamen, schaute der Typ, der seinen Kopf gesenkt hielt, von unten zu mir hin und ich zwinkerte ihn an, blieb stehen und sagte „Hi.“

Der Typ ging einfach an mir vorbei , er blieb nicht stehen. Ich stand wie angewurzelt da und starrte ihm nach.

Dann war er weg, verschwunden, ich konnte ihn nicht mehr sehen. Wie blöd kann man eigentlich sein? Ich stand immer noch wie versteinert da, als ich begriff, dass er wirklich weg war und ich mir die Chance ihn kennenzulernen vermasselt hatte. Irgendwann löste sich meine Starre und ich machte mich endlich auf, in die Richtung zu gehen, in die mein Prinz entschwunden war. Natürlich konnte ich ihn nicht mehr finden und ich ging enttäuscht, vor allem über mich selbst, nach Hause.

Die nächsten Abende folgte ich einem inneren Drang und war fortan immer nach der Arbeit im Park zu finden, immer mit der Hoffnung, ihn wiederzusehen. Aber es sollte zwei ganze Wochen dauern, bis ich ihn endlich wiedersah.

Es war an einem Mittwoch, ich ging wie immer den schmalen Weg durch den Park, als mein Herz plötzlich deutlich schneller zu schlagen begann.

Da kam er, ich erkannte ihn sofort, er steuerte direkt auf mich zu und schaute wie beim ersten Mal auf den Boden. Jetzt bloß nichts versauen, dachte ich bei mir und als wir auf einer Höhe waren, platzte es aus mir heraus. „Na auch mal wieder da?“

Sofort lief ich knallrot an, blöde Frage, wie konnte ich nur. Aber mein Prinz blieb stehen und schaute mich an. „Hi, ja bin ich, hast du Lust was trinken zu gehen?“ Ich schaute ihn an und stammelte total überrumpelt: „Äh, ich…… ich…. ja klar.“

Der Typ setzte sich in Bewegung und ich stolperte hinterher, ich hatte eine entsetzliche Angst ihn wieder zu verlieren, mein Herz klopfte, als ich mich an seinen süßen Hintern klemmte, ich begann zu schwitzen und beruhigte mich erst, als wir in einer kleinen Bar saßen und etwas zu trinken bestellt hatten. So langsam löste sich die Anspannung und wir konnten uns unterhalten.

Thomas hieß mein Prinz und er war, als wir uns so gegenüber saßen, genauso schüchtern wie ich. Wir redeten eine Weile und ich erzählte ihm, ich arbeite in einem Steuerbüro. Warum konnte ich nicht die Wahrheit sagen? Hatte ich Angst, er würde einfach in der Tanzschule auftauchen, auf mich zustürmen und mich leidenschaftlich küssen und alle wüssten mit einem Schlag, dass ich schwul bin? Er erzählte, dass er auf dem Bau arbeiten würde.

Jedenfalls tauschten wir unsere Telefonnummern aus und gingen durch den Park zurück zum Auto. Dort angekommen, standen wir dann verlegen vor meinem Auto und Thomas schaute mich fragend an. „Sehen wir uns wieder?“ „Na klar, gerne“, antwortete ich und Thomas nahm meinen Kopf in seine Hände und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Dann stieg er in sein Auto und war verschwunden.

Die nächsten Tage verbrachte ich damit, auf mein Handy zu starren und auf seinen Anruf zu warten. Aber der kam nicht. Irgendwann nahm ich mir dann ein Herz und wählte entschlossen seinen Nummer. „Hallo“, kam es nachdem ich schon fast wieder aufgelegt hatte, „hier ist Mikel, ich muss dir was sagen.“

„Langsam“, sagte Thomas, „erstmal bin ich froh, dass du angerufen hast, ich warte schon 'ne Ewigkeit auf deinen Anruf.“

„Sorry, also ich muss dir was sagen, ich hab dir nicht die Wahrheit gesagt.“

Dann erzählte ich ihm, was ich tatsächlich beruflich mache und entschuldigte mich bei ihm, ihn angelogen zu haben. Ich wollte einfach nicht was Neues mit einer Lüge beginnen, zumal ich ja abends erst sehr spät Zeit hatte und ich nicht wusste, wie ich das, falls er mich wiedersehen wollte, erklären sollte.

Wir haben uns dann für Sonntag verabredet, das war mein freier Tag und ich konnte es kaum erwarten.

Als ich am Sonntag Vormittag auf dem Parkplatz stand, wo wir uns verabredet hatten und auf Thomas wartete, war ich wieder ziemlich aufgeregt, noch aufgeregter wurde ich, als ich seinen Wagen auf den Parkplatz rollen sah und er neben mir hielt.

„Hi“, rief er fröhlich, nachdem er seinen Scheibe heruntergekurbelt hatte, „fährst du oder soll ich?“

Ich hatte ja was gut zu machen. „Ich fahr“, sagte ich. Thomas stieg aus, verschloss seinen Wagen und kam lächelnd auf mich zu. Er streckte mir die Hand entgegen und fragte „Können wir?“

„Yep“, kam es von mir, „steig ein.“

Wir starteten, nachdem wir entschieden hatten zu einem Waldfest zu fahren, das einige Ortschaften weiter stattfand. Unterwegs redeten wir in einer Tour, von der Schüchternheit war auf beiden Seiten nichts mehr übrig und nach ein paar Kilometern legt mir Thomas seine Hand auf meinen Oberschenkel und begann mich sanft zu streicheln.

Wie ein Stromschlag durchfuhr es mich und reflexartig drückte ich das Gaspedal durch. Thomas wurde in den Sitz gedrückt und zog seine Hand ruckartig von meinem Oberschenkel weg.

Ich trat auf die Bremse und unsere beiden Köpfe flogen in Richtung Windschutzscheibe. Mit einem Quietschen kamen wir seitlich der Fahrbahn zum Stehen und ich keuchte.

„Na ja“, lachte Thomas, der seine Fassung zuerst wieder gefunden hatte. „Tut mir leid, ihre Fahrprüfung haben sie leider nicht bestanden.“ Wir schauten uns an und mussten lachen. Thomas beugte sich zu mir rüber und legte seine Lippen auf meinen Mund. Eine Wärme durchfloss mich und unsere Lippen spielten sanft miteinander, bis sich unsere Münder öffneten und unsere Zungen begannen einen wilden Tanz zu vollführen. Als wir uns voneinander lösten, musste ich seufzen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Thomas. „Ja“, lächelte ich ihn glücklich an, „fahren wir weiter?“

Als wir wieder auf der Straße waren, sah ich im Augenwinkel, wie die Hand von Thomas wieder auf dem Weg in Richtung meines Oberschenkels war. Ich schaute kurz zu ihm rüber und er sagte nur: „Bitte nicht wieder Gas geben!“

Ich lachte und für den Rest der Fahrt befand sich seine Hand auf meinem Oberschenkel und streichelte mich. Als wir beim Waldfest ankamen, ich einen Parkplatz gefunden hatte und der Motor abgestellt war, blieben wir beide sitzen und rührten uns nicht. Wir schielten jeder auf die Jeans des anderen und fingen gleichzeitig an zu lachen. Fahrer und Beifahrer hatten beide eine solche Beule in der Hose, dass wir unmöglich aussteigen konnten. Also warteten wir eine Weile, bis unsere Erregung abgeklungen war und wir gefahrlos aussteigen konnten.

Es war ein herrlicher Tag, wir unterhielten uns super, haben auf dem Waldfest gut gegessen und dann noch einen schönen Waldspaziergang auf einem einsamen Waldweg gemacht, der uns die Möglichkeit gab, uns ungesehen zu umarmen und zu küssen, so dass wir am späten Nachmittag glücklich zurück zu meinem Auto kamen.

Als wir dann wieder auf dem Parkplatz, auf dem Thomas seinen Wagen geparkt hatte, ankamen, wollten wir uns gar nicht trennen. Aber es half ja nichts, Thomas musste am frühen Morgen, er war Maurer, wieder auf die Baustelle und so gingen wir auseinander. Thomas versprach mir aber, mich in der Tanzschule unter der Woche am Abend zu besuchen.

Da war es also wieder, dieses Gefühl einfach glücklich zu sein, die Schmetterlinge, die mir ein so unglaubliches Gefühl im Bauch brachten, dieses Kribbeln, wenn ich an Thomas dachte. All das, wovon ich in den letzten Wochen geträumt hatte, war nun mit einem Schlag da und ich genoss es.

Wir sahen uns so oft es ging, Thomas besuchte mich auch abends in der Tanzschule und wir hatten eine schöne Zeit. Allerdings hatte ich das Gefühl, meine Chefin war von Thomas nicht sehr begeistert. Wenn er da war, beobachtet sie ihn doch sehr argwöhnisch und sprach kaum mit ihm. Ich konnte mir keinen rechten Reim darauf machen, machte mir aber auch keine großen Gedanken darüber.

Meine Eltern hatten Thomas zwar schon kennengelernt, allerdings ahnten sie noch nichts, wie wir zu einander standen. Wir waren allerdings auch sehr vorsichtig und ließen uns nichts anmerken, ich wollte nicht noch einmal so etwas erleben, wie ich es bei meinen Eltern mit Andi erlebt hatte. Und Thomas wollte auch nicht gleich mit einem „Wir lieben uns“-Schild durch die Gegend laufen.

An meinem freien Tag, den ich glücklicherweise Sonntags hatte obwohl die Tanzschule da ja geöffnet hat, konnte ich mit Thomas immer etwas unternehmen. Wobei wir uns meist auch Samstags spätabends trafen.

Als wir uns wieder einmal Sonntags trafen und dem blauen Golf von Thomas an der Tankstelle standen, schaute ich das erste Mal bewusst auf das Schriftzeichen an der Beifahrertür. Mir war es schon mehrfach aufgefallen, an der Fahrertür befand sich auch eines, aber ich hatte es mir noch nie so genau angeschaut. An der Beifahrertür war der Buchstabe B direkt unter dem Türgriff aufgeklebt. Ich schlenderte um das Auto herum und schaute auf die Fahrertür, dort war ein T unter dem Türgriff aufgeklebt.

Als Thomas seine Tankrechnung bezahlt hatte und zum Auto kam, fragte ich ihn. „Du sag mal, was sind denn das für Initialen“, und deutete auf das B.

Thomas wurde rot und antwortete etwas verlegen: „Die….die sind noch vom Vorbesitzer“, schnell stieg er wieder ins Fahrzeug und ich tat es ihm nach. Ich dachte dann nicht weiter darüber nach und wir setzten unsere Fahrt fort. Auch später dachte ich nicht mehr darüber nach und machte mir keine weiteren Gedanken.

Ein paar Tage später sollte sich das aber ändern. Es war ein Samstagabend, da klingelte abends in der Tanzschule das Telefon. Ich stand gerade in der Nähe und nahm ab.

„Tanzschule Soder, guten Abend“. „Thomas hier“, kam es vom anderen Ende der Leitung, „ich muss dir was sagen.“

Ich war erstaunt, er stockte kurz und fuhr dann fort.

„Ich war nicht ganz ehrlich zu dir, kannst du dich erinnern, als du mich neulich nach den Initialen auf dem Auto gefragt hast und ich gesagt habe, die stammen vom Vorbesitzer?“

„Klar“, kam es von mir.

„Das war gelogen, B steht für Bettina, das ist meine Freundin mit der ich zusammenwohne.“

Ich stand da wie vom Donner gerührt, kurzzeitig brach meine kleine heile Welt mal wieder komplett zusammen und ich war nicht in der Lage irgendetwas darauf zu erwidern und Thomas fuhr fort:

„Wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst, dann kann ich das verstehen, du musst aber wissen, ich liebe dich wirklich und ich möchte mit dir zusammen sein, mit Bettina läuft schon seit langem nichts mehr, meine Schwester ist hier und hilft mir meine Sachen aus der Wohnung zu räumen, ich ziehe hier heute Nacht noch aus, wenn du willst, also wenn du mich trotzdem noch willst, komm bitte noch vorbei….bitte.“

Ich holte Luft und sagte einer inneren Eingebung folgend nur „OK“, dann gab mir Thomas seine Adresse und erklärte mir kurz den Weg.

Den Rest des Abends versuchte ich ruhig zu bleiben, innerlich war ich allerdings total aufgewühlt und nicht recht bei der Sache, meine Chefin fragte mich ob was passiert sei, aber ich meinte nur „alles in Ordnung.“ Als die letzten Gäste gegangen waren und wir endlich fertig waren, war es bereits kurz vor Mitternacht. Nervös setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Stuttgart, zu der Adresse die Thomas mir gegeben hatte. Was würde jetzt werden, meine Gefühle fuhren total Achterbahn und ich wusste eigentlich überhaupt nicht wie ich mich verhalten sollte. Mir war mulmig als ich die düstere Treppe, die Haustüre hatte offen gestanden, in einem etwas heruntergekommenen Haus in den dritten Stock hinaufstieg und an der Tür klopfte. Thomas machte auf, sah mich und strahlte. „Schön dass du da bist, komm rein“, dann zog er mich zur Seite, hauchte mir einen schnellen Kuss auf die Wange und flüsterte, „meine Schwester weiß nichts.“

Ich trat ins kleine Wohnzimmer, dort saßen zwei junge Frauen. Die eine stellte mir Thomas als seine Schwester vor, die andere als deren Freundin, von besagter Bettina war Gott sei Dank nichts zu sehen.

Auf der Seite waren ein paar Kisten zusammengestellt und Thomas fragte mich, ob wir das in mein Auto packen könnten. Also räumten wir die Sachen nach unten in mein Auto. Nun sah ich, dass zwei Autos schon vollgepackt am Straßenrand standen. Das eine war das von Thomas und das andere musste seiner Schwester gehören. Eigentlich war sie ganz nett, aber ich wusste nicht viel über sie. Wir waren ja noch nicht lange zusammen und hatten noch nicht so viel über unsere Familien gesprochen. Nun erfuhr ich, dass Thomas erst mal bei seiner Schwester unterkommen wollte. Martina, so hieß sie, hatte eine eigene Wohnung und Susanne, ihre Freundin, war gleichzeitig ihre Vermieterin und wohnte im gleichen Haus.

Dann machten wir uns im Konvoi auf den Weg von Stuttgart nach Heilbronn, wo seine Schwester wohnte. Ich fuhr am Ende des kleinen Konvois und hatte während der Fahrt Zeit über das, was sich da gerade ereignete, nachzudenken.

Keine Ahnung ob es richtig war was ich da tat, Thomas hatte mich belogen, aber schließlich hatte ich ihn ja am Anfang auch belogen, aber verglichen mit dem was Thomas mir heute gebeichtet hat, war meine Lüge ja echt harmlos. Aber schließlich hatte er mir ja die Wahrheit gestanden und als er vorher die Tür öffnete und mich so anstrahlte, da hatte ich irgendwie das Gefühl, dass es richtig sei. Obwohl, Thomas war also bi, würde das gutgehen? Meine Gefühle fuhren echt Achterbahn, aber das Kribbeln im Bauch, wenn ich an ihn dachte und erst recht wenn ich ihn ansah, war immer noch da. Kurz irgendwie befand ich mich gerade im richtigen Gefühlschaos.

Die Fahrt verlief schnell, erstens rasten mir die Gedanken gerade so durch den Kopf und zweitens war es inzwischen zwei Uhr in der Nacht und die Straßen ziemlich leer.

Schließlich kamen wir in Heilbronn bei Martina an. Wir parkten die Autos vor einem netten Häuschen und gingen in die erste Etage hinauf. Martina kochte erst mal Kaffee und richtete ein paar belegte Brote, dann ließen wir uns gemeinsam am Esstisch in der Küche nieder und unterhielten uns recht nett.

Gegen vier Uhr in der Früh meinte Martina, „So, ich richte jetzt die Couch im Wohnzimmer, ausladen können wir später noch, jetzt wird erst mal geschlafen, Mikel du bleibst auch hier!“

Ich widersprach nicht und fünfzehn Minuten später gingen Thomas und ich, nachdem wir uns allen eine gute Nacht gewünscht hatten, ins Wohnzimmer und standen vor der Couch, die Martina ausgezogen hatte und in ein Doppelbett verwandelt und frisch bezogen hatte.

Thomas drehte sich um, schloss die Tür ab und dann zogen wir uns aus und kuschelten uns aneinander. Thomas nahm mich in seinen Arm und flüsterte mir ins Ohr: „Danke mein Schatz“, dann schliefen wir beide erschöpft ein.

Wir schliefen bis zum Mittag. Thomas war als erster wach und streichelte mich zärtlich. „Morgen mein Schatz“, dann küsste er mich zärtlich und ich genoss seine zärtlichen Lippen. Meine Ängste waren alle vergessen, so könnte es einfach immer sein dachte ich.

Thomas lieh mir ein frisches Shirt und eine saubere Unterhose und nach einer Dusche fühlte ich mich gleich viel wohler und saß wenig später mit Thomas und Martina vor einem dampfenden Kaffee.

Martina bot Thomas erst mal an, bei ihr zu wohnen, bis er was anderes gefunden hätte, dann fragte sie mich ein bisschen aus, was ich denn so mache und woher ich Thomas kenne. Ich musste verdammt aufpassen, dass ich mich nicht verplapperte, außerdem wusste ich ja nicht, was er Martina schon erzählt hatte.

Am Nachmittag fuhren Thomas und ich zu einem Museumsdorf, in dem ein Fest veranstaltet wurde. Es war ein entspannter Nachmittag, wir hatten eine Menge Spaß und fühlten uns wohl.

Dann kam der Moment wo wir uns verabschieden mussten, wir lagen uns in den Armen und sagten gar nichts, keiner von uns hatte eine Ahnung, wie es jetzt eigentlich weitergehen würde, seit Samstag hatte keiner das Thema angesprochen. Als ich dann alleine im Auto saß und auf dem Heimweg war, war ich das erste Mal in der Lage so richtig über alles nachzudenken. Mir kam das Telefonat wieder in den Sinn und ich hörte Thomas sagen:

„Das war gelogen, B steht für Bettina, das ist meine Freundin mit der ich zusammenwohne.“

Wieder wurde mir die Bedeutung seine Worte klar, Thomas war nicht schwul, er war bi. Ich hatte diese Angelegenheit mit keinem Wort ihm gegenüber erwähnt, na ja, ich hatte auch bislang noch gar nicht darüber nachgedacht, ich wollte mir auch gar keine Gedanken darüber machen.

Jetzt saß ich im Auto und fühlte mich unendlich einsam, wusste nicht wie es weitergehen sollte und hatte einfach nur Sehnsucht nach Thomas. Sehnsucht, ihn zu berühren, ihn zu spüren und mit ihm zusammen einzuschlafen.

Das Gefühl ging auch nicht weg, als ich schließlich daheim im Bett lag und mir die Tränen über die Wangen liefen. So weinte ich mich an diesem Tag einsam in den Schlaf.

Meine Mutter merkte wohl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war oder irgendetwas anders war, sagte aber keinen Ton und fragte auch nichts. Einerseits war ich ja froh, andererseits tat es mir schon weh, ich wünschte mir immer noch, dass ich zumindest meiner Mutter mein Herz ausschütten konnte und mit ihr über meine Probleme sprechen konnte.

Thomas besuchte mich oft in der Tanzschule, was meiner Chefin gar nicht gefiel, ich spürte genau sie konnte Thomas nicht leiden. War unser Verhältnis früher so super gewesen, irgendwie hatte es einen Knacks bekommen. Ich weiß nicht genau woran es lag, vielleicht ahnte sie was, aber ich konnte auch mit ihr nicht darüber sprechen, es war einfach etwas wie eine undurchdringbare Wand zwischen uns.

Inzwischen hatten auch meine Eltern Thomas etwas näher kennengelernt, auch hier wurden keine Fragen gestellt, ahnten sie was, wollten es aber nicht wahr haben? Jedenfalls verstand sich meine Mutter gut mit Thomas. Er durfte sogar bei mir schlafen, damit er abends nicht nach Heilbronn musste und am nächsten Morgen wieder zurück zur Arbeit musste.

Eines Abends besuchte er mich in der Tanzschule ging aber nach einer halben Stunde und sagte: „Ich fahr schon mal zu dir nach Hause, ich bin hundemüde.

„OK“, meinte ich, „ich beeil mich wenn wir hier fertig sind.“

2 Stunden später ging das Telefon in der Tanzschule. Thomas war dran und meinte ich solle bitte so schnell es ginge nach Hause kommen, es wäre was mit meinen Eltern. Bevor ich fragen konnte hatte er schon aufgelegt, im Hintergrund hörte ich meine Mutter brüllen, konnte aber nicht verstehen um was es ging.

Da der Unterricht schon beendet war, lies mich meine Chefin, nachdem ich ihr erklärt hatte, dass zu Hause irgendetwas passiert sei, früher gehen und ich raste ziemlich beunruhigt nach Hause.

Dort angekommen saß Thomas in meinem Zimmer und schaute ziemlich verdattert aus der Wäsche, meine Eltern mussten im Wohnzimmer sein, denn von dort her kam das Geschrei, anders konnte man die Unterhaltung der beiden wohl nicht nennen.

Thomas erzählte mir, dass meine Mutter ihn gebeten hatte, sie zu einer Adresse zu bringen, er aber nicht gefragt hatte warum und weshalb und ihr einfach den Gefallen getan hatte.

Dort angekommen wollte meine Mutter einfach im Wagen sitzen bleiben und abwarten. Nach einer Weile muss dann mein Vater aus dem Haus gekommen sein und sich in einer Art und Weise von einer Frau, mit der er zusammen aus dem Haus gekommen war, verabschiedete, die keinen Zweifel an dem Verhältnis zwischen den Beiden offen lies.

Meine Mutter hat dann scheinbar nur das Fenster heruntergelassen und meinen Vater wüst als Schwein beschimpft, dann wollte sie wieder zurückgebracht werden. Als mein Vater dann später nach Hause gekommen war, ging die Streiterei zwischen den Beiden los und seitdem herrschte scheinbar Krieg zwischen den Beiden.

Thomas saß da wie ein Häufchen Unglück, er tat mir leid. Aber das war mal wieder typisch meine Mutter. Wenn sie etwas wollte, dann nutze sie auch meine Freunde aus. Scheinbar hat sie meinem Vater schon öfters hinterher spioniert, mangels Möglichkeiten, wie ich später, erfuhr immer mit dem Taxi.

Es tat mir ja leid, klar das hatte sie nicht verdient, aber so wie die Ehe meiner Eltern in den letzten Jahren gelaufen war, wunderte es mich nicht, dass so etwas passiert war.

Ich entschied mich ins Wohnzimmer zu gehen, nachdem es plötzlich still geworden war. Ob sie sich jetzt wohl gegenseitig umgebracht hatten?

Als ich die Tür zum Wohnzimmer öffnete, saßen sich meine Eltern gegenüber und schauten sich hasserfüllt an. Ich wagte ein leises „guten Abend“ und erntete dafür zwei Blicke die wie Blitze einschlugen. Schnell schob ich ein „Nacht“ hinterher und verschwand in meinem Zimmer.

Thomas saß immer noch genauso wie vorhin da. Ich schloss die Tür von innen ab und setzte mich zu ihm aufs Bett, dann ließ ich mich fallen und zog Thomas mit zu mir. Eng aneinander gekuschelt lagen wir da und waren schnell eingeschlafen.

Als um sechs in der Früh mein Wecker, den ich irgendwann noch gestellt hatte, klingelte, waren wir beide sofort hellwach. Ich gab Thomas einen Kuss auf die Stirn und öffnete leise die Tür. Es war noch ganz oder besser gesagt wieder ganz ruhig. Leise schlichen wir uns ins Bad und Thomas duschte schnell. Dann fuhr Thomas los und ich war alleine. Ich legte mich nochmal ins Bett und schlief auch recht schnell wieder ein.

Irgendwann kam meine Mutter in mein Zimmer und weckte mich.

„Wo ist Thomas?“

„Weg.“

„Willst du Kaffee?“

„Ja.“

Das war vorerst die ganze Unterhaltung. Mein Vater war bereits zur Arbeit, ich hatte nichts gehört. Muss wohl nochmal fest eingeschlafen sein.

Am Frühstückstisch brach es dann aus meiner Mutter heraus. Erst schluckte sie, dann bekam sie einen Heulkrampf und schrie nur so heraus „Warum tut das Schwein mir das an.“ Ich saß wie vom Donner gerührt da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste ja auch nicht, warum er ihr das angetan hatte.

„Er hat alles kaputt gemacht, alles, was soll ich denn jetzt nur machen?“, sprudelte es aus meiner Mutter heraus. „Dich scheiden lassen!?“, kam es halb als Anordnung halb als Frage aus mir heraus, während ich mich an der Kaffeetasse in meiner Hand festklammerte.

Das hätte ich besser nicht gesagt. „Wie stellst du dir das vor, weißt du wie viele Jahre wir verheiratet sind, wo soll ich denn hin, wie soll das gehen, was werden die Leute sagen“, es sprudelte gerade so aus meiner Mutter heraus und kurzzeitig bildete ich mir sogar ein, Schuld an der Situation meiner Eltern zu sein, so machte sie mich an.

Einerseits tat sie mir leid, andererseits war ich immer noch sauer, dass sie Thomas da mit hineingezogen hatte. Ändern konnte ich auch nichts, helfen auch nicht, als entschloss ich mich, in die Tanzschule zu fahren, besser als daheim herum zu sitzen.

Ich verbrachte den Vormittag und den Nachmittag bis zum Kursbeginn damit, in der Tanzschule aufzuräumen was nur aufgeräumt werden konnte. Als meine Chefin kam, schaute sie recht komisch, sagte aber nichts, unser einst so gutes Verhältnis war schon eine Weile nicht mehr so toll. Und es sollte noch schlimmer kommen.

Thomas hatte mich angerufen und gesagt, er würde ein paar Tage nicht vorbeikommen. Wegen der miesen Stimmung und wir würden uns dann am Wochenende sehen.

Dann bekam ich plötzlich beim Sitzen und auch beim Stehen Schmerzen an meinem Allerwertesten. Da war was, was da nicht hingehörte und das tat höllisch weh. Abends nach dem Kurs war ich so fertig, dass ich mich entschied in die Notaufnahme des Krankenhauses zu fahren. Diagnose Hämorrhoiden-Altknoten, der musste sofort aufgeschnitten werden. Halleluja, ich versuchte keinen Ton von mir zu geben und die Tränen liefen mir in Sturzbächen die Wangen hinunter. Der einzige Kommentar des Arztes, als er total mit Blut eingesaut aus der Versenkung auftauchte, war: „Was für eine Sauerei, sie können sich anziehen und gehen“.

Wortlos zog ich mich an, holte meine Unterlagen und wollte gehen als die Schwester sagte: „Beeilen sie sich mit dem nach Hause kommen, in 10 Minuten lässt die Betäubung nach, dann wird's heftig“.

Ich beeilte mich und merkte, gerade als ich mich ins Bett legte, wie die Schmerzen begannen, das konnte ja heiter werden.

Irgendwann gegen morgen musste ich wohl eingeschlafen sein, allerdings hatte ich bestimmt nur gefühlte fünf Minuten geschlafen, als meine Mutter in mein Zimmer kam und sofort anfing ihr Leid zu klagen und was für ein Schwein mein Vater doch sei. Ich lag da, konnte mich kaum regen und fühlte irgend etwas feuchtes in meiner Unterhose. Vorsichtig langte ich unter meine Bettdecke und starrte auf eine ganze Ladung blutgetränkter Kompressen, während meine Mutter ungebremst weiter redete und meinen Vater sowie seine Freundin aufs Übelste beschimpfte.

„Sag mal hörst du mir überhaupt zu?“, stockte sie plötzlich. „Nein“, sagte ich, „ich habe gerade andere Sorgen.“ Bevor meine Mutter etwas sagen konnte, landeten die Kompressen mit einem schmatzenden Geräusch auf dem Tisch neben meinem Bett und meine Mutter starrte mit offenen Mund darauf.

„Was ist das denn?“, entfuhr es ihr. Ich erklärte was passiert war und schickte meine verdatterte Mutter aus dem Zimmer um noch etwas Schlaf zu finden, nachdem ich mir einiges an Schmerztabletten eingepfiffen hatte.

Als ich später am Vormittag aufwachte und vorsichtig aufstand, rief ich erst mal bei meiner Chefin an, um zu sagen was los war und dass ich heute und wahrscheinlich die nächsten Tage nicht zum Dienst kommen könnte. Meine Chefin fragte nur, wie ich mir das vorstellen würde, das ginge doch nicht. Kein Wort wie es mir geht oder einen guten Besserungswunsch, ich war auf hundertachtzig und sagte nur „die Krankmeldung schicke ich mit der Post“, bevor ich auflegte. Keine Ahnung was mit der los war, aber das war mir auch egal. Was glaubte die eigentlich, mir ging es echt bescheiden. Wenn ich durch die Wohnung schlich, sah das schlichtweg aus, als wenn mir jemand, Verzeihung, den Arsch aufgerissen hätte.

Am nächsten Tag, es war Samstag, rief meine Chefin wieder an und fragte ob ich abends kommen könnte, ich bräuchte nur bei der Tanzparty Platten aufzulegen, das könnte ich doch. Blöd wie ich war, sagte ich zu. Zu Hause war es auch nicht gerade angenehm, na ja, das Verhältnis zwischen meinen Eltern war gelinde gesagt komplett im Eimer, die schauten sich nur noch mit Hass in den Augen an und wahrscheinlich wollte ich einfach nur flüchten.

Also fuhr ich Abends in die Tanzschule, wobei das gar nicht so einfach war, das Sitzen fiel mir nämlich ganz schön schwer und im Auto war es noch unangenehmer, aber irgendwann kam ich in der Tanzschule an und bereute sofort, dass ich zugesagt hatte. Eine derart frostige Begrüßung hatte ich nicht erwartet. Ich verdrückte mich gleich hinter die Disco und suchte meine Platten heraus. Nach 2 Stunden, die Tanzparty war gut besucht, fiel mir auch das Stehen ganz schön schwer. Da kam von der Bar ein Anruf, meine Chefin meinte ich sollte kommen um ein leeres Bierfass auszuwechseln. Also gut, ich machte mich auf den Weg nach vorne zur Bar. Als ich um die Ecke kam, sah ich Marina, eine Freundin der Chefin, sie musste gerade gekommen sein und wurde gerade von meiner Chefin mit den Worten: „Bin ich froh, dass du da bist, ich kann das leidende Gesicht nicht mehr sehen“, begrüßt. Wer das leidende Gesicht war, war ja wohl klar, mir gefror das Blut in den Adern, in diesem Augenblick wusste ich, lange würde ich nicht mehr in dieser Tanzschule sein.

Wortlos wechselte ich das Bierfass und ging wieder nach hinten zu meinen Schallplatten.

Als die Party offiziell rum war, überlegte ich, was ich nun machen sollte, sollte ich nach vorne an die Bar und helfen? Nein, dachte ich, soll die ihren Scheiß doch selber machen, ich war krankgeschrieben und ich wollte nach Hause.

Ich räumte mein Plattendurcheinander auf und ging dann nach vorne, verabschiedete mich, wobei mich meine Chefin nicht gerade erfreut ansah und machte mich vom Acker. Solange ich krankgeschrieben war, würde ich keinen Fuß mehr in die Tanzschule setzen.

Zuhause vor der Tür wartete Thomas auf mich, ich freute mich riesig. Wir schlichen uns rein, ich schaute noch kurz ins Wohnzimmer, wo sich meine Eltern angifteten, sagte meiner Mutter, dass Thomas da sei und ging in mein Zimmer, was ich vorsorglich von innen abschloss.

Wortlos legte ich mich aufs Bett, Thomas setzte sich neben mich und ich zog ihn zu mir runter. So lagen wir dicht nebeneinander, unsere Nasenspitzen berührten sich. Thomas setzte seine Lippen auf meine und ich öffnete meine Lippen um seiner Zunge Einlass zu gewähren, dann ließen wir uns gehen und ich vergaß zumindest für kurze Zeit all die Dinge, die mein Leben momentan so schwer machten. Auch wenn vor meiner Zimmertür kalter Krieg war, wir waren glücklich.

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