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A new Star is born

Teil 2

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Inhaltsverzeichnis

 

In diesem Moment drückte Daniel meine linke Hand, die immer noch in seiner rechten lag und er die ganze Zeit mit seinem Daumen meinen Handrücken gestreichelt hatte etwas fester, ich schaute ihn fragend an, dann merkte ich aber, der Heli ging langsam runter und setzte zur Landung an, wir waren auf dem Anwesen meiner Familie angekommen.

Was würde uns wohl jetzt erwarten …

Wir hatten also nach einer Flugzeit von knapp 40 Minuten unser Anwesen erreicht und der Heli setzte nun langsam zur Landung an. Kurze Zeit später setzte er dann auch sicher auf dem dafür vorgesehen Landeplatz auf. Wir wurden bereits erwartet, denn durch ein Fenster, was sich rechts von mir befand, sah ich bereits, dass sich ein kleines Golfcart unserem Heli näherte. Bob stieg bereits aus und ging dem sich näherten Golfcart entgegen.

Ich blieb jedoch mit Daniel noch im Heli sitzen. Nicht weil ich die Zeit irgendwie hinauszögern wollte. Nein - der Grund war dann doch etwas banaler, ich habe halt schlicht und ergreifend einfach nur Angst, nicht vor meinen Eltern und der Ungewissheit was uns erwarten würde, nein sondern vor diesen unglaublich monströsen Rotorblättern, die nur etwas oberhalb unserer Köpfe da in einer unglaublichen Geschwindigkeit rotierten. Ich weiß zwar, das,s es eigentlich relativ ungefährlich ist solange man einige Sicherheitsmaßnahmen einhält, wie Kopf einziehen und sich schnell vom Heli wegbewegen. Das mag ja auch alles richtig sein, aber dennoch werde ich niemals aussteigen, solange diese Dinger sich da oben auch nur einen Millimeter bewegen. Das gleiche gilt natürlich auch für das Einsteigen, sind die Rotorblätter bereits in Bewegung, weigere ich mich standhaft dort einzusteigen. Da könne kommen was wolle.

Daniel und ich hatten mittlerweile auch unsere Köpfe von diesen Helmen befreit, sodass ich meinen Engel, ja er war jetzt mein Engel, ich glaube zwar nicht an den Quatsch mit Himmel und Hölle, aber wenn es doch Engel gäben würde, dann wäre mein Engel mit hundertprozentiger Sicherheit einer von ihnen. Wie gesagt, wir hatten unsere Köpfe nun von diesen Helmen befreit und ich konnte meinen Engel nun erst mal richtig in die Arme nehmen und ihm einen kleinen Kuss auf seinen süßen Mund drücken, was ihm auch anscheinend gefiel.

Greg, unser Pilot, drehte sich nun breit grinsend nach hinten zu uns um und sagte nur „War das jetzt so schlimm? Du scheinst es ja überlebt zu haben und es scheint dir ja auch gut zu gehen.“ Ich jetzt wieder, ihr wisst schon „hellste Kerze auf der Torte“, auf dem Schlauch stehen und so, schlagt im Lexikon nach, ihr findet dort garantiert ein Bild von mir. Übrigens auf dem Schlauch stehen, da stand ich eben auch gerade wiedermal drauf, aber so richtig und zwar mit beiden Beinen und bestimmt 100 kg Zusatzgewicht, damit auch wirklich gar nichts durch das Ding kommt, es kam auch nichts durch. Ich wusste einfach nicht was Greg jetzt von mir wollte, es blieb mir wohl nichts anderes übrig als ihn zu fragen, ob er mich doch bitte mit seiner Weisheit erleuchten könne und mir mitteilen, was er den jetzt gerade von mir wollte, da ich es partout nicht schnallte.

Er grinste jetzt noch breiter: „Na eben beim Abflug, da liefen die Dinger da oben schon fast auf max. und du bist dennoch in Helga eingestiegen.“ Helga, jetzt geht das wieder los, der nennt seinen Heli doch tatsächlich Helga, auf so eine Idee muss man auch erst mal kommen. Aber es stimmte was er sagte, die Dinger liefen wirklich schon beim Abflug, ich konnte es zwar nicht sehen, da wir ja von der Security zur Seite als auch nach oben abgeschirmt wurden, ich konnte sie aber hören und das hatte ich auch. Das Geräusch habe ich in diesem Moment aber wohl nicht in Verbindung mit dem Heli gebracht und wenn man bedenkt, was so in den letzten Stunden alles passiert ist, ist es ja auch so halbwegs verständlich.

Mittlerweile waren die Rotoren auch zum Stillstand gekommen und mein Engel und ich stiegen aus. Greg folgte unserem Beispiel und stieg ebenfalls aus. „Gewöhn dich nicht dran“, sagte ich zu Greg. „Ich stand da noch unter Schock, das nächste Mal sind die Dinger wieder aus und denk dran ich bin dein Chef und zwinge dich dann das Ding da“, und zeigte auf den Heli oder von mir aus auch auf Helga, „in Sandy umzubenennen.“ In den Moment wo ich dies sagte bereute ich es aber auch schon wieder. Wusste ich doch das Sandy seine Ex war und die Trennung nicht einfach war. Ich ging zwei Schritte auf ihn zu und sagte nur „Sorry, tut mir leid“, mein Körper hatte anscheinend die Produktion neuer Tränenflüssigkeit abgeschlossen, denn ich merkte das meine Augen langsam wieder feucht wurden. Er nahm mich aber nur in seine Arme und sagte: „Ist ja gut mein Kleiner, das weiß ich doch und glaub mir, ich freue mich nur, dass es dir jetzt anscheinend endlich wieder besser geht, jetzt wo du ja wohl dein Herzblatt gefunden hast. So und jetzt aber ab, deine Mom wartet sicher schon“, er gab mir einen Klaps auf meinen Po und schob mich in Richtung meines Engels. Was haben die heute nur alle mit meinem Po.

Ich nahm die Hand von meinem Engel und wir wollten gerade los gehen, als Greg noch sagte: „Und übrigens Chef, wenn du willst, können wir Helga gerne in Sandy umbenennen, wir sind seit gestern wieder zusammen.“ Er grinste mich dabei breit an. Mir klappte die Kinnlade runter, ich fing mich aber schnell wieder und antwortete nur: „Ach nee lass mal, bleiben wir lieber bei Helga, das Ding da jede Woche umzubenennen wird mir dann auf Dauer doch zu stressig.“ Ich grinste ihn breit an und fing zu lachen an und rannte dann mit meinem Engel an der Hand hinter mir herziehend in Richtung Golfcart. Ein schlechtes Gewissen hatte ich jetzt wegen dem Spruch nicht, Greg ist so ein echter Schürzenjäger, der hat wirklich fast jede Woche eine Neue. Nur bei Sandy war es mir vorhin unangenehm, weil die Trennung mit ihr wohl nicht so toll war und es richtig gekracht haben muss.

Beim Golfcart angekommen, fragte Bob, ob alles in Ordnung wäre. Als dann wieder eine kurzes synchrones „Jup“ von uns kam, schüttelte er nur den Kopf und grinste dabei. „Na dann ab, deine Eltern warteten schon.“ Wir stiegen ein und los ging die Fahrt in das etwa 300 Meter entfernte Haupthaus.

Die Fahrt dahin dauerte nicht sehr lange und wir standen kurz nach der Abfahrt bereits vor dem Haupteingang des Haupthauses. Mein Großvater hatte vor etwa 20 Jahren beschlossen, den Hauptsitz von der Holding von Dallas nach Los Angeles zu verlegen. Kurzerhand kaufte er in der Nähe von Los Angeles ein Grundstück und ließ hier unser neues Haus im Bauhausstil errichten, also mit viel Beton, Glas und so, mir gefällt es. Klein ist es jetzt auch nicht gerade, die Wohnfläche beträgt schon mehrere Tausend qm, alleine ich sag jetzt mal, mein Kinderzimmer oder vielleicht doch besser meine Zimmer haben eine Grundfläche von um die 500 qm, es ist auch eigentlich eher ein Appartement mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, Arbeitszimmer und fünf Gästezimmern mit jeweils eigenem Bad.

Die Gästezimmer wurden eigentlich bisher nie benutzt, ich hatte es ja mal kurz erwähnt, so richtige Freunde hatte ich bisher nicht, wer also sollte dann dort auch nächtigen. Erst seit ich Dylan und die Jungs kennengelernt habe und die zu richtigen Freunden wurden, sind die Zimmer manchmal belegt. Dylan ist zurzeit auch bei mir zu Gast und belegt eben eines dieser Gästezimmer.

Dylan ist, kann man sagen, mein bester Freund geworden und da er das ganze Klimbim mit Konzerten und After-Show-Partys ja auch kennt, wird er wohl versuchen, mich dort so gut es geht zu vertreten. Bei dieser Gelegenheit dann auch gleich die Lage sondieren, wie mein Auftritt dort so aufgenommen wurde und dann später mit dem Wagen zurückfahren. Diesen hätte ich ja normalerweise auch genommen, aber meine Mom meinte ja, dass ich umgehend zu Hause zu erscheinen habe, er wird es mir wohl später noch erzählen.

Ich weiß echt nicht was wäre, hätte Dylan mich damals auf der Gala der Stiftung beim Soundcheck nicht angesprochen und dadurch ja erst den Stein ins Rollen gebracht hat. Dafür bin ich ihm so dankbar. Dass er keinen Dank von mir dafür will, hat er mir schon oft genug gesagt. Als er mich vorhin nach meiner Aktion hinter der Bühne in die Arme genommen hatte und sagte, dass er jetzt die Antwort auf seine Frage hätte und alles gut werden würde, war ich so glücklich ihn als Freund zu haben und jetzt habe ich auch noch meinen Engel, ich könnte platzen vor Glück.

Aber es gibt noch so viele Fragen,: was, wann, wo, wie und überhaupt, mir raucht der Schädel, aber wie mein Großvater immer sagte: „Immer mit der Ruhe, eins nach dem anderen und es gibt für alles eine Lösung.“ Aber ich schweife ab, wo war ich? Ach ja, wir waren am Haupthaus angekommen. Nachdem also der Bau des eben erwähnten Haupthauses fertig war, kamen im Laufe der Jahre immer mehr Gebäude dazu, unter anderem ich sag mal die „Kommandozentrale“ der Holding, die Hauptverwaltung ist zwar Downtown LA, aber die eigentlich wirklich wichtigen Leute sind dort und da laufen auch alle Fäden zusammen und auch alle richtig wichtigen Entscheidungen werden dort getroffen. Für Onkel Jo, der ja auch hier im Haus wohnt, ist es auch praktisch, so hat er es nicht so weit ins Büro, Er hat zwar auch ein Büro in Downtown, doch dort ist er nicht so oft.

Dann gibt es noch mehrere Gebäude mit Ruhe- und Aufenthaltsräumen und einer Kantine für die Security. Auf dem ganzen Anwesen sind immer rund um die Uhr ständig rund 100 Leute gleichzeitig im Einsatz. Zum einem ist das Gelände doch sehr groß, zum anderem, ich hatte es ja anfangs schon erwähnt, nagen wir nicht unbedingt am Hungertuch. Reich zu sein, das gebe ich unumwunden zu, ist toll, gut ich kenne es auch nicht anders. Ich habe es mir aber auch nicht ausgesucht, ich bin hier reingeboren worden, doch es gibt bei all dem Glanz auch viele Schattenseiten.

Zum einem wären da die Bodyguards, gut Bob ist für mich wie ein großer Bruder, der halt auf mich wie auf seinen kleinen Bruder aufpasst, an ihn habe ich mich gewöhnt, nein gewöhnt ist falsch, weil er ja schon immer da war. Und wenn er mal, was wirklich selten vorkommt, ein paar Tage nicht da ist, vermisse ich ihn. Bob ist in der Regel der, welcher an meiner Seite ist und den man auch sieht, aber sobald ich das Anwesen verlasse sind da noch mehr, ich glaube es sind vier, aber genau weiß ich es nicht und bekomme es aufgrund irgendwelcher Sicherheitsbestimmungen auch nicht gesagt.

Sobald ich das Anwesen verlasse sind die dann halt da, je nach Anlass dann auch entsprechend gekleidet, also nichts mit Men in Black, die aus der Menge herausstechen würden, es sei denn, ein schwarzer Anzug wäre passend für den Ort, wo ich hinwollte. Du stehst ständig unter Beobachtung und du weißt das auch, das ist schon belastend, mal so heimlich, in der Nase popeln, vergiss es, also das heimlich, weil machen kannst du es natürlich, du musst dir halt nur im Klaren darüber sein, dass du dabei beobachtet wirst und will man das? Nein, eher nicht.

Mal so schnell in einen Burgerladen springen, vergiss es, also gehen tut es natürlich schon, aber halt mit Vorplanung, heißt, der Laden wird vorher abgecheckt und wenn es dann ein OK gibt, darf ich da auch rein. Das habe ich einmal gemacht, als ich dann drin war, hatte ich keine Lust mehr auf einen Burger und bin wortlos wieder raus, sofort sprang jemand aus einem der Begleitfahrzeuge raus und öffnete mir die Tür von meiner gepanzerten Limousine, mein Chauffeur darf nicht aussteigen, der muss ständig für einen Not-Start vorbereitet sein. Und ja Begleitfahrzeuge, eins vorne und eins hinten ich, glaube sogar, dass uns in einem gewissen Abstand ein Krankenwagen folgt, ob das Absicht oder Zufall ist, ich weiß es nicht, das Thema ist eh durch, durch die Musik kennen mich jetzt zu viele, dass gäbe gleich einen Mega-Menschenauflauf. Bob würde dies mit ziemlicher Sicherheit auf keine Fälle mehr erlauben, da würde selbst mein berühmt-berüchtigter Dackelblick nicht helfen.

Ich habe auch mal gehört, dass im unteren Bereich von unserem Haus ein OP-Saal wäre, wundern würde es mich nicht, ich habe aber auch nie gefragt, ob das stimmt, eine Antwort hätte ich bestimmt bekommen.

Nachdem ich dann wortlos aus dem Burgerladen raus und in den Wagen rein bin, hatte Bob nur gesagt, dass es ihm leidtun würde, er mir aber schon oft genug erklärt hätte, warum das alles so wäre. Ich war aber dennoch total unglücklich in diesem Moment. Übel genommen habe ich es ihm ja auch nicht, Bob hatte mir wirklich oft genug erklärt, warum das so ist und er auch vielleicht eine bisschen übervorsichtig ist und kein Risiko mehr eingehen möchte.

Als ich fünf Jahre alt war, gab es einen Versuch mich zu entführen, Bob konnte es gerade so noch verhindern. Es gab einen Schusswechsel, einer der Entführer starb dabei, aber was Bob damals fast um den Verstand gebracht hat, war, dass eine Kugel nur ein paar cm neben mir einschlug. Bob muss daraufhin Tag und Nacht an einem neuen Sicherheitskonzept gearbeitet haben, er legte es dann meinem Großvater vor und der ernannte ihn dann mit sofortiger Wirkung zum neuen Chef der Security. Sein Konzept wurde umgesetzt, das Personal wurde verdoppelt, zusätzliche Kameras wurden installiert, das ganze Anwesen kann über einen Kontrollraum in der Sicherheitszentrale überwacht werden, sogar Drohnen mit Kameras fliegen rund um die Uhr über das Gelände und was weiß ich nicht noch alles. Mein Großvater muss damals gesagt haben, was Bob in Bezug auf Sicherheit hier anweist, das gilt und seinen Anweisungen sind Folge zu leisten. Diese Anweisung galt damals und gilt auch heute noch und zwar uneingeschränkt. Seit diesem Vorfall war Bob für meinen Großvater, meine Eltern und Onkel Jo kein einfacher Angestellter mehr, sondern Familie, für mich galt das ja sowieso schon immer.

So und dann gibt es noch das neueste Gebäude, mein Tonstudio. aber dazu später mehr, so was gibt’s noch, ach was es reicht, stellt euch einfach alles vor was es so gibt, es wird sich hier schon irgendwo finden. Nein, Stopp eine Landebahn für Flugzeuge haben wir nicht. Obwohl Platz dafür wäre ja da, nein das muss jetzt wirklich nicht sein, naja einen Golfplatz haben wir auch nicht, wir haben zwar mehrere von diesen Golfcarts, dass liegt aber wohl eher daran, dass sie einfach praktischer sind für die meist dann doch eher kurzen Entfernungen zwischen den Gebäuden. Ein Golfplatz würde wohl auch nicht auf das Gelände passen, was zwar doch schon relativ groß ist, so groß dann aber auch nicht.

Wir waren also angekommen vor dem Haupthaus und stiegen nun aus und gingen auf die Eingangstür zu, als diese bereits von Jean schon geöffnet wurde. Jean (aber nicht der, der für meine Garderobe zuständig ist) ist unser, ich sag einfach mal „Mädchen für alles“, Chef aller Hausangestellten, vom Aufgabenfeld her könnte man sagen, er wäre ein Butler, aber das klingt so altbacken, so muffig. Jean ist halt ein „ein Jean“ anders kann ich es nicht beschreiben, ich hoffe ihr versteht was ich meine.

Mit meinem Engel ging ich Hand in Hand gefolgt von Bob durch die große Eingangstür und da standen sie, vielleicht noch fünf Meter von uns entfernt. Links außen stand Onkel Jo, neben ihn mein Dad, daneben dann meine Mom. Mein Dad und Onkel Jo hatten je ein Whiskey-Glas in der Hand. Doch was war das da alles im Hintergrund, da wuselten überall unsere guten Geister durch die Gegend, also mit guten Geistern meine ich natürlich unsere Hausangestellten, aber das dürfte ja wohl jedem klar sein und sie taten so, als ob sie was ganz Wichtiges zu tun hätten.

Ja ich sagte sie „täten“ so, ich erwähnte es ja bereits: so Hellste Kerze, Schlauch und so, ihr wisst ja, aber so blöd bin ich nun auch nicht. Wir hatten wie viel Uhr, ich weiß es nicht mehr genau aber es dürfte so um 23 Uhr gewesen sein und ein Zimmermädchen meinte jetzt um diese Zeit unbedingt eine Kristallvase polieren zu müssen, ein anderes wollte ein Bild gerade hängen, was aufgrund seiner Befestigung aber unmöglich ist es zu verrücken, zumal es gerade hing. Ich weiß zwar jetzt nicht mehr, wer was gemacht hat, aber ihr könnt mir glauben, ich kenne alle Namen unserer Hausangestellten. Ich kann es ja verstehen, die haben natürlich auch mitbekommen, was da los war und sind neugierig. Mehr konnte ich dann auch nicht mehr sehen, weil meine Mom schon auf uns zugestürmt kam.

Zack, wumm, befand ich mich auch schon in einer mütterlichen Umarmung wieder, Küsschen links und rechts und schon wieder wurde ich fest an sie gedrückt, ich glaubte irgendwas zu hören wie „Junge, du machst ja Sachen“, war mir aber nicht so sicher, ich war eigentlich in dem Moment mehr damit beschäftigt irgendwie Luft zu bekommen um nicht zu ersticken. Die Hand von meinem Engel musste ich leider loslassen ich brauchte sie um mich aus dieser Umklammerung zu befreien um endlich wieder Luft zu bekommen.

Auf alle Fälle ließ sie sich mich dann los und ich schnappte erst mal tief nach Luft und zu diesem Zeitpunkt rückte dann auch mein Engel in das Zielerfassungsradar meiner Mom, ihm erging es zumindest anfangs besser als mir. Er wurde nicht seiner Atemluft beraubt, sie legte stattdessen ihre Hände links und rechts auf seine Schultern und schaute sich ihn erst mal genau an und was sah ich da in ihren Augen: Lauter kleine rote Herzchen und wenn es sich bei dem Engel, den sie da anschaute, nicht um den Boyfriend ihres leiblichen Sohnes gehandelt hätte, würde sie „umgehend“, und ihr wisst ja, wie meine Mom umgehend auslegt, seine Adoption einleiten. Und glaubt mir, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen, dazu kenne ich meine Mom gut genug. Zack, wumm, nun befand sich auch mein Engel in der gleichen Umarmung mit Küsschen und drücken, wie ich sie eben gerade auch genießen durfte. Als ich merkte, dass mein Engel so langsam aber sicher auch mit Luftmangel zu kämpfen hatte, sagte ich nur: „MOM, du machst ihn kaputt.“ Als sie ihn daraufhin los ließ, meinte sie nur gespielt entrüstet, diese Jugend von heute, hält aber auch gar nichts mehr aus. Dann musterte sie plötzlich wieder mich, kam mit ihrem Kopf etwas näher und rümpfte dann ihre Nase und zuckte wieder zurück und erklärte mir dann Folgendes in einem etwas merkwürdigem Tonfall:

Also mein lieber Junge, jetzt hör mir mal ganz genau zu: Weißt du, vor kurzen wurde hier auf diesem Planeten ein neues Element entdeckt, du weißt, was ein Planet ist, also das, worauf wir hier leben, na ist ja auch egal, also wie gesagt auf diesen genannten Planeten, wir nennen ihn übrigens Erde, wurde also dieses besagte Element entdeckt, wann genau weiß ich jetzt nicht mehr, ist aber glaube ich schon ein paar Tage her und dieses Element nennen wir Wasser, kannst du mir noch folgen? Gut! Und jetzt stell dir vor, wir haben dieses Wasser sogar hier, ja hier bei uns zu Hause, toll oder? Weißt du mit Wasser kann man ganz tolle Sachen machen, man kann es trinken, wenn man durstig ist, kochen kann man auch damit. Ja wirklich, das kannst du mir ruhig glauben und weißt du was man auch noch damit machen kann, also ich weiß, das ist jetzt kaum zu glauben, aber es ist wirklich wahr, man kann sich damit WASCHEN“ So, jetzt aber ab mit dir unter die Dusche, du stinkst wie ein Iltis.

Das war jetzt für Onkel Jo und meinen Dad zu viel, sie hielten sich schon vor lauter Lachen den Bauch. Wenn Jean ihnen nicht rechtzeitig die Gläser abgenommen hätte, wären die ziemlich sicher zu Bruch gegangen, aber selbst Jean hatte doch leichte Probleme, die Gläser sicher abzustellen.

Meine Mom nur so, was denn, ist doch wahr! „Du bist ja immer noch da“, meinte sie zu mir, „Ab unter die Dusche mit dir. Um Daniel hier kümmere ich mich schon.“ Und richtig, was durfte nicht fehlen, der für heute wohl obligatorische Klaps auf meinen Po. Leicht grummelnd über das gerade Erlebte und den Klaps auf meinen Po, was haben die heute echt alle mit meinem Po. Ich wollte gerade einen Schritt weitergehen als ich meine Mom etwas zu meinem Engel sagen hörte und zwar auf DEUTSCH:

Also Daniel sag mal, wie geht es dir? Wie ist denn das Wetter so in Hamburg? Ach, ich war ja lange nicht mehr da und sag mal gibt es diesen kleinen Laden da noch in der ...“

Meine Mom brach plötzlich mitten im Satz ab, sie hatte wohl realisiert, dass ich noch in Hörweite war und drehte sich zu mir um und sah mich erschrockenen an. In der Eingangshalle, wo sich das ganze ja abspielte, war es mit einem Schlag Totenstill, mein Dad und Onkel Jo lachten nicht mehr und unsere guten Geister taten plötzlich das, was sie eigentlich immer taten, sie waren wieder Geister, also nicht zu sehen.

Ich erstarrte mitten im Laufen zur Salzsäule, mit einem Schritt war Bob bei mir und fing mich auf, ich wäre sonst mitten im Laufen umgefallen. Mir lief es heiß und kalt den Rücken runter, was ist hier los dachte ich: Wieso redet meine Mom mit meinem Engel auf Deutsch, wieso Hamburg, woher weiß sie das. Warum hatte Bob mich mit ihm alleine in meiner Garderobe gelassen, der rote Backstage-Pass, was geht hier ab. Ich kapierte gar nichts mehr.

Bob hielt mich noch immer in seinen Armen, alleine hätte ich auch nicht stehen können. Langsam ich muss versuchen, das auf die Reihe zu bekommen. OK, fassen wir mal zusammen, was wir alles haben: Warum deutsch, gut ich meinte ja auch, dass ich einen Akzent bei ihm rausgehört hätte, gut deutsch könnte sein, wäre aber dennoch ein Schuss ins Blaue von meiner Mom gewesen und das sieht ihr eigentlich gar nicht ähnlich. Hamburg, sie fragte ihn nach Hamburg, also muss sie ja davon ausgehen, dass er von dort kommt, aber woher sollte sie das wissen. Kann man das auch aus einem Akzent raushören, ich glaube nicht und selbst wenn wäre es eher ein raten und somit ein noch größerer Schuss ins Blaue, nein, das passt nicht, das würde meine Mom nie machen.

Warum ließ mich Bob mit ihm alleine in meiner Garderobe, das passt nicht zu Bob. Also gibt es doch eine versteckte Kamera in meiner Garderobe, gut das würde es erklären, Bob wäre im Notfall schnell genug da, aber nein, das glaube ich nicht, dass er so meine Privatsphäre verletzten würde, schließlich gibt es Sachen, die ein 16jähriger dann doch lieber unbeobachtet macht und ich meine jetzt nicht popeln, aber danach steht mir nun wirklich nicht der Sinn. Nein, gäbe es da eine Kamera, wüsste ich das, Bob weiß genau, dass, wenn ich das rausfinden würde, unser Verhältnis einen Knacks haben.

Also musste er meinen Engel schon kennen, möglich, aber es kam mir jetzt eigentlich nicht so vor, als wenn die zwei sich kennen und woher auch. Wenn das stimmt, dass mein Engel wirklich aus Hamburg kommt, wo bitte sollen sie sich vorher getroffen haben, nein das passt auch nicht, Bob ist ja immer in meiner Nähe.

Sollte das mit Hamburg stimmen, was bedeutet das für unsere Beziehung, haben wir überhaupt eine, Hamburg ist tausende von Kilometern von hier entfernt. Oh man, die Fragen werden immer mehr statt weniger. Plötzlich machte es Klick und ich verstand. Er wurde vorab überprüft, das würde passen. Im Prinzip werden alle Personen in unserem näheren Umfeld und auch hier in unser Haus kommen, vorher überprüft. OK, das würde erklären, warum meine Mom weiß, dass er aus Deutschland und aus Hamburg kommen könnte, auch dass Bob mich mit ihm alleine ließ passt so ins Bild.

Aber diesen blöden roten Backstage-Pass krieg ich da nicht rein. Die einzige halbwegs logische Erklärung wäre, dass es geplant gewesen wäre, dass wir uns treffen, aber wieso und warum. Hinzu kommt, wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, wenn das wirklich geplant gewesen wäre, dass ich ihn unter 25.000 Menschen sehe, naja, so wie es zurzeit aussieht wohl 100%. Aber das passt irgendwie auch nicht.

Also nochmal: Nehmen wir mal an, es wäre geplant gewesen, dass Daniel und ich uns treffen, wie würde man da am schlauesten vorgehen. Gut er stand direkt an der Bühne am Ausleger, also somit konnte ich ihn sehen und das habe ich ja auch, damit fing das Ganze ja schließlich an. Aber mal ehrlich, die Wahrscheinlichkeit, eben diese eine ausgewählte Person, auch wenn sie direkt an der Bühne oder wie hier am Rand von dem Ausleger platziert gewesen wäre, die tendiert gegen null. Dazu kommt noch, dass ich da oben ja nicht zum Spaß rumlaufe und mir süße Boys aussuche, eigentlich schaue ich da auch überhaupt nicht so hin, meistens geht mein Blick, wenn ich auf der Bühne stehe, immer weit raus einfach in die Weite der Halle. Auch die Person, die ich für „DER SONG“ auswähle, suche ich mir auch nicht von oben aus, das passierte eigentlich immer völlig zufällig, aber auch erst, wenn ich schon da unten bin.

Ich achtete dann halt nur darauf, dass es ein relativ hübsches Mädchen ist. STOPP, halt, bevor ihr jetzt vorschnell über mich urteilt, bedenkt bitte folgendes: Wer hat es leichter im Leben ein hübsches Mädchen oder eher ein nicht so hübsches, wenn nicht gar hässliches und dann noch wer von denen wird eher gemobbt? Ich erwarte keine Antworten, ich glaube, ihr kennt sie. Was passiert also, wenn ich ein hübsches Mädchen auf die Bühne hole? Die Antwort: Nichts. Es passiert nichts, außer dass sie vielleicht mal drei Minuten im Mittelpunkt stand. Aber was glaubt ihr, wenn ich ein Mädchen auf die Bühne hole, was nicht den idealen Schönheitsempfinden entspricht? Dämmerts langsam? Auch wenn ich diesem Mädchen vielleicht den größten Wunsch erfüllen würde, glaubt mir, das würde für das arme Mädchen im Anschluss so was von nach hinten los gehen, es würde noch mehr gemobbt als vorher. Sprüche wie „Der hat dich doch nur genommen, weil er Mitleid mit dir hatte, dich packt doch keiner mit der Kneifzange an“ usw. wären für einen langen Zeitraum an der Tagesordnung, ich finde, das ist es nicht wert. Jetzt könnt ihr euch bitte ein Urteil über mich bilden, ob ich Arsch bin oder nicht.

Wir haben also festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit eben diesen Jungen dort zu sehen, so etwa bei null liegen dürfte. Erschwerend kommt bei der ganzen Sache ja auch noch dazu, dass keiner überhaupt mit meiner Reaktion auf meinen Engel rechnen konnte, ich wusste es ja selbst nicht. Der rote Pass würde aber jetzt reinpassen, durch den hätte diese Person dann natürlich die Möglichkeit im Backstagebereich nah an mich ran zu kommen, aber mal ehrlich, wozu das Ganze. Es ergibt einfach keinen Sinn. Die Puzzleteile passen zwar jetzt langsam zusammen, aber mir fehlen noch welche, um das ganze Bild zu erkennen.

Bob hält mich immer noch in den Armen, alleine könnte ich mich auch nicht auf meinen Beinen halten. Bob schaut meine Mom an, diese nickt ihm leicht zu, legt dann ihren Arm um die Schulter von Daniel und geht Richtung Wohnzimmer, mein Dad und Onkel Jo folgten ihnen. Bob sagte: „Jetzt komm, lass uns mal zu dir gehen, mach dir keine Gedanken, es wäre alles nicht so schlimm wie ich vielleicht denken würde, meine Mom würde gleich alles erklären.“

Ich sollte erst mal duschen und dann würden wir zu den anderen gehen. Bob schob mich mehr als ich ging in meine Zimmer und dort in Richtung Badezimmer. „Kannst du alleine duschen oder soll ich lieber mitkommen und dich notfalls halten“, fragte mich Bob. „Komm lieber mit“, sagte ich nur. Bob hatte mich schon oft nackt gesehen, mich störte das nicht, warum sollte es mich dann jetzt stören. Ich duschte mich schnell, was auch ohne Zwischenfälle verlief, Bob musste nicht eingreifen, ich trocknete mich ab und zog mir ein paar frische Sachen an und wir gingen dann Richtung Wohnzimmer.

Als unsere Anwesenheit von den anderen bemerkt wurde, verstarb das leise Gespräch, was sie gerade führten. Meine Mom kam auf mich zu und nahm mich in ihre Arme. Jetzt aber sehr zärtlich und sagte nur: „Mein Schatz es tut mir so leid, aber lass mich es dir alles erklären.“ Ich nickte leicht. „Kommt“, sagte meine Mom zu den anderen, „lasst uns hier am Tisch Platz nehmen.

Die anderen standen dann von der Couch auf und kamen dann mit ihren Getränken an den Tisch. Mein Engel kam langsam auf mich zu, ich merkte, dass er mich umarmen wollte, aber etwas hielt ihn zurück, er schaute mich leicht ängstlich, fragend und hoffend an, das alles konnte ich in seinem Gesicht lesen. Ich machte den Anfang, indem ich ihn in meine Arme nahm, nun schloss auch er seine Arme um mich, ich gab ihm noch einen kleinen Kuss und wir setzten uns dann auch an den Tisch.

Mein Engel hatte seine Cola auf einem Beistelltisch bei der Couch vergessen, er wollte nochmal aufstehen und sie holen, ich hielt ihn aber zurück und sagte nur: „Jean bringt dir sofort eine neue.“ Kaum hatte ich dies gesagt, stand auch Jean hinter uns und brachte zwei Dosen Cola light, er stellte sie jeweils vor uns auf den Tisch, meinen Engel fragte er dann noch, ob er ein Glas wolle oder wie ich lieber aus der Dose trinken würde. Ein Glas würde er nicht brauchen und bedankte sich noch bei Jean. Dieser strubbelte uns beiden noch durch die Haare und fort war er. Jean hatte meinen Engel also wohl auch schon in sein Herz geschlossen, sonst hätte er das nicht gemacht.

Meine Mom räusperte sich leise, sie gab somit dezent den Hinweis an alle, dass sie nun mit Ihrer Erklärung anfangen wollte. Sie setzte gerade an, als wir ein lautes „PARTY“ hörten, schon wieder „PARTY“, dann „Jean, wo ist die PARTY“ hier drin oder draußen am Pool, Pool wäre geil, da draußen ist immer noch eine Bullenhitze und in diesem Moment betrat Dylan das Wohnzimmer, er stockte kurz und sagte dann „Also nach Party sieht mir das jetzt nicht gerade aus, es ist doch hoffentlich nichts passiert“. Mein Dad stand auf und ging zu Dylan und sagte zu ihm: „Nein es gab vorhin nur ein großes Missverständnis. Lilly wollte gerade anfangen alles aufzuklären und da du ja auch zur Familie gehörst kommst du genau richtig, setz dich bitte.“ Sie gingen nun beide an den Tisch und setzten sich hin. „Puh, da bin ja beruhigt“, meinte Dylan noch und zu Jean: „Bringst du mir bitte auf den Schreck ein Bier?“

Nachdem Dylan sein Bier von Jean bekommen hat, dieser nochmal kurz abcheckte, ob auch jeder noch was hat und er feststellte, dass dies der Fall war, ging er wieder und dann fing meine Mom an zu erklären:

„Schatz, Daniel und auch du Dylan. Ich will jetzt mal versuchen, was nach Davids Aktion so alles abging. Teilweise werde ich aber auch etwas weiter ausholen müssen, da auch Aktionen von mir und auch Robert hier mit eingeflossen sind, was von uns aber in keiner Weise irgendwie geplant war. Das so was überhaupt passieren könnte, auf diese völlig abwegige Idee wäre im Leben keiner von uns gekommen.

Es war glaube ich so um deinen 14. Geburtstag rum, als es anfing, dir immer schlechter zu gehen, dann starb auch noch Großvater, dein Zustand wurde immer schlimmer und unsere Sorgen von Tag zu Tag größer. Wir, deine Eltern, konnten dir nicht helfen, Jo nicht, die ganzen Psychologen nicht, ja selbst Bob konnte es nicht.

Doch dann kam dieser eine Tag und glaub mir, ich bin so froh, dass ich deinem Flehen damals nicht nachgegeben habe und dich an diesem Tag nicht zu Hause gelassen habe, denn an diesem Tag hast du Dylan kennengelernt und er hat, als er dich auf die Bühne gerufen hatte und dich damit überrumpelt hat, diesen Song zu singen, unbewusst etwas in dir ausgelöst, was unser Leben von einen auf den anderen Tag völlig verändert hat.

Die Musik ließ dich langsam aber sicher aus diesem Gefängnis ausbrechen, wo du drin gefangen warst. Dir ging es von Tag zu Tag besser, es ging immer mehr aufwärts. Ich weiß nicht, war es Zufall, Fügung, Schicksal, Vorhersehung, ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich“, und sie blickte Dylan an, „Dylan du hast etwas geschafft, was keiner von uns konnte und dafür werden wir dir für immer dankbar sein und deshalb, wie Robert vorhin schon sagte, gehörst du zu unserer Familie und wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben.“ Als ich das hörte, liefen bei mir schon wieder die Tränen, mittlerweile war es mir aber egal, ich konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich in den letzten Stunden geheult hatte, aber auch bei Dylan hatte feuchte Augen, da war auch schon Jean da und stellte Dylan eine neue Flasche Bier hin und nahm die alte, wo gerade mal ein Schluck fehlte, vom Tisch, bei dieser Aktion ließ er unauffällig ein Taschentuch in den Schoss von Dylan fallen, dieser schaute ihn dankbar an.

Meine Mom richtete ihre Worte wieder in meine Richtung: „Mit jedem Tag, an dem es dir besser ging, wurden unsere Sorgen kleiner, so lief das über Monate. Dir ging es besser, unsere Sorgen wurden kleiner, aber sie gingen nicht komplett weg, etwas war da noch, aber wir wussten nicht was, keiner von uns. Glaub mir, wir alle saßen hier Nächtelang und haben gerätselt, was es sein könnte. Auch ob du schwul wärst, stand in einer diesen unzähligen Nächten zur Diskussion, aber das haben wir auch schnell wieder verworfen, weil wir wussten, dass du weißt, dass dies für uns alle kein Problem gewesen wäre, du weißt ja, was wir alles alleine durch „THE ARK“ mitkriegen, gerade was das Thema schwul betrifft und es war hier schon oft genug Tischgespräch.

Du kanntest also unsere Einstellung dazu ganz genau und dass wir keine Heuchler sind, die so was nach außen hin tolerieren und akzeptieren, aber bitte schön nicht in der eigenen Familie, das weißt du auch. Also konnte es das eigentlich auch nicht sein, aber was war es dann, wir wussten es bis heute nicht, bis vorhin der Anruf von Bob kam.

Bob rief an, ich wunderte mich darüber, es war ja so ungefähr der Zeitpunkt, wo dein Konzert zu Ende sein müsste. Mein erster Gedanke war also, hoffentlich ist nichts passiert, aber er sagte nur, ich solle mir doch bitte ein Tablet nehmen, mich auf den Tour-Server einloggen und mir die letzten Minuten deines heutigen Konzerts anschauen. Dann sollte ich ihn wieder anrufen.

Ich dachte mir nur so, was soll das denn jetzt, die wollen mir doch bestimmt irgendeinen Streich spielen und mir jetzt so ein gefaktes Video unterjubeln, aber nicht mit mir, dachte ich mir nur und die ersten Rachepläne fügten sich schon in meinem Kopf zusammen. Ich suche mir also ein Tablet und tat wie geheißen und schaute mir die letzten Minuten an. Als ich es dann sah, viel mir das Ding fast aus der Hand, ich musste mich setzen und schaute es mir nochmal an und nochmal und nochmal. Ich legte das Video auf den Fernseher, um alles besser zu erkennen. Da sah ich es dann aufgrund der Größe noch eindeutiger und da wusste ich sofort, nein, das ist kein Scherz von euch, das ist echt.

Ich rief alle zusammen, derer ich habhaft werden konnte, hier ins Wohnzimmer, jetzt standen hier über 25 Personen und ich wollte wissen, ob ich mir das alles einbildete oder ob sie es auch sahen. Ich startete das Video und wir alle schauten gebannt auf den Bildschirm. Als es fertig war, jubelten alle und wir lagen uns in den Armen, die letzten Sorgen lösten sich in Luft auf, sie waren endgültig weg, sie hatten es auch gesehen, es war keine Einbildung. Bob musste das auch gesehen haben, denn sonst hätte er mich nicht angerufen und verlangt, dass ich mir das anschauen solle. Ich rief sofort Bob zurück und beorderte dich umgehend nach Hause und sagte, er solle es ja nicht wagen ohne meinen neuen Schwiegersohn hier zu erscheinen“, und lächelte dabei Daniel an.

„Das ich dich mit der umgehenden Aufforderung, hier zu erscheinen vielleicht erschreckt oder verunsichert haben könnte, soweit hatte ich in dem Moment nicht gedacht, sollte es so sein, entschuldige ich mich in aller Form bei dir, aber ich konnte einfach nicht so lange warten, erst noch die After-Show-Party, dann noch die lange Autofahrt, nein das ging nicht, ich musste dich so schnell wie möglich sehen.“

OK, dachte ich so bei mir, das deckt sich bis jetzt so ziemlich genau mit allem, was ich auch so dachte, also das mit den Sorgen und so, aber alle Fragen so bezüglich meines Engels wurde noch nicht beantwortet, aber das wird sicherlich gleich kommen, aber erst mal brannte mir eine andere Frage auf der Seele. Was haben meine Mom und die anderen da gesehen, diese Frage stellte ich dann auch.

Daraufhin entsperrte Mom das Tablet, welches vor ihr lag, ich erkannte darauf ein Standbild vom Konzert. Sie nahm das Tablet, richtete es zum Fernseher, wischte einmal kurz und das Bild erschien auf dem 97“ Zoll Fernseher, der an der Wand ein paar Meter entfernt hing. Es zeigte ein Standbild, es war genau die Szene, wo ich ansetzte den Ausleger zu verlassen und zu meinem Engel zu gehen. Sie drückte Play, stoppte aber sofort wieder, da Ohrenbetäubender Lärm aus der Surround-Anlage drang, sie regelte den Ton etwas runter und drückte erneut Play.

Jetzt sah ich zum ersten mal, was sich da vor ein paar Stunden abgespielt hatte. OK ich war zwar live dabei, aber jetzt sah ich es ja auch aus einer anderen Perspektive.

Ich ging gerade den Ausleger runter, wir waren also so ziemlich am Anfang vom zweiten Song der Zugabe, oh was war das denn da, hätten mich doch echt fast ein paar Mädchen erwischt und mich über die Absperrung gezogen, daran konnte ich mich gar nicht erinnern. Ich merkte, wie Bob genau registriert hat, dass mir das auch aufgefallen ist, er aber auch genau wusste, dass ich es dennoch nicht sein lassen würde.

Ich sah meinen Engel, wie ich vor ihm stand, ich sah die Millisekunde, wo ich zögerte, ihm aber doch meine Hände reichte, wie Bob die Augenbraue hob, wie Bob meinen Engel über die Absperrung hob, er dann vor mir stand und mich mit großen Augen anschaute, wie ich ihn ohne Gegenwehr zu spüren auf die Bühne zog, wie ich ihn leicht auf den Hocker drückte, den Tontechniker, der mit dem Handmikro wieder abzog. Der zweite Song ist zu Ende, es ist jetzt fast totenstill, normalerweise bricht nach jedem Song Jubel aus, aber nicht vor dem letzten Song. Das Publikum merkt oder weiß es zum Teil auch, dass jetzt der Höhepunkt kommt. Totenstille, das Licht geht aus, es ist dunkel. man sieht nur tausende von diesen Leuchtstäben, mit denen gewunken wird, die Spannung, die da herrscht, ist regelrecht greifbar, das Feuerwerk beginnt.

Man ist das laut, dachte ich noch, auf der Bühne habe ich ja so Ohrhörer in den Ohren, die dämpfen ganz schön, aber jetzt hier zu Hause im Wohnzimmer umgeben von einer Surround-Anlage, so muss es sein, wenn man mitten in der Halle steht. Das Feuerwerk kommt seinem Endpunkt immer näher, die Hebebühne fährt nach oben, das sieht man zwar nicht, es ist ja dunkel, aber da ich draufstand, wusste ich es ja, das Feuerwerk hat seinen Endpunkt erreicht.

Die Spots in Regenbogenfarben strahlten meinen Engel und mich an, ich glitzerte und funkelte wie ein 100.000 Karat schwerer geschliffener Diamant. Man, sah das geil aus, ein Raunen ging durch die Menge, das habe ich in dem Moment, wo dich da stand, gar nicht mitbekommen, sie merkten wohl, dass heute was anders ist, schwenk auf die Monitorwände wo in großen Lettern stand „BEGRÜSST MIT UNS DIE PRIDE WEEK IN LOS ANGELES“ und alles in Regenbogenfarben, schwenk zurück auf meinen Engel und mich.

Die Musik setzt ein und der letzte Song begann. Ich sehe, wie ich ihn umrunde, umtanze, dabei singe und meine Augen nicht von ihm lasse, wie ich mit meinen Händen über seine Schultern streichele, wie meine rechte Hand sein Backe streichelt, wie ich vor ihm auf die Knie gehe, wie meine Hände langsam von seinen Schulter aus beginnend langsam über seine Brust zu seinem Bauch wandern. Mein Engel verfolgt jede meiner Bewegungen mit seinen Augen, ich sehe, wie meine Hände weiter langsam von seinem Bauch über seine Oberschenkel gleiten, wobei ich beim Übergang vom Bauch zu den Oberschenkeln kurz verweilte und einen leichten Druck ausübte, hab ich das wirklich gemacht. Oh man, da hätte ich ja auch gleich über ihn herfallen können, hätte es jetzt auch nicht schlimmer gemacht, um dann bei seinen Knien zu stoppen. Und das Ganze sehe ich nicht etwa aus der Entfernung aufgenommen, sondern da wurde direkt voll draufgezoomt. Ich sehe, ja was sehe ich da.

OK, ich sehe sein Gesicht in Großaufnahme, aber ich sehe auch leicht rötliche Wangen, ein leicht geöffneter Mund, Schweißperlen die seine Schläfen runterlaufen und ich hoffe jetzt mal, dass das, was ich glaube zu sehen, wirklich nur ich sehe. Er wird doch nicht etwa, ich drehe meinen Kopf nur ganz leicht nach links in seine Richtung und was sehe ich da, sein Gesicht hatte die Farbe von seinem Hemd angenommen, You remember, genau richtig, Knallrot, er hatte also, ich drücke leicht seine Hand, ich bücke mich leicht zu meinem Engel rüber und flüstere ihm leise in sein Ohr „Keine Angst mein Engel, das Video ist nur auf dem Tour-Server gespeichert, ich sperre das Video gleich“. Er lächelte mich daraufhin dankbar an, mein Blick streifte Dylan, der noch etwas weiter links saß, aber am Kopfende des Tisches und er schaute gerade zu meinem Engel und mir und ich sah ein wissendes Schmunzeln bei ihm. OK, alleine bin ich schon mal nicht mit dem Wissen, ob die anderen was gemerkt hatten, kann ich nicht sagen, da ich keinen von meiner Position aus ins Gesicht schauen konnte, die schauten ja alle auf den Fernseher. Also ob das jetzt noch jugendfrei war, wage ich doch stark zu bezweifeln.

Ich sah wie ich langsam aufstand und der Song sich dem Ende neigt und die Hebebühne nach unten fährt. Die Hebebühne ist unten und der Song ist zu Ende und tosender Applaus brach los, ich sehe wie ich ihn in die Arme nehme und ihm ein „Sorry“ ins Ohr flüstere, wie Bob ihn abholt, wie ich mich ans Publikum wende, aber was meine MOM und die anderen da gesehen haben wollen, erschließt sich mir nicht, sie meinten doch nicht etwa jetzt DAS.

Nein, meinten sie nicht, denn jetzt sehe ich es auch und zwar da, wo ich fröhlich winkend den Ausleger zurücklaufe, da sehe ich es, mein Gesicht in Großaufnahme, meine Augen sie strahlen förmlich vor Glück, der leichte Schatten, der immer auf meinem Gesicht lag, den ich jeden Morgen vergeblich versuchte mit einem Waschlappen wegzuwischen, er war verschwunden.

Meine Mom stoppte das Video, drehte sich um und schaute mich und meinen Engel glücklich an und sagte: „Als ich diese letzte Einstellung gesehen hatte, wusste ich es, die letzte Fessel, die dich noch in deinem Gefängnis hielt, wurde durchschnitten, du bist frei. Und Daniel, das haben wir alleine nur dir zu verdanken, auch du wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben.“

Sie legte das Tablet was sie noch immer in ihren Händen hielt auf den Tisch umrundete diesen und kam auf uns zu und nahm uns beide in die Arme. Meinem Engel flüstere sie zu, ich konnte es aber auch verstehen, keine Angst Daniel, ich habe das Video gesperrt, nur ich und David können darauf zugreifen, wenn du willst, können wir es aber auch löschen. Mein Engel nuschelte leise ein „Danke, bitte nicht löschen, ich hätte gern ein Andenken an heute“, dabei wurde er wieder leicht rötlich, sie lächelte ihn an und flüstere nur: „Kann ich gut verstehen, ginge mir genauso.“

Dann wieder in normaler Lautstärke, jetzt aber an alle gerichtet: „So Leute, ich würde sagen, wir machen mal eine kleine Pause und lassen das bisherige erst mal etwas sacken. Jean, du könntest in der Zwischenzeit neue Getränke und auch die Häppchen, die Annie zubereitet hat, bringen und du David könntest Daniel ja mal deine Räumlichkeiten zeigen, da kann er, wenn er will, auch mal schnell duschen, war ja doch alles etwas viel heute. Die gleiche Kleidergröße dürftet ihr ja auch haben, somit wäre das ja auch kein Problem.“ Während sie das sagte, grinste sie uns zwei jedoch recht schelmisch an, schon erfolgte der wohl nicht mehr wegzudenkende Klaps auf den Po, mein Engel bekam aber auch einen, somit musste ich nun nicht mehr alleine leiden, wie heißt es doch so schön, geteiltes Leid ist halbes Leid. Bevor das Ganze jetzt noch peinlicher wird schnappte, ich mir meinen Engel und verschwand mit ihm in Richtung meiner Zimmer.

Als wir außer Hörweite der anderen waren, sagte mein Engel zu mir: „Mann, war das jetzt peinlich, aber du hast eine tolle Familie.“ „Ja, das stimmt“, sagte ich. „Aber mal kurz was anderes: Hast du eigentlich deine Leute informiert, wo du bist oder ist das total untergegangen?“ „Ja, Bob hat das gleich erledigt als er mich von der Bühne holte.“ „OK“, sagte ich nur, war ja klar das Bob das erledigt hat.

Wir waren bei mir angekommen, ich öffnete die Tür und wir traten ein. Willst du nur schnell unter die Dusche und dann zurück? Ich würde nämlich gerne wissen, wie es weitergeht, zumal die Fragen, die mich am meisten beschäftigen, noch nicht beantwortet wurden.“ „Ja, das wäre mir auch recht. Ich will auch wissen wie es weitergeht.“ Ich gab meinem Engel schnell frische Sachen, er duschte schnell, zog sich frische Klamotten an und wir gingen wieder zurück.

Als wir wieder im Wohnzimmer eintrafen, schauten uns alle an und mein Onkel Jo sagte nur: „Ihr seid ja schon wieder da, das ging ja schnell.“ Synchron kam von uns: „Ja, was habt ihr den gedacht, dass wir jetzt über uns herfallen?“ Alle fingen an zu lachen und von Bob kam: „Seht ihr, ich hab’s euch gesagt!“

Als sie sich wieder beruhig hatten, setzten wir uns wieder an den Tisch, wo Jean mittlerweile neue Getränke und die Häppchen hingestellt hatte. Nachdem wir nun alle saßen, fing meine Mom weiter an zu erzählen:

„Bevor ich jetzt richtig anfange weiterzuerzählen, hätte ich nur ein-zwei kurze Fragen an dich, und ich will auch nur eine kurze Antwort. Ja oder Nein genügt!

Diese letzte Fessel, die dich festhielt, das war nicht die Angst, uns zu sagen, dass du schwul bist, es war vielmehr, dass es so war: Du wollest nicht Schwul sein, habe ich recht?“

„Ja“, war meine Antwort.

„Noch eine Frage, dann geht’s aber auch wirklich weiter, weil ich glaube, dass mir so langsam dämmert, was in dir so vorging vorgeht. Auch hier reicht mir ein Ja oder Nein. Als wir eben dieses Video von deinem Auftritt gesehen haben, der war ja so nicht geplant, keiner wusste ja davon. Als du eben kurz mit Daniel weg warst, haben Bob und Dylan mir erzählt, dass beim letzten Song, also dem, bevor du in die kurze Pause vor der Zugabe gehst, irgendwas passiert sein musste. Du wärst anders gewesen, als du von der Bühne kamst, irgendwie verwirrt, durcheinander und kurz darauf wolltest du den Chef der Lichttechnik sprechen. Sehe ich das richtig, wenn ich sage, da ist wirklich was passiert am Ende von dem Song und das hat dich verwirrt und du wusstest im ersten Moment nicht, was du tun sollst. In der Garderobe kam dir dann die Idee, deinen Auftritt abzuändern und du hast dann mit dem Chef der Lichttechnik gesprochen und hast ihm die entsprechenden Anweisungen gegeben. Dann hast du diesen zugegebenermaßen super Auftritt hingelegt. Sehe ich das dann richtig: In diesen letzten Momenten deines Auftritts hast du Daniel im Publikum gesehen und hast dich in ihn in diesem Augenblick in ihn verliebt und somit auch dein Schwulsein für dich akzeptiert. Dadurch stellte sich dann natürlich die Frage: Was machst du jetzt, dass du da jetzt nicht rausgehen kannst und diesen Song für ein Mädchen singen konntest, stand wohl außer Frage, dass ging gar nicht und ich glaube auch nicht, dass das hier einer der anwesenden anders sieht. Ich hätte, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, wohl was ähnliches gemacht. War es so?“

„Ja, es war exakt so, man könnte meinen du wärst dabei gewesen.“

„Oh mein lieber Schatz, was habe ich da nur angerichtet, dass ich Daniel auf Deutsch ansprach und nach Hamburg fragte, das muss dich total geschockt haben, du hast dich in diesem Moment bestimmt gefragt, woher ich das alles wissen kann und geschockt hat es dich ja auch, wie wir alle sehen konnten. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber Jean hatte schon einen Arzt hochgerufen, der stand schon mit einer Spritze hinter dir.“

„Wir haben wirklich einen Arzt hier im Haus?“

„Ja, nicht nur einen.“

„Mehrere? Stimmt das dann mit dem OP-Saal auch?“

„Ja, wir haben ein ganzes OP-Team hier und einen OP-Saal.“

„Und für was?“

Jetzt griff mein Dad in das Gespräch ein. „David überleg doch mal, hier auf dem Anwesen sind ständig mindestens 200 Personen anwesend, davon sind etwa 100 Security. Insgesamt haben wir so um die 300 festangestellte Security, die im 3-Schicht-Betrieb arbeiten, das heißt aber auch, dass drei Mal am Tag für einen gewissen Zeitraum so um die 300 Personen auf dem Anwesen sind, nämlich immer dann, wenn Schichtwechsel ist und davon sind dann 200 schwer bewaffnet. Zum Glück ist bisher noch nie was in der Richtung vorgefallen, aber überleg doch mal weiter. Sollte mal ein Vorfall egal welcher Art, Schussverletzung, Herzinfarkt oder was auch immer, passieren, du weißt doch, dass wir selbst mit dem Heli mindestens 40 Minuten bis ins nächste Krankenhaus brauchen. Dann kommt noch hinzu, denjenigen zum Heli zubringen – Hinfliegen – vom Heli dann in den OP, da kommt locker eine Stunde zusammen.“

„OK, dann ist es wahrscheinlich auch keine Einbildung von mir, dass, wenn ich mal mit dem Wagen unterwegs bin, da ständig ein Krankenwagen in der Nähe ist?“

„Nein, das ist keine Einbildung, das war damals nach dem Vorfall, als du fünf Jahre alt warst, eine der Grundbedingungen von Bob, dass bei Fahrten mit dem Wagen ein Krankenwagen nicht mehr als 500 Meter von dir entfernt sein dürfte. Stell dir mal vor, was passiert wäre, die Kugel hätte dich damals nicht knapp verfehlt. Mehr möchte ich dazu aber jetzt nicht mehr sagen, sonst kommt das alles wieder hoch.“

„Krass, OK danke für dein Erklärungen.“

Mom übernahm jetzt wieder das Gespräch.

„OK, das war jetzt auch für mich neu, wir dachten, du wüsstest das alles. Wenn wieder mal was ist, wo du etwas nicht genau weißt, aber irgendwelche Vermutungen hast, frag doch bitte.“

„OK.“

„Also dann weiter. Als du nun vorhin dann wirklich vor mit standest und ich in echt sehen konnte, dass das, was ich da auf dem Fernseher sah, auch stimmte, war ich überglücklich. Verstehe mich bitte, von diesen Sorgen und Ängsten um dich endlich befreit zu sein, machte mich einfach nur glücklich. Im Rausch dieser Gefühle wurde ich unvorsichtig und sagte etwas zu Daniel, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht für deine Ohren bestimmt war. Es war ja nichts Schlimmes, was ich zu Daniel sagte, nur das ich mit Daniel auf Deutsch sprach, ihm nach dem Wetter in Hamburg fragte, aber zu was das dann geführt hatte, wissen wir ja jetzt.

David, jetzt kommen die Antworten, auf die du wahrscheinlich wartest und Daniel hör du mir bitte auch ganz genau zu, und wenn ihr Fragen habt wartet bitte noch etwas.

Daniel du wurdest durch unsere Security gründlich durchleuchtet, wir wissen eigentlich so ziemlich alles über dich und mit wir meine ich neben mir, meinen Mann, Jo und Bob. David wusste davon nichts.“ Meine Mom wartete einen Moment, denn sie merkte, dass Daniel ganz schön schlucken musste und ein riesiges, grelles Fragezeichen über seinem Kopf aufleuchtete. Als es wieder halbwegs ging fuhr sie fort. „Das ist jetzt nichts Schlimmes, deine Überprüfung enthielt auch nichts Negatives, im Gegenteil, sie war so positiv, dass wir alle glaubten, da muss irgendwo ein Fehler passiert sein, so dass wir die Überprüfung nochmal überprüfen ließen, das Ergebnis war aber dasselbe. Daniel, du siehst ja selbst, wir sind nicht gerade arm, David würde jetzt wahrscheinlich wieder sagen, wir sind stinkreich. Das bedeutet aber auch, wir müssen uns schützen, so gut es eben geht. David wurde, als er fünf Jahre alt war, beinahe entführt, es gab dabei auch einen Schusswechsel, ein Schuss verfehlte David nur um ein paar Zentimeter, mein Mann hat es ja eben schon mal kurz erwähnt, vielleicht hilft dir das unser Verhalten diesbezüglich besser zu verstehen.“

Du lebst in Hamburg in einem Jugendheim, was von „THE ARK“ unterstützt wird, deine Eltern sind vor knapp zwei Jahren ums Leben gekommen, dass tut uns wirklich unheimlich leid für dich und du hast sonst keine weiteren Angehörigen. Letztes Jahr hast du an einem Weihnachts-Gewinnspiel teilgenommen, was in allen von „THE ARK“ unterstützen Kinder- und Jugendheimen angeboten wurde. Der Hauptpreis darin bestand darin: Vier Wochen Aufenthalt hier in Los Angeles, Unterbringung von dir sowie einem Begleiter in einem 4-Sterne-Hotel, Taschengeld und ein Ticket für Davids Konzert incl. einem rotem Backstage-Pass. Ein Meet-and-Greet war nicht vorgesehen, aber dir wurde gesagt, dass du aufgrund dieses roten Passes jederzeit selbst die Möglichkeit hättest, auf David zuzugehen, auch in seine Garderobe, um mit ihm zu sprechen oder um ein Autogramm zu bitten.

Als du im Backstagebereich warst, hast du einen von der Security gefragt, ob du während der Show vorne im Zuschauerbereich sein könntest, nach Rückfrage bei Bob, ob das ginge und er sein OK gab, wurdest du von der Security nach vorne gebracht, mit der Aufgabe, dich im Auge zu behalten. Die Show begann und nahm ihren Lauf, das Ende konnten wir gerade hier vor ein paar Minuten nochmal auf dem Fernseher da sehen. So ich bin fertig, ich hoffe du hast jetzt alle Information mein Schatz. Habt ihr noch Fragen?“

Wir schüttelten beide leicht den Kopf und verneinten somit ihre Frage. Ich stand aber auf und sagte, dass ich nun gerne mit Daniel in meine Zimmer gehen würde, da es zum einem sehr spät wäre und ich auch müde und fertig wäre. Dafür hatte alle Verständnis. Dylan fragte ich noch, ob er mitkommen wolle oder noch bleiben, er wollte noch bleiben, wohl um uns auch Zeit zu geben, das alles zu verarbeiten. Daniel stand jetzt auch auf, es gab nochmal ein großes umarmen von allen und dann gingen Daniel und ich Hand in Hand in Richtung meiner Zimmer.

Nun ergab alles Sinn und es passte auch alles zusammen. Daniel hatte dieses Gewinnspiel gewonnen, dadurch also der Rote-Backstage-Pass, das wohl extrem positive Ergebnis seiner Überprüfung erklärte, warum Bob mich mit ihm alleine lies und meine Mom ihn vom Fleck weg adoptiert hätte. Zufälle gibt’s, dachte ich mir so, aber die nächsten Probleme klopften bereits an die Tür, die Presse wird sich wie die Aasgeier auf die Sache stürzen. Ich kann damit umgehen, aber wie wird Daniel das verkraften, die Sache mit seinen Eltern tut mir unheimlich leid, auch so eine Sache warum meine Mom diese roten Herzchen in ihren Augen hatte, sie verlor ja ihre Eltern auch bei einem Unfall, sie ist wohl die Einzige, die wirklich nachempfinden kann, was Daniel durchgemacht haben muss. Aber was bedeutet das jetzt für unsere Beziehung, Hamburg ist tausende von Kilometern entfernt und wir beide sind noch minderjährig, er kann nicht so einfach mal eben nach Los Angeles ziehen, noch kann ich nach Hamburg, Fragen über Fragen …

Nachwort

Bis jetzt wurde immer alles aus der Sicht von David erzählt. Ab Teil 3 kommen auch die anderen Charaktere zu Wort, diese sind dann immer gekennzeichnet.

z.B. >David< oder >Daniel< jeweils über dem Absatz.

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