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A new Star is born

Teil 3

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Inhaltsverzeichnis

 

… Fragen über Fragen, wie sollte es nur weitergehen, ich muss über alles in Ruhe nachdenken, aber wann soll ich das den machen, ich brauche Zeit, Zeit die ich nicht habe. Morgen, ach Quatsch von wegen Morgen, in ein paar Stunden, es ist ja jetzt schon weit nach Mitternacht, da wird es hier wohl erst richtig rund gehen. Ich kann und will mich jetzt nicht auch noch mit der Presse rumschlagen müssen. Wir müssen hier erst mal alles klären und dann können wir an die Presse gehen, das ist es, ich muss sofort mit Onkel Jo reden.

Ich ging mit meinem Engel Hand in Hand in Richtung meiner Zimmer, plötzlich blieb ich aber stehen und sagte zu meinem Engel: „Wir müssen nochmal zurück, ich habe eine Idee, wie wir uns etwas mehr Zeit besorgen können.“ Mein Engel schaute mich zwar etwas verwundert an, sagte aber nichts.

Wir gingen zurück richtung Wohnzimmer. Als wir dort ankamen, stellte ich mich ans Kopfende des Tisches, mein Engel blieb neben mir stehen und schaute mich fragend und neugierig an, bevor einer was sagen konnte, fing ich an. „Wir haben ein Problem, wir brauchen mehr Zeit, die wir nicht haben, ich habe aber auch die Lösung:

Mein Vorschlag wäre: Paul soll heute noch die Presse informieren, dass wir bald eine Pressekonferenz geben werden. Es sollte aber ersichtlich sein, dass es von mir aus geht und nichts mit der Firma zu tun hat. Bis dahin heißt es „Kein Kommentar“, irgendwas Belangloses kann er ihnen ja geben. Onkel Jo, du weißt bitte die Rechtsabteilung an, sie soll der Presse ein wenig auf die Finger klopfen, dass sie sich zurückhalten bis zur Pressekonferenz. Sie sollen sie nicht mundtot machen, wir werde ihnen ja die Wahrheit sagen, aber zu dem Zeitpunkt, den wir bestimmen. Ich will agieren, ich will nicht reagieren müssen, dafür habe ich zurzeit keinen Nerv. Zur Unterstützung könnte die Presseabteilung ein gefaktes Memo leaken, dass das Werbebudget aller Firmen, die zu „THE HOLDING“ gehören, zur Disposition steht, soll eigentlich aussagen, die, die jetzt was kriegen in Zukunft leer ausgehen. Denke mal, das sollte ausreichen um sie zu zügeln. Ich denke, das gibt uns erst mal genug Zeit.“

Ich sah allgemeines, zustimmendes Nicken, lediglich mein Onkel Jo sagte, dass er schon drauf gewartet hatte bis es alles aus mir rausplatzte. Nur dass es jetzt so schnell ging, würde ihn etwas wundern, er vermutete aber das Daniel da eine ausschlaggebende Rolle dabei spielen würde. Meinen Plan fand auch er so in Ordnung und er würde alles Entsprechende veranlassen, er gab Jean auch gleich ein paar Namen und er sollte veranlassen, dass diese Personen um 8 Uhr in seinem Büro sein sollten. Ich bin zwar manchmal etwas tollpatschig, stehe auch mal aufm Schlauch, aber ich bin nicht dumm, ich weiß schon welche Macht und Einfluss meine Familie hat.

„OK“, sagte ich. „Daniel und ich gehen jetzt aber wirklich ins Bett.“ Das taten wir dann auch, eng aneinander gekuschelt schliefen wir auch sofort ein.

Währenddessen im Wohnzimmer (Lilly, Robert, Onkel Jo, Bob, Dylan)

Onkel Jo schaute uns nach, und als wir dann weg waren, sagte er zu meinem Dad: „Als David uns eben seinen Plan mitgeteilt hatte, dachte ich, unser Dad steht da vorne und erteilt uns Anweisungen, die wir auszuführen hätten.“ „Ging mir ähnlich“, meinte mein Dad, „aber sein Plan ist gut, er verschafft uns genau das, wie David richtig erkannt hat, Zeit und genau die brauchen wir auch.“ Beide schauten etwas nachdenklich aus, wahrscheinlich dachten sie an ihren Dad, der ja vor knapp zwei Jahren verstorben ist.

„Habt ihr schon eine Idee, wie sich das Problem mit Daniel lösen lässt? Er wohnt ja immerhin in Deutschland und das ist nicht gerade um die Ecke. Das wird auch die Frage sein, die David mit ziemlicher Sicherheit zurzeit am meisten Sorgen bereiten wird“, stellte Dylan mal als Frage in den Raum.

Mom meinte daraufhin am liebsten würde sie Daniel ja adoptieren, aber das ginge ja leider nicht, da sie ja dann vor dem Gesetz her Brüder wären, wenn auch nicht Blutsverwandt, hier in Kalifornien wäre dies zwar kein Problem, aber in manchen Bundesstaaten wäre dies gegen das Gesetz und könnte somit zu Problemen führen.

„Ich könnte Daniel adoptieren“, meinte Onkel Jo leise, „vor dem Gesetz wären sie dann Cousins, aber sie könnten weiterhin ein Paar sein.“

„Das würdest du tun?“, fragte meine Mom hoffnungsvoll.

„Sind wir doch mal ehrlich, ihr kennt mich doch, was mich und meine Freundinnen angeht, ich bin da doch sehr flatterhaft. Aber einen Sohn hätte ich dennoch gerne schon, ich denke da schon eine ganze Zeit lang darüber nach. Ich sehe da eigentlich nur Vorteile, überlegt doch mal: Durch seine Überprüfung wissen wir ja schon einiges über ihn, Daniel hätte wieder eine Familie, nachdem er seine ja leider verloren hat, mein Neffe hätte einen gleichaltrigen Spielkameraden, ich erspare mir das Windelwechseln und das finanzielle stellt auch kein Problem dar.“

Dylan der gerade einen Schluck Bier aus seiner Flasche getrunken hatte, prustete plötzlich los: „Spielkameraden, der war gut“, und fing lauthals an zu lachen.

Nachdem alle anderen nun auch realisiert hatten, was mein Onkel da vom Stapel gelassen hat, fingen sie ebenfalls an zu lachen.

Nach einiger Zeit hatten sich dann alle wieder beruhigt, da meinte mein Onkel: „Ja gut das war jetzt doch etwas unglücklich formuliert, aber jetzt ernsthaft. Ich freunde mich mit der Idee immer mehr an und durch unseren Einfluss, den wir haben, denke ich mal, dass wir das ganze sehr schnell über die Bühne kriegen würden. Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass Daniel das überhaupt will.“

„Wenn das so alles klappen würde“, meinte meine Mom, „wäre das Problem, welches mir ehrlich gesagt auch am meisten Kopfzerbrechen bereitet, vom Tisch und den Rest kriegen wir dann auch noch hin. Und wenn wir uns da geschickt anstellen und es richtig verkaufen, könnte das sogar noch viel positives bewirken. Robert, ich denke wir zwei sollten heute auch noch mit ein paar Leuten von „THE ARK“ sprechen.“ Mein Dad nickte zustimmend.

„Gut“, meinte mein Dad noch, „bevor wir jetzt die Runde auflösen, es ist doch recht spät und ich denke jeder von uns sollte vielleicht doch noch so 2-3 Stunden Schlaf bekommen, wäre noch eins, wann und wer sagt das, was wir eben besprochen haben, David und Daniel?“

Onkel Jo meinte dann, dass er das gerne alleine mit David und Daniel besprechen wolle, zumal er ja derjenige wäre, der Daniel dann adoptierten würde und auch, dass Daniel sich bei Entscheidung darüber, ob er das überhaupt will, nicht noch durch drei weitere Personen, die ihn hoffnungsvoll anblicken würden, noch mehr unter Druck gesetzt fühlt und das Gespräch am besten gleich nachher so gegen 10 Uhr stattfinden sollte. Sollte sich Daniel dafür entscheiden, könne er sofort alle notwendigen Schritte einleiten.

Dies fand allgemeine Zustimmung. Jean bekam noch die Anweisung, die beiden Jungs gegen 9 Uhr zu wecken und dafür zu sorgen, dass sie dann um 10 Uhr im Büro von Onkel Jo sind. Danach löste sich die Runde auch auf, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

David

Gegen 8 Uhr wachte ich auf, da mein linker Arm anfing zu schmerzen. Als ich die Augen aufmachte, wusste ich auch warum dies der Fall war, mein Engel benutzte meinen Arm als Kopfkissen. Vorsichtig versuchte ich mich in eine etwas bequemere Position zu bringen, ohne meinen Engel zu wecken. Ich schaute meinem Engel noch ein bisschen beim Schlafen zu und entschied dann schnell zu duschen, der Tag heute würde bestimmt wieder lang werden.

Nachdem ich es geschafft hatte, aus dem Bett zu kommen ohne meinen Engel zu wecken, schnappte ich mir ein paar frische Sachen und ging duschen. Nachdem ich fertig mit Duschen war, schaute ich nochmal nach meinem Engel, der gerade am Aufwachen war. Als er mich aus seinen verschlafenen Augen ansah und bemerkte, dass ich bereits im Bad gewesen war, fragte er nur, warum ich ihn nicht geweckt hätte. „Ich wollte dich noch etwas schlafen lassen, der Tag heute wird bestimmt wieder lang. Werde erst mal richtig wach, geh dann duschen und komm dann raus, ich bestelle dann schon mal Frühstück, willst du was Besonderes?“ „Nein, zwei Scheiben Toast reichen mir, dafür aber einen großen schwarzen Kaffee bitte.“ „Wie der Herr wünschen“, ich gab ihn noch einen Kuss und ging dann in mein Wohnzimmer.

Ich griff gerade zum Telefon um Frühstück zu bestellen, da kam auch Dylan schon ins Wohnzimmer. Ich bestellte dann in der Küche 2x David und 1x Dylan, also zwei kleine Frühstück und eins, das, naja, nun etwas größer, so ungefähr das fünffache von meinem ist. „Moin Dylan, wie wars gestern noch auf der After-Party und wie konntest du gestern eigentlich so schnell hier sein.“ „Party war ganz witzig, die waren von deiner Aktion gestern total begeistert, so was Cooles hätten sie noch nie gesehen“, meinte er. 'Na das sind ja schon mal gute Nachrichten', dachte ich mir so. „Nachdem ihr gestern weg wart, hatte ich deinen Dad angerufen, um Bescheid zu geben. Er sagte dann, dass er mir einen Heli von Downtown rüberschickt, der wäre dann in zehn Minuten da, um mich abzuholen. Sag mal wie viele von den Dingern habt ihr eigentlich?“ „Keine Ahnung, hier auf dem Anwesen sind eigentlich immer zwei und Downtown glaube ich drei oder vier, aber das sind Firmen-Helis.“

In dem Moment kam auch Daniel ins Zimmer und wir begrüßten uns jetzt erst mal richtig. Ich bekam zum ersten Mal im meinem Leben einen Kuss mit Zunge. Also ich muss sagen, kann man sich dran gewöhnen, am liebsten würde ich da gerne weitermachen und den ganzen Tag mit Daniel im Schlafzimmer verbringen, aber das kann ich mir wohl abschminken. Außerdem sind wir ja nicht alleine Dylan, ist ja auch noch da oder nicht, denn ich hörte nur irgendwas von Spielkameraden oder so dann ein Lachen und ein Sorry, bin gleich wieder da, was war das denn jetzt. Bevor ich aber weiter darüber nachdenken konnte, klopfte es und Jean betrat das Zimmer um Daniel und mir mitzuteilen, dass Onkel Jo uns um 10 Uhr in seinem Büro erwartet. OK, was will Onkel Jo denn jetzt schon von uns, da klopfte es und Annie unsere Köchin erschien heute höchstpersönlich. Na, da ist aber jemand neugierig, dachte ich so bei mir, das hat sie nämlich noch nie gemacht. „Wie kommen wir den zu der Ehre, heute von der Köchin höchstpersönlich bedient zu werden?“, konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. Naja, Annie wäre nicht Annie, wenn sie damit nicht hätte umgehen können, also kam lediglich ein trockener Kommentar: „Tja, einmal ist immer das Erste Mal.“ Als Annie dann auch ging, die Tür war noch nicht richtig zu, ging sie auch schon wieder auf und Bob stand im Zimmer. „Bin ich hier auf einem Bahnhof oder was“, konnte ich mir jetzt nicht verkneifen. Nicht dass ich jemals auf einem Bahnhof gewesen wäre, nein stimmt nicht ganz, wir haben mal ein Video für einen meiner Songs auf einem Güterbahnhof aufgenommen, aber das gehört hier jetzt nicht her.

Bob teilte Daniel und mir dann mit das er diskret veranlasst hätte, dass das von meiner Mom ja bereits gesperrte Video vom Tour-Server gelöscht wurde, er lässt es bearbeiten und diese Version auf dem Tour-Server ablegen, das Original gibt er mir dann auf einem USB-Stick. Wenn ich Bob nicht hätte, der denkt einfach an alles, es gäbe sonst nur unnötige Spekulationen, warum das Video gesperrt ist. Was im Umkehrschluss aber auch bedeutete, dass er es auch gesehen hatte, aber ehrlich es hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Auf die Frage, ob Mom und Dad schon auf sind gabs als Info, das die bereits um 8 Uhr nach Downtown geflogen sind, aber spätestens gegen 12 Uhr wieder hier sein wollten. Er würde uns dann um viertel vor 10 abholen, damit wir rechtzeitig bei Onkel Jo im Büro sind, ob das OK wäre. Auf meinen Kommentar darauf hin, wenn jetzt nicht noch mehr Leute hier ständig rein platzen, ginge das klar. Darauf hin fragte Bob, ob er vor der Tür warten, soll damit keiner mehr reinkommt. Ich verneinte das aber, der wäre sonst wirklich da stehen geblieben.

Kaum war er weg, klopfte es schon wieder und Jean trat ein, ich bereute meine Entscheidung bezüglich Bob bereits. Jean teilte mir mit, dass Sahra und Paul gegen 14 Uhr eintreffen werden und mich sprechen wollen. Ich wies ihn an, sie nochmal anzurufen und ihnen zu sagen, dass sie gerne kommen können, es könnte aber sein, dass sie warten müssten. Ich könnte jetzt noch nicht sagen, wann wir Zeit für sie hätten. Mit WIR meine ich in erster Linie meinen Engel und mich, aber bei dem Gespräch heute mit ihnen wollte ich, dass meine Eltern, Onkel Jo, Dylan und Bob dabei sind. „Geht’s hier immer so zu?“, fragte mein Engel. Als ich dies verneinte, war er beruhigt. Dylan war mittlerweile auch wieder da, und als ich ihn fragte, was da eben mit ihm los war, sagte er nur, dass er an was gedacht hätte und darüber lachen musste. Seine Mundwinkel zuckten jedoch die ganze Zeit, als er dauernd zwischen Daniel und mir hin und her blickte, so als ob er gleich wieder loslachen müsste. Wahrscheinlich läuft da gerade irgendein Kopfkino bei ihm ab, ich will gar nicht wissen um was es sich handelt. Endlich konnten wir frühstücken, natürlich war mein Kaffee mittlerweile kalt und schon kam Bob um uns abzuholen, ein Golfcart stand bereits vor dem Haupteingang und fuhr uns nun zu Onkel Jo in das ungefähr einen Kilometer entfernte Büro.

Auf der Fahrt fragte mich Daniel: „Du Schatzi (er hat Schatzi zu mir gesagt ich schmelze, jaja voll kitschig, lacht ihr nur, ich finde es trotzdem süß), meinst du, wir können heute mal ein bisschen Zeit für uns alleine haben?“ „Glaub mir mein Engel, das wünsche ich mir seit ich vorhin aufgewacht bin und du noch auf meinem Arm geschlafen hast. Ich werde dafür sorgen, selbst wenn die anderen deshalb ein paar Stunden warten müssen. Denke alle werden dafür Verständnis haben, naja ausgenommen Sahra vielleicht, aber das ist mir egal.“ Bob, der unser Gespräch natürlich mitgehört hatte, sagte nur, dass wir sagen sollen, wenn es soweit ist, er würde dann schon dafür sorgen, dass uns keiner stört. Mein Engel lächelte mich glücklich an, das musste natürlich erst mal gleich mit einem Kuss beantwortet werden.

Ich hatte auch schon eine Idee wo wir ungestört sein könnten, dafür müsste ich nur mal telefonieren. Wir sind bei dem Büro von meinem Onkel Jo angekommen. Wir betraten die Eingangshalle des fünfstöckigen Gebäudes und mussten kurz warten, bis der Metalldekor deaktiviert wurde, die Dinger mögen es nicht, wenn man da mit einer geladenen Glock 17 durchgeht. Und wer weiß, was Bob noch so alles dabei hat. Als wir das hinter uns hatten, sagte ich, dass ich erst noch schnell auf die Toilette müsste, und hoffte das mein Engel jetzt nicht auch da hinwollte. Nein, ich hatte Glück, er blieb bei Bob stehen. Dort angekommen zückte ich erstmal mein Handy. Als ich die Zahl bei verpassten Anrufen und E-Mails lass, wurde mir erst mal schlecht, mein Anruf war aber wichtiger. Ich rief Jean an, damit er was für mich erledigt. Als das erledigt war, naja wo man schon mal hier ist, kann man die Örtlichkeit ja auch benutzen, zumal der kalte Kaffee jetzt auch wieder raus wollte, so noch schnell Händewaschen und ab zu Onkel Jo mal schauen, was der jetzt schon will.

Onkel Jo

Kurz vor 10 Uhr, gleich kommen David und Daniel, mein evtl. zukünftiger Adoptivsohn. Schon merkwürdig, ich leite eines der größten und mächtigsten Wirtschaftsunternehmen der Welt, verhandele knallhart mit anderen Geschäftsleuten und Politikern und vor einem Gespräch mit zwei 16jährigen Jungen habe ich richtig Bammel. Ich gab meiner Sekretärin noch ein paar Anweisungen und sagt, sie solle dann gleich Kaffee für alle bringen und dass ich dann unter keinen Umständen gestört werden möchte.

Da hörte ich auch schon den Fahrstuhl und kurz darauf kamen sie auch schon in mein Blickfeld. Wir begrüßten uns und gingen in mein Büro und setzten uns auf eine gemütliche Sitzecke. David, Daniel und ich saßen bereits, Bob stand wie immer etwa einen Meter leicht nach links versetzt hinter David, aus dieser Position heraus könnte er mit einem Sprung David blitzschnell zu Boden reißen und ihn mit seinem Körper beschützen, ich glaube Bob hat mit dem Vorfall, wo David 5 Jahre alt war und die Kugel ihn nur knapp verfehlte, immer noch schwer zu kämpfen.

Die Entscheidung von meinem Dad, damals Bob als Bodyguard für David einzustellen, war eine der besten Endscheidungen, die mein Dad je getroffen hat. Bob würde für David alles geben. Ich denke mal, Bob ahnte schon seit langem, dass David schwul ist, er hat ja auch mehr Zeit mit ihm verbracht als unsere gesamte Familie zusammen. Hat ihm, als er klein war, die Windeln gewechselt, hat ihn aufwachsen sehen und, und, und. Bob hat weitaus mehr gemacht als für das er eingestellt wurde. Er wurde für David zum besten Freund, ja zu seinem großem Bruder, er würde nicht zulassen, noch einen Freund zu verlieren, schon gar nicht einen schwulen Freund. Nicht nach seiner Vorgeschichte, wo er seinen damals besten Freund nicht retten konnte und dieser sich letztendlich das Leben nahm.

Bobs bester Freund bei der Armee hatte sich bei ihm geoutet, sie wurden aber belauscht, seitdem wurde dieser von seinen Kameraden und Vorgesetzten ständig unterschwellig gemobbt. Als Bob das mitbekam, versuchte er alles, damit dies aufhört, er rannte jedoch nur gegen Mauern. Als sein Freund sich dann das Leben genommen hatte, ging Bob zu seinem Vorgesetzten um diesem zu sagen, dass dieser ihn auf dem Gewissen hätte. Nach den Spruch, „Wo das Problem wäre, eine Schwuchtel weniger, ist doch alles gut so“, rastete Bob aus und schlug seinen Vorgesetzten fast Krankenhausreif. Er wurde sofort unehrenhaft aus der Armee entlassen und ihm drohte eine Anklage.

Als mein Dad dies erfuhr, führte er mehrere Telefongespräche, man war der sauer, so hatten wir unseren Dad noch nie erlebt. Er machte alle möglichen Leute zur Schnecke und spätestens nach der Drohung, er könnte auch einen gewissen Freund, der in Washington in einem ganz bestimmten Haus wohnt, ja mal anrufen, war die Sache gegessen. Nach 24 Stunden wurde der besagte Vorgesetzte von der MP festgenommen, die unehrenhafte Entlassung von Bob wurde rückgängig gemacht, seine Akte bereinigt und er wurde ehrenhaft entlassen. Von einer Anklage gegen Bob wurde auch abgesehen. Nein, Bob würde alles für diese beiden Jungs da vor ihm tun. Sollte Daniel unserem Vorhaben zustimmen, müssen wir unbedingt auch einen „Bob“ für ihn besorgen. Aber wie ich Bob kenne, hat er da schon eine Vorauswahl getroffen. Ah, der Kaffee ist da, jetzt kann es losgehen.

„Bob, bitte setz dich doch auch hin, hier wird keiner die Jungs angreifen.“ Bob setzte sich nun auch. „David, Daniel ich habe euch heute hierhergebeten, um etwas mit euch zu besprechen, was uns alle betrifft. Wir haben, nachdem ihr zu Bett gegangen seid, noch alle weiter dort gesessen und uns eine mögliche Lösung überlegt, die ich euch, aber vor allem dir Daniel hier und jetzt unterbreiten möchte. Und bitte fühl dich in keinster Weise unter Druck gesetzt. Die Entscheidung liegt ganz alleine bei dir.

Da ihr ja nun ein Paar seid, sind die größten Probleme ja zurzeit eure Wohnorte, David lebt hier in Los Angeles und du Daniel in Hamburg. Da ihr beide ja noch nicht volljährig seid, ist es nicht möglich, dass David alleine zu dir nach Hamburg zieht und du kannst nicht nach Los Angeles ziehen. Eine Möglichkeit wäre es gewesen, dass Lilly und Robert dich adoptiert hätten, dies würde aber zu anderen Problemen führen.

Da ich schon länger mit dem Gedanken spiele, einen Jungen zu adoptieren, möchte ich dir Daniel hier und jetzt anbieten, dich zu adoptieren und somit dein gesetzlicher Vormund werden. Somit stünde einem Umzug von dir nach Los Angeles nichts mehr im Wege. Ihr wärt dann vor dem Gesetz zwar Cousins, ihr könntet dann aber dennoch ein Paar sein.

Aber bevor du jetzt eine voreilige Entscheidung triffst, bedenke bitte folgendes und denke bitte nicht, dass ich dir das jetzt ausreden will, aber dies hier ist nun einmal eine weitreichende Entscheidung, die auch nicht einfach rückgängig gemacht werden kann. Solltest du mein Angebot annehmen, was mich wirklich freuen würde, bedenke bitte, dass dein Leben, wie du es bisher gekannt hast, von jetzt auf gleich nicht mehr existieren würde. Du hättest dann auch einen dir zugewiesenen Bodyguard, so wie David hier unseren Bob hat. Das Anwesen würdest du nur per Heli oder in einer schwer gepanzerten Limousine mit zwei Begleitwagen verlassen. Spontane Sachen wie Kino oder einfach mal durch eine Shopping-Mall schlendern, geht nur mit einer gewissen Vorplanung. Du hättest ab sofort Privatlehrer und würdest wie David zu Hause unterrichtet. Freunde finden wird dadurch natürlich auch viel schwerer und solltest du welche finden, würden die vorab von unserer Security überprüft, erst dann dürften sie dich dann auch zu Hause besuchen.

Das wären im Großen und Ganzen jetzt erst mal die Nachteile, es gibt bestimmt noch mehr, aber die fallen mir jetzt so spontan nicht ein. Es gibt natürlich auch Vorteile, der größte für dich dürfte ja sein, du wärst mit David zusammen und wenn ihr das den wolltet, hätte ich auch nichts dagegen, wenn du mit David seine Räume bzw. dann eure Räume bewohnen würdet. Du hättest wieder eine Familie, die dich lieben würde, über deine Zukunft brauchst du dir auch keine Gedanken machen. Selbst wenn du dich entschließen würdest, Kieselsteine rot anzumalen, dann könntest du das tun. Das ist jetzt nur ein überspitztes Beispiel, was ich damit sagen will, du könntest es tun, da du dir um finanzielle Angelegenheiten keine Sorgen machen müsstest. Du würdest keine offene Ablehnung oder Anfeindungen aufgrund deiner Sexualität erleben in den Kreisen wo wir uns bewegen, da es keiner wagen würde, es sich mit unserer Familie zu verscherzen.

Wäge bitte für dich das Für und Wider ab, bitte, bitte entscheide dich für das, was du für richtig hältst und nicht was ich oder David gerne hätten. David bitte halte du dich auch zurück, dränge ihn nicht in eine Richtung, die er vielleicht gar nicht will, dir zuliebe aber annimmt. Das wäre weder für dich noch für Daniel gut und würde auf Dauer nicht gut gehen. Ich weiß, das ist sehr viel verlangt von mir, aber ich meine es wirklich nur gut mit euch.

Solltest du dich entscheiden, das Angebot nicht anzunehmen, dann könnten wir dir anbieten, dich schnellstmöglich nach Deutschland zurückzubringen, soweit es noch möglich ist, deine Identität geheim zu halten. Selbstverständlich würden wir auch dort für deinen Schutz sorgen, es wäre also dann auch in Deutschland ständig Security um dich herum, du würdest sie aber nicht sehen und sie würden dich auch nicht so wie hier einschränken. Die wäre dann zumindest solange da, bis wir uns wirklich sicher sein können, dass dir keine Gefahr mehr droht.

Das wäre es von mir, die Entscheidung liegt jetzt bei dir. Solltest du dich jedoch für die Annahme meines Angebotes entscheiden, würde ich sofort alles notwendige in die Wege leiten, so dass wir aufgrund unseres Einflusses die ganze Angelegenheit in ein paar Tagen abschließen könnten. Wenn du noch Fragen hast, kannst du sie jetzt gerne stellen, du kannst auch vorher noch mit jedem, wenn du magst alleine, sprechen, sei es David, mir, Lilly Robert, Bob, Dylan oder auch deinem Betreuer, der ja auch hier in Los Angeles ist, nur viel Zeit haben wir leider nicht. Möchtest du gerne mal einen Moment alleine sein?“

Daniel

„Nein danke, ich habe keine Fragen, ich denke die wichtigsten Vor- und Nachteile hast du ja aufgezählt und ich wäre wirklich gerne ein paar Minuten alleine.“ Jo nickte mir leicht zu, er und Bob standen schon auf. David nahm mich in seine Arme, ich schloss auch meine Arme um ihn, er sah nicht gut aus, ganz blass, in seinen Augen standen schon wieder Tränen. Er hatte Angst, das spürte ich. Angst vor meine Entscheidung, die habe ich auch, Angst vor meiner Entscheidung, wird es die richtige sein?

Vor sieben Monaten, es war so zwei Wochen vor Weihnachten, saß ich in meinem Zimmer im Heim, mir war langweilig, draußen war es saukalt und so ein ekliger Schneeregen. D,a viel mir dieses Preisausschreiben wieder ein ich suchte das Blatt und fand es auf meinem kleinen Schreibtisch in meinem Englisch-Buch. Dachte mir noch so, passt ja bei dem Preis, den man da gewinnen kann, mit Deutsch komme ich da bestimmt nicht weit. Ich machte mir sowieso keine Hoffnung darauf zu gewinnen, obwohl das wäre so geil.

Ich hatte mich in David verliebt, als ich ihn das erste Mal sah. Das war so im Juni glaube ich, überall hörte ich immer nur von den Mädels David hier, David da, oh Gott ist der süß usw. Von den Jungs kam dann immer gleich, der ist doch eh schwul, nehmt lieber uns und so ein scheiß, langsam wurde ich dann doch neugierig auf den Typen. Also Laptop rausgeholt, angeschmissen und ab ins Internet, also YT an und David eingegeben, der erste Treffer war „DER SONG - David live in NY“. So noch schnell Kopfhörer dran, will ja nicht das alle mitbekommen, dass ich mir vom ihm ein Video angucke, sonst kommt von Klaus bestimmt wieder so ein „biste schwul oder was“. Das bin ich zwar, aber das geht ihn ja nichts an, der einzige der es weiß, ist Rainer, mein Betreuer. Bei Klaus und seinem Kumpel Holger, die ja auch hier im Heim sind, da habe ich auch so das Gefühl, dass die ein Pärchen sind und das prollige Gehabe von ihnen eigentlich nur davon ablenken soll. Eigentlich sind die ja ganz nett und meine besten Freunde, aber sie zu fragen traue ich mich nicht, wenn ich mich irre, habe ich eine Faust im Gesicht, nee Danke.

So David, dann zeig mal was, dachte ich mir und startete das Video. Na toll, alles schwarz, nur diese bunten Dinger, mit denen die auf Konzerten immer so rumwedeln. Dann gingen die Scheinwerfer an und was sahen da meine kleinen Augen, mir blieb die Spucke weg, ich glaube ja nicht an Gott und so, aber alles falsch. Gott lebt, da ist der Beweis: GOTT steht da auf der Bühne, scheiße Akku leer, wo ist dieses verfluchte Ladekabel, puh gerade noch geschafft. Gott tanzte da um diese blöde Tussi rum und sang dieses göttliche Liebeslied, ja natürlich ist das Lied göttlich, wird ja auch von Gott gesungen, jedes Lied was er singt ist göttlich, also wirklich. Diese blöde Tussi da, zumindest betatscht er sie nicht, die soll da weg, das ist mein Platz. Mich dürfte er betatschen, ach man, man wird ja noch träumen dürfen. Tja so lernte ich meinen Gott kennen und lieben, seitdem sammele ich alles über ihn, weiß so gut wie alles über ihn, sogar seine Schuhgröße: 41/42 genau wie ich, wir könnten Schuhe tauschen. Aus jetzt Daniel, schimpfte ich mich selbst.

Tja, und jetzt ungefähr ein Jahr später ,als ich das erste Mal Gott gesehen habe, sitze ich hier im Büro vom CEO von „THE HOLDING“, welcher der Onkel von Gott ist. Und eben jener Onkel will mich adoptieren. Ich wäre dann der Cousin von Gott, aus jetzt, Daniel werde nicht albern, es reicht. Mein Traum welchen ich hatte, als ich das Video das erste Mal gesehen hatte, ging in Erfüllung. Tja Tussi Pech gehabt, mich hat er angetatscht, dich nicht.

Oh Mann, war das peinlich. Zum Glück hatte David es nicht bemerkt, bis ein paar Stunden später das Video dann auf diesem monströsen Fernseher lief. Hätte nur noch gefehlt, dass man mein leichtes Stöhnen gehörte hätte, aber selbst ohne, mein Gesichtsausdruck sagt doch alles, das hätte sogar ein Blinder gesehen, was da abgegangen ist. Ganz großes Kino, Daniel, ganz großes Kino, „abgegangen“, ein klein wenig subtiler wäre doch bestimmt möglich gewesen. Manno Man.

Eine halbe Stunde nach diesem Auftritt haben wir uns das erste Mal geküsst und David ist jetzt mein Boyfriend und das alles, weil ich an dem einem Tag vor lauter Langeweile an dem Gewinnspiel teilgenommen habe. Man sollte mindestens auf einer DIN A4 Seite beschreiben, warum man der Meinung war diesen Preis zu gewinnen.

Ich fing also an zu schreiben: „Ich liebe David.“ Reicht doch eigentlich, sagt alles aus, ist Gefühl drin, romantisch ist es auch, was will man mehr? Man könnte natürlich auch „Ich liebe David!“ schreiben, vielleicht unterstreicht das Ausrufezeichen besser meine Begierde nach ihm. als so ein popliger Punkt. Also wirklich, jetzt ist aber wirklich alles drin: Liebe, Romantik, Begierde. Aus so was werden Bestseller geschrieben, habe ich mal gehört, nicht das ich so was lesen würde.

Ist halt ein klein wenig Text für eine DIN A4 Seite, ich könnte es auch größer schreiben oder sogar auf vier Blätter aufteilen. Also im Prinzip reicht das aus, sagt eigentlich alles aus. Ich glaube, die wollen aber mehr, dann umschreibe ich es halt, die Aussage wird dann im Endeffekt die gleiche sein. Außer dass man mehr lesen muss, was unnötig Zeit kostet, eigentlich total ineffektiv, aber was solls, die wollen das so, dann kriegen sie es halt.

Also Laptop, dann mach mal Word auf. Los hopp ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, na endlich, also was fehlt noch? Richtig Musik, was bietet sich das besser an als „mein“ Liebeslied, was David für mich singt, ja das singt er nur für mich, träumen wird man ja wohl dürfen. Das ich jetzt hier sitze bei Jo im Büro und mich entscheiden muss und dass alles so eingetroffen ist, wie es mir in diesem Tagtraum wünschte, kann ich immer noch nicht glauben. Also gut das Lied auf repeat, gut das Word den ganzen Bildschirm einnimmt, dann muss ich diese Tussi nicht sehen, wie sie meinen David anhimmelt.

So nach 20 Minuten auf den weißen Bildschirm starrend, fing ich plötzlich an zu tippen, ich konnte gar nicht mehr aufhören. Ich fing damit an, wie ich aufgewachsen bin, von den ersten Kindergeburtstagen, wie liebevoll meine Eltern waren, von meiner Einschulung, wie ich irgendwann merkte, das ich schwul bin, das ich mit meinen Eltern darüber geredet hatte und sie mich trotzdem noch lieb hatten, den schrecklichen Unfall von meinen Eltern, wie ich ins Heim kam, wie schlecht es mir da am Anfang ging, wie meine Noten absackten, wie mich mein Betreuer, der Rainer, langsam wieder aufbaute, ich wieder besser wurde in der Schule, das ich vorhabe BWL zu studieren, wie ich durch die Mädchen auf David aufmerksam wurde, was ich fühlte und was ich mir vorstellte, als ich das erste Mal das Video gesehen hatte, das es heute saukalt draußen ist und Schneeregen und mir Todlangweilig ist, weshalb ich mich entschieden hätte an dem Preisausschreiben teilzunehmen, das ich weiß, das ich sowieso nicht gewinnen werde, aber ich dem glücklichen Gewinner viel Spaß wünsche. Der Brief endete mit: Ich liebe David! - Also mit „!“ wegen Begierde, ihr wisst schon. Mit dem Hinweis, dass dies mein erster Entwurf war, weil damit ja eigentlich alles gesagt ist.

Ich druckte ihn aus, überflog ihn nochmal kurz und stellte dann fest, dass das ja nach Los Angeles geht. Also nahm ich meinen Block übersetzte den Aufsatz nochmal handschriftlich auf Englisch. Es wurde mehr als eine DIN A4 Seite. Ich legte zusätzlich noch einen handschriftlichen Zettel, den allerdings nur auf englisch, bei, ob es möglich wäre, mir ein Originalautogramm von David zu kommen zulassen, meine Adresse und dass ich 5 Euro für das Porto beilegen würde, in der Hoffnung, dass es reicht. So hätte ich zumindest etwas, was mal von David berührt wurde, da ich ja leider sowieso nicht gewinnen würde. Ich bedankte mich im Voraus für das Autogramm und tat alles in einem Umschlag, legte die 5 Euro rein und gab den Brief meinem Betreuer Rainer, der ihn dann weiterleiten wollte. Er sagte dann scherzhaft: „Ich sehe es schon kommen: du gewinnst, ihr verliebt euch, heiratet, naja Kinder wird schwierig, aber ihr könntet ja eins oder zwei Adoptieren und ich darf alleine nach Hause fliegen“, und lachte sich halb tot. „Dein Wort in Gottes Ohr“, sagte ich nur und wir lachten beide.

Als ich vielleicht vier Wochen später aus der Schule kam, gab Rainer mir ein schon etwas hochwertigeres Kuvert mit dem Logo: „THE ARK“ – Foundation HQ Los Angeles, was wollen die den von mir, das muss ein Irrtum sein. „Schau doch, da steht 'Persönlich' drauf“, sagte Rainer, das ist für dich. Ich nahm das Kuvert mit und ging auf mein Zimmer und packte erst mal meine Schulsachen aus. Dann wurde ich doch neugierig. Ich öffnete also das Kuvert, schüttelte es ein wenig und der Inhalt fiel raus. Es hat nicht viel gefehlt und ich wäre vom Stuhl gefallen, da war ein handschriftlicher Brief drin, ein 100 Dollar Schein und eine Original-Autogrammkarte von David drin mit Widmung und die war sogar auf Deutsch: „Für Daniel – in Liebe Dein David“. Es war sogar ein kleines Herzchen daneben gemalt. Ich nahm den Briefbogen und lass ihn, da stand in einer schönen weiblichen Handschrift auf Deutsch:

„Lieber Daniel, vielen Dank für deine nette Nachricht. Ob du Chancen auf den Hauptpreis hast, kann ich dir leider nicht sagen, da dies in einem extra Gremium entschieden wird, dem ich leider aus zeitlichen Gründen nicht angehören kann. Diese kleine Notiz, die du deinem Aufsatz beigelegt hast, hat jedoch meine Mitarbeiterin so berührt, dass sie diese an mich weitergeleitet hat, mit der Bitte dir doch deinen Wunsch mit dem Autogramm von David zu erfüllen. Dieser Bitte komme ich selbstverständlich gerne nach. Auch fand ich es rührend, dass du 5 Euro für das Porto beigelegt hast, was natürlich viel zu viel ist. Ich habe mir erlaubt das Wechselgeld aufzurunden, damit ich dir einen Schein beilegen kann, Münzen sind für einen Brief nicht so passend 😊 In Liebe und alles Gute Lilly P.S. Ich drücke dir beide Daumen für den Gewinn des Hauptpreises und grüße bitte meine Heimatstadt, ich komme nämlich auch aus Hamburg.“

Ich habe von dem Brief und dem Autogramm extra noch Fotos mit meinem Handy gemacht, damit ich sie immer bei mir habe. Die Originale sind in meinem Zimmer in Hamburg gut versteckt. Jeden Abend schaue ich mir die Autogramm-Karte an und gebe David eine Gute-Nacht-Kuss. Moment mal, kann das sein, ich kramte mein Handy raus und suchte das Bild von dem Brief, ja Lilly eindeutig Lilly, Davids Mom, der Brief ist von ihr. Meine Entscheidung stand schlagartig fest, scheiß auf die Vor- oder Nachteile. Ich ging zur Tür und öffnete sie, alle blickten sofort zu mir. Als ich David sah, erschrak ich erst mal. Er sah so total fertig aus, ich ging auf David zu und frage ihn: „David darf ich dein Cousin werden und dein Boyfriend sein?“

David

„JAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHH“, schrie ich, als ich realisierte, was seine Worte eigentlich für eine Bedeutung hatten. Wir vielen uns gegenseitig in unsere Arme, ich überzog sein ganzes Gesicht mit kleinen Küssen. Ich bin so glücklich, mein Engel hat JA gesagt. Ich wollte ihn gar nicht mehr loslassen, aber mein Onkel Jo wollte seinen Sohn ja wohl auch mal in die Arme nehmen. Ich lockerte meine Umarmung etwas, damit ich ihm besser sagen konnte, dass wir mal zu seinem neuen Dad gehen sollten.

Wir gingen zu meinem Onkel Jo und dieser nahm umgehend seinen Sohn in die Arme und drückte ihn an sich. Als mein Engel meinem Onkel Jo dann fragte: „Also Johannes möchte ich dich nicht rufen und Jo auch nicht. David sagt zu seinem Vater ja Dad, das geht also auch nicht und Papa habe ich meinen leiblichen Vater immer genannt, das möchte ich eigentlich auch nicht, damit sind zu viele Erinnerungen verbunden. Aber ich würde gerne Paps zu dir sagen, wäre das für ich OK?“, hatte auch mein Onkel Jo, Tränen in den Augen und drückte seinen Sohn nun noch nochmal an sich.

Nun kam auch Bob wieder ins Büro, der eben mal kurz verschwunden war. In seiner Begleitung war Patrick, Bob ist ja auch Chef der kompletten Security und Patrick ist dort sein Stellvertreter, ich vermute mal, dass Patrick für meinen Engel sein „Bob“ sein soll. Bob kam zu mir und drückte mich auch fest und gratulierte mir ebenso. Patrick, der von seiner Art genauso ist wie Bob, mag ich auch sehr gerne, zu Bob habe ich natürlich aufgrund unserer langen Zeit eine tiefere Beziehung. Aber ich bin mir sicher, dass mein Engel und Patrick auch so eine Beziehung aufbauen können. Schon drehte sich Bob auch zu meinem Engel, nahm auch diesen in seine Arme und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Nachdem mein Engel und Bob ihre Umarmung beendet hatten, dreht sich meine Engel zu Patrick und sagte: „Du bist also jetzt mein Bob“. Und was machte meine Engel dann, er schloss seine Arme um Patrick, drückte diesen fest an sich und sagte „Danke“. Dann gab er ihm noch einen Schmatzer auf die linke Backe, reflexartig umarmte dann auch Patrick meinen Engel und sagte ihm, ich werde für dich das sein, was Bob für deinen Schatz ist, ich werde immer für dich da sein. Patrick hatte sich die erste Begegnung mit seinem neuen Schützling bestimmt etwas förmlicher vorgestellt, tja, da er die Rechnung ohne meinen Engel gemacht. Ich denke mal Mission erfüllt, die zwei, das klappt, da habe ich keine Zweifel.

Onkel Jo, der das alles beobachte hatte, klopfte Bob anerkennend auf die Schulter und sagte: „Ich habe von dir nichts anderes erwartet, ich danke dir.“ Jetzt kamen auch meine Mom, Dad und auch Dylan, ich lief auf sie zu, viel meiner Mom um den Hals und fing an wie ein Schlosshund zu heulen. Meine Mom fragte mich ganz erschrocken, ob was passiert wäre, dass meine Reaktion so gar nicht zu der guten Stimmung hier passte. „Nein es ist nichts passiert, ich war vorhin nur mit den Nerven am Ende, nachdem Onkel Jo uns alles ja ganz genau erklärt hatte, bot er Daniel an, ob er einen Moment alleine sein will, er nahm das Angebot an und wir gingen raus.

Mom, er war fast eine Stunde hier alleine im Büro, mit jeder Minute die verging, ging es mir schlechter und als er dann raus kam, sah er so erschrocken aus und kam dann auf mich zu und ich dachte nur, jetzt ist es vorbei. Und dann hat er mich gefragt, ob er mein Cousin und Boyfriend sein dürfte, bis ich kapierte, dass er hier bei mir bleibt Mom, ER BLEIBT HIER, ER HAT JA GESAGT.“ Ich sprang meiner Mom und meinem Dad und Dylan um den Hals, dann gingen wir zu meinem Engel und es gab nochmal ein großes Umarmen und Glückwünsche.

Meine Mom sprach mit meinem Engel, der schaute erschrocken meine Mom an und er suchte mich anscheinend. Als er mich dann sah, sagte er noch was zu Mom und kam dann zu mir. Er entschuldigte sich, dass es solange gedauert hätte, ihm wäre aber bei seinen Überlegungen etwas aufgefallen, so dass seine Entscheidung endgültig feststand. Ich verstand es zwar nicht genau, was er damit meinte, es war mir aber auch egal, was ich verstand, war, dass er bei mir blieb.

Mit der Zeit kamen immer mehr Leute, die das mitbekommen hatten, und gratulierten uns. Was ist jetzt denn los, Onkel Jo redetet ganz aufgeregt mit seiner Sekretärin und jetzt klopft er an sein Glas. Es kehrte Ruhe ein und er fing an zu reden, er hätte ja vorsorglich schon mal Kontakt mit den Behörden aufgenommen, kurz gesagt, unser Außenministerium hat mit der Deutschen Botschaft Kontakt aufgenommen und aufgrund unser allgemeinen bla, bla, bla, stünde einer Adoption nichts im Wege und diese könnte durch einen Bundesrichter, der auch zu uns aufs Anwesen kommen würde, bereits übermorgen um 15 Uhr stattfinden. Dann fragte er meinen Engel: „Mein Sohn jetzt gilt es, sollen wir diesen Termin wahrnehmen?“ Und mein Engel antworte mit JA. „Gut, dann werden wir jetzt diesen Termin bestätigen.“ Die Sekretärin gab meinem Onkel ein Handy und dieser bestätigte den Termin. Es brach wieder Jubel aus und ich dachte schon, wir kommen hier gar nicht mehr raus.

Aber mein Engel wollte doch auch mal für 1-2 Stunden alleine mit mir sein und ich auch mit ihm. Ich ging zu Onkel Jo und erzählte ihm davon und fragte, ob er da nicht was machen könne. Er klopfte nochmal an sein Glas und als wieder Ruhe einkehrte sagte er, dass er sie jetzt alle nach Hause entlassen würde, der Feierabend beginnt aufgrund des freudigen Ereignisses heute genau jetzt. Wieder gab es Jubel, aber ratzfatz waren wir alleine.

Daniel

Puh, endlich etwas Ruhe, langsam wurde es mir doch zu viel, aber da hatte bestimmt mein Schatz seine Finger im Spiel, denn ich sah, wie er mit Paps sprach und dieser darauf kurzfristig alle in den Feierabend schickte.

Vielleicht kann ich ja jetzt mit meinem Schatz mal etwas Zeit alleine verbringen. Verdammt Rainer, meinen Betreuer, den hatte ich ja ganz vergessen. Bob hatte ihn zwar gestern angerufen und ihm irgendwas von einem Vorfall und Sicherheit erzählt, was er anscheinend auch geschluckt hatte. Aber ich hätte ihn wohl doch heute Morgen mal anrufen sollen, ich schaltete mein Handy an und sah 10 verpasste Anrufe, oh oh, da werde ich mir wohl einiges anhören können, aber schon bildete sich in Gedanken ein kleiner, fieser Plan. Mal schauen ob alle mitmachen und ob sie es überhaupt erlauben.

Mein Schatz und Dylan kamen zu mir und mein Schatz fragte mich, ob irgendwas wäre, ich hätte auf mein Handy geschaut und dann einen merkwürdigen Gesichtsausdruck bekommen. Ich erläuterte ihnen meinen Plan und die beiden waren Feuer und Flamme. Wir gingen also zu den Erwachsenen und erklärten meinen Plan. Am Anfang schauten sie doch etwas skeptisch, aber als ich ihnen das wieso und warum überhaupt erklärte, gaben zumindest Paps und Onkel Robert ihr OK. Nur Tante Lilly war noch nicht so überzeugt, sie hatte doch starke Bedenken, dass könnte alles zu viel werden für den armen Mann. Als mein Schatz ihr dann aber sagte, dass wir ja, wie er erst vor kurzen erfahren hätte, ein Arzt bei uns zu Hause hätten, gab sie ihren Widerstand wenn auch etwas widerwillig auf.

Wir fingen sofort mit Feuereifer an zu planen, auch Paps und Onkel Robert machten mit. Tante Lilly hielt sich im Hintergrund, schaute uns zwar kopfschüttelnd aber mit einem Lächeln dabei zu, wahrscheinlich war sie einfach nur froh, das ihr Sohn wieder der alte war. Sie griff nur dann ein, wenn unsere Vorschläge dann doch zu wild wurden.

Als Jean, der zwischenzeitlich auch irgendwann aufgetaucht war, einen Vorschlag machte, war ich doch sehr irritiert. Nicht wegen seiner Idee, sondern die Art, wie er diese Idee mitteilte, man könnte mich doch mit „einem Wort anreden, was ihm verboten und nicht mehr in seinem Wortschatz vorhandenen wäre“ anreden. Während er dies vorschlug, schaute er, ich will jetzt nicht übertreiben, aber irgendwie ängstlich zu meinem Schatz. Der wusste aber anscheinend sofort um was es ging, denn er sagte gleich: „Jaja genau immer wenn über mich gesprochen würde, müsste es heißen 'Master Daniel hier, Master Daniel da'“ und schaute dann zu Jean und sagte „Gute Idee Jean, einmal hast du es gut“, und grinste ihn dabei an.

Ich nahm mir vor, meinen Schatz später zu fragen, was das denn bitte schön jetzt war. Als wir mit allem soweit fertig waren, rief ich Rainer an, um den Rest wollte sich dann Paps kümmern.

David

Vielleicht sollte ich meinen Engel von nun an mein Teufelchen nennen, aber mir gefiel seine Idee, wird bestimmt spaßig. So, jetzt will ich aber mit meinem Engel endlich mal alleine sein. Ich nickte zu Bob, der sofort verstand, was das zu heißen hatte. Kurz darauf verließen wir drei das Bürogebäude. Patrick konnte ja nicht mitkommen, da dieser in den Plan, den wir alle zusammen ausgeheckt hatten, involviert war.

Bob fuhr meinen Engel und mich nun zu meinem Tonstudio, welches meine Eltern extra für mich bauen ließen. Als wir dort ankamen, betraten mein Engel und ich eben dieses, Bob wartete nun draußen vor der Tür. Wie nicht anders zu erwarten hatte Jean, den ich ja von der Toilette angerufen hatte, meinen Auftrag wunschgemäß ausgeführt und dafür gesorgt, dass sich keiner im Studio aufhielt.

Erstmal zeigte ich meinem Engel das Studio, den Kontrollraum mit dem riesigen Mischpult, die schalldichte Kabine und auch den angeschlossenen riesigen Trainingsraum, wo eine Seite des Raums mit wandhohen Spiegeln ausgestattet war. Hier wurde immer mit den ganzen Tänzern die Chorografie einstudiert und geprobt. Das ist zwar immer sehr anstrengend aber auch lustig, da gibt’s immer viel zu lachen.

Dabei fiel mir ein, mindestens einmal sollten wir schon nochmal trainieren, na vielleicht übermorgen, nee geht ja nicht da kommt ja dieser Richter wegen der Adoption. Dann ist auch noch die Pressekonferenz und dann geht’s auch schon ab nach Europa. Ich sollte auf alle Fälle bereits eine paar Tage bevor das erste Konzert stattfand, bereits da sein. Zum einen, um mich an die Zeitumstellung zu gewöhnen und auch an das Klima. Denn sollte da plötzlich eine Erkältung oder so was im Anmarsch sein, sollten die Ärzte notfalls noch rechtzeitig eingreifen könnten, weil Konzert mit Erkältung geht gar nicht.

Dann noch Soundchecks und an die Bühne gewöhnen, die ja aufgrund der baulichen Gegebenheiten von Halle zu Halle immer etwas anders aufgebaut werden musste. Die komplette Bühne und Technik dürfte ja schon bald abgebaut sein und dann mit Frachtmaschinen zum ersten Konzertort geflogen werden. Ich überlegte kurz, wo begann eigentlich die Europa-Tour. Dann viel es mir ein, wie sollte es auch anders sein, Hamburg natürlich, wo auch sonst.

Mittlerweile war ich mit meinem Engel wieder im Kontrollraum angekommen und dort schaltete ich die Anlage ein und ging dann mit ihm in die schalldichte Kabine. Naja, es ist wohl eher ein Raum von ungefähr 30 qm als eine Kabine. Dort setzte ich meinen Engel auf einen Barhocker, ging dann an einen Laptop, stellte dort erst mal das Output-Signal von Kopfhörer auf Lautsprecher in der Kabine um und suchte noch den entsprechenden instrumentalen Soundfile. Und bevor ich dann Enter drückte, sagte ich zu meinem Engel, der mich die ganze Zeit neugierig beobachtete, du hast ja zu mir gesagt, ich würde bei einem Auftritt immer zu dieser einen Person sagen, dass dieser Song nur für sie wäre. Was ja auch stimmt und natürlich nur ein Spruch ist, den man halt in so einer Situation so sagt, wobei ich es beim letzten Mal schon ehrlich so meinte, aber jetzt auf alle Fälle diesen Song wirklich nur für ihn singen werde.

Ich drückte Enter, augenblicklich hörte man über Lausprecher die ersten Töne der Melodie und ich sang „DER SONG“ nur für meinen Engel, der vielleicht 2 Meter vor mir auf einem Barhocker sitzend mir zuhörte und mich dabei liebevoll und glücklich anschaute.

Als ich fertig war und die letzten Töne der Musik langsam ausklangen, ging ich zu meinem Engel legte meine Arme um seinen Hals und sagte zu ihm: „Ich liebe dich mein Engel“. Und von ihm kam: „Ich dich auch mein Schatz“. Wir küssten uns leidenschaftlich. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit aufhören mussten, da uns langsam die Luft ausging, legte ich meine Hände auf seine Schultern. Langsam glitten meine Hände von seinen Schultern über seine Brust immer weiter nach unten, wobei ich dabei langsam immer mehr in die Knie ging. Sie glitten langsam über seine Bauch, mein Engel beobachtete jeder meiner Bewegungen ganz genau, an seinem Hosenbund verharrten sie jedoch. Da ich während dieser ganzen Aktion meinen Engel ebenfalls keine einzige Sekunde aus dem Augen ließ, sah ich auch seinen leicht erschrockenen Ausdruck in seinem Gesicht. Er ahnte wohl langsam, was ich vorhatte, als ich dann damit begann, seine Hose zu öffnen und diese dann an seinen Beinen herunterglitt, so jetzt ist aber Schluss ihr Spanner, also wirklich, naja ihr könnt euch ja vorstellen, was so alles noch passiert ist.

Nach der für beide Seiten befriedigten Aktionen fiel mein Blick zufällig auf die Uhr, die über der Glasscheibe zum Kontrollraum hing und ich sagte nur: „Schau mal auf die Uhr, ich glaube wir müssen los, dieser Rainer dürfte bestimmt bald eintreffen, Wenn er nicht sogar schon da ist“. Als er dann auch auf die Uhr schaute meine er nur: „Echt jetzt, so spät schon.“ Nachdem wir dann unsere Klamotten wieder einigermaßen gerichtet hatten, gingen wir durch den Kontrollraum, wo ich noch schnell die Anlage wieder ausschaltete, nach draußen.

Bob schaute uns kurz an und meinte dann, es wäre wohl gut gewesen, dass er hier draußen stand, der Hausmeister hätte reingewollt, wäre wohl nicht so passend gewesenen, grinste und ging zum Golfcart. Weiter sagte er, gut, dass ihr fertig, ähh rausgekommen seid. er hätte nämlich gleich reinkommen müssen, was wohl auch nicht so gut gewesen wäre

„Also wirklich“, kam es von uns empört und synchron, „Was denkst du eigentlich von uns, wir haben nur ganz brav Musik gehört.“ „Jaja wer`s glaubt wird selig, so aber jetzt ab, Patrick hat gesimst, dieser Rainer Schneider ist da.“ Wir gingen zum Golfcart, stiegen ein und Bob fuhr los Richtung Haupthaus. Schon auf der Fahrt malten wir uns in den wildesten Fantasien aus, wie dieser Rainer wohl auf das alles reagiert hatte.

Rainer Schneider

Na warte, wenn ich diesen Bengel erwische, der kann was erleben. Geht da gestern auf dieses Konzert von diesem Daniel oder wie auch immer der heißt. Hat der Bengel doch tatsächlich dieses Gewinnspiel da gewonnen mit Konzertkarte, vier Wochen Urlaub, Taschengeld sogar auch für mich, alleine der Flug schon First-Class. Möchte nicht wissen, was so ein Ticket kostet. Naja, will mich mal nicht über vier Wochen bezahlten Urlaub beschweren.

Aber jetzt, wo ist der Bengel, weg. Gut, gestern Abend hat mich noch einer von deren Security angerufen, die für die Sicherheit da verantwortlich sind und solange Daniel da ist, auch für ihn. Musste da gestern extra noch was unterschreiben, dass er da mitdarf, na gut, das wäre bei uns auch nicht viel anders gewesen.

Der erzählte irgendwas von einem Vorfall und aus irgendwelchen Sicherheitsgründen könne Daniel nicht ins Hotel kommen. Na da bin ich ja mal gespannt, was das wieder ist. Auf alle Fälle, kaum war dieser Wisch da unterschrieben, saß der Bengel da in so einer Strech-Limo. Und wart nicht mehr gesehen. Dass die Amis immer gleich so übertreiben müssen, immer größer und noch größer.

Was ist das denn jetzt, ach ja das Handy und wo ist das jetzt schon wieder, ah da. „Rainer Schneider hier. Daniel sag mal, spinnst du, wo treibst du dich den rum, anrufen hast du wohl verlernt. Ja, ich weiß auch, dass du gerade mit mir telefonierst, ich meinte ja auch früher, was dein Wagen holt mich ab? Was, und wohin genau?“ Sein Wagen holt mich ab, schickt ein Taxi, oh, aber nein, sein Wagen holt mich ab, also wirklich. „Wo soll es denn hingehen? Das weißt du nicht, aber der Fahrer schon, na da bin ich ja beruhigt, was soll ich? Für was? Ich brauch doch für ein Taxi keinen Pass, was? Jaja schon gut ich nehme ihn mit. Ja, ist ja gut, bis dann.“

Was soll das denn eigentlich schon wieder, er würde mir seinen Wagen schicken. Ja vor allem, ER fährt da einmal in so einer Strech-Limo. Und schon abgehoben der Kleine, er schickt mir seinen Wagen, dass ich nicht lache. Na dann mache ich mich noch schnell etwas frisch und gehe dann schon mal nach unten und warte auf seinen Wagen, wohl eher ein Taxi.

Als dies erledigt war, verließ ich mein Zimmer oder besser gesagt unsere Suite und fuhr mit dem Aufzug nach unten, ging durch die Lobby und wartete auf das Taxi, was mich ja gleich abholen sollte. Nach etwa 10 Minuten fuhr da dann so ein Riesen Schlitten vor, ein Maybach. Wow dachte ich so bei mir, was für ein Geschoss, Bilder kannte ich ja davon aber in echt Wahnsinn, sieht man auch nicht an jeder Straßenecke.

Ja, da könnt ihr mal schauen wie echte Qualität gebaut wird, nicht solche Spritfresser wie ihr hier. Naja wenn ich darüber nachdenke, will ich glaube gar nicht wissen, was der so an Liter wegschluckt, das ist ein Maybach, deutsche Spitzentechnik von Mercedes, Handarbeit, man das Ding sieht ja schwer aus, was da wohl wiegt, ist bestimmt so ein gepanzertes Sondermodell, hab mal gelesen, so eine Kiste kostet so um die 1,5 Millionen Euro. Aber einen Parkplatz will ich mit dem Ding nicht suchen müssen. Schauts euch an, so geht das mit dem Auto bauen.

So und wo ist jetzt mein Taxi und wer ist das da, FBI, CIA, NSA oder irgendeine andere Buchstabensuppe. Was, wieso will der jetzt meinen Pass sehen, na immerhin ist er freundlich und bedankt sich. Ja klar, wieder Sicherheit, was auch sonst, Sicherheit hier, Sicherheit da. Was hat der der jetzt gesagt und was, jetzt soll ich auch noch in dieses Schiff da einsteigen, was läuft den hier für ein Film. Na dann steig ich halt mal ein, man, so muss es sich anfühlen auf einer Wolke zu sitzen, da sitzt man nicht drauf, da schwebt man drauf.

Entschuldigen Sie, ich hatte Sie gerade nicht richtig verstanden was sagen Sie nochmal? Ah Master Daniel erwartet mich, Master Daniel, das musst du dir erst mal reinziehen. Hab mich wohl verhört, jetzt Frage ich aber nicht nochmal nach, langsam komm ich mir doch blöd vor.

So und wo sind wir jetzt: „THE HOLDING“ International Group, HQ – Los Angeles und „THE ARK“ – Foundation HQ Los Angeles steht da, ah kenne ich, hier steckt der Bengel also. OK ergibt Sinn, das Gewinnspiel war von „THE ARK“. Tiefgarage, jetzt Fahrstuhl, bin ja mal gespannt welcher Stock, die Aufzüge in Hochhäusern sollen hier ja so schnell sein. So, wo drückt der denn drauf. Das ist ja umständliche, musste erst mit einem Schlüssel aufschließen und dann kann man erst auswählen, naja umständlicher gehts ja wohl kaum. Was, wieso drückt der auf Heli-Port, man die Aufzüge sind ja wirklich sauschnell, da steht ja wirklich so ein Heli.

Ah, das scheint der Pilot zu sein, ah ja, Greg ist sein Name und dieser Pass-Fuzzi, der mir hier irgendwas über einen „Master Daniel“ erzählen will, heißt Patrick und würde uns auf den Flug zum Anwesen, wenn ich nichts dagegen hätte begleiten. Ansonsten würde Patrick mit dem Wagen fahren, er könnte so aber 1,5 Stunden Zeit einsparen. Also eins muss man den Amis ja lassen, freundlich sind sie ja, natürlich hatte ich nichts dagegen.

Vom Tellerwäsche zum Millionär, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, gewinnt ein Gewinnspiel, ist eine Woche in Los Angeles und fährt jetzt nur noch Maybach, mit Chauffeur natürlich. Wenn ich mir diesen Patrick da anschaue, ist das dann wahrscheinlich sein Bodyguard, fliegt mit dem Heli unser Daniel, ach nee, dass heißt ja jetzt Master Daniel und er residiert auf einem Anwesen, nicht zu vergessen. Jetzt muss ich doch lachen, das kann sich hier doch nur um ein Verwechslung handeln.

Ach du heilige Sch…, wenn das da unter uns alles dazugehört, ist Anwesen ja eigentlich schon untertrieben, ah wir landen. Ja klar ein Golfcart, wahrscheinlich darf ich jetzt mit Master Daniel auf seinem privaten 18-Loch-Golfplatz erst noch ein bisschen Golf spielen.

Das da ist kein Haus, das ist ein Palast im Bauhaus-Stil. Einen guten Geschmack scheint unser Master Daniel ja zu haben. Ah und das ist jetzt bestimmt sein Butler, na sowas darf natürlich nicht fehlen. OK, er heißt Jean, auch sehr nett der Mann, ah ich werde erwartet von wem, das war jetzt merkwürdig: „Folgen Sie mir bitte Herr Schneider, Ma..., sie werden erwartet.“

Naja, also gut folge ich ihm mal, wir durchschreiten erst mal eine riesige drei Stockwerke hohe Halle, bestimmt 25x25 Meter groß und kommen jetzt in ein riesiges Wohnzimmer mit einer Glasfront nach draußen, da sieht man keinen Pool, nein das ist eine Poollandschaft.

Ah, der Butler führt mich zu einem eigentlich noch recht jungen Mann, vielleicht so Anfang/Mitte 30 also, wenn das dem jungen Mann hier alles gehört, Respekt. Wir werden vorgestellt, bei dem Hausherrn handelt es sich um einen Mister Robert Albright. Er stellt mir seine Frau Lilly, seinen Bruder Johannes und einen Jungen, vielleicht 17/18 Jahre alt, Namens Dylan vor. Er wäre ein guter Freund seiner Jungs, er würde aber eigentlich auch zur Familie gehören, also irgendwie kam mir dieser Junge bekannt vor, als ob ich ihn schon mal gesehen hätte.

Sein Sohn wäre gerade mit seinem zukünftigen Schwiegersohn und einem ihrer Bodyguards auf dem Anwesen unterwegs, sie würden aber gleich kommen. Dieser Patrick sagte daraufhin, dass er einem Bob eine SMS geschrieben hat, dass Herr Schneider mittlerweile eingetroffen ist, sie würden also bald eintreffen. Ja und wo ist die Tochter, wenn es einen Schwiegersohn gibt, muss es doch auch eine Tochter…, oder Moment, er sagte seine Jungs, kann dass sein, das dieser Sohn von Mister Albright schwul ist und er dessen Freund als Schwiegersohn bezeichnet. Also wenn das so sein sollte, damit hätte ich niemals gerechnet, schon gar nicht in solchen Kreisen wie hier.

Ich hörte lautes Lachen von zwei Jungs, die sich anscheinend gar nicht mehr einkriegten. Die versuchen sich gegenseitig was zu erzählen, wurden aber ständig von Lachanfällen unterbrochen. Ich drehe mich in Richtung der Lärmquelle um und sehe als ersten diesen jungen Sänger David, nach dem alle so verrückt sind. Dann fiel mein Blick auf den zweiten Jungen und ich höre nur: Hi Rainer, dann sackten mir die Beine weg, dieser Jean schiebt mir schnell einen Stuhl unter.

In diesem Moment rennt dieser Junge auf mich zu, kurz bevor er mich erreicht, schnappt dieser Patrick ihn mit einem gekonnten Griff seines rechten Arms um den Bauch des Jungens und zieht in von mir weg, kurz bevor er mich erreicht hätte und wir wahrscheinlich samt Stuhl umgefallen wären. Vorsichtig stellt der ihn nun vor sich hin und schaut in amüsiert aber auch ernst an und sagt: „Freundchen, du weist, ich bin für deinen Schutz da, aber ich greife auch ein wenn ich merke, du könntest dir selber weh tun. Das hier wäre beinahe ins Auge gegangen, bitte pass in Zukunft auf, ist das klar?“

Der Junge nuschelt ein Ja, aber ich kenne diesen Tonfall. Die Antwort entspricht zwar der Wahrheit, aber dieser schelmische Unterton gefällt mir gar nicht, da kommt noch was. Er dreht sich langsam von diesem Patrick weg und kommt auf mich zu, streckt mir seine rechte Hand entgegen und sagt: „Hi Rainer, du kennst mich unter dem Namen Daniel Bayer, aber ab übermorgen lautet dieser Daniel Albright. Darf ich dir meinen zukünftigen Paps vorstellen: Johannes Albright, dort Tante Lilly und Onkel Robert und da ist Dylan, den kennst du bestimmt. Das Zimmer von Sandra und Maike sind voll mit seinen Postern. Und das hier ist mein David und zukünftiger Cousin und zu-zukünftiger Ehemann. Wie gefällt dir mein neues zu Hause?“

Diese kleine Mistkröte, das hat der doch alles geplant, die verarschen mich doch alle hier, am liebsten würde ich ihn mir jetzt schnappen und ihm mal gehörig eine auf den Hosenboden geben. Das wäre natürlich nur im Spaß gemeint, aber dieser Patrick würde das mit ziemlicher Sicherheit nicht zulassen, da war ich mir sicher, ob das jetzt hier eine Verarsche ist oder nicht.

Mittlerweile hatte Mister Johannes Albright sich hinter die beiden Jungs gestellt und seine Hände jeweils auf die Schultern dieser gelegt. Er bestätigte mir, dass alles, was Daniel eben sagte, der Wahrheit entsprechen würde und entschuldige sich für die Umstände, wie ich hierher gelockt wurde.

Auf meine Frage hin, wie das so schnell überhaupt möglich wäre, so was würde normalerweise Monate dauern und wenn es sich um eine Adoption ins Ausland handelt, dauert es meisten noch länger. Er teilte mir daraufhin mit, dass seine Familie ein wenig Einfluss hätte und das übermorgen ein Bundesrichter Adams hier im Haus die Adoption bezeugen würde und die entsprechenden Papiere unterzeichnen werde, welche bereits aus Deutschland über die Botschaft auf dem Weg hierher seien. Ebenso würden dann die Papiere, womit Daniel dann neben seiner deutschen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten würde, bereits vorbereitet werden und ebenfalls übermorgen vorliegen.

Naja, ein wenig Einfluss erscheint mit gewaltig tiefgestapelt zu sein, wenn dieser Mann es fertig bringt, innerhalb von ein paar Stunden es schafft, eine Auslandsadoption durch einen Bundesrichter der Vereinigten Staaten zu veranlassen, die bereits zwei Tage später durchgeführt wird, scheint dieser Einfluss doch eher immens zu sein. Da will es sich wohl kein Politiker, weder hier in den USA noch in Deutschland, mit diesem Mister Albright verscherzen.

Auf die Frage wieso überhaupt, sie würden den Jungen ja erst seit gestern Abend kennen, bekam ich als Antwort, dass durch die Ereignisse der letzten Stunden sie keine andere Lösung sahen als diese, um die Jungen nicht zu trennen und ich sollte mir ein eigenes Bild machen und sich die zwei Mal genauer anschauen. Dies tat ich dann auch und ich musste Mister Albright recht geben, man sah auf den ersten Blick, dass diese zwei Jungen einfach zusammengehörten, das war einfach nicht zu übersehen.

Dann kam dieser Jean rein und sagte zu diesem David, dass eine Sahra und ein Paul bereits eingetroffen wären und noch warten würden.

David

Na toll, die hatte ich komplett vergessen. Ich sagte ihm, dass er ihnen ausrichten soll, dass sie noch einen Moment warten müssten und er doch bitte dafür Sorgen solle, dass hier mal was zu essen auf den Tisch kommt. Ich hätte mächtig Kohldampf, es wäre eine Ewigkeit her, dass wir hier was zu essen bekommen hätten. Mom sagte daraufhin, dass sie bereits veranlasst hat, dass draußen am Pool gegrillt wird und Dad meinte, er ginge schon mal zu Sarah und Paul.

Mein Engel hatte mich ihm zwar bereits vorgestellt, doch ich wollte das auch noch persönlich machen. Also ging ich zum ihm und stellte mich nochmal persönlich vor. Er war sichtlich überrascht, dass ich mit ihm fließend Deutsch sprach. Na gut, er konnte ja auch eigentlich nicht wissen, dass meine Mutter aus Deutschland kam und sie Wert darauf legte, dass ich auch ihre Muttersprache konnte.

Ich fand ihn sehr nett. Wir redeten noch einen Moment über das, was in der letzten Zeit alles passiert war und als man dann roch, dass der Grill bereits aktiv war, gingen wir alle nach draußen. Nach vielleicht zwanzig Minuten kam dann auch Dad im Schlepptau mit Sahra und Paul zu uns. Dad, Onkel Jo, mein Engel und ich gingen etwas in Abseits und besprachen kurz das weitere Vorgehen. Dad hatte die beiden bereits über die bisherigen Ereignisse informiert. Die beiden gratulierten uns beiden und Sahra entschuldige sich bei mir für ihren gestrigen Auftritt. Ich sagte ihr aber, dass ich es ihr nicht übelnehmen würde, ich hätte sie ja wohl mit meiner Aktion ziemlich geschockt.

Paul teilte mir etwas zögerlich mit, dass er in Absprache mit meinem Dad und Onkel Jo die Pressekonferenz jedoch bereits auf morgen Nachmittag im HQ von „THE HOLDING“ in Downtown angesetzt hatte. Er hätte ihnen seine Bedenken dahingehend geäußert, dass er nicht wüsste, wie lange die Presse sich an die Absprache halten könne, zumal die sozialen Medien bereits überkochten. Und bevor da noch mehr Müll zusammengesponnen würde, es sinnvoller wäre, so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit zu gehen.

Ich war zwar erst ein wenig säuerlich, aber wo ich dann kurz darüber nachdachte, musste ich ihm recht geben. Das hatte ich bei meinem Plan nicht berücksichtigt bzw. gar nicht soweit gedacht. Die Presse kann man zwar für eine gewisse Zeit im Zaum halten, aber die sozialen Medien, unmöglich. Nicht schlimm, sagte ich dann, die größten Probleme sind ja erledigt und die Pressefuzzis wickeln wir auch noch um den Finger. Wir sprachen kurz in groben Zügen ab, wie es ablaufen sollte, dann gingen mein Engel und ich wieder zu Rainer.

Dieser sagte dann zu meinem Engel: „Weißt du noch, als du mir Unterlagen für diesen Wettbewerb gegeben hattest und ich scherzhaft sagte, warte es nur ab, du verliebst dich, heiratest und ich kann alleine zurückfliegen.“ „Echt jetzt?“, fragte ich und fing an zu lachen, als mein Engel dies bejahte. Daraufhin sagte ich: „Du musst aber nicht alleine zurückfliegen, du kannst auch bei uns mitfliegen, wir müssen in ein paar Tagen sowieso nach Hamburg fliegen, da ja meine Tour durch Europa bald beginnen würde und ich mit meinem Engel ja dann seine Sachen auch gleich im Jugendheim abholen könnte.“ Von Dylan kam gleich ein ich komm mit, ich will meine Poster sehen, Bob und Patrick fielen dagegen fast ihre Teller aus der Hand und Bob sagte dann, kommt überhaupt nicht in die Tüte, wie ich mir das vorstellen würde, wir drei könnten nicht mal so einfach mir nichts dir nichts durch Hamburg laufen.

Ich sagte im dann, wir wollen ja nicht durch Hamburg laufen, wir wollen doch nur in das Jugendheim und die Sachen von meinem Engel abholen. Und nach zwei perfekt, höchst professionell aufgesetzten Dackelblicken von meinem Engel und mir in Richtung Bob und Patrick später bekamen wir ihr OK. „Aber glaubt ja nicht, dass Patrick und ich da alleine mit euch sind, da sind dann noch weitere 20 Sicherheitsleute.“ „Spinnt ihr“, kam es synchron von meinem Engel und mir. „Das oder gar nicht, sucht es euch aus“, kam dann nur knallhart die Antwort von Bob. Ich wusste, wir hatten verloren, da nützt kein Dackelblick, da nützt gar nichts, entweder wir akzeptieren das oder wir könnten die Sache vergessen. Widerwillig und leise akzeptierte ich seine Bedingung.

Langsam merkte ich, wie ich jetzt immer müder wurde, der Tag hatte mich doch ganz schön geschafft, meinem Engel erging es wohl auch nicht anders. Wir gingen wieder zu Rainer, der mittlerweile sich mit Sahra und Paul unterhielt. Ich bot ihm noch an, hier zu übernachten, aber er hatte bereits mit Sahra und Paul ausgemacht, dass diese ihn mit zurücknehmen würden. Wir verabschiedeten uns von den anderen und gingen dann in jetzt unsere Räume.

Daniel

Man bin ich fertig und froh, endlich hier im Bett an meinen Schatz gekuschelt zu sein. In Gedanken ließ ich den Tag nochmal Revue passieren. Es fing an mit diesem Bahnhofsverkehr hier bei uns im Wohnzimmer, nur gut, dass mein Schatz sagte, dass so was nicht normal ist. Da war ich dann doch beruhigt, dass wäre mir dann doch auf Dauer zu stressig, zumal ich eigentlich auch ein kleiner Morgenmuffel bin.

Dann das Gespräch mit Jo, den ich ja seitdem Paps nenne. Ich kann noch nicht mal sagen, warum das so schnell ging, es fühlt sich einfach richtig an. Die Planung dann für den Streich an Rainer. Wie ich ihn kenne, hat er bestimmt dauernd vor sich hin gegrummelt und dachte, er wäre im falschen Film, geschah ihm aber ganz recht, er hat mich auch oft genug verarscht.

Dann der Song und diesmal wirklich nur für mich ganz alleine. Ich war echt kurz davor zu heulen, das war so schön und dann noch oh man war das geil. Als ich langsam begriff, worauf das hinausläuft, hatte ich ja erst ein bisschen Schiss, aber es war so geil, ich könnte ja mal, ach nee lieber nicht, ich bin einfach zu fertig und meinem Schatzi scheint es auch so zu gehen.

Dann das Wiedersehen mit Rainer. Als Patrick mich da plötzlich so geschnappt hat, war ich erst mal ganz schön erschrocken. Und als ich dann gleich eine kleine Gardinen-Predigt erhalten habe, habe ich auch verstanden, was Paps unter anderem damit meinte, es wird sich was ändern in meinem Leben. Im Heim in Hamburg hätte mich jeder auf Rainer zu rennen lassen, egal ob was passiert. Aber ich verstehe auch Patrick er ist ja für meinen Schutz zuständig und es ist eigentlich logisch, dass er eingreift, wenn er merkt, dass ich mir selber Schaden zufügen könnte.

Dann ist morgen schon diese Pressekonferenz, übermorgen schon die Adoption, ich bekomme sogar noch zusätzlich die amerikanische Staatsbürgerschaft, das wusste ich gar nicht. Naja, wird wohl irgendwas Rechtliches sein, ist ja auch egal, Hauptsache ich kann mit meinem Schatz zusammen sein.

Als mein Schatz sagte, dass wir bald nach Hamburg fliegen, war ich doch ganz schön überrascht. Aber stimmt ja, seine Tour durch Europa beginnt ja bald, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Und als mein Schatz das mit den Sachen holen aus dem Heim gesagt hatte, und Bob und Patrick das nur erlauben, wenn da noch 20 Security-Leute dabei sind, musste ich ganz schön schlucken, na das wird was geben.

Ich glaube Sandra und Maike kippen um, wen sie sehen, mit wem ich da aufschlage, zumal ja auch Dylan mitkommen will. Auf die Gesichter freue ich mich jetzt schon. Da fällt mir ein, ich wollte meinen Schatz ja noch was fragen.

„Du Schatz, was war das heute eigentlich mit Jean, das habe ich irgendwie nicht verstanden.“ „Was meinst du?“ „Na das mit dem Wort, dass er nicht sagen darf.“

„Ach das“, und er musste kurz lachen. Ich war, glaube ich, so acht Jahre alt, Jean hatte gerade seinen ersten Arbeitstag und als Mom uns vorstellte, sagte der doch allen Ernstes 'Guten Morgen, Master David' zu mir. Na da war er bei mir gerade richtig, ich hatte an dem Tag sowieso schon ohne Ende Zahnschmerzen und der nennt mich Master David. Ich faltete ihn dermaßen zusammen und wenn ich noch einmal das Wort 'Master' aus seinem Mund hören würde, könnte er seine Koffer packen und verschwinden. Er solle mich gefälligst David nennen. Daraufhin sagte er nur, dass dieses eine Wort sich mit sofortiger Wirkung in meiner Gegenwart nicht mehr in seinem Sprachschatz befinden werde und das Thema war damit durch.“

„Warum findest du das so schlimm?“, fragte ich. „Natürlich ist es nicht schlimm, aber ich kann so was einfach nicht ab, ich bin nichts besonders, ich mag so was halt nicht. Aber glaub mir, du wirst mich irgendwann verstehen, oder noch besser probiere es einfach mal aus.“ „Was meinst du denn jetzt damit?“

Geh einfach mal mit Patrick um die Mittagszeit in die Kantine der Security, da ist es eigentlich immer ziemlich laut. Doch glaub mir, sobald du durch die Tür kommst, ist es schlagartig leise und es wird sich nur noch leise unterhalten.“

„Warum das denn?“ „Weil du der Sohn vom Chef bist. Sie gehen einfach davon aus, dass es das ist, was von ihnen erwartet wird, obwohl das totaler Bullshit ist. Ich war mal bei einem Freund, naja Freund ist zu viel gesagt, ich kannte ihn halt, zu Besuch. Da hat sich jeder Angestellte, sobald der einen von uns beiden gesehen hat, vor uns verbeugt. Als ich ihn dann gefragt hatte, was denn der Scheiß da sollte, sagte der doch 'Das würde sich doch so gehören.' Kannst du dir sowas vorstellen, das ist doch krank. Ich bin dann gleich weg, den Typ gucke ich seitdem nicht mal mehr mit dem Arsch an.“

Ich schaute meinen Schatz ungläubig an, wieder was Neues, wenn ich im Heim ins Esszimmer kam, dann kam es eher dazu, dass von Holger oder Klaus eher ein „schaut mal unser Schwuli kommt“, was zwar eher als Spaß gemeint war, sie wussten es ja nicht. Vielleicht haben sie es vermutet, aber es wurde eher lauter als leiser. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir so was hier nicht passieren wird. Denke mal, dass alle dafür viel zu viel Schiss hätten, mit Paps Ärger zu bekommen. Rainer war ja auch total überrascht, als er hörte, dass Paps das alles in paar Stunden organisiert hatte. Meine neue Familie muss wohl ganz schön viel Einfluss haben, da reicht es bestimmt nicht aus, irgendeinem kleinen Beamten anzurufen, um das alles so schnell zu ermöglichen.

Mein Schatz fragte mich dann noch, ob ich ihm böse wäre, wenn wir jetzt schlafen würden, er wäre fix und fertig. Er würde ja gerne unsere Aktionen aus dem Tonstudio weiter vertiefen, aber er wäre einfach zu fertig. Ich grinste ihn an und sagte, dass ich auch schon daran gedacht hätte, ich aber auch zu dem Ergebnis kam, dass ich auch zu fertig dafür wäre. Aber ich machte ihm den Vorschlag, wir könnten ja morgen früh zusammen duschen. Er sagte nur uiiih, dann hätte er ja jetzt was, wovon er träumen könnte. Ich sagte nur „Du Ferkel“ und wir gaben uns noch einen kleinen Gute-Nacht-Kuss und schliefen dann auch gleich aneinander gekuschelt ein.

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