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Doorway to Auroria

Kapitel Neun - Moment der Erkenntnis

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel Neun: Moment der Erkenntnis

Razon nahm mit zittrigen Händen das Buch entgegen, das Amatoris ihm hinhielt. Es war ein recht dünner Band, mit einem flexiblen Ledereinband. Neben dem Titel "Projekt Auroria" standen noch einige Namen auf dem Buchdeckel - jedenfalls meinte Razon in diesen Worten Namen zu erkennen, denn ihm kam es so vor, sie irgendwo einmal gehört zu haben. Er las den kurzen Text unter dem Titel laut vor:
"Nach den Theorien von Doktor Gregory Prescot und Professor Doktor Mark Clementi von Darlene M. Stempton, Indira Taylor und Hu Wang weiterentwickelt. Ein Vorschlag an die Regierung der Vereinigten Staaten von Europa."

Er sah Amatoris an. "Was hat das zu bedeuten?"

Der Ebura rieb sich nervös den Arm und zuckte mit den Achseln. Er sah wie ein Kind aus, das sich nicht ganz sicher war, ob das, was es ausgefressen hatte, Konsequenzen haben könnte.

"Diese beiden Namen sagen mir etwas", sagte Razon nachdenklich. "Prescot und Clementi … die habe ich irgendwo mal gehört  …"

Während er "laut nachdachte", indem er vor sich hinmurmelte, begann er, das Buch durchzublättern. Ein Buch in einer uralten, vor hundert Jahren verlassenen Bibliothek, auf dessen Titel das Wort "Auroria" stand und es auch noch als "Projekt" beschrieb … das war mehr als merkwürdig: Es war unheimlich!
"Was ist das … ein Projekt?", wollte Amatoris wissen.

Razon fiel jetzt erst auf, dass sich ihre Rollen gedreht hatten: Draußen unter all den Ebura, all den vielen neuen Sitten und Gebräuchen eines ganzen Volkes, bestehend aus Männern, die auch noch miteinander die Schlaflager teilten, war er der Dumme und Ratlose. Amatoris war so etwas wie ein Fremdenführer und Lehrer für ihn - jetzt war es andersherum: Amatoris war der Fragende und Unwissende und er, Razon, war so etwas wie ein Fremdenführer. Dabei kannte er selbst nicht alle Geheimnisse, die diese Sammlung uralter Schriften verbargen.

"So etwas wie ein Vorhaben. Eine Art Plan, etwas zu bauen", sagte Razon und musterte die beschriebenen Buchseiten. "Hier stehen kaum Worte, dafür jede Menge Bilder und Symbole, die keinen Sinn ergeben."
Amatoris trat hinter ihn und blickte über Razons Schulter auf das Buch.

Überall waren Karten und Tabellen - alle mit Hand gezeichnet, wie es aussah. Jedenfalls waren hier und da Worte und Symbole durchgestrichen. Das Papier war noch erstaunlich gut erhalten und kaum vergilbt.

"Karten …", murmelte Razon.

"Von Titania? Oder von Auroria?"
"Kann ich nicht genau sagen", sagte Razon nachdenklich und stieß auf eine Seite, die eine Art Liste oder Tabelle zeigte. Er las die Worte laut vor, obwohl er keines davon verstand, außer einem: "Titan, Phoebe, Iapetus, Enceladus, Hyperion, Dione, Tethys … Was soll das sein? Und was hat das mit Auroria zu tun?"
Amatoris wich zurück, als Razon regelrecht ausfällig wurde. Er spürte, dass der Elf mit den blauen Haaren und dem Talent, seine wahren Neigungen sogar vor sich selbst zu verbergen, frustriert und enttäuscht darüber war, etwas gefunden zu haben, was ihm nicht weiterhalf. Razon war gerade im Begriff, das Buch zur Seite zu schleudern, als er innehielt.

"He, was … Ich glaube, ich habe was gefunden."

Der Ebura näherte sich Razon wieder. "Etwas, was uns wegen Lateo weiterhilft?"
"Vielleicht." Razon tippte mit dem Zeigefinger auf eine Zeichnung, die Kreise und Ellipsen beschrieb, und dazu jede Menge Zahlen, Symbole und Wörter. Er las wieder laut vor:
"Strahlenkarte, nach einem Entwurf von Dr. Prescot. Neben Gammastrahlung wurden in den Ringen des Saturns auch Thorium, Gadolinium und Spuren von Kobalt entdeckt. Jede dieser Strahlenarten gelten als unmittelbar tödlich, doch laut den Theorien von Dr. Prescot könnte gerade diese Kombination in geringer Menge zu erstaunlichen Effekten für biologische Lebensformen führen.

Ferner herrschen in den unmittelbaren Monden um Saturn erhöhte elektrostatische Ladungen, die in geringen Mengen für die Krebstherapie von Interesse sein könnten."
"Du sagtest doch, dass Lateo mit Strahlen angegriffen worden war!", rief Amatoris aufgeregt. "Könnte das eine Erklärung sein? Und könnten wir Lateo helfen oder nicht?"
"Nun", begann Razon nachdenklich. "Lateo lebt noch, also sind diese Strahlen nicht tödlich. Allerdings wurde er wiederbelebt, was bedeutet, dass er wahrscheinlich daran gestorben wäre. Gadolinium und diesen anderen Kram kenne ich nicht, aber Gammastrahlen und Kobalt kenne ich. In Huygens in der Nähe der Orkischen Ländereien nehmen sie Kobalt, um Lebensmittel haltbar zu machen. Und von Gammastrahlen weiß ich, dass sie nur für Menschen gefährlich sein können."
"Und?", fragte Amatoris ungeduldig.

"Ich denke", begann Razon gelassen, während er das Buch zuklappte und unter den Arm klemmte. "Lateo wird sich erholen. Er hat nicht mehr als einen gewaltigen Stromschlag erlitten und ist nur weggetreten." Er ging auf die Treppe, die zum Ausgang führte, zu. Während Amatoris ihm folgte, sprach er weiter: "Diese Wirkung auf biologische Wesen, von der dieser Prescot sprach, ist demnach die Fähigkeit, diese Strahlen als Waffe einzusetzen und andere damit angreifen zu können."
"Bleibt die Frage, wer ein Interesse daran haben könnte, ausgerechnet Lateo anzugreifen", gab Amatoris schnaufend zu Bedenken, denn er schleppte einen ganzen Stapel Bildbände und Bücher mit halbnackten und auch nackten Männern, die er in der Bibliothek gefunden hatte, mit sich.

"Und auch, woher dieser Jemand von diesen Strahlen wusste. Wir müssen sofort zurück. Wer immer Lateo das angetan hat, wird es wieder versuchen", sagte Razon und betrat die Treppe, als er im nächsten Augenblick gegen eine Tür aus schwarzem Holz stieß.

Der Schmerz ließ allmählich wieder nach. Razon rieb sich erschrocken die schmerzende Stelle an seiner Wange und Schulter, wo er gegen das Holz der Tür gestoßen war, die den Ausgang der Bibliothek versperrte. Amatoris betastete und beklopfte die Tür wie ein Arzt, der einen Patienten untersuchte.

"Wie kommt die plötzlich hier her?"

"Was soll das?", rief Razon gereizt. "Hat uns jemand eingesperrt, oder was?"
Amatoris drehte sich um und zuckte mit den Achseln. "Es sieht beinahe so aus."

Razon schnaubte, schob den Ebura zur Seite und ging auf die schwarze Tür zu. Er hieb mit beiden Fäusten heftig und aggressiv dagegen, doch sie bewegte sich nicht. Ein Türknauf oder ein Schloss war nicht zu erkennen. Auch fand Razon keine andere Vorrichtung, die einen Öffnungsmechanismus andeutete.

Er drehte sich zu Amatoris um und blickte den Elfen beinahe vorwurfsvoll an.

"Was siehst du mich an? Ich war's nicht …"
"Hast du nicht mal gehört, wie die Tür zufiel?"

"Du hast doch auch nichts gehört oder bemerkt, oder?"

"Und deine Fähigkeit, Gefühle zu spüren?", bellte Razon und spürte, wie er aggressiver und auch wütender wurde. Es war eine Mischung aus Angst und Frust; dabei hatte er weniger Angst vor dem Eingesperrtsein, sondern vielmehr davor, was sich außerhalb der Tür abspielen würde. Lateo war angegriffen worden und sie haben ihn einfach alleine zurückgelassen, um nach Antworten zu suchen. Und jetzt? Jetzt war er mit Amatoris zusammen in dieser uralten, mysteriösen Bibliothek eingesperrt. "Hast du die Anwesenheit jenem, der die Tür verschlossen hat, nicht bemerkt oder gespürt?"

Amatoris grunzte empört auf und stemmte die Hände in die Hüften. "Na hör' mal, ich kann meine Sinne doch auch nicht überall haben. Außerdem: Wer von uns beiden hält sich denn für den Schlaumeier schlechthin?"

Razon wollte etwas erwidern, doch Amatoris schien seine Gedanke bereits gelesen zu haben und fuhr ihm einfach über den Mund:
"Jaaah - ich kenne deine Gedanken und auch deine Vorurteile mir gegenüber!", zischte Amatoris. "Du hältst dich für ganz schlau und mich für einen Dummkopf. Warum? Wie kommst du darauf, klüger zu sein als ich? Weil ich mit Männern mein Schlaflager teile? Oder weil ich nicht so ernst daherrede wie du? Los, sag' schon! Sprich es ruhig aus …"
"Ich glaube, wir haben im Augenblick andere Probleme …"
"Du weichst aus, Blauschopf!", zischte Amatoris. "Immer schnauzt du mich und die anderen an und bist so kalt wie ein Eisberg. Du bist arrogant und gefühlskalt. Du hältst dich für was Besseres; glaubst, wir Ebura sind niedere Lebewesen, zu denen du nicht gehörst. Habe ich nicht Recht -"
"Sei still …" Razon wich Amatoris' Blick aus. Sein ganzer Körper bebte. Zorn, Wut, aber auch ein eigenartiges Gefühl von Angst und Ohnmacht überfielen ihn. "Bitte, sei endlich …"
"Was denn? Ich soll den Mund halten? Nur, weil ich etwas ausspreche, was du nicht hören kannst? Kannst du die Wahrheit nicht ertragen, oder was?"
Razon wandte sich von Amatoris ab und eilte in den hinteren Teil der Bibliothek. "Es muss doch noch einen zweiten Ausgang geben …"
"Du lenkst ab, mein Lieber!", rief Amatoris und folgte Razon.

"Ich suche nach einem anderen Ausgang. Wir müssen hier raus. Lateo ist vielleicht in Gefahr."
"Wieso machst du dir solche Sorgen um ihn? Er ist doch schließlich nur ein eburisches Schweinchen, oder?"
Razon wirbelte herum und blickte Amatoris wie zu Stein erstarrt an. Beide standen sich wie von einem auf den anderen Augenblick tiefgefroren gegenüber und sahen sich in die Augen.

"Was … was hast du … da gerade gesagt …?", flüsterte Razon kaum hörbar und mit zittriger Stimme.

Amatoris' Gesichtszüge wechselten von erregt und wütend zu erschrocken, dann unsicher.

"Das … das hast du doch mal gesagt, oder nicht?"

Razon schüttelte langsam den Kopf. "Und auch nie gedacht, falls du das vielleicht als nächstes sagen wolltest. Es war Laxus, der so abfällig über Lateo sprach, erinnerst du dich nicht mehr?"

Amatoris seufzte und schnitt eine Grimasse. "Ach, was weiß ich, dann habe ich eben was verwechselt …"
Razon neigte den Kopf zur Seite und musterte den Ebura misstrauisch. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft kamen ihm wieder Gefühle wie Misstrauen und Argwohn. Es kamen Fragen in ihm auf, die Antworten darauf erwarteten, was hier nicht stimmte. Hier war etwas seltsam … aber er konnte es nicht in Worte fassen. Nur, dass er ein "komisches Gefühl" hatte.

Amatoris rieb sich verlegen den Oberarm und seufzte abermals. "Es … es tut mir leid. Ich habe vielleicht etwas Panik bekommen und überreagiert."

Razon nickte und wandt seinen Blick von Amatoris ab. "Ja", sagte er leise, "da bist du nicht der einzige."

"Du machst dir um Lateo Sorgen, nicht wahr?"

Razon nickte wieder.

"Es wird ihm schon nichts geschehen. Dulcis ist doch noch da. Außerdem … warum sollte man Lateo etwas antun wollen? Das … das ergibt doch alles gar keinen Sinn."

"Du hattest Recht", sagte Razon, der mit seinen Gedanken ganz woanders war.

"Womit?"
"Mit allem", flüsterte Razon erschöpft und kaum hörbar. "Ich … ich sehe auf euch Ebura herab. Aber … aber ich möchte es nicht …"

Seine Stimme bebte. Irgendetwas in seinem Inneren wollte weinen, doch er konnte es nicht. Es war, als wäre sein Körper schlichtweg nicht dazu fähig. Er spürte Amatoris Gegenwart; spürte, wie er direkt hinter ihm stand. Er zuckte nicht zusammen, als er seine warme, sanfte Hand auf seiner Schulter spürte. Vielleicht, weil er sie erwartet hatte. Die Berührung …

"Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?"

Razon lachte leise und schüttelte den Kopf. Noch immer stand er mit seinem Blick von Amatoris abgewandt. "Was sollte ich dir denn sagen wollen? Du kannst doch meine Gedanken hören, meine Gefühle spüren …"
"Ich denke dabei eigentlich eher an dich", sagte Amatoris ernst. "Es wäre für dich vielleicht gut, bestimmte Dinge auszusprechen. Man kann den Magen eines anderen knurren hören, aber essen muss der Hungernde schon selbst."
Es folgten endlos viele Herzschläge Schweigen und Stille. Für einen Augenblick schien die Zeit stehen zu bleiben. Razon hatte das Gefühl, als würde er diese Szene, die er selbst erlebte, in einem Buch lesen und in diesem Augenblick das Buch zur Seite legen und über das Gelesene nachdenken.

Schließlich setzte er sich wieder in Bewegung. Er drehte sich langsam um und blickte Amatoris mit leeren Augen an.

"Ja … ja, ich würde sehr gern etwas sagen."

Amatoris Augen schimmerten wie Edelsteine und dieser Glanz, diese magische Schönheit fiel Razon jetzt erst auf. Auch dieses Gesicht; diese leicht hochgezogenen Wangen, welche seinen Zügen ein Aussehen eines immerwährenden Lächelns verlieh. Umrahmt von hellblondem, beinahe weißem Haar. Sollte er das aussprechen? Wollte Amatoris das etwa hören?

Er schluckte. Nein, es war etwas anderes, und das wussten beide.

"Ich möchte eine Geschichte erzählen", sagte Razon nach einem kurzen Räuspern mit erhobener Stimme. "Ich - Razon - möchte meine - unsere - Geschichte erzählen. Über mich und jemanden mit Namen Timeon … "

Es wird eine Geschichte erzählt (II)

Die Geschichte von Razon und Timeon

Ungerechtigkeit hat viele Gesichter: Mal betrifft sie bestimmte Lebensumstände wie die Krankheit einer liebevollen, freundlichen Person, der Tod eines geliebten Wesens oder die Tatsache, dass man ein Leben hat, das man nicht mag. Auch andere Dinge, wie beispielsweise die Bestrafung für ein Verbrechen, das man nicht begangen hat, oder die Ausgrenzung aus einer Gemeinschaft gehören dazu. Erlebt man jedoch all diese Dinge gleichzeitig und bestimmen sie obendrein ein Leben, dann könnte man mit Fug und Recht behaupten, dass es ein sehr schweres Leben ist, wobei die Frage erlaubt sein muss, ob es überhaupt noch ein lebenswertes Leben war.

Razon hatte jedoch bereits als Kind die Erfahrung gemacht, dass man all diese Dinge leichter ertragen konnte, wenn man jemanden an seiner Seite hatte, der einen auffing. Es lässt sich niemals ganz vermeiden, dass hin und wieder Regen fällt, aber dafür gab es Schirme. Und droht man irgendwo in die Tiefe zu stürzen, dann ist es sehr hilfreich, wenn jemand da ist, der einen festhält oder auffängt.

Timeon war solch ein Schirm und Fangnetz, obwohl er keineswegs so aussah. Als Razon ihn kennenlernte, waren sie beide noch Kinder gewesen. Es lag so lange zurück, dass Razon sich nicht einmal mehr daran erinnerte, wie alt sie beide gewesen waren, er wusste nur noch, dass er noch nicht lesen und schreiben konnte.

Die ersten Erinnerungen an Timeon schwammen wie undeutliche Bilder in einer trägen, jedoch transparenten Flüssigkeit und waren hauptsächlich durch Emotionen geprägt: ein Lachen, ein Weinen. Das Gefühl, nicht alleine zu sein.

"Du auch hier?"

"Jah, auch hier."
Dann wieder ein Lachen. Man sieht sich, man lacht, man mag sich einfach. Man ist nicht mehr alleine.

Nach und nach wurden die Bilder deutlicher: Aus Emotionen wurden allmählich Gedanken und klare Worte:

"Hallo Razon, bist du wieder am Basteln?"

"Ich baue und konstruiere!"

Razon und Timeon waren jetzt Kinder, junge Elfenjünglinge von vielleicht neun Sommern. Während er, Razon, der Tüftler, Bastler und Leser war, war Timeon der Entdecker, der Spieler, der Risikofreudige. Er hatte immer wieder neue Ideen für neue Spiele und Razon baute die erforderlichen Geräte dazu: Am Anfang waren es einfache Kieselsteine, die zu Kanonenkugeln umfunktioniert wurden. Dann verwandelte er Holzscheite in Boote und Flöße. Später, sie waren beide etwa fünf oder sechs Sommer alt, baute Razon sein erstes Wasserrad: Aus Holzscheiten und Seilen entstand die erste echte Konstruktion. Primitiv, aber funktionstüchtig. Viele Stunden konnten die Elfenjungen einfach nur dasitzen und das Wasserrad beobachten, wie es vom Strom des Flusses (der sich am Waldrand in der Nähe ihrer Siedlung befand) angetrieben wurde.

Während Timeon ein Meister im Geschichten erzählen und Spiele ausdenken war, war Razon immer sehr bemüht, sich neue Konstrukte und Maschinen auszudenken. Obwohl sie so unterschiedlich waren, verstanden sie sich gut. Razon konnte sich an keinen einzigen Streit erinnern. Nie war er auf Timeon wütend gewesen, nie musste er sich über ihn aufregen. Timeon störte nie, war immer willkommen. Seine Geschichten, seine zum Teil absurden Einfälle inspirierten Razon für immer gewagtere Konstrukte und Gebilde.

"Was wäre, wenn das Wasser nicht nur das Rad, sondern ein ganzes Schiff antreiben könnte", überlegte Razon laut, während sie am Fluss saßen und das Wasserrad beobachteten.

Timeon stand auf, streckte seine Arme aus und bewegte sich wie ein Vogel mit den Armen schwingend durch die Gegend.

"Seht mich an, ich bin das Vogel-Schiff, das von der Strömung des Wassers angetrieben wird!"
Razon lachte und meinte: "Die Armee fährt mit Schiffen über das Meer, das weiß ich, aber …" Sein Blick wurde wieder ernst. "Sie werden nur vom Wind angetrieben und sind deshalb sehr langsam."
Timeon ließ sich neben Razon wieder ins Gras fallen, wischte sich eine hellblonde Strähne seines weichen, dünnen Haars aus dem Gesicht und sagte: "Wozu sollten sie schneller schwimmen?"

"Schiffe schwimmen nicht, sie fahren."
"Aber sie müssen doch schwimmen, sonst gehen sie unter."

Razon knuffte Timeon in die Rippen und der schlaksige Elfenjunge ließ sich zur Seite fallen und stöhnte übertrieben laut, als wäre er halb tot geprügelt worden.

"Du weißt genau, wie ich das meine."

Timeon seufzte, richtete sich wieder auf und nickte. "Wieso beschäftigt dich das so?"
Razon zuckte mit den Achseln. Im Gegensatz zu Timeon war sein Haar hellblau und reichte ihm gerade mal bis knapp über die Schultern. "Ich weiß nicht. Ich finde das sehr spannend."

Timeon klopfte seinem Freund auf die Schulter und sagte mit einer erhobenen, bedeutungsschwangeren Stimme (als mime er einen Theater-Schauspieler): "Eines Tages, mein Freund, wirst du eine Maschine bauen, die dich überall hinbringt, wo du auch hin möchtest."
"Uns", korrigierte Razon und blickte Timeon ernst an. "Ohne dich werde ich zu keiner Reise aufbrechen."

Eigentlich hatte Razon jetzt erwartet, dass Timeon sich selbst überschwänglich verbessern würde; sagen würde: Natürlich werden wir gemeinsam die Welt bereisen, mein Freund!

Aber er überraschte ihn, indem Timeon ihn zuerst nachdenklich anblickte, dann wenig überzeugend lächelte und leise sagte: "Du wirst nicht alleine sein."

Dann löste sich jene seltsam-mysteriöse Szene wieder auf und die beiden wurden wieder zu Kindern. Kinder, die in ihren "Flugschiffen" und "Schwimmbooten" über alle Meere und Wüsten reisten; die abenteuerliche Questen bestanden und dabei alle möglichen Ungeheuer, Monster und Dämonen besiegen würden.

Sie waren zwölf Sommer alt, als Timeon das erste Mal die Sonne erwähnte. Und den Saturn.

"In den vielen Büchern, die du immer liest, steht doch, dass die Ringe von Saturn Energie abstrahlen."

Es war ein kühler Sommerabend; sie saßen unter einem Dach aus Weinreben, deren Blätter bereits gelb waren, und machten Hausaufgaben. Das heißt, Razon machte Hausaufgaben, während Timeon wieder "laut träumte", und sein Schulheft mit allerlei Zeichnungen vollkritzelte.

Razon, der in einer Rechenaufgabe vertieft war, blickte auf und runzelte die Stirn. Sein Haar trug er inzwischen länger, während Timeon seine hellblonden Haare immer noch kurz trug, dafür jedoch mit Feder und Stirnband geschmückt.

"Was willst du damit sagen?"

Razon wunderte sich sehr, vor allem, weil sein bester Freund und Bruder im Geiste sich nie für Technologie oder Naturwissenschaft interessierte.

"Darauf könnten wir doch reiten wie die Schiffe auf dem Wasser."

Timeons Augen strahlten und funkelten, während er diese Worte sagte. Sein Gesicht wirkte sehr jung, sehr kindlich und unschuldig und gleichzeitig wieder wissend. Wie ein Elf, der nur so tat, als wäre er naiv und gleichgültig, aber sehr genau wusste, was er sagte und wie er es sagen musste. So, als hätte er es lange Zeit geplant und einstudiert, um es im richtigen Moment auszusprechen. Ein Moment, in dem es beiläufig und doch bestimmt wirkte.

"Timeon, glaubst du, wir beide könnten mal durch die Lüfte fliegen wie Vögel?", brach es aus Razon heraus. So plötzlich und explosionsartig, dass er selbst kurz darüber erschrak.

"Wie die Vögel?", fragte Timeon leise, beugte sich über den Tisch und lächelte ihn an. "Nein, wie Schiffe auf dem Wasser."

Razon vergaß in diesem Augenblick seine Verwunderung darüber, dass Timeon eine solch brillante und gleichzeitig fatale Idee geäußert hatte. Fliegen war unmöglich und was die größten und klügsten Gelehrten nicht zustande brachten, sollten zwei Kinder hinbekommen?

Doch Timeons Gabe, ihn mit seinen Fantastereien, seinen Spielen und Träumereien zu begeistern, ließ Razon diese Bedenken und Gedanken vergessen. Wieder waren sie Kinder, die in ihrer Traumwelt verschwanden und sich dort ausmalten, wie es wohl sei, auf den Ringen des Saturns zu laufen, sich von der Energie der Sonne tragen zu lassen, auch wenn die Spiele immer kürzer wurden. Dafür wurde ihr Wirken in der Realität immer ausgedehnter, denn die Idee ein "Flugboot" zu bauen, reifte von Tag zu Tag.

Bis zu jenem Tag, an dem sich die Naturgesetze an den kindlichen Fantasien zweier junger Elfen rächte.

Zwei Jahre waren vergangen, seit Timeon die Idee eines "Flugbootes" geäußert hatte, und wie es angetrieben werden sollte: durch die Energie der Sonne und des Saturns. In den Büchern stand, dass die Luft auf Titan erfüllt war von etwas, was man "Sonnenwinde" nannte. Vor langer Zeit waren diese Winde einmal gefährlich gewesen, doch nun seien sie Teil der Natur.

"Wie jedes Boot", sagte Timeon einmal aufgeregt. "braucht unser Boot ein Segel. Nur fängt es nicht den Wind - "
"- sondern die Sonne ein", beendete Razon den Satz und grinste.

Er hielt das Tuch, welches in der Morgensonne schimmerte, hoch und betrachtete es kritisch. Es war ein einfaches Untara-Seiden-Tuch, welches er jedoch mit einer hauchdünnen Silberfolie überzogen hatte. Es war so dünn, dass er Timeons Konturen dahinter erkennen konnte.

"Du hast doch keine Zweifel, oder?"

Razon ließ die Arme und das Tuch langsam sinken und blickte seinen besten Freund ernst an. Sie hatten sehr viel Zeit damit verbracht, überhaupt ein geeignetes Tuch zu finden, geschweige denn die viele Arbeit, Silberfolie auf das Seidentuch zu kleben. Außer einander hatten die beiden keine wirklichen Freunde. Lediglich ihre Eltern waren gut befreundet. Manchmal fragte sich Razon, ob sie nicht zu viel Zeit mit diesem Flugboot verbrachten. Sie waren inzwischen in einem Alter, in dem sich die meisten anderen Elfenjungen für andere Dinge interessierten: Die Akademie, Mädchen …

Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe nur …"
Razon hielt inne und wendete seinen Blick von Timeon ab. Dieser kam langsam auf ihn zu und berührte ihn an der Schulter. Vor einigen Tagen hatte Timeon sich auf dem Jahrmarkt eine Fliegerbrille gekauft, die er jetzt wie eine Art Stirnband trug. Fliegerbrillen in einer Welt ohne Flugmaschinen? Nein, Timeon hatte es Fliegerbrille getauft, vorher war es eine Schutzbrille für die Augen und wurde vor allem von Schweißern oder Schmieden verwendet.

"Was hast du?"
Razon blickte Timeon in die Augen und da war es wieder: Dieses Gefühl, das in ihm erwachte, wenn er diese hellblauen Augen sah, die ihn immerzu an blaue Edelsteine erinnerten, welche von kristallklarem Eis umschlossen waren. Es war das unglaubliche, beinahe übermächtige Gefühl der Vertrautheit. Man konnte es nicht mit den Gefühlen vergleichen, welche man einem Bruder oder Freund gegenüber empfand. Es war, als wäre der eine ein Teil vom jeweils anderen; als wären Timeos und seine Seele eine einzige, aber in zwei Körpern aufgeteilt. Der jeweils eine wusste immer, was der andere dachte oder fühlte und umgekehrt. Schon als Kinder hatten sie das entdeckt. Sie ergänzten sich hervorragend: Der Techniker und der Spieler, der Kühle und der Lebenslustige, der Rationale und der Träumer, Razon und Timeon …

"Warum müssen wir gleich vom Dach der Scheune springen, Timeon?", sagte Razon leise.

"Weil dort die Sonne aufgeht und direkt gegenüber befindet sich Saturn", antwortete Timeon sachlich. "Stell' dir mal vor, wie wunderschön es aussehen wird, wenn die ersten Sonnenstrahlen hinter der Scheune zum Vorschein kommen, auf das Sonnensegel treffen und es mich dann wie einen Vogel oder einen Falter schwerelos durch die Lüfte gleiten lässt."
Er lächelte Razon aufmunternd an, doch Razon schaffte es zunächst nicht, dieses Lächeln zu erwidern. Die Scheune war mehrere Meter hoch und ein Sturz würde zu schweren Verletzungen führen. Doch diese Zweifel waren nur für einen Augenblick da, dann schwanden sie wieder und Razon erwiderte das Lächeln. Timeon hatte immer Recht behalten und ihre Freundschaft basierte nicht nur auf Seelenverwandtschaft, sondern auch auf Vertrauen.

"Das wird bestimmt überwältigend", sagte Razon leise und lächelte.

Er stand auf der Wiese vor der Scheune, während hinter Timeon langsam die Sonne aufging. Er sah zu ihm auf und beobachtete, wie Timeon das Tuch aus Seide und Silber wie die Flügel einer Fledermaus trug. Er hielt sie hoch und das Sonnenlicht fing sich im silbrigen Tuch. Razon lächelte und Timeon rief etwas Unverständliches. Obwohl er seine Worte nicht verstanden hatte, nickte er und lächelte.

Dann - es waren nur Bruchteile einer Sekunde, doch für Razon war es ein endloser Moment - erhob Timeon seine Arme und jetzt sah er wirklich wie eine Fledermaus oder ein Vogel aus. In diesem kurzen Augenblick gingen Razon plötzlich viele Fragen durch den Kopf:

Warum ist Timeon alleine da oben? Wieso bin ich nicht bei ihm?

Timeon wartete; die Sonnenstrahlen durchdrangen den Stoff.

Warum testen wir das Segel heute schon, warum nicht morgen?

Timeon setzte zum Sprung an.

Warum will er unbedingt fliegen? Warum ohne Boot, sondern alleine nur mit dem Tuch?

Timeons Füße befanden sich plötzlich nur knapp einen Finger breit über den Schindeln des Daches, auf dem er stand.

"Ich schwebe, ich schwebe!", schrie er, jedoch mehr erschrocken als überrascht. Hatte er Angst? Hätte er es selbst nicht für möglich gehalten? Warum war er dann auf das Dach der Scheune gestiegen?

Razon befand sich wie in einem Traum; einen jener Träume, in denen man sich nicht bewegen konnte. Und wenn man sich bewegte, dann tat es weh.

Etwas stimmt nicht!, schrien seine Gedanken, schrie sein Verstand.

Er war der Rationale, Timeon der Träumer.

Doch in der Wirklichkeit gelten nicht dieselben Regeln wie in Träumen.

War es ein Traum oder war es Wirklichkeit? Bildete er es sich nur ein oder sah er Timeon wirklich schweben?

Razon erlebte eine schaurige Mischung aus Furcht und Freude, aus Angst und Euphorie. Er bemerkte nicht seine Mutter, die ihn rief, und auch nicht die Stimme von Timeons Vater.

"Was machst du da oben?"
"Bei den Göttern, seid ihr verrückt geworden?!"

Es war wie in einem Traum; es war wie in einem Alptraum.

Der kurze, nicht einmal einen Herzschlag andauernde Augenblick war verstrichen und Timeon stürzte in die Tiefe. Razon sah ihn fallen und während des Sturzes meinte er ihn schreien zu hören und auch wieder nicht. War es Lachen? Lachte Timeon etwa?

Er stürzte


… und landete direkt vor mir auf der Wiese. Noch immer höre ich dieses Geräusch. Ich weiß nicht mehr, was danach geschah, nur, dass Timeon mich angelächelt hat. Dass er mir das hier gegeben hat, seine Fliegerbrille, und dass er gesagt hat …

"… Sonnensegler … es ist ein … Sonnensegler …"

Dann sagte Timeon nichts mehr. Er sagte nie mehr etwas, dies waren seine letzten Worte gewesen.


"Er ist tot", sagte Razon tonlos und obwohl er sich bemühte, weiterhin seine Gefühle in Zaum zu halten und kühl, beherrscht und ernst zu wirken, rollte eine Träne seine Wange herab.

Amatoris starrte ihn entsetzt an. Er wusste nicht, womit er gerechnet hatte, aber nicht damit. Nicht damit, dass sich der kühle Razon für den Tod eines Freundes verantwortlich fühlte.

"Du hast das Flugboot trotzdem gebaut", sagte er leise.

Razon nickte. Er hatte seinen Blick von dem Ebura abgewandt und starrte ins Leere.

"Warum? Es muss dich doch ständig an ihn erinnert haben."

"Vielleicht deshalb, weil es das einzige war, was ich noch hatte." Er drehte sich um und blickte Amatoris mit regungsloser Miene an; alleine das feuchte Glänzen in seinen Augen verriet, wie es in seinem Inneren aussah.

"Seine Eltern gaben mir die Schuld. Einen Mörder haben sie mich genannt. Ich durfte nicht bei seinem Begräbnis dabei sein, mich nicht von ihm verabschieden. Im Dorf haben sie mich alle wie einen Aussätzigen behandelt und wichen mir aus. Meine Eltern verstießen mich. Sie hätten keinen Sohn mehr."

"Warum hast du diese Gegend nicht einfach verlassen?"

Razon grunzte. "Weil … weil … " Er rang nach Worten. "Weil ich bei ihm sein wollte. Timeon war überall. Jeder Baum, jeder Stein, ja auch dieser blöde Bach, wo wir mit diesem dummen Wasserrad als Kinder gespielt haben, erinnerte mich an ihn und ich WOLLTE diese Erinnerung nicht verlieren."

Es herrschte einen Moment lang Stille, bis Amatoris sie schließlich brach.

"Du hast den Sonnensegler gebaut, aber nicht nur um Timeons letzten Wunsch zu erfüllen." Er machte eine Pause und rutschte auf dem Boden, wo sie saßen, näher an Razon heran. "Du wolltest zu ihm. Du wolltest ihm nahe sein, in dem du seinen Traum leben wolltest."
Razon bebte, aber er schwieg.

"Alles, was du getan hast, seit jenem Tag, an dem Timeon gestorben war, war es, hierher zu kommen. Nach Auroria, zu mir, zu Dulcis, zu Lateo … Zu uns, weil du zu uns gehörst."

Razon stand ruckartig auf und machte einige zornige Schritte von Amatoris weg. Er wischte sich mit dem Unterarm übers Gesicht und schniefte.

"Unsinn. Wie sollte ich das? Ich kannte Auroria doch gar nicht …"
"Alle, deren Seelen verletzt wurden, kommen hier her. Ohne Ausnahme."
"Ach? Woher willst du das wissen?"
"Weil uns allen Ähnliches passierte wie dir", sagte Amatoris ruhig. "Timeon war dein Seelenpartner, ihr seid zwei Körper aber eine Seele gewesen. So etwas ist sehr selten. Das geht weit über Liebe hinaus …"
Razon lachte humorlos. "Das ist doch ein Witz. Wir waren nicht … verliebt. Ich bin doch keine … Ebura …"

"Gib es doch zu!", forderte Amatoris ihn heraus. "Es kann dir nichts geschehen. Liebe ist kein Verbrechen, sich dagegen zur Wehr zu setzen allerdings schon."

"Hör' auf! Hör' auf, so zu reden …"
"Er war die Liebe deines Lebens und du glaubst bis heute, dass du Schuld an seinem Tod hast …"
"HÖR AUF! HÖR ENDLICH AUF!", brüllte Razon, und sein Gesicht glänzte von den Tränen, die ihm in Strömen über das Gesicht liefen. "Ich bin und war nie in ihn verliebt. Ich liebe Lateo nicht!"

Er hielt inne und starrte Amatoris an.

"Lateo?"

Razon wollte schreien, brüllen, doch ihm versagte der Atem. Seine Knie zitterten und als Amatoris auf ihn zu stürmte, um zu verhindern, dass er ohnmächtig auf den Boden stürzte, sammelte Razon erneut seine Kräfte und wollte den Ebura von sich stoßen. Er schlug und boxte müde auf Amatoris ein, doch dieser packte ihn an den Armen und hielt ihn. Hielt ihn fest.

Razons Schreien, Fluchen und Brüllen verwandelte sich immer mehr in Weinen, Schluchzen und Wimmern. Noch während er Amatoris Beschimpfungen und Flüche an den Kopf warf, drückte dieser ihn an sich, umarmte ihn wild, hielt ihn fest.

"Es ist gut. Lass dich gehen, Razon …"

Er ließ sich gehen, er ließ sich zum ersten Mal in seinem Leben gehen. Seine Arme wurden müde und schlapp. Er sank weinend und wimmernd zusammen und vergrub sein Gesicht in Amatoris Brust, fühlte dessen Herzschlag, seine Wärme, seine Geborgenheit …

"Es ist alles gut. Alles ist gut."

Sie sanken beide eng umschlungen auf den Boden. Während Razon ein zitterndes, weinendes Bündel war, umschlang Amatoris ihn, streichelte über seinen Kopf und seine Haare und flüsterte ihm beruhigend zu, wie es eine Mutter mit ihrem Kind tat.

"Tot … tot … er ist … tot …", wimmerte Razon nach scheinbar endlos langer Zeit. "Habe ihn … geliebt … habe ihn … geliebt … Timeon …"

Amatoris streichelte seinen Rücken und drückte seine Wange gegen Razons Kopf. "Ich weiß. Es ist gut … lass es heraus."

"Meine … Schuld …"
"Es war nicht deine Schuld", sagte Amatoris. "Ihr wart beide noch Jünglinge. Kinder fast …"
"Unfall … gemeiner, verdammter … Unfall …"

Geliebt …

Timeon …

Er hatte ihn wirklich geliebt.

Razon hatte einen Teil seiner Seele verloren, denn Timeon war dieser Teil seiner Seele gewesen, der jetzt fort war.

Mit den letzten Augenblicken vor seinem inneren Augen, als Timeon ihn angelächelt hatte, schlief Razon in Amatoris' Armen ein, und das Letzte, was er sah, wie sich Timeons Gesicht zu verändern schien und sich in Lateo verwandelte; nur die Augen waren dieselben.

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